Alle gegen Pia – da bleibt sie

29031192982_9467e511d6_k

Lillie (links) und Pia bleiben – gegen den Willen aller Vereine der ersten Liga

Ich verstehe es immer noch nicht. Der schwedische Fußballverband SvFF hat den Vertrag mit Pia Sundhage um ein Jahr bis 31.12.2017 verlängert. Am gleichen Tag wurde bekannt, dass alle 12 Vereine der Damallsvenskan auf einer Konferenz des EFD, des Spitzenfußballvereins des Frauenfußballs, alle 12 haben gegen eine Vertragsverlängerung gestimmt.

Da aber der Interessenverein nur eine von sieben Stimmen im SvFF hat, ging diese Abstimmung dann mit 6:1 für die Vertragsverlängerung aus.

Spielerinnen haben sich bei Olympia, aber auch in den vergangenen Wochen immer wieder für eine Vertragsverlängerung Sundhages ausgesprochen. Allerdings – wenn man mich fragt, ob ich finde, dass mein Chef gehen soll und ich weiß, dass er sehr gute Chancen hat zu bleiben, was werde ich öffentlich sagen? Er soll gehen? Das wäre beruflicher Selbstmord. Dann werde ich eben nicht mehr aufgestellt. Wenn Emma Berglund die Verdienste der Trainerin hervorhebt und dann sagt, dass sie bleiben soll, dann fällt mir auf, dass Berglund vor allem lobt, dass Sundhage den Fußball in die Zeitungen, ins Radio, ins Fernsehen bringt. Dass sie dafür sorgt, dass Frauenfußball ein Thema ist. Über die Trainerin Sundhage sagt Berglund fast gar nichts, scheints. Aber wer weiß, vielleicht hat der Kollege von Expressen das auch weggelassen.

Heute Morgen las ich, dass die Weltfußballerin des Jahres 2015, Carli Lloyd ihre Memoiren veröffentlicht hat. Unter dem Titel When Nobody Was Watching (Als niemand zusah) ist das Buch seit Montag zu haben. Darin erzählt sie, dass die Spielerinnen des amerikanischen Nationalteams in einer Telefonkonferenz 2012 entschieden, dass sie sich bei Verbandspräsident Sunil Gulati melden um ihm mitzuteilen, dass die Spielerinnen wollen, dass Pia Sundhage NICHT weitermacht, trotz zweier olympischer Goldmedaillen. Man fragt sich warum?

Der Bruch mit den schwedischen Vereinen hat viele Gründe, die meisten dürften im Verborgenen bleiben. Bekannt ist, dass die Vereine sauer sind, dass Sundhage immer wieder angeschlagene Spielerinnen eingesetzt hat, die dann in noch schlechterem Gesundheitszustand zurückkamen. Ganz aktuell Pauline Hammarlund. Bekannt ist, dass Sundhage versucht hat, Einfluss zu nehmen, dass manche Spielerinnen im Club dieselbe (andere) Position spielen sollten wie in der Nationalmannschaft. Stefan Rehn hatte damals nur gelacht, als Pia ihn aufforderte, Elin Rubensson als Abwehrspielerin einzusetzen. Die Vereine zahlen die Gehälter, das ist anders als in den USA.

Kritisch auch, dass es manche Spielerinnen gibt, an denen die Trainerin mit Vasallentreue festhält, obwohl die Leistungen einfach nicht erstklassig sind. „Kannst du mir bitte erklären, warum Olivia Schough in der Nationalmannschaft spielt?“, fragte mich einmal eine andere Nationalspielerin. Ich konnte es nicht.

Die Trainerin kann sich nicht auf ein System festlegen, sie wechselt unentwegt und probiert ständig Neues aus. Taktisch gesehen bringt es ebenfalls wenig Neues. Die Defensivtaktik bei Olympia, die am Ende die Silbermedaille brachte – nach Angaben des schwedischen Bloggers Johan Rydén ist die Taktik nicht von der Cheftrainerin gekommen, sondern von der Mannschaft, die nach dem 1:5 gegen Brasilien meuterte.

Wenn einem so der Gegenwind ins Gesicht bläst, 0:12 ist ein vernichtendes Urteil der wichtigsten Partner, dann würde ich meinen Hut nehmen. Das Trio Marika Domanski Lyfors, Pia Sundhage und Lillie Persson macht weiter. Möglicherweise auch, weil wenn eine geht, alle gehen müssten und weil es jobmässig kaum Alternativen gibt. Dass dabei die Meinung der ;Liga nichts zählt sagt mir, dass es auch im nächsten Jahr kaum eine gute Kommunikation zwischen Nationalmannschaft und Vereinen geben wird.

Schweden verliert in Dänemark

Die Niederlage gegen Dänemark am Dienstag war ein Tiefpunkt in der schwedischen Länderspielgeschichte der letzten Jahre. Auch wenn die Däninnen motiviert und aggressiv ans Werk gingen und in allen Belangen besser waren: Von einem Silbermedaillengewinner Olympischer Spiele kann und muss man mehr erwarten.

Pia Sundhage hatte nach etlichen Absagen und einigen Verletzungen noch einmal nachnominiert und der Zeitung Expressen gesagt, das dies die Gelegenheit böte, viele neue Spielerinnen zu testen.

Am Ende blieb es beim Lippenbekenntnis. Sundhage bot die netten, engagierten, aber international definitiv eher zweitklassigen Sofia Jakobsson (Jakobsson war letztes Jahr wesentlich entschlossener im Abschluss) und Olivia Schough auf. Schough hatte im Finale gegen Deutschland zuletzt zwei dicke Chancen versemmelt. Statt die jüngeren und hungrigeren Pauline Hammarlund und Stina Blackstenius aufzubieten also wieder die Zugeständnisse an die Treuen. Pia Sundhage ist leider niemand, der erneuert. Sie ist der fortgesetzte Status Quo. Die ständige Erstarrung. Schon als US-Trainerin hat sie es versäumt, neuen Spielerinnen eine Chance zu geben, hielt immer an ihren Lieblingen fest. Dabei ist Sundhage eine sehr sympathische Persönlichkeit des Frauenfußballs. Niemand hat so wie sie in den letzten Jahren den Sport in breitere Gesellschaftskreise des Landes getragen. Aber als Trainerin hat sie leider ausgedient. Sie ist definitiv nicht die Person, die den notwendigen Neuaufbau denkt und durchführt, wenn Hedvig Lindahl, Nilla Fischer, Caroline Seger und Lotta Schelin in wenigen Jahren in die Fußballrente gehen. Bei der EM kann es trotzdem wieder weit gehen, wenn man die Defensivtaktik wieder auspackt, mit der man schon die USA und Brasilien ins Elfmeterschießen kämpfte. Bringt das den schwedischen Fußball weiter? Wohl kaum.

Lotta über Menstruation, Siegtor in der 91.

13871967_10153972302522830_911132545_n

Lotta Schelin (Foto: Anders Henrikson)

Lotta Schelin ist eine der großen Persönlichkeiten des internationalen Frauenfußballs. Wer sie schon einmal getroffen hat, wird mir zustimmen, dass sie die wesentlichen Charaktereigenschaften eines Vorbilds auf beste Weise vereint: Sie ist eine herausragende Sportlerin, sympathisch, offen für Anliegen von Fans und Journalisten und sie steht für Werte ein: für Gleichberechtigung und gegen Rassismus um nur zwei Dinge zu nennen.

Jetzt versucht sie, ein bislang tabuisiertes Thema ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Lotta Schelin will, dass man endlich offen darüber spricht, wie die Menstruation Sportlerinnen beeinflusst, will, dass endlich eine ernstzunehmende Forschung in Gang gesetzt wird, die analysiert, ob etwa das Verletzungsrisiko steigt, wenn Frauen während ihrer Menstruation gleichermaßen hart trainieren und spielen wie außerhalb dieser Tage.

„Man glaubt immer, dass das privat ist, dass man sich selber darum kümmern muss, aber Tatsache ist, dass es uns extrem beeinflusst,“ sagt die 32-Jährige Weltklassestürmerin in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen SVT.

„Man forscht über alle möglichen Dinge bei Spitzensportlern, man will alles wissen und macht Herzuntersuchungen, Blutproben usw. Aber kein einziges Mal hat man meine Menstruation untersucht und festgestellt, wie sie mich beeinflusst. Wenn mal jemand nicht zum Training kommt, heisst es oft, sie hat Bauchschmerzen.“

Schelin findet, dass etwa die Nationalmannschaft auf Reisen alles dabei hat, Kaugummi, Nasentropfen, Verbandszeug, das einzige, was nicht im Mannschaftsgepäck ist, sind Binden und Tampons.

Hätten Männer Menstruation, da ist Lotta sich sicher, wäre dieser physiologische Zustand bereits bis ins Kleinste erforscht worden. Insofern sieht die gebürtige Stockholmerin, die in Göteborg aufgewachsen ist, das Thema auch als Gleichberechtigungsfrage und möchte eine Diskussion anstoßen. Es ist ihr gelungen, da alle großen Zeitungen das Interview aufgreifen und andere Sportlerinnen, etwa die Boxerin Klara Svensson sich ebenfalls dazu äußern und Schelin loben und sich bei ihr bedanken, dass sie dieses Tabuthema aus der Schamgefühlecke holt, aus einer Ecke, in die es nicht hingehört.

Lotta sagt, dass ihre eigene Menstruation nicht sonderlich stark sei, aber dennoch würde sie an ein, zwei Tagen im Monat davon ganz klar beeinflusst.

Wir bleiben bei Lotta Schelin, kommen aber zum Geschehen in der Liga zurück. In der 91. Minute erzielte Lotta Schelin am Mittwoch das Siegtor für ihren FC Rosengård gegen Kopparberg/Göteborgs FC. Nochmal Glück gehabt kann man da sagen, andernfalls wäre Linköping potentiell vier Punkte davon gezogen, denn die Frauschaft aus Östergötland gab sich beim 4:0 gegen das wohl dem Abstieg geweihten Umeå keine Blöße. Dabei hatte Rosengård großes Glück, dass Schiedsrichterin Pernilla Larsson Elfmeter für Rosengård gab, als Marta in der 40. Minute Beata Kollmats in deren Strafraum (!) anrempelte und dabei selber aus dem Gleichgewicht geriet. Eine krasse Fehlentscheidung, die auf den TV-Bildern überdeutlich zu erkennen ist. Am Ende gewann Rosengård mit 2:1 durch einen unberechtigten Elfer und ein Tor in der Nachspielzeit. Das Glück des Tüchtigen?!

Ansonsten setzt sich die obere Hälfte der Tabelle immer weiter von der unteren ab. Jetzt sind es fünf Punkte, die den Sechsten Göteborg vom Siebten Vittsjö trennen. Am Sonntag geht es schon weiter, bevor die Schwedinnen dann in die Länderspielpause gehen.

En detail mal wieder vom Mittwochabend:

Kristianstads DFF – KIF Örebro (2:1) 2:2
Tore: 1:0 Jenny Danielsson (21.), 2:0 Johanna Rasmussen (27.), 2:1 Julia Spetsmark (39.), 2:2 Melissa Tancredi (46.)

Umeå IK – Linköpings FC (0:2) 0:4
Tore: 0:1 Stina Blackstenius (15.), 0:2 Renée Slegers (25.), 0:3, 0:4 Pernille Harder (52., 75.)

Kvarnsvedens IK – Eskilstuna United (1:0) 1:1
Tore: 1:0 Meghan Toohey (26.), 1:1 Mimmi Larsson (50.)

FC Rosengård .- Kopparberg/Göteborgs FC (1:0) 2:1
Tore: 1:0 Marta (Foulelfmeter, 40.), 1:1 Elin Landström (80.), 2:1 Lotta Schelin (91.)

Piteå IF – Vittsjö GIK (0:0) 2:1
Tore: 1:0 Elin Bragnum (48.), 2:0 Felicia Karlsson (58.), 2:1 Anna Hjälmkvist (94.)

Mallbackens IF Sunne – Djurgården (0:1) 0:3
Tore: 0:1 Hanna Lundqvist (32.), 0:2 Johanna Rytting Kaneryd (64.), 0:3 Madeleine Stegius (85.)

Die Tabelle:

tabelle

In der Torschützenliste sieht es derweil so aus: Pernille Harder 17, Stina Blackstenius (beide Linköping) 15, Marta 11, Ella Masar 10, Lieke Martens (alle Rosengård) 8, Tabitha Chawinga (Kvarnsveden), Pauline Hammarlund (Göteborg), Mia Jalkerud (Djurgården), Mimmi Larsson (Eskilstuna) alle je 7 Tore.

Der Zuschauerschnitt beträgt nach 15 Runden (bei einem Nachholspiel) 814 Zuschauer. Die Tendenz ist leicht steigend. Das liegt meiner Einschätzung nach weniger an der olympischen Silbermedaille, sondern vielmehr daran, dass zB Linköping jetzt die 100e0er-Marke im Schnitt passiert hat, weil das Publikum in der Stadt allmählich mitbekommt, dass da eine Meisterschaft möglich ist.

 

 

Stillstand

Deutschland hat es wieder mal geschafft. 2:1 gegen Schweden. Goldmedaille. Alles richtig gemacht. Silvia Neid hat ihr Team zum Gold geführt.

Hat sie?

Wir haben in diesem Turnier die schwächste deustche Mannschaft seit dem vorigen Jahrtausend gesehen. Ins Finale gerumpelt mit einem Late-Minute-Ausgleich gegen Australien und zwei Spielen gegen Kanada, von denen man das am Ende wichtigere gewann und das andere verlor. Noch vor fünf Jahren hat Deutschland Kanada locker an die Wand gespielt. Jetzt ist John Herdmans Truppe ebenbürtig. Weil Kanada sich entwickelt hat und Deutschland eben nicht. Keinen Schritt.

Pia Sundhage hat im Finale völlig anders gespielt als im Viertel- und Halbfinale. Statt ausgeprägter Defensivtaktik, die erfolgsführend war und eine Sicherheit im Team schuf, in der jeder für jeden kämpfte, veränderte sie auf zwei Positionen. Raus mit der überragend im Mittelfeld defensiv arbeitenden Emilia Appelqvist und rein mit Olivia Schough. Raus mit der brandgefährlichen Targetstürmerin Stina Blackstenius und rein mit Sofia Jakobsson. Und Schweden spielte offensiv. Ich habe den ZDF-Stream gesehen und Reporterin Claudia Neumann sprach die ganzen 90 Minuten über von der schwedischen Defensivtaktik. Das hatte sie sicher irgendwo gelesen, aber nicht verstanden, dass Schwedem im Olympiafinale sehr offensiv spielte. Das nervte.

Leider gehört Olivia Schough nicht in die Startformation eines olympischen Finales. Sie verlor Zweikämpfe und sie versemmelte wenigstens zwei hoichkarätige Chancen, die Blackstenius oder Pauline Hammarlund versenkt hätten. Zwar kamen beide Spielerinnen rein, als Schweden alles riskieren musste, aber wenn man gegen Deutschland 0-2 zurückliegt, ist es vorbei. Blackstenius erzielte nach Assist von – Schough (Olivias beste Szene) den Anschlusstreffer, mehr kam nicht.

Und so versiebte Schweden seine größte Chance auf einen großen Titel seit 13 Jahren. Es wird leider wieder 13 Jahre dauern oder länger, bis diese Chance wieder kommt.

Stillstand im Frauenfußball. Schon die WM 2015 war eine Enttäuschung. Bei Olympia hat Frankreich wieder einmal versagt, Japan sich erst gar nicht qualifiziert. Australien spielte schön, scheiterte im Elfmeterschießen an Brasilien. Schweden räumte die USA aus dem Weg, gegen die Deutschland (sorry) nie gewonnen hätte. Der deutsche Frauenfußball ist derzeit nicht gut. Was? Das Gold!!!???? Nein, guten Fußball spielt Deutschland nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Ich sehne mich an solchen Abenden, die dann mit dem größtmöglichen Erfolg enden trotzdem nach Spielerinnen wie Renate Lingohr, Birgit Prinz und Inka Grings zurück. Nadine Kessler!!!! Ach je. Es ist schade, dass der Stillstand regiert und dennoch zum Nonplusultra erhoben wird.

Ich gönne es allen Spielerinnen, aber leider wird Steffi Jones Erbe schwer. Ich hatte auf einen Neuanfang gehofft, jetzt wird ihr nahegelegt werden, alles so zu machen wie Silvia Neid, die in den letzten Jahren ihrer Amtszeit ohne erkennbare Spielidee einen kraftvollen Fußball spielen ließ, der dem der deutschen Herren der 1980er Jahre ähnelt. Ich würde mir eine Entwicklung hin zu modernem Fußball wünschen. Technik, Kombinationen, Ballbesitz. Jogi Löw hat das vorgemacht, der Frauenfußball sollte in diese Richtung geführt werden. Wie Frankreich, nur eben, dass man damit gewinnt. Oder aber entnimmt man dem französischen Beispiel, dass man mit diesem Fußball nicht gewinnen kann?

Schweden hat verloren. Silbermedaillen werden Verlierern umgehangen. Natürlich war das im ganzen Turnier eine tolle Leistung. Aber heute Nacht ist man Verlierer. Die Chance, das übermächtige Deutschland zu schlagen, war selten so groß wie heute Abend. Leider hat sich Pia verzockt. Schweden hätte mit derselben Elf wie gegen Brasilien spielen müssen, wesentlich defensiver und nicht so offensiv (schauen Sie sich das noch mal an, Frau Neumann) wie heute.

Ausrutscher

27448688464_dd8c95f714_k

Djurgården ist die positive Überraschung der ersten Saisonhälfte

Lotta Schelins erstes Ligaspiel nach acht Jahren bei Olympique Lyon, der besten Frauenfußballmannschaft der Welt, war sowohl erfolgreich wie auch ein Ausrutscher,. Beim Heimspiel gegen Djurgården gab es ein glückliches 2:2 durch einen Treffer von Schelin in der 90. Minute.

Djurgården kann man getrost als die positive Überraschung der ersten Saisonhälfte bezeichnen. Kompaktes Abwehrspiel, wenn sie nach vorne gehen , dann glkeich mit mehreren im gegnerischen Strafraum. Katrin Schmidt, die beste Mittelfeldspielerin Europas, die nicht in einer Nationalmannschaft spielt, dominierte für Djurgården – bei Rosengård macht sich das Fehlen von Sara Björk Gunnarsdottir arg bemerkbar.

Immerhin hat Rosengård die Neuverpflichtung des Jahres in seinen Reihen – die Amerikanerin Ella McLeod Masar, die ihren zehnten Saisontreffer erzielte. Hat Linköping jetzt einen entscheidenden Vorteil? Mal sehen, ob sie alle Spielerinnen behalten können und ob es ihnen gelingt, nach der Pause in Göteborg zu gewinnen. Zwei Ja auf diese Frage und Linköping hat Anfang Oktober den Gewinn der Meisterschaft beim Heimspiel gegen Rosengåtd in der Hand. Yuerst aber gibt es Ende August schon mal das Pokalendspiel zwischen beiden Teams in Malmö.

FC Rosengård – Djurgården (0:1) 2:2
Tore: 0:1 Mia Jalkerud (22.), 1:1 Ella McLeod Masar (63.), 1:2 Emilia Appelqvist (67.), 2:2 Lotta Schelin (90.)

1800 Zuschauer waren eine neue Bestmarke für Rosengård, die meisten kamen sicher um L8 zu sehen. Der Schnitt liegt jetzt bei 790 Zuschauern, seit zehn Jahren ein stetes Auf und Ab.

Die Tabelle:

  1. FC Rosengård               42:7 35
  2. Linköpings FC              38:10 34
  3. Eskilstuna                     17:12 19
  4. Piteå IF                           14:19 18
  5. Göteborg                       17:12 17
  6. Djurgården                   18:18 17
  7. Örebro                            14:19 14
  8. Vittsjö                            12:23 12
  9. Kvarnsveden                13:26  9
  10. Mallbacken                  15:29 9
  11. Umeå                              12:27 9
  12. Kristianstad                  9:19  8′

 

Torschützenliste: 1. Pernille Harder 13, 2. Stina Blackstenius 11, 3. Marta, Ella McLeod Masar je 10, 5. Mia Jalkerud 7, 6. Tabitha Chawinga, Natasa Andonova, Kristine Minde, Pauline Hammarlund alle 6, 10. Mimmi Larsson 5.

 

Mit bekannten Gesichtern gegen Polen und Moldawien

Kosovare Asllani ist zurück und Nilla Fischer macht aus privaten Gründen Pause, wenn Schweden am 02. und 06. Juni auf Polen (in Lodz) uind Moldawien (in der Nationalarena für Frauenfußball in Göteborg) trifft.

Dass Asllani eher früher als später zurückkehren würde, daran hat wohl seit dem Wechsel der 26-Jährigen nach Manchester niemand gezweifelt. Trainerin Pia Sundhage geht es immer darum, dass ihre Nationalspielerinnen gute Vereine und regelmässiges Training haben. Wer keinen Verein hat, der wird schon mal aussen vor gelassen, das hat es bereits früher so ähnlich auch bei Sofia Jakobsson gegeben.

Ansonsten sieht das Aufgebot sehr vertraut aus. Niemand ist zum ersten Mal dabei.Neben Fischer fehlt verletzungsbedingt auch Emilia Appelqvist (Djurgården).

Tor: Hilda Carlén (Piteå IF), Hedvig Lindahl (Chelsea Ladies), Emelie Lundberg (Eskilstuna United)

Abwehr: Jonna Andersson, Magdalena Eriksson, Jessica Samuelsson (alle Linköpings FC), Emma Berglund, Amanda Ilestedt, Lina Nilsson (alle FC Rosengård), Freja Hellenberg (Kopparbergs/Göteborg FC), Linda Sembrant (Montpellier HSC)

Mittelfeld und Angriff: Stina Blackstenius, Fridolina Rolfö (beide Linköpings FC), Malin Diaz, Olivia Schough (beide Eskilstuna United), Lisa Dahlkvist, Caroline Seger (beide Paris Saint-Germains), Kosovare Asllani (Manchester City), Pauline Hammarlund, Elin Rubensson  (beide Kopparberg/Göteborgs FC), Sofia Jakobsson (Montpellier HSC), Josefine Johansson (Piteå IF), Lotta Schelin (Olympique Lyon)

 

Damallsvenskan 2016 – der Tipp

22097780245_a3de16deea_k

Zwei Spielerinnen, die auch 2016 von sich reden machen dürften: Natalie Björn (hier noch AIK, jetzt Eskilstuna United) und Natasa Andonova (FC Rosengård)

Der FC Rosengård ist auch 2016 Topfavorit auf den Meistertitel in Schweden. Während der Saison 2015 gingen Anja Mittag und Ramona Bachmann, aber der übrig gebliebene Stamm plus die neu geholten Gaelle Engamanouit, Natasa Andonova und Lieke Martens geben der Mannschaft dennoch ausreichend Spitzenkompetenz, um mehr oder minder einsam an der Spitze zu kreisen. Zu rechnen ist überdies damit, dass Star Caroline Seger nach dem Ende der Saison in Frankreich zum FC Rosengård hinustösst, wo nicht nur die besten Rahmenbedingungen herrschen, sondern mit Therese Sjögran auch Segers BFF als Sportchefin tätig ist. Ausserdem lebt die Familie der 30-Jährigen unweit von Malmö.

Ich sehe nur ein Team, das Rosengård herausfordern kann und das ist der Vorjahresvierte Linköpings FC. Dort ist zwar die legendäre Charlotte Rohlin in Fussballerinnenrente gegangen, sie wird aber problemlos ersetzt durch Magdalena Ericsson. Die 22-Jährige, die in der Nationalmannschaft Linksverteidigerin spielt, wird von Coach Martin Sjögren (bester Trainer der Liga?) in die Mitte neben der routinierten Dänin Janni Arnth eingesetzt. Sjögren hat sich entschieden, auf 4-3-3 als Spielsystem zu setzen. Im Angriff haben die jungen Pernille Harder, Fridolina Rolfö und Stina Blackstenius bereits in den Testspielen ordentlich hingelangt und selbst als Rolfö wegen Verletzung ausfiel, sorgte die Norwegerin Kristine Minde für Torjubel. Im Mittelfeld hat man mit der filigranen Technikerin Claudia Neto und Renée Slegers zwei exquisite Spielerinnen. Linköping wird Zweiter und erreicht sein Saisonziel Champions League.

Platz drei geht an den Viemeister von 2015. Eskilstuna United hat etliche Schlüsselspielerinnen durch Karriereende (Petra Larsson und Sofie Persson) verloren und die Kamerunerin Gaelle Engamanouit an den schärfsten Konkurrenten Rosengård. Aber Coach Victor Ericsson hat interessante Neuverpflichtungen geholt. Vor allem Marija Banusic könnte bei ihm den Durchbruch schaffen. Er hat bereits Olivia Schough zu neuen Karrierehöhen verholfen. Ausserdem holte Ericsson zwei AIK-Talente mit Petra Andersson und Natalie Björn. Björn habe ihm am meisten imponiert, sie sei schon jetzt eine Führungsspielerin, sagte Ericsson am Rande des Medienauftaktes der Damallsvenskan. Dennoch reicht das „nur“ zu Platz 3.

Dahinter wird es schwierig. Der Vorjahresdritte Piteå IF hat Pauline Hammarlund an Göteborg abgeben müssen, Hanna Pettersson og sich bei einem der ersten Trainings einen neuerlichen Kreuzbandriss zu. Aber mit Felicia Karlsson könnte Piteå einen Glücksgriff getan haben. Die vielleicht schnellste Stürmerin der Liga (Linda Sällström?) hat einen Durchbruch längst verdient und könnte ihn bei Stellan Carlsson schaffen, der schon Hammarlund und Emilia Appelqvist veredelt hat. Ich sehe Piteå knapp auf Platz vier vor Kopparberg/Göteborgs FC, das immer um den Titel mitspielen will, sich dann aber doch nicht entsprechend verstärkt. Die Niederländerinnen Manon Melis, Lieke Martens und Danielle van de Donk haben den Club verlassen, mit Pauline Hammarlund und Elin Landström hat man zwei grosse Talente geholt. Das Team ist jünger und wieder wird es nicht für die Champions League reichen. Platz 5. Sollte Lotta Schelin zurückkehren, wie Gerüchte besagen, dann könnte sie Göteborg doch noch ein wenig weiter nach oben bringen, aber wohl kaum in die Champions League.

Vittsjö GIK hat sich nach zwei mittelmässigen Spielzeiten enorm verstärkt. Mit Katie Fraine holte man die beste Torhüterin der Liga aus Linköping und die Nigerianerin Ngozi Okobi wirbelte bei der WM in Kanada 2015 die schwedische Abwehr nach Belieben durcheinander. Schaun mer mal, ob sie das auch in der Liga schaffen wird. Hinzu kamen eine weitere Nigerianerin, die Finnin Emmi Alanen und die physisch starke Clara Markstedt. Platz sechs sollte keine Utopie sein, wenn das Trainerduo unter der Führung von Thomas Mårtensson das Team zügig einspielen kann.

Für KIF Örebro bleibt dann nur Rang 7 übrig. Hanna Folkesson absolvierte 2015 kein einziges Spiel für den ehemaligen Vizemeister und Lisa Dahlkvist verliess ihren Mutterclub, um mit Caroline Seger wesentlich lukrativer das PSG-Mittelfeld zu bespielen. Ende des Jahres hagelte es Rücktritte. Elin Magnusson, Sanna Talonen und Susanna Lehtinen hingen die Fussballschuhe an den Nagel und werden enorm fehlen. Das Gefüge im Team verändert sich. Hinzu kommt, dass die Nigerianerin Sarah Michael einen Kreuzbandriss erlitt und man deshalb schnell die 34-Jährige Melissa Tancredi aus Kanada holte. Interessant zu sehen wird, inwieweit Mittelfelddiamanttalent (ein neues Wort…) Michelle De Jongh weiter von sich reden machen wird. Ein Interview mit ihr kommt in der nächsten Woche.

Achter in der Liga ist dann die einstige Fussballgrossmacht Umeå IK, die längst auf dem Boden der finanziellen Realitäten angekommen ist. Immerhin konnte man Nationalspielerin Jenny Hjohlman behalten und auch Supertalent Lina Hurtig. Letztere ist allerdings noch verletzt, aber zu mehr als Platz acht reicht das nicht. Zu unbeständig war das Team 2015, was der mangelnden Routine und auch der fehlenden Breite im Kader geschuldet ist.

Elisabet Gunnarsdottir ist schon im achten Jahr Trainerin von Kristianstads DFF und gestern hat ihr Team ganz gut ausgeschaut bei Meister Rosengård, was allerdings an einer eher indiskutablen Leistung der Gastgeber in Malmö lag. Die finanziellen Probleme haben Gunnarsdottir zu einer erheblichen Verjüngung des Kaders gezwunfen, mehr als Platz neun ist damit leider nicht drin.

Aufsteiger Djurgården schafft es trotz interessanter Neuverpflichtungen nur knapp, in der Liga zu bleiben. Gegen Linköping erlitt man eine knallende 1:6-Niederlage, es hätte auch zweistellig ausgehen können und ich sah nur wenig Erstklassiges. Die Paraden von Gudbjörg Gunnarsdottir, die wieder dabei ist. Die Innenverteidigerinnen Sheila van den Bulk und Petronella Ekroth sind solide, aber nicht erstklassig. Das ist dafür das zentrale Mittelfeld mit Emilia Appelqvist und Katrin Schmidt. Vorne sollen Mia Jalkerud, Alexandra Höglund und Madeleine Stegius alles richten, verstärkt durch die Portugiesin Carolina Mendes. 

Mallbacken schaffte es letztes Jahr um Haaresbreite, ein Tor besser als Hammarby, die Klasse zu erhalten. In diesem Jahr hat man Mimmi Larsson an Eskilstuna abgeben müssen. Die Neuverpflichtungen, u.a. mit Kirsty Yallop aus Vittsjö sind solide, aber es reicht leider nicht aus. Möglich wird es, wenn man es schafft, zu Hause den Heimvorteil mehrfach zu nutzen. Ein Spiel in Mallbacken ist etwas Besonderes, das haben mir schon viele Spielerinnen anderer Clubs erzählt.

Kvarnsveden hatte kein Geld, nach dem Aufstieg etablierte Spielerinnen aus der ersten Liga zu holen. Stattdessen gab es nur vier Neue aus der Elitettan. Superstar Tabitha Chawinga, die das Team mit ihren 42 Toren in 26 Spielen fast im Alleingang nach oben schoss, alleine kann es auch nicht richten. Chawinga wird sowieso heiss begehrt von allen anderen Clubs sein. Die 20-Jährige Malawierin hat sich dennoch 25 Tore zum Ziel gesetzt. Schafft sie das, dann hat Kvarnsveden eine Chance. Aber woher sollen die Bälle kommen?

Also, noch einmal zusammengefasst:

  1. FC Rosengård
  2. Linköpings FC
  3. Eskilstuna United
  4. Piteå IF
  5. Kopparbergs/Göteborg FC
  6. Vittsjö GIK
  7. KIF Örebro
  8. Umeå IK
  9. Kristianstads DFF
  10. Djurgården
  11. Mallbacken
  12. Kvarnsveden

Schweden ist durch

Spätestens nach dem 3:0 gestern Abend in der Slowakei und der Tatsache, dass Polen und Dänemark sich Donnerstagabend beim 0:0 Punkte abgenommen haben, dürfte klar sein, dass Schweden sich wieder einmal locker für ein großes Turnier qualifizieren wird. Nach Rio 2016 eben auch für die EURO 2017 in den Niederlanden.

Lotta Schelin saß auf der Bank, was einen Journalisten hierzulande schreiben ließ, dass Pia Sundhage ihren Star zugunsten von Pauline Hammarlund (Göteborg) in die zweite Reihe gestellt habe. Das entbehrte allerdings jeder Grundlage. Schelin laboriert an einer Oberschenkelverletzung, die sie schon aus Lyon mitbrachte und sollte es deshalb ruhiger angehen.

Die Tore erzielten Emilia Appelquist (Djurgården), Linda Sembrant (Montpellier) sowie Stina Blackstenius (Linköping). Bei den Gesprächen nach dem Spiel ging es denn auch mehr um die Olympischen Spiele in Rio als um die EM-Quali. Pia Sundhage will die Spielerinnen aus dem Ausland schon vor dem eigentlichen Trainingslager in Schweden versammeln und dann eine Woche vor dem Turnier nach Brasilien reisen, damit man sich sowohl akklimatisiert wie auch den Zeitunterschied rechtzeitig bewältigt. Es könnte und wird wohl Sundhages letzter Auftritt als Nationaltrainerin Schwedens sein. Ihr Vertrag läuft bekanntlich aus.

Als ein potentieller Nachfolger wird Andrée Jeglertz gehandelt. Der 44-Jährige, der mit Umeå IK mehrere schwedische Meisterschaften holte, hat vor kurzem erklärt, dass er seinen Vertrag als Nationaltrainer Finnlands nicht verlängern wird.

 

Tyresö und Linköping verlieren

Torhüterin Hilda Carlén zeigte eine Klasseleistung gegen Linköping (hier noch im Hammarbydress von 2013)

Torhüterin Hilda Carlén zeigte eine Klasseleistung gegen Linköping (hier noch im Hammarbydress von 2013)

Dass sein Arbeitgeber die Champions League eindeutig vor der Meisterschaft prioritiert, das hatte mir Tony Gustavsson, Tyresös Trainer, schon im Februar gesagt – bevor das Chaos auch nur andeutungsweise nach außen bekannt wurde.

Dass die Damallsvenskan in den Überlegungen Tyresös keine sonderlich große Rolle (mehr?) spielt, sah man auch heute in Kristianstad. Nach 50 Sekunden schoss die von mir hoch geschätzte Marija Banusic Kristianstad gegen Tyresö mit 1:0 in Führung. Olivia Welin machte in der 79. Minute alles klar, in Abwesenheit von Meghan Klingenberg, Caroline Seger, Marta und Vero Boquete. Letztere saß übrigens mit Annica Svensson (früher Tyresö, jetzt Eskilstuna und morgen dran) auf der Tribüne von Skytteholms IP und sah AIK gegen Rosengård verlieren. Fabiana hat keine Arbeitserlaubnis, die Startformation Tyresös sah so aus: Carola Söberg, Line Røddik Hansen, Linda Sembrant, Lisa Dahlkvist, Rilany, Thaysa, Mayara, Johanna Rytting Kaneryd, Malin Diaz, Lisa Klinga, Madelaine Edlund.

Sowohl Goalgetterin Christen Press wie Abwehrbollwerk Whitney Engen begannen auf der Bank, waren erst gestern von den beiden Länderspielen der USA gegen China aus Kalifornien zurückgekehrt. Die Brasilianerinnen landeten am Freitag nach einem Ausflug ihrer Natio nach Australien.

Allein schon deshalb war der Sieg Kristianstads keine Überraschung, es zeigt aber auch, dass Tyresö weiterhin wenig Interesse an der Liga hat und alles auf die an den nächsten beiden Sonntagen zu spielende Halbfinals gegen die Birmingham Ladies setzt.

Bei den Gastgebern lief übrigens Therese Björck heute mit der vermutlichen Rekordrückennummer 400 (!!) auf. Grund: Das Städtchen Kristianstad feiert in diesen Tagen und Wochen seinen 400. Geburtstag.

Die größere Überraschung schaffte aus meiner Sicht Piteå, dass dem von fast allen auf Platz 2 getippten Linköping gleich eine Auftaktniederlage beibrachte. Torschützin: Ausgerechnet die in Linköping ausgemusterte ehemalige Tyresöspielerin Pauline Hammarlund. Die 19-Jährige traf vor knapp über 1.000 Zuschauern in der LF-Arena, der nördlichsten Stadt in der Damallsvenskan. Dort ist es, das bezeugen alle, nicht leicht zu gewinnen, aber nach einem eher negativen Wechselverhältnis vor der Saison hatten viele Piteå alles zugetraut, aber nicht den von Martin Sjögren trainierten Mädels aus Linköping alle drei Punkte abzinöpfen. Die junge Keeperin Hilda Carlén zeigte offenbar eine Klasseleistung und Faith Ikidi wird hier als Abwehrchefin grundsätzlich gelobt:).

„Natürlich ist das eine Enttäuschung,“ sagte die neue Torhüterin Linköpings, Katie Fraine, der Zeitung Östgöta Correspondenten.

„Aber wenn du gegen eine Mannschaft spielst, die so sehr nach hinten arbeitet, wird es schwer, vorne was zu machen. Sie zwingen dich dazu, ein Spiel zu spielen, dass du eigentlich nicht spielen willst. Wir müssen besser werden, diese Art von „hässlichen“ Spielen zu spielen, aber mich beunruhigt das Ergebnis nicht. Wir sind immer noch die beste Mannschaft der Liga,“ so Fraine weiter.

Bleibt noch zu erwähnen, dass das hochgetippte Umeå sich beim Jungbrunnen der Liga, dem als sicheren Absteiger gehandelten Jitex Mölndal BK sehr schwer tat und erst zehn Minuten vor dem Ende den Siegtreffer erzielen konnte.

Die Ergebnisse und die Toschützen aller Spiele könnt ihr übrigens ab jetzt immer auf der Seite Damallsvenskan 2014 (oben im Menü) finden. Da wird dann ab dem 2. Spieltag jeweils die aktuelle Tabelle auftauchen und auch die Torschützenliste.

 

 

 

 

Schweden 2014: Die Lage im Januar

In 98 Tagen beginnt die neue Saison der Damallsvenskan. Sollte das Wetter so bleiben, wie es derzeit in Süd- und Mittelschweden ist, nämlich schneefrei und außergewöhnlich mild, könnte es erstmals seit vielen Jahren, eine Vorsaison geben, in der z.B. in Stockholm sogar relativ problemlos draußen trainiert werden kann.

Was hat sich bis dato getan in den 12 Vereinen der ersten Liga? Was machen die Absteiger, welche Entwicklungen gibt es in der zweiten Liga?

Das Transferfenster ist geöffnet und mit Sicherheit wird sich der Kader hier und dort noch verändern. Einige Teams sind mehr aktiv gewesen als andere. Hier ist der Zwischenstand und die Vereine sind so sortiert, wie sie nach heutigem Stand und meiner Meinung abschneiden würden, wenn die Saison nächste Woche beginnen würde.

1. FC Rosengård

Nach der zweiten Umbenennung des einstigen Frauenteams von Malmö FF steht der Meister von 2013 mit neuem Sponsor im Rücken äußerst stark da. Die Vereinsführung und Sportchef Niclas Carlnén haben die Strategie, Spielerinnen möglichst langfristig an den Verein zu binden und auch primär nur solche Spielerinnen anzuwerben, die zum Verein und zur Mannschaft passen.

Scouting war schon immer eine Stärke Malmös in den letzten Jahren. Das beste Beispiel hierfür die Isländerin Sara Björk Gunnarsdottir, die mittlerweile Schlüsselspielerin ist. Bei Annika Kukkonen und Katrine Veje hat man sich aber doch offenbar verrechnet. Kukkonen wechselte bereits vorletztes Jahr und Veje musste jetzt gehen, über den Öresund nach Kopenhagen. Auch die Kolumbianerin Yoreli Rincon hat es nicht geschafft, sie war bei Aufsteiger Eskilstuna im Gespräch, hat aber noch keinen neuen Verein. Ihre technischen Finessen konnten nicht die physischen Mängel überdecken.

Mit Kapitänin Malin Levenstad hat eine Führungsspielerin den Verein verlassen. Sie ist zwar nur sechs Monate an Aufsteiger AIK ausgeliehen, aber es ist nicht anzunehmen, dass sie zurückkehrt. Als Innenverteidigerin fehlt es ihr letztlich auch an der internationalen Klasse, die man braucht, um die Champions League zu gewinnen.

Sowohl gegen Olympique Lyon im März 2013 wie gegen den VfL Wolfsburg im Spätherbst war man letztlich chancenlos. Gegen Wolfsburg zwar glücklos, aber eben nach 180 Minuten erfolglos. Um den nächsten Schritt auch international zu machen, holte man sich mit der robusten und spielintelligenten Engländerin Anita Asante eine Spielerin, die nicht nur die Champions League bereits mit dem FC Arsenal gewonnen hat und über große internationale Erfahrung verfügt, sondern auch jemanden, der multifunktionell einsetzbar ist: sowohl im Zentrum der Abwehr wie auch im zentralen defensiven Mittelfeld.

Der Abgang von Manon Melis zum angeblich wesentlich besser zahlenden Ligakonkurrenten Kopparberg/Göteborgs FC könnte die Südschweden mehr schwächen, als man das gemeinhin erwartet. Im erfolgreichen Herbst, in dem Malmö letztlich den Spieß umdrehte und Tyresö den Titel mit deutlichem Abstand wegschnappte, war es immer wieder Melis im Zusammenspiel mit Veteranin Therese Sjögran, die entscheidende Tore schoss.

Man hat jedoch mit Melis‘ Landsfrau Kirsten van de Ven von Gegenspieler Tyresö eine äußerst ehrgeizige Flügelflitzerin mit hoher Sozialkompetenz geholt. 2014 müsste aber auch die Saison von Megatalent Elin Rubensson werden, falls nicht, würde ich der 20-Jährigen raten, sich einen neuen Verein zu suchen, um ihre Begabung nicht zu verschwenden.

Rosengård ist erster Anwärter auf den Meistertitel im neuen Jahr. Der Konkurrent Nummer eins derzeit ist meiner Meinung nach

2. Linköpings FC

Zampano Anders Mäki und Trainer Martin Sjögren haben in Linköping schon letztes Jahr ein kleines Meisterstück vollbracht. Mit Nilla Fischer gab man die teuerste Spielerin mitten in der Saison an den VfL Wolfsburg ab und man merkte es nicht. Denn Linköping siegte sich souverän durch den Herbst und das mit einem äußerst jungen Team, das man auch noch verstärkt hat für dieses Jahr.

Vor zwei Jahren sollte es noch das Geld und die erfahrenen Spielerinnen machen. Lisa DeVanna, Manon Melis, Nilla Fischer und andere tummelten sich in der 100.000-Einwohnerstadt, anderthalb Zugstunden südlich von Stockholm und das Experiment ging in die Hose. Trainer Jörgen Pettersson (vor Sjögren Trainer in Malmö) ging und Sjögren kam, das hatte es genauso schon in Malmö gegeben. Sjögren holte dann auf Anhieb den Titel.

In Linköping schaffte er das zwar nicht, aber sowohl Rosengård wie auch Tyresö haben mit Sicherheit gehörigen Respekt vor den Blauen.

Mäki und Sjögren „sammeln“ offenbar U19-Europameisterinnen. Aus der Mannschaft die 2012 in der Türkei für Schweden Gold holte, spielen jetzt vier in Linköping, nachdem man sich von Jitex Fridolina Rolfö für das offensive Mittelfeld gesichert hat. Sofia Lundgren wird ihre Karriere als Torhüterin wohl nach einem Bandscheibenvorfall beenden. Aufgrund der Ungewissheit ihrer sportlichen Zukunft hatte man der 32-Jährigen auch keinen neuen Vertrag mehr angeboten und sich schließlich die Amerikanerin Katie Fraine von Absteiger Mallbacken geholt. Möglicherweise ist Fraine die beste Torhüterin der Liga. Sollte es der Niederländerin Renée Slegers im Mittelfeld nochmals gelingen, das fortzusetzen, was sie in der zweiten Saisonhälfte geboten hat und Welttalent Pernille Harder sich so weiterentwickeln wie anzunehmen ist, dann ist die Quali für die Champions League im Bereich des Möglichen für Linköping.

3. Tyresö FF

Eine Personalpolitik, die ich nicht verstehe. Fünf Amerikanerinnen hat der Verein um den ehemaligen Assistenztrainer der USA, Tony Gustavsson, geholt. Alle fünf müssen nun spätestens Anfang Juni gehen. Die vielen Wechsel in der zweiten Jahreshälfte 2013 und die Verletzung von Marta haben Tyresö den Titel gekostet und mit dem, was vermutlich nun wieder ansteht, neue Spielerinnen, die sich schnellstens akklimatisieren sollen, wird man es wieder nicht schaffen. Kann es sein, dass sich Fädenzieher Hasse Löfgren zurückzieht, wenn er sein 2006 definiertes Ziel Champions League erreicht hat. Auch die Verträge von Caroline Seger, Vero Boquete und Marta laufen im Juni aus, die Saison geht aber bis Ende Oktober. Mit soviel Unstetigkeit wird nicht mehr als Platz 3 drin sein.

4. Umeå IK

Der neue Trainer Jonas WIkström findet eine reformierte Organisation vor und eine starke Truppe. Umeå musste einsehen, dass die finanziellen Abenteuer des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts nicht mehr möglich waren. Man gab die Devise aus, dass man nun auf einheimische Talente setzen würde.

Umeå steht heute in der Tat da mit sechs Spielerinnen, die entweder in der schwedischen Nationalmannschaft spielen oder aber Lehrgänge bei Pia Sundhage besucht haben. Lina Hurtig ist eines der größten Talente im Lande, von ihr dürfte man sehr viel hören in diesem Jahr. Hanna Folkesson im zentralen Mittelfeld ist eine Arbeitsbiene, die ihresgleichen sucht und wenn Kapitänin Emma Berglund nun nach überstandener Kreuzband-Reha wieder in der Inenverteidigung spielten wird, dann hat Umeå eine äußerst starke zentrale Linie.

5. Vittsjö GIK

Der aus Finnland nach Südschweden ausgewanderte Calevi Hämäläinen stellt mit seinem Unternehmen Wiwood Spanplatten her. Da er aber auch noch fußballverrückt ist, sponsort er den örtlichen Frauenfußballverein Vittsjö GIK. In der ersten Saison noch sensationell guter Aufsteiger hatte man vergangenes Jahr das verflixte zweite Jahr, bedingt unter anderem durch mehrere Verletzungen, kriegte am Ende aber doch noch die Kurve. Für 2014 hat man sich bestens verstärkt.

Göteborg schnappte den Kleinstädtern die holländische Torhüterin Loes Geurts weg. Dafür holte man sich die bessere Minna Meriluoto, ein Gewinn für Vittsjö. Ebenso ist die Schottin Hayley Lauder von Absteiger Mallbacken ein Gewinn. Mit der wohl endlich wieder genesenen Ifeoma Dieke und Goalgetterin Jane Ross bildet Lauder ein schottisches Trio in Skåne.

 

6. KIF Örebro

Lediglich Umeås nigerianisches Mittelfeldas Ogonna Chukwudi steht auf der Liste der Neuzugänge. Im Kader hat sich wenig getan und wenn, wie anzunehmen, die tschechischen Zwillinge Lucia und Irene Martinkova eine weitere Saison in Närke absolvieren, dann sollte einem Platz in der oberen Hälfte nichts entgegen stehen.

 

7. Kopparberg/Göteborgs FC

Die Zwillinge Hammarström haben aufgehört. Olivia Schough geht zum FC Bayern, Yael Averbuch und Anita Asante sind weg – und statt Torbjörn Nilsson sitzt Stefan Rehn auf der Bank, den man vom Lokalkonkurrenten Jitex wegholte. Göteborg hat mehr abgegeben an Kompetenz als es sich bislang geholt hat. Manon Melis steht auf der Habenseite, aber die anderen Neuverstärkungen sind eher solide als überragend. Holländerinnen sind im Gespräch in Göteborg, unter ihnen die Duisburgerin Lieke Martens. Seit mehreren Jahren verspricht Sponsor und Klubboss Peter Bronsman, dass Göteborg sich wieder ganz nach oben orientiert. Aber bislang ist das noch nicht passiert. Eine Melis macht noch keinen Sommer.

 

8. Piteå IF

Nach Jahren mit ausländischen Torfrauen versucht man es endlich mal mit einer einheimischen: Hilda Carlén ist in zwei Schritten von Malmö über Hammarby (Stockholm) nach Norden gezogen.

Das solide Gerüst mit Faith Ikidi in der Abwehr steht. Nach vorne gibt es mit den jungen Schwedinnen Pauline Hammarlund und Jennifer Egelryd zwei interessante Neuverstärkungen, die beide via Tyresö gekommen sind, aktuell aber jetzt aus Linköping und Uppsala.

 

9. Kristianstads DFF

Im Kader von Elisabet Gunnarsdottir, der seit Jahren einzigen Frau auf einer erstklassigen Trainerbank, hat sich kaum etwas getan bisher. Viel weiter nach oben wird es deshalb auch nicht gehen, auch wenn Gunnarsdottir möglicherweise wieder die Meisterschaft als Saisonziel ausgeben wird. Aber ich bin sicher, dass sich hier das Karussell noch drehen wird.

 

10. Eskilstuna United

Der Aufsteiger wird seine erste Saison im Oberhaus spielen und dank der Geldspritze eines lokalen Sponsors, der umgerechnet 280 000 Euro zuschießt, sollte es auch gehen, das Experiment Damallsvenskan.

Ein schönes Stadion am Tunavallen, Sara Thunebro als vermutete Spielführerin und vorne soll die Kamerunerin Gaelle Enganamouit für Furore sorgen, neben der in Malmö einst ausgesiebten Felicia Karlsson.

Das sollte reichen für Jahr 1.

 

11. AIK

Mit Malin Levenstad und Maija Saari hat man sich ein routiniertes Paar in der Innenverteidigung geholt. Aber ist Saari wieder fit nach ihrem Kreuzbandriss, der sie die EM-Teilnahme kostete? Und kann die talentierte, aber verletzungsanfällige Sarah Storck vorne wirklich die Tore machen, die man braucht, um in Liga 1 zu bleiben? Zweifelhaft.

 

12. Jitex BK

In Mölndal im südlichen Göteborg haben sie letztes Jahr versucht, der sturen Gemeinde die Schuld an der Finanzmisere zu geben. Aus Spielerinnenkreisen weiß ich jedoch, dass die Organisation des Vereins viel zu wünschen übrig lässt. Das erklärt die Abgänge von insgesamt 12 Spielerinnen (!`), ein Exodus, den normalerweise nur ein Absteiger erlebt.

Elf neue Spielerinnen hat man jetzt geholt, von denen aber keine (!) aus der Damallsvenskan kommt. Eine aus Island und eine aus Kanada. Neun abewr aus der zweiten Liga Elitettan, durchaus Talente darunter wie Filippa Curmark. Aber das wird vorn und hinten nicht reichen und Jitex wird durchgereicht nach unten

Zwei nach Piteå

Die Australierin Lydia Williams konnte nicht in Piteå bleiben, da die australische Nationalmannschaft nächstes Jahr zu viele Länderspiele und Trainingslager absolviert und man Williams oft hätte freigeben müssen.

Stattdessen holt man nun die Juniorennationalspielerin Hilda Carlén von Hammarby aus der zweiten Liga. Dazu verstärkt man sich im Angriff mit einer weiteren U-19-Europameisterin, Pauline Hammarlund, die in Linköping nicht mehr gebraucht wurde.

 

Jitex verliert Rolfö und Rehn

Nachdem man durch das 1:0 über Kristianstad am Sonntag wohl den Klassenerhalt gesichert hat, verliert Jitex in der kommenden Saison zwei wichtige Persönlichkeiten.

Wie die Zeitung Expressen meldet, geht U19-Europameisterin (von 2012) Fridolina Rolfö kommende Saison zu Linköpings FC und leistet dort ihren Jahrgangsgenossinnen Lina Ringshamre, Jennie Nordin, Pauline Hammarlund und Magdalena Ericsson Gesellschaft. Keine Frage: Ein wichtiger und auch richtiger Schritt für die talentierte offensive Mittelfeldspielerin und Stürmerin. Ihre Verpflichtung setzt ein weiteres Fragezeichen hinter den Verbleib von Linda Sällström, deren Konkurrenz nach der zweiten Kreuzband-Reha noch größer wird.

Ja und Trainer Stefan Rehn, ehemaliger Fußballnationalspieler, soll fast mit dem Lokalrivalen Kopparberg/Göteborgs FC als Nachfolger des gestern offiziell zurückgetretenen Torbjörn Nilsson einig sein. Für den arg gebeutelten, finanziell schwachen Verein aus Mölndal ist das natürlich schon ein herber Schlag. Rehn war allerdings mit Jitex nicht sonderlich erfolgreich.

Tyresö holt zweite Spaniern, Rohlin spielt 45 Minuten und Segerström wird nachnominiert

Seit Wochen war es immer wieder von den Dächern gepfiffen worden und im Frauenfußball ist es auch üblich, dass man da ne alte Freundin kennt, die auch noch gut zur Mannschaft passen würde. Das finde ich manchmal unprofessionell, aber Verbindungen und Kontakte sind schließlich alles. Sie haben mir heute Abend auch ein Türchen nach London aufgestoßen, aber dazu später in diesem hoffentlich bald beginnenden Frühling.

Natürlich kommt die spanische Nationalspielerin Jennifer Hernoso auf Empfehlung ihrer Landsfrau Vero Boquete nach Tyresö. Der Club gab zwei Tage nach Schließen des Transferfensters bekannt, dass Hernoso mit sofortiger Wirkung für Tyresö spielen wird. Sie kommt vom spanischen Erstligistin Raya Vallecano und ist 22 Jahre alt. Laut Tyresös Homepage soll sie gleich drei Spielerinnen ersetzen, wie immer das gehen soll: Madelaine Edlund, Lisa Klinga und Pauline Hammarlund.

Südlich von Tyresö, in Småland, hat Charlotte Rohlin ein Jahr nach ihrem Kreuzbandriss erstmals wieder eine Halbzeit absolviert, im Trainingsspiel gegen Öster in Växjö. Das Ergebnis (4:0 für Linköping) ist Nebensache. „Man weiß nicht, was man erwarten soll, wenn man elf Monate nicht gespielt hat,“ sagte Rohlin. „Aber es war eingutes Gefühl, ich hatte ein paar Aktionen in meiner Rolle in der Innenverteidigung und habe mich dabei sicher gefühlt.“

Dass es ihr ähnlich gehen könnte wie ihrer finnischen Mannschaftskameradin Linda Sällström, davor hat Rohlin keine Angst. Sällström war nur wenige Wochen nach dem Comeback wieder mit einem Kreuzbandriss im selben Knie ausgefallen. Rohlin sagte, sie habe  mit Söällström darüber gesprochen und offenbar sei bei ihr etwas falsch gelaufen.

Und noch eine Abwehrspielerin jenseits der 30 machte heute von sich reden. Stina Segerström aus Göteborg, die man längst für die EM abgeschrieben hatte, wurde von Pia Sundhage für das Länderspiel am Donnerstag gegen Island nachnominiert für die verletzte Jessica Samuelsson. Möglicherweise könnte das altbewährte Innenduo Segerström/Rohlin zumindest zeitweise zum Einsatz gegen zuletzt harmlose Isländerinnen kommen.

Bei denen fehlt immer noch die in Schweden bekannte zweite Torhüterin Gudbjörg Gunnarsdottir, inzwischen beim ehrgeizigen norwegischen Aufsteiger Avaldsnes IL unter Vertrag. Wie die isländische Zeitung Morgunbladid berichtet, lag Gunnarsdottir im Februar wegen einer Hirnhautentzündung eine Woche im Krankenhaus und flog dann zuerst mit der isländischen Nationalmannschaft zur Algarve und dann mit dem Verein nach La Manga. Bei beiden Lagern konnte die 27-Jährige jedoch nicht mittrainieren geschweige denn spielen und ihr Arzt hat ihr jetzt Ruhe verordnet.

Schweden ist Europameister: Malin Diaz schiesst goldenes Tor

Malin Diaz zwei Tage vor der Abreise in die Türkei

Nicht unerwartet wurde die schwedische U19-Nationalmannschaft am späten Samstagabend Europameister. In einem ausgeglichenen Finale genügte ein später Treffer vin Malin Diaz (AIK), nachdem Spaniens Keeperin Dolores Gallardo einen Schuss von Elin Rubensson (Malmö) nicht festhalten konnte.

Trainer Calle Barling hatte schon im April nach dem Sieg gegen Deutschland in Västerås gesagt, dass diese Mannschaft so begabt sei, dass sie „den ganzen Weg“ gehen könnte. „Natürlich ist das ein tolles Gefühl. Wir haben das Spiel toll durchgeführt und haben auch bei 34 Grad Hitze 120 Minuten lang unsere Strategie verfolgt. Wir haben uns früh dafür entschieden, dass wir bei diesem Jahrgang auf die technisch versierten Spielerinnen setzen wollen. Das haben wir getan und sie dann in der Defensivarbeit geschult. Normalerweise geht man von den defensiv talentierten Spielerinnen aus, um Stabilität zu bekommen,“ so Calle Barling. „Hier haben wir es genau andersrum gemacht und dass die technisch beste Spielerin Malin Diaz die Gelegenheit bekommt, das Spiel zu entscheiden, ist meiner Meinung nach Beweis dafür, dass unsere Idee von Anfang an richtig war und Malin symbolisiert wirklich von Anfang an unsere Gedanken um diese Mannschaft.“ fasste Barling unmittelbar nach dem Spiel zusammen.

Beide Teams hatten im Verlauf der 120 Minuten Gelegenheit, in Führung zu gehen, Rubensson traf in der ersten Halbzeit den Pfosten und Spaniens Alexia Putellas die Querlatte.

Bei Temperaturen von rund 30 Grad in Antalya setzten sich am Ende die Schwedinnen durch, die nach dem Treffer von Diaz die Führung sicher über die Zeit brachten. Mit fünf Treffern in ebenso vielen Spielen wurde Elin Rubensson unangefochten Torschützenkönigin.

Mit seiner U19-Mannschaft hat Schweden eine Reihe von bemerkenswerten Talenten für die Zukunft, von denen einige schon bald in die A-Nationalmannschaft aufrücken können, insbesondere dann, wenn wie alle erwarten Pia Sundhage nach der Olympiade die Nationalmannschaft übernimmt.

Die Europameisterinnen:

Tor: Jessica Höglander (Tyresö FF), Lina Ringshamre (Sundsvalls DFF)

Abwehr:Alice Nilsson (Kristianstads DFF), Jennie Nordin (AIK), Amanda Ilestedt (LdB FC Malmö), Magdalena Ericsson (Djurgården), Hanna Glas (Sundsvalls DFF), Saga Fredriksson (LdB FC Malmö)

Mittelfeld: Therese Boström, Petra Andersson (beide AIK), Julia Wahlberg (Tölö IF), Lina Hurtig (Umeå IK), Malin Diaz (AIK), Fridolina Rolfö (Jitex BK), Jonna Andersson (Linköpings FC)

Angriff: Mimmi Löfwenius (Kopparberg/Göteborgs FC), Elin Rubensson (LdB FC Malmö), Pauline Hammarlund (Tyresö FF)

Halbzeit (1): Tyresö

Marta im Trikot von Tyresö – wohin zeigt der Daumen am Ende?

Halbzeit in der Damallsvenskan. Vor gut einer Woche habe ich eine subjektive Zusammenfassung angekündigt. Im Gegensatz zu anderen Bloggern habe ich es in diesem Jahr unterlassen, eine Schlusstabelle zu tippen. Es endet eben nur peinlich mit in der Regel 2 richtigen und 10 falschen Prognosen. Zwölf Spieltage sind absolviert, es gibt zwei Nachholspiele im Kielwasser der U19-EM in der Türkei. Vom elften Spieltag ist Djurgården – LdB FC Malmö (15.08.) nachzuholen und vom 12. Spieltag dann noch Umeå IK – AIK (16.08.).

Wie ist die Saison bisher gelaufen, wir gehen die Tabelle von oben nach unten durch:

Tyresö FF: Der Goldfavorit steht oben. Ziel erreicht? Malmö ist mit einem Punkt Rückstand Zweiter und hat ein Spiel weniger,  die Führung wackelt also am 15.08., wenn Malmö sein Nachholspiel beim Tabellenletzten Djurgården absolviert.
Mit diesem Kader müsste Tyresö eigentlich nahezu unschlagbar sein. Sicher, es gab eine Reihe von Verletzungen, die Niederländerin Kirsten van de Ven pausierte zuletzt mit ihrer dritten Gehirnerschütterung (!) in dieser Saison ebenso wie die Dänin Line Röddik Hansen. Aber mit dem Samba-Trio Marta, Vero Boquete und Elaine, dazu mit der Schweden Caroline Seger und allen anderen Nationalspielerinnen hätte Tyresö eine Hinrunde spielen müssen, die mit dem 7:0 Heimsieg gegen Örebro so begann, wie man das erwartet hatte. Danach kam Sand ins Getriebe. Der ehemalige Sportchef Hans Löfgren wurde wegen des Kaufes sexueller Dienste zu einer saftigen Geldstrafe verurteilt und auch wenn der 46-Jährige offiziell nichts mehr mit dem Verein zu tun haben soll – glauben tut das niemand, denn Löfgren steht weiterhin auf der „Brücke“ des Vereins, zeichnet die besten Spielerinnen aus, herzt und umarmt seine Mädels und gibt Anweisungen. Beim Spiel gegen Vittsjö Ende Juni war er als „Sportchef“ Tyresös akkrediert und auf Nachfragen der Zeitung Kristianstadsbladet erklärte er, er könne sich gar nicht dran erinnern, wie das mit der Akkreditierung war, gut eine Woche war vergangen…

Trainer Stefan Fredriksson, ein ebenso kompetenter wie sympathischer Fußballlehrer, den ich mehrfach gesprochen habe und wegen seiner verbindlichen Art schätzte, trat von einem auf den anderen Tag zurück. Grund: Er sei nahe an einem Burn-Out, könne die Doppelarbeit als Trainer und Familienvater nicht mehr leisten, ohne dass er Schaden nehmen würde. Offenbar wurde Fredriksson nicht ernst genommen von einer Truppe selbstbewusster und teils ungebändigter Stars.

Wenn Tyresö dieses Jahr nicht Gold gewinnt, dann ist das eine mittlere Katastrophe, denn der Kader muss für den Frauenfußball enormes Geld verschlingen. Geld, dass Ex-Manager Löfgren dank des von ihm ins Leben gerufenen Netzwerks von Sponsoren auftreibt, aber auch das Netzwerk will Resultate sehen.
Spielerisch fehlt der Mannschaft oft die Einheit, da wird überdeutlich, dass es sich um ein Ensemble von hochtalentierten Individualisten handelt, die zusammen wenig miteinander anfangen können. Aber wenn Marta oder Vero zu Dribblings ansetzen oder Seger sich Richtung gegnerisches Tor durchtankt, dann reicht das eben sehr oft. Tyresö hat jetzt zwei seiner eigenen Talente, Helen Eke und Jennifer Egelryd an den finnischen Erstligisten Åland United ausgeliehen, damit die Beiden Spielzeit bekommen. Das ist ein weiterer Punkt, den einige an Tyresö kritisieren: Es sei eine zusammengekaufte Söldnertruppe ohne lokale Verankerung. Das stimmt nicht so ganz, denn heute Abend steht mit Pauline Hammarlund ein eigenes Talent in den Reihen der schwedischen U19, die nach dem EM-Titel in Antalya greift.
Auch wenn vieles im Argen liegt: An Tyresö kommt man nicht vorbei, wenn es um die Vergabe des Meistertitels geht und es ist möglich, dass die Entscheidung am letzten Spieltag in Malmö fällt, dann kommt nämlich Tyresö zu Besuch.