ffschweden im Gespräch mit Alexandra Riley

Alexandra_Riley_by_ffschwedenDie 27 Jahre alte Abwehrspieleri Alexandra Riley spielt seit 2012 für den amtierenden schwedischen Meister FC Rosengård (früher LdB FC Malmö). 2015 nimmt sie an ihrer dritten Weltmeisterschaft teil, als eine der Schlüsselspielerinnen für Neuseeland. Dabei ist Ali Riley in Los Angeles geboren und auch in Kalifornien aufgewachsen. Aber da Vater John Neuseeländer ist, hatte sie von Geburt an zwei Pässe und entschied sich früh für das Land am anderen Ende der Welt. Darüber und über die Champions League, Marta und die Abgänge von Kathrin Schmidt und Elin Rubensson habe ich mich mit Ali Riley unterhalten.

Während wir in Stockholm kurz vor Weihnachten graues, eher trostloses Wetter hatten, schien bei Ali in Los Angeles die Sonne. Neun Stunden Zeitunterschied und etliche Flugstunden entfernt.

Wie lange habt ihr noch frei und fährst du noch weg?

„Wir fangen am 7. Januar wieder mit dem Training an. Ich war schon in Urlaub in der Dominikanischen Republik, jetzt bin ich einfach nur zu Hause, am 6. Januar geht es zurück nach Malmö.“

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Marta einen 3-Jahresvertrag in Malmö unterschrieben hat. Du hast mit ihr schon in jetzt drei Vereinen zusammengespielt. Was sagst du zu der langfristigen Bindung an den Verein?

„Ich bin begeistert. Natürlich haben wir gehofft, dass sie bleiben würde. Sie war ein toller Zugewinn für das Team, um die Explosivität zu bringen, die wir brauchten. Es lief auch schon vorher gut für das Team, aber sie bringt uns ganz einfach diesen Faktor X und ich glaube, das ist genau das, was wir brauchen, wenn wir raus aus Schweden gehen und nach Europa. Ich mag sie sehr sowohl als Spielerin wie auch als Person. Wir haben auf der linken Seite zusammengespielt und ich habe viel von ihr gelernt. Nächstes Jahr wird das vierte Jahr, in dem wir zusammen spielen.“

Schon mit dem FC Gold Pride und mit Western New York Flash haben Marta und Riley zusammen in der WPS Titel geholt. Wie war diese WPS-Erfahrung für dich?

„Es war der Anfang meiner Karriere als Profi und ich liebte es. Was das Spielen auf dem Platz angeht und die Teams, in denen ich war: Ich habe mit Christine Sinclair gespielt, mit Marta, mit Alex Morgan und mit Ashlyn Harris, wirklich mit den Besten der Welt. Ich hatte wirklich großes Glück in zwei tollen Teams zu sein, aber natürlich gibt es auch einen bitteren Nachgeschmack, weil unser Team aufgelöst wurde und später dann sogar die ganze Liga. Das wird leider immer bleiben und ist schon etwas traurig, aber ich liebte es und denke, dass es klug ist, wie sie jetzt arbeiten in den USA und irgendwann in der Zukunft werde ich vielleicht auch wieder in der Liga spielen. Natürlich könnte man dassselbe auch über Schweden und Tyresö sagen, aber dass eine ganze Liga aufgelöst wird, das wird es mit der Damallsvenskan wohl nicht geben.“

In einem Interview mit ESPN hast du dich mal als Spätentwicklerin beschrieben, kannst du das ein wenig erklären?

Ali lacht und sagt: „Naja, ich habe ja erstmals mit 14 in einem Verein gespielt und viele der Mädchen da draußen, die in Jungsmannschaften sind oder in Vereinen, sind viel früher dran. Ich war sehr schnell, hatte aber null Technik. Und ich hatte auch nicht das beste Training, du kannst sagen, dass es eigentlich erst losging als ich in Stanford an der Uni studierte, weil da auch ein Trainer war, der sich Zeit für mich nahm. Er hat mich von einer Flügelstürmerin zur Abwehrspielerin gemacht und das war vermutlich der wichtigste Schritt in meiner Karriere. Und ich entwickle mich immer noch und finde, dass das auch gut so ist. Ich bin keineswegs ausgebrannt, sondern voller Leidenschaft für das Spiel. Erst als ich an der Uni spielte und dann bei der WM 2007 dabei war, kam ich auf das internationale Level und bekam den Geschmack dafür und sah auch mein eigenes Potential.“

Du hättest eigentlich für die USA spielen können und wärst dann bei der aktuellen Nummer 2 der Welt dabei, startest aber für Neuseeland. Ich weiß, dass du das schon oft gefragt wurdest, aber erzähle es doch bitte nochmal.

„Ich habe nie in einer der Jugendmannschaften für eine Nationalmannschaft gespielt und kam auch nicht in das Olympiaentwicklungsteam (ODT) der USA. Da waren einige meiner Teamkameradinnen, aber wie ich schon gesagt habe, brauchte ich etwas mehr Zeit, um mich zu entwickeln. Neuseeland bot mir 2006 die Möglichkeit an, für die U20 zu spielen und das war dann schon mein letztes Jugendjahr. 2007 dann hatte ich die Chance an der WM in China teilzunehmen und ich wäre doch blöd gewesen, wenn ich das nicht gemacht hätte, mit 20 Jahren. Ich musste das einfach machen und ich habe jede einzelne Minute mit der Mannschaft Neuseelands genossen. Wir haben tolle Dinge vor uns. Natürlich ist das was anderes, für die Nr 1 oder 2 der Welt zu spielen, aber ich habe die Reise, die ich gemacht habe, genossen. Und die Mannschaft bedeutet mir viel und ist sowas wie eine Familie für mich.“

Riley gewinnt dem Spiel für Neuseeland aber auch positive Seiten für ihre eigene Entwicklung ab.

„Als wir nicht so gut gespielt haben, bedeutete es schon viel, diesen enormen Druck auf die Abwehr zu haben und mit 18, 19 Jahren in Turnieren gegen die USA und Japan spielen zu können, war gut. Du wächst sehr schnell daran und siehst auch, was du noch brauchst, um die beste Abwehrspielerin zu werden. Diese Entscheidung zu treffen, war richtig, das hat meine Entwicklung befördert.“

An der Stanford Universität hast du für das Uni-Team, die Cardinals, gespielt, wahrscheinlich also auch mit Christen Press?

„Ja, ich habe mit Christen Press gespielt, aber auch mit Kelly O’Hara und Rachel Buehler. Christen ist sowas wie eine Tormaschine, sie ist einfach jedes Jahr besser geworden und es ist toll zu sehen, wie sie weiterkommt. Ich glaube, es war sehr mutig von ihr, nach Schweden zu gehen, was sicher nicht einfach war und ich glaube, hier haben sich die Dinge für sie geändert. Ich bin immer sehr beeindruckt von ihr und glaube, dass sie eine sehr wichtige Spielerin für die USA sein wird. Und ich freue mich darauf, sie bei der WM zu sehen.“

irgendwo habe ich gelesen, dass es in Schweden zuerst mal eine Sprachbarriere gab, wie sieht das nach drei Spielzeiten aus?

„Im alltäglichen Leben schaffe ich es gut auf Schwedisch, wenn ich über Politik diskutieren sollte, dann würde ich wohl nicht viel sagen, dazu fehlen mir die Vokabeln. Ich lebe in Schweden, warum sollte ich da Englisch reden, obwohl die meisten Schweden das sehr gut können? Ich finde, das macht der Verein ganz toll, sie zwingen dich nicht, aber motivieren dich. Alle Trainingseinheiten und Mannschaftsbesprechungen sind auf Schwedisch und ich weiß von Mannschaftskameradinnen, dass das ein großer Unterschied ist zu Teams wie Vittsjö oder Göteborg, wo überwiegend Englisch gesprochen wird. In Malmö übersetzen die anderen Mädels anfangs für dich beim Training, bis du selber verstehen kannst. Ramona und Marta konnten ja schon Schwedisch, die Isländerinnen wie Sara Björk schnappen das sehr schnell auf, auch bei Anja war es so, für Anita und mich war es vielleicht die größte Herausforderung, aber alle wollen wirklich lernen und ein Teil der Kultur werden.“

Wo du schon Anita Asante erwähnst, ich habe gesehen, dass ihr beide Videos dreht, die „A & A Show“. Kannst du erklären, was es damit auf sich hat und wird es weitere Folgen geben?

„Wir werden tatsächlich eine neue Folge in den nächsten Tagen hinzufügen. Wir machen sehr gerne Videos. Ich habe das schon an der Uni mit dem Standord-Team gemacht und dann mit Kelly O’Hara, dann habe ich das für ESPNW und die Flash in der WPS gemacht und habe die Fans auch durch unsere neuseeländische WM-Reise 2011 geführt. Anita hat eine tolle Persönlichkeit und sie liebt es, vor der Kamera zu stehen. Ich glaube, wir hatten ein Treffen im Verein, es ging um soziale Medien und Anita sagte, dass sie gerne öfter vor Leuten sprechen würde und ich sagte gleich, dass wir uns zusammentun sollten. Wir haben Ideen gesammelt und lustige Sachen gemacht. Am Ende der Saison haben wir etwas für das Team gemacht. Ein paar Episoden sind auf YouTube, aber wir haben die „A & A Show“ jetzt der Frauenfußballseite Women Soccer United gegeben und da sind die Videos zu finden.“

Ein paar gibt es auf YouTube, hier die Premiere mit den zehn wichtigsten Wörtern, die man als Fußballerin in Schweden wissen sollte:

Lass uns vielleicht gegen Ende nochmal auf die Champions League zurückkommen, du hast schon gesagt, dass Marta da die ideale Ergänzung für eine sonst gute Truppe ist. Aber habt ihr sie wirklich gebraucht?

„Tyresö war ja auch ein sehr starkes Team mit tollen Spielern, aber man hat gemerkt, wenn Marta nicht dabei war. Als sie ein paar Spiele verpasste 2013, übernahmen wir in der Liga die Führung. Allein, wenn man sie 2014 im Champions League Finale gesehen hat – sie war phänomenal, sie bringt einfach dieses gewisse Extra. Jeder kennt sie, jeder hat Angst vor ihr und du willst gegen sie definitiv nicht verteidigen müssen, selbst ihr rechter Fuß hat sich jetzt toll entwickelt. Sie hat einfach alles und ist so eine unglaublich hart arbeitende Mannschaftsspielerin. Und das ist, glaube ich, etwas, was nicht alle begreifen.“

Jetzt geht es gegen Wolfsburg, gegen die in der letzten Saison ausgeschieden seid. Den zweifachen Sieger und mit 34:1 Toren souveränen Tabellenführer der Bundesliga.

„Ich glaube, der Schlüssel zum Erfolg ist der klinische Abschluss. Wie du schon gesagt hast, die sind sehr stark in der Defensive und wenn wir Chancen bekommen, dann müssen wir sie nutzen. Wir hätten damals gegen sie zu Hause gewinnen müssen, haben aber so viele Chancen ausgelassen und dann war es aus nach diesem Spiel. Klinische Abschlüsse und ich denke, es ist alles eine Mentalitätssache. Die sind selbstbewusst, haben eine tolle Einstellung. Nimm nur das Champions League Finale, was die da mitgemacht haben und wie sie es trotzdem geschafft haben. Ich denke, dass wir uns gerade da verbessern müssen. Wir haben eine gute Abwehr, wir haben gute Teamarbeit, es dreht sich alles um den Kopf und den Abschluss. Gegen Wolfsburg wird unser erstes richtiges Spiel in der Vorsaison sein. Wir müssen in der Vorsaison die Einstellung bekommen, dass wir tough sind und unbesiegbar. Die ersten zehn Minuten werden entscheidend sein und den Ton bestimmen.“

Zwei wichtige Spielerinnen haben den Verein verlassen, Kathrin Schmidt und Elin Rubensson, sie werden euch fehlen, besonders Kathrin, die meiner Meinung nach eine der besten defensiven Mittelfeldspielerinnen ist.

„Das sind wirklich zwei große Veränderungen, besonders mit Schmittie. Sie war meine Zimmerkameradin und eine meiner besten Freundinnen in der Mannschaft und ja, ich gebe dir Recht: Ich finde, sie wird unterschätzt; so wie wir spielen, brauchst du eine Spielerin die diese Art von ruhmloser Arbeit mache, da hinten drin ist, die wichtige Tacklings macht und wichtige Pässe spielt, aber niemand sieht sie da so richtig und das ist wirklich eine harte Rolle. Ich glaube aber, dass Anita und ich bin nicht sicher, dass es so kommt, aber wenn Anita ihre Rolle übernehmen soll, dann glaube ich, dass sie das brilliant lösen wird. Ich glaube,dass sie nach vorne dann auch etwas mehr Freiheiten bekommen würde, was sie mögen dürfte. Aber ich habe auch tolle Sache über Emma Berglund gehört und bin sicher, dass sie ein toller Neuzugang ist. Was Elin angeht, so freue ich mich für sie, denn sie sollte von Beginn an spielen können und das ist auch wichtig für die schwedische Nationalmannschaft, die inzwischen sowas wie mein zweites Team ist.

Zum Schluss noch ganz kurz zur WM, wo ihr mit Neuseeland unter anderem gegen den Gastgeber Kanada spielen müsst.

„Wir hatten China als sie Gastgeber waren, wir hatten Großbritannien, als sie Gastgeber waren. Diese Ehre zu haben ist entweder ein Fluch oder ein Segen. Es ist aufregend und ich denke, unsere Gruppe ist ganz schön ausgeglichen. Da gibt es kein Team, das einfach überrollt wird. Ich bin froh, dass es Kanada geworden ist und nicht eines der fünf Powerhäuser der WM. Kanada ist ei sehr respektables Team und die machen tolle Arbeit, aber es ist ein Unterschied, ob du gegen die USA, Deutschland, Japan oder Frankreich spielen musst. Es ist eine gefährliche Gruppe, weil es keine einfachen Siege gibt, aber es ist auch gut für uns. Wir spielen oft gegen China, wir spielen oft gegen Kanada und Holland kennen wir aus jedem Jahr beim Zypern-Cup. Wir hoffen natürlich, die Gruppe zu gewinnen, aber Erster oder Zweiter muss das Ziel sein, um dann eine gute Position in der nächsten Runde zu haben.“

Marta in den Schlagzeilen

Als die FIFA kürzlich die Shortlist für die Weltfußballerin des Jahrs 2014 bekanntgab, auf der Nadine Keßler, Abby Wambach und Marta Vieira da Silva standen, gab es Stirnrunzeln und auch viel Kritik, dass Marta unter den besten Drei gelandet ist.

Anfang der Woche spielte Brasilien in seinem Vier-Nationen-Turnier gegen den Weltranglistenersten USA und lag durch Tore von Carli Lloyd und Megan Rapinoe mit 0:2 im Hintertreffen. Vielleicht hat sich Marta in diesem Moment an die Kritik erinnert, denn die 28-Jährige aus Doism Riachos brachte mit drei Klassetreffern die Wende und besiegte die US-Girls quasi im Alleingang.

Höhepunkte aus der Begegnung gibt es hier zu sehen:

Während die Protagonistin in Brasilien spielt, gab ihr Club FC Rosengård bekannt, dass Marta ihren Kurzzeitvertrag mit dem schwedischen Meister um drei Jahre verlängert hat. Bis zum Ende der Saison 2017 wird Marta damit in Diensten Rosengårds stehen. Vereinsboss Håkan Wifvestam betonte bei der kleinen Pressekonferenz, dass es ausländische Vereine gegeben hätte, die Marta das doppelte Gehalt angeboten hätten, dass sie nun in Schweden bekommen wird. Aber die Brasilianerin hat sich bewusst entschieden in ihrer Wahlheimat Schweden zu bleiben. Gute Nachrichten für die schwedische Liga.

ffschweden im Gespräch mit: Stephanie Labbé

labbe_stephanie_4415Wenn es nach den Spielerinnen der Damallsvenkan geht, dann ist Stephanie Labbé aus Kanada die beste Torhüterin der Liga 2014. Die Jury der Fotbollsgalan, die überwiegend aus Mitarbeiterinnen des schwedischen Fußballverbands besteht, entschied sich mit Hedvig Lindahl wenig überraschend für eine Spielerin aus dem eigenen Stall. Aber Labbé hatte wesentlichen Anteil daran, dass ihr Verein KIF Örebro sich auf dem zweiten Platz wiederfand, als die Saison abgeschlossen wurde.

In der vergangenen Woche hatte ich Gelegenheit, mich mit der 28-Jährigen Kanadierin ausgiebig zu unterhalten.

Drei Jahre lang spielte „Steph“, wie sie von ihren Freunden und Mannschaftskameradinnen genannt wird, für Piteå IF im hohen Norden und da bin ich Labbé auch zum ersten Mal begegnet, als wir vor dem Spiel gegen KIF Örebro (!) gemeinsam einer Schülerin den ersten Preis in einem Aufsatzwettbewerb überreichten – eine Reise zu einem Sprach- und Fußballcamp nach Deutschland, das mit dem Einlauf der Preisträgerinnen im Berliner Olympiastadion endete, als die WM 2011 eröffnet wurde.

2012 wechselte Stephanie von Piteå zu Örebro. Piteå hatte sich für die Australierin Lydia Wiliams entschieden, die sich gleich in ihrem ersten Spiel das Kreuzband riss. In Stephanie Labbés erstem Ligaspiel für KIF hagelte es eine bittere 0:7-Pleite in Tyresö, dem Team, das alle als Favoriten für die Meisterschaft tippten und für das Marta, Vero Boquete, Caroline Seger, Lisa Dahlkvist und viele mehr spielten. Die ganze Saison 2012 wurde ein Kampf gegen den Abstieg für Örebro, das in den Jahren zuvor immer in der oberen Hälfte rangiert hatte.

Ich habe mich gefragt, inwieweit diese schlimme Niederlage symbolisch und bestimmend für eure Saison 2012 war?

„Nagtürlich war das nicht einfach,“ sagt mir Stephanie Labbé. Als wir miteinander skypen, befindet sie sich gerade in ihrem Heimatort Stony Plain in Alberta, unweit von Edmonton. Jeweils nach Saisonende kehrt Labbé immer zu ihrer Familie zurück.

„Das erste Spiel der Saison so hoch zu verlieren, ist natürlich eine große Enttäuschung, aber auf der anderen Seite ist die Saison auch ziemlich lang und vieles kann sich ändern. Als wir in das Spiel gingen, wussten wir, dass es nicht einfach werden würde, weil die einfach so ein starkes Team hatten. Für mich war es ok, dass das Spiel hinter uns lag, wir versuchten, nicht so sehr daran zu denken.“

Ein anderes Beispiel ist, dass ihr zu Anfang dieser Saison im Pokal bei Meister Rosengård gewonnen habt und die ganze Saison fantastisch verlief, vielleicht ist doch was dran, dass ein erstes Spiel so oder so eine Saison formen kann?

„Ich bin sicher, dass das einen mentalen Effekt haben kann. Du kannst auf der einen Seite einen guten Start haben und dein Selbstvertrauen ist ganz oben oder eben einen schlechten Start und dein Selbstvertrauen sackt runter. Ich finde aber, das wir 2012 eine Menge Probleme hatten: Verletzungen, keine sonderlich gute Bank, Sperren, das waren alles Faktoren, die eine Rollge gespielt haben. Ich finde es ziemlich hart zu sagen, dass das Spiel die ganze Saison dominiert hat. Ich denke, dass es sicher einen Effekt hatte auf uns, aber da war noch vieles andere, mit dem wir in diesem Jahr nicht richtig fertig wurden. In diesem Jahr hatten wir auch Verletzungen und auch Sperren, aber wir hatten eine viel stärkere Bank und Spielerinnen, die von der Bank in die Startelf gehen konnten und trotzdem behielten wir das hohe Niveau und das hatten wir einfach nicht vor zwei Jahren.“

In dieser Saison habt ihr unglaubliche neun Spiele in Serie gewonnen und dabei 21:5 Tore gemacht. Trainer Rickard „Rille“ Nilsson war in allen drei Spielzeiten der Coach. Wie hat er dieses Team gebaut, das mit einer guten Defensive anfing, aber inzwischen auch nach vorne eine starke Spielidee hat.

„Das hat Rickard schon im ersten Jahr versucht, bei uns zu verankern. Und ich glaube, dass es da noch zu schwierig für uns war, das umzusetzen und unsere Identität im Spiel zu finden. Vielleicht haben wir zu viel darüber nachgedacht, was genau er sagte, wir waren nicht in der Lage, auch mal zu improvisieren. In dieser Saison aber haben wir seine Struktur verinnerlicht und wir waren alle imselben Film. Und wenn du erst mal soweit gekommen bist, dann kannst du manchmal auch den Plan verlassen und mehr kreativ werden und deine individuellen Stärken und Schwächen zeigen. Im ersten Jahr waren wir vielleicht zu sehr auf die genaue Taktik fixxiert, so dass wir nicht wir selbst sein konnte.

Rickard hat dieses Team verändert und auch die Mentalität, mit der wir ins Spiel gehen, das ist so anders. In jedem Spiel, das wir heute machen, wissen wir genau, was wir tun müen, wie wir spielen müssen, um das andere Team zu knacken. Er hat wirklich einen tollen Job gemacht und analysiert jeden Gegner für sich.“

Die Truppe von KIF Örebro ist sehr international. Mit Stephanie und der kanadischen Abwehrspielerin Marie-Eve Nault, den finnischen Nationalspielerinnen Susanne Lehtinen, Annika Kukkonen und Sanna Talonen, den tschechischen Zwillingen Irene und Lucie Martinkova und den nigerianischen Spielerinnen Ogonna Chukwudi und Sarah Michael kommen neun von elf Spielerinnen aus der Anfangsformation aus dem Ausland.

Wie siehst du diese internationale Truppe, Stephanie?

„Naja, zunächst mal sprechen wir sehr viel Englisch und das ist natürlich gut für mich,“ lacht die Kanadierin.

„Ich glaube wirklich, dass dieser Mix aus Spielerinnen ein großer Teil des Charakters dieser Mannschaft ist. Wie du gesagt hast, wir haben so viele Nationalspielerinnen und wir haben so einen ungeheuer guten Zusammenhalt dieses Jahr. Ich glaube wirklich, dass alle im selben Film sind und dass wir alle dasselbe wollten. Und alle bringen verschiedene Stile mit. Die beiden Nigerianerinnen zum Beispiel, die spielen einfach anders als alle anderen und das gilt auch für die tschechischen Mädchen. Die spielen ganz anders als alle andern. Ich würde das auch gern über uns Kanadierinnen sagen., Wir spielen anders als die Schwedinnen und zusammen sind wir in der Lage unsere Verschiedenheit dem Team zunutze zu machen.“

Steph rettet vor Göteborgs Sara Lindén

Steph rettet vor Göteborgs Sara Lindén

Die tollen Leistungen Labbés sind in ihrer Heimat nicht unbemerkt vorbeigegangen. Jahrelang „nur“ die Nummer 3 hinter Erin McLeod und Karina LeBlanc ist Stephanie so nah wie noch nie dran an der Startelf Kanadas und das acht Monate vor der WM. Ende Oktober spielte Kanada zweimal daheim gegen Japan und in der zweiten Begegnung gegen den Weltmeister im BC-Park, dem Stadion des WM-Finales in Vancouver (05.07.2015) spielte Labbé von Angfang an.

„Das war ungeheuer für mich gegen Japan von Anfang an spielen zu dürfen, eines der besten Teams der Welt. Das Vertrauen zu erhalten, dieses Spiel zu spielen. Ich denke, ich bin jetzt so gut wie noch nie zuvor und zur Zeit verbessere ich mich enorm und habe sehr viel Selbstvertrauen. Das Vertrauen von anderen auf diesem Level zu bekommen, das ist großartig. Es war fantastisch, da raus zu gehen und gegen die zu spielen. Und ich denke, das ich auch zeigen konnte, wo meine Stärken sind und was ich dem kanadischen Team bringen kann.“

Das Spiel endete 2:3 aus kanadischer Sicht. Zur Zeit wird viel disskutiert über Rasen oder Kunstrasen und mehr als 40 Spielerinnen, darunter Abby Wambach, Lotta Schelin und Anja Mittag, haben einen Aufruf unterschrieben und es läuft sogar eine Klage gegen den kanadischen Staat und die FIFA.

Egal, was du jetzt sagst, wird falsch sein, aber natürlich interessiert mich deine Meinung?

„Das ist wirklich eine sehr heikle Frage,“ sagt Stephanie Labbé. „Natürlich will doch jede Fußballspielerin auf Naturgras spielen, auf einem perfekten Naturrasen. Aber es ist nun mal wie es ist. Ich trainiere und spiele das ganze Jahr auf Kunstrasen, für mich ist das nur eine mögliche Ablenkung von meinem ganz persönlichen Ziel: ich will 2015 bei der WM die Torhüterin der kanadischen Startelf, egal ob ich da auf Naturrasen oder Kunstrasen stehen werde. Für mich ist diese Frage nicht der Fokus. Ich will alles tun, um in die Truppe zu kommen und die Nummer 1 zu werden, auf Naturgras oder nicht, das spielt für mich keine Rolle.“

Wirst du denn auch 2015 wieder für KIF Örebro spielen und sozusagen im Herbst in der Champions League die Früchte dieses Jahres ernten?

„Im Moment habe ich mit niemandem einen Vertrag, ich untersuche meine Möglichkeiten. Es gibt eine Reihe von Angeboten, natürlich würde ich gerne nach Örebro zurückkommen und Champions Leage spielen, zumal ich das immer mal tun wollte. Aber was Spielen vor der WM angeht, sind diese Chancen sehr gering bzw. gleich null. Ich bin in der Form meines Lebens und ich will die Nummer 1 für Kanada sein. Und es geht ja nicht nur darum, dass das eine WM ist, sie ist auch noch in meiner Heimat und das kannst du nur einmal im Leben erleben.“

In Örebro gibt es derweil Gerüchte, dass die zurückgetretene schwedische Nationaltorhüterin Kristin Hammarström ein Comeback machen könnte. Wenn, dann sicher in Örebro wo sie mit ihrem Freund und dem gemeinsamen Kind wohnt.

Als ich Stephanie nach der Wichtigkeit der WM im nächsten Jahr für den kanadischen Frauenfußball frage, träumt sie von einer kanadischen Profiliga: „Ich denke, die WM ist sehr wichtig. Man spürt schon jetzt die Energie, wenn wir unterwegs sind. So viele Leute kommen zu den Testspielen und sagen, dass sie es kaum erwarten können, dass es Juni wird und endlich losgeht. Es ist wirklich unheimlich toll zu sehen, wie die kleinen Kinder zu uns aufschauen und wie begeistert sie von der WM sind. Unser Graswurzel-Förderprogramm ist sehr wichtig für unsere Zukunft. Wie sie da sagen, wir brauchen mehr Christine Sinclairs, die es durch das System schaffen. Ich glaube, dass die WM eine gigantische Plattform für das Jugendprogramm sein wird.“

„Und ich hoffe auch, dass wir in den nächsten drei Jahren in Kanada unsere eigene kanadische Profiliga bekommen werden. Das ist der nächste Schritt und wir brauchen den. Weil wir brauchen, dass die Leute uns täglich oder besser wöchentlich sehen können. Sie müssen unsere Gesichter sehen und unsere Namen hören. Im Moment hören sie, dass wir im Ausland spielen, sie hören, dass wir un der NWSL in den USA spielen. Das reicht aber nicht, um den Sport vollständig zu verinnerlichen. Ich glaube, dass eine eigene Profiliga großartig für unseren Sport wäre.“

Zu guter Letzt. Nach sechs Jahren in Schweden, gibt es etwas, das du in Schweden kennen gelernt hast und ohne dass du nicht mehr sein möchtest?

„Ich will nicht ohne „Fika“ leben. Das ist ganz sicher. Das ist wirklich etwas, das ich liebe, Ich liebe es, dass die Schweden sich am Tag ganz einfach ein wenig Zeit nehmen können, sich hinsetzen und einen Kaffee trinken und miteinander reden. Hier in Kanada läuft das mehr so ‚Ah, du willst einen Kaffee?‘. Und dann gehst du schnell und kaufst dir einen zum Mitnehmen und hetzt zurück zu deiner Arbeit. Ich finde es toll, dass die Schweden einen Schritt zurück machen können und sich eine Stunde oder wie lange es auch dauert Zeit füreinander nehmen, um die Gesellschaft der anderen zu genießen.“

Kader gegen Polen

Es bleibt dabei, ich kann mich mit Pia Sundhages und Lillie Perssons Personalpolitik nicht anfreunden und ich verstehe sie auch nicht. Oder, ich beginne sie zu verstehen, halte sie aber teilweise für falsch.

Gestern Nachmittag um 14.00 Uhr gab Sundhage auf einer Pressekonferenz des schwedischen Fußballverbands in Solna den Kader für das am 21.08. in Gdansk stattfindende WM-Qualifikationsspiel gegen Polen bekannt.

Nominiert sind:

Tor: Hedvig Lindahl (Kristianstads DFF), Carola Söberg (Avaldsnes IL/N), Stephanie Öhrström (Bardolino Verona)
Abwehr: Emma Berglund (Umeå IK), Amanda Ilestedt (FC Rosengård), Lina Nilsson (FC Rosengård), Marina Pettersson Engström (KIF Örebro), Linda Sembrant (Montpellier), Sara Thunebro (Eskilstuna)
Mittelfeld und Angriff: Emilia Appelquist (Piteå IF), Kosovare Asllani (PSG), Marija Banusic (Kristianstad), Lisa Dahlkvist (Avaldsnes IL), Hanna Folkesson (Umeå), Malin Diaz Pettersson (Eskilstuna), Antonia Göransson (Vittsjö), Sofia Jakobsson (Montpellier), Emma Lundh (AIK), Lotta Schelin (Lyon), Olivia Schough (Rossiyanka), Caroline Seger (PSG), Therese Sjögran (Rosengård)

Der Kader umfasst 23 Spielerinnen, gegen England zuletzt waren Öhrström, Pettersson Engström, Banusic und Schough nicht dabei. Rausgeflogen aus dem Englandkader sind Magdalena Ericsson, Nilla Fischer (Gesperrt), Fridolina Rolfö, Jenny Hjohlman und Elin Wahlström.

Sundhages und Perssons Ärger nach dem 0:4 gegen England, als die dem Team mangelnden Kampgeist vorwarfen, nach dem Spiel aber „ein sehr gutes Gespräch“ hatten, hat sich also vor allem auf diejenigen ausgewirkt, die gegen England gar nicht gespielt haben. Rolfö und Wahlström durften erstmals schnuppern und sind erst gar nicht wieder dabei. Nun dürfen Banusic und Pettersson Engström wiederkommen, aber es ist mehr als zweifelhaft, ob etwa Marija Banusic nur eine einzige Spielminute bekommen wird. Denn Pia Sundhages Personalpolitik beinhaltet, dass sie junge Spielerinnen mal dazukommen lässt, dann aber wieder mit Arbeitsaufträgen zurückschickt. Sowohl im Fall Rolfö wie auch schon jetzt wieder vorab bei Banusic hat sich die Trainerin kritisch über die Physis der Nachwuchstalente geäußert.

Sonderlich viel Mut zu Neubesetzungen hat Pia Sundhage auch schon nicht als Trainerin der USA gehabt. Christen Press etwa, die ich für eine der weltbesten Stürmerinnen halte, bekam unter Sundhage keine einzige Spielminute und kam dann erst unter dem bereits geschassten Nachfolger Tom Sermanni zum Spiel und erzielte gleich in ihrem ersten Länderspiel zwei Tore. Seitdem ist sie in der Truppe neben Abby Wambach, Sydney Leroux und Alex Morgan nicht mehr wegzudenken.

Pia Sundhage hatte in den Trainingslagern vor der EM jeweils weibliche Persönlichkeiten aus anderen Bereichen dabei, etwa Schauspielerin Inger Nilsson (Pippi Langstrumpf), Skiolympiasiegerin Anja Pärson oder Sängerin Louise Hoffsten oder Hochspringerin Kaisa Bergquist. Sie ist bekanntermaßen immer wieder für einen alten Klassiker auf ihrer abgewetzten akustischen Gitarre gut, aber was Personalentscheidungen angeht, zeigt sie ähnlich viel Loyalität wie ihr Vorgänger Thomas Dennerby zu seinen Favoritinnen.

Sara Thunebros defensive Qualitäten werden mit den Jahren nicht besser, mit Magdalena Ericsson gibt es hier eine 14 Jahre jüngere, interessante Alternative, die man aufbauen sollte, anstatt sie durch Nominierungen und Streichungen, rein und raus, zu verunsichern. Bei der WM in Kanada wird Thunebro nicht unbedingt schneller sein als heute.

Die ständigen Nominierungen von Sofia Jakobsson, Antonia Göransson und Olivia Schough zuungunsten von hochtalentierten Akteuren wie Lina Hurtig, Fridolina Rolfö, Marija Banusic, Jenny Hjohlman sind ebenfalls kaum nachzuvollziehen. Schough, so wird in Spielerkreisen gemunkelt, wird vorwiegend als Spaßmacherin, analog zu Lukas Podolski in der deutschen Männermannschaft, nominiert. Als Stürmerin hatte sie bei ihren letzten beiden Vereinen Bayern München und Kopparberg/Göteborgs FC keinen Stammplatz.

Auch Sofia Jakobssons Karriere ist sichtlich abgebremst. Aus der Überfliegerin der U19-EM 2009, die Schweden damals mit drei Toren im Halbfinale gegen Frankreich ins Finale schoss ist ein Dauertalent geworden, das im Wesentlichen von den nun fünf Jahre alten Meriten lebt. Dennoch kassiert sie Nominierung nach Nominierung.

Antonia Göransson kam in Potsdam kaum aufs Feld in der letzten Saison, weshalb sie auch letztlich nach Vittsjö gegangen ist. Auch ihr ist der Durchbruch in der Natio noch nicht gelungen.

Und so muss Sundhage weiterhin auf die 37-Jährige Therese Sjögran setzen, die jedwede Konkurrenz von Jakobsson, Schough oder Göransson mit der linken Hand lässig abwinken kann, weil sie einfach besser als die Drei ist und inzwischen neben Lotta Schelin zweite Spitze spielt.

Würde es gelingen, Marija Banusic zu entwickeln und zu integrieren, würde Sjögran ins Schwitzen kommen. Denn die weniger als halb so alte Banusic ist eine unglaublich treffsichere Stürmerin mit einem Klasseschuss – rechts wie links. Natürlich muss sie noch dazu lernen, aber die Gelegenheit dazu gibt man ihr bislang nicht. Vielleicht nach der WM.

Und so redet man sich das 0:4 dann doch schön. Man wisse, dass man viel besser sei. Ein schlechtes Spiel mache eine gute Mannschaft nicht vom einen auf den anderen Tag zu einer schlechten. man habe gute Gespräche gehabt. Dabei wurde Schweden dieses Jahr schon vier Mal besiegt, sehr klar durch Frankreich und England und knapp von Japan und Island (!). Und auch die Niederlagen gegen Frankreich und Island waren diskutabel. Frankreich in der Vorsaison und ohne einige Stammspielerinnen, aber man kann sich fragen, warum Sundhage und Persson einen Termin gegen Frankreich akzeptieren, an dem die eigene Mannschaft also quasi mit Ansage durcheinandergewirbelt und abgeschossen wird. Warum das eigene Selbstvertrauen schwächen und das der Französinnen für 2015 aufbauen?

Die WM-Quali wird kein Problem. Bei der WM aber wird es, auch mit Pia Sundhage, wohl kaum eine Medaille geben, wenn den Arrivierten nicht mehr Druck gemacht wird. Vergessen wir nicht, dass es die Leistungsträgerinnen waren, der Kern der Mannschaft, der am Sonntag in Hartlepool untergegangen ist und keine Führungsspielerin hat in irgendeiner Weise das Blatt wenden können. Das ist kein gutes Zeichen.

 

 

 

 

Vor dem Finale 3: Alex(andra) Popp

Schon eine Woche ist es her, dass ich mit Alexandra Popp telefoniert habe. Ein lebendiges Gespräch, das ich gerne mal fortsetzen würde.

Wir begannen beim Finale vor einem Jahr, das Wolfsburg bekanntlich mit 1:0 an der Stamford Bridge gegen den hohen Favoriten Olympique Lyon gewann.

Erinnern Sie sich noch gut an das Endspiel?

„Natürlich erinnere ich mich noch sehr gern an das Finale in London im letzten Jahr,“ erzählt Alexandra.

„Das war ein echtes Highlight meiner bisherigen Karriere. Wir haben eine tolle Mannschaftsleistung gezeigt, im Stadion war eine fantastische Atmosphäre.

Allein mal im Stadion Stamford Bridge zu sein, ist ja schon ein Erlebnis, aber das wir dann da spielen durften, und die Aufmerksamkeit dem Frauenfußball gehörte, das war wirklich großartig.“

Ich war im Stadion und kann mich noch gut an die Überraschung vieler Journalistenkollegen erinnern, die sich wunderten, warum Sie auf einmal auf der linken Abwehrseite spielen. Dabei war das aus meiner Sicht einer der wichtigsten Schlüssel zum Sieg?
„Für mich war das ein kurioses Spiel, weil ich mit einem Bänderriss angetreten bin. Es war vorher fraglich, ob ich überhaupt spielen kann und dann sagte mir der Trainer, dass ich hinten in der Abwehr auf der linken Seite spielen sollte. Gegen Elodie Thomis, die normalerweise über diese Seite kommt.

Gegen die hatte ich schon mal im Halbfinale der Champions League gespielt, als ich noch bei FCR Duisburg war. Es war gut, dass ich ihr in den ersten Zweikämpfen gleich zeigen konnte, wer auf dem Platz an diesem Abend das Sagen hatte. Ich denke, dass ich die Aufgabe gut gelöst habe, auch wenn sie mir dann doch ein paar Mal entwischt ist, weil sie halt so schnell ist.“

Ich habe gelesen, dass der ehemalige tschechische Nationalspieler Pavel Nedved Ihr Vorbild ist. Der spielt ja nicht gerade dieselbe Position. Aber ist er es noch immer?
„Das ist richtig. Pavel Nedved war immer mein Vorbild und ist es auch geblieben. Er war ein überragender Mittelfeldspieler, der seine eigene Spielphilosophie hatte und seinen sehr eigenen Stil. Das hat mir als Jugendliche gefallen.“

Ich denke oft, wenn ich sehe, wie kompromisslos auch mit Gedanke an Ihr eigenes Wohlergehen Sie in bestimmte Situationen hereingehen können, tatsächlich mehr an die grosse Amerikanerin Abby Wambach.

„Das ist nicht das erste Mal, das man mir sagt, dass es Ähnlichkeiten mit Abby Wambachs Spielstil bei mir gibt. Sie ist eine der weltbesten Stürmerinnen, also habe ich nichts dagegen. Ich möchte aber auch eine Stürmerin nennen, von der ich sehr viel gelernt habe und das ist Inka Grings, die jetzt gerade ihre Karriere beendet hat.“

Was wissen Sie (eine Woche vor dem Finale) über den Gegner aus Tyresö?
„Tyresö habe ich noch nicht spielen sehen. Aber wenn man Spielernamen wie Marta, Caroline Seger und Vero Boquete hört, auch Christen Press, dann spricht das schon Bände und sagt, dass da sehr viel individuelle Klasse ist.“

Sie gelten als sehr heimatverbunden und haben lange einen Wechsel gescheut, sind dann nach Wolfsburg gegangen, wo es sehr gut läuft. Können Sie sich langfristig auch mal einen Wechsel ins Ausland vorstellen? Ich las davon, dass es mal ein Angebot aus Schweden gegeben haben soll im Jahr 2012.

„Ja, das ist richtig, das ich mal ein Angebot aus Schweden hatte. Einen Wechsel ins Ausland irgendwann in der Zukunft will ich nicht ausschließen, aber im Moment ist das überhaupt kein Thema für mich. Ich fühle mich hier sehr wohl und kann mit dem VfL Wolfsburg in eine der stärksten Ligen Europas spielen.“

 

 

 

ALGARVE CUP: Schweden oder Japan

Dass die USA in ihrer Gruppe beim Algarve-Cup kaum eine Rolle spielen würden und nach den beiden Begegnungen gegen Japan (1:1) und Schweden (0:1) nur einen von sechs möglichen Punkten auf ihrem Konto haben würden, hätte man trotz der starken Gegner vorher sicher nicht unbedingt geglaubt.

Das Finale können die Spielerinnen um Tom Sermanni nun nicht mehr erreichen, sollte Japan gegen Schweden einen Punkt holen, dann muss ein Sieg gegen Dänemark her, um nicht um den siebten Platz spielen zu müssen, was für die US-Girls, für die immer nur ein Platz zählt, nämlich der ERSTE, schon jetzt eine ziemliche Schmach ist.

Pia Sundhage dagegen könnte mit der schwedischen Mannschaft bei einem Unentschieden gegen Japan das Finale erreichen und dort wohl wieder einmal auf Welttrainerin Silvia Neid und ihre Auswahl treffen.

Gegen die USA überzeugte vor allem Torhüterin Hedvig Lindahl, die nicht nur einen Elfmeter von Abby Wambach hielt, sondern auch weitere gute Chancen des USWNT vereitelte.

Dänemark und Norwegen haben jeweils beide Begegnungen verloren. Die Norwegerinnen unterlagen China mit 0:1 und anschließend Island mit 1:2 und Dänemark, das in der Gruppe mit Schweden, USA und Japan ohnehin Außenseiter war und nach dem Rücktritt von Katrine Pedersen und dem verletzungsbedingten Ausfall von Pernille Harder sowieso Probleme hat, zeigte beim 0:2 gegen Schweden ebenso wie beim 0:1 gegen Japan, das man nach vorne, wie schon bei der EM, kaum etwas bringt. Ohne Harder so gut wie gar nichts.

So können die Isländerinnen mit einem Sieg gegen China sogar das Spiel um Platz drei erreichen – trotz der bitteren, aber standesgemäßen 0:5 Klatsche gegen Europameister Deutschland.

NWSL – News

Die dritte Version einer amerikanischen Profiliga geht irgendwie völlig an mir vorbei. Noch kein einziges Spiel habe ich mir live im Internet angeschaut, obwohl Spiele teils auf YouTube live und in sehr guter Qualität übertragen werden und dort dann auch „liegen bleiben“ zum späteren Anschauen.

Einen Spieltag vor Ende der Saison und vor Start der Halbfinalbegegnungen liegt der FC Kansas City drei Punkte vor einem Verfolgertrio, bestehend aus Western New York Flash, dem FC Sky Blue und den Portland Thorns.

Ganz am Ende der Tabelle und hoffnungslos abgeschlagen liegt Washington Spirit, dessen Spielerinnen Ashlyn Harris und Ali Krieger nach der letzten Begegnung gegen Sky Blue am kommenden Sonntag am Dienstag schon in Tyresö erwartet werden.

Boston, Chicago und auch Seattle haben ebenfalls keine Chance mehr auf das Halbfinale, das zwischen Kansas, Portland, Sky Blue und Western New York ausgetragen wird.

Sollte Western New York wieder den Titel holen wäre das der vierte in vier Jahren in vier verschiedenen Ligen.

Die Scorerliste führt übrigens weder Abby Wambach noch Alex Morgan an sondern eine gewisse Lauren Holiday von Tabellenführer Kansas City, die es in 17 Spielen auf immerhin 12 Tore und sieben Assists gebracht hat. Vielen dürfte Holiday unter ihrem Mädchennamen Cheney ein besserer Begriff sein. Lauren hat in diesem Jahr den Basketballprofi Jrue Holiday geheiratet.

Dann kommen Sidney Leroux und Wambach, dahinter die Kanadierin Diane Matheson mit acht Treffern. Ebenfalls Top 10 die Mexikanerin Monica Ocampo von Sky Blue.

Tabellenführer Kansas City spielt im heimischen Verizon Wireless Field im Overland Park vor in der Regel um die 5.000 Zuschauer. In Portland sahen vor zwei Wochen 17.619 den 3:2-Auswärtssieg von Kansas. Wesentlich geringer das Interesse für die Boston Breakers, die meist vor 2-3.000 spielen, das wären aber in Schweden immer noch großartige Zahlen.

Und wer mal ein Spiel sehen möchte. Hier gibt es Kansas City – Boston Breakers komplett.

Schweden demontiert Island

Schweden gewann am Freitagabend mit 6:1 gegen Island. Zweimal Kosovare Asllani, je einmal Sara Thunebro, Lotta Schelin, Kristin Hammarström und Susanne Moberg erzielten die Tore in einer Begegnung, die leider mehr über Island als über Schweden aussagt.

Erschreckend schwach präsentierte sich der Endrundenteilnehmer der EURO und machte deutlich, wie groß die Unterschiede im internationalen Frauenfußball noch sind. Dabei spielen fast alle Isländerinnen in europäischen Topligen, in Norwegen oder Schweden vor allem.

Und so ist dieser hohe Sieg gut für das Selbstvertrauen der Schwedinnen, aber erst am Montag, nach dem Spiel gegen die USA, werden wir sagen können, was Schweden unter Pia Sundhage bisher erreicht hat. Man darf gespannt sein, welche Spielerinnen dann zum Einsatz kommen.

Ein klares Ausrufezeichen hinter Antonia Göransson, die auf der rechten Seite wirbelte und hochmotiviert war. Auch Kosovare Asllani nutzte ihre Chance als Spitze neben Lotta Schelin. Die Abwehr, möglicherweise die Achillesferse, wurde keiner Prüfung ausgesetzt. Nilla Fischer verschätze sich einmal grob, ein Fehler, den sie sich bei Abby Wambach, Alex Morgan oder Christen Press in 72 Stunden nicht leisten darf. Was Thunebro und Lina Nilsson leisten können, wenn die Gegnerinnen Weltklasse sind, steht auch noch zu sehen aus.

Aber immerhin ist man auf dem richtigen Weg. Wie weit, das kann man eben nach dem heutigen Kantersieg nicht sagen.

Aus jeder Lage schießen

 

Christen Press

Christen Press auf dem Tyresövallen im Juni 2012

Vor einer guten Woche habe ich ein wenig über Anja Mittag und ihre Saison geschrieben, nun ist Christen Press an der Reihe.

Die gerade 24 Jahre alt gewordene Stürmerin stammt aus Kalifornien, aus der Nähe von Los Angeles und zum ersten mal wurde ich auf sie aufmerksam, als sie in der WPS bei magicJack spielte, zusammen mit Abby Wambach und Hope Solo. Pro Woche wurde ein Spiel live und gratis im Internet übertragen und meistens war das sonntags um Mitternacht unserer Zeit. Press hat 2011 in 17 Spielen acht Tore geschossen und schnitt damit hervorragend ab, denn Marta, die in ihren drei WPS-Jahren die Torjägerinnenliste in drei verschiedenen Clubs gewann (!), hatte lediglich zwei Tore mehr erzielt.

Aber Christen Press war schon 2011 keine Unbekannte. Sie hatte an der renommierten Stanford University in der Nähe von San Francisco studiert und auch für das Fußballteam gespielt. 2010, in ihrem letzten Jahr an der Uni, gewann sie die sogenannte Hermann-Trophy, den Preis für die beste College-Spielerin in den USA. Vor ihr holten u.a. Christine Sinclair, Anne Mäkinen, Mia Hamm und Kristine Lilly die begehrte Trophäe.

Und für ihr erstes Jahr in der amerikanischen Profiliga wurde sie neben Alex Morgan und Sydney Leroux für den Preis „beste Newcomerin der Liga“ nominiert und irgendwie habe ich immer gedacht, Morgan hätte den Preis bekommen.

Als ich Christen Press am Rande der Fotbollsgalan im November 2012 in Stockholm in der Mixed Zone traf und sie auf einen vereinbarten Fototermin mit Anja Mittag wartete, bemühte ich mich, etwas Small Talk zu machen und sagte, dass ich die Nominierung ganz toll gefunden hatte, dass aber ja Morgan den Preis bekommen hätte.

Sie lächelte: „No, it was actually me, who won the award.“ So kann man ins Fettnäpfchen treten und lernt daraus, beim nächsten Mal alles genauer im Vorfeld zu lesen.

Ein nächstes Mal schien es dann aber doch erst einmal nicht zu geben, denn Christen und ihr Verein Kopparberg/Göteborgs FC trennten sich. Gerne hätte man die schnelle und schussstarke Goalgetterin behalten, die nicht nur 17 Tore in der Liga schoss, sondern auch im Pokalfinale gegen Tyresö (Göteborg gewann 2:1 nach Verlängerung) entscheidenden Anteil daran gehab hatte, die Trophäe in Göteborg behalten. Aber Christen wollte zu den Lagern der amerikanischen Nationalmannschaft, die alle paar Wochen stattfinden, eine Freigabe bekommen und dazu war Göteborg nicht bereit. Was man verstehen kann, denn so hätte die Amerikanerin bei vielen Spielen gefehlt und wäre ständig zwischen USA und Schweden hin- und hergeflogen.

Ende November reiste sie mit ihrer Schwester nach Peru und wanderte in den Anden zur Festung Macchu Picchu und am 27. November schrieb Christen in ihrem Blog: „Jetzt, wo ich an der Peripherie der amerikanischen Nationalmannschaft bin und die Profiliga vor der Tür steht, zögere ich etwas meine persönlichen und  beruflichen Ziele in Schweden aus Angst um meine amerikanischen Fußballträume weiter zu verfolgen. Theoretisch scheint es ein tolles Jahr zu sein, um im Ausland zu spielen, denn es stehen keine großen Turniere für das USWNT an, aber drei Faktoren stören meine Überzeugung: 1) Mit einem neuen Trainer Tom Semanni und einer neuen Leitung scheint das nächste Jahr eines zu werden, dass „neuen“ Spielerinnen die Möglichkeit gibt, gesehen zu werden. 2) Eine starke, eigene Liga ist sehr wichtig für die Entwicklung des Frauenfußballs in den USA, weil es eine Umgebung mit starkem Wettbewerb braucht, in der neue Spielerinnen gesehen werden können und um Plätze im team konkurrieren können. 3) In der neuen Liga zu spielen ist eine Art und Weise, an der wachsenden Bedeutung des Fußballs bei uns Anteil zu nehmen. Ein paar Tage, bevor wir in die Anden aufbrachen, fragte mich jemand, warum ich den Inka-Pfad gehen wolle und ich sagte, dass meine Überlegungen vielleicht klarer würden während der Wanderung.“

So muss es dann gewesen sein, denn im Dezember galt es dann als offenes Geheimnis, dass Press doch nicht in die USA zurückkehren würde, sondern beim schwedischen Meister Tyresö das Dream Team noch weiter verstärken würde.

Ich habe Christen Press bei allen Auswärtsspielen in Stockholm getroffen 2012. Die erste Begegnung war nach dem Spiel gegen Tyresö, das 1:3 verloren ging. Das war kurz vor den Olympischen Spielen in London, wo Press und ihre künftige Mannschaftskameradin Meghan Klingenberg als Reserven von Pia Sundhage nominiert waren. Damals herrschte noch die Vorfreude auf das Olympische Dorf, in dem sie nur wenige Tage verbringen würden, da die USA außerhalb von London den Weg zum Finale finden musste.

Bei allen drei Spielen in Stockholm, von denen zwei verloren gingen, beeindruckte mich Press enorm. Nicht über die gesamte Distanz von 270 Minuten, aber sie ist enorm schnell, hat einen sehr gute Ballannahme und wie mir Vero Boquete über sie sagte: „Mir gefällt, dass sie wirklich aus allen Lagen schießt.“ Und Press‘ Schussversuche sind gut und kommen mit einer blitzschnellen Reaktionszeit. Das macht sie zu einer der besten Stürmerinnen, die derzeit in Europa Fußball spielen. Ausschnitte aus dem Pokalfinale und ein Interview gibt es im verlinkten YouTube-Video weiter unten.

„Ich bin nach Schweden gekommen, um eine bessere Fußballspielerin zu werden,“ sagte sie mir dann später in der Saison am Telefon. „Als ich hierher kam, wusste ich nicht recht, was mich erwarten würde, aber ich muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht war. Meine Mannschaftskameradinnen waren sehr nett und haben mich sofort ins Team aufgenommen. Und als ich mich dann allmählich an die Spiel- und Lebensweise mehr angepasst habe, da bin ich nicht zuletzt als Fußballspielerin doch sehr gewachsen.“

Torbjörn Nilsson, Press Trainer in Göteborg, sagte nach der Verpflichtung der Amerikanerin, er habe sie nicht selber gesehen, aber dieses Mal habe er sich einfach auf Aussagen von Leuten verlassen, die viel vom Fußball verstehen. Für Christen war der Schritt nach Schweden einfach: „Als die WPS ihren Betrieb einstellte, wusste ich, dass ich jetzt ins Ausland gehen wollte. In Frage kamen da vor allem Schweden und auch Deutschland, weil man weiß, das die sehr gujte Ligen haben. Göteborg gefällt mir sehr gut, es ist eine nette Stadt, die Leute sind sehr hilfsbereit und wie ich gern sage, es sind die Leute, die ausmachen, wie ein Ort ist.“

Fahrrad gefahren, wie ihre englische Teamkameradin Anita Asante, ist sie aber nicht in der zweitgrößten Stadt Schwedens. Und sportlich? „Es war eine Saison, in der es rauf und runter ging und uns hat definitiv die Stabilität gefehlt. Jetzt ist es an der Zeit, das die Mannschaft ein Level nach oben kommt, beständiger spielt, um in der nächsten Saison unter die besten Zwei zu kommen,“ sagte Christen Press.

Am Ostermontag wird sie ihr Debüt in einem Wettkampfspiel geben, da geht es beim Supercup ausgerechnet gegen ihre alten Mannschaftskameradinnen.

Alex Morgan und Christine Sinclair nach Portland

Am Nachmittag lokaler Zeit wurde in den USA jetzt die Verteilung der US-amerikanischen, kanadischen und mexikanischen Nationalspielerinnen auf die acht Mannschaften der NWSL bekanntgegeben. Wie immer hatte man offenbar einen ganzen Katalog von Kriterien erarbeitet, dazu kamen erfreulicherweise auch erstmals Interessen der Spielerinnen, die aber sicher nicht in allen Fällen erfüllt werden konnten.

Das neu gegründete Team der Portland Thorns schießt dabei meiner Meinung nach den Vogel ab. Denn mit Alex Morgan und Christine Sinclair bekommt das Team zwei der allerbesten Stürmerinnen der Welt, die übrigens 2011 schon bei Western New York Flash zusammengespielt haben.

Abby Wambach, die ich mal in Western New York und dann auch in Portland vermutet hatte, wird nun doch für Western New York Flash in Rochester spielen. Da kommt ihre Familie her, auch wenn sie mit ihrer zukünftigen Frau kürzlich erst ein großes Haus in Portland gekauft hat, gibt es noch einmal ein Jahr im Staate New York. Wambach ist eine von nur zwei Amerikanerinnen, die WNYF bekam, die andere ist die zweifache Torschützin des olympischen Finales, Carli Lloyd. Wäre Meghan Klingenberg nicht dieses Jahr in Tyresö, wäre sie wohl die dritte Spielerin in New York gewesen.

Hope Solo wird erwartungsgemäß das Tor der neuen Mannschaft Seattle Reign hüten. Dorthin wird auch Megan Rapinoe gehen, wenn ihre sechs Monate in Lyon vorbei sind.

Die Kanadierin Sophie Schmidt, die gerüchteweise immer noch mit Kristianstad in Verbindung gebracht wurde, wo sie vergangenes Jahr ein paar Wochen spielte, wird nicht in Schweden spielen, sondern für Sky Blue FC in New Jersey.

Nun haben alle Teams 6-7 Spielerinnen und damit den Stamm der Truppe. In der nächsten Woche wird dann das Drafting der College-Spielerinnen stattfinden und ein weiteres Kontingent auf die Teams zukommen.

Die komplette „allocation“-Liste gibt es unter anderem bei Equalizer Soccer auch schon mit ersten Wertungen.

Am Freitagabend

werden wir erfahren, wo die 55 US-amerikanischen, kanadischen und mexikanischen Nationalspielerinnen landen werden, deren Namen gestern von der neuen Profiliga NWSL veröffentlicht worden sind.

U.a. Jeff Kassouf hat die Liste gestern Abend veröffentlicht. Die 55 werden auf die acht Mannschaften verteilt und heute war zu lesen, dass man sich wieder mal auf ein ausgeklügeltes System geeinigt hätte, nach dem die acht Clubs dann endlich zu Spielerinnen kommen.

Alle 18 Spielerinnen, die in London Gold für die USA gewannen, sind übrigens dabei, auch Megan Rapinoe, die in der ersten Jahreshälfte ihr Französisch aufpoliert beim 2fachen CL-Sieger Olympique Lyonnais.

Das komplette kanadische Bronze-Team aus London ist ebenfalls dabei, auch die von einigen gejagte Christine Sinclair, die, wenn nur Skandinavien gewählt hätte, Weltfußballerin des Jahres geworden wäre. Einzige Ausnahme: die in Schweden durch Einsätze für Piteå und Dalsjöfors bekannte Melissa Tancredi, die ein Jahr Pause macht, um ihr Studiumn abzuschließen.

Abby Wambach hatte ich bisher bei Western New York Flash verortet, aber nachdem ich hörte, dass sie sich im August ein Haus in Portland gekauft hat, scheint Oregon zum neuen Heimatstaat der 32-Jährigen zu werden.

Wambach: USWNT wird in NWSL spielen

Abküfi nannte man das früher und ich bitte auch gleich um Entschuldigung, aber ich hätte es sonst nicht in eine kurze Überschrift bekommen und außerdem sieht es auch witzig aus…

Auf der Pressekonferenz vor der Verleihung des goldenen Balls sagte Abby Wambach gestern in Zürich, dass sich die gesamte amerikanische Nationalmannschaft (USWNT = United States Women National Team) dazu verpflichtet hätte, in der sich neu gegründeten Profiliga NWSL (= North American Women Soccer League) zu spielen.

Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Megan Rapinoe wurde jetzt auch offiziell als Zugang von Olympique Lyonnais bestätigt, wobei ihr Vertrag aber offenbar nur bis zur Sommerpause (Champions League inklusive) läuft. Meghan Klingenberg und Christen Press spielen bekanntlich für den schwedischen Meister Tyresö FF. Inwieweit die beiden dem Kader von Tom Sermanni angehören, wird man sehen. Beide sind sicherlich Weltklasse und wären in den meisten anderen Ländern gesetzt, aber in den USA hat man bekanntermaßen eine große Auswahl. In der Offensive eben außer und derzeit vor Press wohl Wambach, Alex Morgan und Sydney Leroux, die schon als Wambach-Nachfolgerin gehandelt wird.

Noch aber hat keine der acht Mannschaften, die die neue Liga bilden werden, auch nur eine einzige Spielerin unter Vertrag. Da ist Handlungsbedarf. Übernächste Woche bereits sollen die besten College-Spielerinnen „gedraftet“ werden.

Die Liga wird aus vier alten und vier neuen Teams bestehen. Wobei alt im amerikanischen Sinn sehr relativ ist… Ältestes Team sind demnach die Chicago Red Devils und der Sky Blue FC, die immerhin schon fünf Jahre auf dem Buckel haben. Dazu noch die Boston Breakers und der dreifache amerikanische Meister (in drei verschiedenen Ligen; reif fürs Buch der Rekorde…) Western New York Flash.

Neu gegründet für die Liga wurden der FC Kansas City, Portland Thorns FC, Washington Spirit (nicht Freedom wie ursprünglich angenommen, weil man Angst hatte, dass Freedom-Käufer und magicJack-Besitzer Dan Borislow wieder vor Gericht ziehen könnte) und Seattle Reign. In Seattle im Nordwesten der USA setzte sich dabei Eigentümer Bill Predmore gegen die bereits seit 1970 existierenden Seattle Sounders durch. Die Sounders hatten 2012 noch den zweiten Platz in der E-WSL belegt und Hope Solo, Megan Rapinoe, Alex Morgan und Sydney Leroux hatten für die Sounders gespielt.

Predmore gab der Lokalzeitung Seattle Times ein aufschlussreiches Interview: „Unsere Erwartung ist, dass es hier einen Wettbewerb mit Weltklasseniveau geben wird. Jedes Team wird mindestens drei amerikanische Nationalspielerinnen haben, zwei Kanadierinnen und eine Mexikanerin. Bei einer so kleinen Kerngruppe von acht Mannschaften ist das gleichmäßige Niveau sehr wichtig. Wir glauben auch, dass wir Talente von außerhalb Nordamerika anlocken.“

Bill Predmore erklärte auch, dass einige Spielerinnen wohl wählen würden, wo sie spielen wollen. Gemeinhin wird Abby Wambach etwa in Western New York erwartet, Hope Solo und Sydney Leroux in Seattle, Megan Rapinoe (wenn sie denn kommt, in Portland).

Noch hat die Liga nicht einmal eine eigene Homepage, bei zwei Teams stehen auch die Spielorte noch nicht fest. Aber in den nächsten Wochen wird es vermutlich schnell gehen. Im Wesentlichen wird es in den ersten Jahren (wenn es Jahre werden…) darum gehen, eine stabile Organisation aufzubauen, die man ausbauen kann. Ausbauen zu mehr Teams, von Los Angeles ist wieder die Rede, auch von Hartford in Connecticut. Noch gibt es keine ernst zu nehmenden Gerüchte über eventuelle kanadische Teams, nachdem sich die Vancouver Whitecaps schon vor geraumer Zeit aus den Diskussionen verabschiedet hatten.

Abstimmung

Gestern Abend holte sich Abby Wambach endlich einmal den goldenen Ball (Ballon d’Or) in Zürich ab als beste Spielerin der Welt 2012. Hätte man nur auf die Leistungen des Jahres geschaut, wäre Alex Morgan die bessere Wahl gewesen, aber Morgan ist klug genug, anzuerkennen, dass Wambach einfach dran war. Ihre eigene Zeit wird kommen.

Stimmberechtigt bei der Wahl sind übrigens die Nationalmannschaftskapitäninnen und Trainer sowie ausgewählte Journalisten. Einige geben wirklich bisweilen bizarre Stimmen ab. Wie anders wäre zu erklärten, dass Marta noch vor Alex Morgan auf Platz 2 landete.

Wie anders wäre zu erklären, dass die 2011 überragende, aber 2012 lange verletzte und bei Olympia eher unscheinbare Honore Sawa ganz knapp hinter Marta und Morgan auf Rang vier landete?

Hier einige prominente Wählerinnen und ihre Wahl. Die gesamte Liste könnt ihr hier sehen:

Melissa Barbieri / Australien wählte: Alex Morgan
Marta / Brasilien: Aya Miyama
Christine Sinclair / Kanada: Aya Miyama
Pu Wei / China: Homare Sawa
Castillo Dayana / Kolumbien: Marta
Katrine Pedersen / Dänemark: Carli Lloyd
Casey Stoney /
England: Christine Sinclair
Maija Saari / Finnland: Alex Morgan
Sandrine Soubeyrand / Frankreich: Abby Wambach
Nadine Angerer / Deutschland: Abby Wambach
Katrin Jonsdottir / Island: Christine Sinclair
Aya Myama / Japan: Homare Sawa
Maribel Dominguez / Mexico: Christine Sinclair
Daphne Koster / Niederlande: Carli Lloyd
Rebecca Smith / Neuseeland: Homare Sawa
Ingvild Stensland / Norwegen: Christine Sinclair
Ksenia Tsibujtovich / Russland: Abby Wambach
Precious Dede / Nigeria: Abby Wambach
Nilla Fischer / Schweden: Christine Sinclair
Christie Rampone / USA: Alex Morgan

Die Woche in Schweden

Zur Zeit ist es weiterhin relativ ruhig. In Stockholm schneit es und Fußballtraining draußen scheint im Moment Lichtjahre weit entfernt zu sein. Dennoch tut sich das eine oder andere und ich liefere es euch hier in der Wochenzusammenfassung. Sollten große Nachrichten kommen, gibt es selbstverständlich aktuelle Posts. Es sind auch diverse Interviews in Vorbereitung bzw. abgeschlossen, die ich in den nächsten Wochen hier einstreuen werde. Ich habe mich länger mit Anja Mittag, Christen Press und Vero Boquete unterhalten für einen Artikel, der jetzt gerade in der schwedischen Frauenfußballzeitschrift MARTA fotbollsmagasin erschienen ist und obwohl die Gespräche länger zurückliegen, haben viele Antworten daraus einen eher Saison-zusammenfassenden Charakter, weshalb sie sicher noch interessant sein dürften. Das kommt vielleicht schon nächste Woche.

Ein paar aktuellere Interviews wird es auch noch geben. Außerdem will ich noch für mich und für euch auf die Saison 2012 in Schweden zurückblicken und schon eine kleine Vorschau auf 2013 wagen, auf das wir uns besonders freuen, denn hier wird, wie alle wissen, die EURO stattfinden.

Eine meiner Lieblingsspielerinnen (ja, auch als schreibender und meist zumindest nach außen neutraler Mensch muss man sowas haben dürfen) hat ihren Vertrag mit Linköpings FC nun doch verlängert. Finnlands zweimalige Fußballerin des Jahres Linda Sällström bleibt und geht doch nicht, wie Gerüchte besagten nach Mölndal zu Jitex BK. Die 24-Jährige, die sicher ohne Übertreibung zu den schnellsten Spielerinnen der Welt gehört, ist nach ihrem Kreuzbandriss im Frühjahr wieder im vollen Training und mir sagte sie kurz, dass sie nach ausführlichen Überlegungen doch eine bessere sportliche Zukunft in Linköping sieht. Und Recht hat sie. Denn auch wenn Linköping zwar deutliche Schnitte in seinem außergewöhlich starken Kader gemacht hat, ich werde all die Abgänge nicht mehr hier auflisten, so sieht das Team mit Stützen wie Sofia Lundgren, Charlotte Rohlin, Nilla Fischer und nicht zuletzt dem dänischen Supertalent Pernille Harder immer noch recht stark aus und sollte in der oberen Hälfte der Tabelle locker mitspielen können.

Nicht nur „Sällis“ bleibt in Linköping, sondern auch der mitten in der Saison gekommene Trainer Martin Sjögren. Der Mann, der Malmö zu zwei Meistertiteln geführt hat, hat einen 2+1 Vertrag unterschrieben. Für alle bislang erwähnten dürfte es sicher auch eine tolle Saison in einem funkelnagelneuen Stadion werden, das nächstes Jahr bei der EURO von der Frankreich-Gruppe bespielt werden wird.

Eine, die Linköping nach nur einer, für sie missglückten, Saison verlässt ist Matilda Agné. Sie geht zurück zu ihrem früheren Verein Hammarby und sie ist nicht alleine. Ein paar Tage vorher unterschrieb auch Anna Lindblom nach einem Intermezzo bei Djurgården in der zweiten Liga bei ihrem früheren Verein, der durch diese beiden Verstärkungen offenbar Ambitionen hat, um die Spitzenplätze der neugegründeten Elitettan zu spielen. Nach einer Saison in Linköping geht ja auch Emma Lundh zurück nach Stockholm und auch wenn ihr neuer Club noch nicht feststeht, ein Wechsel zu Hammarby würde die grünweiße Traditionsmannschaft zu den Mitfavoriten um den Aufstieg machen…

Emma hat schon bei allen wichtigen Teams in Stockholm gespielt. Sie war bei AIK, Hammarby, Tyresö, Brommapojkarna und auch bei Djurgården. Der ehemalige Meister und Women’s Cup Finalist geht ungewissen Zeiten entgegen. Inzwischen hat wohl die gesamte Startformation des letzten Spiels gegen Piteå am 03.11. den Verein verlassen. Gestern wurde bekannt, dass Norwegens Aufsteiger Avaldsnes mit Abwehrspielerin Freja Hellenberg nach Gudbjörg Gunnarsdottir und Mia Jalkerud die dritte Spielerin aus Stockholm nach Westnorwegen importiert. Der Öffentlichkeit nahezu unbekannt ist die Tatsache, dass sich mit Sofia Nilsson, einer der auffälligsten Spielerinnen Djurgårdens, die achtzehnte Spielerin der Liga im vorletzten Spiel gegen Kristianstad einen Kreuzbandriss zuzog. Noch offiziell bei Djurgården, da nichts anderes verlautet ist, sind Jessica Landström und Susan Varli, aber beide dürften für viele andere Vereine interessant sein und wohl 2013 anderswo spielen.

Auf außerordentlichen Jahreshauptversammlungen haben die beiden Vereine LdB FC Malmö und FC Rosengård die Fusion beschlossen. Wie schon vorher berichtet, soll der neue Verein FC Rosengård heißen und dann eben Männer- wie Frauenfußball unter seinem Dach vereinen. Bei Rosengård war das bisher schon so, aber LdB war ein reiner Frauenfußballverein. Die Fusion ist Voraussetzung für das wirtschaftliche Überleben von LdB als Spitzenverein. Neben seinem neuen Cheftrainer Jonas Eidevall hat Anja Mittags Team nun auch einen neuen Assistenztrainer: Markus Tilly, 36 Jahre alt, kommt aus der Region vom Männerfußballverein Ängelholm.

Hauptkonkurrent und Meister Tyresö FF hat bislang keine Neuverpflichtungen bekanntegeben, aber in der Szene ist bekannt, dass Tyresö an einer offensiven Verstärkung interessiert ist und auch Gespräche geführt hat und führt. Manon Melis geht nach Malmö und Christen Press allem Anschein nach zurück in die USA, aber mit beiden hat Tyresö gesprochen. Ein heißer Name ist der der kanadischen Sportlerin des Jahres Christine Sinclair, aber auch das dürfte schwer werden, da der kanadische Fußballverband wie früher berichtet, 16 Spielerinnen seiner A-Mannschaft voll in der neuen amerikanischen Profiliga finanzieren wird. Abby Wambach dagegen dürfte ganz kalt sein, denn Wambach wird mit großer Sicherheit für Western New York Flash spielen und nächstes Jahr auch eine Familie gründen und seßhaft werden. Alles deutet auf Rochester im Staat New York hin, wo Wambach auch aufgewachsen ist.

Viel wichtiger aber die Nachricht, dass sich Tyresö FF in eine Gesellschaft verwandeln wird. Wichtigster Punkt dabei nach dem Vorsitzenden Hans Lindberg ist, dass man die Frauenmannschaft vom Breitensport im Verein juristisch trennen will. Zwei Clubs haben das schon einmal gemacht in der Damallsvenskan, nämlich Bälinge IF und Djurgården/’Älvsjö und beide Clubs sind in Konkurs gegangen. Djurgården lebte als Djurgården damfotboll weiter. Inzwischen hat Tyresö mit 15 Millionen Kronen (1,714 Millionen €) den höchsten Umsatz in der Damallsvenskan. Der große Zampano des Vereins, der scheinbar im Hintergrund agierende Hans Löfgren, hat ein einzigartiges Netzwerk aus rund 150 kleinen, mittleren und großen Firmen gebastelt, das die Frauenmannschaft unterstützt und damit den Weg von der vierten Liga zum Meistertitel geschafft. „Für uns bedeutet das auch eine Sicherheit für die restlichen Aktivitäten des Vereins, wenn das Spitzenteam des Frauenfußballs getrennt ist. Wir werden nach der nächsten Saison evaluieren, im Augenblick glaube ich aber, dass dies die beste Lösung ist,“ so Hans Lindberg. Tyresö ist eben ein großer Verein mit Dutzenden von Kinder- und Jugendmannschaften.

Eines der ewigen Talente des schwedischen Frauenfußballs wechselt zu einem Verein, dessen Name vor allem im Männerfußball große Geschichte hat. Louise „Lollo“ Fors, die vielleicht den besten Linksfuß der Damallsvenskan hat, ist nach einer enttäuschenden Saison bei Linköpings FC gegenwärtig in Australien, hat aber jetzt für den FC Liverpool Ladies unterschrieben. Fors wurde früher bei ihrem ersten Verein in der Damallsvenskan Lollodinho genannt, weil sie immer wieder brasilianisch anmutende geniale Momente hatte. Leider ist ihr Talent über die Jahre nicht richtig entwickelt worden. Die ersten Spiele mit ihr habe ich gesehen, als sie mit 15 in der Damallsvenskan debütierte. Inzwischen ist Fors 23 und noch immer könnte sie den entscheidenden Schritt tun.

Manchmal sind auch Vertragsverlängerungen wichtige Nachrichten. Zwei will ich hier hervorheben: Sofie Andersson bleibt in Vittsjö, sie war die herausragende Akteurin der letzten beiden Jahre beim Aufsteiger und ihre Bedeutung ist unstrittig. Ebenso wichtig, dass Nationalspielerin Sara Larsson in Örebro bleibt. Bei dem wirtschaftlich und sportlich in diesem Jahr gebeutelten Tabellenzehnten könnte dies ein Signal für andere Spielerinnen sein, ebenfalls zu Kugelschreiber zu greifen und zu bleiben, nachdem mit  Marie Hammarström bereits eine Schlüsselspielerin gegangen ist (nach Göteborg).

 

 

 

Noch ein Sieg

44 Sekunden dauerte es, bis die USA im Rahmen ihrer Fan Tribute Tournee mit 1:0 gegen Irland in Führung gingen. Und Torschützin war Alex Morgan, die es wohl verdient hätte, Weltfußballerin des Jahres zu werden, die es aber wohl doch nicht werden wird. 2012 hat Morgan die meisten Tore im US-Team erzielt: beeindruckende 28 Länderspieltore, erfolgreicher innerhalb eines Jahres waren nur Abby Wambach 2004 mit 31 Treffern und ganz vorne Michelle Akers mit schier uneinholbaren 39 Treffern im Jahr 1991.

Das Spiel fand in Glendale im Bundesstaat Arizona statt und immerhin kamen etwas über 11.000, um den 2:0-Sieg zu bejubeln. Den zweiten Treffer erzielte Megan Rapinoe nach 38 Minuten.

Nun stehen noch drei Heimspiele gegen China an (die erste Begegnung ist am 8. Dezember in Detroit, danach geht es weiter nach Houston/Texas und zum Abschluss nach Boca Raton/Florida) und nach zu erwartendenden weiteren drei Siegen ist dann die Tournee beendet.

Erstmals in der Geschichte der amerikanischen Nationalmannschaft wurden innerhalb eines Spiels drei Torhüterinnen eingesetzt: Hope Solo spielte 22 Minuten und wurde dann durch Jill Loyden ersetzt, in den zweiten 45 Minuten spielte Nicole Barnhart. Am beeindruckendsten aber die Leistung der vierten Keeperin auf dem Platz: Emma Byrne von Arsenal London war es allein zu verdanken, dass die USA nur 2:0 gewann. Mit mehreren spektakulären Glanzparaden, unter anderem holte sie einen 30-Meter-Schuss von Carli Lloyd aus dem rechten Winkel, bewahrte sie ihre irische Mannschaft vor einem weiteren Debakel.

Am Donnerstag gab der amerikanische Fußballverband US Soccer bekannt, dass Cheryl Bailey Geschäftsführerin der neuen Profiliga wird, die im nächsten Jahr ihren Betrieb aufnehmen soll. Bailey war von 2007 bis 2011 Managerin der amerikanischen Nationalmannschaft. Die neue Liga, deren Name noch nicht offiziell feststeht, ist nach Angaben der Zeitung Examiner ein Joint Venture der Fußballverbände der USA, Kanadas und Mexikos, wird aber von US Soccer betrieben.

„Cheryl war eine sehr angesehene Mitarbeiterin von US Soccer während ihrer fünf Jahre mit der Nationalmannschaft,“ sagte der Präsident von US Soccer, Suni Gulati, in einer Presseerklärung. „Cheryl war eine von vielen Pionierinnen für die sportlichen Universitätswettbewerbe und war fünf Jahre im inneren Kreis der Nationalmannschaft. Wir sind begeistert, dass wir sie an Bord haben werden.“

Selber sagte Bailey: „Die neue Liga ist ein lebenswichtiger Teil für das weitere Wachstum dieses Sports in den Vereinigten Staaten. Unsere wichtigste Aufgabe wird sein, den Spielerinnen einen Ligabetrieb mit starker Konkurrenz zu ermöglichen, in der sie spielen können und etwas schaffen können, das insbesondere für junge Mädchen ein Ziel werden kann.“

Wie schon früher hier berichtet hat sich US Soccer verpflichtet, die Gehälter von bis zu 24 amerikanischen Nationalspielerinnen in der Liga zu übernehmen. Kanada wird bis zu 16 Spielerinnen finanzieren und Mexiko bis zu 12.

Acht Mannschaften wird es in der neuen Liga geben: Western New York Flash, Boston Breakers, Chicago Red Devils und FC Sky Blue. Diese vier Teams haben alle eine WPS-Vergangenheit. Neu hinzu kommen der FC Kansas City (eine Neugründung), ein neues Team in Washington, D.C., das entgegen erster Meldungen wohl nicht wieder Freedom heißen wird wie sein Vorgänger. Und an der Westküste wird es zwei Teams geben, in Portland und Seattle. Das führt natürlich in einem Land von der Größe der USA zu häufigen weiten Reisen, die Geld verschlingen. Aber da rund 50 Spielerinnen von den Fußballverbänden der USA, Kanadas und Mexikos finanziert werden und dazu noch das Hauptbüro der Liga mit seiner gesamten Infrastruktur durch den amerikanischen Verband bezahlt wird, besteht die Hoffnung, dass das neue Mobil lebensfähiger sein könnte als die WUSA und die WPS.

Die 50 Spielerinnen, die von den Verbänden finanziert werden, sollen in den nächsten Wochen nach Absprachen mit den Spielerinnen, Vereinen und Verbänden verteilt werden.

Victor Montagliani, Präsident des kanadischen Fußballverbands erklärte: „Nachdem klar war, dass Sunil und der amerikanische Verband hier die Führungsrolle übernehmen, sind wir schnell auf den Zug aufgesprungen. Wir sind über diese Entwicklung sehr glükclich. Wir sind Gastgeber der nächsten Weltmeisterschaft 2015 und für uns ist das eine große Möglichkeit, uns auf dieses Ereignis vorzubereiten, dabei wissend, dass unsere Spielerinnen sich in einer hochklassigen Liga darauf vorbereiten können.“

Trotz der Begeisterung in Kanada und Mexiko gibt es aber wie man sieht noch keine Clubs in diesen Ländern. Kanada sei noch nicht so weit, so Montagliani, aber auszuschließen sei nicht, dass es auch in Kanada in Zukunft ein Engagement auf Mannschaftsebene geben werde.