Lotta über Menstruation, Siegtor in der 91.

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Lotta Schelin (Foto: Anders Henrikson)

Lotta Schelin ist eine der großen Persönlichkeiten des internationalen Frauenfußballs. Wer sie schon einmal getroffen hat, wird mir zustimmen, dass sie die wesentlichen Charaktereigenschaften eines Vorbilds auf beste Weise vereint: Sie ist eine herausragende Sportlerin, sympathisch, offen für Anliegen von Fans und Journalisten und sie steht für Werte ein: für Gleichberechtigung und gegen Rassismus um nur zwei Dinge zu nennen.

Jetzt versucht sie, ein bislang tabuisiertes Thema ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Lotta Schelin will, dass man endlich offen darüber spricht, wie die Menstruation Sportlerinnen beeinflusst, will, dass endlich eine ernstzunehmende Forschung in Gang gesetzt wird, die analysiert, ob etwa das Verletzungsrisiko steigt, wenn Frauen während ihrer Menstruation gleichermaßen hart trainieren und spielen wie außerhalb dieser Tage.

„Man glaubt immer, dass das privat ist, dass man sich selber darum kümmern muss, aber Tatsache ist, dass es uns extrem beeinflusst,“ sagt die 32-Jährige Weltklassestürmerin in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen SVT.

„Man forscht über alle möglichen Dinge bei Spitzensportlern, man will alles wissen und macht Herzuntersuchungen, Blutproben usw. Aber kein einziges Mal hat man meine Menstruation untersucht und festgestellt, wie sie mich beeinflusst. Wenn mal jemand nicht zum Training kommt, heisst es oft, sie hat Bauchschmerzen.“

Schelin findet, dass etwa die Nationalmannschaft auf Reisen alles dabei hat, Kaugummi, Nasentropfen, Verbandszeug, das einzige, was nicht im Mannschaftsgepäck ist, sind Binden und Tampons.

Hätten Männer Menstruation, da ist Lotta sich sicher, wäre dieser physiologische Zustand bereits bis ins Kleinste erforscht worden. Insofern sieht die gebürtige Stockholmerin, die in Göteborg aufgewachsen ist, das Thema auch als Gleichberechtigungsfrage und möchte eine Diskussion anstoßen. Es ist ihr gelungen, da alle großen Zeitungen das Interview aufgreifen und andere Sportlerinnen, etwa die Boxerin Klara Svensson sich ebenfalls dazu äußern und Schelin loben und sich bei ihr bedanken, dass sie dieses Tabuthema aus der Schamgefühlecke holt, aus einer Ecke, in die es nicht hingehört.

Lotta sagt, dass ihre eigene Menstruation nicht sonderlich stark sei, aber dennoch würde sie an ein, zwei Tagen im Monat davon ganz klar beeinflusst.

Wir bleiben bei Lotta Schelin, kommen aber zum Geschehen in der Liga zurück. In der 91. Minute erzielte Lotta Schelin am Mittwoch das Siegtor für ihren FC Rosengård gegen Kopparberg/Göteborgs FC. Nochmal Glück gehabt kann man da sagen, andernfalls wäre Linköping potentiell vier Punkte davon gezogen, denn die Frauschaft aus Östergötland gab sich beim 4:0 gegen das wohl dem Abstieg geweihten Umeå keine Blöße. Dabei hatte Rosengård großes Glück, dass Schiedsrichterin Pernilla Larsson Elfmeter für Rosengård gab, als Marta in der 40. Minute Beata Kollmats in deren Strafraum (!) anrempelte und dabei selber aus dem Gleichgewicht geriet. Eine krasse Fehlentscheidung, die auf den TV-Bildern überdeutlich zu erkennen ist. Am Ende gewann Rosengård mit 2:1 durch einen unberechtigten Elfer und ein Tor in der Nachspielzeit. Das Glück des Tüchtigen?!

Ansonsten setzt sich die obere Hälfte der Tabelle immer weiter von der unteren ab. Jetzt sind es fünf Punkte, die den Sechsten Göteborg vom Siebten Vittsjö trennen. Am Sonntag geht es schon weiter, bevor die Schwedinnen dann in die Länderspielpause gehen.

En detail mal wieder vom Mittwochabend:

Kristianstads DFF – KIF Örebro (2:1) 2:2
Tore: 1:0 Jenny Danielsson (21.), 2:0 Johanna Rasmussen (27.), 2:1 Julia Spetsmark (39.), 2:2 Melissa Tancredi (46.)

Umeå IK – Linköpings FC (0:2) 0:4
Tore: 0:1 Stina Blackstenius (15.), 0:2 Renée Slegers (25.), 0:3, 0:4 Pernille Harder (52., 75.)

Kvarnsvedens IK – Eskilstuna United (1:0) 1:1
Tore: 1:0 Meghan Toohey (26.), 1:1 Mimmi Larsson (50.)

FC Rosengård .- Kopparberg/Göteborgs FC (1:0) 2:1
Tore: 1:0 Marta (Foulelfmeter, 40.), 1:1 Elin Landström (80.), 2:1 Lotta Schelin (91.)

Piteå IF – Vittsjö GIK (0:0) 2:1
Tore: 1:0 Elin Bragnum (48.), 2:0 Felicia Karlsson (58.), 2:1 Anna Hjälmkvist (94.)

Mallbackens IF Sunne – Djurgården (0:1) 0:3
Tore: 0:1 Hanna Lundqvist (32.), 0:2 Johanna Rytting Kaneryd (64.), 0:3 Madeleine Stegius (85.)

Die Tabelle:

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In der Torschützenliste sieht es derweil so aus: Pernille Harder 17, Stina Blackstenius (beide Linköping) 15, Marta 11, Ella Masar 10, Lieke Martens (alle Rosengård) 8, Tabitha Chawinga (Kvarnsveden), Pauline Hammarlund (Göteborg), Mia Jalkerud (Djurgården), Mimmi Larsson (Eskilstuna) alle je 7 Tore.

Der Zuschauerschnitt beträgt nach 15 Runden (bei einem Nachholspiel) 814 Zuschauer. Die Tendenz ist leicht steigend. Das liegt meiner Einschätzung nach weniger an der olympischen Silbermedaille, sondern vielmehr daran, dass zB Linköping jetzt die 100e0er-Marke im Schnitt passiert hat, weil das Publikum in der Stadt allmählich mitbekommt, dass da eine Meisterschaft möglich ist.

 

 

Damallsvenskan 2016 – der Tipp

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Zwei Spielerinnen, die auch 2016 von sich reden machen dürften: Natalie Björn (hier noch AIK, jetzt Eskilstuna United) und Natasa Andonova (FC Rosengård)

Der FC Rosengård ist auch 2016 Topfavorit auf den Meistertitel in Schweden. Während der Saison 2015 gingen Anja Mittag und Ramona Bachmann, aber der übrig gebliebene Stamm plus die neu geholten Gaelle Engamanouit, Natasa Andonova und Lieke Martens geben der Mannschaft dennoch ausreichend Spitzenkompetenz, um mehr oder minder einsam an der Spitze zu kreisen. Zu rechnen ist überdies damit, dass Star Caroline Seger nach dem Ende der Saison in Frankreich zum FC Rosengård hinustösst, wo nicht nur die besten Rahmenbedingungen herrschen, sondern mit Therese Sjögran auch Segers BFF als Sportchefin tätig ist. Ausserdem lebt die Familie der 30-Jährigen unweit von Malmö.

Ich sehe nur ein Team, das Rosengård herausfordern kann und das ist der Vorjahresvierte Linköpings FC. Dort ist zwar die legendäre Charlotte Rohlin in Fussballerinnenrente gegangen, sie wird aber problemlos ersetzt durch Magdalena Ericsson. Die 22-Jährige, die in der Nationalmannschaft Linksverteidigerin spielt, wird von Coach Martin Sjögren (bester Trainer der Liga?) in die Mitte neben der routinierten Dänin Janni Arnth eingesetzt. Sjögren hat sich entschieden, auf 4-3-3 als Spielsystem zu setzen. Im Angriff haben die jungen Pernille Harder, Fridolina Rolfö und Stina Blackstenius bereits in den Testspielen ordentlich hingelangt und selbst als Rolfö wegen Verletzung ausfiel, sorgte die Norwegerin Kristine Minde für Torjubel. Im Mittelfeld hat man mit der filigranen Technikerin Claudia Neto und Renée Slegers zwei exquisite Spielerinnen. Linköping wird Zweiter und erreicht sein Saisonziel Champions League.

Platz drei geht an den Viemeister von 2015. Eskilstuna United hat etliche Schlüsselspielerinnen durch Karriereende (Petra Larsson und Sofie Persson) verloren und die Kamerunerin Gaelle Engamanouit an den schärfsten Konkurrenten Rosengård. Aber Coach Victor Ericsson hat interessante Neuverpflichtungen geholt. Vor allem Marija Banusic könnte bei ihm den Durchbruch schaffen. Er hat bereits Olivia Schough zu neuen Karrierehöhen verholfen. Ausserdem holte Ericsson zwei AIK-Talente mit Petra Andersson und Natalie Björn. Björn habe ihm am meisten imponiert, sie sei schon jetzt eine Führungsspielerin, sagte Ericsson am Rande des Medienauftaktes der Damallsvenskan. Dennoch reicht das „nur“ zu Platz 3.

Dahinter wird es schwierig. Der Vorjahresdritte Piteå IF hat Pauline Hammarlund an Göteborg abgeben müssen, Hanna Pettersson og sich bei einem der ersten Trainings einen neuerlichen Kreuzbandriss zu. Aber mit Felicia Karlsson könnte Piteå einen Glücksgriff getan haben. Die vielleicht schnellste Stürmerin der Liga (Linda Sällström?) hat einen Durchbruch längst verdient und könnte ihn bei Stellan Carlsson schaffen, der schon Hammarlund und Emilia Appelqvist veredelt hat. Ich sehe Piteå knapp auf Platz vier vor Kopparberg/Göteborgs FC, das immer um den Titel mitspielen will, sich dann aber doch nicht entsprechend verstärkt. Die Niederländerinnen Manon Melis, Lieke Martens und Danielle van de Donk haben den Club verlassen, mit Pauline Hammarlund und Elin Landström hat man zwei grosse Talente geholt. Das Team ist jünger und wieder wird es nicht für die Champions League reichen. Platz 5. Sollte Lotta Schelin zurückkehren, wie Gerüchte besagen, dann könnte sie Göteborg doch noch ein wenig weiter nach oben bringen, aber wohl kaum in die Champions League.

Vittsjö GIK hat sich nach zwei mittelmässigen Spielzeiten enorm verstärkt. Mit Katie Fraine holte man die beste Torhüterin der Liga aus Linköping und die Nigerianerin Ngozi Okobi wirbelte bei der WM in Kanada 2015 die schwedische Abwehr nach Belieben durcheinander. Schaun mer mal, ob sie das auch in der Liga schaffen wird. Hinzu kamen eine weitere Nigerianerin, die Finnin Emmi Alanen und die physisch starke Clara Markstedt. Platz sechs sollte keine Utopie sein, wenn das Trainerduo unter der Führung von Thomas Mårtensson das Team zügig einspielen kann.

Für KIF Örebro bleibt dann nur Rang 7 übrig. Hanna Folkesson absolvierte 2015 kein einziges Spiel für den ehemaligen Vizemeister und Lisa Dahlkvist verliess ihren Mutterclub, um mit Caroline Seger wesentlich lukrativer das PSG-Mittelfeld zu bespielen. Ende des Jahres hagelte es Rücktritte. Elin Magnusson, Sanna Talonen und Susanna Lehtinen hingen die Fussballschuhe an den Nagel und werden enorm fehlen. Das Gefüge im Team verändert sich. Hinzu kommt, dass die Nigerianerin Sarah Michael einen Kreuzbandriss erlitt und man deshalb schnell die 34-Jährige Melissa Tancredi aus Kanada holte. Interessant zu sehen wird, inwieweit Mittelfelddiamanttalent (ein neues Wort…) Michelle De Jongh weiter von sich reden machen wird. Ein Interview mit ihr kommt in der nächsten Woche.

Achter in der Liga ist dann die einstige Fussballgrossmacht Umeå IK, die längst auf dem Boden der finanziellen Realitäten angekommen ist. Immerhin konnte man Nationalspielerin Jenny Hjohlman behalten und auch Supertalent Lina Hurtig. Letztere ist allerdings noch verletzt, aber zu mehr als Platz acht reicht das nicht. Zu unbeständig war das Team 2015, was der mangelnden Routine und auch der fehlenden Breite im Kader geschuldet ist.

Elisabet Gunnarsdottir ist schon im achten Jahr Trainerin von Kristianstads DFF und gestern hat ihr Team ganz gut ausgeschaut bei Meister Rosengård, was allerdings an einer eher indiskutablen Leistung der Gastgeber in Malmö lag. Die finanziellen Probleme haben Gunnarsdottir zu einer erheblichen Verjüngung des Kaders gezwunfen, mehr als Platz neun ist damit leider nicht drin.

Aufsteiger Djurgården schafft es trotz interessanter Neuverpflichtungen nur knapp, in der Liga zu bleiben. Gegen Linköping erlitt man eine knallende 1:6-Niederlage, es hätte auch zweistellig ausgehen können und ich sah nur wenig Erstklassiges. Die Paraden von Gudbjörg Gunnarsdottir, die wieder dabei ist. Die Innenverteidigerinnen Sheila van den Bulk und Petronella Ekroth sind solide, aber nicht erstklassig. Das ist dafür das zentrale Mittelfeld mit Emilia Appelqvist und Katrin Schmidt. Vorne sollen Mia Jalkerud, Alexandra Höglund und Madeleine Stegius alles richten, verstärkt durch die Portugiesin Carolina Mendes. 

Mallbacken schaffte es letztes Jahr um Haaresbreite, ein Tor besser als Hammarby, die Klasse zu erhalten. In diesem Jahr hat man Mimmi Larsson an Eskilstuna abgeben müssen. Die Neuverpflichtungen, u.a. mit Kirsty Yallop aus Vittsjö sind solide, aber es reicht leider nicht aus. Möglich wird es, wenn man es schafft, zu Hause den Heimvorteil mehrfach zu nutzen. Ein Spiel in Mallbacken ist etwas Besonderes, das haben mir schon viele Spielerinnen anderer Clubs erzählt.

Kvarnsveden hatte kein Geld, nach dem Aufstieg etablierte Spielerinnen aus der ersten Liga zu holen. Stattdessen gab es nur vier Neue aus der Elitettan. Superstar Tabitha Chawinga, die das Team mit ihren 42 Toren in 26 Spielen fast im Alleingang nach oben schoss, alleine kann es auch nicht richten. Chawinga wird sowieso heiss begehrt von allen anderen Clubs sein. Die 20-Jährige Malawierin hat sich dennoch 25 Tore zum Ziel gesetzt. Schafft sie das, dann hat Kvarnsveden eine Chance. Aber woher sollen die Bälle kommen?

Also, noch einmal zusammengefasst:

  1. FC Rosengård
  2. Linköpings FC
  3. Eskilstuna United
  4. Piteå IF
  5. Kopparbergs/Göteborg FC
  6. Vittsjö GIK
  7. KIF Örebro
  8. Umeå IK
  9. Kristianstads DFF
  10. Djurgården
  11. Mallbacken
  12. Kvarnsveden

Am Freitagabend

werden wir erfahren, wo die 55 US-amerikanischen, kanadischen und mexikanischen Nationalspielerinnen landen werden, deren Namen gestern von der neuen Profiliga NWSL veröffentlicht worden sind.

U.a. Jeff Kassouf hat die Liste gestern Abend veröffentlicht. Die 55 werden auf die acht Mannschaften verteilt und heute war zu lesen, dass man sich wieder mal auf ein ausgeklügeltes System geeinigt hätte, nach dem die acht Clubs dann endlich zu Spielerinnen kommen.

Alle 18 Spielerinnen, die in London Gold für die USA gewannen, sind übrigens dabei, auch Megan Rapinoe, die in der ersten Jahreshälfte ihr Französisch aufpoliert beim 2fachen CL-Sieger Olympique Lyonnais.

Das komplette kanadische Bronze-Team aus London ist ebenfalls dabei, auch die von einigen gejagte Christine Sinclair, die, wenn nur Skandinavien gewählt hätte, Weltfußballerin des Jahres geworden wäre. Einzige Ausnahme: die in Schweden durch Einsätze für Piteå und Dalsjöfors bekannte Melissa Tancredi, die ein Jahr Pause macht, um ihr Studiumn abzuschließen.

Abby Wambach hatte ich bisher bei Western New York Flash verortet, aber nachdem ich hörte, dass sie sich im August ein Haus in Portland gekauft hat, scheint Oregon zum neuen Heimatstaat der 32-Jährigen zu werden.

Dalsjöfors – Wenn Frauenfußball zur Farce wird

Bald nur noch Geschichte? Trikot und Vereinswappen von Dalsjöfors GoIF, hier das von Emily Zurrer 2011

Die letzten Kapitel der Geschichte des Frauenteams von Dalsjöfors GoIF werden geschrieben. Wir berichteten dass der Verein, der letztes Jahr in der Damallsvenskan spielte, vor einer Woche als Tabellenführer der zweiten Liga Süd Konkurs angemeldet hat, da über 150.000 € in der Kasse fehlen.

Vor einem Jahr war man in die Damallsvenskan aufgestiegen. Man hatte sich in der Söderettan gegen einige andere Teams durchgesetzt, die bis kurz vor Schluss um den Titel und den Aufstieg konkurrierten. Der Aufstieg kam erst in den letzten Spielen zu Stande, eine wirtschaftliche Planung für ein Engagement in der ersten Liga existierte vermutlich nicht. Der Verein generierte 2010 Einnahmen, die unter 100.000 € lagen und hatte sogar noch etwas geringere Ausgaben gehabt.

Nach allgemeinem Verständnis ist der Unterschied zwischen zweiter und erster Liga derzeit noch so hoch, dass man, um den Klassenerhalt in der Damallsvenskan zu schaffen und eine Mannschaft dort zu etablieren, mit Ausgaben um ca. 300-400.000 € rechnen muss. Also beinahe das Vierfache von 2010.

Man ging aber in die Damallsvenskan ohne nennenswerte Verstärkungen. Von Djurgården kamen die Mittelfeldspielerinnen Rebecca Johnson und Klara Lindberg. Und Rebecca, die Nummer 21 von Djurgården und nun Dalsjöfors, war auf einmal der „Star“ in einem fast namenlosen Kollektiv von jungen, sicherlich engagierten Spielerinnen.

Es kam, wie es kommen musste. Man gewann fast gar keine Punkte. 0:9 daheim gegen Jitex BK war eine der schlimmsten Klatschen gleich zu Beginn. In Schweden gibt es dann immer die Sommerpause, in der sich viele Vereine noch einmal für die zweite Runde verstärken. Dalsjöfors leckte Blut. Nun wollte man es einfach mal probieren. Man verstärkte sich. Und wie: Über einen deutschen Spielervermittler kamen die Kanadierinnen Erin McLeod (Nationaltorhüterin), Emily Zurrer (Abwehr). Dia Amerikanerin Alex Singer (heute Potsdam) war schon zu Anfang der Saison gekommen. Aber aus der WPS kam nun auch noch India Trotter. Schon damals fragte ich mich hier, woher denn das Geld gekommen sei?

Offenbar gab man erst einmal aus. Man spekulierte, dass ein Antrag bei Allmänna Arsvfonden dem Verein viel Geld bringen könnte. Hierbei handelt es sich um eine Stiftung, der das Erbe von Personen ohne Verwandschaft verwaltet und es auf Antrag tatsächlich in soziale Jugendprojekte investiert. Irgendjemand muss dem Vorstand offenbar den Floh ins Ohr gesetzt haben, dass da viel Geld zu holen sei. Und man setze sich doch wohl eindeutig für ein Projekt mit Kindern und Jugendlichen ein.

Im Dezember wurden Journalisten vom Verein zu einer Präsentation eingeladen. Und das Beispiel Hans Löfgren aus Tyresö sollte kopiert werden. Den Reportern wurde ein Papier vorgelegt, das die Überschrift „Schwedischer Meister 2016“ (SM-guld 2016) trug. Etwas Ähnliches hatte Löfgren in Tyresö gemacht, als sein Verein in der vierten Liga war.

Die Torhüterin Erin McLeod wurde auch für die zweite Liga 2012 verpflichtet. Zurrer blieb zwar nicht und SInger wurde geschasst (angeblich weil sie zu „amerikanisch“ gewesen sei), aber man holte die Stürmerin Melissa Tancredi, die in Piteå gespielt hatte. Zwei Olympiaspielerinnen in der zweiten Liga. Eine Ausländerin kostet einen Verein mindestens 14.000 Kronen im Monat plus Arbeitgebergebühren (ca ein Drittel). Damit sind wir bei gut 19.000 pro Person. In der Regel schlägt man die Miete für die Wohnung auf das Gehalt. Geht man von zehn Monaten Beschäftigung aus, kosten also zwei Ausländerinnen mindestens 380.000 Kronen, vermutlich im Falle kanadischer Spielerinnen noch mehr. Der Verein hatte aber zu keinem Zeitpunkte die Einnahmen hierfür. Aus Tickets schon gar nicht, davon kann sich kein Verein der ersten oder zweiten Liga finanzieren. Aber eben auch nicht aus Sponsoreneinnahmen.

Das Unternehmen Damallsvenskan 2013 allerdings ist nun auf halbem Weg gescheitert am verantwortungslosen Finanzgebaren einer Gruppe inkompetenter Funktionäre, die möglicherweise einen 87 Jahre alten Verein mit Kinder- und Jugendmannschaften in den Bankrott gewirtschaftet haben.

Das Sagen hat nun der Konkursverwalter, er hat die Verantwortung für die Bearbeitung des Konkursantrags und die Abwicklung des Vereins übernommen. Gestern Abend präsentierte der Vorsitzende der Frauenfußballabteilung Hans Forsman die beiden übrig gebliebenen Alternativen, die der Konkursverwalter sieht:

1) Man zieht die Frauenmannschaft sofort aus dem Spielbetrieb der zweiten Liga zurück und löst sie auf. (Bis zum nächsten Spiel sind es nur noch zehn Tage) Das würde den sofortigen Abstieg in die unterste Kategorie des Seriensystems bedeuten. Das Team könnte 2013 in der fünften Liga neu starten oder annulliert werden.

2) Das Team spielt die Saison zu Ende. Selbst im Falle des Sieges in der Söderettan könnte man jedoch aus finanziellen Gründen nicht aufsteigen, sondern würde „freiwillig“ in die dritte Liga zurückgehen.

Und jetzt kommt es: Um die Saison weiterspielen zu können, müssten die Kosten für Reisen, Material, Schiedsrichter usw von jemand anderem als dem Verein aufgebracht werden. Es gäbe natürlich auch keine Gehälter oder Aufwandsentschädigungen für Spielerinnen vonseiten des Vereins. Bedeutet: Die Spielerinnen müssten selber die Kosten für den Spielbetrieb tragen.

Bis Dienstag muss nun die endgültige Entscheidung getroffen werden. Es ist kaum damit zu rechnen, dass Erin McLeod und Melissa Tancredi zurück nach Schweden kehren, um dann selber zu finanzieren, dass sie spielen dürfen.

Das Beispiel Dalsjöfors ist leider kein Einzelfall im Frauenfußball. Die zunehmende Professionalisierung muss sich auch in den Organisationsstrukturen widerspiegeln. Es muss auch Personen geben, die wirtschaften können. Und nicht die jahrzehntealte Tradition eines in der Region Sjuhärad gewachsenen Sportvereins leichtfertig aufs Spiel setzen.

Ebenso wird hier das Problem deutlich, dass der Frauenfußball mehr Geld braucht, als er selber einnehmen bzw. generieren kann. Das Beispiel von Umeå IK und Djurgården hatr sich nicht so krass entwickelt wie Dalsjöfors. Aber zwei ehemalige Spitzenvereine sind nach Jahren von hohen Ausgaben und geringer werdenden Einnahmen allmählich in die unteren bzw. untersten Tabellenregionen gedümpelt.

Und viele fragen sich, worauf die enormen Investitionen gebaut sind, die man z.B. in Tyresö getätigt hat, wo innerhalb vierer Jahre aus einer ambitionierten Freizeitmannschaft ein Team nur noch aus Nationalspielerinnen gebaut wurde, von denen allerdings nur noch ganz wenige wirklich aus dem Mutterverein kommen. Wer bezahlt das und vor allem wie lange, wenn der Rückfluss von Geld irgendwann ausbleibt? Dalsjöfors zeigt, auf welch schmalem Grat manch Verein wandelt – um die Spielerinnen, die teils nur wegen des Fußballspielens nach Borås gezogen sind, kann es einem nur leid tun.

Wir werden die Entwicklung weiter verfolgen. Ungeklärt ist noch die Frage, was nach einem Rückzug des Teams aus der laufenden Meisterschaft wird. Dann wären nur noch elf Teams in der Söderettan, die mit Mallbacken erst einmal einen neuen Tabellenführer hätte.

Konkurs angemeldet: Zweitligatabellenführer Dalösjöfors vor dem Aus

Vor zweieinhalb Wochen habe ich berichtet, dass Zweitliga(süd)tabellenführer Dalsjöfors GoIF in ernsthaften finanziellen Problemen steckt. Am Donnerstag reichten die Verantwortlichen beim zuständigen Amtsgericht in Borås einen Konkursantrag ein.

Nun muss sehr bald ein noch nicht vorhandener Sponsor kommen und die ca. 150.000 € aufbringen, die dem Klub fehlen, um sein Budget ins Gleichgewicht zu bringen. Die Hoffnung allerdings dürfte gering sein.

Wie es nun weitergeht, ist noch ungewiss. Sicher dürfte sein, dass die beiden kanadischen Nationalspielerinnen Erin McLeod und Melissa Tancredi nicht mehr ins beschauliche Borås zurückkehren nach den Olympischen Sommerspielen.

Ob am 30.07. um 19.00 Uhr eine Mannschaft beim Schlusslicht Kenty antritt oder ob die Söderettan mit elf Vereinen zu Ende gespielt werden muss, wird sich vermutlich in den nächsten beiden Wochen zeigen. Wir bleiben wie immer am Ball. Ein Ausstieg inmitten der Saison würde nicht nur Dalsjöfors, sondern dem Sport an sich großen Imageschaden zufügen.

Piteå knapp am Konkurs vorbei geschrammt

Eine gute Frauenfußballmannschaft kostet vergleichsweise extrem viel weniger Geld als ein gutes Herrenteam. Piteå IF, der nördlichste Verein der Damallsvenskan, ist wohl knapp an der finanziellen Katastrophe vorbeigeschrammt. Das schrieb diese Woche die Lokalzeitung Piteå Tidningen.

„Wenn man auf diesem Niveau mitspielen will, dann kostet das Geld, sonst geht es nicht,“ sagte Piteås Vereinsvorsitzender Lennart Lindgren der Zeitung. Ebenso wie in diesem Jahr spielten 2011 schon eine ganze Reihe von Ausländerinnen in Piteå: Neben Weltklasseverteidigerin Faith Ikidi auch die Kanadierin Stephanie Labbé, die Amerikanerin Jennifer Nobis, die Irin Fiona O’Sullivan und am Ende auch mit Carmelina Moscato und Melissa Tancredi zwei weitere Kanadierinnen.

Ausländische Spielerinnen kosten oft wesentlich mehr als einheimische. Am Ende schaffte man mit all den Söldnerinnen den Klassenerhalt, in der Jahresbilanz stand dann aber ein Minus von immerhin 90.000 €. Kalkuliert hatten die Funktionäre aber mit einem Gewinn von 28.000 €, ein wesentlich schlechteres, um nicht zu sagen ernüchterndes Ergebnis für die Mannschaft, die mit rund 1.800 Zuschauern pro Spiel die Publikumsliga gewonnen hatte.

Jetzt müssen die anderen Abteilungen des Vereins das Minus ausbaden und sparen. Denn der schwedische Fußballverband verlangt eine ausgeglichene Bilanz. Man fragt sich, was wohl all die anderen Mannschaften unter dem Dach von Piteå davon halten, dass sie nun schon zum achten Mal innerhalb der vergangenen zehn Jahr selber sparen müssen, damit die Frauenmannschaft auf hohem Niveau existieren kann.

Zum einen musste der Verein das Gehalt seines geschassten Trainers Peter Grundström bis zum 1. April 2012 weiterzahlen zum anderen sind die Reisen für die Mannschaft von Piteå extrem teurer, da das Team bei zehn von elf Reisen zu Auswärtsspielen fliegen muss. Lediglich ins 215 km südlich gelegene Umeå kann man den Bus nehmen.

Der neue Vorsitzende der Frauenfußballabteilung Berndt Siljemark denkt laut über eine Erhöhung der Eintrittspreise nach. „Zu guter letzt geht es um die Existenz unserer A-Mannschaft,“ sinniert er laut.

Viermal Fussball am Mittwoch – Vorschau

Heute Abend um 19.00 Uhr gibt es vier Spiele in der Damallsvenskan. Dafür ist am kommenden Wochenende spielfrei, da das Wochenende Platz für Länderspiele lassen sollte. Schweden allerdings spielt nicht, noch gibt es in der zweiten Jahreshälfte keinen offiziellen Länderspielgegner oder -termin. Im Gegensatz zu etwa Deutschland ist Schweden für die Olympiade 2012 in London qualifiziert und muss ausserdem keine Qualifikation für die EM 2013 im eigenen Land spielen.

Da Schweden nicht spielt am Wochenende haben Dalsjöfors und Göteborg ihr Spiel auf Samstagnachmittag verlegt. Alle anderen spielen jedoch heute und morgen.

Der frischgebackene Tabellenführer Umeå IK empfängt im „Lokalderby“ Piteå IF. Lokalderby in Anführungszeichen, weil die Spielerinnen aus Piteå immerhin 213 km Busfahrt vor sich haben, aber 213 km sind in Nordschweden keine Entfernung.

Piteå hat vermutlich durch seinen Heimsieg am Sonntag gegen Hammarby den Klassenerhalt gesichert und durch die beiden Neuzugänge Carmelina Moscato und Melissa Tancredi neues Selbsbewusstsein getankt. Sicher kann sich Umeå nicht fühlen, weil die nordschwedische Konkurrenz in der Tat immer Derbycharakter hat. Dennoch, am Gammliavallen in Umeå dürfte eine Zuschauerzahl von 2.000 zustande kommen und mit ihren international hervorragenden Spitzen Bachmann/Jakobsson sollte Umeå gewinnen. ffschweden tippt: 3:1.

Malmö sieht sich nun in der Rolle des Jägers. Fast schon ein wenig Verzeiflung spricht aus den Worten von Clubdirektor Niklas Carlnén, wenn er Therese Sjögran diese Woche noch nach Malmö beordert und davon spricht, dass man in jedem Fall eine weitere Verstärkung noch holen wird – wenn sich die Gerüchte um Caroline Seger zerstreuen sollten, jemand anders. In dieser Situation kommt ein Gegner wie Jitex gerade recht. Spielerisch nicht sonderlich gewieft, kämpferisch stark, aber in der schwierigen zweiten Saison. Malmö bis auf Öyangen Örntoft in Bestbesetzung. ffschweden tippt: 4:0.

Linköping und Örebro. Das riecht förmlich nach einem weiteren 0:0. Aber beide Teams haben Ambitionen nach oben und können sich kein Unentschieden leisten. Linköping muss klettern, um die Sponsoren schon mit Blick auf 2012 spendabel zu stimmen. Beide Teams sind in etwa gleich stark. Linda Sällström entscheidet. ffschweden tippt: 1:0.

Tabellenvorletzter Hammarby ist der Verein ganz unten, der sich nur mit einer Spielerin verstärkt hat. Katie Kelly kann es alleine auch nicht aus dem Feuer holen, aber offenbar fehlen Geld und leider auch Engagement, um die Mannschaft noch zu retten. An den Spielerinnen und am Trainer liegt es nicht, aber sie brauchen Hilfe. Kristianstad kommt mit seiner fussballbesessenen Trainerin Beta Gunnarsdottir und der wieselflinken Dänin Johanna Rasmussen. Leider. ffschweden tippt: 0:2.

Die Investition hat sich gelohnt

Zu der schnellen Schlussfolgerung, dass sich die Investition in die beiden neuen kanadischen Spielerinnen Carmelina Moscato und Melissa Tancredi gelohnt hat, kam Piteå IF nach dem gestrigen Sieg (2:1) gegen Hammarby, bei dem die beiden Neuzugänge mit jeweils einem Tor erheblichen Anteil hatten.

„Die werden noch besser werden,“ sagte Piteås Trainer Peter Grundström. „Sie sind teilweise noch falsch herumgelaufen. Zum ersten Mal seit langem haben wir zwei gute Halbzeiten gespielt.

Hammarbys Trainer Tino Katsoulakis und seine Spielerinnen warten immer noch auf den ersten Saisonsieg. „Wir sind hierhergekommen, um um die Punkte zu kämpfen. Aufgrund vieler Verletzungen haben wir einen sehr kleinen Kader. Mit etwas Glück waren wir lange im Match.“

Und trotzig: „Aufgeben können wir nicht. Gibt es eine Mannschaft, an der wir noch vorbeikönnen, dann ist das Jitex, die sind eine Klasse schlechter als Piteå. “ so Katsoulakis. Allerdings hat Hammarby auch gegen Jitex mit 0:0 auswärts und vor allem 1:3 daheim bereits mehr Punkte abgegeben als gewonnen. Der Rückstand auf das Team aus Mölndal beträgt acht Punkte. Mitte der Woche spielt Jitex bei Meister Malmö, Hammarby empfängt Kristianstad, das Team, gegen das man im Oktober 2010 durch einen 2:0 Sieg den Klassenerhalt in letzter Sekunde schaffte…

Die beiden Neuzugänge in Piteå waren heiss begehrte Gesprächspartnerinnen. Melissa Tancredi: „Die Damallsvenskan ist hochklassig. Deshalb wollten wir in dieser Liga spielen. Es ist sicher an die zwei Jahre her, dass ich zuletzt auf Kunstrasen gespielt habe, da muss ich mich noch dran gewöhnen.“

Nur noch ein Wunder

Carmelina Moscato - erstes Spiel, erstes Tor

Nur noch ein Wunder kann die „Unabsteigbaren“ von Hammarby IF DFF retten. Vor 2100 Zuschauern in der LF Arena in Piteå verlor Hammarby zum neunten Mal in dieser Saison. Beide Tore erzielten die kanadischen Neuerwerbungen Piteås Carmelina Moscato und Melissa Tancredi.

Es war von Piteås Seite zum Spiel des Jahres hochstilisiert worden. Und diesen Charakter hatte es auch. Denn Piteå war Zehnter mit acht Punkten und Hammarby Elfter unterhalb der gestrichelten Linie mit vier Punkten. Ein Sieg der Stockholmer Gäste hätte noch mal imminente Gefahr und Hoffnung bedeutet – ein Sieg Piteås in diesem Sechspunkte-Spiel gab die Möglichkeit auf beruhigende sieben Punkte davonzuziehen.

Piteå verstärkt durch seine kanadischen Neuerwerbungen, Hammarby gestärkt durch die Amerikanerin Katie Kelly, die jedoch alles andere als eine Goalgetterin ist. Die Heimmannschaft machte Dampf in den ersten 45 Minuten, kam aber erst in der 50. Minute durch Moscato zum ersten Torerfolg. Hammarby erwachte kurz, die tapfere Leena Puranen konnte nach Flanke von Anna Lindblom den Ausgleich köpfen, aber zehn Minuten vor Schluss wurde wohl der Abstieg besiegelt. Melissa „the tank“ Tancredi brachte Piteå abermals in Führung und schickte Hammarby in eine relativ aussichtlose Situation.

In vier eminent wichtigen Spielen gegen die beiden über der gestrichelten Linie liegenden Clubs holte Hammarby ein Pünktlein beim 0:0 bei Jitex. Die anderen Spiele gingen allesamt verloren.

Nun warten sich langsam steigernde Aufgaben. Sieben Punkte wollen aufgeholt werden. Wir haben hier schon erwähnt, dass Präsidentin Annica Vicander Ende der letzten Zittersaison, als man es irgendwie doch noch schaffte, sagte, dass dies nicht noch einmal passieren sollte, dass man so lange zittern müsse. Nun könnte man ironisch anmerken, dass es zum Zittern gar keinen Anlass mehr geben wird, da man ohnehin keine Chance mehr hat.

Ärgerlich, dass das Team mit seinem tüchtigen Spielerstamm, seiner überragenden Torhüterin Minna Meriluoto, aber auch deren Landsfrau Leena Puranen (immerhin Schützin von 75% aller Hammarby-Tore) von der Vereinsführung allein gelassen wurde. Denn ohne klare Verstärkung war und ist das Unternehmen Klassenerhalt von Anfang an auf verlorenem Posten.

Bitter, denn der Aufstieg 2013 dürfte alles andere als leicht werden, denn in der Norrettan, in die es Hammarby wohl verschlagen wird, wenn kein Wunder geschieht, werden sich zwei aus dem sehr starken Trio AIK, Sundsvall und Sunnanå befinden und nur ein Team steigt auf.

 

Gameday

Vier Spiele schliessen heute den 13. Spieltag der Damallsvenskan ab. Bis auf eines ausnahmslos wichtige und möglicherweise vorentscheidende Spiele.

Bereits in acht Minuten startet die Begegnung zwischen Jitex und Umeå IK in Mölndal. Jitex hängt noch mit einem halben Bein im Abstiegsstrudel auf Rang 9, ist aber relativ sicher. Umeå dagegen hat nach zwei Unentschieden in Folge gegen den Meister Malmö weiterhin nur ein Pünktchen Rückstand. Will man Meister werden, muss man heute auswärts gewinnen. Effektivität Umeås siegt. ffschweden tippt: 1:3.

Um 16.00 Uhr dann steigt in der LF Arena in Piteå das möglicherweise alles entscheidende Spiel gegen den Abstieg für vor allem Hammarby. Eine Niederlage und man ist mit ziemlicher Sicherheit draussen. Ein Unentschieden wäre auch das eine denkbar schlechte Ausgangsbasis für die letzten neun Spiele. Also muss ein Sieg her. Piteå mit den neuen Kanadierinnen Carmelina Moscato und Melissa Tancredi, Hammarby mit Katie Kelly, aber immer noch ohne Mami Yamaguchi. ffschweden tippt: 2:0.

Um dieselbe Zeit treffen zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen die beiden „isländischen Clubs“ der schwedischen Liga aufeinander. Kristianstad und Djurgården. Die Dänin Johanna Rasmussen debütiert auf Vilans IP, Djurgården ist ein Muster an Effektivität. ffschweden tippt: 2:2.

Last but not least muss Meister Malmö beim Vizemeister Göteborg antreten. Hinspiel 1:1 in Malmö. Gewinnt Malmö, marschiert es wohl wieder Richtung Titel, denn wenn die WPS zu Ende ist kommt Therese Sjögran zurück (heute Abend wichtiges Spiel ihres Vereins Sky Blue gegen Boston) und möglicherweise auch noch Caroline Seger vom Tabellenführer Western New York Flash. Aber Göteborg darf nicht verlieren, sonst ist die Saison endgültig verkorkst. ffschweden tippt: 1:1.

Schaun mer mal. Spielberichte, Ergebnisse usw. heute Abend an dieser Stelle.

Piteå morgen ohne Tancredi und Moscato

Die beiden kanadischen Neuzugänge bei Piteå IF werden morgen nicht das Auswärtsspiel bei Djurgården bestreiten. Carmelina Moscatos Transfer von ihrem italienischen Club ist noch nicht offiziell registriert und Melissa Tancredi kommt erst nächste Woche nach Piteå, weil sie vertraglich an eine Fussballschule in Kanada gebunden ist.

Somit treffen sich also im Grossen und Ganzen die exakt selben Teams wie vergangenen Sonntag.In Piteå gewann Djurgården mit 2:0. Jetzt tippt Piteås Trainer Peter Grundström auf einen 1:0-Sieg seines Teams.

 

Halbzeit

Die Hälfte der Saison ist vorbei  Schweden. Mit der 1:4-Heimniederlage von Linköping gegen Tyresö haben nun alle Teams jeweils elf Begegnungen absolviert. Am Samstag geht es schon weiter in einer Liga, die Aufwind verspürt nach dem dritten Platz der Nationalmannschaft bei der WM und in der eine ganze Reihe von Vereinen das am Montag geöffnete Transferfenster ausnützt, um sich vor der Rückrunde, die mit den Spielen gegen die Gegner des 11. Spieltags am Samstag beginnt,

Die Kurzanalyse für alle Vereine:

Sara Björk Gunnarsdottir

Ldb FC Malmö: Trotz der Abgänge von Therese Sjögran (kommt nach der WPS-Saison zurück), Kathryn Gill und Pavlina Scasna weiterhin Spitze. Mit Manon Melis hat man eine der weltbesten Stürmerinnen. Malmö hat nicht nur Geld, sondern macht auch was damit. Exzellentes Scouting: Alle nationalen und internationalen Talente sind gut ausgewählt. Sara Björk Gunnarsdottir und Annika Kukkonen etwa. Jetzt kommt mit der Dänin Katrine Veje ein weiteres Grosstalent und nach dem Ende der WPS wohl auch Caroline Seger.

 

 

Umeå IK: Trainer Blomqvist sprach beim Auftaktmeeting davon, dass Umeå Top 3 sein will. Nach der Hälfte der Saison sind sie zweiter und haben Tuchfühlung nach ganz oben. Mit Ramona Bachmann und Sofia Jakobsson ist der Angriff vielleicht noch einen Tick besser besetzt als bei Malmö. Aber der Gesamtkader spricht für den Meister. Mit Umeå jedoch ist wieder zu rechnen. Tendenz klar positiv. Negativ: Ausmusterung von Anna Paulson, das war taktlos und unnötig.

Sarah Michael (Foto: Mikael Sundberg/Skillnad AB)

KIF Örebro: Der neue Trainer Mikael Fahlén hatte versprochen, dass man endlich mal versuchen wolle, attraktiven Fussball zu spielen. Das hat nicht unbedingt geklappt, am Anfang sah es unverändert aus. Örebro hat seit einigen Jahren eine stabile Truppe, Sara Larsson und Sarah Michael sind hervorragende Neuzugänge. KIF wird ein sehr unangenehmer Gegner bleiben.

Tyresö FF: Ursprünglich mein Meisterschaftsfavorit. Mit einer imponiernden Startformation. Aber man kann Erfolg nicht kaufen und man muss Teams erst einmal einspielen. Hatte ein gefährliches Zwischentief, das wahrscheinlich den Titel gekostet hat. Kann aber nun nach drei Siegen in Folge und 10:1 Toren Richtung Platz 3 marschieren, ohne 100% überzeugt zu haben.Sportchef Hans Löfgren droht abzuheben und wird sicher alles tun, das Team nächste Saison noch einmal deutlich zu verstärken.

Kopparbergs/Göteborg: Viele glaubten, dass Torbjörn Nilssons Team Malmö ernsthaft Konkurrenz machen könnte. Aber ein Fehlstart und zuletzt die Niederlage gegen Örebro haben das verhindert. Auch Göteborg ist weit von den Champions League Plätzen weg, darf aber im Herbst erstmals in der Königsklasse spielen. Verstärkt mit der Norwegerin Ingvild Stensland, die nach Ausflug nach Lyon wieder in ihre zweite Heimat zurückkehrt. Ob sie wieder fit ist, wird sich zeigen.

Kristianstads DFF: Wieder gut gestartet, wieder mit einem Tief ab dem Sommer, aber die Verpflichtung der Schweizerin Sandra Betschart und vor allem der Klassedänin Johanna Rasmussen sollten spielerisch wieder Auftrieb geben für die isländische Filiale in Skåne. Torhüterin Hedvig Lindahl heiratet Ende August und sucht noch Spielideen sowie eine Band, die auf der Hochzeit spielt. Die beiden Fehlgriffe gegen Japan zu kritisieren, findet sie oberflächlich.

Djurgården: Fünf Siege und nichts mit dem Abstieg zu tun. Mit Emma Lundh und Mia Jalkerud ein Sturmduo, das Torinstinkt hat und auch trifft, insgesamt elf Mal bisher. Das ist gut für ein im Prinzip zusammengewürfeltes Team, das von der Vereinsführung nicht strategisch ausgesucht wurde. Dora Maria Larusdottir zieht im Mittelfeld inzwischen die Fäden und Gudbjörg Gunnarsdottir kocht für alle, ist DJ und inzwischen auch Führungsfigur. Mal sehen, ob das Geld reicht. Sicherer Mittelfeldplatz.

Linköpings FC: Achter Platz. Katastrophe. Linköping spielte selbst im  Meisterjahr langweiligen Fussball, aber immerhin erfolgreich. Mit Trainer Pettersson verschwand jedoch der Erfolg. Das Team steht am Scheideweg, denn ie professionelle Organisation und die Investitionen verlangen nach Siegen. Wird weiterdümpeln, aber wenn sich hier nichts ändert, sollte sich die eine oder andere Spielerin mit dem Gedanken tragen, wegzugehen.

Jitex BK: Das die zweite Saison für einen Aufsteiger oft schwieriger ist als die erste, bewahrheitet sich nicht unerwartet bei Jitex. Letzte Saison konnten sie noch viele überraschen mit ihrem geradlinigen, schnörkellosen, kampfbetonten Spiel, in dem die begrenzten spielerischen Möglichkeiten optimal ausgenutzt wurden, dieses Jahr ist das anders. Jitex bleibt aber in der Liga und im Clubhaus sollten sie schon mal nachdenken, was für nächste Saison zu tun ist. Riesentalent: Fridolina Rolfö.

Stephanie Labbé

Piteå IF: Dürfte eigentlich mit seinem Kader nicht da stehen, vier Punkte vor dem Abgrund. Aber die Verletzungen von Keeperin Stephanie Labbé und Faith Ikidi haben das Team verunsichert. Am Sonntag beim Rückspiel bei Djurgården sind mit Melissa Tancredi und Carmelina Moscato zwei weitere kanadische Nationalspielerinnen dabei. Das müsste für den Klassenerhalt reichen.

 

 

 

Mami Yamaguchi

Hammarby DFF: In der schwedischen Frauenfussballszene gelten sie als die Unabsteigbaren. Der von Tyresö gekommene Trainer Tino Katsoulakis wollte ein spielendes Team machen aus den Grünweissen und hat nun doch erkennen müssen, dass alleine der Kampf Punkte bringen kann. Nach vorne noch harmloser als im Vorjahr. Zwei Tore in elf Spielen. Selbst bei Aufsteiger Dalsjöfors konnte man nicht gewinnen. Jetzt wird schnell schnell auf dem Transfermarkt zugeschlagen, aber eher unprofessionell. Das geht nicht gut. Hammarby ist 2012 in der Norrettan trotz einer internationalen Klassetorhüterin wie der Finnin Minna Meriluoto.Sensationsverpflichtung Mami Yamaguchi hätte es bei einem anderen Club vielleicht in die Weltmeistersmannschaft geschafft.

Dalsjöfors GoIF: Nach 2:44 Toren und mit nur einem Punkt aus elf Spielen hoffnungslos am Ende. Das wird nichts mehr, auch wenn wohl schon am Samstag gegen Tyresö Kanadas Erin McLeod im Tor steht und Emily Zurrer neben Alex Singer in der Abwehr. Riesentalent: Mimmi Löfwenius. Aber Dalsjöfors sollte schon mal heimlich für die Söderettan planen.