Rückblick

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Marta hat eine Torchance im Spiel bei Linköping

Die Saison 2016 ist nun vorbei. Zeit für eine kurze Bilanz.

Linköping ist der souveräne neue schwedische Meister. Vor der Saison hätte man sicher viel Geld verdienen können, wenn man vorausgesagt hätte, dass die Mannschaft um den wohl kommenden Nationaltrainer Martin Sjögren am Ende mit zehn (!!!) Punkten vor der Startruppe vom FC Rosengård landen würde.

Lange marschierten beide Teams im Gleichtakt, aber am Ende zog Linköping unwiderstehlich davon. Entscheidend einerseits der 1:0 Sieg für Linköping im, ja, alles entscheidenden Spiel gegen Rosengård.

Kristine Mindes Kopfball in der 81. Minute im strömenden Regen von Linköping stieß das Tor weit auf, danach implodierte Rosengård.

Linköping hatte bis auf Fridolina Rolfö, die etliche Wochen ausfiel und verletzungsanfällig bleibt, kaum Verletzungen zu beklagen. Das Trio Pernille Harder Stina Blackstenius und Kristine Minde erzielte 53 von 73 Toren, das SPielsystem 4-3-3 war optimal für den vorhandenen Kader. Im Mittelfeld zog eine überragende Claudia Neto die Fäden und in der Abwehr konnte der Rücktritt von Ikone Charlotte Rohlin durch due Beförderung von Magdalena Ericsson zur Kapitänin ohne Reivungsverluste aufgefangen werden. Die Dänin Janni Arnth war ein ebenso gelungener Einkauf, wie die beiden Aussenverteidigerinnen aus der Region, Jonna Andersson und Jessica Samuelsson Garanten für Sicherheit hinten wie Offensivkraft vorne waren.

Dass Martin Sjögren nach dem Weggang der starken Amerikanerin Katie Fraine im Tor der jungen Cajsa Andersson das Vertrauen aussprach, erwies sich nach 22 Spieltagen als ein weiterer hervorragender Schachzug des Trainers. Andersson wuchs an der Aufgabe und gehört nunmehr zu den besseren Torhüterinnen der Liga.

Linköping profitierte aber auch davon, dass Rosengård mit etlichen Verletzungen zu kämpfen hatte. Zu Anfang der Saison fiel gleich die neue Stammtorhüterin Erin McLeod für mehr als ein Jahr aus. Auch Zecira Musovic verletzte sich, weshalb man mit der vereinslosen Ex-Nationaltorhüterin Sofia Lundgren eine etablierte Torfrau nach Malmö holte.

Gaelle Engamanouit, die als Torjägerin geholte Kamerunerin aus Eskilstuna, verletzte sich ebenfalls fast direkt und in der zweiten Saisonhälfte fielen auch die neu geholte Lotta Schelin und Lieke Martens zeitweise aus. Dass man mitten in der Spielzeit auch noch die neben Marta wichtigste Spielerin, Sara Björk Gunnarsdottir, an den zahlungskräftigen VfL Wolfsburg verlor, machte die Aufgabe von Trainer Jack Majgaard Jensen nicht gerade einfacher.

Das soll und kann allerdings den Erfolg vonm Linköping nicht schmälern. Aber keine zwei Wochen nach dem Gewinn des Meistertitels verliert Linköping bereits seine überragende Spielerin: Pernille Harder geht ins Ausland, wohin sollen wir nächste Woche erfahren. Zwar kommt mit Lina Hurtig eines der grössten Talente der letzten Jahre, aber der Verlust von Harder ist erst einmal nicht zu ersetzen, wenn die Brieftasche Begrenzungen hat. Fraglich ist auch noch, ob Stina Blackstenius bleibt. Auch die 20-Jährige, deren Nationalteam (U20) morgen möglicherweise bereits aus der WM in PNG fliegt, hat mehrere Angebot aus dem In- und Ausland, hat aber gesagt, dass sie nur ins Ausland gehen würde oder aber in Linköping bleibt. Ich fürchte, dass auch sie gehen wird.

Dahinter dann?

Eskilstuna hatte eine zu grosse Spielerfluktuation vor der Saison, kam dennoch auf den dritten Platz. Hervorragender Vierter abermals im Topwuartett: Piteå IF, dass aber nun mit Irma Helin schon wieder eine Schlüsselspielerin ersetzen muss., Helin trainierte diese Woche zweimal beim 1.FFC Frankfurt. Vom schwedischen Vierten zum deutschen Sechsten?

Die Aufsteiger haben beide sehr positiv ¨überrascht. Vor der Saison sass ich noch mit der rückkehrenden Isländerin Gudbjörg Gunnarsdottir in einem Café am Karlaplan in Stockholm und Gugga sagte mir, dass sie unsicher sei, wo ihr Team stehen würde. Am Ende kam ein sehr respektabler sechster Platz heraus mit Luft nach oben, denn am Ende ging der Traditionsmannschaft aus Stockholm die Luft aus. Bitterer Beugeschmack aber: Mit nur 376 Zuschauern hatte man trotz ansprechenden Spiels den schlechtesten Schnitt der Liga und das in der bevölkerungsreichsten Stadt oder gerade deshalb?

Die Portugiesin Carolina Mendes muss Stockholm verlassen nach nur einer Saison. Vielleicht bekommt sie ein Angebot vom Lokalrivalen Hammarby, der aufgestiegen ist und Verstärkung braucht.

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Tabitha Chawinga

Kvarnsveden, der Sieger der Elitettan 2015, war bespöttelt worden. Das Wort „dålig“ (schlecht) hatte der Trainer verboten, der Verein sich nur mit vier Spielerinnen aus der zweiten Liga verstärkt. Das wird nicht reichen, sagten ALLE Experten, inklusive meiner Wenigkeit und machten Daumen runter beim Presseauftakt im April. Es sah nicht so gut aus, aber besser als erwartet, als die Olympiapause begann, dann holte jemand die Ghanaerin Elisabeth Addo und die Amerikanerin Tiffany Weimer und mit den Beiden lief es prächtig, nicht zuletzt für die von allen Vereinen begehrte Malawierin Tabitha Chawinga, die innerhalb von zwei Jahren von der dritten in der ersten Liga aufgestiegen war und selbst dort angekommen nun immerhin noch beeindruckende 15 Tote schoss. Nicht auszudenken, wie viel Mal sie für einen Topclub getroffen hätte. Chawinga spielt mit grosser physischer Stärke, Schnelligkeit mit einem unbändigen Zug um Tor. Als ich sie in Kvarnsveden im Sommer erstmals live spielen sah beschäftige sie trotz der 0:4 Niederlage gegen Rosengård immer wieder Nationalspielerinnen wie Emma Berglund und Amanda Ilestedt aufs Äusserste.

Kristianstad hatte am Ende Glück und rettete sich mit 1,5 blauen Augen vor dem Abstieg. Das Geld fehlt in der kleinen Stadt.

Runter dagegen muss der einst so glorreiche Umeå IK nach skandalösen Turbulenzen. Der Vereinsvorsitzende entliess das komplette Trainerteam gegen den Willen der Spielerinnenm wurde deshalb enorm kritisiert und trat deshalb wenig später selber zurück. Selbst ohne diese Differenzen hatte Umeå zu wenig Ressourcen, um eins schlagkräftiges Team auf den Plat zu stellen. Und mit Hanna Folkesson uynd Jenny Hjohlman waren zwei der gedachten Leistungsträgerinnen fast die ganze Saison verletzt. Bitter.

Am Montag steigt die Gala des Fussballs im Stockholmer Ericsson Globe und da bietet sich die Gelegenheit, mit den Preisträgerinnenzu sprechen. Haushohe Favoritin auf den „Diamantenball“ als Fussballerin des Jahres dürfte Chelsea Ladies Torfrau Hedvig Lindahl sein. Zum zweiten Mal in Folge, aber nach den geretteten Elfern bei der Olympiade wohl kaum zu übergehen. Es sei denn, man entscheidet sich für die zweifache Elfersiegerschützin Lisa Dahlkvist. 

Mitten in der Saison entschied sich Anette Börjesson nach 20 (!!!) Jahren die Seite http://www.damfotboll.com nicht länger zu betreiben.  Für den frauenfussball in Schweden ein grosser Verlust, denn nach wie vor berichten die Mainstreammediuen in erster Linie über die Nationalmannschaft, die Champions League und den Kampf um die Meisterschaft. Ansonsten bin ich ziemlich allein auf weiter Flur, wenn ich etwa Spiele in Stockholm besuche. Deshalb blogge ich seit dem 1. Juli auch auf Schwedisch und versuche, mit Spielerinneninterviews ein wenig dazu beizutragen, dass die Lücke gefüllt wird.

Seit dem 1. Juli gab es längere Interviews mit Marianne Gajhede KnudsenKristine MindeOlga Ekblom, Magdalena Ericsson, Mimmi Larsson, Irma Helin, Denise Sundberg, Zecira Musovic, Sofia Jakobsson, Emilia Appelqvist, Claudia Neto, Sara Björk Gunnarsdottir und Nora Holstad BergeLeider habe  ich es wegen hoher Arbeitsbelastung nicht geschafft, die Gespräche auch auf Deutsch zu veröffentlichen.

 

 

 

 

Vorteil Linköping

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Katrin Schmidt (Djurgården) lässt Filippa Curmark (Göteborg) stehen

Rosengård kam am Sonntag bei Vittsjö GIK nicht über ein 0:0 hinaus. Lotta Schelin war verletzt, dafür wurde in den letzten 20 Minuten die monatelang abwesende Gaelle Engamanouit eingewechselt. Aufregung bei Malmö, weil Vittsjös Goalie Katie Frayne die Niederländerin Lieke Martens rüde im Strafraum von den Beinen holte, aber die Schidsrichtern die Pfeife nicht ertönen ließ. 90% aller Schiris hätten hier Strafstoß entschieden, Fraine berührte den Ball aber vor allem die Gegnerin.

Linköping siegte munter weiter, jetzt gegen den Zehnten Kristianstad und wieder einmal hießen die Torschützinnen Pernille Harder und Stina Blackstenius beim 2:0. Damit hat Linköping nicht nur das bessere Torverhältnis, sondern bei einem Spiel weniger als Rosengård auch schon einen Punkt mehr. Vorteil also, obwohl das nächste Heimspiel gegen Djurgården alles andere als einfach werden wird.

Djurgården profitierte von einer umstrittenen Linienrichterentscheidung (war der Ball wirklich im Tor?) gegen Göteborg und liess den Gegner das 2:0 per Eigentor machen. Aber spielerisch überzeugten die Hauptstädterinnen und gewannen verdient. Der Aufsteiger könnte tatsächlich einen Platz unter den Top 5 schaffen, selbst der dritte Rang ist nicht unmöglich. Tolle Leistung des Gesamtteams, aus dem ich Torhüterin Gudbjörg Gunnarsdottir und das zentrale Mittelfeld mit Katrin Schmidt und Emilia Appelquist hervorheben würde. Immens wichtig auch Torjägerin Mia Jalkerud. Alle andern spielen hervorragend mit, was notwendig ist für die Gesamtleistung und Neuzugang Michelle Wörner aus Deutschland (kam jetzt von Sunnanå SK) überraschend stark im linken Mittelfeld trotz Sprung von zweiter Liga in die erste.

ffschweden im Gespräch mit Emilia Appelqvist

millanSeit Anfang des Monats schreibe ich zwei Frauenfußballblogs. Auf Deutsch und nun auch auf Schwedisch. Das Ende von damfotboll.com hat dazu geführt,. dass der Sport seine wichtigste Publikation verloren hat. Ersetzen lässt sich das nicht, aber ich will weiterhin Spielerinnen interviewen und auf diese Weise ein wenig dazu beitragen, dass Frauenfußball gesehen wird – auch in Schweden.

Am Freitag habe ich am Rande des Extrainings für die Legionäre aus Frankreich und Deutschland kurz darüber mit Lotta Schelin gesprochen. Sie fragte mich, ob das endgültig sei mit damfotboll.com und ich antwortete, dass sie selber ja genug Öffentlichkeit bekomme mit vielen Interviews im Fernsehen oder Radio, aber dass viele, viele andere Spielerinnen einfach nur auf damfotboll.com sichtbar gemacht wurden.

Das mag selbst für eine inzwischen som etablierte Nationalspielerin wie Emilia Appelqvist gelten. Die 26-Jährige kommt aus Uppsala, spielte dann für AIK, Tyresö, Piteå und nun seit Anfang der Saison für Djurgården, wo sie auch Kapitänin ist. Emilia war 2009 Kapitänin der schwedischen U19-Nationalelf, die das Finale der EM in Minsk erreichte.

Ich traf mich mit Emilia am Donnerstagnachmittag vor dem Training auf Kristinebergs IP. Gudbjörg Gunnarsdottir versorgte uns mit einem Becher Kaffee und wir gingen auf die Tribüne der früheren Djurgården-Heimarena, in der Djurgården seine großen Zeiten erlebte, die heute nur noch als Trainingsgelände dient. Kristineberg erfüllt lange nicht mehr die Kriterien, die an Spiel in der Damallsvenskan gestellt werden und die von den Vereinen selber formuliert wurden, in der Hoffnung, Städte und Gemeinden würden ihnen dann diese Kriterien erfüllen.

Wir sitzen auf der Tribüne und ich denke daran, dass ich ungefähr an genau derselben Stelle vor sieben Jahren mit Sara Thunebro gesessen habe, bevor sie nach Frankfurt wechselte. „Wie geht es dir?“ habe ich ‚Thunis‘ vor kurzem in Eskilstuna bewusst auf Deutsch gefragt und sie antwortete ‚Mir geht es gut. Wie geht’s dir?“ Damals, 2009, konnte sie noch kein Deutsch.

Emilia Appelqvist spielt im zentralen Mittelfeld und mein Kollege Anders Sännås Lundquist, der gerade nach fünf Wochen Herren-EM aus Frankreich zurückgekehrt ist, schrieb, dass Appelqvist den neuen Spielertypen verkörpere, der sich in den letzten beiden Jahren Platz geschaffen habe.

Appelqvist verletzte sich im Mai in Piteå, ausgerechnet da, wo sie die beiden Spielzeiten vorher gespielt hatte und den Weg in die Nationalelf machte. Sie musste am Knie operiert werden, eine sogenannte Schlüsselloch-OP. Meine erste Frage gilt denn auch ihrem rechten Knie und warum sie zuletzt gegen Linköping nach 73 Minuten ausgewechselt wurde.

„Ich hatte im ersten Spiel 45 Minuten gespielt und dass ich dann nur 75 spielen sollte, war eigentlich eine Vorsichtsmaßnahme. Es ging sehr gut, es tat nicht weh, es ging nur darum, es nicht zu übertreiben und da reichten 75 Minuten völlig aus,“ sagt Emilia Appelqvist.

Als ihr gegen Umeå spieltet, saß Pia Sundhage auf der Tribüne. Das war zwei Tage, bevor sie ihr endgültiges Aufgebot für Rio benennen sollte und ich dachte mit Blick auf die beiden Teams, die ist nur wegen dir hier, sie will sehen, ob du spielen kannst. Dann hast du eine Halbzeit gespielt und warst im Olympia-Team.

„Ich kann soweit gehen und sagen, dass ich einen Plan hatte. Ich wollte zurück kommen und um einen Platz bei Olympia konkurrieren. Als die OP dann sehr gut verlief und auch die Reha, habe ich während zweier Trainingswochen das Tempo stets erhöht und dann war ich in der Lage zu spielen. Natürlich war es schön, dass sie [Sundhage] da war und sich für mich interessiert hat.“

Für Djurgården lief es anfangs sehr gut, 13 Punkte waren schnell gewonnen, dann kamen drei Niederlagen und nun seid ihr wieder da unten mit drin.

„Ich glaube, wir haben eine sehr gute erste Hälfte gespielt. Wir begannen mit ziemlich schweren Spielen am Anfang der Saison, wo wir verloren, aber dennoch gut spielten und merkten, dass wir viele Punkte gewinnen können, wenn wir so weitermachen. Wir haben einen schönen Angriffsfußball gespielt, wo wir den Ball laufen lassen wollen und viele Torschüsse erreichen wollen. Jetzt gegen Linköping hat man gesehen, dass es auch defensiv geht. Wir machen sehr gut hinten dicht. Wenn wir das mit in den Herbst nehmen können, wird es eine gute Saison.“

Mit was müsst ihr im Herbst weitermachen, was muss sich ändern?

„Ich würde sagen, wir müssen mit dem weitermachen, mit dem wir angefangen haben: dass wir alle Spielerinnen auf dem Platz einbeziehen, dass wir weiterhin wagen zu spielen, weil wir so viele schöne Kombinationen finden und mit vielen Spielerinnen in den Strafraum des Gegners kommen. Mit jedem Tag, den wir miteinander bekommen, werden wir besser. Wir müssen die Defensive zusammenbekommen, zuletzt war das sehr gut. Vieles wird da entschieden.“

Schweden hat seit dem Achtelfinale der WM in Kanada (1:4 gegen Deutschland) kein Spiel mehr verloren und nur einen Gegentreffer kassiert. Im Mittelfeld hast du sehr viel mit Caroline Seger und Lisa Dahlkvist zusammengespielt. Kannst du uns die Rollenverteilung zwischen euch erklären?

„Es war ja so, dass Dahlkvist diejenige war, die für das Gleichgewicht im Mittelfeld sorgen sollte und Seger war an ihrer Seite. Seger ist ja diejenige, die gerade im letzten Drittel mit dem letzten Pass und so sehr gut ist. Dann kommt es immer ein wenig drauf an, was es für ein Spiel ist. Ich soll bei den Angriffen dabei sein und sehr viel in beide Richtungen laufen. Meine Stärke is ja defensiv, aber ich habe eine etwas offensivere Rolle bekommen, denn ich soll schon hinten an den Stürmerinnen dranhängen, damit die nicht zu isloiert sind.Ich denke mit uns Dreien ist das ein gutes Gleichgewicht und wenn Lisa Dahlkvist nach vorne geht, dann bleiben Seger und ich hinten. Oder andersrum. Wir haben einen guten Mix da und wir sind eingespielt.“

Ist Schweden denn 2016 besser als 2015?

„Schwer zu sagen. Wir hatten eine WM, die nicht so verlief wie wir uns das gewünscht haben. Jetzt sind wir noch nicht bei Olympia, aber alles fühlt sich gut an, seit wir neu angefangen haben. Wir haben gute Ergebnisse, du hast gesagt, dass wir nicht unbedingt gegen die besten Teams gespielt haben, aber es fühlt sich so an, dass wir eine gute Basis haben und einen Glauben, der funktioniert.“

Am 21.07. spielt Schweden in Kalmar gegen den Weltranglistensiebten Japan.

 

 

Djurgården im Soll

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Zoe Ness stößt mit Gudbjörg Gunnarsdottir zusammen

 

Seit vielen Jahren ist Frauenfußball in der schwedischen Hauptstadt Stockholm keine Erfolgsgeschichte. Die drei Männerfußballtraditionsvereine AIK (aus Solna), Djurgården und Hammarby steigen meist genauso schnell wieder ab wie sie aufgestiegen sind. Besonders AIK hat sich den Stempel einer klassischen „Fahrstuhlmannschaft“ zugelegt. Rauf und gleich wieder runter, um dann wioeder aufzusteigen. Aber kein Geld, um das Team so zu verstärken, dass es in Liga 1 konkurrenzfähig ist.

2011 stieg dann auch noch Hammarby ab, die Grünweißen, die von Beginn (1988) an in der Damallsvenskan gespielt hatten. Drei Jahre zweite Liga und schließlich dann der Wiederaufstieg und sofortige Wiederabstieg – hauchdünn zwar aufgrund eines einzigen Tores im Verhältnis zum Tabellenzehnten Mallbacken, aber doch.

Aber Tyresö wird der geneigte Leser bemerken, aber Tyresö FF hat sich nach der kometenhaften Aufstiegsgeschichte vom bedeutungslosen Viertligisten zum Champions League Finalisten, der nur sehr knapp (3:4) am europäischen Player VfL Wolfsburg scheiterte ebenso schnell wieder verabschiedet. Zahlungsunfähigkeit, Konkurs der A-Mannschaft – das überehrgeizige Projekt eines größenwahnsinnigen Managers, der vor allem sein eigenes Ego permanent befriedigte. Kein Ruhmesblatt für den Frauenfußball, der anfangs so viel Hoffnung in das Modell investiert hatte. Dass ausgerechnet Nigeria im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojektes Millionen an den notleidenden schwedischen Verein spendieren sollte, glaubte am Ende niemand mehr.

Der Aufstieg von Djurgården aus der Elitettan 2015 wurde gemeinhin erwartet und auch tatsächlich erreicht. Als ich vor der Saison Gudbjörg Gunnarsdottir traf, die nach ein paar Jahren im Exil auch aus privaten Gründen nach Stockholm zurückkehrte, war die jetzt 31-Jährige noch recht unsicher, was die Qualität der Liga im Allgemeinen anging und wie sich ihr alter und neuer Verein da schlagen würde. Sie bemerkte allerdings, dass die Organisation des Vereins wesentlich verbessert sei, vor allem weil man wieder unter dem gemeinsamen Dach mit dem Männerclub firmiert.

Nach sechs Spieltagen ist Djurgården im Soll. Neun Punkte aus sechs Spielen und Niederlagen gegen Rosengård, Eskilstuna und in Piteå, das ist eigentlich eine beinahe optimale Ausbeute.

Am Samstag kamen knapp 320 Zuschauer, das Stockholmer Olympiastadion von 1912 ist immer noch gähnend leer, aber hier gehen auch 35.000 rein oder gingen, denn 35.000 ist der offiielle Publikumsrekord, aufgestellt bei einem Konzert der Rolling Stones.

Und Gunnarsdottir ist eine Spielerin, die enorm wichtig ist für den Aufsteiger. Beim Spiel gegen Mallbackens IF Sunne, nicht gerade eine Spitzenmannschaft mit beinahe ausgewechseltem Spielerinnenkader im Vergleich zur vorigen Saison war sie eine derjenigen, die den Unterschied ausmachten. Die Isländerin hat Pondus im Tor und man sollte sich hüten, mit der 1,78 m großen und über 70 kg schweren Nationalspielerin zusammenzustoßen. Die Schottin Zoe Ness bekam das zu spüren (siehe Foto) und lag mehrere Minuten lang benommen am Boden. Es war bisweilen ein hartes Spiel ohne aber unfair zu werden. Die Neuseeländerin Anna Green schied verletzt aus, das Knie hatte sich verdreht und Green sass mit ausgestrecktem Bein und schmerzverzerrtem Gesicht auf der Bank. Stürmerin Madelen Janogy landete nach einem Duell mit Sofia Nilsson auf der Laufbahn des Stadions und verletzte sich an beiden Händen. Mindestens eine Hand ist verstaucht, wie sie mir nach dem Spiel sagte.

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Katrin Schmidt beim Freistoss für Djurgården

Die andere Schlüsselspielerin Djurgårdens ist Katrin Schmidt. Die 29-Jährige ist Europas beste Mittelfeldspielerin, die nicht in einer Nationalmannschaft spielt.

In Deutschland hat man offenbar kein Interesse und in Schweden kann sie nicht zum Einsatz kommen, da sie die schwedische Staatsbürgerschaft zwar beantragt, aber noch nicht bekommen hat. Dabei sollte es eigentlich „im Interesse der Nation“ sein, Schmidt einzubürgern, denn nachdem sich auch noch Mannschaftskameradin Emilia Appelqvist verletzt hat und sowohl bei Djurgården wie auch in Sundhages Nationalmannschaft für mindestens zwei Monate ausfällt,. bräuchte Sundhage unbedingt eine zentrale Mittelfeldspielerin internationaler Klasse.

Katrin Schmidt ackert und arbeitet und anders als in Malmö, wo sie meist die Kärrnerarbeit leistete, inszeniert sie bei Djurgården das Spiel, setzt andere in Szene und sorgt auch immer wieder selber für Gefahr für das gegnerische Tor. Dabei ist ihr niedrigstes Niveau ungemein hoch und sie ist in nahezu jedem Spiel die Beste ihrer Mannschaft.

Gegen Mallbacken hätte das Spiel auch unentschieden enden können. Beide Teams kamen mit einem Sieg in diese Begegnung und begannen mit entsprechendem Selbstbewusstsein. Mallbacken spielte sehr gefällig und hatte in der ersten halben Stunde durchaus Chancen durch Janogy und die sehr umtriebige Australierin Tameka Butt. Butt hätte in der 23. Minute auch das Führungstor machen müssen als sie endlich nach vielen Abseitspfiffen mal den Ball von der Gegnerin bekam und dann aber einen halben Meter am Tor von einer chancenlosen Gunnarsdottir vorbeizirkelte.

Auf der anderen Seite traf Madeleine Stegius den Pfosten und die robuste Angreiferin war es in der 57. Minute dann auch, die das 1:0 erzielte. Zu dem Zeitpunkt verdient, denn Djurgården hatte wesentlich mehr Spielanteile und Mallbacken versuchte sich lediglich mit langen Bällen auf Ness oder Butt anstatt sich nach vorn zu spielen. Trainerin Yvonne Ekroth brachte die Portugiesin Carolina Mendes und Gegenüber David Uvenclir wechselte die neuverpflichtete Antonia Göransson ein. Mendes machte das 2:0 nach einem Gewühl im Strafraum. Mallbackens Spielerinnen waren sauer und protestierten, Mendes hätte die Torhüterin Lee Alexander ungebührlich behindert, aber der Treffer wurde gegeben. Eine Minute später traf auch die andere Einwechselspielerin. Göransson signalisierte auf der linken Seite, wollte den Ball, bekam ihn und schräg frei vor Ex-Potsdammitspielerin Gunnarsdottir liess sie sich die Chance nicht nehmen und platzierte gekonnt und trocken knapp zwischen Gunnarsdottir und dem linken Pfosten. 2:1.

Der Sieg für Djurgården verdient am Ende, aber doch eine Zitterpartie. Ekroth, Mutter der wieder genesenen Innenverteidigerin Petronella und gleichermassen deren Trainerin, jubelte nach dem Schlusspfiff als hätte sie ein Pokalfinale gewonnen. Und so ähnlich ist es auch, denn neun Punkte lassen Djurgården sehr gut dastehen. Das könnte Richtung Klassenerhalt gehen. Mir scheinen derzeit Umeå und Kristianstad die beiden schwächsten Teams zu sein und Kristianstad ist der nächste Heimspielgegner für Djurgården nach der Länderspielpause.

Nach dem Spiel sprach ich mit Carolina Mendes und Tameka Butt.

Carolina, herzlichen Glückwunsch, das war dein zweites Tor für Djurgården.

„Das ist mein Job als Stürmerin. Ich denke, wir hatten eine ganze Reihe von Chancen, wir hatten aber Schwierigkeiten, sie auszunutzen.“

Du bist aus Russland nach Schweden und zu Djurgården gekommen?

„Ich denke, das ist fast so etwas wie das Gegenteil. Die Trainer, die Gesellschaft, da gibt es große Unterschiede, auch im Fußball. Aber ich bin auch gerade erst seit eineinhalb Monaten hier. Also bisher geht es mir hier richtig gut und ich fühle mich bequem.“

Du bist jetzt die zweite portugiesische Spielerin, die dabei ist, sich in der ersten Liga zu etablieren, die andere ist natürlich Claudia (Neto) in Linköping. Wie wichtig ist das für den Frauenfußball in Portugal?

„Ich denke, dass es sehr gut ist für uns. Wir haben die Möglichkeit, in einer sehr guten Liga zu spielen, das ist eine der besten Ligen in Europa. Für Portugal ist das sehr bedeutsam, vielleicht gelingt es uns, auch anderen, jüngeren Spielerinnen zu ermöglichen, hierhin zu kommen. Es gibt in Portugal wirklich eine Reihe von richtig guten Talenten. Aber die haben nicht dieselben guten Entwicklungsmöglichkeiten. Das könnte ein Fenster für andere sein.“

„Mallbacken hat uns echt Schwierigkeiten bereitet heute. Ich denke, dass wir das Spiel einfacher hätten haben können, wenn wir Tore gemacht hätten. Die hatten auch Möglichkeiten, mehr als ein Tor zu machen, aber wenn das Ergebnis anders gewesen wäre, fände ich das nicht ok, denn wir waren die bessere Mannschaft. Wir haben jetzt neun Punkte, werden weiter arbeiten und Spiel für Spiel nehmen.“

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Tameka Butt machte ein gutes Spiel

 

Tameka Butt: „Ich denke, das Spiel heute hätte so oder so ausgehen können. Wir hatten eine Reihe guter Chancen, die wir hätten ausnutzen können. Ich denke, es war ein gutes Spiel und spannend, ein echtes Kampfspiel beider Mannschaften. Ich denke, wir haben irgendwann unseren Rhythmus verloren, aber wir haben in den letzten fünfzehn Minuten versucht, das wieder zurück zu bekommen, als wir probiert haben, den Ausgleich zu erzielen.“

 

Djurgården – Rosengård 0:3

In einem vorgezogenen Spiel des zweiten Spieltags der Damallsvenskan gewann der FC Rosengård am Mittwochabend locker mit 3:0 in Stockholm bei Djurgården. Die Tore schossen Ella Masar McLeod, Ebba Wieder und Marta. 

Djurgården hielt in der ersten Halbzeit bis zu den beiden Toren gut mit, konnte aber aber das Tor von Sofia Lundgren nicht ernsthaft gefährden. Djurgårdens Gudbjörg Gunnarsdottir verhinderte einige Chancen, sah aber bei Tor zwei und drei sehr unglücklich aus.

Nach 18 Minuten wurde Rosengårds Kapitänin Emma Berglund ausgewechselt, sie hatte sich in einer sehr unbedrängten Situation vertreten und dann sofort signalisiert, dass sie ausgewechselt werden musste. Für die Abwehrspielerin kam die 18-Jährige Emma Pennsäter ins Spiel und sie machte ihre Sache richtig gut.

Die am Samstag verletzte Natasa Andonova sass auf der Bank und wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt.

 

Damallsvenskan 2016 – der Tipp

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Zwei Spielerinnen, die auch 2016 von sich reden machen dürften: Natalie Björn (hier noch AIK, jetzt Eskilstuna United) und Natasa Andonova (FC Rosengård)

Der FC Rosengård ist auch 2016 Topfavorit auf den Meistertitel in Schweden. Während der Saison 2015 gingen Anja Mittag und Ramona Bachmann, aber der übrig gebliebene Stamm plus die neu geholten Gaelle Engamanouit, Natasa Andonova und Lieke Martens geben der Mannschaft dennoch ausreichend Spitzenkompetenz, um mehr oder minder einsam an der Spitze zu kreisen. Zu rechnen ist überdies damit, dass Star Caroline Seger nach dem Ende der Saison in Frankreich zum FC Rosengård hinustösst, wo nicht nur die besten Rahmenbedingungen herrschen, sondern mit Therese Sjögran auch Segers BFF als Sportchefin tätig ist. Ausserdem lebt die Familie der 30-Jährigen unweit von Malmö.

Ich sehe nur ein Team, das Rosengård herausfordern kann und das ist der Vorjahresvierte Linköpings FC. Dort ist zwar die legendäre Charlotte Rohlin in Fussballerinnenrente gegangen, sie wird aber problemlos ersetzt durch Magdalena Ericsson. Die 22-Jährige, die in der Nationalmannschaft Linksverteidigerin spielt, wird von Coach Martin Sjögren (bester Trainer der Liga?) in die Mitte neben der routinierten Dänin Janni Arnth eingesetzt. Sjögren hat sich entschieden, auf 4-3-3 als Spielsystem zu setzen. Im Angriff haben die jungen Pernille Harder, Fridolina Rolfö und Stina Blackstenius bereits in den Testspielen ordentlich hingelangt und selbst als Rolfö wegen Verletzung ausfiel, sorgte die Norwegerin Kristine Minde für Torjubel. Im Mittelfeld hat man mit der filigranen Technikerin Claudia Neto und Renée Slegers zwei exquisite Spielerinnen. Linköping wird Zweiter und erreicht sein Saisonziel Champions League.

Platz drei geht an den Viemeister von 2015. Eskilstuna United hat etliche Schlüsselspielerinnen durch Karriereende (Petra Larsson und Sofie Persson) verloren und die Kamerunerin Gaelle Engamanouit an den schärfsten Konkurrenten Rosengård. Aber Coach Victor Ericsson hat interessante Neuverpflichtungen geholt. Vor allem Marija Banusic könnte bei ihm den Durchbruch schaffen. Er hat bereits Olivia Schough zu neuen Karrierehöhen verholfen. Ausserdem holte Ericsson zwei AIK-Talente mit Petra Andersson und Natalie Björn. Björn habe ihm am meisten imponiert, sie sei schon jetzt eine Führungsspielerin, sagte Ericsson am Rande des Medienauftaktes der Damallsvenskan. Dennoch reicht das „nur“ zu Platz 3.

Dahinter wird es schwierig. Der Vorjahresdritte Piteå IF hat Pauline Hammarlund an Göteborg abgeben müssen, Hanna Pettersson og sich bei einem der ersten Trainings einen neuerlichen Kreuzbandriss zu. Aber mit Felicia Karlsson könnte Piteå einen Glücksgriff getan haben. Die vielleicht schnellste Stürmerin der Liga (Linda Sällström?) hat einen Durchbruch längst verdient und könnte ihn bei Stellan Carlsson schaffen, der schon Hammarlund und Emilia Appelqvist veredelt hat. Ich sehe Piteå knapp auf Platz vier vor Kopparberg/Göteborgs FC, das immer um den Titel mitspielen will, sich dann aber doch nicht entsprechend verstärkt. Die Niederländerinnen Manon Melis, Lieke Martens und Danielle van de Donk haben den Club verlassen, mit Pauline Hammarlund und Elin Landström hat man zwei grosse Talente geholt. Das Team ist jünger und wieder wird es nicht für die Champions League reichen. Platz 5. Sollte Lotta Schelin zurückkehren, wie Gerüchte besagen, dann könnte sie Göteborg doch noch ein wenig weiter nach oben bringen, aber wohl kaum in die Champions League.

Vittsjö GIK hat sich nach zwei mittelmässigen Spielzeiten enorm verstärkt. Mit Katie Fraine holte man die beste Torhüterin der Liga aus Linköping und die Nigerianerin Ngozi Okobi wirbelte bei der WM in Kanada 2015 die schwedische Abwehr nach Belieben durcheinander. Schaun mer mal, ob sie das auch in der Liga schaffen wird. Hinzu kamen eine weitere Nigerianerin, die Finnin Emmi Alanen und die physisch starke Clara Markstedt. Platz sechs sollte keine Utopie sein, wenn das Trainerduo unter der Führung von Thomas Mårtensson das Team zügig einspielen kann.

Für KIF Örebro bleibt dann nur Rang 7 übrig. Hanna Folkesson absolvierte 2015 kein einziges Spiel für den ehemaligen Vizemeister und Lisa Dahlkvist verliess ihren Mutterclub, um mit Caroline Seger wesentlich lukrativer das PSG-Mittelfeld zu bespielen. Ende des Jahres hagelte es Rücktritte. Elin Magnusson, Sanna Talonen und Susanna Lehtinen hingen die Fussballschuhe an den Nagel und werden enorm fehlen. Das Gefüge im Team verändert sich. Hinzu kommt, dass die Nigerianerin Sarah Michael einen Kreuzbandriss erlitt und man deshalb schnell die 34-Jährige Melissa Tancredi aus Kanada holte. Interessant zu sehen wird, inwieweit Mittelfelddiamanttalent (ein neues Wort…) Michelle De Jongh weiter von sich reden machen wird. Ein Interview mit ihr kommt in der nächsten Woche.

Achter in der Liga ist dann die einstige Fussballgrossmacht Umeå IK, die längst auf dem Boden der finanziellen Realitäten angekommen ist. Immerhin konnte man Nationalspielerin Jenny Hjohlman behalten und auch Supertalent Lina Hurtig. Letztere ist allerdings noch verletzt, aber zu mehr als Platz acht reicht das nicht. Zu unbeständig war das Team 2015, was der mangelnden Routine und auch der fehlenden Breite im Kader geschuldet ist.

Elisabet Gunnarsdottir ist schon im achten Jahr Trainerin von Kristianstads DFF und gestern hat ihr Team ganz gut ausgeschaut bei Meister Rosengård, was allerdings an einer eher indiskutablen Leistung der Gastgeber in Malmö lag. Die finanziellen Probleme haben Gunnarsdottir zu einer erheblichen Verjüngung des Kaders gezwunfen, mehr als Platz neun ist damit leider nicht drin.

Aufsteiger Djurgården schafft es trotz interessanter Neuverpflichtungen nur knapp, in der Liga zu bleiben. Gegen Linköping erlitt man eine knallende 1:6-Niederlage, es hätte auch zweistellig ausgehen können und ich sah nur wenig Erstklassiges. Die Paraden von Gudbjörg Gunnarsdottir, die wieder dabei ist. Die Innenverteidigerinnen Sheila van den Bulk und Petronella Ekroth sind solide, aber nicht erstklassig. Das ist dafür das zentrale Mittelfeld mit Emilia Appelqvist und Katrin Schmidt. Vorne sollen Mia Jalkerud, Alexandra Höglund und Madeleine Stegius alles richten, verstärkt durch die Portugiesin Carolina Mendes. 

Mallbacken schaffte es letztes Jahr um Haaresbreite, ein Tor besser als Hammarby, die Klasse zu erhalten. In diesem Jahr hat man Mimmi Larsson an Eskilstuna abgeben müssen. Die Neuverpflichtungen, u.a. mit Kirsty Yallop aus Vittsjö sind solide, aber es reicht leider nicht aus. Möglich wird es, wenn man es schafft, zu Hause den Heimvorteil mehrfach zu nutzen. Ein Spiel in Mallbacken ist etwas Besonderes, das haben mir schon viele Spielerinnen anderer Clubs erzählt.

Kvarnsveden hatte kein Geld, nach dem Aufstieg etablierte Spielerinnen aus der ersten Liga zu holen. Stattdessen gab es nur vier Neue aus der Elitettan. Superstar Tabitha Chawinga, die das Team mit ihren 42 Toren in 26 Spielen fast im Alleingang nach oben schoss, alleine kann es auch nicht richten. Chawinga wird sowieso heiss begehrt von allen anderen Clubs sein. Die 20-Jährige Malawierin hat sich dennoch 25 Tore zum Ziel gesetzt. Schafft sie das, dann hat Kvarnsveden eine Chance. Aber woher sollen die Bälle kommen?

Also, noch einmal zusammengefasst:

  1. FC Rosengård
  2. Linköpings FC
  3. Eskilstuna United
  4. Piteå IF
  5. Kopparbergs/Göteborg FC
  6. Vittsjö GIK
  7. KIF Örebro
  8. Umeå IK
  9. Kristianstads DFF
  10. Djurgården
  11. Mallbacken
  12. Kvarnsveden

Wechsel

Lisa Dahlkvist zieht es nach Norwegen ins kleine Dörfchen Avaldsnes

Lisa Dahlkvist zieht es nach Norwegen ins kleine Dörfchen Avaldsnes

Das Transferkarussell in Schweden ist in diesen ersten Tagen recht bescheiden, das liegt wohl daran, dass die meisten Entscheidungen mehr oder weniger klar sind und auch, dass der Schock des Verschwindens von Tyresö auch andere wirztschaftlich klamme Vereine zur Zurückhaltung mahnt.

Lisa Dahlkvist, einer der letzten übrig gebliebenen Restposten aus der Konkursmasse von Tyresö, geht nun zum ambitionierten norwegischen Topclub Avaldsnes IL. Dessen starker Mann Arne Utvik ist offenbar in Kroatien im Badeurlaub und postet seit 24 Stunden jeden erreichbaren Link, der über die Verpflichtung der schwedischen Nationalspielerin berichtet. Avaldsnes liegt nach der Hälfte der Spielzeit in Norwegen auf einem eher enttäuschenden siebten Rang, zwölf Punkte hinter den führenden LSK Kvinner. Die wiederum haben sich die Dienste der in Potsdam ein Jahr früher scheidenden Isländerin Gudbjörg Gunnarsdottir im Tor gesichert.

‚Gugga‘ bekam in Potsdam zuletzt keine Spielzeit mehr und der Vertrag wurde in beiderseitigem Einvernehmen vor ein paar Wochen aufgelöst.

Unklar noch der Verbleib von Malin Diaz und Carola Söberg sowie Lisa Klinga.

Nach einem halben Jahr Ausleihe an AIK, beendet Malin Levenstad vertragsgemäß ihre Sejour in Solna. Es heißt jedoch, dass sie nicht zu dem sie entleihenden Verein FC Rosengård zurückkehrt, sondern erst einmal ohne Verein nach Paris zieht, wo Freundin Caroline Seger ab der kommenden Saison unter Vertrag ist.

Für AIK ein herber Verlust, aber andererseits hat man bei sieben Punkten Vorsprung auf Jitex Mölndal auf dem elften Platz den Klassenerhalt so gut wie sicher.

 

Rosengård sucht Torfrau

Thora Helgadottir (Archivbild) verlässt Malmö und Rosengård

Thora Helgadottir (Archivbild) verlässt Malmö und Rosengård

Es kam nicht unerwartet. Die 33 Jahre alte Isländerin Thora Helgadottir teilte gestern offiziell mit, dass sie den schwedischen Meister FC Rosengård nach vier Jahren verlassen wird. Es werde ihr schwerfallen, aber sie müsse sich nun auch mal allmählich um einen Job neben dem Fußball kümmern, ließ sie ausrichten und wird zurück auf die schöne Insel im Nordatlantik gehen und wohl eine Alternative wählen, in der sie noch spielen, aber auch schon arbeiten kann.

In Malmö ist damit ein interssanter Arbeitsplatz frei. Wer bewirbt sich? Carola Söberg muss ja Tyresö verlassen, ist aber sicheren Quellen zufolge schon bei einem anderen Verein gebucht. Sollte Tyresö in Konkurs gehen (das kann spätestens am 05.06. passieren), dann wäre urplötzlich auch die finnische Nationaltorhüterin Tinja-Riikka Korpela frei. Gudbjörg Gunnarsdottir hat in Potsdam zwar noch ein Jahr Vertrag, aber in letzter Zeit musste die gerade 29 Jahre alt gewordene Isländerin immer wieder auf die Bank und dafür ist sie sicher nicht gekommen. Sofia Lundgren will nach ihrem bandscheibenvorfall 2013 langsam wieder einsteigen, sucht aber nach eigener Aussage erstmal eher etwas in der zweiten Liga. die Australierin Lydia Williams war mal bei Piteå, wurde aber im März wegen der Verletzung der Stammtorhüterin kurzfristig von Western New York Flash in die NWSL geholt.

Tinja-Riikka Korpela nach Tyresö

Hinter dem Namen Gudbjörg Gunnarsdottir und Potsdam steht noch ein weiches Fragezeichen. Sicher dagegen ist die Verpflichtung einer weiteren Nationaltorhüterin in die schwedische Liga Damallsvenskan. Die 27 Jahre alte Finnin Tinja-Riikka Korpela wechselt vom norwegischen Erstligisten LSK Kvinner zum schwedischen Vizeiemeister und unterschrieb einen 2-Jahresvertrag.

Damit ist sicherlich ein Teil der Antwort gegeben, ob Ashlyn Harris bzw. Carola Söberg im Club bleiben. Mindestens eine von beiden dürfte gehen.

Dazu passt auch die Nachricht, dass es Tyresö gelungen ist, Whitney Engen, Meghan Klingenberg und Christen Press bis Emnde Juni 2014 an Tyresö zu binden. Somit haben alle Drei die Möglichkeit, mit Tyresö am 22.05. in Lissabon Vereinsgeschichte zu schreiben. Der Champions-League-Sieg 2014 war fester Bestandteil der von Zampano Hans Löfgren 2007 erstellten Planung von der vierten Liga bis zum Champions-League-Sieg zu marschieren.

Damit müsste sich wohl auch Line Røddik Hansen bis Ende Juni mit einem Platz auf der Bank abfinden. Weder ihr Vertrag noch der von Kirsten van de Ven sind bis heute verlängert worden.

 

Guðbjörg Gunnarsdóttir nach Potsdam?

Gugga_PotsdamDass Bundesligist Turbine Potsdam seit geraumer Zeit nach einer international erfahrenen Torhüterin suchte, ist bekannt. Offenbar ist man nun in Norwegen fündig geworden. Die für gewöhnlich gut unterrichtete isländische Seite fotbolti.net meldete gestern Nachmittag, dass die 28-Jährige isländische Nationalspielerin Guðbjörg Gunnarsdóttir ab Januar für den Champions-League-Viertelfinalisten spielen wird.

„Gugga“ wie die Isländerin genannt wird, spielte von 2008-2012 für den damals schwedischen Erstligisten Djurgården in Stockholm und wechselte zu Beginn diesen Jahres zum ambitionierten norwegischen Aufsteiger Avaldsnes IL. Da Islands Nr. 1, die in Malmö spielende Thora Helgadottir sich kurz vor der EM in Schweden verletzte, konnte Gugga alle vier Begegnungen für Island absolvieren und zeigte dabei herausragend gute Leistungen.

„Wenn eine der besten Mannschaften der Welt Interesse an einem hat, dann sagt man nicht nein,“ wird Gunnarsdottir zitiert.

Die offizielle Bestätigung durch die beiden Vereine steht noch aus. Guðbjörg Gunnarsdóttir befindet sich zur Zeit im Urlaub in Übersee.

WM-Qualifikation ohne Überraschungen

Caroline Hansen im Zweikampf gegen Janice Cayman vom französischen Erstligisten Juvisy (Foto: Karin Reuter)

Caroline Hansen im Zweikampf gegen Janice Cayman vom französischen Erstligisten Juvisy (Foto: Karin Reuter)

Vor einer Woche begann der europäische Teil der WM-Qualifikation für Kanada und es gab bislang keine Überraschungen. Der Einrichtung dieses Blogs folgend konzentriere ich mich auf die nordeuropäischen Länder.

Finnland startete mit zwei Siegen in die Quali-Gruppe 7, in der Frankreich wohl durchmarschieren wird, die Truppe von Andrée Jeglertz jedoch gegen Österreich um Rang 2 kämpfen will. 2:0-Sieg in Kasachstans Hauptstadt Astana, 3739 km von Helsinki entfernt. Katri Nokso-Koivisto und Sanna Talonen schossen die Tore.

Wichtig vor allem der 2:1 Sieg über Hauptkonkurrent Österreich in Turku. Adelina Engman und Emmi Alanen trafen für Finnland, der Siegtreffer nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Nina Burger fiel erst in der 86. Minute. Wie schon bei der WM war Finnland in der Defensive, die Österreicherinnen gewannen die Torschussstatistik klar mit 13:6, verloren aber das Spiel…

Schwedens 2:0 gegen Polen in Malmö war glanzlos. Caroline Seger und Lotta Schelin trafen erst nach der Halbzeit gegen den Weltranglistendreißigsten, der sehr defensiv spielte und nicht ein einziges Mal auf des Gegners Tor schoss. Antonia Göransson spielte zehn Minuten in der Abwehr.

Norwegen ließ beim 4:1 über Belgien nichts anbrennen. Ein Hattrick von Kristine Hegland und ein Treffer von Caroline Hansen aus Tyresö setzten Norwegen auf die Spur zur WM. Solveig Gulbrandsen spielte zum 180. Mal (!!!) im Trikot des Vize-Europameisters.

Für Island wird es sehr schwer, sich zur WM zu qualifizieren. denn in Gruppe 3 hat man es nicht nur mit Favorit Dänemark zu tun, dass noch kein Spiel absolviert hat, sondern auch mit der Schweiz. Die kam mit dem Selbstbewusstsein eines 9:0 über Serbien auf die Atlantikinsel und nahm am Donnerstag alle drei Punkte mit. Ramona Bachmann und Lara Dickenmann schossen die Tore zum 2:0 Sieg der Schweizerinnen, die hoch überlegen waren. Im Tor Islands stand wieder Gudbjörg Gunnarsdottir, die wohl Thora Helgadottir aus Malmö durch eine hervorragende EM erst einmal vom Stammplatz verdrängt hat.

Norwegen: Jetzt 18 Ausländerinnen in Avaldsnes

Der norwegische Aufsteiger Avaldsnes IL rüstet weiter auf. Nachdem man bereits vor Beginn der Saison zahlreiche ausländische Spielerinnen verpflichtet hatte, gab der Verein in den letzten Tagen bereits vier Neuverpflichtungen für die Zeit nach der EM-bedingten Sommerpause bekannt.

Offenbar ist Sponsor und Mentor Arne Utvik mit dem achten Tabellenplatz nach 10 Spieltagen alles andere als zufrieden. Bis zum Top-Duo Stabaek (28) und Titelverteidiger LS Kvinner (26) sind es 18 bzw. 16 Punkte, das auf Rang drei liegende Kolbotn hat 18 Zähler.

Allein vier Spielerinnen aus der Damallsvenskan spielen für Avaldsnes: Gudbjörg Gunnarsdottir, Freja Hellenberg, Mia Jalkerud und Linnéa Liljegärd.

Die 31-Jährige brasilianische Nationalspielerin Rosana ist den meisten Fußballfans geläufig. Sie kommt aus Lyon, wi sie zumeist die Bank drückte. Von dem in Konkurs gegangenen Bundesligisten Bad Neuenahr kommen Marie Pyko (19) und Antonia Hornberg (22) und mit der 25-Jährigen Amerikanerin Ashley Nick eine ehemalige U23-Nationalspielerin der USA. Nick kommt von den Pali Blues, einem Team der zweiten amerikanischen Liga aus Los Angeles.

Vor einer Woche noch hatte Trainer Roar Wold der Lokalzeitung Haugesunds Avis gesagt: „Wir wollen alle Spielerinnen behalten, die wir haben. Gegenwärtig gibt es keine Pläne, neue Spielerinnen zu verpflichten.“ Eine Woche später stehen vier Neue auf der Gehaltsliste.

Avaldsnes hatte in der norwegischen Vorsaison in Deutschland trainiert und dort unter anderem gegen Bad Neuenahr gespielt. Diese Begegnung resultierte nun offenbar in der Verpflichtung von Pyko und Hornberg.

Somit hätte der Verein jetzt 18 (!!!) ausländische und zehn norwegische Spielerinnen unter Vertrag.

Tyresö holt zweite Spaniern, Rohlin spielt 45 Minuten und Segerström wird nachnominiert

Seit Wochen war es immer wieder von den Dächern gepfiffen worden und im Frauenfußball ist es auch üblich, dass man da ne alte Freundin kennt, die auch noch gut zur Mannschaft passen würde. Das finde ich manchmal unprofessionell, aber Verbindungen und Kontakte sind schließlich alles. Sie haben mir heute Abend auch ein Türchen nach London aufgestoßen, aber dazu später in diesem hoffentlich bald beginnenden Frühling.

Natürlich kommt die spanische Nationalspielerin Jennifer Hernoso auf Empfehlung ihrer Landsfrau Vero Boquete nach Tyresö. Der Club gab zwei Tage nach Schließen des Transferfensters bekannt, dass Hernoso mit sofortiger Wirkung für Tyresö spielen wird. Sie kommt vom spanischen Erstligistin Raya Vallecano und ist 22 Jahre alt. Laut Tyresös Homepage soll sie gleich drei Spielerinnen ersetzen, wie immer das gehen soll: Madelaine Edlund, Lisa Klinga und Pauline Hammarlund.

Südlich von Tyresö, in Småland, hat Charlotte Rohlin ein Jahr nach ihrem Kreuzbandriss erstmals wieder eine Halbzeit absolviert, im Trainingsspiel gegen Öster in Växjö. Das Ergebnis (4:0 für Linköping) ist Nebensache. „Man weiß nicht, was man erwarten soll, wenn man elf Monate nicht gespielt hat,“ sagte Rohlin. „Aber es war eingutes Gefühl, ich hatte ein paar Aktionen in meiner Rolle in der Innenverteidigung und habe mich dabei sicher gefühlt.“

Dass es ihr ähnlich gehen könnte wie ihrer finnischen Mannschaftskameradin Linda Sällström, davor hat Rohlin keine Angst. Sällström war nur wenige Wochen nach dem Comeback wieder mit einem Kreuzbandriss im selben Knie ausgefallen. Rohlin sagte, sie habe  mit Söällström darüber gesprochen und offenbar sei bei ihr etwas falsch gelaufen.

Und noch eine Abwehrspielerin jenseits der 30 machte heute von sich reden. Stina Segerström aus Göteborg, die man längst für die EM abgeschrieben hatte, wurde von Pia Sundhage für das Länderspiel am Donnerstag gegen Island nachnominiert für die verletzte Jessica Samuelsson. Möglicherweise könnte das altbewährte Innenduo Segerström/Rohlin zumindest zeitweise zum Einsatz gegen zuletzt harmlose Isländerinnen kommen.

Bei denen fehlt immer noch die in Schweden bekannte zweite Torhüterin Gudbjörg Gunnarsdottir, inzwischen beim ehrgeizigen norwegischen Aufsteiger Avaldsnes IL unter Vertrag. Wie die isländische Zeitung Morgunbladid berichtet, lag Gunnarsdottir im Februar wegen einer Hirnhautentzündung eine Woche im Krankenhaus und flog dann zuerst mit der isländischen Nationalmannschaft zur Algarve und dann mit dem Verein nach La Manga. Bei beiden Lagern konnte die 27-Jährige jedoch nicht mittrainieren geschweige denn spielen und ihr Arzt hat ihr jetzt Ruhe verordnet.

Die Woche in Schweden

Zur Zeit ist es weiterhin relativ ruhig. In Stockholm schneit es und Fußballtraining draußen scheint im Moment Lichtjahre weit entfernt zu sein. Dennoch tut sich das eine oder andere und ich liefere es euch hier in der Wochenzusammenfassung. Sollten große Nachrichten kommen, gibt es selbstverständlich aktuelle Posts. Es sind auch diverse Interviews in Vorbereitung bzw. abgeschlossen, die ich in den nächsten Wochen hier einstreuen werde. Ich habe mich länger mit Anja Mittag, Christen Press und Vero Boquete unterhalten für einen Artikel, der jetzt gerade in der schwedischen Frauenfußballzeitschrift MARTA fotbollsmagasin erschienen ist und obwohl die Gespräche länger zurückliegen, haben viele Antworten daraus einen eher Saison-zusammenfassenden Charakter, weshalb sie sicher noch interessant sein dürften. Das kommt vielleicht schon nächste Woche.

Ein paar aktuellere Interviews wird es auch noch geben. Außerdem will ich noch für mich und für euch auf die Saison 2012 in Schweden zurückblicken und schon eine kleine Vorschau auf 2013 wagen, auf das wir uns besonders freuen, denn hier wird, wie alle wissen, die EURO stattfinden.

Eine meiner Lieblingsspielerinnen (ja, auch als schreibender und meist zumindest nach außen neutraler Mensch muss man sowas haben dürfen) hat ihren Vertrag mit Linköpings FC nun doch verlängert. Finnlands zweimalige Fußballerin des Jahres Linda Sällström bleibt und geht doch nicht, wie Gerüchte besagten nach Mölndal zu Jitex BK. Die 24-Jährige, die sicher ohne Übertreibung zu den schnellsten Spielerinnen der Welt gehört, ist nach ihrem Kreuzbandriss im Frühjahr wieder im vollen Training und mir sagte sie kurz, dass sie nach ausführlichen Überlegungen doch eine bessere sportliche Zukunft in Linköping sieht. Und Recht hat sie. Denn auch wenn Linköping zwar deutliche Schnitte in seinem außergewöhlich starken Kader gemacht hat, ich werde all die Abgänge nicht mehr hier auflisten, so sieht das Team mit Stützen wie Sofia Lundgren, Charlotte Rohlin, Nilla Fischer und nicht zuletzt dem dänischen Supertalent Pernille Harder immer noch recht stark aus und sollte in der oberen Hälfte der Tabelle locker mitspielen können.

Nicht nur „Sällis“ bleibt in Linköping, sondern auch der mitten in der Saison gekommene Trainer Martin Sjögren. Der Mann, der Malmö zu zwei Meistertiteln geführt hat, hat einen 2+1 Vertrag unterschrieben. Für alle bislang erwähnten dürfte es sicher auch eine tolle Saison in einem funkelnagelneuen Stadion werden, das nächstes Jahr bei der EURO von der Frankreich-Gruppe bespielt werden wird.

Eine, die Linköping nach nur einer, für sie missglückten, Saison verlässt ist Matilda Agné. Sie geht zurück zu ihrem früheren Verein Hammarby und sie ist nicht alleine. Ein paar Tage vorher unterschrieb auch Anna Lindblom nach einem Intermezzo bei Djurgården in der zweiten Liga bei ihrem früheren Verein, der durch diese beiden Verstärkungen offenbar Ambitionen hat, um die Spitzenplätze der neugegründeten Elitettan zu spielen. Nach einer Saison in Linköping geht ja auch Emma Lundh zurück nach Stockholm und auch wenn ihr neuer Club noch nicht feststeht, ein Wechsel zu Hammarby würde die grünweiße Traditionsmannschaft zu den Mitfavoriten um den Aufstieg machen…

Emma hat schon bei allen wichtigen Teams in Stockholm gespielt. Sie war bei AIK, Hammarby, Tyresö, Brommapojkarna und auch bei Djurgården. Der ehemalige Meister und Women’s Cup Finalist geht ungewissen Zeiten entgegen. Inzwischen hat wohl die gesamte Startformation des letzten Spiels gegen Piteå am 03.11. den Verein verlassen. Gestern wurde bekannt, dass Norwegens Aufsteiger Avaldsnes mit Abwehrspielerin Freja Hellenberg nach Gudbjörg Gunnarsdottir und Mia Jalkerud die dritte Spielerin aus Stockholm nach Westnorwegen importiert. Der Öffentlichkeit nahezu unbekannt ist die Tatsache, dass sich mit Sofia Nilsson, einer der auffälligsten Spielerinnen Djurgårdens, die achtzehnte Spielerin der Liga im vorletzten Spiel gegen Kristianstad einen Kreuzbandriss zuzog. Noch offiziell bei Djurgården, da nichts anderes verlautet ist, sind Jessica Landström und Susan Varli, aber beide dürften für viele andere Vereine interessant sein und wohl 2013 anderswo spielen.

Auf außerordentlichen Jahreshauptversammlungen haben die beiden Vereine LdB FC Malmö und FC Rosengård die Fusion beschlossen. Wie schon vorher berichtet, soll der neue Verein FC Rosengård heißen und dann eben Männer- wie Frauenfußball unter seinem Dach vereinen. Bei Rosengård war das bisher schon so, aber LdB war ein reiner Frauenfußballverein. Die Fusion ist Voraussetzung für das wirtschaftliche Überleben von LdB als Spitzenverein. Neben seinem neuen Cheftrainer Jonas Eidevall hat Anja Mittags Team nun auch einen neuen Assistenztrainer: Markus Tilly, 36 Jahre alt, kommt aus der Region vom Männerfußballverein Ängelholm.

Hauptkonkurrent und Meister Tyresö FF hat bislang keine Neuverpflichtungen bekanntegeben, aber in der Szene ist bekannt, dass Tyresö an einer offensiven Verstärkung interessiert ist und auch Gespräche geführt hat und führt. Manon Melis geht nach Malmö und Christen Press allem Anschein nach zurück in die USA, aber mit beiden hat Tyresö gesprochen. Ein heißer Name ist der der kanadischen Sportlerin des Jahres Christine Sinclair, aber auch das dürfte schwer werden, da der kanadische Fußballverband wie früher berichtet, 16 Spielerinnen seiner A-Mannschaft voll in der neuen amerikanischen Profiliga finanzieren wird. Abby Wambach dagegen dürfte ganz kalt sein, denn Wambach wird mit großer Sicherheit für Western New York Flash spielen und nächstes Jahr auch eine Familie gründen und seßhaft werden. Alles deutet auf Rochester im Staat New York hin, wo Wambach auch aufgewachsen ist.

Viel wichtiger aber die Nachricht, dass sich Tyresö FF in eine Gesellschaft verwandeln wird. Wichtigster Punkt dabei nach dem Vorsitzenden Hans Lindberg ist, dass man die Frauenmannschaft vom Breitensport im Verein juristisch trennen will. Zwei Clubs haben das schon einmal gemacht in der Damallsvenskan, nämlich Bälinge IF und Djurgården/’Älvsjö und beide Clubs sind in Konkurs gegangen. Djurgården lebte als Djurgården damfotboll weiter. Inzwischen hat Tyresö mit 15 Millionen Kronen (1,714 Millionen €) den höchsten Umsatz in der Damallsvenskan. Der große Zampano des Vereins, der scheinbar im Hintergrund agierende Hans Löfgren, hat ein einzigartiges Netzwerk aus rund 150 kleinen, mittleren und großen Firmen gebastelt, das die Frauenmannschaft unterstützt und damit den Weg von der vierten Liga zum Meistertitel geschafft. „Für uns bedeutet das auch eine Sicherheit für die restlichen Aktivitäten des Vereins, wenn das Spitzenteam des Frauenfußballs getrennt ist. Wir werden nach der nächsten Saison evaluieren, im Augenblick glaube ich aber, dass dies die beste Lösung ist,“ so Hans Lindberg. Tyresö ist eben ein großer Verein mit Dutzenden von Kinder- und Jugendmannschaften.

Eines der ewigen Talente des schwedischen Frauenfußballs wechselt zu einem Verein, dessen Name vor allem im Männerfußball große Geschichte hat. Louise „Lollo“ Fors, die vielleicht den besten Linksfuß der Damallsvenskan hat, ist nach einer enttäuschenden Saison bei Linköpings FC gegenwärtig in Australien, hat aber jetzt für den FC Liverpool Ladies unterschrieben. Fors wurde früher bei ihrem ersten Verein in der Damallsvenskan Lollodinho genannt, weil sie immer wieder brasilianisch anmutende geniale Momente hatte. Leider ist ihr Talent über die Jahre nicht richtig entwickelt worden. Die ersten Spiele mit ihr habe ich gesehen, als sie mit 15 in der Damallsvenskan debütierte. Inzwischen ist Fors 23 und noch immer könnte sie den entscheidenden Schritt tun.

Manchmal sind auch Vertragsverlängerungen wichtige Nachrichten. Zwei will ich hier hervorheben: Sofie Andersson bleibt in Vittsjö, sie war die herausragende Akteurin der letzten beiden Jahre beim Aufsteiger und ihre Bedeutung ist unstrittig. Ebenso wichtig, dass Nationalspielerin Sara Larsson in Örebro bleibt. Bei dem wirtschaftlich und sportlich in diesem Jahr gebeutelten Tabellenzehnten könnte dies ein Signal für andere Spielerinnen sein, ebenfalls zu Kugelschreiber zu greifen und zu bleiben, nachdem mit  Marie Hammarström bereits eine Schlüsselspielerin gegangen ist (nach Göteborg).

 

 

 

Maija Saari zieht aufs Dorf, Ulf Palmqvist steigt ab

Immerhin stimmen die Abmessungen – das „Stadion“ von Avaldsnes in Norwegen (Foto: Avaldsnes IL)

Finnlands Nationalmannschaftskapitänin Maija Saari verlässt wie angekündigt den Absteiger AIK und Stockholm und begibt sich nach Mallbacken zum Aufsteiger nach Värmland. Auf dessen Platz führt eine Schotterstraße, Asphalt noch immer Fehlanzeige und wenn man sich die Wechsel mancher Spielerinnen anschaut, dann fragt man sich, ob sie wirklich so klug beraten sind. Das gilt für Saari beim Aufsteiger, bei dem sie als Abwehrspielerin allerdings genug zu tun haben dürfte. Das gilt aber auch für Gudbjörg Gunnarsdottir und Mia Jalkerud, die zum norwegischen Aufsteiger Avaldsnes wechseln, da geht immerhin auch die norwegische Nationalspielerin Cecilie Pedersen nach einem Jahr in Lilleström wieder hin,aber Pedersen ist da groß geworden am Fjord, wo es mehr regnet als anderswo.

Ulf Palmquist, mit Thomas Mårtensson unlängst noch Trainer des Jahres geworden, weil er den Aufsteiger Vittsjö GIK auf einen sensationellen sechsten Platz führte, geht in die sechste Liga der Männer. Sein Nachfolger heißt Simon Sjögren und kommt aus der vierten Liga der Herren und aus der Region.