Vor drei Monaten noch stand sie im Finale der UEFA Women’s Champions League in Lissabon und spielte mit ihrem Verein Tyresö FF gegen den VfL Wolfsburg. Doch sowohl das 3:4 gegen Wolfsburg wie auch die mit Stars gespickte A-Mannschaft von Tyresö ist längst Geschichte.
Als ich Madelaine Edlund traf, trug sie das Trikot ihres neuen Vereins Sunnanå SK, Tabellenfünfter der zweiten Liga, der Elitettan.
Ich war mit der 29-Jährigen verabredet, um von ihr selbst zu hören, warum sie den Schritt zurück vom europäischen Parkett in die nordschwedische Provinz getan hat und nicht etwa ihre Karriere in der Damallsvenskan oder im Ausland fortgesetzt hat.
„Ich habe mir überlegt, das ich einfach alles schon mehr oder weniger gemacht habe im Fußball,“ sagte mir Madde Edlund nach dem 3:3 ihres Teams beim Tabellenvierten Djurgården in Stockholm.
„Ich habe in Umeå gespielt, stand drei Mal im Finale der Champions League und hab auch ein bisschen in der Nationalmannschaft gespielt. Ich habe wirklich das Meiste gemacht und ich bin nicht mehr so ganz jung, vielleicht sogar irgendwo am Ende meiner Karriere als Fußballspielerin. Und dann bin ich auch Mutter. Ich bin ja in Jönköping geboren, aber aufgewachsen bin ich in Skellefteå und wie du sicher weißt, habe ich die ersten Jahre für Sunnanå gespielt, bevor ich nach Umeå ging.“
In Umeå gewann Madelaine Edlund zwei Mal die schwedische Meisterschaft, bis der Club in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geriet. Marta ging zu Los Angeles Sol in die amerikanische Profiliga WPS und viele andere Spielerinnen verließen den Verein. Edlund und die Brasilianerin Elaine Estrela Moura folgten Marta in die USA und heuerten bei St. Louis Athletica an, eine Manschaft, die aber schon nach wenigen Monaten zurückgezogen wurde, weil ihr Eigentümer begriffen hatte, dass Frauenfußball ihm keine Gewinne verschaffen würde.
Der umtriebige Unternehmer Hans Löfgren holte Elaine und Madelaine nach Tyresö. 2012 holte Tyresö sein erstes und Madde Edlund ihr drittes Gold in der schwedischen Meisterschaft. Im alles entscheidenden Spiel Anfang November 2012 in Malmö verschoss Anja Mittag zunächst einen Elfmeter und vergab damit dkie große Chance auf die Vorentscheidung zugunsten der Gastgeber. Stattdessen war es Madde Edlund, die in der 81. Minute das Blatt wendete. Ihr 0:1 war das Tor des Tages und meisterschaftsentscheidend.
Mir scheint es, als ob du jetzt nach Hause gekommen bist, Madelaine?
„Sunnanå war immer in meinem Herzen,“ antwortet Madelaine Edlund „Ich habe etliche Jahre in der Damallsvenskan gespielt und jetzt wollte ich zu einem Team, das durchaus in die Damallsvenskan aufsteigen will und ich wollte dabei sein, zu versuchen, das Team nach oben zu bringen. Denn der Ehrgeiz aufzusteigen, den gibt es hier.“
Was aber, wenn es Sunnanå tatsächlich gelingen sollte, aufzusteigen? Dann würde sich das Trainingspensum wieder erhöhen.
„Ich weiß nicht, was ich dann machen würde. Aber das hat bis nach dem Ende der Saison Zeit. Aber mir geht es in Skellefteå wirklich gut.“
Hast du lange überlegt, bis du dich entschlossen hast, diesen Schritt zurück zu machen?
„Nein, eigentlich gar nicht. Es war einfach. Ich habe eine Tochter und da hast du eine andere Perspektive auf das Leben. Ich bin im Ausland gewesen und habe so viel erlebt und gemacht, jetzt ging es darum, nach Hause zu kommen. Jetzt spielen andere Dinge in meinem Leben eine sehr wichtige Rolle. Der Fußball ist nach wie vor wichtig, aber für mich ist das jetzt und hier ideal. Ich will wirklich was mit dieser Mannschaft erreichen.“
Ich frage Madelaine, ob das lange und schlimme Ende der Topmannschaft Tyresö FF für sie letzten Endes nicht irgendwo positiv war.
„Ja, so kann man das durchaus sehen,“ stimmt sie mir zu. „Ich war halt gezwungen, mir etwas Neues zu suchen. Aber es ist schon merkwürdig, es ist alles nicht einmal drei Monate her und wir sind in alle Winde in der ganzen Welt verstreut.“
Ob die junge Familie in Nordschweden bleibt, hängt laut Madd Edlund vor allem davon ab ob sie und ihr Freund einen Job dort finden Madelaine ist von ihrem Arbeitsplatz in Stockholm beurlaubt und ihre Freund ist im Elternurlaub, hat seine Arbeit ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt. Aber allen gefällt es gut im Norden wo Madde wieder bei ihren Eltern wohnt, vorübergehend zumindest.
Sie gibt ein gutes Beispiel dafür, wie man eine Karriere allmählich würdevoll und klug abschließen kann Die großen Ambitionen sind nicht mehr da und teilweise auch erfüllt. Es gibt eine Zeit nach dem Fußball. Das sieht Madelaine Edlund ganz schmerzfrei und das imponiert mir