Trainerstimmen zum Fall Tyresö

Elisabet Gunnarsdottir gibt Tyresö 2-3 Monate

Elisabet Gunnarsdottir gibt Tyresö 2-3 Monate

Nicht jeder antwortete so cool wie der Trainer des FC Rosengård, Jonas Eidevall, der über Twitter verlautbarte, dass die Zeitung Aftonbladet ihn wegen der Tyresö-Affäre angerufen hätte und ihn nach seiner Meinung befragt habe. Eidevall muss geantwortet haben, dass ihn das weniger interessiere als das Haltbarkeitsdatum seiner Milch im Kühlschrank. Hat er das aus einem Film, den ich noch nicht kenne? Im Ernst, lieber Jonas, falls du das hier lesen solltest, so ganz nehme ich dir das nicht vorhandene Interesse an DEM Thema im schwedischen Frauenfußball nicht ab. Sei’s drum.

Vittsjös Trainer Thomas Mårtensson hatte sich bereits gestern im Lokalblatt Norra Skåne geäußert und gefordert, dass der schwedische Fußballverband Tyresö noch vor dem Start der Serie aus der Liga entfernen müsse.

Viktor Eriksson trainiert den Aufsteiger Eskilstuna, der erst gestern mit 0:2 im Pokal gegen Tyresö unterlag. Er sagt zu Aftonbladet: „Um die Lizenz, in der Elite zu spielen, gibt es ein Regelwerk. Ich denke, dass das Regelwerk angewendet werden sollte, dafür gibt es ja einen Grund. Das wird zu einer Form von wirtschaftlichen Doping.“

Die einzige Frau unter elf Männern, seit Jahren ist das die Isländerin Elisabet „Beta“ Gunnarsdottir. Die Trainerin von Kristianstads DFF sagt: „Wenn die nicht in zwei, drei Monaten bezahlen können, sollen sie absteigen. Ich sehe absolut keinen Sinn darin, dass die Spiele absolvieren können und ihre Spielerinnen nicht bezahlen können. Da kann ich mir doch jetzt auch Spielerinnen holen, die ich nicht zu bezahlen gedenke, nur um zu gewinnen.“

Umeås neuer Trainer Jonas Wikström zu der Boulevardzeitung: „Die Regeln sind deutlich, es gelten dieselben Dinge wie in einem Fußballspiel. Es gibt Regeln und dann sollen sie auch befolgt werden.“

Martin Sjögren ist mit dem LdB FC Malmö 2010 schwedischer Meister geworden und trainiert inzwischen Linköpings FC. Ein Team, das vor allem mit jungen, hochtalentierten Spielerinnen versucht, langfristig etwas aufzubauen, ohne sich massiv zu verschulden.

Sjögren zu Aftonbladet: „Man kann nicht so weitermachen, als ob nichts passiert´wäre. Es geht hier um Moral und Ethik. Wenn man weiß, dass man mit fast acht Millionen im Minus liegt und dann noch mehrere Neuverpflichtungen tätigt, dann ist das kein ethisches Handeln.“

Die anderen Trainer der Liga haben sich sehr vorsichtig oder aber wie Eidevall sehr cool und scheinbar desinteressiert geäußert. Lediglich AIK:s Mattias Eriksson schließt einen Abstieg für Tyresö aus: „Es wäre komisch, wenn die aus der Serie genommen werden. Mir fällt es schwer, das zu glauben.“ Ob es denn nicht ungerecht sei, dass der Ligakonkurrent Spielerinnen gekauft habe, die man sich nicht leisten könne, wird Eriksson gefragt und er antwortet Aftonbladet: „Nein, das ist nicht ungerecht. Eine schlechte wirtschaftliche Situation ist etwas, das alle Mannschaften treffen kann.“

Am Donnerstag findet vor dem Amtsgericht Nacka eine Versammlung der Gläubiger statt. Am Abend sollte man schon wieder mehr wissen.

Mårtensson ist sauer

Die meisten Clubs der Damallsvenskan halten sich bedeckt, was offene Meinungsäußerungen über die Situation von Tyresö FF oder besser der Firma Tyresö Fotboll AB angeht, die derzeit mit 7,8 Millionen Kronen Schulden (Tendenz: steigend) dasteht und sich in der Rekonstruktion befindet.

Wer im Glashaus sitzt, wird wohl kaum den ersten Stein werfen. Das erklärt beispielsweise die Solidarität von Meister Malmö bzw. Rosengårds Vorsitzendem Håkan Wifvesson. LdB FC Malmö hat bei seinem Namenswechsel zum FC Rosengård eine Steuerschuld in Höhe von 6,5 Millionen Kronen mitgenommen. „Wir werden das Geld einsammeln“, sagte Wifvesson im Januar. Tyresös Steuerschulden sind schließlich „nur“ 1,3 Millionen höher, aber dem Stockholmer Vorstadtverein fehlt der Milliardär im Hintergrund, den Malmö nun als Rosengård in Dan Olofsson hat.

Einer, der nicht mit seiner Meinung über den Zustand Tyresös hinter den Berg hält, ist Vittsjö GIKs Trainer Thomas Mårtensson, der am Wochenende in einem Interview mit der Regionalzeitung Norra Skåne mehr als deutliche Worte findet.

„Das ist ökonomisches Doping!“, sagt Mårtensson und ist wütend: „Ich bin stinksauer, dass wir als Steuerzahler jetzt eingreifen müssen und Tyresös völlig überzogene Gehälter finanzieren. Das ist ehrlich gesagt zum Kotzen. Die sind doch völlig blind. Ich bin wirklich sehr enttäuscht. Man arbeitet nicht mit Geld, das man nicht hat. Das hüllt die ganze Damallsvenskan in ein parodistisches Scheinwerferlicht.“

Mårtensson betont, dass er das Interview als Trainer von Vittsjö gibt und nicht die Meinung des Vereins damit zum Ausdruck bringt.

„Wenn das eine normale Firma wäre, müssten sie auf ein paar Maschinen verzichten und Leute entlassen. Jetzt behalten sie ihre Leute und tun so, als ob nichts passiert wäre. Ich hoffe wirklich, dass der Verband etwas dagegen unternimmt. Tut man es nicht, ja warum sollen dann andere Clubs sich an die Regeln halten? Wird Tyresö nicht für sein wirtschaftliches Gebaren bestraft, kann sich der Lizenzausschuss des Verbandes gerne auflösen,“ so Mårtensson weiter zu Norra Skåne.

 

Bittere Heimpleite für Aufsteiger

Mit einer derben 1:5 Schlappe daheim in Skellefteå begann die Saison für Aufsteiger Sunnanå SK gegen Vittsjö. Dabei erzielte die aus Kristianstad gekommene Elin Nilsen gleich drei Tore und setzte sich an die Spitze der Torjögerliste. Wer in Kristianstad nichts wird oder nicht mehr erwünscht ist, der geht oft nach Vittsjö, das keine 50 km entfernt ist. Und Trainer Thomas Mårtensson macht dann oft aus diesen Spielerinnen Siegerinnen. So ist es ihm schon mit Sofie Andersson gelungen, die bei Elisabet Gunnarsdottir keine Rolle mehr hatte und nun wohl auch mit Nilsen, die schon in der Vorbereitung etliche Tore erzielt hat. Jane Ross und Emma Sjödahl für Vittsjö und Julia Spetsmark für Sunnanå erzielten die übrigen Tore.

Wie schwer es ist, in der Damallsvenskan (wieder) Fuß zu fassen, mussten also die Aufsteiger Mallbacken (0:4 in Örebro) und Sunnanå bitter erfahren. Beide verloren zudem nicht gerade gegen Meisterschaftsaspiranten und das jeweils mit vier Toren Unterschied.

In Skellefteå hatte man der Premiere so entgegengefiebert und gottlob ist der Männereishockey-Verein gerade dabei, das Finale um die schwedische Eishockeymeisterschaft gegen den Rivalen aus Luleå zu gewinnen.

„Wir haben gegen eine bedeutend bessere Mannschaft gespielt,“ fasste Trainer Marti Tikkanen die Klatsche zusammen. „Wir machen zu viele individuelle Fehler und auf diesem Niveau sind die sehr teuer. In den Zweikämpfen sind wir zu zaghaft. Es gibt einen großen Unterschied zur zweiten Liga, wo wir scheinbar noch sind.“

Und die heutige Mannschaftskapitänin Annika Kukkonen fügt hinzu: „Wir müssen wesentlich tougher sein. Ein paar von uns sind einfach zu nett da draußen. Das müssen wir nächstes Mal besser machen. Es ist nicht lustig, einer Mannschaft zu begegnen, die hart spielt.“

Im zweiten Sonntagsspiel kam Kristianstads DFF, das ja Ambitionen auf einen Spitzenplatz hat, zu Hause nicht über ein 1:1 gegen Piteå hinaus. Victoria Forsmark hatte die Gäste in Führung gebracht und Marija Banusic glich mit einem Freistoßtor aus.

 

 

Maija Saari zieht aufs Dorf, Ulf Palmqvist steigt ab

Immerhin stimmen die Abmessungen – das „Stadion“ von Avaldsnes in Norwegen (Foto: Avaldsnes IL)

Finnlands Nationalmannschaftskapitänin Maija Saari verlässt wie angekündigt den Absteiger AIK und Stockholm und begibt sich nach Mallbacken zum Aufsteiger nach Värmland. Auf dessen Platz führt eine Schotterstraße, Asphalt noch immer Fehlanzeige und wenn man sich die Wechsel mancher Spielerinnen anschaut, dann fragt man sich, ob sie wirklich so klug beraten sind. Das gilt für Saari beim Aufsteiger, bei dem sie als Abwehrspielerin allerdings genug zu tun haben dürfte. Das gilt aber auch für Gudbjörg Gunnarsdottir und Mia Jalkerud, die zum norwegischen Aufsteiger Avaldsnes wechseln, da geht immerhin auch die norwegische Nationalspielerin Cecilie Pedersen nach einem Jahr in Lilleström wieder hin,aber Pedersen ist da groß geworden am Fjord, wo es mehr regnet als anderswo.

Ulf Palmquist, mit Thomas Mårtensson unlängst noch Trainer des Jahres geworden, weil er den Aufsteiger Vittsjö GIK auf einen sensationellen sechsten Platz führte, geht in die sechste Liga der Männer. Sein Nachfolger heißt Simon Sjögren und kommt aus der vierten Liga der Herren und aus der Region.

 

 

And the nominees are… – Die Nominierungen zur Fussballgala

Traditionell werden im Frauken- und Männerfussball im November auf einer live im Fernsehen übertragenen Gala die besten Fussballer des Jahres ausgezeichnet. Am Freitagnachmittag wurden die Nominierungen bekanntgegeben, Hier sind die für den Frauenfussball:

Beste Torhüterin: Thora Helgadottir, Hedvig Lindahl, Kristin Hammarström, Gudbjörg Gunnarsdottir. 

Beste Abwehrspielerin: Emma Berglund, Linda Sembrant, Sara Thunebro, Line Röddik Hansen

Beste Mittelfeldspielerin: Anita Asante, Vero Boquete, Caroline Seger, Marta 

Beste Stürmerin: Christen Press, Ramona Bachmann, Anja Mittag, Lotta Schelin

Beste Spielerin der Damallsvenskan: Vero Boquete, Ramona Bachmann, Marta, Anja Mittag

Newcomer des Jahres: Amanda Ilestedt, Lina Hurtig, Jennie Nordin, Elin Rubensson

Trainer des Jahres: Elisabet Gunnarsdottir, Peter Moberg, Thomas Mårtensson und Ulf Palmqvist, Torbjörn Nilsson

Wie gewonnen…

Die Freude bei Djurgården nach dem Sieg über Tyresö am Samstag war grenzenlos. Bis auf einen Punkt war man herangekommen an den zehnten Platz auf dem DIE Enttäuschung der Saison – KIF Örebro liegt.

Mit noch drei Spielen rechnete man sich sicher Chancen aus, den einen Punkt noch wettmachen zu können und die Klasse zu erhalten. Am Sonntagnachmittag um kurz vor 16 Uhr betrug der Abstand wieder vier Zähler. Bei wie schon gesagt neun noch zu vergebenden.

Denn KIF Örebro gewann sein Auswärtsspiel bei Vittsjö GIK mit 1:0. Torschützin ausgerechnet Sarah Michael, die Nigerianerin die vor zwei Spielzeiten noch im Blauschwarz von Djurgården gestürmt hatte.

Die Luft ist raus beim Aufsteiger nach einem sensationellen Saisonstart. Nun kamen lediglich 557 Zuschauer und Örebro machte das bessere Spiel. Und in der 83. Minute eben auch das Tor. Sekunden nachdem sich bei Viola Bajraktaraj das Knie verdreht hatte und sie mit dem Verdacht auf, na was wohl, Kreuzbandriss (es wäre der sechzehnte in dieser Saison) ausgeschieden war, machte Michael auf der Gegenseite das Tor.

„Keine gute Leistung. Wir können das besser,“ so Trainer Thomas Mårtensson kurz und bündig. In Skåne hatte es ordentlich geregnet, der Rasen war in keinem guten Zustand. „Es war ein typisches Oktoberspiel. Nicht schön, sehr viel Kampf,“ so Mårtensson.

Örebro hat jetzt wieder vier Punkte auf Djurgården und gar sechs auf AIK.

 

Anja Mittag macht den Unterschied

Alle Achtung, Vittsjö! Auch wenn der Aufsteiger nun zweimal hintereinander mit 2:3 daheim verloren hat, so zeigte man auch gestern gegen Tabellenführer LdB FC Malmö wieder, dass man auch den Großen ein Bein stellen kann. Katrine Veje und Ramona Bachmann brachten den Gästen eine 2:0-Pausenführung und kaum jemand hätte eine Krone darauf gesetzt, dass die Gastgeber zurück kommen könnten. 

Aber in der 87. Minute stand es auf einmal 2:2, nachdem Emma Sjödahl und Mandy van den Berg für die Gastgeber getroffen hatten. 

In der Schlussminute jedoch markierte Anja Mittag ihren 19. Saisontreffer im sechzehnten Spiel. Für Malmö damit der zehnte Sieg in Folge. Zuletzt hatte man am 20. Mai 0:2 bei Schlusslicht AIK verloren, auf Skytteholms IP in Solna, wo morgen Abend Hauptkonkurrent Tyresö FF antreten muss.

„Wir trafen auf einen sehr, sehr guten Aufsteiger, der uns ein schweres Spiel bereitet hat. Trotzdem meine ich, dass wir die bessere Mannschaft waren und verdient gewonnen haben,“ so Malmös Trainer Peter Moberg nach dem Spiel. „Am Ende war es etwas zu dramatisch.“

„Einen Punkt hätten wir holen müssen,“ meinte dagegen Vittsjös Coach Thomas Mårtensson, der unter der Woche seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hat. „Ich bin trotzdem sehr mit der Leistung meiner Mannschaft zufrieden. In der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt, dass wir wirklich knapp hinter der Spitze der Liga hingehören. Malmö hat jeden unserer Fehler eiskalt ausgenutzt, dafür wurden wir bestraft.“

Erste Heimniederlage eines Aufsteigers

Es war zwar die erste Heimniederlage für Vittsjö GIK in der Damallsvenskan, aber sehr überraschend war das 2:3 gegen Umeå am Samstag nicht. Umeå hatte sich einiges vorgenommen und am Ende köpfte Kapitänin Emma Berglund das Siegtor nach einer Stunde. Berglund, die etwas gut zu machen hatte, denn ihr unnötiger Platzverweis wegen Meckerns in der Nachspielzeit bei der 0:5 Niederlage in Göteborg hatte zu einer Sperre für ein Spiel und einer Heimniederlage gegen Örebroi geführt.

Nun revanchierte sich die Nationalspielerin nach einer Ecke der Finnin Tuija Hyyrynen.

In einem munteren Spiel waren schon in den ersten 35 Minuten auf jeder Seite zwei Tore gefallen. Zuerst brachte Maria Nordbrandt Umeå in Führung, dann glich Emma Sjödahl aus. Nach einem Freistoß von Hyyrinen ging Umeå abermals in Führung durch diue Nigerianerin Rita Chikwelu ehe Sandra Adolfsson den Halbzeitstand feststellte.

Bei Vittsjö stand zum ersten Mal in der ersten Liga Sonja Fransson im Tor. Die Holländerin Lois Geurts hatte sich verletzt und fällt möglicherweise auch für das Länderspiel gegen Schweden kommendes Wochenende aus.

„Ich bin etwas enttäuscht,“ so Vittsjös Trainer Thomas Mårtensson gegenüber der Zeitung Norra Skåne. „Hätte man vor der Saison, dass wir von den ersten sieben Heimspielen sechs gewinnen… Dann ist es schon schwer, sehr enttäuscht zu sein.“

„Wunderbar,“ so Emma Berglund im Västerbotten Kuriren. „Echt schön, dass wir auch mal das Quentchen Glück gehabt haben. Es fühlt sich so an, als ob das in ausgeglichenen Spielen dieser Saison oft nicht der Fall war.“

 

Stehaufmädchen

Am Montagabend erst bekamen sie fünf Dinger von Tyresö und nach diesem Spiel sprach ich mit Kendall Fletcher und sagte ihr, dass nach dem 1:4 zum Saisonauftakt gegen Umeå die Mannschaft wieder aufgestanden sei und fragte wie das nun nach dem 1:5 gegen Tyresö gehen würde. Fletcher war optimistisch und tatsächlich – das Derby von Nordskåne am Donnerstagabend, das den Auftakt yum 14. Spieltag bildete, gewann Vittsjö nach hartem Kampf gegen Kristianstad mit 2:1.

Susanne Moberg hatte die Gäste zur Halbzeit in Führung gebracht, aber ein Eigentor und ein von Danesha Adams verwandelter Elfmeter wendeten die Begegnung. Einen zusätzlichen Farbtupfer erhielt das Spiel dann noch durch einen Platzverweis für Kristianstads Sif Atladottir.

Vittsjös Trainer Thomas Mårtensson fasste realistisch zusammen: „KDFF war die bessere Mannschaft, aber wir haben die Tore geschossen.“ Nach dem 0:1 hatte Moberg bereits Torhüterin Lois Geurts in einer weiteren Situation umkurvt und schoss dann den Ball über das leere Tor. Auch Katrin Omarsdottir verpasste Gelegenheiten, Kristianstads Führung zu erhöhen.

Vittsjö gewann, nachdem Sif Atladottir Sofie Andersson im Strafraum eine sichere Torchance durch ein Foul  nahm. Rote Karte und Adams ließ Nationaltorhüterin Hedvig Lindahl beim Elfer keine Chance. Der achte Saisontreffer für die Amerikanerin und für Vittsjö nun abermals Platz 3.

 

Halbzeit (3): Vittsjö GIK

Sofie Andersson beim Presseauftakt der Damallsvenskan in Göteborg

Im April fand in Göteborg das Presseauftaktreffen der Saison statt. In einem Hotel unweit des Göteborger Bahnhofs versammelte sich die Szene: Die zwölf Trainer und jeweils mindestens eine Spielerin. Tyresö hatte gleich drei Damen mitgebracht: Caroline Seger, Kapitänin Johanna Frisk und Superstar Marta. So zog man auch das Medioeninteresse auf sich. Alle wollten nur mit einer reden, der 26-Jährigen Brasilianerin, die nach drei Jahren USA in ihre zweite Heimat Schweden zurückkehrte.

Am Vormittag gibt es immer Vorträge auf der Bühne, das meiste davon ist recht vorhersehbar und durchaus langweilig. Das Interessanteste für uns Journalisten ist dann am Nachmittag die Möglichkeit, sich mit Trainern und Spielerinnen zu unterhalten. Jedes Team bekommt seinen Tisch und dann darf man die Runde machen, warten musste man dann auf Linköpings Nilla Fischer oder Göteborgs Stina Segerström.

Nichts los war beim Aufsteiger Vittsjö GIK. Da saßen Trainer Thonas Mårtensson und seine Kapitänin und Zweitligatorschützenkönigin Sofie Andersson meist alleine da, in einer Ecke. Ohnehin hatten am Morgen bereits alle „Experten“, ich inklusive, per Manometer auf den Abstieg des südschwedischen Vereins getippt. Sofie dagegen hatte der Menge auf der Bühne verkündet, dass man sich einen Platz unter den ersten Acht vorgenommen habe. Daran glaubte nun außer den Spielerinnen und dem Verein wirklich niemand.

Vittsjö ist ein Kaff in Skåne, Malmö und Kristianstad sind nicht weit und der nächste größere Ort ist Hässleholm, das die meisten nur als Eisenbahnknotenpunkt kennen. 1.600 Einwohner leben in Vittsjö und mit Hilfe der Gemeinde und Sponsoren, aber auch der Bevölkerung des Ortes wurde das Stadion in mühseliger Kleinarbeit erstligatauglich gemacht. Über Facebook und Twitter rief man die Einwohner auf, an einigen Wochenenden zum Sportplatz zu kommen und zu helfen. Man müsse zimmern, basteln, streichen, damit alles fertig werde zum Start im April.

Nachdem Vittsjö das erste Spiel in der ersten Liga mit 1:4 in Umeå verloren hatte, glaubten nun alle, dass der Abstieg des Aufsteigers nun seinen Gang nehmen würde.

Wie sehr wir uns alle getäuscht haben. Vittsjö, das zeigte sich in den kommenden Wochen, hatte sich auf zentralen Positionen optimal verstärkt. Ausländerinnen sind nicht billig in der Damallsvenskan. Damit sie eine Arbeitserlaubnis bekommen können, müssen sie genug Geld verdienen, um selber über die Runden zu kommen. Vittsjö holte die niederländische Nationaltorhüterin Lois Geurts, in der Abwehr als Innenverteidigerinnen Ifeoma Dieke aus Schottland (bei der Olympiade im Team GB dabei) und Kendall Fletcher aus den USA. Dieke und Fletcher werden immer wieder als Basis für den Erfolg hervorgehoben. Im offensiven Mittelfeld spielt die Amerikanerin Danesha Adams, die schon in Norwegen gespielt hat und die Neuseeländerin Kirsty Yallop ist dabei. Yallop und auch Dieke haben schon in Kristianstad gespielt, beim Lokalrivalen und Nachbarn. Ebenso Sofie Andersson, die von der charismatischen, aber sicher nicht einfachen Elisabet Gunnarsdottir wie andere Spielerinnen auch ausgemustert wurde. Andersson passte nicht ins Konzept. Jetzt sagte Gunnarsdottir kürzlich bewundernd, Vittsjös Trainer Thomas Mårtensson (auch der war mal Trainer in Kristianstad) habe offenbar die exakt richtige Rolle für Sofie gefunden.

Auf die deutliche Klatsche in Umeå zum Saisonauftakt folgten Siege. Daheim gegen AIK mit 3:1 – das wurde noch mit einem „Naja, gegen AIK“ von vielen quittiert, als Vittsjö dann aber beiTorbjörn Nilssons Göteborgerinnen mit dem 2:1 alle drei Punkte entführte, hätte man eigentlich aufhorchen müssen.

Und nun stehen sie da mit 25 Punkten auf dem dritten Platz und um den Klassenerhalt müssen sie nun wirklich nicht mehr bangen. AIK auf dem Abstiegsplatz 11 hat einen Rückstand von 19 Punkten auf Vittsjö. Das Saisonziel ist weiterhin Platz 8 und nach der Olympiade kommt mit Mandy van den Bergh eine weitere Niederländerin ins Team – auf die Außenposition in der Abwehr.

Andersson hat bislang acht Tore geschossen und liegt damit nur einen Treffer hinter Linköpings Tormaschine Manon Melis.

Ich fragte Vittsjös neuseeländische Olympiateilnehmerin Kirsty Yallop, warum Vittsjö so erfolgreich ist.

„Der Schlüssel zu unserem Erfolg ist ganz einfach der, dass wir ein tolles Team haben und guten Fußball spielen. Wir haben kein Budget vergleichbar mit dem der großen Teams,“ sagt Kirsty. „Wir sind ein kleines Team vom Lande, aber wir spielen mit unglaublich viel Herz und wir haben großartige Unterstützung von unseren Fans und dem Verein. Thomas ist ein guter Trainer, der weiß, wie wir spielen müssen und wie wir das Beste aus unseren Voraussetzungen machen können.“

Mehr von Kirsty Yallop und der neuseeländischen Mannschaft vor der Olympiade in den nächsten Tagen.

Aufsteiger übernimmt Tabellenführung

Durch einen 2:1–Sieg bei Jitex BK im einzigen Samstagsspiel übernahm gestern Aufsteiger Vittsjö GIK zumindest bis heute Nachmittag die Tabellenführung der Damallsvenskan. Und beim siebten Sieg im neunten Spiel kann man wohl nicht mehr von einer großen Überraschung reden.

Sofie Andersson brachte Vittsjö mit ihrem achten Saisontreffer in Führung und ist damit die beste Schwedin in der Torschützeniste, was aber nicht zu einer Berücksichtigung durch Thomas Dennerby für die Nationalelf reichte. Andersson verlängerter einen Freistoß der Neuseeländerin Kirsty Yallop mit dem Fuß. Der Ausgleich durch Christina Julien kam per Kopf, ebenfalls nach einem Freistoß.

Nach einer halben Stunde besorgte dann Emma Sjödahl den Siegtreffer in einem ausgeglicchenen Spiel.

„Es ist nicht leicht, gegen Jitex zu spielen, denn die geben einem kaum Chancen,“ sagte Vittsjös Trainer Thomas Mårtensson der Lokalzeitung Norra Skåne.