Damallsvenskan 2016 – der Tipp

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Zwei Spielerinnen, die auch 2016 von sich reden machen dürften: Natalie Björn (hier noch AIK, jetzt Eskilstuna United) und Natasa Andonova (FC Rosengård)

Der FC Rosengård ist auch 2016 Topfavorit auf den Meistertitel in Schweden. Während der Saison 2015 gingen Anja Mittag und Ramona Bachmann, aber der übrig gebliebene Stamm plus die neu geholten Gaelle Engamanouit, Natasa Andonova und Lieke Martens geben der Mannschaft dennoch ausreichend Spitzenkompetenz, um mehr oder minder einsam an der Spitze zu kreisen. Zu rechnen ist überdies damit, dass Star Caroline Seger nach dem Ende der Saison in Frankreich zum FC Rosengård hinustösst, wo nicht nur die besten Rahmenbedingungen herrschen, sondern mit Therese Sjögran auch Segers BFF als Sportchefin tätig ist. Ausserdem lebt die Familie der 30-Jährigen unweit von Malmö.

Ich sehe nur ein Team, das Rosengård herausfordern kann und das ist der Vorjahresvierte Linköpings FC. Dort ist zwar die legendäre Charlotte Rohlin in Fussballerinnenrente gegangen, sie wird aber problemlos ersetzt durch Magdalena Ericsson. Die 22-Jährige, die in der Nationalmannschaft Linksverteidigerin spielt, wird von Coach Martin Sjögren (bester Trainer der Liga?) in die Mitte neben der routinierten Dänin Janni Arnth eingesetzt. Sjögren hat sich entschieden, auf 4-3-3 als Spielsystem zu setzen. Im Angriff haben die jungen Pernille Harder, Fridolina Rolfö und Stina Blackstenius bereits in den Testspielen ordentlich hingelangt und selbst als Rolfö wegen Verletzung ausfiel, sorgte die Norwegerin Kristine Minde für Torjubel. Im Mittelfeld hat man mit der filigranen Technikerin Claudia Neto und Renée Slegers zwei exquisite Spielerinnen. Linköping wird Zweiter und erreicht sein Saisonziel Champions League.

Platz drei geht an den Viemeister von 2015. Eskilstuna United hat etliche Schlüsselspielerinnen durch Karriereende (Petra Larsson und Sofie Persson) verloren und die Kamerunerin Gaelle Engamanouit an den schärfsten Konkurrenten Rosengård. Aber Coach Victor Ericsson hat interessante Neuverpflichtungen geholt. Vor allem Marija Banusic könnte bei ihm den Durchbruch schaffen. Er hat bereits Olivia Schough zu neuen Karrierehöhen verholfen. Ausserdem holte Ericsson zwei AIK-Talente mit Petra Andersson und Natalie Björn. Björn habe ihm am meisten imponiert, sie sei schon jetzt eine Führungsspielerin, sagte Ericsson am Rande des Medienauftaktes der Damallsvenskan. Dennoch reicht das „nur“ zu Platz 3.

Dahinter wird es schwierig. Der Vorjahresdritte Piteå IF hat Pauline Hammarlund an Göteborg abgeben müssen, Hanna Pettersson og sich bei einem der ersten Trainings einen neuerlichen Kreuzbandriss zu. Aber mit Felicia Karlsson könnte Piteå einen Glücksgriff getan haben. Die vielleicht schnellste Stürmerin der Liga (Linda Sällström?) hat einen Durchbruch längst verdient und könnte ihn bei Stellan Carlsson schaffen, der schon Hammarlund und Emilia Appelqvist veredelt hat. Ich sehe Piteå knapp auf Platz vier vor Kopparberg/Göteborgs FC, das immer um den Titel mitspielen will, sich dann aber doch nicht entsprechend verstärkt. Die Niederländerinnen Manon Melis, Lieke Martens und Danielle van de Donk haben den Club verlassen, mit Pauline Hammarlund und Elin Landström hat man zwei grosse Talente geholt. Das Team ist jünger und wieder wird es nicht für die Champions League reichen. Platz 5. Sollte Lotta Schelin zurückkehren, wie Gerüchte besagen, dann könnte sie Göteborg doch noch ein wenig weiter nach oben bringen, aber wohl kaum in die Champions League.

Vittsjö GIK hat sich nach zwei mittelmässigen Spielzeiten enorm verstärkt. Mit Katie Fraine holte man die beste Torhüterin der Liga aus Linköping und die Nigerianerin Ngozi Okobi wirbelte bei der WM in Kanada 2015 die schwedische Abwehr nach Belieben durcheinander. Schaun mer mal, ob sie das auch in der Liga schaffen wird. Hinzu kamen eine weitere Nigerianerin, die Finnin Emmi Alanen und die physisch starke Clara Markstedt. Platz sechs sollte keine Utopie sein, wenn das Trainerduo unter der Führung von Thomas Mårtensson das Team zügig einspielen kann.

Für KIF Örebro bleibt dann nur Rang 7 übrig. Hanna Folkesson absolvierte 2015 kein einziges Spiel für den ehemaligen Vizemeister und Lisa Dahlkvist verliess ihren Mutterclub, um mit Caroline Seger wesentlich lukrativer das PSG-Mittelfeld zu bespielen. Ende des Jahres hagelte es Rücktritte. Elin Magnusson, Sanna Talonen und Susanna Lehtinen hingen die Fussballschuhe an den Nagel und werden enorm fehlen. Das Gefüge im Team verändert sich. Hinzu kommt, dass die Nigerianerin Sarah Michael einen Kreuzbandriss erlitt und man deshalb schnell die 34-Jährige Melissa Tancredi aus Kanada holte. Interessant zu sehen wird, inwieweit Mittelfelddiamanttalent (ein neues Wort…) Michelle De Jongh weiter von sich reden machen wird. Ein Interview mit ihr kommt in der nächsten Woche.

Achter in der Liga ist dann die einstige Fussballgrossmacht Umeå IK, die längst auf dem Boden der finanziellen Realitäten angekommen ist. Immerhin konnte man Nationalspielerin Jenny Hjohlman behalten und auch Supertalent Lina Hurtig. Letztere ist allerdings noch verletzt, aber zu mehr als Platz acht reicht das nicht. Zu unbeständig war das Team 2015, was der mangelnden Routine und auch der fehlenden Breite im Kader geschuldet ist.

Elisabet Gunnarsdottir ist schon im achten Jahr Trainerin von Kristianstads DFF und gestern hat ihr Team ganz gut ausgeschaut bei Meister Rosengård, was allerdings an einer eher indiskutablen Leistung der Gastgeber in Malmö lag. Die finanziellen Probleme haben Gunnarsdottir zu einer erheblichen Verjüngung des Kaders gezwunfen, mehr als Platz neun ist damit leider nicht drin.

Aufsteiger Djurgården schafft es trotz interessanter Neuverpflichtungen nur knapp, in der Liga zu bleiben. Gegen Linköping erlitt man eine knallende 1:6-Niederlage, es hätte auch zweistellig ausgehen können und ich sah nur wenig Erstklassiges. Die Paraden von Gudbjörg Gunnarsdottir, die wieder dabei ist. Die Innenverteidigerinnen Sheila van den Bulk und Petronella Ekroth sind solide, aber nicht erstklassig. Das ist dafür das zentrale Mittelfeld mit Emilia Appelqvist und Katrin Schmidt. Vorne sollen Mia Jalkerud, Alexandra Höglund und Madeleine Stegius alles richten, verstärkt durch die Portugiesin Carolina Mendes. 

Mallbacken schaffte es letztes Jahr um Haaresbreite, ein Tor besser als Hammarby, die Klasse zu erhalten. In diesem Jahr hat man Mimmi Larsson an Eskilstuna abgeben müssen. Die Neuverpflichtungen, u.a. mit Kirsty Yallop aus Vittsjö sind solide, aber es reicht leider nicht aus. Möglich wird es, wenn man es schafft, zu Hause den Heimvorteil mehrfach zu nutzen. Ein Spiel in Mallbacken ist etwas Besonderes, das haben mir schon viele Spielerinnen anderer Clubs erzählt.

Kvarnsveden hatte kein Geld, nach dem Aufstieg etablierte Spielerinnen aus der ersten Liga zu holen. Stattdessen gab es nur vier Neue aus der Elitettan. Superstar Tabitha Chawinga, die das Team mit ihren 42 Toren in 26 Spielen fast im Alleingang nach oben schoss, alleine kann es auch nicht richten. Chawinga wird sowieso heiss begehrt von allen anderen Clubs sein. Die 20-Jährige Malawierin hat sich dennoch 25 Tore zum Ziel gesetzt. Schafft sie das, dann hat Kvarnsveden eine Chance. Aber woher sollen die Bälle kommen?

Also, noch einmal zusammengefasst:

  1. FC Rosengård
  2. Linköpings FC
  3. Eskilstuna United
  4. Piteå IF
  5. Kopparbergs/Göteborg FC
  6. Vittsjö GIK
  7. KIF Örebro
  8. Umeå IK
  9. Kristianstads DFF
  10. Djurgården
  11. Mallbacken
  12. Kvarnsveden

Champions League ohne schwedische Clubs

"Und da machte es popp, popp..." schrieb ein schwedischer Kollege heute. (Foto: Rainer Fußgänger)

„Und da machte es popp, popp…“ schrieb ein schwedischer Kollege heute. (Foto: Rainer Fußgänger)

Beide schwedischen Vertreter sind aus der Champions League ausgeschieden. Bloggerkollege Johan Rydén schrieb, dass in den letzten fünf Jahren nur ein schwedisches Team das Halbfinale dieses wohl bedeutendsten Wettbewerbs für Frauenfußballvereine erreicht hätte und dass man das eigentlich nicht zählen dürfe: Tyresö FF erreichte 2014 gar das Finale in Lissabon und unterlag dort knapp dem VfL WOlfsburg mit 3:4.

Tyresö hatte nur das Finale erreicht, weil es sich um ein finanziell gedoptes Team handelte, dass der Verein bzw. die Aktiengesellschaft, der der Verein das Team übergeben hatte, nicht mehr leisten konnte. Von Februar bis zum Zerplatzen der Seifenblase Ende Mai erhielten die Spielerinnen keine Gehälter.

Schweden ist wieder draußen und woran liegt es? An der Unzulänglichkeit im Kopfballspiel, sagt ein Kolege. Dem widersprach Rosengårds Trainer Marcus Tilly entschieden. Er sagte, dass es im Falle Rosengårds die Spitzenqualitäten von Alexandra Popp gewesen wären, die den Unterschied ausgemacht hätten. Popp sei der Unterschied gewesen, das sagte er auch mir in der nicht vorhandenen Mixed Zone, durch die die meisten Spielerinnen schnell verschwunden waren nach dem 3:3.

Nicht verloren und dennoch ausgeschieden, das ging nicht in die Köpfe der Spielerinnen rein. Tut es nie. Das sagte mir vor ein paar Jahren schon Linda Sällström, als sie noch bei Linköping spielte und man nach einem 2:2 daheim „nur“ ein 1:1 in London geholt hatte. Das sagte mir gestern auch Anja Mittag nach dem Spiel, als ich ihr noch kurz begegnete.

Marta macht das 1:1. Weltklasse seit 12 Jahren.

Marta macht das 1:1. Weltklasse seit 12 Jahren.

Marta soll lange auf dem Platz gesessen haben, niedergeschlagen. Als ich sie nach dem Spiel auf dem Weg aus der Kabine kommen sehe, tröstet sie einen Fan auf Englisch und sagt, dass man es doch nächstes Jahr wieder versuchen könne. Sie (das Mädchen) solle doch nicht weinen und Marta lacht ihr aufmunternd zu. Ich gebe Marta einen leichten Klaps auf den Oberarm und sage, dass es mir leid tut um das Team, gehe weiter. Marta schaut auf, lächelt kurz und nickt und widmet sich dann wieder ihrer Gesprächspartnerin.

Am Abend ärgere ich mich dann über das deutsche Fernsehen. Das ZDF, namentlich die Reporterin Claudia Neumann, berichtet kurz über das Spiel im Aktuellen Sportstudio. In der Anmoderation sagt Katrin Müller-Hohenstein, die bei der Männer-WM noch lasziv mit den Füßen plantschend mit Lukas Podolski im gleichnamigen Becken in Brasilien gesessen hatte und damit ein Musterbeispiel für neutralen Sportjournalismus geliefert hatte, dass der VfL Wolfsburg gegen „so eine Mannschaft aus Schweden“ gespielt hätte.geht’s noch? Als ob man bei den Männern ein vergleichbares Kaliber wie sagen wir Juventus Turin „so ne Mannschaft aus Italien“ nennen dürfte. Wenn Frauen Frauenfußball marginalisieren…

Dann setzt Neumann einen drauf. In ihren 3-4 Minuten zeigt sie uns die Tore und macht Stimmung gegen Marta. Sie habe eine klare Tätlichkeit gegen Martina Müller begangen, sagt nicht, was man normalerweise für Tätichkeiten bekommt, denn das soll sich der aufgebrachte Zuschauer selber denken und stellt dann nach dem Spiel gezielt gerichtete Fragen an Müller, die sich über die böse Marta auslassen soll. Müller tut Neumann den Gefallen und demonstriert Schadenfreude. Unterverstanden wird vermittelt, dass Marta indiskutabel sei und dass Müller & Co. aber glücklich seien, dass man sie jetzt zwei Jahre lang hintereinander in die Schranken gewiesen hätte. Als ob es primär darum gehen würde.

Da tut einem die Spielerin Müller leid, die benutzt wird, den Bericht tendenziös zu machen.

Trainer Ralf Kellermann, Stürmerin Alexandra Popp und auch Martina Müller selber haben übrigens nicht von Tätlichkeit gesprochen. Der VfL sollte sich beim ZDF beschweren für diese unprofessionelle Berichterstattung. Die Pfiffe und Buhrufe gegen Marta in Deutschland werden, das wurde mir gestern Abend leider klar, von den Medien unterstützt und sogar provoziert. Es gibt ja eine gute Geschichte und gute Geschichten geben Quoten. Traurig.

Warum hat Wolfsburg „gewonnen“? Gewonnen haben sie ja nicht, aber warum sind sie verdient weitergekommen?

Popp sagte, dass es den Wolfsburgerinnen klar gewesen wäre, dass den Schwedinnen (naja, so viele Schwedinnen spielen nicht in Rosengård…) so nach 60 Minuten die Luft ausgehen würde und so sei es gekommen. Sowohl im Hinspiel wie im Rückspiel.

Das wiederum liege daran, dass Rosengård eben eigentlich noch in der Vorsaison wäre und erst vier Wettbewerbsspiele inklusive dieses gestrigen, absolviert hätte. Sagt mir Rosengårds Trainer Marcus Tilly.

Sollte man dann nicht ernsthaft über eine Änderung der Saisontermine nachdenken, frage ich Tilly. Er gibt sich hoffnungslos. Naja, darüber rede man ja schon lange und immer wieder, aber leider ohne Resultat.

Ob alles an den unterschiedlichen Fitnessständen, weil einmal Vorsaison und zum anderen mitten drin?

Nein. Es ist mehr. Auch eine Einstellungsfrage. Wolfsburg arbeitet mit einem unerhört aggressiven Pressing, gibt dem Gegner keine Luft zu Atmen und versucht dann (ebenso wie Rosengård) bei Balleroberung schnell nach vorn zu kommen. Während die Wölfinnen aber entschlossen marschieren und JEDEM Ball nachrennen, fiel mir in der Abwehr von Rosengård gestern mehrfach auf, dass gezögert wurde. Kommt die noch an den Ball? Nö, dann muss ich ja vielleicht nicht hinlaufen. Oh Mist, sie kommt dran, sie setzt alles dran und kommt dran, ich muss loslaufen. Und schon ist man zwei Zehntelsekunden zu spät in den Sprint gegangen. Das summierte sich. Es führte nicht zu den Toren. Aber es trägt zur Dramaturgie des Spiels bei. Zum psychologischen Übergewicht.

Pia Sundhage saß gestern in Publikum. Sie soll begeistert gewesen sein von Malmös neuer Stammtorfrau Zecira Musovic. 18 Jahre alt und wohl die kommende Dominatorin im schwedischen Tir. Unglaublich ihre Ausstrahlung und auch ihr Reflex bei einem Schuss von Yuki Ogimi. Weniger begeistert dürfte Sundhage von ihrer derzeitigen Startspielerin Emma Berglund gewesen sein. Fehlpässe im Aufbauspiel, gleich mehrere und sogar unbedrängt.

Alex Popp köpft das 3:2 für Wolfsburg gegen taumelnde Schwedinnen

Alex Popp köpft das 3:2 für Wolfsburg gegen taumelnde Schwedinnen

Auch Lina Nilsson wurde gestern gezeigt, dass internationale Klassespielerinnen wie Popp oder Verena Faißt sie ins Schliddern bringen. Als Popp das 3:2 köpft und neben ihr auch noch Zsanett Jakabfi herangesprungen kommt, sehen sowohl die in der Natio bereits ausgemusterte Amanda Ilestedt wie auch Nilsson aus wie Spielerinnen einer Jugendauswahl gegen einen Champion-League-Sieger.

Anja Mittag hat abgezogen, noch weiß keine, ob das Ding auch reingeht

Anja Mittag hat abgezogen, noch weiß keine, ob das Ding auch reingeht

Vorne stimmte es, da zeigten besonders Anja Mittag und Marta ihre Klasse. Von der angeschlagenen Ramona Bachmann war ich etwas enttäuscht, aber sie ist eben nicht voll fit. Therese Sjögran hat auch schon bessere Spiele abgeliefert. Neben Mittag und Marta sind Rosengårds Pluspunkte Sara Björk Gunnarsdottir, Anita Asante und Musovic. Hätte man die sprungstarke Asante konkret auf Popp ansetzen können?

Wieso kann Popp, die europäische Antwort auf Abby Wambach, zweimal mehr oder minder ungehindert einköpfen, obwohl man darüber intensiv gesprochen hat?

Kopfballspiel ist in Schweden stark vernachlässigt bei den Frauen. In Kopenhagen verlor Linköpings FC gegen eine auf allen Positionen schlechter besetzte Mannschaft, weil man derzeit unter einer akuten Ladehemmung leidet, sich aber auch zweimal bei Flanken in den Strafraum Tore einhandelte. Emma Madsen köpfte gestern das 1:0 für Brøndby, Mariann Gajhede glich aus und in der zweiten Halbzeit spielten die Däninnen mit einer Neunerkette vor dem eigenen Tor. Für den 1.FFC Frankfurt wird Brøndby Kanonenfutter. Es wird zwar kein 12:0 addiert geben wie gegen Bristol City, aber 6:0 addiert sollte drin sein.

Und im Finale in Berlin holt Wolfsburg den Hattrick. Bis dahin ist Lena Goeßling wieder dabei. Denn das sollte man auch erwähnen: Wolfsburg kam weiter, obwohl es auf Schlüsselspielerinnen verzichten musste. Der kader ist breit und ausgeglichen besetzt. Als Popp gestern ihren zweiten Treffer machte, fragte man sich, wen Marcus Tilly nun einwechseln könnte, der das Matchbild verändern könnte. Da saßen überwiegend talentierte Teenager, die in der Liga durchaus im Rahmen dieses Teams eingebaut werden können, auf dem höchsten europäischen Niveau aber nicht mithalten können. Und so blieb es dann auch bei der Einwechslung von Kirsten van de Ven. Wohl auch weil Tilly wusste, dass er nichts mehr hatte außer die Hoffnung auf Marta oder Mittag oder Bachmann. Bachmann bekam tatsächlich in der 94. Minute noch den Ball nach einer Ecke vor die Füße. Vergab kläglich. Hätte sie das Ding reingemacht, wir wären Zeuge eines Fußballwunders geworden – und das vor einer Rekordkulisse von fantastischen 5.700 Zuschauern.

Anja Mittag freut sich auf Wembley

Anja Mittag (rechts) im Duell mit Nilla Fischer (Schweden) am 29.10.2014 in Örebro

Anja Mittag (rechts) im Duell mit Nilla Fischer (Schweden) am 29.10.2014 in Örebro

Die Saison 2014 war individuell sicher eine der erfolgreichsten in der Karriere von Anja Mittag. 21 Tore und elf Assists sprechen eine überdeutliche Sprache und wenn man sieht, dass ihr FC Rosengård den Meistertitel in der Damallsvenskan mit 62 erzielten Toren gewonnen hat, dann war Anja also an rund 52% (!!) aller Tore direkt beteiligt.

Am Sonntag spielt sie zum ersten Mal im Londoner Wembley-Stadion, das mit 55.000 Zuschauern restlos „ausverkauft“ ist. (Wegen Arbeiten an der Jubilee und der Metropolitan Line bei Wembley hat man aus verkehrstechnischen Gründen die Zahl der Tickets auf 55.000 festgesetzt, statt möglicher 88.000, um die An- und Abfahrt der Fans bewältigen zu können.)

Eine Woche vor dem Spiel habe ich mich mit der 113-fachen Nationalspielerin unterhalten.

Warst du überhaupt vorher schon mal im Wembley-Stadion?

„Nein, ich war noch nie im Wembley-Stadion. Toll, dass da 55.000 Leute kommen, aber es wär ja wirklich fantastisch gewesen, wenn die noch mehr Karten verkauft hätten.“

Die Werbung für das Spiel in London war wirklich vorbildlich. Anfang Oktober war ich dienstlich in London und abends auch im Wembley-Stadion zum Männer-Qualifikationsspiel England – San Marino und konnte feststellen, dass man auf LED-Schirmen, aber auch durch wiederholte Stadionansagen deutlich Werbung für das Spiel machte.

Was weißt du über das gegenwärtige englische Team?

„Die Mannschaft hat sich positiv entwickelt und sie haben auch einen neuen Trainer {Mark Sampson],“ sagt Anja Mittag, versteht aber ebensowenig wie ich, warum Anjas englische Mannschaftskameradin Anita Asante nicht mehr im englischen Kader auftaucht. Dabei ist Asante Mitglied des All-Star-Team der Damallsvenskan geworden, eine der drei anerkannt besten Ligen Europas. Vielleicht hat Anita schlechte Karten, weil sie aus dem Kreis der Nationalspielerinnen die einzige ist, die nicht in England und der FAWSL spielt, spekuliere ich?

„Wenn es daran liegt, dann ist das wirklich komisch, denn gerade im Ausland entwickelt man sich doch als Spielerin,“ berichtet Anja. “

„Vor der WM 2011 wollte die deutsche Mannschaftsführung nicht, dass wir im Ausland spielen, weil es unsere Heim-WM war. Aber heute spielen einige in Frakreich und ich in Schweden. Es kommt doch darauf an, dass du in einer sehr guten Liga spielst und da sind Deutschland, Frankreich und Schweden wohl die besten in Europa. In den USA lohnt es sich nicht, zu spielen, weil die Saison einfach zu kurz ist. England ist sicher im Aufwind mit seiner Liga, aber noch nicht so gut wie die besten Drei.“

Weißt du denn noch, wann du zuletzt gegen England gespielt hast, frage ich, und rechne damit, dass sie es nicht weiß. Fußballspielerinnen sind weniger an Statistik interessiert als Journalisten und Fans und kramen so etwas auch nicht vor einem Länderspiel hervor. Nein, Anja Mittag weiß es nicht, aber als ich ihr das Stichwort „Unterhaching 2008“ gebe, da erinnert sie sich dann doch.

„Ja, an das Spiel kann ich mich noch gut erinnern. Das war kurz vor der Olympiade {in China] und danach wurden die Nominierungen durch Silvia Neid bekanntgegeben. Wir hatten nach dem Spiel einen sehr netten Abend, Lira Bajramaj und Celia Okoyino da Mbabi und ich, wir waren damals ja noch ganz junge Spielerinnen.“

Deutschland gewann 3:0 und auch das letzte Spiel etwas mehr als ein Jahr später zwischen den beiden Teams gewann Deutschland, dieses Mal 6:2. Es war das EM-Finale 2009 und Anja saß 90 Minuten lang auf der Bank als auf dem Rasen noch die große Generation der Birgit Prinz, Inka Grings und andere ihre Gala-Abschiedsvorstellung gaben. Es war nicht das letzte Spiel der Birgit Prinz, aber es war vielleicht der letzte große Höhepunkt im Nationaldress.

„Da waren wir durchgehend die bessere Mannschaft und haben das Spiel schon deutlich dominiert, auch wenn es bis zum 3:2 noch spannend war,“ erinnert sich Mittag an das Spiel im Olympiastadion von Helsinki.

In der Damallsvenskan gab es einen großen Durchmarsch. 20 Spiele, 18 Siege und zwei Niederlagen gegen Linköping. Ich fand es irgendwo auch langweilig, dass man vorher schon wusste, wer Meister werden würde und wer absteigt. Lediglich KIF Örebro vermochte zu überraschen. Aber Anja Mittag ist anderer Meinung. Ganz so einfach sei das wirklich nicht, die Damallsvenskan für Rosengård zu gewinnen.

„Ich sehe das nicht so, dass es keine Konkurrenz für uns gibt. Die Spiele gegen Teams wie Örebro, Eskilstuna oder Göteborg, da musst du schon 100% geben und die sind zum Teil auch sehr eng und wie du sagst, gegen Linköping haben wir 2 x verloren.“

Ja, das hatte ich mir als Extrafrage aufgehoben. Nur gegen Linköping setzte es 2014 Niederlagen. Wie konnte das passieren?

„In Linköping haben wir wirklich schlecht gespielt und wer weiß, vielleicht war das beim Rückspiel noch irgendwie in den Hinterköpfen drin. Wir bekamen auch ein frühes Gegentor und dann muss man auch sagen, dass Martin Sjögren Linköping immer sehr gut auf uns einstellt. Unsere Chancenauswertung ist dann auch zu gering gewesen und dafür wird man dann bestraft.“

Selber lief diese Saison wie am Schnürchen für dich. Ich weiß, dass du eine Mannschaftsspielerin par excellence bist und nie einen Erfolg für dich allein reklamieren würdest, aber wenn man an fast 52% der immerhin 62 Tore seines Teams beteiligt ist, dann sagt das doch viel aus über deine Saison. Und möglicherweise auch, dass es dem Team sehr schwer fallen müsste, dich mal zu ersetzen, wenn du verletzt sein solltest?

„Das hatte ich mir noch gar nicht so angeschaut, dass ich in der Liga bei mehr als 50% der Tore direkt beteiligt war. Ja, das ist wohl sicher eine gute Zahl, aber ich finde nicht, dass das Team von mir abhängig ist. Jede Spielerin ist wichtig und wir haben mit Marta, Ramona Bachmann oder Therese Sjögran und anderen viele Spielerinnen, die Tore machen können. Wir sind unberechenbar.“

Vor eineinhalb Wochen gab es in Schweden wieder einen großen Aufschrei, als auf der Fotbollsgalan, die live vom Fernsehen übertragen wird, ausgerechnet der Beitrag rausfiel, der die 200 Länderspiele von Therese Sjögran ehren sollte. In den Medien wurde wild darüber diskutiert, wie hast du das gesehen?

„Ich möchte eigentlich nur sagen, dass ich trotz allem positiv überrascht war, wie viele Männer danach in Zeitungen, aber auch im Internet unsere Seite ergriffen haben und sich für den Frauenfußball eingesetzt haben. Das wäre wohl in Deutschland nicht ganz so gewesen.“

In der Champions League gab es das große Aufeinandertreffen von Lyon und PSG, wo Lyon eigentlich die klar bessere Mannschaft war, aber dennoch verloren hat. LdB FC Malmö hat vor zwei Jahren im Viertelfinale gegen Lyon mit 0:5 und 0:3 verloren. Das muss doch eine Erleichterung sein, dass die nicht mehr dabei sind?

„Von den Mannschaften, die noch dabei waren im Achtelfinale, war Lyon sicher eine, die man nicht unbedingt treffen wollte. Die haben immer einen sehr hohen Spielanteil und sind sehr dominant. Dass sie nicht mehr dabei sind, ist schon eine Erleichterung für uns. Aber im Großen und Ganzen können alle Mannschaften die Champions League gewinnen, Glasgow und Bristol sind vielleicht eher Außenseiter.“

Kann es denn Rosengård mit Wolfsburg aufnehmen oder fehlt da noch Personal oder irgend etwas anderes?

„Ich denke, dass wir es mit Wolfsburg aufnehmen können. Natürlich ist das eine tolle Mannschaft, aber wir sind ein Gegner, den man nicht unterschätzen sollte. Ich würde sehr gerne ein Champions-League-Finale in Berlin spielen.“

Und das wäre dann sehr nah an der alten Heimat Potsdam, eine Stadt, in der du noch dann und wann zu Besuch bist?

„Ich bin immer wieder mal in Potsdam, hab da noch viele Freunde. Und jedes Wochenende schaue ich immer, wie Turbine gespielt hat.“

Marta stürmt mit Anja Mittag

Neun Tage lang gab es im Blog eine Schreibpause, bedingt durch eine Urlaubsreise, aber die wichtigste Personalie wurde erst gestern bekannt: Marta, die wohl immer noch beste Fußballspielerin der Welt, hat einen neuen Verein gefunden. Und es ist weder Avaldsnes IL noch Paris SG, zwei gegensätzliche Clubs, die immer wieder in den Spekulationen vorgekommen waren.

Die 28-Jährige Brasilianerin und fünffache Weltfußballerin wechselt zum schwedischen Tabellenführer FC Rosengård und wird damit die ohnehin schon mit Weltklassespielerinnen wie Anja Mittag und Ramona Bachmann gespickte Offensive noch weiter verstärken. Bachmann war vor einigen Wochen gerüchtehalber mit dem VfL Wolfsburg in Verbindung gebracht worden. Der Champions-League-Sieger sucht händeringend nach Weltklassestürmerinnen.

Nun ist es also im Falle Martas doch Schweden geworden oder geblieben. Malmös  Erling Nilsen erklärte auf der gestrigen Pressekonferenz, auf der Marta bereits im neuen Trikot präsentiert wurde, dass die Brasilianerin durch ihren Agenten Fabiano Farah bereits vor einigen Wochen angeboten wurde, Rosengård habe doch passen müssen, da die Gehaltsvorstellungen jenseits des Machbaren gelegen hätten. Nun aber habe man einen wesenbtlicch reduzierten Gehaltsvorschlag bekommen und darauf habe man sich dann auch geeinigt.

Marta wird zunächst bis zum Ende der Saison unter Vertrag sein. Es gibt eine Option auf weitere sechs Monate. Die schwedische Meisterschaft dürfte, vorausgesetzt, dass alle Stars gesund bleiben, damit eendgültig entschieden sein, denn dass das punktgleiche Örebro gegen diese Offensive bestehen kann, ist kaum anzunehmen. Sollten Marta und Anja Mittag spielerisch zusammenfinden, dürfte Rosengård damit das beste Stürmerpaar der Welt unter Vertrag haben. Eine Flut von Toren und Assists beider Spielerinnen scheint nicht undenkbar zu sein.

Die Verpflichtung ist aber vor allem ein Schritt zur ernsthaften Kandidatur um den CL-Titel 2014/15, denn der VfL Wolfsburg und Paris SG dürften aufhorchen.

7: Topteams geben Punkte ab

Christen Press holt aus zum Tor des Monats gegen Rosengård (Foto: Anders Henrikson)

Christen Press holt aus zum Tor des Monats gegen Rosengård (Foto: Anders Henrikson)

Der siebte Spieltag der Damallsvenskan markiert das Ende des ersten Drittels der Saison. Und alle Topteams gaben Punkte ab.

Meister Rosengård verlor seinen Auftritt bei Champions-League-Finalist Tyresö FF mit 1:2. Verdienter Sieg der Elf, die zum letzten Mal in dieser Formation zusammen spielte. Marta hat die Mannschaft bereits am Donnerstagabend nach dem Finale verlassen und wird nicht mehr nach Tyresö zurückkehren.

Auf dem Feld standen aber die drei amerikanischen Nationalspielerinnen und Vero Boquete. Rosengård begann stark und nach achtzehn Minuten spielte Ramona Bachmann wunderbar auf Elin Rubensson, die mit einem geraden, strammen Schuss der am Sonntag stehenden Tinja-Riikka Korpela keine Chance ließ. Alles schien seinen Gang zu gehen.

Aber Malmö oder Rosengård kam Sand ins Getriebe. Und Tyresö hatte (doppelte Bedeutung) Christen Press. In der 28. Minute bekam sie einen Ball im Strafraum und machte die schwedische Nationalspielerin Lina Nilsson buchstäblich schwindlig und nass. Mit zwei Körpertäuschungen brachte sie Nilsson wie eine Anfängerin aus dem Glechgewicht und zu Fall und verwandelte trocken aus nun schussfreier Bahn zum Ausgleich.

Zwar blieb Rosengård im Spiel und hatte Chancen, meisterlich sah das aber nicht aus. In der 63. Minute wurde dann Caroline Seger für Malin Diaz ausgewechselt Die Umarmungen zwischen Seger und Diaz und Seger und Trainer Tony Gustavsson ließen mehr auf einen unmittelbar bevorstehnden Abschied schließen, offiziell macht Seger jedoch noch einen Monat weiter.

Immer wieder setzte Christen Press die überforderte Amanda Ilestedt unter Druck, die mehrfach ihre Nervosität zeigte und Fehler machte, die Anita Asante ausbügeln musste. Nilsson hatte bereits in der ersten Halbzeit das Nachsehen gegen die 25-Jährige Amerikanerin gehabt, die sich dann in der 85. Minute einen fantastischen Abgang verschaffte. Anspiel, kurze Wende und dann aus 25 Metern der Schuss in den Winkel. Tony Gustavsson hielt es nicht mehr, er rannte vor Begeisterung die Linie rauf und runter, der Sieg war ihm sehr wichtig in diesem wohl letzten Spiel der dann vielleicht doch besten Mannschaft Schwedens, zumindest an diesem Tag. Hungriger wirkte Tyresö, weil sich Press und Boquete mit einem guten Spiel verabschieden wollten.

Wie es jetzt weitergeht: Mittwoch Pokalviertelfinale gegen Umeå daheim, ohne mindestens fünf Leistungsträgerinnen und vielleichtauch ohne Caroline Seger. Dann Linköping auswärts und dann Nacka – Gerichtstermin. Und wohl das Aus, wenn kein Wunder geschieht und Hans Löfgren mit einem Geldkoffer über die Oberfläche des Mälarsees spazieret kommt.

Seger machte aus ihrem Herzen nach dem Spiel keine Mördergrube und sagte dem Fernsehsender TV4Sport, dass sie sich nun überlegen würde wie es weitergeht. „Wenn du die ganze Zeit für jemanden was tust, der seinerseits nichts für dich tust, dann fängst du an nachzudenken. Seit März kriegen wir kein Gehalt mehr.“

Vor dem Spiel überreichte Präsident Hans Lindberg den Spielerinnen Wimpel und auch hier sagte Seger, dass sie sich bei der Übergabe sehr unwohl gefühlt habe und am liebsten weggegangen wäre. „Fünf Monate lang habe ich nichts von ihm gehört und dann kommt er und will uns Wimpel überreichen.“

Im zweiten Spitzenspiel teilten sich Eskilstuna und Linköping die Punkte und weiter überzeugt der Aufsteiger aus Eskilstuna vor allem mit solider Abwehrarbeit. 1:1 hieß es am Ende vor 1.500 Zuschauern.

Nach dem Sieg bei Abstiegskandidat Jitex gewann AIK am Sonntag auch gegen Piteå. Dieses Mal 2:1 und AIK entfernte sich damit sogar von den Abstiegsplätzen.

Kristianstad schlug Umeå durch einen von Linnéa Liljegärd in der ersten Minute erzielten Treffer mit 1:0.

 

Rosengård und Göteborg

Paula Radtke im Gespräch mit ffschweden (Foto: Anders Henrikson)

Paula Radtke im Gespräch mit ffschweden (Foto: Anders Henrikson)

Wenn man nach nur einem Spieltag eine Tendenz erkennen kann, was natürlich NICHT der Fall ist, aber wenn, nur mal angenommen, dann hießen die Favoriten der Saison 2014 eindeutig FC Rosengård und Kopparberg/Göteborgs FC.

Rosengård (zum letzten Mal: früher LdB FC Malmö) ging als Erster ins Rennen, auswärts bei Aufsteiger AIK und für schwedische Verhältnisse zur ungewöhnlich frühen Stunde: 12.30 Uhr Anstoß. Grund: AIKs Männermannschaft war um 15.00 Uhr in der gut einen Kilometer entfernten Friends Arena angesetzt gegen Örebro und man wollte sich nicht im Wege stehen bzw. hoffte, dass ganz Fußballverrückte zuerst zu den Frauen und dann zu den Männern gehen würden. Naja, so ganz haute das dann doch nicht hin: 466 sahen die Frauen 0:4 gegen Rosengård verlieren und 15 873 (34 mal so viel) sahen das 1:1 der Männer gegen Örebro.

Anja Mittag, Sarah Mellouk, Ramona Bachmann und Paula (Kathleen) Radtke schossen die Tore für den Meister, der sich noch besser einspielen muss, da war vieles noch nicht überzeugend, nicht ineinander verzahnt, aber die überragenden Einzelpielerinnen kriegen es dann doch irgendwie hin und zwar so, dass man sich nie fragte, ob hier etwas anderes als die gesetzte Auswärts-2 herauskommen könnte.

Später hatte es das umgekrempelte Göteborg auswärts mit Vittsjö zu tun, schon schwieriger die Aufgabe und die von Malmö nach Göteborg gewechselte Manon Melis schickt mit ihrem Hattrick zu Beginn eine Ansichtskarte nach Malmö. Natürlich ist der Wechsel von der einen (Melis) zur anderen (van de Ven) in Malmö nicht einfach nur ein Wechsel, sondern eine Schwächung. Nicht weil van de Ven keine gute Fußballerin wäre oder es an Ehrgeiz mangeln ließe. Aber Melis ist halt Weltklasse, wenn sie gut drauf ist und bei Kirsten van de Ven weiß man momentan nicht einmal, wann sie spielen kann. Statt einer Klassebank mit Spielerinnen wie Katrine Veje oder Yoreli Rincon setzt man jetzt auf eigene Talente und das mag richtig sein. Sarah Mellouk, gerade erst 15 Jahre und acht Monate alt, deutete das an. Spielte von Beginn und machte ein Kopfballtor und hatte ein paar gute Szenen. Auch Anja Mittag, Therese Sjögran und Paula Radtke gefielen, Thora Helgadottir gab bei den wenigen Bällen Rückhalt und Anita Asantes Zweikampfstärke wird Rosengård noch viel Freude machen, auch wenn AIK:s talentierte Ex-Malmöerin Sarah Storck ihr wenigstens einmal ganz schön auf der Nase herumtanzte, also bildlich gesprochen.

Neunationalspielerin Emma Lundh sah das alles von der Tribüne aus. Knieprobleme. „Ich bin magnetgeröngt worden, kriege das Ergebnis morgen. Irgendwas knackt im Meniskus,“ sagte mir die Stürmerin nach dem Spiel. Auch die Routine von Maija Saari, der Mannschaftskapitänin der finnischen Nationalmannschaft wird AIK neben Malin Levenstad gut tun. Aber eben erst in einem Monat.

„Teilweise waren wir nur zu zehnt beim Training und haben mit ein paar Jungs aufgefüllt,“ erzählte mir Paula Radtke nach dem Spiel. „Jetzt sind endlich alle wieder von ihren Nationalmannschaften zurück, das merkte man heute schon, dass die Abstimmung noch nicht da ist.“

Dass 79,5% der Experten Rosengård als Meister sehen, belastet Radtke nicht: „Das war ja schon letztes Jahr bei Tyresö so. Göteborg und Linköping ist das natürlich schon Recht, dass wir die Favoriten sind und sie so den Druck von sich nehmen können.“

Ob man sich denn bei vier Spielerinnen mit Muttersprache Deutsch auch mal auf Deutsch unterhalte, will ich noch wissen.

„Hast du was gehört vom Spielfeld?“ fragt Paula zurück. „Manchmal rufen wir uns tatsächlich auch auf dem Platz was auf Deutsch zu, das ist ja dann schon fast Geheimsprache. Aber bei uns wird meist Schwedisch gesprochen. Ab und an erklärt der Trainer auch mal was auf Englisch.“

Sie hat ihren Platz gefunden, die Deutsche, die vom USV Jena kam. Anfangs waren viele, auch ich skeptisch, ob Paula Radtke sich beim schwedischen Topclub würde durchsetzen können, aber sie zeichnet sich durch hohe Professionalität aus und ist sehr flexibel einsetzbar, was natürlich ein großes Plus für Trainer Eidevall ist.

Göteborg und Rosengård führen die Tabelle an nach den ersten fünf Spielen. Mehr zu den anderen drei Begegnungen in einem späteren Post heute.

 

 

Damallsvenskan 2014: Mein Tipp

Upptakt29Morgen in zwei Minuten beginnt die neue Saison der Damallsvenskan auf Skytteholms IP, wenn der umgetaufte Meister FC Rosengård beim Fahrstuhlteam und wieder mal Aufsteiger AIK in Solna zu Gast ist.

Wie geht sie aus, die neue Saison? Alle Antworten darauf gibt es schon hier und heute. 🙂

1. FC Rosengård

Vergangenes Jahr noch ein Zweikampf, in diesem Jahr ein Durchmarsch. Man hat zwar eine Handvoll Spielerinnen abgegeben und sich eigentlich nur mit Anita Asante wirklich verstärkt, aber der Kader von Thora Helgadottir bis Anja Mittag enthält so viel Klasse und Potential, das ähnlich wie in der deutschen Männerbundesliga nach zwei Dritteln der Saison die große Langeweile eintreten wird, was den Meistertitel angeht. Ramona Bachmann ist die wohl beste Spielerin der Liga und eine der Weltbesten, ein Rätsel, warum die FIFA sie noch nie unter die Top 10 nominiert hat oder aber ein Zeichen von Inkompetenz.

2. Linköpings FC

Langfristig wird derzeit in keinem Club in der Liga so klug geplant wie in der Provinzhauptstadt von Östergötland. Trainerfuchs Martin Sjögren und Vereinsboss Anders Mäki haben eine Ansammlung von Talenten, wie es sie nirgends in Skandinavien an einem Ort konzentriert gibt. Zwar ist der kommende Weltstar Pernille Harder verletzt (Ermüdungsbruch im Fuß) und Linda Sällström ist in der Reha nach ihrem dritten (!) Kreuzbandriss innerhalb von zwei Jahren, aber aus einer von Routinier Charlotte Rohlin angeführten Abwehr mit der wohl besten Torhüterin der Liga (Katie Fraine, in vielen anderen Ländern stünde sie als Nummer 1 in der Natio) hinter sich, kommt der LFC mit viel Kreativität. Kristine Minde dürfte der interessanteste Neuzugang der Liga sein und die Holländerin Renée Slegers hatte eine Traumsaison. Wiederholt sie die, dann muss auch Rosengård sich vorsehen.

3. Kopparberg/Göteborgs FC

Wohl nur noch Lokalrivale Jitex Mölndal hatte so viele Abgänge zu verzeichnen: Die Hammarströms hörten auf, Jessica Landström verschwand sang- und klanglos (wohin eigentlich?), Anita Asante zog nach Malmö (ihre Entscheidung fiel schon, als man Christen Press fast widerstandslos ziehen ließ, wie sie mir sagte). Dennoch hat der neue Coach Stefan Rehn mit Hilfe von Sponsor und Vereinsboss Peter Bronsman die Verluste nahezu ausgeglichen. Loes Geurts im Tor, Lieke Martens und Manon Melis machen das Team zu einem Mini-Holland. Hinter Göteborg beginnt das Mittelfeld, das sich weit runter streckt.

4. KIF Örebro

Nach einer guten Vorsaison und mit Blick auf einen insgesamt ausgeglichenen Kader hat Örebro gute Chancen auf die beste Platzierung seiner Geschichte. Die Martinkova-Zwillinge im Mittefeld, vorn mit Sarah Michael die beste Targetstürmerin der Liga und Sanno Talonen, die zuletzt fünf Länderspieltore in zwei Begegnungen für Finnland machte, das alles spricht für eine Platzierung in der oberen Hälfte.

5. Umeå IK

Auch in Umeå wird (wie in Linköping) auf die Jugend gesetzt. Heißt der Star dort Harder, so ist es hier Lina Hurtig, die 18-Jährige hat ihren Vertrag trotz eines Angebots von Paris SG bei den Nordschwedinnen verlängert und will sich noch etwas in der Heimat entwickeln, bevor sie den Schritt ins Ausland tut. Zusammen mit Jenny Hjohlman wird sie nach vorn für viel Kraft sorgen, während hinten die nach ihrem Kreuzbandriss genesene Emma Berglund die Abwehr zusammenhält.

6. Vittsjö GIK

Das Mini-Schottland in Skåne (siehe Interview mit Sofie Andersson) hat sih endgültig in der Liga etabliert. Jane Ross würde Anja Mittag den Titel als Torschützenkönigin streitig machen können, wenn sie noch mehr Klasse um sich hätte, aber die gute und fruchtbare Arbeit von Coach Tomas Mårtensson führt das Team dennoch zu einem guten sechsten Platz.

7. Eskilstuna United

Der Überraschungssieger der ersten Auflage der Elitettan hat mit einer lokalen Bank einen guten Sponsor gefunden und sich hervorragend verstärkt. Mit einer Abwehr aus lauter Nationalspielerinnen (Annica Svensson, Sara Thunebro auf den Außenbahnen und dem irischen Duo Louise Quinn und Vaila Barsley in der Mitte, deren Stärke unlängst selbst die deutsche Nationalmannschaft zu spüren bekam) haben sie eine solide Grundlage, auf die sich aufbauen lässt. Kann die kamerunische Nationalspielerin und Torjägerin Gaelle Enganamouit ihren Trend aus der Vorsaison fortsetzen, dann wird Eskilstuna für mehr als eine Überraschung sorgen.

8. Kristianstads DFF

Kaum etwas hat sich im Kader zur Vorsaison geändet bei Beta Gunnarsdottir. Die isländische Filiale ist ins Stocken gekommen und die Schwangerschaft von Margrét Lara Vidarsdottir ist schön für sie, aber ihre dadurch bedingte Abwesenheit für die Mannschaft ein herber Verlust. Vieles hängt davon ab, ob Megatalent Marija Banusic den Durchbruch schafft. Im Vorjahr war sie immer wieder leicht verletzt und fiel alle paar Wochen für ein paar Spiele aus. Gunnarssdottir sprach auf dem Pressetreff am Dienstag beiläufig von „Mädchenproblemen“ und der Hoffnung, in diesem Jahr davon verschont zu bleiben. Ob es sich da um Beziehungsprobleme handelte oder Cliquenbildung, ließ sie dahingestellt, aber offenbar war da am Betriebsklima nicht alles in Ordnung. Platz 8 für Kristianstad, das auch ökonomisch zumindest leicht wackelt.

9. Piteå IF

Sie haben immer noch Faith Ikidi, die beste Abwehrspielerin Afrikas und der Damallsvenskan. Aber eine Reihe wichtiger Spielerinnen hat den Norden verlassen, nicht zuletzt Sofie Persson, die manchmal etwas unscheinbare Klassespielerin im Mittelfeld. Gespannt bin ich auf die Saison von Jungtorhüterin Hilda Carlén, die vom Zweitligisten Hammarby kam. Schweden braucht dringend Nachwuchs auf der Nr 1 in der Natio, die mit Hedvig Lindahl nicht erstklassig besetzt ist und das seit Jahren.

10. AIK

Die Fahrstuhlmannschaft der letzten Jahre schafft den Verbleib im Oberhaus. Norwegische Torhüterin und Malin Levenstad als Stabilisatorin in der Innenverteidigung. Mit Finnlands Maija Saari habe ich Dienstag noch kurz gesprochen, sie ist vielleicht im Mai wieder dabei (Kreuzbandriss 2013) und dann hätte AIK ein richtig gutes Paar in der zentralen Abwehr. Ich traf Malin und Maija zu einem längeren Gespräch im Februar und stellte schon da die Frage, wer denn die Tore machen soll und Levenstad nannte die hochtalentierte, aber sehr verletzungsanfällige Sarah Storck und natürlich Neunationalspielerin Emma Lundh („die beste, mit der ich je Fußball gespielt habe“, sagte mir einmal Potsdams Gudbjörg Gunnarsdottir VOR ihrer Zeit in Deutschland). Aber nach vorn wird es dennoch schwierig.

11. Jitex Mölndal BK

Abstieg jetzt mit einer komplett ausgewechselten Mannschaft, in der nun hauptsächlich Spielerinnen stehen, die aus der zweiten Liga gekommen sind. Finanzielle Probleme bis zuletzt, aber nun auf einmal zwei Sponsoren (ein Badmodenhersteller und die Gemeinde, die auch die Namensänderung in letzter Minute veranlasste). Filippa Curmark und Co. werden Erfahrung sammeln und im nächsten Jahr, wenn sie denn zusammenbleiben, in der Elitettan aufräumen. Und mit neuen Sponsoren kommen vielleicht noch einige etablierte Gesichter hinzu. In diesem Jahr jedoch hat man mit diesem Mädchenkader keine Chance.

12. Tyresö FF

Fast kein Kommentar nötig. Christen Press, Whitney Engen, Meghan Klingenberg, Marta, Carola Söberg und Caroline Seger gehen schon nach wenigen Spielen und am 5. Juni trifft man sich wieder vor dem Amtsgericht Nacka. Champions-League-Sieg am 22. Mai in Lissabon und danach die Explosion. Konkurs. Herausnahme des Teams aus dem laufenden Spielbetrieb nach rücksichtslos, verantwortungsloser Politik von Vereinspräsident Hans Lindberg und dem starken Mann im Hintergrund, Hans Löfgren. Noch ist es nicht sicher, aber ich glaube nicht mehr an das noch unbekannte afrikanische Land, das mit vier Millionen Kronen netto jährlich das Team wieder ins Gleichgewicht bringen soll. Ach ja, und Tony Gustavsson dürfte sehr gute Chancen haben, Nationaltrainer der USA zu werden.

 

ffschweden im Gespräch mit: Lotta Schelin

Lotta01Lotta Schelins Karriere habe ich über die Jahre hinweg beobachtet. Ich sah sie als junge Spielerin bei Kopparberg/Göteborgs FC, einem Verein, der zu ihren Zeiten im oberen Mittelfeld der Liga spielte, für den sie aber Tor um Tor schoss. International ließ ihr Durchbruch auf sich warten. Ich war überzeugt, dass er irgendwann kommt und nach einem Spiel bei Hammarby, bei dem sie beide Tore schoss, habe ich sie mit Thierry Henry verglichen. Das Tabu sozusagen gebrochen. Dass man nicht vergleichen darf. Umso erleichterter war ich, als ich später in einem Interview las, dass Lotta Schelin eine DVD besitzt, auf der weit über hundert Tore Henrys hintereinander geschnitten sind.

Zum ersten Mal mit ihr geredet habe ich dann 2007 im November. Es war nach dem Spiel Schweden – Dänemark im Råsunda-Stadion von Stockholm. Schweden qualifizierte sich in einem Play-Off für die Olympischen Spiele in China im Jahr darauf. Schon da fiel sie mir als angenehme Gesprächspartnerin auf, es war kein Interview, wir waren in der Mixed Zone und sprachen knapp 20 Minuten angeregt über die abgelaufene Saison, die Olympiade und die Zukunft des Frauenfußballs.

In Deutschland zweifelte man immer an ihrem möglichen Durchbruch zum Weltstar, den ich erhoffte, weil ich das große Talent der damals 23-Jährigen schon mehrfach mit eigenen Augen auf den Fußballplätzen der Damallsvenskan hatte sehen können. Sie ging nach Frankreich zu Olympique Lyon, eine Entscheidung, die viele kritisierten, auch ich war sehr skeptisch, ob das der richtige Schritt sein könnte, denn Lyon war zwar ein gutes Team, aber viel zu überlegen in Frankreich und um sich als Fußballspielerin zu entwickeln, brauchte man regelmäßige Spiele gegen die Besten, glaubte ich.

Lotta Schelin behielt Recht, sie gewann zahlreiche Meistertitel mit Lyon und nach zwei verlorenen Duellen mit deutschen Mannschaften in der Champions League, holten sie sich dann auch den Titel und niemand zweifelte mehr daran, dass Lyon Europas beste Mannschaft ist. Lotta entwickelte sich zu einer der Leistungsträgerinnen dieser Mannschaft und in Schweden immer mehr zur Führungsspielerin der Nationalmannschaft.

Lotta2Im Februar 2013 traf ich sie kurz in der Friends Arena, in der die Natio trainierte, weil Pia Sundhage den Traum, hierhin zu einem EM-Finale zurückzukehren, nähren wollte. Es wurde nichts draus, wie wir alle wissen.

Tiffany Weimer, Chefredakteurin von OurGameMagazine und gleichzeitig Spielerin beim dänischen Fußballclub Fortuna Hjørring kontaktierte mich, und fragte, ob ich nicht ein langes Interview mit Lotta machen könne, im Vorfeld der EM. Sie selber hätten vergeblich aus den USA versucht, in Kontakt zu kommen.

Ich besaß lediglich Lotta Schelins alte, schwedische Handynummer, hatte aber unverschämtes Glück. Über eine gute Freundin der Nationalspielerin kam ich dann doch in Kontakt und als ich dann schließlich eine Mail aus Lyon bekam mit dem ok und einer französischen Handynummer, jubelte ich innerlich. Wir mussten dann mehrfach verschieben, aber irgendwann Anfang Mai war es dann soweit und aus unserem ca. 45-minütigen Gespräch entstand der Artikel für OurGameMagazine, den ich hier jetzt erstmals auf Deutsch, leicht gekürzt, veröffentliche.

Lotta Schelin. Stürmerin. 29 Jahre alt. Geboren in Trångsund, außerhalb von Stockholm, aber aufgewachsen in Göteborg. Jetziger Verein: Olympique Lyonnais, nach Ansicht vieler Experten die beste Frauenfußballmannschaft der Welt.

Lotta Schelin. 118 Länderspiele für Schweden. 51 Tore. Dreifache Gewinnerin des „Diamantballs“ für die beste schwedische Spielerin des Jahres. Zweifache Gewinnerin der Champions League. Fünffache französische Meisterin. Notorische Torschützin. Sehr schnell, technisch, elegant, gefährlich.

Es gibt wenig Zweifel daran, dass Lotta Schelin gegenwärtig zu den besten Fußballspielerinnen der Welt gehört und sie spielt für eine Mannschaft, in der sich viele gar nicht erinnern können, wann sie zuletzt verloren haben. „Ich glaube, irgendwann 2010,“ sagte Lotta in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen im März als Lyon nach einem vernichtenden 5:0 Sieg gegen das schwedische Topteam LdB FC Malmö auch das Rückspiel mit 3:0 gewann, ein Spiel, bei dem Lotta das 1:0 auf sehr typische Weise erzielte. Ein perfekter Pass von Camille Abily und Lotta bewegt sich schnell und scharf wie eine Rasierklinge durch die Malmöer Abwehr und legt den Ball lässig und elegant in die Ecke des von Thora Helgadottir gehüteten Tores.

Obwohl man zusammengerechnet 0:8 verloren hatte, gab es viele, die behaupteten, dass man gar nicht so weit weg gewesen sei vom französischen Gegner, dass der Unterschied nicht so groß sei, wie das Ergebnis glauben lässt. Als ich ein paar Wochen nach den Spielen mit der Schweizer Stürmerin Ramona Bachmann redete, hob sie hervor, dass der größte Unterschied zwischen Malmö und Lyon der Umstand sei, dass Lyon jetzt eine Mannschaft habe, die mehrere Spielzeiten zusammen gewesen wäre.

Ist es so einfach, dass Lyon eine Reihe von Weltklassespielerinnen hat, die ein paar Jahre zusammen gespielt haben oder steckt doch mehr dahinter? Ich fragte Lotta Schelin.

„Ja, ich denke, dass das einer der Gründe ist. Aber ich glaube, dass ein weiterer Unterschied ist, dass wir so viele Nationalspielerinnen auf dem allerhöchsten Niveau haben. Das bedeutet, dass wir unsere Startformation ändern können, so dass jeder mal spielen kann und die Möglichkeit bekommt, auszuruhen, wenn es mal nötig ist. Solche Sachen sind wichtig. Ich glaube auch, dass wir viele Topeigenschaften haben. Wir haben technische Fähigkeiten, wir sind sehr schnell, wir haben Spielerinnen, die Tore machen können, wir sind bei Kopfbällen sehr gut. Ich glaube, das ist wirklich speziell und wenn du alle diese Teile zusammenbekommst, dann hast du eine wirklich gute Mischung.“

Lotta3Als du nach Frankreich gekommen bist, war die Mannschaft noch nicht so gut wie heute. Was hat euch an die Spitze gebracht?

„Ich geb dir Recht,“ sagt Lotta. „Wir waren noch nicht so weit, noch nicht. Wir hatten ein paar Probleme in der Abwehr. Wir haben nicht auf demselben Niveau gespielt damals, hatten Hochs und Tiefs. Heute denke ich, dass wir ein sehr hohes Niveau haben, auch in der Abwehr. Ich glaube, die letzte Zutat, die wir brauchten, war unser Trainer Patrice Lair. Er kam, änderte ein paar Dinge und er brachte auch ein paar Spielerinnen mit. Französische Spielerinnen auf einem hohen Niveau. Anstatt acht oder neun ausländischer Spielerinnen, hatten wir auf einmal nur noch drei. Patrice kam und hat allen Spielerinnen Druck gemacht, selbst denen, die glaubten, sie hätten sichere Plätze in der Startelf. Louisa Necib zum Beispiel, sie war eine Startspielerin, aber sie hatte so viel mehr zu geben. Sie hat sich unter Patrice um einiges weiterentwickelt, weil er Druck gemacht hat und es ihr ermöglichte, ihren besten Fußball zu spielen. Das heißt natürlich nicht, dass Farid Benstiti, der Lyon neun Jahre vorher trainiert hat, kein guter Trainer war. Aber das Team brauchte vielleicht einen Neuen. Patrice ist ein ganz besonderer Mensch. Er verlangt unglaublich viel von seinen Spielerinnen. Und ich denke, das war das letzte Puzzleteilchen, das wir brauchten, um ganz nach oben zu kommen.“

Wir sprechen über den Beginn in Frankreich und die Kritik am Wechsel dorthin aus Schweden.

„Nach meinen Gesprächen mit Lyon war ich sicher, dass die wirklich etwas bewegen wollten. Die investierten einiges, nicht nur um weiterhin die beste Mannschaft in Frankreich zu sein, sondern um die beste Mannschaft Europas zu werden. Sie mochten Spielerinnen aus den nordischen Ländern und in meinem Fall war es gut, dass ich aus Schweden kam und eine ordentliche Torproduktion zu dieser Zeit. Sie mochten die nordeuropäische Mentalität, die diese Spielerinnen mitbrachten. Heute, nach viereinhalb Jahren und dem Erfolg, den das Team gehabt hat, ist es wohl klar, dass ich sehr glücklich bin, 2008 diese Entscheidung getroffen zu haben.“

Nicht nur Olympique Lyon hat sich seitdem verbessert, auch andere Teams wie Juvisy, Montpellier oder Paris Saint-Germains haben sich zu den besseren Mannschaften des Kontinents gesellt. Obwohl es Lotta Schelin wichtig ist, zu unterstreichen, dass selbst Paris ihrer Mannschaft – bisher – noch nicht richtig auf den Pelz gerückt ist.

In Frankreich zu leben und zu spielen, hieß auch, sich an eine neue Sprache und Kultur zu gewöhnen. Was den Fußball angeht, auch eine andere Art, das Spiel zu spielen. Lotta erklärt mir, dass es eine Weile gedauert hat, dass man in Frankreich erwartet, dass eine Stürmerin den Ball mit dem Rücken zum Tor des Gegners annimmt, während man in Schweden Wert darauf legt, dass man in Torrichtung steht.

Ein weiterer Unterschied war die Berichterstattung der Medien über Frauenfußball, wenigstens am Anfang. In einem schwedischen Radioprogramm im Sommer 2012 erwähnte Lotta Schelin eine Fernsehreportage, die sie zusammen mit Mitspielerinnen machen sollte. Der Journalist bat sie, in einem Einkaufszentrum durch ein paar Geschäfte zu bummeln, was Lotta eigentlich nicht wollte, dann aber doch tat. Als der Beitrag gesendet wurde, sagte der Reporter, dass obwohl sie Fußballspielerinnen seien, würden sie natürlich gerne das tun, was jede Frau gern tut – shoppen. Ich spreche sie darauf an und sie erzählt mir, dass sich das geändert hat.

„Ja, das war vor ein paar Jahren. Die mussten auf etwas Bezug nehmen, dass ihnen vertraut war, weil sie noch nicht so viel über uns wussten. Heute finde ich, dass es viel besser ist. Die Journalisten in Frankreich wissen, dass wir die beste Mannschaft Europas sind und bei Interviews geht es mehr darum, was wir auf dem Platz leisten. Aber das kann auch schon wieder passieren. Damals dachte ich, dass es so falsch war, uns in diesen Kontext zu stellen.“

Immer wenn man dich sieht oder auch trifft, bist du sehr freundlich, nett und aufmerksam. Ich frage mich, was dich wütend machen kann und ob das überhaupt möglich ist?

„Naja“, antwortet Lotta Schelin und lacht. „Es gibt wirklich eine Menge Dinge, die mich wütend machen können. Etwas, das mich wirklich in Gang setzt, das ist Ungerechtigkeit. Ungerechtigkeit in jeder Form. Dann Dinge, die die Rolle der Frau in der Gesellschaft betreffen oder wenn Menschen schlecht behandelt werden. Armut. Aber Ungerechtigkeit ist wirklich etwas, das mich wütend macht. Die französischen Spielerinnen in unserem Team besuchen oft Schulen und treffen junge Mädchen und gerade letzte Woche war ich auch in einer Schule und wir haben über das Recht auf Gleichberechtigung mit den jungen Mädchen gesprochen. Das ist wirklich etwas Gutes, das wir ab und zu machen können.“

Wir sprechen über den bevorstehenden Sommer, die EM in der Heimat und das Faktum, dass Lotta überall auf den Titelseiten und in den Fernsehprogrammen zu sehen ist. Ob das zwar stressig, aber nicht auch eine schöne Anerkennung sei, will ich wissen.

„Ich versuche, es tatsächlich so zu sehen. Dann setzt es mich natürlich auch ganz schön unter Druck und auch wie Pia über mich gesprochen hat, hat Druck auf mich gelegt, aber ich versuche wirklich, es so zu sehen wie du sagst. Ich habe so viele jahre gespielt und so viel von mir selber gegeben. Ich sehe das positiv. Ich hoffe, das wir gut vorbereitet sein werden, daran hab ich eigentlich keinen Zweifel. Hoffentlich können wir diesen Sommer etwas Herrliches schaffen. Für uns, aber auch für den Frauenfußball allgemein.“

[…]

In einer Talskhow mit dem norwegischen Fernsehmoderator Frederik Skavlan ist Lotta eine intelligente und humorvolle Gesprächspartnerin und ich finde, sie hat den Frauenfußball auf die bestmögliche Weise vertreten. Du musst eine große innere Stärke haben, all das so zu schaffen. Auf dem Platz, aber auch in den Medien. Woher kommt das?

„Ich bin menschlich in jeder Hinsicht,“ lacht sie. „Ich bion aktiv in einem Sport, der sehr viel Hier und Jetzt passiert. Es ist sehr schwer, auf alten Lorbeeren zu ruhen. Ich denke, dass ich durch das älter werden viele Erfahrungen gesammelt habe und mit dem Hintergrund was ich in den letzten Jahren erreicht habe, weiß ich, dass du Sachen schaffen kannst, solange du gut in Form bist. Und ich hab auch gelernt, dass es meist gut wird, wenn ich mein Bestes gebe.“

„Du kannst immer alle Situationen analysieren und überlegen, was du hättest noch besser machen können oder was du beim nächsten Mal besser machen musst. Aber ich denke, dass das Wichtigste ist, dass du mit dir selber klarkommst. Dass du weißt, was du tun kannst. Dann kannst du auch sagen, oh, das heute war nicht gut. Damit hab ich kein Problem. Diese Leistung bin nicht ich, das ist nicht Lotta, nicht einmal die Fußball-Lotta. Es ist sehr wichtig, dass du das trennen kannst. Ich habe kein Problem, meine Leistung zu diskutieren, aber das bedeutet nicht, dass ich keine gute Fußballspielerin bin. Ich weiß, dass ich ein gewisses Potential habe. Du wirst immer weniger gute Spiele machen, eine weniger gute Saison spielen, aber es wichtig, dass du Abstand dazu haben kannst.“

Mit diesem Denken hat Lotta auch eine Strategie für das Kämpfen gegen die Migräneanfälle entwickelt, die sie seit Jahren quälen?

„Es war total wichtig für mich, diese Diagnose zu bekommen, Wissen über die Krankheit anzusammeln und wissen wie ich mich verhalten kann. Wenn du weißt, woran du leidest und wenn es möglich ist, etwas dagegen zu tun, wird es viel einfacher. Ich habe immer noch schlechte Tage, aber ich habe gelernt, wie ich damit umgehen kann. Ich weiß zum Beispiel, dass ich bestimmte Sachen beim Kopfballtraining nicht machen darf. „

Bisher bist du das Gesicht der kommenden EM. Welche anderen Spielerinnen können ebenfalls in den Mittelpunkt rücken?

 “Da gibt es viele. Camille Abily zum Beispiel, meine Mitspielerin aus Lyon. Sie ist eine der besten Fußballerinnen Europas. Wendy Renard, Innenverteidigerin. Schwer jemand zu finden, der auf ihrem Level spielt. Und natürlich gibt es andere. Einige die in Schweden spielen. Manon Melis und Anja Mittag zum Beispiel.”

 Wir beenden unser langes Gespräch, in dem wir etwas über die private Lotta reden. Welche Musik sie mag, welche Serien sie sich anschaut. Während ihres Radioprogramms im Sommer 2012 spielte sie vorwiegend ruhige Popmusik, oft mit Sängerinnen. Florence & The Machine war dabei, Birdy. Und Bruce Springsteen mit “Paradise” einem langsamen Stück von seinem Album “The Rising.”

 “Ich bin nicht wirklich gut darin, meine Musik upzudaten,” gibt sie zu. “Vor kurzem hab ich Musik von [Caroline] Seger bekommen, sie ist der DJ der Nationalmannschaft, wenn du so willst. Vor Spielen hören wir oft R’n’B, uptempo-Stücke. Ich höre so ziemlich alles, aber wie du gesagt hast, wenn ich selber höre, ist es oft ziemlich ruhige Musik.”

 In ihrer Freizeit in Lyon geht sie gerne auswärts essen und Lotta weist darauf hin, dass es in der Stadt, in der sie lebt, wirklich sehr gute Restaurants gibt. “Ich bin sehr gerne zu Hause und koche da. Aber ich kann auch sozial sein, bin jemand der gern andere trifft und draußen Spaß hat. Es gibt nicht so viele Partys, vielleicht mal, wenn wir etwas gewonnen haben.”

 In einem Interview für das amerikanische Studio 90 des amerikanischen Fußballverbands US-Soccer zusammen mit Hope Solo, hast du mal gesagt, dass du gerne Desperate Housewives siehst. Siehst du gerade irgendwelche Serien?

 “Es gibt tatsächlich recht viele. Besonders, wenn du so wie wir, viel in Bussen, Zügen oder Flugzeugen unterwegs bist, wir haben immer sowas dabei. Im Moment schaue ich Dexter, die Sopranos und Girls, aber es gibt nicht den Favoriten.”

 Es ist fast Zeit, dieses lange Interview mit Lotta Schelin zu beenden. Zwei Fragen stehen noch auf meiner Liste.

 Wo ist der Frauenfußball in zehn Jahren?

 “Ich glaube wirklich an den Frauenfußball,” antwortet Lotta. “Ich bin zum Beispiel fünf Jahre hier in Lyon gewesen und ich hab gesehen, welche Entwicklung dieses Projekt genommen hat. Jetzt haben andere Vereine reagiert. Jemand von der FIFA hat gesagt, dass man den Männerfußball nicht mehr so groß weiterentwickeln kann, dass der Frauenfußball aber sehr viel Potential hat. Da gibt es noch so viel zu tun und so viel zu erreichen. Wenn die großen Clubs mehr investieren, werden wir eine positive Entwicklung haben. Schau dir Lyon an. Wir gehören zu den besten Teams der Welt und das Vereinslogo geht um die Welt. Die schwedische Liga steht auf sehr soliden Füßen. Eine Sache, die wir überlegen solten, wäre die Spielzeit an Frankreich und Deutschland anzupassen, um dieselbe Mannschaft in einer Champions-League-Saison behalten zu können und somit besser vorbereitet in die Viertelfinals zu gehen, aber ich finde, dass die Damallsvenskan ein recht ausgeglichenes Niveau hat.”

Und wo wird Lotta Schelin in zehn Jahren sein?

“Wo ich in zehn Jahren bin? Naja, wahrscheinlich werde ich nicht mehr Fußball spiuelen. Schwer zu sagen, aber ich glaube, ich werde wieder in Schweden sein. Ich hab daran gedacht mit einer guten Freundin ein Café zu eröffnen. Sehr wahrscheinlich werde ich Verbindung zum Fußball haben. Ich werde immer auf die eine oder andere Weise mit Fußball zu tun haben.”

Malmö noch nicht reif

Die beiden Spiele (1:2, 1:3) gegen den VfL Wolfsburg haben es gezeigt: LdB FC Malmö ist noch (lange) nicht reif, eine große Rolle in Europa zu spielen.

Sicher, im Hinspiel versemmelte man eifrig Chancen und auch am Mittwochabend hätte wieder einmal Manon Melis dem Spiel einen anderen Verlauf geben können. Aber seien wir dennoch ehrlich: Die kurze Phase Malmös in der zweiten Halbzeit kam wesentlich zu spät und über weite Strecken wirkten die Wolfsburgerinnen reifer und physisch stärker.

Wenn es um die „big points“ geht, um die Spiele gegen die großen europäischen Teams wie Champions League Sieger Wolfsburg oder Olympique Lyonnais werden Fehler gnadenlos bestraft. Ein peinliches Geschenk wie Thora Helgadottirs katastrophaler Fehler beim 0:1, als der Ball über sie ins Tor sprang, und ein Topteam wie Wolfsburg nutzt das gnadenlos aus. Da gab es noch einen haarsträubenden Fehlpass von Kapitänin Malin Levenstad wenig später, der zu einem Schuss führte, den Helgadottir, dann wiederum in Normalform, mit einer Glanzparade zur Ecke klärte. Und nach 26 Minuten verhaute sich Amanda Ilestedt in der Innenverteidigung, es gab eine völlig unnötige Ecke und die führte zum 0:2. Das Spiel war nach zwei individuellen Fehlern gelaufen.

Eigene Chancen wurden nicht genutzt. Während Sara Björk Gunnarsdottir nicht nur wegen ihres Tores eine tolle zweite Halbzeit spielte, kamen die meisten Malmöerinnen nur dazu, einen Bruchteil ihres Potentials abzurufen. Elin Rubensson zeigte eine tolle Partie als Außenverteidigerin, sie war die beste Spielerin auf dem Platz. Ramona Bachmann und Anja Mittag waren bemüht, aber die starke Wolfsburger Defensive um Nilla Fischer (die wegen eines Migräneanfalls ausgewechselt werden musste) hatte beide überwiegend sicher im Griff.

Und dann gab es auf der Bank auch zu wenig Alternativen. Da kam die Kolumbianerin Yoreli Rincon zum Einsatz, die den Verein bald verlassen muss. Sie machte wohl ihr letztes Spiel. Wenn man also eine Spielerin bringt, die man nicht mehr haben will, dann muss auf der Bank auch für das nächste Jahr verstärkt werden. Anita Asante wird kommen und wird dem Team einen Schub geben. Aber sie allein macht noch keinen Sommer. Um mit Tyresö zu konkurrieren, dessen Truppe für 2014 noch ungewiss ist, da nicht bekannt ist, was aus den fünf Amerikanerinnen wird, reicht das. Das haben wir gesehen. Aber im europäischen Topgefüge scheint Malmö nach zwei empfindlichen Niederlagen innerhalb eines Jahres (0:5 und 0:3 gegen Lyon und eben nun 1:2 und 1:3 gegen Wolfsburg) noch in der guten zweiten Reihe zu stehen.

 

Lotta Schelin ist Fußballerin des Jahres in Schweden

Montagabend versammelte sich die schwedische Fußballelite wieder im Stockholmer Ericsson Globe, um in der Livesendung von TV4 die offiziellen Preise an die besten Spieler und Spielerinnen des Jahres zu überreichen.

Ramona Bachmann bekam zum zweiten Mal nah 2011 die Auszeichnung als wertvollste Spielerin der Liga. Seinerzeit noch als Spielerin von Umeå IK, heute Morgen im Frühstücksfernsehen als Vorabappetithapperl auf die Abendgala dann schon merkwürdigerweise den vielleicht wichtigsten Preis, bei dem man sowohl schwedische wie internationale Spielerinnen nominieren kann.

Lotta Schelin wurde gleich zu Beginn etwas überraschend als beste Stürmerin ausgezeichnet, ein Preis, bei dem ich Christen Press favorisiert hatte. Aber Schelins Saison als Torschützenkönigin der französischen Liga, Champions League Finale und Torschützenkönigin der EM (wenn auch mit Toren gegen vermeintlich leichte Gegner)  wog bei der rein schwedischen Jury natürlich stärker. Auch eine verdiente Siegerin, keine Frage.

Erwartungsgemäß wählte die Jury um Pia Sundhage Nilla Fischer zur besten Abwehrspielerin des Jahres, zumal es ja gerade Sundhage war, die Fischer auf diese Position beordert hatte. Die Neu-Wolfsburgerin dankte ihrer Familie, ihrer Frau und auch Linköpings Charlotte Rohlin, die eine Art Mentorin bei der zu Beginn nicht gerade freiwilligen Umschulung gewesen ist.

Jonas Eidevall erhielt den Preis als bester Trainer für seine Meisterleistung auf der ersten Cheftrainerstelle in Malmö gleich Tyresö den Titel abzuluchsen und den Kronprinzessin-Victoria-Pokal wieder nach Malmö zu holen.

Da fast ohne Konkurrenz teilten Sundhage & Co. den Preis als „Durchbruch“ der Saison an ihre Nationalspielerin Jessica Samuelsson aus.

Und ins Tor stellte die Jury erwartungsgemäß Islands Nummer 1 Thora Helgadottir, die in Malmö 14 mal ohne Gegentor blieb. Die bedankte sich beim Trainer, der die Mannschaft viel besser gemacht habe und bei ihrer Viererkette, die manchmal herbe Kritik bekommen hätte, aber wenn man 14 mal zu 0 spielt und nur 13 Gegentore bekommt, dann zeige das doch, das auf sie Verlass sei.

Peinlich wurde es, als dem männlichen Rekordnationalspieler Anders Svensson von einem Sponsor via Fußballverband ein Auto als Geschenk dafür gegeben wurde, Therese Sjögran aber, die 30 Länderspiele mehr als Svensson hat, nicht einmal einen Blumenstrauß bekam. In einem Land, das sich selbst immer das gleichberechtigste Land der Welt nennt, kein Ruhmesblatt und auf Twitter brach dann auch ein zahmer Shitstorm los.

Als dann der Preis „Diamantbollen“ anstand, also Schwedens Fußballerin des Jahres ausgezeichnet werden sollte, wurde es spannend. Denn nicht wenige hatten Nilla Fischer als Konkurrentin von Lotta Schelin heraufbeschworen. Aber als Anja Gatu, Sportchefin bei Sydsvenska Dagbladet die Begründung vorlas, war der letzte Satz klar: „Der diamantene Ball 2013 geht an Lotta Schelin.“ Für die 29-Jährige Göteborgerin in Diensten von Olympique Lyonnais ist es insgesamt das vierte Mal und das dritte Mal hintereinander.

Zum achten Mal hintereinander gewann anschließend Zlatan Ibrahimovic den goldenen Ball als Fußballer des Jahres.

 

Achtes Gold für Malmö – Stimmen

Zum achten Mal hat Malmö die Meisterschaft gewonnen, fünf Mal siegte man als Malmö FF und nach der Umbenennung gewann dann drei Mal LdB FC. Und nächstes Jahr heißt man FC Rosengård.

„Jetzt empfinde ich nur Freude, große Freude,“ sagte Trainer Jonas Eidevall dem schwedischen Radio. „In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel einfach nur abgespielt, ohne Absicht, aber es kam einfach so. Am meisten bin ich damit zufrieden, dass wir dem Druck so gut Stand gehalten haben. Wir führten hochverdient mit 2:0, gewinnen die Meisterschaft und spielen unser Spiel.“

Tora Helgadottir ist Garant im Tor Malmös. 14 von 22 Spielen spielte man zu Null. „Das ist schon verrückt. Seit ich hierher gekommen bin, waren wir nicht in der Nähe dieser Zahl. Heute hatten wir bei Ecken und Freistößen etwas Probleme, aber das liegt daran, dass es so nass ist. Man hat nicht immer sehr viel zu tun bei so einem Team, aber mit den Leuten hier wird es dir trotzdem nie langweilig. Wir gewinnen, weil wir alle hart für die anderen arbeiten, wir sind ein Team.“

„Es ist ein tolles Gefühl. Das ganze Jahr arbeitet man hart für so einen Moment und ihn dann erleben zu können, das ist einfach großartig. Heute Abend werden wir ein wenig Feiern und Spaß haben, aber wir nehmen es dennoch ruhig, denn am Mittwoch haben wir noch einmal Champions League,“ sagte Ramona Bachmann.

Tyresös Trainer Tony Gustavsson: „Ich gratuliere Malmö und ziehe meinen Hut. Zehn Spiele hintereinander zu gewinnen nach der Sommerpause, da muss man einfach die Größe haben, zu gratulieren. Wir waren zwölf Minuten davon entfernt, alles in unseren Händen zu haben, so ist Fußball. Wir führten mit 2:1 gegen Malmö zwölf Minuten vor Schluss, hatten darüber hinaus noch eine Spielerin mehr auf dem Feld. Hätten wir das gehalten, hätten wir die gleiche Punktzahl gehabt und das bessere Torverhältnis vor dem letzten Spieltag. Natürlich ist das frustrierend, alles in eigener Hand gehabt zu haben zwölf Minuten vor Schluss. Weder für Malmö noch für Tyresö geht es um Damallsvenskan oder Champions League, es geht um Damallsvenskan UND Champion League, so ist das für uns. Die zwölf Minuten gegen uns, als sie es geschafft haben aus dem 1:2 aus ihrer Sicht ein 3:2 zu machen waren völlig entscheidend. Letztes Jahr hatte Malmö aus 20 Spielen sechs Punkte mehr als wir, aber wir haben beide Spiele gegen die gewonnen und hatten das bessere Torverhältnis. Nein, die 12 Minuten tun weh, aber aller Respekt für Malmö,“ sagte Gustavsson in einem Interview mit SR Radiosporten.

 

 

Ramona Bachmann beste Spielerin

Erstmals hat die Spielerinnenvereinigung der zwölf Clubs der Damallsvenskan die beste Spielerin der Saison gekürt. Nicht unerwartet geht der Preis im ersten Jahr an die 22-Jährige Schweizerin Ramona Bachmann in Diensten des frischgebackenen neuen Meisters LdB FC Malmö.

Der übrigens seinen definitiv letzten Titel unter diesem Namen gewonnen hat. Unlängst beschloss man nämlich im Vorstand des Vereins, dass Malmö ab dem kommenden jahr unter dem Namen FC Rosengård antreten wird. Man fusioniert wie schon früher berichtet mit dem auch Männerfußball spielenden Verein aus dem in Schweden berüchtigten Stadteil, aus dem auch Superstar Zlatan Ibrahimovic stammt. Für Malmö ging es dabei um das wirtschaftliche Überleben, denn hinter Rosengård steht der Milliardär Dan Olofsson.

Sollte Malmö das Viertelfinale der Champions League erreichen, müsste er aber noch einmal als FC Malmö antreten, da man während des laufenden Wettbewerbs nicht den Namen ändern darf. Davor steht aber im November erst einmal der Titelverteidiger VfL Wolfsburg mit Malmös Ex-Spielerin Nilla Fischer.

 

LdB FC Malmö – Schwedischer Meister 2013

Amanda Ilestedt setzt sich den goldenen Hut auf

Amanda Ilestedt setzt sich den goldenen Hut auf

Vor einem Jahr fast, am 3. November 2012, verlor Malmö seinen Titel im eigenen Stadion gegen den direkten Konkurrenten Tyresö FF.

Heute holte sich LdB FC Malmö den Titel an gleicher Stelle zurück. Nach dem 2:0 gegen Umeå setzten sich die Spielerinnen die in Schweden traditionellen goldenen Hüte auf und ließen den Sekt spritzen. Manon Melis und Sara Björk Gunnarsdottir schossen beide Tore bereits in der ersten Halbzeit.

Erstmals gewannen damit auch gleich drei deutsche Spielerinnen den Meistertitel in Schweden: Anja Mittag, Katrin Schmidt und Kathleen „Paula“ Radtke. Für Mittag und Schmidt sicherlich eine besondere Genugtuung. Anja verschoss vor einem Jahr gegen Tyresö den Elfmeter, der ihre Mannschaft auf den Weg hätte bringen können und Katrin wurde vor zwei Jahren von Tyresö für nicht mehr gut genug befunden und mehr oder weniger ausgemustert zugunsten von Lisa Dahlkvist.

Schmidt hatte nun wesentlichen Anteil daran mit ihrem unermüdlichen Einsatz im zentralen defensiven Mittelfeld. Eine Ballgewinnerin, deren Rolle oft und meistens unterschätzt wird.

Natürlich ist Malmös offensives Spiel das Aushängeschild. Entscheidend für die Siegesserie im Herbst, dass Manon Melis in Gang kam. Auch ich hatte die Niederländerin schon im Frühjahr kritisiert, gefordert, dass Trainer Jonas Eidevall sie mal auf die Bank setzt, denn sie fand nicht hinein in das Zusammenspiel mit Anja Mittag und Ramona Bachmann. Ganz anders im Herbst, in dem Melis‘ Tore lebenswichtig für Malmö waren. Die Niederländerin profitierte aber sicher auch von der Rückkehr Therese Sjögrans in die Stammformation. Sjögran und Melis kennen sich bestens aus den Jahren vor Melis Wechsel nach Linköping.

 

Malmö bald gegen Wolfsburg

Nach dem gestrigen 3:1 beim (noch)norwegischen Meister Lilleström SK nach Toren von Therese Sjögran, Manon Melis und Ramona Bachmann ist der wohl baldige schwedische Meister fast ebenso sicher im Achtelfinale gegen den Titelverteidiger im Wettbewerb wie die Wolfsburgerinnen nach dem schon eher (für den Wettbewerb) peinlichen 14:0 in Estland.

„Sie haben in den ersten zehn Minuten richtig gut gespielt und hohes Pressing ausgeübt. Als wir dann unser Zuspiel unter Kontrolle bekamen, haben wir sie allmählih zurückgedrängt und als wir dann in die Tiefe gespielt haben, lief es richtig gut,“ fasste Malmös Trainer Jonas Eidevall zufrieden zusammen.

„Ein tolles Resultat. Vor dem Spiel habe ich gesagt, es wäre gut, wenn wir ein Ergebnis bekommen würden, das sie zwingt, in Malmö zu gewinnen. Das 3:1 zwingt sie, drei Tore zu machen. So ist es noch besser.“

Beim Rückspiel kommende Woche kann Malmö schon als frisch gebackener schwedischer Meister einlaufen, falls man am Sonntag auch zu Hause gegen Umeå IK wenigstens ein Unentschieden holen sollte.

Alles entschieden in Schweden?

Zwei Spieltage vor dem Ende der Saison 2013 scheinen alle relevanten Entscheidungen in der Damallsvenskan gefallen zu sein. Im Fokus steht ab heute erst einmal die erste Hauptrunde der Champions League.

Nach dem gestrigen 1:1 von (Ex-?)Meister Tyresö FF bei Piteå konnte Malmö heute mit einem Heimsieg auf sechs Punkte davon ziehen.

Im Fernsehspiel dieser Runde gewann Malmö denn auch mit 4:2 über KIF Örebro. Ein ereignisreiches Spiel. In der ersten Halbzeit stand Anja Mittag mehrfach im Mittelpunkt des Geschehens vor lediglich 805 Zuschauern.

Aber erst einmal fiel das 1:0 für Malmö, eine typische Szene als Therese Sjögran sich auf der linken Seite auf engstem Raum gegen mehrere Gegenspielerinnen durchsetzte und dann schräg zurück nach innen passte. Da sah Manon Melis, was Sjögran vorhatte, lief in die Lücke und schoss das Führungstor.

Anja Mittag hätte dann auf 2:0 erhöhen können, wurde leicht am Arm gezogen und flog dann in hohem Bogen durch den Strafraum. Pernilla Larsson war aufgrund des Falls wohl überzeugt worden, zeigte auf den Elfmeterpunkt und Mittag lief selber an, schoss besser als vor Jahresfrist gegen Tyresö und Carola Söberg, aber Stephanie Labbé rettete mit einem beherzten Satz in die linke Ecke.

Vier Minuten später konnte Anja sich dann wieder bei Larsson bedanken. Nach einem Zweikampf mit der Nigerianerin Sarah Michael gingen beide zu Boden und reflexartig trat Anja der Nigerianerin leicht gegen den Oberschenkel. Etwas, das sie später in der Halbzeitpause schon arg bedauerte und zum Fernsehsender TV4 Sport sagte sie, dass sie sich selber gewundert habe, dass Pernilla Larsson ihr nur die gelbe Karte zeigte. Auch Michael reagierte zurück und sah ebenfalls nur gelb.

Unmittelbar nach Wiederanpfiff zeigte Malmö dann seine Stärke, ein blitzschneller Angriff, ein brillanter Pass von Ramona Bachmann nach rechts außen auf Lina Nilsson, die aus vollem Lauf nach innen flankte und dort stand Kathleen „Paula“ Radtke und versenkte das Leder zum 2:0. Ähnlich schnell ging es zu, als Manon Melis dann Bachmann gar zum 3:0 auflegte. Und alles sah rosig aus.

Dass es heute nicht Anja Mittags Tag war, bescherte uns dann aber das Tor des Tages und wer kann so etwas besser schießen als Sarah Michael? Ein Kopfball zurück in die eigene Defensive von Anja landete vor den Füßen der Nigerianerin, die nicht fackelte und aus 22 Metern direkt und knallhart in den linken Winkel abzog.

Fast im Gegenzug dann das 4:1 durch ein Eigentor, wieder nach einer blitzartigen Attacke. Das sieht gut aus.

Was nicht gut aussieht vor der Champions-League ist, dass Örebro in den letzten 20 Minuten immer wieder Chancen bekam. Mittag und Bachmann gingen, für sie kamen Elin Rubensson und Yoreli Rincon. Und dann verletzte sich Lina Nilsson auch noch. Die Rechtsverteidigerin wurde ersetzt durch die erst 15-Jährige Sarah Mellouk.

Örebro kam zu mehreren Chancen, weil Malmö unter Druck durchaus anfällig ist für Flüchtigkeitsfehler. Hat der Gegner eine Klassestürmerin wie es Michael ist und auf europäischer Ebene gibt es mehr davon, dann ist Malmö verwundbar.

In der 87. Minute hat man das Spiel schon gewonnen und ist mit dem Gedanken in der Kabine oder gar zu Hause auf dem Sofa. Da gibt es Freistoß für Örebro und Marina Pettersson Engström zirkelt den von rechts in den Strafraum. Da steigt Malmös Ali Riley hoch, um sie herum aber drei (!) Örebroerinnen, die nur eine Gegnerin haben und Elin Magnusson kann schön zum 2:4 einköpfen.

Die Meisterschaft ist verdient. Die Meisterschaft MUSS in noch zwei ausstehenden Spielen nun mit einem Pünktchen gegen Umeå oder in Mallbacken gesichert werden, aber spätestens im Achtelfinale der Champions League gegen den VfL Wolfsburg braucht Malmö mehr als es in den letzten drei Spielen gezeigt hat. Die Spielerinnen sind jedoch fokussiert auf Lilleström SK, das gerade im norwegischen Pokal knapp an Stabæk gescheitert ist.

Auch der dritte Platz ist vergeben. Denn Pokalsieger Kopparberg/Göteborgs FC versemmelt ein Spiel nach dem anderen und bezog heute eine bittere 0:3-Pleite bei Umeå IK. 0:7 Tore und ein Punkt aus den letzten vier Spielen, da kann man bei dem zwar kleinen, aber doch guten Kader schon von Krise sprechen und sollte Ursachenforschung betreiben. Die Verletzung von Johanna Almgren und vor allem der Weggang von Jodie Taylor haben das Team geschwächt. Aber was sagt das über Jessica Landström und Cathrine Dyngvold aus?

Den dritten Platz sicher hat Linköping nach seinem 2:1 Sieg bei Vittsjö. 16:3 Tore und 15 Punkte aus den letzten fünf Spielen, da hat man Göteborg elf Zähler abgenommen und holt sich das sogenannte „kleine Silber“ in Schweden. Theoretisch wäre auh noh Platz 2 drin, aber da müsste Tyresö völlig einbrechen und daheim gegen just Göteborg verlieren.

Und ganz unten ist auch fast alles entschieden. Denn zwei Runden vor Schluss liegt Jitex jetzt dank des Siegtores von Annica Sjölund gegen Kristianstad fünf Punkte vor Mallbacken, das sollte es also gewesen sein.

Zwei Runden vor Schluss. Zwölf Spiele stehen noch aus in der Liga und leider haben die Zuschauer kaum noch Dramatik zu erwarten. Malmös Meisterfeier müsste allem Ermessen nach am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Umeå besiegelt werden.

Vorher warten aber noch die LSK Kvinner und auf Tyresö am Mittwochabend Paris Saint-Germains. Am Dienstagnachmittag besuche ich die Pressekonferenz der Französinnen und halte euch auf dem Laufenden.