WM-Qualifikation ohne Überraschungen

Caroline Hansen im Zweikampf gegen Janice Cayman vom französischen Erstligisten Juvisy (Foto: Karin Reuter)

Caroline Hansen im Zweikampf gegen Janice Cayman vom französischen Erstligisten Juvisy (Foto: Karin Reuter)

Vor einer Woche begann der europäische Teil der WM-Qualifikation für Kanada und es gab bislang keine Überraschungen. Der Einrichtung dieses Blogs folgend konzentriere ich mich auf die nordeuropäischen Länder.

Finnland startete mit zwei Siegen in die Quali-Gruppe 7, in der Frankreich wohl durchmarschieren wird, die Truppe von Andrée Jeglertz jedoch gegen Österreich um Rang 2 kämpfen will. 2:0-Sieg in Kasachstans Hauptstadt Astana, 3739 km von Helsinki entfernt. Katri Nokso-Koivisto und Sanna Talonen schossen die Tore.

Wichtig vor allem der 2:1 Sieg über Hauptkonkurrent Österreich in Turku. Adelina Engman und Emmi Alanen trafen für Finnland, der Siegtreffer nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Nina Burger fiel erst in der 86. Minute. Wie schon bei der WM war Finnland in der Defensive, die Österreicherinnen gewannen die Torschussstatistik klar mit 13:6, verloren aber das Spiel…

Schwedens 2:0 gegen Polen in Malmö war glanzlos. Caroline Seger und Lotta Schelin trafen erst nach der Halbzeit gegen den Weltranglistendreißigsten, der sehr defensiv spielte und nicht ein einziges Mal auf des Gegners Tor schoss. Antonia Göransson spielte zehn Minuten in der Abwehr.

Norwegen ließ beim 4:1 über Belgien nichts anbrennen. Ein Hattrick von Kristine Hegland und ein Treffer von Caroline Hansen aus Tyresö setzten Norwegen auf die Spur zur WM. Solveig Gulbrandsen spielte zum 180. Mal (!!!) im Trikot des Vize-Europameisters.

Für Island wird es sehr schwer, sich zur WM zu qualifizieren. denn in Gruppe 3 hat man es nicht nur mit Favorit Dänemark zu tun, dass noch kein Spiel absolviert hat, sondern auch mit der Schweiz. Die kam mit dem Selbstbewusstsein eines 9:0 über Serbien auf die Atlantikinsel und nahm am Donnerstag alle drei Punkte mit. Ramona Bachmann und Lara Dickenmann schossen die Tore zum 2:0 Sieg der Schweizerinnen, die hoch überlegen waren. Im Tor Islands stand wieder Gudbjörg Gunnarsdottir, die wohl Thora Helgadottir aus Malmö durch eine hervorragende EM erst einmal vom Stammplatz verdrängt hat.

Nach dem Spiel – Lara Dickenmann

Lara Dickenmann nach dem Finale in London

Lara Dickenmann nach dem Finale in London

Sie wurde erst in der zweiten Halbzeit des Champions League Finales eingesetzt und kam für die enttäuschend und unglücklich agierende Megan Rapinoe ins Spiel.

Irgendwann kam die Schweizer Weltklassemittelfeldspielerin dann auch an meinem Hardplastikkäfig am Spielfeldrand vorbei. Sie hatte nichts dagegen, dass wir uns duzten, was ich, seit 18 Jahren im Duz-Land Schweden lebend, sehr begrüsste.

Lara, was hat euer Trainer Patrice Lair der Mannschaft in der Halbzeitpause gesagt`
?

Das weiss ich nicht, weil ich mich auf dem Spielfeld warmgelaufen habe. Aber er hat mir dann gesagt, dass ich Schnelligkeit auf der linken Seite bringen soll.

War Wolfsburg einfach hungriger als ihr heute Abend?

Das ist möglich. Bei uns fehlte irgendwo das gewisse Extra, das wir normalerweise bei solchen Gelegenheiten abrufen können. Das braucht man aber, um zu gewinnen, besonders, wenn es so eng ist.

Wolfsburg schien nicht den geringsten Respekt vor euch zu haben oder gar Angst, was ich in Malmö bei LdB irgendwie spürte.

Das weiss ich nicht. Malmö hat ja zumindest auf den Pressekonferenzen erklärt, dass sie uns schlagen wollen. In Frankreich gibt es sicher ein paar Mannschaften, die Angst vor uns haben, wenn sie gegen uns spielen müssen, was daran liegt, dass sie ganz einfach nicht über die Mittel verfügen, uns gefährden zu können. Aber Wolfsburg hatte definitiv keine Angst vor uns, das brauchen die auch nicht zu haben. Die sind gerade deutscher Meister geworden und haben den Pokal gewonnen.

Aber die sind trotzdem in Europa ein unbeschriebenes Blatt gewesen?

Ja sicher. Aber schau dir mal die Spielerinnen an, die haben grosse internationale Erfahrung, nimm nur mal Conny Pohlers oder Martina Müller, die haben vieles erlebt. Und wenn du in der deutschen Nationalmannschaft spielst, und sei es auch nur in den Jugendmannschaften, dann hast du viel internationale Erfahrung bekommen. Die sind nicht gerade Greenhorns.

Wie seid ihr in der Umkleide mit der Niederlage umgegangen, einige sehen sehr enttäuscht aus, andere nehmen das sehr professionell?

Ich überlege, ob das am Ende nicht auf eine gewisse Weise gut für uns ist. Wir verlieren ja niemals. Man kommt in eine Routine, in der irgendwie alles wie von selbst geht. Wenn das dann mal aufhört, muss man sich gewisse Fragen stellen, die man lange nicht gestellt hat, vielleicht auch Routinen beim Training verändern. Auch der Trainer muss sich jetzt ein paar Fragen stellen. Natürlich hätte ich heute Abend lieber gewonnen. Nächstes Jahr kommt vielleicht etwas Neues in die Mannschaft.

Gibt es mehr Konkurrenz im nächsten Jahr, wenn Paris SG weiter aufrüstet?

Ich hoffe es. Es waren keine leichten Spiele gegen die in dieser Saison, aber am Ende haben wir jeweils klar gewonnen. Es wäre schön, wenn es in der Liga etwas mehr Konkurrenz gibt.

Lara Dickenmann hat noch zwei Jahre Vertrag in Lyon. Wenn du wählen könntest zwischen den USA, Deutschland und Schweden, welche Liga würde dich am meisten interessieren?

Ich war ja schon in Amerika, also habe ich diese Erfahrung schon gemacht. Deutschland ist sicher interessanter. Das Niveau ist besser, das haben wir ja heute Abend gesehen. Ob mir dann der physische Fussball so gut passen würde, das müsste man sehen.

Aber das ist ja nur hypothetisch, da die 27-Jährige noch bis Sommer 2015 in Lyon unter Vertrag steht.

Ramona Bachmann im Gespräch

RamonaGestern war ich, wie schon berichtet, auf dem Presseauftakt der Damallsvenskan und hatte Gelegenheit, mit ein paar Spielerinnen etwas länger zu reden.

Ramona Bachmann ist schon sowas wie eine alte Bekannte für mich. Das erste Interview mit der hochtalentierten Schweizerin habe ich tatsächlich schon 2007 gemacht, als Ramona damals gerade 16 Jahre alt war und vom damals besten europäischen Fußballclub Umeå IK geholt wurde.

Inzwischen hat Ramona nach ein paar Jahren in Umeå auch ein Jahr in den USA bei Atlanta Beat verbracht, dann wieder ein brillantes Jahr in Umeå (2011) gespielt, wo sie zur besten Spielerin der Liga gewählt wurde. Seit letztem Jahr ist sie für LdB FC Malmö aktiv.

Die Schweiz hat gerade vor einer Woche mit dem 3:1 gegen ein wiedererstarkendes Norwegen einen sehr wichtigen Sieg vor der bald schon wieder anstehenden WM-Qualifikation errungen.

„Wir haben jetzt endlich mal ein gutes Resultat bekommen“, sagt Ramona Bachmann. „Wir haben in Zypern wirklich schon sehr gut gespielt, haben gegen Finnland auch ein gutes Resultat geholt, bei den anderen Spielen haben wir einfach die Tore nicht erzielt, aber wir haben viele Chancen rausgespielt. Jetzt hat sich wirklich einiges geändert, auch mit Martina Voss als unserer neuen Trainerin.“

Was hat Martina Voss geändert?

„Sie hat einfach etwas Neues mitgebracht. Beatrice [von Siebenthal; ffschweden] war, ich glaube sieben Jahre Trainerin, sie hat einen guten Job gemacht, aber es brauchte halt wirklich etwas Neues. Martina kommt schon mit der deutschen Mentalität, die bei einigen von uns in der Schweiz manchmal fehlt.“

Was meinst du damit? Härteres Training, ist sie strenger?

„Nein, sie ist selbstbewusster. Wir haben auch ein neues Spielsystem, das sehr gut zu uns passt. Dadurch schaffen wir viele Chancen, wir müssen vielleicht defensiv etwas stabiler werden. Schade, dass wir nicht bei der EM dabei sind. Wir haben richtig gute Spielerinnen, Ana-Maria Crnogorcevic, Sandy Maendli, Vanessa Bernauer, Lara Dickenmann sowieso und einige, die noch nicht so bekannt sind, aber ein hohes Niveau haben.“

Die Qualifikation zur WM 2015 in Kanada, die bald ausgelost wird, ist natürlich für die knapp an der EURO gescheiterten Schweizerinnen ein großes Ziel, zumal es bei der nächsten WM und 24 Ländern zwei zusätzliche Plätze für Europa geben wird.

Kommen wir mal zu Malmö, in der Vorbereitung habt ihr nicht nur gegen Lyon die ersten beiden Wettkampfspiele verloren, sondern auch jeweils 1:2 bei Bröndby und dem 1.FFC Frankfurt. Nicht so gut?

„In der Vorbereitung schaut man ja nicht unbedingt nur auf das Resultat, sondern man will auch das Team zusammenbringen. Da kann schon mal ne Niederlage passieren. Wie dann auch gegen Lyon haben wir einfach zu viele individuelle Fehler gemacht. Die werden natürlich gegen so gute Gegner gleich ausgenutzt.“

Vorhin habt ihr (in Stockholm sind auch Trainer Jonas Eidevall und Sara Björk Gunnarsdottir dabei) gesagt, dass Lyon akzentuell besser ist, der Abstand aber nicht riesengroß ist. Ich habe beide Spiele gesehen und finde trotzdem einen Klassenunterschied.

„Lyon ist ein Team, das jetzt schon mehrere Jahre zusammenspielt, das sieht man auch. Die spielen ja auch fast alle in der französischen Nationalmannschaft zusammen. Das fehlt uns sicher auch noch.“

Sowohl bei Tyresö wie auch bei Malmö könnte man sagen, dass die Offensiven hervorragend besetzt sind, es aber in der Abwehr Verbesserungspotential gibt. Was sagst du dazu?

„Es ist auf jeden Fall so, dass wir offensiv sehr gut besetzt sind. Wir haben manchmal zu viele individuelle Fehler in der Defensive, die müssen wir minimieren, sonst kann das auch von Tyresö oder Göteborg ausgenutzt werden.“

Aber: Ziel ist und bleibt die Meisterschaft?

„Ich denke, das ist absolut möglich mit dem Team, das wir haben und mit den Leistungen, die wir letztes Jahr gezeigt haben. Das haben wir uns selber ein bisschen versaut, die letzte Saison zu gewinnen. Wir müssen uns nicht vor Tyresö verstecken.“

Diese Vorlage mit dem „selbst versauen“ muss ich natürlich ausnutzen. Ramona Bachmann hat im vorletzten Spiel der Saison 2012 in Umeå durch zweimaliges absichtliches Handspiel in der ersten und zweiten Halbzeit die gelb-rote Karte gesehen. Hätte Malmö das Spiel gewonnen, hätte man die Meisterschaft vorzeitig gesichert. So endete das Spiel von 10 gegen 11 mit 1:1 und Tyresö konnte im Schlussspurt noch das bereits sicher als Meister geltende Malmö abfangen.

Du hast ja selber diese beiden Handspiele in Umeå gemacht. Denkst du daran noch manchmal zurück, wenn du über 2012 reflektierst?

„Es war natürlich sehr enttäuschend und einfach dumm. Ich konnte mir das ja selber nicht erklären und kann es jetzt auch noch nicht erklären. Das einzige, was mir einfällt, ist, dass ich vielleicht übermotiviert war, das war ein sehr spezielles Spiel und es ging um sehr viel und dass das im Unterbewusstsein Reflexe ausgelöst wurden, aber es bringt ja nichts, sich den Kopf zu zerbrechen über das, was passiert ist. Wir haben das ausdiskutiert und für mich ist das wichtig, das ich was daraus lerne.“

Du giltst schon immer als jemand, der ein heftiges Temperament auf dem Platz haben kann.

„Was mir halt auffällt, ist, dass es in den Spielen, wo es um viel geht, da komme ich manchmal negativ in die Schlagzeilen. Ich hab viel mit dem Mentaltrainer gearbeitet und ich bin halt in manchen Situationen übermotiviert, weil ich zu viel will und dann das Hirn mal ausschaltet und ich schon mal dumme Sachen mache. Aber ich bin schon viel ruhiger geworden, aber es darf natürlich einer Weltspielerin auf diesem Niveau nicht passieren.“

Ramona Bachmann ist trotz der großen Erfahrung, die sie hat, erst 22 Jahre alt und ich bin sicher, dass sie in ihrer mentalen Einstellung noch viel besser werden wird. In ihren besten Momenten und Spielen ist die Schweizerin für mich eine der weltbesten Stürmerinnen.

Am Sonntag geht es am ersten Spieltag der Saison gegen Jitex, ein Team, das als sehr physisch gilt. Was denkst du darüber?

„Jitex ist bekannt dafür, die sind sehr athletisch und spielen einen aggressiven Fußball, das wissen wir und ich denke, gegen solche Teams ist es vor allem wichtig, dass wir den Ball laufen lassen und gar nicht zu sehr in die Zweikämpfe reingehen, dass sie gar nicht spüren, dass sie uns nahe kommen können.“

Zum Schluss noch eine Frage zu Yoreli Rincon, eurem kolumbianischen Neuzugang, der man fantastische Technik nachsagt. Was macht sie für einen Eindruck?

„Rincon ist eine sehr junge Spielerin mit sehr viel Potential, tolle Ballbehandlung. Was bei ihr ganz einfach wichtig ist, denke ich, ist, dass sie sich erst einmal findet. Ich kann mich relativ gut in sie hineinversetzen, weil ich dasselbe durchgemacht habe, als ich mit 15 nach Umeå kam. Das ist eine schwere Zeit, aber es stärkt“

 

 

 

Zu viele Ausländerinnen in der Damallsvenskan?

Pia Sundhage hat sich aufgeregt. Das tut sie eigentlich oft und gerne und das macht sie auch sympathisch, das sie Gefühle zeigt und voll bei der Sache ist. Manchmal allerdings frage ich mich inzwischen, ob sie sich nicht ein wenig zurückhalten sollte, zumindest in den Medien.

Denn die schnappen dankbar jede Silbe der angehenden Ehrendoktorin, Gastprofessorin, Frau des Jahres 2012, Welttrainerin des Jahres und was weiß ich nicht noch alles, auf.

Am Donnerstagabend war sie wie ich auf dem Malmö IP und sprach anschließend wie immer frank und frei ins Mikrofon der Reporter von Sydsvenska Dagbladet. Dass sie mal besser nichts gesagt hätte, war ihr dabei aber offenbar schon selber klar, denn: „Das jetzt sollte ich eigentlich nicht sagen,“ begann Sundhage ihre Ausführungen und echauffierte sich darüber, dass sie zu einem Champions-League-Spiel käme und alles, was sie als Nationaltrainerin beobachten könnte, wären drei Spielerinnen bei Malmö und eine Spielerin des Gegners.

In der Tat begann Malmö die Begegnung mit nicht weniger als acht Ausländerinnen: Thora Helgadottir, Ali Riley, Katrin Schmidt, Katrine Veje, Sara Björk Gunnarsdottir, Manon Melis, Ramona Bachmann, Anja Mittag.

Bei Olympique Lyonnais dagegen standen in der Anfangsformation nicht weniger als neun Französinnen und lediglich Lara Dickenmann und Lotta Schelin haben einen ausländischen Pass.

Eines ist klar. Pia Sundhage hat sich nicht darin einzumischen, wie die Vereine ihre Kader bestücken und welchen Pass die Spielerinnen haben. Und wenn sie in dem oben genannten Interview sagt, dass alles noch vor 5-6 Jahren (bevor sie zuerst nach China und dann in die USA ging) anders gewesen wäre, dann muss sie eigentlich besser als viele andere wissen, dass sich Frauenfußball in 5-6 Jahren enorm entwickelt hat und auch weiter entwickeln wird.

„In Lyon werden ausländische Spielerinnen nur dann verpflichtet, wenn ihre Qualität definitiv besser ist als das, was man auf dem franösischen Markt bekommen kann“, schrieb mir gestern ein Fan aus Frankreich via Twitter.

In Schweden, und da hat Sundhage Recht, ist das augenscheinlich nicht der Fall, auch wohl nicht in Deutschland.

Ich habe mir die aktuellen Kader in der Damallsvenskan angesehen und komme auf folgende Liste ausländischer Spielerinnen. Es sind 66 Spielerinnen. Sie verteilen sich auf: 1. Finnland 9, 2. Island, Nigeria, USA je 7, 5. Dänemark, Holland je 5 und auf zwölf weitere Länder. Bei den Vereinen liegt Malmö klar vorn.

10 LdB FC Malmö: Thora Helgadottir, Ali Riley, Paula Radtke, Katrine Veje, Sara Björk Gunnarsdottir, Katrin Schmidt, Yoreli Rincon, Ramona Bachmann, Manon Melis, Anja Mittag

7 Tyresö FF: Line Röddik Hansen, Meghan Klingenberg, Elaine Moura, Kirsten van de Ven, Vero Boquete, Christen Press, Marta

7 KIF Örebro: Stephanie Labbé, Marie-Eva Nault, Susanna Lehtinen, Irena Martinkova, Lucie Martinkova, Sanna Talonen, Sarah Michael

7 Kristianstads DFF: Brett Maron, Sif Atladottir, Nicole Sykes, Gudny Odinsdottir, Margret Lara Vidarsdottir, Johanna Rasmussen, Lorca van de Putte

6 Vittsjö GIK: Lois Geurts, Kendall Fletcher, Ifeoma Dieke, Mandy van den Berg, Kirsty Yallop, Jane Ross

6 Piteå IF: Lydia Williams, Faith Ikidi, Hallbera Gisladottir, Anna Westerlund, June Pedersen, Francesca Ordega

5 Kopparberg/Göteborgs FC: Camille Levin, Anita Asante, Yael Averbuch, Cathrine Dyngvold, Jodie Taylor

4 Linköpings FC: Marianne Gajhede, Renée Slegers, Pernille Harder, Linda Sällström

4 Umeå IK: Katrin Jonsdottir, Ogonna Chukwudi, Rita Chikwelu, Tuija Hyyrynen

4 Sunnanå SK: Carys Hawkins, Helene Ukaonu, Annika Kukkonen, Perpetua Nkwocha

3 Mallbacken: Kaitlynn Fraine, Maija Saari, Hayley Lauder,

3 Jitex BK: Minna Meriluoto, Annica Sjölund, Leena Puranen

Frankreich stärker als Schweden

Eines ist an diesem Champions-League-Mittwochabend deutlich geworden. Zwischen den Spitzenclubs der französischen Liga und der Damallsvenskan gibt es einen deutlichen Unterschied. Zählt man beide Spiele zusammen landen wir bei einem Torverhältnis von 6:0 für Lyon/Juvisy gegen Malmö/Göteborg, aber wenn man sieht, dass die Schussstatistik für Göteborgs Spiel ein deutliches 11:1 für die Gastgeber ausweist, dann ahnt man, dass Kristin Hammarström im Tor ein tolles Spiel gemacht hat (sie boxte einen Elfmeter gegen den Pfosten und hielt mehrere andere Schüsse) und dass die Französinnen insgesamt deutlich überlegen waren.

Selber sah ich lediglich das Spiel Olympique Lyonnais – LdB FC Malmö am Computerbildschirm. Und Lyon war noch deutlicher überlegen, als ich das angenommen hatte. Nach den beiden Toren von Elodie Thomis und der überragenden Lotta Schelin brach der Widerstand Malmös zusammen.

Zu offensiv hatte Neutrainer Jonas Eidevall sein Team gegen die wohl beste Vereinsmannschaft der Welt aufgestellt. Gegen Lyons pfeilschnelle und spielstarke Offensivkräfte offensiv agieren zu wollen und damit seine Defensivkräfte immer wieder 1:1 Situationen auszusetzen, denen sie nicht gewachsen sind, das kam sportlichem Selbstmord gleich. Jonas Eidevall hat nach dem Spiel trotzig behauptet, dass sei schon die richtige Einstellung gewesen. Nein, das war es nicht.

Lara Dickenmann hatte auf der linken Seite sehr leichtes Spiel mit Nationalspielerin Lina Nilsson, das müsste eine Alarmglocke bei Pia Sundhage ausgelöst haben. Symbolisch irgendwie, als Dickenmann Nilsson den Ball zwischen die Beine schob und ganz einfach an ihr vorbeispazierte. Es war nicht die einzige Szene. Als dann Lyon auswechselte und Megan Rapinoe (was für eine Einwechslung!!) für Dickenmann kam, wurde es nicht gerade besser für Schwedens erste Wahl auf der rechten Abwehrposition.

Neuverpflichtung Kathleen „Paula“ Radtke musste von Beginn an ran, weil Jugendeuropameisterin Amanda Ilestedt wegen leichter Verletzung nicht neben Malin Levenstad spielen konnte. Leider stellte sich heraus, dass man vom USV Jena kommend im Viertelfinale der Champions League gegen das weltbeste Team vielleicht doch nicht richtig am Platz war. Radtke war an einigen Toren der Gegnerinnen beteiligt und hatte auch mit Fehlpässen im Aufbauspiel, die zu sofortigen schnellen Angriffen Lyons führten nicht unmaßgeblichen Anteil an der hohen Niederlage.

Aber ihr den schwarzen Peter zuzuschieben, wäre ungerecht und würde es nicht treffen. Lediglich Sara Björk Gunnarsdottir hat mir an diesem Abend gefallen. Die Isländerin wuchtete sich wie gewohnt mit vollem Einsatz in die Zweikämpfe und stemmte sich gegen die Übermacht an – vergeblich.

Der entscheidende Punkt ist neben der völlig verfehlten Taktik aber auch die Personalpolitik Malmös. Man hat vor der Saison mit Manon Melis und Yoreli Rincon zwei weitere Spielerinnen für die Offensive geholt, die mit Anja Mittag, Ramona Bachmann, Elin Rubensson schon stark besetzt war, in der Abwehr allerdings hat man keine Weltklassespielerin verpflichtet.

Die Viererkette bestehend aus Nilsson, Ilestedt, Levenstad und Ali Riley ist international bei allem Respekt bestenfalls durchschnittlich. Da nützt es wenig, wenn dahinter mit Thora Helgadottir eine der besseren Torhüterinnen der Welt steht. Das haben wir am Mittwoch gesehen, wie selbst das Tor einer Weltklassefrau beinahe zur Schießbude gerät, wenn der Mannschaftsteil vor ihr hoffnungslos überfordert ist.

Nun hat Malmö sich für as Rückspiel vorgenommen, die mehr als 100 Spiele anhaltende Serie ohne Niederlage Lyons zu brechen. Ein sehr ehrgeiziges Vorhaben. Nicht zuletzt auch, weil nämlich die Abwehr der Französinnen Weltklasse ist und seit fast einem Jahr in der Champions League kein Gegentor mehr gefangen hat. Damals war es Bianca Schmidt mit dem 1:5-Ehrentreffer für Turbine Potsdam in Lyon. (In einer ersten Version dieses Artikels hatte ich irrtümlich zwei Jahre geschrieben. Siehe dazu den Kommentar.)

Schweden gewinnt unter Pia Sundhage

Pia Sundhages erstes Spiel als Trainerin der schwedischen Nationalmannschaft hätte besser nicht beginnen können. Nach nur 38 Sekunden drückte Rossiyankas Sofia Jakobsson nach einer tollen Vorarbeit von Paris SG:s Kosovare Asllani über die Linie und die 4900 im EM-Stadion von Växjö in Småland hatten erstmals Grund zum Jubeln.

4-4-2 ist das neue System der Schwedinnen. Nilla Fischer spielt in der Abwehr und Sundhage verlangt viel von ihrem Star Lotta Schelin. Sie trug heute erstmals die Kapitänsbinde und onwohl sie sich bemühte, muss sich die 28-Jährige wohl noch an beides gewöhnen – die Führungsrolle doppelter Hinsicht und die öffentlich geäußerten Erwartungen ihrer Trainerin.

Ein bisschen mehr Pippi Langstgrumpf sollte die Mannschaft bekommen, dachte Pia. Unberechenbarer werden, sich mehr trauen, auch mal das Außergewöhnliche wagen. Wie kann man das am besten erreichen? Man lädt Pippi Langstrumpf zu einem Besuch ins Trainingslager ein. Ende vergangener Woche kam Pippi-Darstellerin Inger Nilsson zur Mannschaft und sprach mit den Spielerinnen über Pippi. Der Besuch der 53-Jährigen Schauspielerin kam sehr gut an, davon zeugen einige Twitter-Einträge letzte Woche.

Wenn eine das umgesetzt hat, dann war es Kosovare Asllani. Die Stürmerin aus Paris war beste Spielerin auf dem Platz, bereitet den ersten und dritten Treffer vor und schoss den zweiten selber. In der ersten Halbzeit testete Sundhage vorn das Duo Schelin -Jakobsson, nahm dann Jakobsson raus und brachte Antonia Göransson. Asllani durfte jetzt neben Schelin agieren und das Duo funktionierte besser, auch wenn Sundhage sicher nicht mit Schelin zufrieden war. Göransson gelang auch das dritte Tor.

„Ich durfte im Sturm spielen in der zweiten Halbzeit, da fühle ich mich wohler,“ machte Asllani Ansprüche auf den Platz neben Schelin geltend. Pia Sundhage konterte lächelnd im Fernsehen, dass es Aufgabe der Mannschaftsführung sein werde, dafür zu sorgen, dass Asllani sich sowohl im äußeren Mittelfeld wie auch im Sturm wohlfühlen wird.

Die Schweiz war kein Prüfstein. Harmlos agierend, physisch und technisch auf fast alklen Positionen unterlegen. Da nützt es auch nichts, dass man mit Lara Dickenmann und Ramona Bachmann zwei Klassespielerinnen in seinen Reihen hat. Beide wissen, dass sie im Verlauf ihrer Karriere wohl kaum mit der Nationalmannschaft international Erfolg haben werden. Da hat Martina Voss-Tecklenburg eine schwere Aufgabe zu bewältigen.

Sofia Lundgren im Tor war sicher in allen Situationen, aber es gab eben auch nicht so viele. Nilla Fischer hatte bisweilen Koordinationsprobleme, aber sie gab ein vielbversprechendes Debüt in der Innenverteidigung. Sundhage scheint Fischer hier sehen zu wollen, denn sie sprach nach dem Spiel davon, dass sie in der Innenverteidigung gern jemanden hätte, der den Spielaufbau fördern kann.

Caroline Seger und Lisa Dahlkvist begannen, in der zweiten Halbzeit kam Emmelie Konradsson für Dahlkvist. Eine gute Leistung der Spielerin aus Umeå, die in diesem Aufgebot vielleicht die einzige Überraschung war. Aber Pia Sundhage ist auf Alternativen aus, das wurde im Gespräch deutlich. Sie beginnt allmählich, Strukturen aufzubaueb und zu verändern. Und hat noch acht Monate Zeit, die sie auch brauchen wird.

Pia bedauert, dass es jetzt bis ins nächste Jahr kein Länderspiel geben wird. Aber: Jeden Monat gibt es ein Trainingslager mit der Natio, das konnte sie durchsetzen. Und sie muss und wird auch den Trainern der Damallsvenskan vertrauen, denn anders als in den USA wird sie ihren Kader nicht ständig um sich haben können, da heißt es auch Verantwortung zu delegieren. Das kann Sundhage jedoch, sie ist eine charismatische Führungspersönlichkeit und wenn sie über Fußball spricht, dann merkt man, dass es kein anderes Thema gibt, das ihr mehr bedeutet. Diese Begeisterung ist gepaart mit einer analytischen Intelligenz und vor allem einer Menschenliebe, die man selten sieht. Wie weit das die Schwedinnen im nächsten Jahr bringen kann, werden wir sehen. Der Weg ist noch weit. Aber es wird interessant sein, ihn zu verfolgen.

Champions League ohne Überraschungen

Die Hauptrunde der Champions League Saison 2012/13 begann am Mittwoch mit insgesamt elf Begegnungen. Im Frauenfußball sind Überraschungen oder gar Außenseitersiege mindestens bis zum Viertelfinale wieder einmal eher nicht zu erwarten. Der schwedische Vizemeister und Pokalsieger (von 2011) Kopparberg/Göteborgs FC gewann sein Auswärtsspiel beim serbischen Meister Spartak Subotica mit 1:0. In einer ausgeglichenen Partie, in der beide Seiten je fünfmal auf das Tor der Gegnerinnen schossen, erzielte die Amerikanerin Camille Levin den Siegtreffer in der 40. Minute. Trainer Torbjörn Nilsson hatte interessanterweise die vor der Sommerpause zurückgetretene Jane Törnqvist im Aufgebot auf der Bank. Törnqvist wurde vorige Woche als neue Co-Trainerin bekanntgegeben, da die Truppe aber nach dem Weggang von Linnéa Liljegärd nach Russland und dem Kreuzbandriss von Sara Lindén arg dezimiert ist, wird Törnqvist möglicherweise öfters die Bank drücken.

Norwegens Meister Röa gewann seinen Auftritt beim kasachischen Vertreter BIIK Shymkent mit 4:0. Shymkent liegt knapp 700 km westlich der ehemaligen Hauptstadt Almaty im Süden des Landes und damit so tief in Zentralasien wie das nur irgend geht, aber da Kasachstan Mitglied der UEFA ist, spielt man in Europa mit und beschert so Besuchern weite Reisen in eine hochinteressante Region. Mit der 28-Jährigen Bruna und der 21-Jährigen Thaynara Lima spielen zwei Brasilianerinnen für die Kasachinnen, dazu die nigerianische Stürmerin Emueje Ogbiagbevha und die Serbin Milica Mijatović  – Frauenfußball auch in Kasachstan scheint sich zu entwickeln.

Für Röa trafen Stine Andreassen (2), Elise Thorsnes und Emilie Haavi.

Wie weit Finnland und seine „naistenliiga“ hinter den besten Teams zurückliegt, zumal fast alle finnischen Nationalspielerinnen in Schweden tätig sind, zeigte heute die 0:7 Heimpleite von Meister PK-35 aus Vantaa gegen den zweimaligen CL-Sieger Olympique Lyon. Laëtitia Tonazzi (2), Wendie Renard, Eugenie Le Sommer, Lara Dickenmann, Amel Majri und Camille Abily schossen die Tore in einer Lehranderthalbstunde, in der die Schussstatistik am Ende 22:1 Torschüsse für die Gäste aufwies.

In einer innernordischen Auseinandersetzung schlug Norwegens Vertreter Stabaek den dänischen Ex-Meister Bröndby mit 2:0. Ingvild Stensland und die gerade erst 17 gewordene Ada Hegerberg schossen die Tore.

Dänemarks Meister Fortuna Hjörring gewann in einem der spannenderen Spiele mit 2:1 bei Glasgow City. Dabei schoss Nationalspielerin Nadia Nadim beide Tore für die Däninnen. Nadim vergab kurz vor der Pause noch einen Strafstoß. Jane Ross erzielte den Anschlusstreffer.

Im sechsten Spiel mit nordeuropäischer Beteiligung kam Islands Meister Stjärnan nicht über ein 0:0 daheim gegen den russischen Vizemeister Zorkij Krasnogorsk hinaus.

Morgen um 18.00 Uhr dann noch LdB FC Malmös erstes Match beim ungarischen Meister MTK Budapest.

Noch einmal alle Ergebnisse auf einen Blick:

FC Zürich – Juvisy (F) 1:1 [Inka Grings schoss den Ausgleich für Zürich]
BIIK Shymkent (Kasachstan) – Röa (N) 0:4
Spartak Subotica (Serbien) – Kopparberg/Göteborgs FC 0:1
Birmingham Ladies – Verona 2:0
Apollon Limassol – Torres (Italien) 2:3 (Hattrick der 37-Jährigen Patrizia Panico)
Olimpija Cluj (Rumänien) – Neulengbach 1:1
PK-35 (Finnland) – Olympique Lyon 0:7
Stabaek (Norwegen) – Bröndby 2:0
FC Barcelona – Arsenal London 0:3
Standard Lüttich – Turbine Potsdam 1:3
Glasgow City – Fortuna Hjörring 1:2
Stjärnan – Zorkij 0:0