ffschweden im Gespräch mit Alexandra Riley

Alexandra_Riley_by_ffschwedenDie 27 Jahre alte Abwehrspieleri Alexandra Riley spielt seit 2012 für den amtierenden schwedischen Meister FC Rosengård (früher LdB FC Malmö). 2015 nimmt sie an ihrer dritten Weltmeisterschaft teil, als eine der Schlüsselspielerinnen für Neuseeland. Dabei ist Ali Riley in Los Angeles geboren und auch in Kalifornien aufgewachsen. Aber da Vater John Neuseeländer ist, hatte sie von Geburt an zwei Pässe und entschied sich früh für das Land am anderen Ende der Welt. Darüber und über die Champions League, Marta und die Abgänge von Kathrin Schmidt und Elin Rubensson habe ich mich mit Ali Riley unterhalten.

Während wir in Stockholm kurz vor Weihnachten graues, eher trostloses Wetter hatten, schien bei Ali in Los Angeles die Sonne. Neun Stunden Zeitunterschied und etliche Flugstunden entfernt.

Wie lange habt ihr noch frei und fährst du noch weg?

„Wir fangen am 7. Januar wieder mit dem Training an. Ich war schon in Urlaub in der Dominikanischen Republik, jetzt bin ich einfach nur zu Hause, am 6. Januar geht es zurück nach Malmö.“

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Marta einen 3-Jahresvertrag in Malmö unterschrieben hat. Du hast mit ihr schon in jetzt drei Vereinen zusammengespielt. Was sagst du zu der langfristigen Bindung an den Verein?

„Ich bin begeistert. Natürlich haben wir gehofft, dass sie bleiben würde. Sie war ein toller Zugewinn für das Team, um die Explosivität zu bringen, die wir brauchten. Es lief auch schon vorher gut für das Team, aber sie bringt uns ganz einfach diesen Faktor X und ich glaube, das ist genau das, was wir brauchen, wenn wir raus aus Schweden gehen und nach Europa. Ich mag sie sehr sowohl als Spielerin wie auch als Person. Wir haben auf der linken Seite zusammengespielt und ich habe viel von ihr gelernt. Nächstes Jahr wird das vierte Jahr, in dem wir zusammen spielen.“

Schon mit dem FC Gold Pride und mit Western New York Flash haben Marta und Riley zusammen in der WPS Titel geholt. Wie war diese WPS-Erfahrung für dich?

„Es war der Anfang meiner Karriere als Profi und ich liebte es. Was das Spielen auf dem Platz angeht und die Teams, in denen ich war: Ich habe mit Christine Sinclair gespielt, mit Marta, mit Alex Morgan und mit Ashlyn Harris, wirklich mit den Besten der Welt. Ich hatte wirklich großes Glück in zwei tollen Teams zu sein, aber natürlich gibt es auch einen bitteren Nachgeschmack, weil unser Team aufgelöst wurde und später dann sogar die ganze Liga. Das wird leider immer bleiben und ist schon etwas traurig, aber ich liebte es und denke, dass es klug ist, wie sie jetzt arbeiten in den USA und irgendwann in der Zukunft werde ich vielleicht auch wieder in der Liga spielen. Natürlich könnte man dassselbe auch über Schweden und Tyresö sagen, aber dass eine ganze Liga aufgelöst wird, das wird es mit der Damallsvenskan wohl nicht geben.“

In einem Interview mit ESPN hast du dich mal als Spätentwicklerin beschrieben, kannst du das ein wenig erklären?

Ali lacht und sagt: „Naja, ich habe ja erstmals mit 14 in einem Verein gespielt und viele der Mädchen da draußen, die in Jungsmannschaften sind oder in Vereinen, sind viel früher dran. Ich war sehr schnell, hatte aber null Technik. Und ich hatte auch nicht das beste Training, du kannst sagen, dass es eigentlich erst losging als ich in Stanford an der Uni studierte, weil da auch ein Trainer war, der sich Zeit für mich nahm. Er hat mich von einer Flügelstürmerin zur Abwehrspielerin gemacht und das war vermutlich der wichtigste Schritt in meiner Karriere. Und ich entwickle mich immer noch und finde, dass das auch gut so ist. Ich bin keineswegs ausgebrannt, sondern voller Leidenschaft für das Spiel. Erst als ich an der Uni spielte und dann bei der WM 2007 dabei war, kam ich auf das internationale Level und bekam den Geschmack dafür und sah auch mein eigenes Potential.“

Du hättest eigentlich für die USA spielen können und wärst dann bei der aktuellen Nummer 2 der Welt dabei, startest aber für Neuseeland. Ich weiß, dass du das schon oft gefragt wurdest, aber erzähle es doch bitte nochmal.

„Ich habe nie in einer der Jugendmannschaften für eine Nationalmannschaft gespielt und kam auch nicht in das Olympiaentwicklungsteam (ODT) der USA. Da waren einige meiner Teamkameradinnen, aber wie ich schon gesagt habe, brauchte ich etwas mehr Zeit, um mich zu entwickeln. Neuseeland bot mir 2006 die Möglichkeit an, für die U20 zu spielen und das war dann schon mein letztes Jugendjahr. 2007 dann hatte ich die Chance an der WM in China teilzunehmen und ich wäre doch blöd gewesen, wenn ich das nicht gemacht hätte, mit 20 Jahren. Ich musste das einfach machen und ich habe jede einzelne Minute mit der Mannschaft Neuseelands genossen. Wir haben tolle Dinge vor uns. Natürlich ist das was anderes, für die Nr 1 oder 2 der Welt zu spielen, aber ich habe die Reise, die ich gemacht habe, genossen. Und die Mannschaft bedeutet mir viel und ist sowas wie eine Familie für mich.“

Riley gewinnt dem Spiel für Neuseeland aber auch positive Seiten für ihre eigene Entwicklung ab.

„Als wir nicht so gut gespielt haben, bedeutete es schon viel, diesen enormen Druck auf die Abwehr zu haben und mit 18, 19 Jahren in Turnieren gegen die USA und Japan spielen zu können, war gut. Du wächst sehr schnell daran und siehst auch, was du noch brauchst, um die beste Abwehrspielerin zu werden. Diese Entscheidung zu treffen, war richtig, das hat meine Entwicklung befördert.“

An der Stanford Universität hast du für das Uni-Team, die Cardinals, gespielt, wahrscheinlich also auch mit Christen Press?

„Ja, ich habe mit Christen Press gespielt, aber auch mit Kelly O’Hara und Rachel Buehler. Christen ist sowas wie eine Tormaschine, sie ist einfach jedes Jahr besser geworden und es ist toll zu sehen, wie sie weiterkommt. Ich glaube, es war sehr mutig von ihr, nach Schweden zu gehen, was sicher nicht einfach war und ich glaube, hier haben sich die Dinge für sie geändert. Ich bin immer sehr beeindruckt von ihr und glaube, dass sie eine sehr wichtige Spielerin für die USA sein wird. Und ich freue mich darauf, sie bei der WM zu sehen.“

irgendwo habe ich gelesen, dass es in Schweden zuerst mal eine Sprachbarriere gab, wie sieht das nach drei Spielzeiten aus?

„Im alltäglichen Leben schaffe ich es gut auf Schwedisch, wenn ich über Politik diskutieren sollte, dann würde ich wohl nicht viel sagen, dazu fehlen mir die Vokabeln. Ich lebe in Schweden, warum sollte ich da Englisch reden, obwohl die meisten Schweden das sehr gut können? Ich finde, das macht der Verein ganz toll, sie zwingen dich nicht, aber motivieren dich. Alle Trainingseinheiten und Mannschaftsbesprechungen sind auf Schwedisch und ich weiß von Mannschaftskameradinnen, dass das ein großer Unterschied ist zu Teams wie Vittsjö oder Göteborg, wo überwiegend Englisch gesprochen wird. In Malmö übersetzen die anderen Mädels anfangs für dich beim Training, bis du selber verstehen kannst. Ramona und Marta konnten ja schon Schwedisch, die Isländerinnen wie Sara Björk schnappen das sehr schnell auf, auch bei Anja war es so, für Anita und mich war es vielleicht die größte Herausforderung, aber alle wollen wirklich lernen und ein Teil der Kultur werden.“

Wo du schon Anita Asante erwähnst, ich habe gesehen, dass ihr beide Videos dreht, die „A & A Show“. Kannst du erklären, was es damit auf sich hat und wird es weitere Folgen geben?

„Wir werden tatsächlich eine neue Folge in den nächsten Tagen hinzufügen. Wir machen sehr gerne Videos. Ich habe das schon an der Uni mit dem Standord-Team gemacht und dann mit Kelly O’Hara, dann habe ich das für ESPNW und die Flash in der WPS gemacht und habe die Fans auch durch unsere neuseeländische WM-Reise 2011 geführt. Anita hat eine tolle Persönlichkeit und sie liebt es, vor der Kamera zu stehen. Ich glaube, wir hatten ein Treffen im Verein, es ging um soziale Medien und Anita sagte, dass sie gerne öfter vor Leuten sprechen würde und ich sagte gleich, dass wir uns zusammentun sollten. Wir haben Ideen gesammelt und lustige Sachen gemacht. Am Ende der Saison haben wir etwas für das Team gemacht. Ein paar Episoden sind auf YouTube, aber wir haben die „A & A Show“ jetzt der Frauenfußballseite Women Soccer United gegeben und da sind die Videos zu finden.“

Ein paar gibt es auf YouTube, hier die Premiere mit den zehn wichtigsten Wörtern, die man als Fußballerin in Schweden wissen sollte:

Lass uns vielleicht gegen Ende nochmal auf die Champions League zurückkommen, du hast schon gesagt, dass Marta da die ideale Ergänzung für eine sonst gute Truppe ist. Aber habt ihr sie wirklich gebraucht?

„Tyresö war ja auch ein sehr starkes Team mit tollen Spielern, aber man hat gemerkt, wenn Marta nicht dabei war. Als sie ein paar Spiele verpasste 2013, übernahmen wir in der Liga die Führung. Allein, wenn man sie 2014 im Champions League Finale gesehen hat – sie war phänomenal, sie bringt einfach dieses gewisse Extra. Jeder kennt sie, jeder hat Angst vor ihr und du willst gegen sie definitiv nicht verteidigen müssen, selbst ihr rechter Fuß hat sich jetzt toll entwickelt. Sie hat einfach alles und ist so eine unglaublich hart arbeitende Mannschaftsspielerin. Und das ist, glaube ich, etwas, was nicht alle begreifen.“

Jetzt geht es gegen Wolfsburg, gegen die in der letzten Saison ausgeschieden seid. Den zweifachen Sieger und mit 34:1 Toren souveränen Tabellenführer der Bundesliga.

„Ich glaube, der Schlüssel zum Erfolg ist der klinische Abschluss. Wie du schon gesagt hast, die sind sehr stark in der Defensive und wenn wir Chancen bekommen, dann müssen wir sie nutzen. Wir hätten damals gegen sie zu Hause gewinnen müssen, haben aber so viele Chancen ausgelassen und dann war es aus nach diesem Spiel. Klinische Abschlüsse und ich denke, es ist alles eine Mentalitätssache. Die sind selbstbewusst, haben eine tolle Einstellung. Nimm nur das Champions League Finale, was die da mitgemacht haben und wie sie es trotzdem geschafft haben. Ich denke, dass wir uns gerade da verbessern müssen. Wir haben eine gute Abwehr, wir haben gute Teamarbeit, es dreht sich alles um den Kopf und den Abschluss. Gegen Wolfsburg wird unser erstes richtiges Spiel in der Vorsaison sein. Wir müssen in der Vorsaison die Einstellung bekommen, dass wir tough sind und unbesiegbar. Die ersten zehn Minuten werden entscheidend sein und den Ton bestimmen.“

Zwei wichtige Spielerinnen haben den Verein verlassen, Kathrin Schmidt und Elin Rubensson, sie werden euch fehlen, besonders Kathrin, die meiner Meinung nach eine der besten defensiven Mittelfeldspielerinnen ist.

„Das sind wirklich zwei große Veränderungen, besonders mit Schmittie. Sie war meine Zimmerkameradin und eine meiner besten Freundinnen in der Mannschaft und ja, ich gebe dir Recht: Ich finde, sie wird unterschätzt; so wie wir spielen, brauchst du eine Spielerin die diese Art von ruhmloser Arbeit mache, da hinten drin ist, die wichtige Tacklings macht und wichtige Pässe spielt, aber niemand sieht sie da so richtig und das ist wirklich eine harte Rolle. Ich glaube aber, dass Anita und ich bin nicht sicher, dass es so kommt, aber wenn Anita ihre Rolle übernehmen soll, dann glaube ich, dass sie das brilliant lösen wird. Ich glaube,dass sie nach vorne dann auch etwas mehr Freiheiten bekommen würde, was sie mögen dürfte. Aber ich habe auch tolle Sache über Emma Berglund gehört und bin sicher, dass sie ein toller Neuzugang ist. Was Elin angeht, so freue ich mich für sie, denn sie sollte von Beginn an spielen können und das ist auch wichtig für die schwedische Nationalmannschaft, die inzwischen sowas wie mein zweites Team ist.

Zum Schluss noch ganz kurz zur WM, wo ihr mit Neuseeland unter anderem gegen den Gastgeber Kanada spielen müsst.

„Wir hatten China als sie Gastgeber waren, wir hatten Großbritannien, als sie Gastgeber waren. Diese Ehre zu haben ist entweder ein Fluch oder ein Segen. Es ist aufregend und ich denke, unsere Gruppe ist ganz schön ausgeglichen. Da gibt es kein Team, das einfach überrollt wird. Ich bin froh, dass es Kanada geworden ist und nicht eines der fünf Powerhäuser der WM. Kanada ist ei sehr respektables Team und die machen tolle Arbeit, aber es ist ein Unterschied, ob du gegen die USA, Deutschland, Japan oder Frankreich spielen musst. Es ist eine gefährliche Gruppe, weil es keine einfachen Siege gibt, aber es ist auch gut für uns. Wir spielen oft gegen China, wir spielen oft gegen Kanada und Holland kennen wir aus jedem Jahr beim Zypern-Cup. Wir hoffen natürlich, die Gruppe zu gewinnen, aber Erster oder Zweiter muss das Ziel sein, um dann eine gute Position in der nächsten Runde zu haben.“

Vero Boquete verlässt Tyresö

Wenn der Staat einem das Gehalt zahlt, weil der eigene Verein es nicht mehr kann, dann sollte man sich allmählich einen neuen Club suchen.

Vero Boquete hat dies getan und kehrt nach zwei Jahren in Tyresö zurück zu ihrem früheren Trainer Paul Riley, den es von Philadelphia nach Portland verschlagen hat. Nadine Angerer, Christine Sinclair, Alex Morgan und Tobin Heath werden die Mannschaftskameradinnen der übermorgen 27-Jährigen Spanierin sein.

Auch Caroline Seger und Marta sitzen auf auslaufenden Verträgen in Tyresö, das wohl kaum in der Lage sein dürfte die Beiden über das ganze Jahr mit den ursprünglich vereinbarten Gehältern zu bezahlen.

Morgen findet hier in Stockholm das jährliche Presseauftakttreffen der Damallsvenskan statt. Ich werde dabei sein und bin schon jetzt sicher, dass Tyresö wieder einmal in aller Munde sein wird.

Alex Morgan und Christine Sinclair nach Portland

Am Nachmittag lokaler Zeit wurde in den USA jetzt die Verteilung der US-amerikanischen, kanadischen und mexikanischen Nationalspielerinnen auf die acht Mannschaften der NWSL bekanntgegeben. Wie immer hatte man offenbar einen ganzen Katalog von Kriterien erarbeitet, dazu kamen erfreulicherweise auch erstmals Interessen der Spielerinnen, die aber sicher nicht in allen Fällen erfüllt werden konnten.

Das neu gegründete Team der Portland Thorns schießt dabei meiner Meinung nach den Vogel ab. Denn mit Alex Morgan und Christine Sinclair bekommt das Team zwei der allerbesten Stürmerinnen der Welt, die übrigens 2011 schon bei Western New York Flash zusammengespielt haben.

Abby Wambach, die ich mal in Western New York und dann auch in Portland vermutet hatte, wird nun doch für Western New York Flash in Rochester spielen. Da kommt ihre Familie her, auch wenn sie mit ihrer zukünftigen Frau kürzlich erst ein großes Haus in Portland gekauft hat, gibt es noch einmal ein Jahr im Staate New York. Wambach ist eine von nur zwei Amerikanerinnen, die WNYF bekam, die andere ist die zweifache Torschützin des olympischen Finales, Carli Lloyd. Wäre Meghan Klingenberg nicht dieses Jahr in Tyresö, wäre sie wohl die dritte Spielerin in New York gewesen.

Hope Solo wird erwartungsgemäß das Tor der neuen Mannschaft Seattle Reign hüten. Dorthin wird auch Megan Rapinoe gehen, wenn ihre sechs Monate in Lyon vorbei sind.

Die Kanadierin Sophie Schmidt, die gerüchteweise immer noch mit Kristianstad in Verbindung gebracht wurde, wo sie vergangenes Jahr ein paar Wochen spielte, wird nicht in Schweden spielen, sondern für Sky Blue FC in New Jersey.

Nun haben alle Teams 6-7 Spielerinnen und damit den Stamm der Truppe. In der nächsten Woche wird dann das Drafting der College-Spielerinnen stattfinden und ein weiteres Kontingent auf die Teams zukommen.

Die komplette „allocation“-Liste gibt es unter anderem bei Equalizer Soccer auch schon mit ersten Wertungen.

Am Freitagabend

werden wir erfahren, wo die 55 US-amerikanischen, kanadischen und mexikanischen Nationalspielerinnen landen werden, deren Namen gestern von der neuen Profiliga NWSL veröffentlicht worden sind.

U.a. Jeff Kassouf hat die Liste gestern Abend veröffentlicht. Die 55 werden auf die acht Mannschaften verteilt und heute war zu lesen, dass man sich wieder mal auf ein ausgeklügeltes System geeinigt hätte, nach dem die acht Clubs dann endlich zu Spielerinnen kommen.

Alle 18 Spielerinnen, die in London Gold für die USA gewannen, sind übrigens dabei, auch Megan Rapinoe, die in der ersten Jahreshälfte ihr Französisch aufpoliert beim 2fachen CL-Sieger Olympique Lyonnais.

Das komplette kanadische Bronze-Team aus London ist ebenfalls dabei, auch die von einigen gejagte Christine Sinclair, die, wenn nur Skandinavien gewählt hätte, Weltfußballerin des Jahres geworden wäre. Einzige Ausnahme: die in Schweden durch Einsätze für Piteå und Dalsjöfors bekannte Melissa Tancredi, die ein Jahr Pause macht, um ihr Studiumn abzuschließen.

Abby Wambach hatte ich bisher bei Western New York Flash verortet, aber nachdem ich hörte, dass sie sich im August ein Haus in Portland gekauft hat, scheint Oregon zum neuen Heimatstaat der 32-Jährigen zu werden.

Abstimmung

Gestern Abend holte sich Abby Wambach endlich einmal den goldenen Ball (Ballon d’Or) in Zürich ab als beste Spielerin der Welt 2012. Hätte man nur auf die Leistungen des Jahres geschaut, wäre Alex Morgan die bessere Wahl gewesen, aber Morgan ist klug genug, anzuerkennen, dass Wambach einfach dran war. Ihre eigene Zeit wird kommen.

Stimmberechtigt bei der Wahl sind übrigens die Nationalmannschaftskapitäninnen und Trainer sowie ausgewählte Journalisten. Einige geben wirklich bisweilen bizarre Stimmen ab. Wie anders wäre zu erklärten, dass Marta noch vor Alex Morgan auf Platz 2 landete.

Wie anders wäre zu erklären, dass die 2011 überragende, aber 2012 lange verletzte und bei Olympia eher unscheinbare Honore Sawa ganz knapp hinter Marta und Morgan auf Rang vier landete?

Hier einige prominente Wählerinnen und ihre Wahl. Die gesamte Liste könnt ihr hier sehen:

Melissa Barbieri / Australien wählte: Alex Morgan
Marta / Brasilien: Aya Miyama
Christine Sinclair / Kanada: Aya Miyama
Pu Wei / China: Homare Sawa
Castillo Dayana / Kolumbien: Marta
Katrine Pedersen / Dänemark: Carli Lloyd
Casey Stoney /
England: Christine Sinclair
Maija Saari / Finnland: Alex Morgan
Sandrine Soubeyrand / Frankreich: Abby Wambach
Nadine Angerer / Deutschland: Abby Wambach
Katrin Jonsdottir / Island: Christine Sinclair
Aya Myama / Japan: Homare Sawa
Maribel Dominguez / Mexico: Christine Sinclair
Daphne Koster / Niederlande: Carli Lloyd
Rebecca Smith / Neuseeland: Homare Sawa
Ingvild Stensland / Norwegen: Christine Sinclair
Ksenia Tsibujtovich / Russland: Abby Wambach
Precious Dede / Nigeria: Abby Wambach
Nilla Fischer / Schweden: Christine Sinclair
Christie Rampone / USA: Alex Morgan

Die Woche in Schweden

Zur Zeit ist es weiterhin relativ ruhig. In Stockholm schneit es und Fußballtraining draußen scheint im Moment Lichtjahre weit entfernt zu sein. Dennoch tut sich das eine oder andere und ich liefere es euch hier in der Wochenzusammenfassung. Sollten große Nachrichten kommen, gibt es selbstverständlich aktuelle Posts. Es sind auch diverse Interviews in Vorbereitung bzw. abgeschlossen, die ich in den nächsten Wochen hier einstreuen werde. Ich habe mich länger mit Anja Mittag, Christen Press und Vero Boquete unterhalten für einen Artikel, der jetzt gerade in der schwedischen Frauenfußballzeitschrift MARTA fotbollsmagasin erschienen ist und obwohl die Gespräche länger zurückliegen, haben viele Antworten daraus einen eher Saison-zusammenfassenden Charakter, weshalb sie sicher noch interessant sein dürften. Das kommt vielleicht schon nächste Woche.

Ein paar aktuellere Interviews wird es auch noch geben. Außerdem will ich noch für mich und für euch auf die Saison 2012 in Schweden zurückblicken und schon eine kleine Vorschau auf 2013 wagen, auf das wir uns besonders freuen, denn hier wird, wie alle wissen, die EURO stattfinden.

Eine meiner Lieblingsspielerinnen (ja, auch als schreibender und meist zumindest nach außen neutraler Mensch muss man sowas haben dürfen) hat ihren Vertrag mit Linköpings FC nun doch verlängert. Finnlands zweimalige Fußballerin des Jahres Linda Sällström bleibt und geht doch nicht, wie Gerüchte besagten nach Mölndal zu Jitex BK. Die 24-Jährige, die sicher ohne Übertreibung zu den schnellsten Spielerinnen der Welt gehört, ist nach ihrem Kreuzbandriss im Frühjahr wieder im vollen Training und mir sagte sie kurz, dass sie nach ausführlichen Überlegungen doch eine bessere sportliche Zukunft in Linköping sieht. Und Recht hat sie. Denn auch wenn Linköping zwar deutliche Schnitte in seinem außergewöhlich starken Kader gemacht hat, ich werde all die Abgänge nicht mehr hier auflisten, so sieht das Team mit Stützen wie Sofia Lundgren, Charlotte Rohlin, Nilla Fischer und nicht zuletzt dem dänischen Supertalent Pernille Harder immer noch recht stark aus und sollte in der oberen Hälfte der Tabelle locker mitspielen können.

Nicht nur „Sällis“ bleibt in Linköping, sondern auch der mitten in der Saison gekommene Trainer Martin Sjögren. Der Mann, der Malmö zu zwei Meistertiteln geführt hat, hat einen 2+1 Vertrag unterschrieben. Für alle bislang erwähnten dürfte es sicher auch eine tolle Saison in einem funkelnagelneuen Stadion werden, das nächstes Jahr bei der EURO von der Frankreich-Gruppe bespielt werden wird.

Eine, die Linköping nach nur einer, für sie missglückten, Saison verlässt ist Matilda Agné. Sie geht zurück zu ihrem früheren Verein Hammarby und sie ist nicht alleine. Ein paar Tage vorher unterschrieb auch Anna Lindblom nach einem Intermezzo bei Djurgården in der zweiten Liga bei ihrem früheren Verein, der durch diese beiden Verstärkungen offenbar Ambitionen hat, um die Spitzenplätze der neugegründeten Elitettan zu spielen. Nach einer Saison in Linköping geht ja auch Emma Lundh zurück nach Stockholm und auch wenn ihr neuer Club noch nicht feststeht, ein Wechsel zu Hammarby würde die grünweiße Traditionsmannschaft zu den Mitfavoriten um den Aufstieg machen…

Emma hat schon bei allen wichtigen Teams in Stockholm gespielt. Sie war bei AIK, Hammarby, Tyresö, Brommapojkarna und auch bei Djurgården. Der ehemalige Meister und Women’s Cup Finalist geht ungewissen Zeiten entgegen. Inzwischen hat wohl die gesamte Startformation des letzten Spiels gegen Piteå am 03.11. den Verein verlassen. Gestern wurde bekannt, dass Norwegens Aufsteiger Avaldsnes mit Abwehrspielerin Freja Hellenberg nach Gudbjörg Gunnarsdottir und Mia Jalkerud die dritte Spielerin aus Stockholm nach Westnorwegen importiert. Der Öffentlichkeit nahezu unbekannt ist die Tatsache, dass sich mit Sofia Nilsson, einer der auffälligsten Spielerinnen Djurgårdens, die achtzehnte Spielerin der Liga im vorletzten Spiel gegen Kristianstad einen Kreuzbandriss zuzog. Noch offiziell bei Djurgården, da nichts anderes verlautet ist, sind Jessica Landström und Susan Varli, aber beide dürften für viele andere Vereine interessant sein und wohl 2013 anderswo spielen.

Auf außerordentlichen Jahreshauptversammlungen haben die beiden Vereine LdB FC Malmö und FC Rosengård die Fusion beschlossen. Wie schon vorher berichtet, soll der neue Verein FC Rosengård heißen und dann eben Männer- wie Frauenfußball unter seinem Dach vereinen. Bei Rosengård war das bisher schon so, aber LdB war ein reiner Frauenfußballverein. Die Fusion ist Voraussetzung für das wirtschaftliche Überleben von LdB als Spitzenverein. Neben seinem neuen Cheftrainer Jonas Eidevall hat Anja Mittags Team nun auch einen neuen Assistenztrainer: Markus Tilly, 36 Jahre alt, kommt aus der Region vom Männerfußballverein Ängelholm.

Hauptkonkurrent und Meister Tyresö FF hat bislang keine Neuverpflichtungen bekanntegeben, aber in der Szene ist bekannt, dass Tyresö an einer offensiven Verstärkung interessiert ist und auch Gespräche geführt hat und führt. Manon Melis geht nach Malmö und Christen Press allem Anschein nach zurück in die USA, aber mit beiden hat Tyresö gesprochen. Ein heißer Name ist der der kanadischen Sportlerin des Jahres Christine Sinclair, aber auch das dürfte schwer werden, da der kanadische Fußballverband wie früher berichtet, 16 Spielerinnen seiner A-Mannschaft voll in der neuen amerikanischen Profiliga finanzieren wird. Abby Wambach dagegen dürfte ganz kalt sein, denn Wambach wird mit großer Sicherheit für Western New York Flash spielen und nächstes Jahr auch eine Familie gründen und seßhaft werden. Alles deutet auf Rochester im Staat New York hin, wo Wambach auch aufgewachsen ist.

Viel wichtiger aber die Nachricht, dass sich Tyresö FF in eine Gesellschaft verwandeln wird. Wichtigster Punkt dabei nach dem Vorsitzenden Hans Lindberg ist, dass man die Frauenmannschaft vom Breitensport im Verein juristisch trennen will. Zwei Clubs haben das schon einmal gemacht in der Damallsvenskan, nämlich Bälinge IF und Djurgården/’Älvsjö und beide Clubs sind in Konkurs gegangen. Djurgården lebte als Djurgården damfotboll weiter. Inzwischen hat Tyresö mit 15 Millionen Kronen (1,714 Millionen €) den höchsten Umsatz in der Damallsvenskan. Der große Zampano des Vereins, der scheinbar im Hintergrund agierende Hans Löfgren, hat ein einzigartiges Netzwerk aus rund 150 kleinen, mittleren und großen Firmen gebastelt, das die Frauenmannschaft unterstützt und damit den Weg von der vierten Liga zum Meistertitel geschafft. „Für uns bedeutet das auch eine Sicherheit für die restlichen Aktivitäten des Vereins, wenn das Spitzenteam des Frauenfußballs getrennt ist. Wir werden nach der nächsten Saison evaluieren, im Augenblick glaube ich aber, dass dies die beste Lösung ist,“ so Hans Lindberg. Tyresö ist eben ein großer Verein mit Dutzenden von Kinder- und Jugendmannschaften.

Eines der ewigen Talente des schwedischen Frauenfußballs wechselt zu einem Verein, dessen Name vor allem im Männerfußball große Geschichte hat. Louise „Lollo“ Fors, die vielleicht den besten Linksfuß der Damallsvenskan hat, ist nach einer enttäuschenden Saison bei Linköpings FC gegenwärtig in Australien, hat aber jetzt für den FC Liverpool Ladies unterschrieben. Fors wurde früher bei ihrem ersten Verein in der Damallsvenskan Lollodinho genannt, weil sie immer wieder brasilianisch anmutende geniale Momente hatte. Leider ist ihr Talent über die Jahre nicht richtig entwickelt worden. Die ersten Spiele mit ihr habe ich gesehen, als sie mit 15 in der Damallsvenskan debütierte. Inzwischen ist Fors 23 und noch immer könnte sie den entscheidenden Schritt tun.

Manchmal sind auch Vertragsverlängerungen wichtige Nachrichten. Zwei will ich hier hervorheben: Sofie Andersson bleibt in Vittsjö, sie war die herausragende Akteurin der letzten beiden Jahre beim Aufsteiger und ihre Bedeutung ist unstrittig. Ebenso wichtig, dass Nationalspielerin Sara Larsson in Örebro bleibt. Bei dem wirtschaftlich und sportlich in diesem Jahr gebeutelten Tabellenzehnten könnte dies ein Signal für andere Spielerinnen sein, ebenfalls zu Kugelschreiber zu greifen und zu bleiben, nachdem mit  Marie Hammarström bereits eine Schlüsselspielerin gegangen ist (nach Göteborg).

 

 

 

Ruhiger November

Bislang ist es auffallend ruhig im Wechselkarussell der Damallsvenskan. Viele Spielerinnen nutzen die Pause nach der Saison 2012 und reisen nach Thailand, Vietnam oder Ägypten. Dementsprechend ist in der Silly Season noch nicht so viel passiert.

Djurgårdens finnische Nationalspielerin Annika Kukkonen geht nach nur einer Saison und zieht ins kleine Skellefteå, 773 km nördlich von Stockholm gelegen. Nur noch Piteå ist ein wenig weiter im Norden Schwedens gelegen. In Skellefteå ist zwar nicht der Bär los (oder vielleicht doch?), aber Aufsteiger Sunnanå SK rüstet sich nach zwei Jahren Abstinenz für eine weitere Saison im Oberhaus und bislang sieht das gut aus. Wichtig, dass die unverwüstliche Perpetua Nkwocha noch ein Jahr dran hängt.

Katrine Petrous wird Djurgården verlassen, konnte man heute lesen. Auch Gudbjörg Gunnarsdottir wird wohl nach vier Jahren in Stockholm notgedrungen woanders ihre Zelte aufschlagen müssen. Jessica Landström kann kaum in der zweite Liga stürmen, wenn sie ihre Fußballkarriere nicht aufgeben will und um einen Platz in Pia Sundhages Nationalmannschaft konkurrieren will. Auch das spät von AIK gekommene Talent Susan Varli wird wohl anderweitig spielen müssen, wenn sie nicht stagnieren will. U19-Europameisterin Magdalena Ericsson dürfte eine begehrte Beute sein und ihre beste Freundin Anna Lindblom ist zwar privat an Stockholm gebunden, hat aber (eigentlich) zu viel Talent, um hier zu versauern. Islands Nationalmannschaftskapitänin Katrin Jonsdottir wird es mit ihren 35 Lenzen nicht ganz so einfach haben, einen neuen Verein zu finden, aber bei allen Spielerinnen mit EURO-Ambitionen ist die zweite Liga eigentlich keine Alternative.

Hollands Weltklassestürmerin Manon Melis ist derzeit bei ihrem Freund in Groningen, aber ihr Agent verhandelt nach Aussagen von Melis mit Tyresö, Göteborg und Malmö und Insider favorisieren Malmö, jenen Verein bei dem Melis in fünf Spielzeiten 84 Tore schoss. Aber kann sich Malmö auch noch die Holländerin leisten? Zumal Caroline Segerf schon öffentlich erklärt hat, dass sie gerne nach Malmö gehen würde. Aber Tyresös starker Mann Hasse Löfgren lässt Seger wohl nur gehen, wenn er etwas Gleichwertiges bekommt.

Ob Christen Press in Göteborg bleibt, ist noch nicht sicher. Die Amerikanerin könnte eine von 24 Spielerinnen werden, deren Gehalt vom amerikanischen Fußballverband in der sich neu gründenden Liga 2013 gezahlt wird. 24 Amerikanerinnen, 16 Kanadierinnen und 12 Mexikanerinnen sollen jeweils von ihren nationalen Verbänden in der neuen Liga finanziert werden, das würde dann wohl ausschließen, dass namhafte US-Girls nach Europa kommen. Auch für einen Umzug der Kanadierin Christine Sinclaiur dürften die Aktien dann tief fallen.

 

 

 

Nach dem Finale

200 000 Fernsehzuschauer sahen am Samstag die Begegnung der beiden besten Teams der Liga auf dem Sender TV4 Sport. Das ist neuer Rekord und auch die Medienberichterstattung hatte neue Dimensionen. Der Presseraum von LdB FC Malmö war nach dem Spiel hoffnungslos überfüllt und die Reporter saßen heillos durcheinander.

Sydsvenska Dagbladet , die große Regionalzeitung aus Skåne, widmete der Begegnung gegen Tyresö am Sonntag gleich vier ganze Seiten. Die ersten beiden Seiten wurden dominiert von der Frage, ob die Flanke von Elin Rubensson in der 85. Minute vor oder hinter der Torlinie war. Kommentator Max Wiman fordert Torkameras für die Zukunft und die handelnde Schiedsrichterin der Partie, die vorher so gerühmte Jenny Palmqvist ist auch der Meinung, dass man Torkameras braucht, um wirklich jeden Zweifel auszuräumen.

Wiman kommt zu einer harten Schlussfolgerung, basierend auf der Äußerung Palmquists, sie habe nach Gefühl entschieden: „Wird das Gegenteil bewiesen, ist das Vertrauen in Schwedens beste weibliche Schiedsrichtern erloschen, vor allem, wenn sie sagt, dass sie ihre Entscheidung auf Gefühle und Intuition begründet habe.“

Da hat Wiman natürlich Recht. Eine geradezu dumme Äußerung der international so renommierten Palmquist, die dann am Abend von Aftonbladet interviewt wurde und dabei sowohl Fernsehbilder wie auch Fotos zu sehen bekam. Nun sei sie sich ganz sicher, dass sie richtig gehandelt habe, der Ball sei eindeutig nicht hinter der Linie gewesen.

Mit dieser Meinung steht Palmquist allein mit den Fans und Verantwortlichen von Tyresö.

Es gibt kein einziges Foto, bei dem zu erkennen wäre, wo sich der Ball mit Ausschluss jeglichen Zweifels befunden haben kann, denn überall sieht man lediglich den Ball und Torhüterin Carola Söbergs Oberkörper und Hände – nicht aber wie sich alles im Verhältnis zur Torlinie zu jeder Hundertstel Sekunde des Geschehens abgespielt hat.

Ich saß ca. 5-6 Meter vom Geschehen entfernt hinter dem Tor Tyresös und mein erster Gedanke war, das gibt es doch gar nicht, sie lässt das Ding ins Tor rutschen. Dann der Jubel, dann der Zweifel und die für beide Teams quälenden Minuten danach. Bis Palmquist den Ball nahm und Söberg zum Abstoß brachte. Tor? Kein Tor? Ich weiß es ebenso wenig wie alle anderen. Söberg müsste es wissen, sie sagt, der Ball sei zu keinem Zeitpunkt hinter der Linie gewesen, sie habe ihn absichtlich gegen den Pfosten gedrückt, um zu zeigen, dass er nicht drin sei. Aber was war, bevor sie anfing, gegen den Pfosten zu drücken?

Wir werden das nicht klären. Gestern hatte ich eine Diskussion auf Twitter mit Lisa Ek, der kreuzbandverletzten Mittelfeldspielerin Malmös. Ich machte meinen Unmut über Palmquists Aussage von der Gefühlsmäßigkeit ihres Handelns Luft und irgendwann meinte Ek, diese ganze Diskussion sei doch destruktiv und schade nur der Mannschaft. Ich erwiderte, dass es nicht meine Aufgabe sei, mich um die Mannschaft zu kümmern, aber dass das öffentliche Interesse  natürlich auf eine solche Frage fokussiere und durchaus berechtigt sei. Außerdem so müsse sich Malmö um sein Spiel und nicht zuletzt seine wirtschaftliche Zukunft selber kümmern. Da gab es dann keine Antwort mehr und ich vermute, dass Lisa Ek nicht mehr zu meinen Fans gehört.

Natürlich muss die Mannschaft sich jetzt schnell wieder neu orientieren, denn am Mttwoch steht das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League an und Gegner Bardolina Verona sollte man nicht unterschätzen. Birmingham reiste mit einem 2:0 Vorsprung nach Italien und verlor dort 0:3. malmö hat lediglich ein 1:0 vorgelegt.

Aber die Diskussion um Tor oder nicht Tor können wir in der Tat ad acta legen. Wie hat Udo Lattek mal so richtig gesagt: „Elfmeter ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.“ Egal, was alle anderen gesehen oder nicht gesehen haben. Schiedsrichter treffen Tatsachenentscheidungen. Es ist grotesk, dass man im Jahr 2012 nicht die technische Hilfe nutzt, die möglich wäre. In Wimbledon erkennen haarfeine Messanlagen, ob ein 200 km schneller Aufschlag im Aus oder auf der Linie war, beim Eishockey haben wir seit vielen Jahren Kameras im Tor. Nur im Fußball gibt es ewig Gestrige, zu denen UEFA-Boss Michel Platini zählt, die gegen Torkameras sind. Da, wo es eindeutige Fehlentscheidungen gibt, sollte es möglich sein, diese zu korrigieren. Thierry Henrys unsägliches Tor mit doppeltem Handspiel gegen irland, dass Frankreich zur WM brachte etwa, hätte man an Ort und Stelle annuliieren können. Alle haben es gesehen, nur der schwedische Schiedsrichter nicht.

Tyresö FF hat den Meistertitel verdient gewonnen. Das muss auch mal gesagt werden. Keine Mannschaft hat in den besten Momenten der Saison so druckvollen Angriffsfußball gezeigt wie die Mannschaft von Hans Löfgren. Wie man Örebro mit 7:0 abfertigte beim Saisondebüt und dem Gegner somit die ganze Saison verkorkste, das war eine eindrucksvolle Demonstration der Stärke. Die Spielerinnen haben hart, sehr hart gearbeitet.

Aber auch Malmö hätte den Meistertitel verdient gewonnen. Im Gegensatz zu Tyresö hat man (wenn auch gezwungen durch Verletzungen) eigenen Nachwuchs wie Abwehrspielerin Amanda Ilestedt und Stürmerin Elin Rubensson auf beeindruckende Weise integriert. Und was Anja Mittag und Ramona Bachmann ablieferten, wenn sie gut drauf waren und das waren keine seltenen Momente, das waren fußballerische Delikatessen absoluter Weltklasse.

Wie geht es weiter? Auch damit befasste sich gestern Sydsvenskan. Malmös Clubchef Niclas Carlnén hatte zweimal den Konkurs als eine realistische Option ins Feld geführt und seine letzte Äußerung vor knapp sechs Wochen in dieser Richtung war, dass man bis Ende Oktober Geld habe.

Drei Szenarien für die nächste Saison skizzierte Carlnén nun. „Ich glaube an die mittlere Variante. Ein fortgesetzter Versuch, an der Spitze der Liga zu sein und das Viertelfinale der Champions League zu erreichen, gerne das Halbfinale,“ so Carlnén.

Das derzeitige Budget liegt bei 15 Millionen Kronen. Könne man 20 investieren, dann könnte man über einen Champions League Sieg 2014 mitstreiten und mehr Spielerinnen die Möglichkeit geben, ein weitgehend professionelles Leben als Fußballprofis zu führen. Die negative Variante will ich hier nicht beschreiben. Verträge mit Bachmann und Mittag laufen auch über 2013, mit Torhüterin Thora Helgadottir und Jungtalent Elin Rubensson haben gerade zwei wichtige Spielerinnen verlängert.

Als Stockholmer Zeitung stellt Dagens Nyheter noch einmal den Weg Tyresös aus der vierten Liga bis zum Meistertitel dar – im wesentlichen Verdienst des umtriebigen und gewieften ehemaligen Sportchefs Hans Löfgren, dessen Vision in der vierten Liga entstand und zum Ziel hatte, 2012 schwedischer Meister zu werden. Auf der berüchtigten Power Point Präsentation, die Löfgren damals dem Vorstand des Vereins zu Besten gab, stand übrigens auch, dass Tyresö 2013/14 die Champions League gewinnt.

Da ist gerüchteweise die Rede davon, dass man noch einen weiteren offensiven Weltstar verpflichten will für 2013 und die Champions League im Herbst nächsten Jahres. Im Spätsommer waren schon Namen wie Abby Wambach und Christine Sinclair im Gespräch. Und dann wird es möglicherweise ausgerechnet Madelaine Edlund erwischen, die mit dem goldenen Tor die Meisterschaft sicherte. Sie habe noch keinen Vertrag für nächstes Jahr, so Edlund nach dem Spiel, aber sie gehe davon aus, dass das eine Formsache sei. Mag sein, aber sollte eine der beiden nordamerikanischen Weltstars nach Tyresö kommen, würde Edlund wohl sehr schnell zum Joker werden und auf der Bank Platz nehmen dürfen.

Denn Loyalitäten kennt Löfgren nicht. Die einzige, die er hat, ist sich selbst gegenüber. In den Jahren von Liga 4 bis zum Meistertitel ist keine einzige Spielerin übrig geblieben und mit jedem Aufstieg, mit jedem Niveauanstieg hat man sich relativ emotionslos von Spielerinnen getrennt, die ihre Funktion erfüllt hatten. Aus diesem Holz sind Sieger geschnitzt. Aftonbladets Chronist Simon Bank hat Tyresö gar als Kreatur von Doktor Frankenstein bezeichnet: „Tyresö ist ein Frankenstein, ein zusammengebautes Fußballmonster mit so enorm vielen Qualitäten, dass alles nur eine Frage der Zeit war. […] Es ist nach wie vor lediglich ein Embryo, die in der Zukunft so unendlich viel besser sein wird.“

Als seine Mannschaft ausgelassen feierte, Trainer Tony Gustavsson mit zwei Kübeln Wasser übergoss und sich Marta und eine andere Spielerin in gelbe Konfettischlangen wickelten und übers Feld in malmö rollten, da stand Hans Löfgren abseits am Spielfeldrand, beobachtend und nachdenklich. Es ist schade, dass sowohl der Verein wie auch er selbst immer dementierten, er habe etwas mit dem Club zu tun. ein ganz gewöhnliches Mitglied, mehr nicht. Ein Mitglied, dass Stadionsprecher ist, das allen Spielerinnen Anweisungen zuruft, dass Verträge aushandelt und den eigenen Fans die Fahnenstangen zuträgt, mit denen sie zu wedeln haben. Dabei ist Löfgren irgendwo auch der Erneuerer des Frauenfußballs in Schweden. Denn wo alle anderen Vereine (bis auf die beiden Absteiger AIK und Djurgården) wirtschaftlich an der Grenze sind oder diese gar überschritten haben, da hat Tyresö nach wie vor einen langen Atem. Getragen von einem Sponsorennetzwerk von kleinen, mittelständischen und großen Firmen, das sich mit der Mannschaft identifiziert. Tyresö ist Meister 2012 und das nach einem langen Weg und bei Punktgleichheit mit dem ehemaligen Meister. Das kann auch der Anfang einer langen Periode der Überlegenheit sein, denn im Gegensatz zu vielen anderen bin ich der Meinung, dass man schon eine Mannschaft zusammenkaufen kann. Das ist wie mit den Torkameras. Man wünscht es sich nicht so, aber wenn man noch einen Weltstar holt und noch einen und noch einen, dann kommt irgendwann der Erfolg in einem Sport, in dem die meisten nach wie vor nebenbei studieren oder arbeiten müssen.

Dritter Titel in Folge für Western New York Flash

Western New York Flash hat am späten Samstagabend ein seltenes Kunststück vollbracht: Die Mannschaft gewann ihren dritten Meistertitel hintereinander – in jeweils anderen Ligen. 2010 war es der W-League-Sieg, 2011 wurde man mit einem mit Stars wie Marta, Christine Sinclair, Alex Morgan und Caroline Seger gespickten Team letzter WPS-Sieger und nun am 28.07.2012 kam der Titel in der neuen WPSL-Elite dazu.

Im heimischen Sahlen-Stadion in Rochester besiegte man die Chicago Red Devils vor 1221 Zuschauern mit 4:2 nach Elfmeterschießen und 1:1 nach Verlängerung. Dabei hatte es lange nach einem überraschenden Sieg der Gäste ausgesehen. Die „roten Teufel“ führten nämlich durch einenj Treffer von Ashleigh Ellenwood in der 40. Minute mit 1:0. New York erspielte sich fast keine Chancen únd sah aus wie der Verlierer, als Toni Pressley in der letzten Minute der Nachspielzeit mit einem fulminanten Schuss den Ausgleich erzielte.

In der Verlängerung passierte nichts. Elfmeter. Nachdem Michelle Wenino gegen Ende der Runde ihren Elfmeter für Chicago an den Pfosten gesetzt hatte, machte Angela Salem sich dann zur Heldin des Abends. Die 25-Jährige hat früher sowohl für den FC Sky Blue wie auch für Atlanta Beat gespielt und war letztes Jahr noch in Finnland für Åland United tätig.

Siege für Finnland, Norwegen und Schweden

In der 92. Minute fiel das Tor des Tages in Bratislava. Es war ein Eigentor von Eva Kolénova, die natürlich auch noch die Unglück bringende Nummer 13 im slowakischen Nationalteam trug. Finnland nahm damit drei sehr wichtige Punkte mit und übernahm zunächst die Tabellenführung. Beide Teams treffen schon am kommenden Donnerstag wieder aufeinander, dann ist es Zeit für das Rückspiel in Vantaa.

Unter schwierigen Bedingungen (es regnete stark während des Spiels) trafen die  beiden Teams aufeinander, die in der Weltrangliste auf den Plätzen 37 (Slowakei) und 20 stehen. Chancen gab es auf beiden Seiten, die Gäste versuchten es wie gewohnt zumeist mit langen Bällen auf die pfeilschnelle Linda Sällström, bei den Slowakinnen war die 20-Jährige Dominika Skorvánková in zwei Situationen gefährlich. In einer Gruppe, in der vier Teams für die ersten beiden Plätze in Frage kommen (außer den beiden Kontrahenten von heute noch die Ukraine und Weißrussland), ist aber noch nichts entschieden, obwohl Finnland einen wichtigen Sieg errungen hat.

„In der Anfangsphase haben wir dem Gegner zu viel Raum gelassen, so dass die Slowakinnen ihr Spiel aufbauen konnte,“ sagte Finnlands schwedischer Trainer Andrée Jeglertz. „In der zweiten Halbzeit haben wir uns dann jedoch auf das besonnen, was wir vor dem Spiel geplant hatten. Dennoch bin ich etwas enttäuscht, dass es uns nicht gelungen ist, die Entscheidung früher herbeizuführen. Jetzt wird nicht gefeiert, wir müssen uns ab sofort auf das Rückspiel am Donnerstag vorbereiten,“ so Jeglertz.

Norwegen stand das Wasser bis zum Hals, aber der 3:0-Sieg bei Tabellenschlusslicht Bulgarien war nicht mehr als eine Pflichtübung. Auf Platz 56 stehen die Bulgarinnen, wogegen die Norwegerinnen, ehemals beständiges Mitglied der weltbesten Zehn, inzwischen auf Platz 13 abgerutscht sind. Bis zur 90. Minute stand es lediglich 1:0 durch das Tor von Gry Tofte Ims in der 70. Minute. Dann sorgte aber Hege Hansen mit einem Doppelschlag für den standesgemäßen Endstand. Sie war erst in der 84. Minute eingewechselt worden.

„Wir nehmen drei Punkte mit. Das ist eine Mannschaft, die wir wirklich deutlicher als 3:0 schlagen müssen, aber mir scheint, dass der Ernst der Situation zu viel Schwere auf den Platz gebracht hat,“ sagte die weiterhin in der Kritik stehende Trainerin Eli Landsem nach der Begegnung.

Am Sonntag reisen die Norwegerinnen von Bulgarien weiter nach Ungarn, wo sie am Mittwoch ein weiteres wichtiges Auswärtsspiel in der Qualifikation bestreiten, in der Island und Belgien die Hauptkonkurrenten sind.

Schweden bestreitet als Gastgeber der EURO 2013 lediglich Freundschaftsspiele. Heute kam der Weltranglistensiebte Kanada nach Malmö, wo bescheidene 2.000 Zuschauer uns allmählich etwas Sorgen machen, gut 15 Monate vor dem Turnier. Denn immerhin spielte der WM-Dritte Weltranglistenfünfte gegen den Siebten. Und wie erwartet hatte man gegen Kanada relativ leichtes Spiel, denn die Kanadierinnen verfügen zwar über eine gute Offensive, vor allem durch ihren Welrstar Christine Sinclair, aber die Abwehr und das defensive Mittelfeld lassen zu wünschen übrig. Caroline Seger mit einem herrlichen Heber und Lotta Schelin mit einem für sie typischen Tor (sie wurde in die Gasse geschickt und vollendete) entschieden das Spiel ehe der dritte Treffer von Kosovare Asllani (Comeback nach einer Weile Draußensein aus dem Kader) auf einen sehr klaren Sieg hinzudeuten schien. Aber Sophie Schmidt konnte nach einem Abwehrfehler völlig frei vor Hedvig Lindahl abziehen und so kam ein Ergebnis heraus, das letztlich noch ok für Kanada ist.

„Die Spiele an der Algarve gegen Deutschland und die USA waren ein kollektiver Zusammenbruch, besonders gegen Deutschland. Gegen die USA waren wir viel besser, das Ergebnis spiegelt nicht den Spielverlauf wider. Wir haben darüber geredet und es ist nichts, was uns beunruhigt. Heute haben wir kompakt gespielt und denen nicht viel Raum zum Agieren überlassen. Aber es war auch nicht das beste Kanada, gegen das ich gespielt habe,“ sagte Ex-Mannschaftskapitänin Caroline Seger.

Das nächste Länderspiel zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in London bestreitet Schweden am 26.Mai auswärts gegen Schottland.

 

Wunschliste

Leslie Osborne - eine von mehreren Wunschkandidatinnen in der Damallsvenskan

Wenn man mal die 28 Spielerinnen ausklammert, die Pia Sundhage für das Testspiel gegen Neuseeland nominiert hat, dann sind für mich folgende Spielerinnen hochinteressant für die schwedische Liga:

Christen Press: Stürmerin, zuletzt von Atlanta Beat unter Vertrag genommen. Press spielte 2011 beim Skandalclub magicJack, wurde zum „Rookie of the year“ in der Liga gewählt, nachdem sie acht Tore in 17 Spielen erzielte, lediglich zwei weniger als die Torschützenköniginnen Marta und Christine Sinclair.

Leslie Osborne: brillante Mittelfeldspielerin, zuletzt Boston Breakers. 28 Jahre alt, zuletzt nicht mehr im Kader von Sundhage, aber erste internationale Klasse.

Gleich drei Spielerinnen von Vorjahresvizemeister Philadelphia Independence müssten in jeden Kader passen: Mittefeldarbeiterin Jen Buczkowski, Neuerwerbung Lori Chalupny und natürlich die extravagante Stürmerin Tasha Kai. Die Hawaiianerin gehört zu den auffälligsten Spielerinnen im weltweiten Frauenfußball, ist ein echtes Powerhouse und eine eminent torgefährliche Spielerin, die wahrscheinlich selbst der charismatischen Pia Sundhage zu wild ist. Aber wenn man mit Lisa DeVanna arbeiten kann, dann sollte das auch mit Tasha Kai gehen.

Bei Sky Blue richten sich schwedische Augen natürlich auf die Niederländerin Manon Melis. Absolute Weltklassestürmerin. Schnell, schussstark, intuitiv.

Meister Western New York Flash hat erklärt, dass man versuchen möchte, das Team zusammenzuhalten. Was heißt das aber? Spiel in der eher zweitklassigen W-League? Becky Edwards wählte den falschen Verein 2011 mit dem zum Absteigen verdammten Hammarby. Einen zweiten Versuch wäre die Mittelfeldspielerin allemal wert. Die wertvollste Spielerin jedoch ist zweifelsohne Christine Sinclair. Die kanadische Ausnahmespielerin ist eine der besten Fußballerinnen der Welt. Fraglich, ob sie nach Europa kommt, aber andererseits sind Kanadierinnen immer gern nach Schweden gekommen. Sinclair dürfte jedoch ein hohes Preisschild haben.

Teresa Noyola gewinnt MAC Hermann Preis

Teresa Noyola (Foto: worldfootball.net)

MAC Hermann what? mögen die geneigten Frauenfußballfans fragen. Seit 1967 bei den Männern und seit 1988 bei den Frauen verleiht der Missouri Athletic Club alljährlich einen Preis, um den besten Spieler und die beste Spielerin der abgelaufenen Fußballsaison an den Universitäten auszuzeichnen. Die drei für die Endauswahl nominierten werden nach St. Louis eingeladen, wo sie die Trophäe zu Beginn eines neuen Jahres in Empfang nehmen dürfen.

Zum dritten Mal hintereinander geht der Preis nun an eine Spielerin der renommierten Stanford University in Kalifornien. Die 21-Jährige mexikanische Nationalspielerin Teresa Noyola ist die erste Nicht-Stürmerin seit Catherine Reddick (2003), die als beste Spielerin ausgezeichnet wurde. Noyola ist in den USA aufgewachsen und spielte als Juniorin bereits für die U20-Nationalmannschaft der USA. Weil sie dann aber u.a. für Mexikos A-Nationalmannschaft an der WM 2011 in Deutschland teilgenommen hat, gegen England und Japan wurde sie jeweils eingewechselt, kann sie nun nicht mehr für die USA spielen. Ihr Vorbild ist die fünffache Weltfußballerin Marta.

Wenn man einige Preisträgerinnen früherer Jahre sieht, ahnt man, dass der MAC Hermann Preis zukunftsweisend sein kann und man sich den Namen Noyola erst mal merken sollte: Michelle Akers (1988), Kristine Lilly (1991),Mia Hamm (1992/93), Anne Mäkinen (2000), Christine Sinclair (2004/05), Mami Yamaguchi (2007), Christen Press (2010).

 

Western New York Flash holt WPS-Titel

Als Europäer finde ich das sowieso zumindest merkwürdig. Da spielt man eine Saison mit sechs Teams und 18 Spielen und am Ende hat man einen Ligasieger und einen Zweiten. Western New York Flash gewann vor Philadelphia Independence.

Dann lässt man den Vierten gegen den Dritten ein Qualifikationsspiel darum machen, wer gegen den Zweiten um den Einzug ins Endspiel spielen darf, für das sich der Erste bereits qualifiziert hat. Die jeweils besser plazierte Mannschaft hat immer Heimrecht.

Am Ende standen gestern im WPS-Championship-Spiel in Rochester (New York) der Erste und der Zweite. Wobei man sagen muss, dass Philadelphia gegen die hochkarätige Truppe (Marta, Christine Sinclair und Alex Morgan dürften als Angriff von keinem Verein der Welt zu toppen sein) von Fleischermeister Sahlen ein sehr gutes Spiel machte.

Dennoch, die erste Halbzeit war stellenweise Fussball zum Weggucken. Kaum Torchancen auf beiden Seiten und sehr erfolgreiche Abwehrreihen. Trauriger Höhepunkt und lustig zugleich: Ein Eichhörnchen ohne Eintrittskarte hatte sich auf den Platz begeben und drehte wilde Runden im Strafraum von Philadelphia, das was Marta & Co auch gern getan hätten. Schiedsrichterin Kari Seitz unterbrach die Partie und es dauerte einige Minuten, bis das Tier gefangen und abtransportiert war. Der Stadionsprecher versicherte dem Publikum (10.481 Zuschauer) später, dass es dem Eichhörnchen gut gehen würde.

Grosses Manko für Philadelphia: Bei einem Zusammenstoss mit New Yorks robuster Abwehrspielerin Brittany Bock ging Tasha Kai zu Boden und erholte sich nicht mehr richtig von dieser Aktion, bei der Bock überhart einstieg, aber nicht bestraft wurde. Kai wurde dann später ausgewechselt und ihre Explosivität und ihr aussergewöhnlicher Wille fehlte dem Team von Supertrainer Paul Riley.

In der zweiten Halbzeit dann ein deutlich besseres Spiel. New York ging in Führung durch eine sehenswerte Direktabnahme von Christine Sinclair und lange, lange sah es auch so aus, als ob es dabei bleiben würde. Überragend auf der anderen Seite bei den Gästen: Amy Rodriguez. Sie war ein ständiger Unruhefaktor, erspielte sich mittlere bis hochkarätige Chancen, die sie serienweise versiebte, aber einmal traf sie dann doch: in der 88. Minute, als die New Yorkerinnen sicher schon überlegten wo sie denn feiern gehen sollten.

1:1. Verlängerung. Mit neuerlichen Chancen von Amy Rodriguez („Wir haben Amy drei riesige Chancen serviert und auf diesem Niveau musst du einfach eine davon reinmachen, wenn du das Spiel gewinnen willst. Sie hat keine verwertet und wir haben den Preis dafür bezahlt“, sagte Riley), aber auch einer allmählich müde werdenden Truppe in den grauen (!!??) Trikots und Hosen (naja, man könnte das auch als Silber interpretieren).  Dennoch blieb es ausgeglichen, Marta kam kaum zu direkten Torchancen, auch Alex Morgan und Christine Sinclair wurden sehr gut bewacht. Danesha Adams hätte Philadelphia mit einem Kopfball zum Sieg bringen können, aber Ashlyn Harris war auf der Hut. Beverly Goebel, die für Hammarbys Neuzugang Becky Edwards bei New York gekommen war, traf nach einem Pass von Marta die Querlatte und bekam in der Verlängerung die zweite gelbe und dann eben die rote Karte.

Und dann standen die Torhüterinnen im Mittelpunkt. Elfmeterschiessen. Aber es gab erst einmal nichts zu halten für Nicole Barnhart und Ashlyn Harris. Mit Marta angefangen verwandelten alle mehr oder minder sehr sicher. Und so stand es 5:4 für New York als die Spanierin Laura Del Rio antrat und zum Unglücksraben des Abends wurde, Harris tauchte in der richtigen Ecke auf und der Ligaerste holte auch den Titel.

Zum zweiten Mal hintereinander übrigens. Denn vergangenes Jahr siegte Martas FC Gold Pride (inzwischen in Konkurs) gegen Philadelphia. Lediglich vor zwei Jahren, bei der ersten WPS-Auflage hatte FC Sky Blue den Ligaersten Los Angeles Sol (auch mit Marta) im Finale bezwungen.

Auch interessant, dass bei Western New York nicht weniger als sieben Spielerinnen im Kader standen, die schon vergangenes Jahr mit FC Gold Pride die Liga gewonnen hatten: Marta, Christine Sinclair, Candice Chapman, Al Riley, Becky Edwards (Hammarby kann sich freuen), Kandace Wilson und Brittany Cameron.

Philadelphias Trainer Paul Riley: „Ich kann nicht mehr verlangen. Die Kids waren fantastisch heute Abend. Selbst der Elfmeter, der gehalten wurde, war ein sehr guter Elfer. Der ging genau in die Ecke. Am Ende hat das Team, das sechs Punkte Vorsprung hatte, auch die Meisterschaft gewonnen, also werden wohl alle sagen, dass das ein gerechter Abschluss war.“

Die nächsten Wochen und Monate werden nun zeigen, ob das Finale 2011 das letzte Spiel in der kurzen Geschichte der WPS gewesen ist. Die Liga steckt in Schwierigkeiten, von Anfang an bereits. magicJack möchte man loswerden, die Boston Breakers sind zu verkaufen. Und auch bei den anderen vier Clubs ist besonders wirtschaftlich nicht alles eitel Sonnenschein.

Der Verbleib von Marta ist jetzt wieder offen, denn ihr Dreijahresvertrag mit der Liga läuft aus. Allerdings ist schwer zu sehen, wer ihr ausserhalb der USA 500.000 Dollar pro Saison zahlen würde.

Marta mit erneutem Doppelpack

So gegen Ende der Saison 2011 wächst das Interesse für die Women Professional Soccer League (WPS) in den USA. Alle sechs Mannschaften haben nun 17 Spiele absolviert, nachdem gestern Abend amerikanischer Zeit magicJack und Western New York Flash aufeinandertrafen.

Durch zwei Tore von Marta gewann New York mit 2:1 und liegt nun vor dem letzten Spiel (zu Hause gegen den Tabellenletzten Atlanta Beat; live und gratis im Internet am Montagmorgen 00:00 MESZ) drei Punkte vor Philadelphia Indepence. Den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte die Kanadierin Sophie Schmidt besorgt.

Sowohl New York wie auch Philadelphia und magicJack sind bereits für das PlayOf qualifiziert. Der vierte und letzte Platz wird im direkten Duell zwischen den Boston Breakers und Sky Blue ausgespielt, wobei die Breakers unbedingt gewinnen müssen.

Durch ihre vier Tore innerhalb von nur vier Tagen hat Marta sich nun in der Torschützenliste der WPS gemeinsam mit Tasha Kai (Philadelphia) auf den zweiten Platz vorgeschoben. Beide haben neun Treffer erzielt. In Führung noch Martas Teamkameradin Christine Sinclair mit zehn Toren.

Gleichzeitig läuft in dieser Woche auch das Voting für die Preise. In der Kategorie beste Spielerin sind nominiert:

  • Veronica Boquete (Philadelphia)
  • Tasha Kai (Philadelphia)
  • Marta (New York)
  • Christine Sinclair (New York)
  • Abby Wambach (magicJack)

Erwähnenswert, dass Abby Wambach auch in der Kategorie beste Trainerin nominiert ist. Hier sind übrigens, Verzeihung lächerlicherweise, ALLE sechs Trainer der WPS nominiert.

Christen Press

Christen Press

Interessant auch immer die Kategorie „Rookie of the year“, wo die beste Newcomerin gekürt wird. Dort sind im Rennen:

  • Sinead Farrelly (*1989, Philadelphia, Mittelfeld)
  • Meghan Klingenberg (*1988, Boston, Mittelfeld)
  • Alex Morgan (*1989, New York, Angriff)
  • Christen Press (*1988, magicJack, Angriff)
  • Keelin Winters (*1988, Boston, Mittelfeld)

Hier dürfte Alex Morgan die haushohe Favoritin sein, sie ist der „rising star“ und schon jetzt das Lieblingskind der Medien neben Abby Wambach und Hope Solo.

„Die Tore sparen wir uns für ein anderes Spiel auf“

Schwedens Startformation gegen Kolumbien. Jessica Landström, Lotta Schelin, Charlotte Rohlin, Caroline Seger, Sara Larsson, Hedvig Lindahl. Vorne: Lisa Dahlkvist, Therese Sjögran, Sara Thunebro, Linda Forsberg, Annica Svensson. Foto: Marion Kehren

Die Schwedinnen jubelten und strahlten, als hätten sie bereits das Viertelfinale erreicht. Nach einem hochverdienten 1:0-Sieg gegen WM-Neuling Kolumbien ist damit die Pflicht erledigt. Und die Angst besiegt.

Denn obwohl Schweden haushoch überlegen war, vor allem in den ersten 45 Minuten – Lotta Schelin und Jessica Landström versiebten Chancen, mit denen man drei Spiele hätte gewinnen können.

Dass dann nach einer knappen Stunde das erlösende Tor fiel, war letztlich keine Befreiung. Zu verkrampft wirkte Schweden vor allem im Spiel nach vorne. Kolumbien hatte kaum etwas entgegen zu setzen und die Taktik Dennerbys (Starke Physis gegen ballgewandte, aber unerfahrene Südamerikanerinnen) ging letztlich auf. Aber wie leicht man bei einem Freistoß dann doch noch ein unerwartetes Gegentor einfangen kann, haben wir Sonntag in Berlin gesehen, als Christine Sinclair den Ball an Nadine Angerer vorbei ins Netz hämmerte. Im Falle Schwedens wäre das eine Katstrophe gewesen. Geführt hatte man nämlich auch vor vier Jahren gegen Nigeria und dann nach einem individuellen Fehler das letztlichj schicksalhafte 1:1 kassieren müssen, auch da nach deutlicher Überlegenheit.

Zweimal die Acht im Laufduell. Schwedens Lotta Schelin umrundet Andrea Peralta. Foto: Marion Kehren

Nun ist die Ausgangsposition durchweg positiv. Am Samstag kommt es dennoch zu einem spannenden Duell, in dem aber Nordkorea in Augsburg mehr unter Druck stehen wird als Schweden. Dennerby wird auch in diesem Spiel vor allem auf körperliche Überlegenheit setzen, der Gegner ist aber sicher deutlich stärker als am Dienstag in Leverkusen, wo wir das bislang schwächste Team der WM gesehen haben.

Nach einer halben Stunde erhielt Schwedens Mannschaftskapitänin Caroline Seger die gelbe Karte. Nach einem weiteren Foul und 70 Minuten holte Thomas Dennerby seine Kapitänin vom Feld und brachte Nilla Fischer – aus Angst, seger könnte die zweite gelbe Karte bekommen und gegen Nordkorea fehlen.

„Das war ja richtig nett,“ kommentierte Caroline Seger mit kaum verhohlenem Sarkasmus die Entscheidung ihres Trainers. Sie spiele nun mal sehr körperbetont, hätte aber immer die Kontrolle über ihr Handeln gehabt. „Ich weiß nicht was Thomas über meine Auswechslung gesagt hat,“ sagte sie vorher, „aber als Spielerin will man natürlich spielen.“