Rückblick

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Marta hat eine Torchance im Spiel bei Linköping

Die Saison 2016 ist nun vorbei. Zeit für eine kurze Bilanz.

Linköping ist der souveräne neue schwedische Meister. Vor der Saison hätte man sicher viel Geld verdienen können, wenn man vorausgesagt hätte, dass die Mannschaft um den wohl kommenden Nationaltrainer Martin Sjögren am Ende mit zehn (!!!) Punkten vor der Startruppe vom FC Rosengård landen würde.

Lange marschierten beide Teams im Gleichtakt, aber am Ende zog Linköping unwiderstehlich davon. Entscheidend einerseits der 1:0 Sieg für Linköping im, ja, alles entscheidenden Spiel gegen Rosengård.

Kristine Mindes Kopfball in der 81. Minute im strömenden Regen von Linköping stieß das Tor weit auf, danach implodierte Rosengård.

Linköping hatte bis auf Fridolina Rolfö, die etliche Wochen ausfiel und verletzungsanfällig bleibt, kaum Verletzungen zu beklagen. Das Trio Pernille Harder Stina Blackstenius und Kristine Minde erzielte 53 von 73 Toren, das SPielsystem 4-3-3 war optimal für den vorhandenen Kader. Im Mittelfeld zog eine überragende Claudia Neto die Fäden und in der Abwehr konnte der Rücktritt von Ikone Charlotte Rohlin durch due Beförderung von Magdalena Ericsson zur Kapitänin ohne Reivungsverluste aufgefangen werden. Die Dänin Janni Arnth war ein ebenso gelungener Einkauf, wie die beiden Aussenverteidigerinnen aus der Region, Jonna Andersson und Jessica Samuelsson Garanten für Sicherheit hinten wie Offensivkraft vorne waren.

Dass Martin Sjögren nach dem Weggang der starken Amerikanerin Katie Fraine im Tor der jungen Cajsa Andersson das Vertrauen aussprach, erwies sich nach 22 Spieltagen als ein weiterer hervorragender Schachzug des Trainers. Andersson wuchs an der Aufgabe und gehört nunmehr zu den besseren Torhüterinnen der Liga.

Linköping profitierte aber auch davon, dass Rosengård mit etlichen Verletzungen zu kämpfen hatte. Zu Anfang der Saison fiel gleich die neue Stammtorhüterin Erin McLeod für mehr als ein Jahr aus. Auch Zecira Musovic verletzte sich, weshalb man mit der vereinslosen Ex-Nationaltorhüterin Sofia Lundgren eine etablierte Torfrau nach Malmö holte.

Gaelle Engamanouit, die als Torjägerin geholte Kamerunerin aus Eskilstuna, verletzte sich ebenfalls fast direkt und in der zweiten Saisonhälfte fielen auch die neu geholte Lotta Schelin und Lieke Martens zeitweise aus. Dass man mitten in der Spielzeit auch noch die neben Marta wichtigste Spielerin, Sara Björk Gunnarsdottir, an den zahlungskräftigen VfL Wolfsburg verlor, machte die Aufgabe von Trainer Jack Majgaard Jensen nicht gerade einfacher.

Das soll und kann allerdings den Erfolg vonm Linköping nicht schmälern. Aber keine zwei Wochen nach dem Gewinn des Meistertitels verliert Linköping bereits seine überragende Spielerin: Pernille Harder geht ins Ausland, wohin sollen wir nächste Woche erfahren. Zwar kommt mit Lina Hurtig eines der grössten Talente der letzten Jahre, aber der Verlust von Harder ist erst einmal nicht zu ersetzen, wenn die Brieftasche Begrenzungen hat. Fraglich ist auch noch, ob Stina Blackstenius bleibt. Auch die 20-Jährige, deren Nationalteam (U20) morgen möglicherweise bereits aus der WM in PNG fliegt, hat mehrere Angebot aus dem In- und Ausland, hat aber gesagt, dass sie nur ins Ausland gehen würde oder aber in Linköping bleibt. Ich fürchte, dass auch sie gehen wird.

Dahinter dann?

Eskilstuna hatte eine zu grosse Spielerfluktuation vor der Saison, kam dennoch auf den dritten Platz. Hervorragender Vierter abermals im Topwuartett: Piteå IF, dass aber nun mit Irma Helin schon wieder eine Schlüsselspielerin ersetzen muss., Helin trainierte diese Woche zweimal beim 1.FFC Frankfurt. Vom schwedischen Vierten zum deutschen Sechsten?

Die Aufsteiger haben beide sehr positiv ¨überrascht. Vor der Saison sass ich noch mit der rückkehrenden Isländerin Gudbjörg Gunnarsdottir in einem Café am Karlaplan in Stockholm und Gugga sagte mir, dass sie unsicher sei, wo ihr Team stehen würde. Am Ende kam ein sehr respektabler sechster Platz heraus mit Luft nach oben, denn am Ende ging der Traditionsmannschaft aus Stockholm die Luft aus. Bitterer Beugeschmack aber: Mit nur 376 Zuschauern hatte man trotz ansprechenden Spiels den schlechtesten Schnitt der Liga und das in der bevölkerungsreichsten Stadt oder gerade deshalb?

Die Portugiesin Carolina Mendes muss Stockholm verlassen nach nur einer Saison. Vielleicht bekommt sie ein Angebot vom Lokalrivalen Hammarby, der aufgestiegen ist und Verstärkung braucht.

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Tabitha Chawinga

Kvarnsveden, der Sieger der Elitettan 2015, war bespöttelt worden. Das Wort „dålig“ (schlecht) hatte der Trainer verboten, der Verein sich nur mit vier Spielerinnen aus der zweiten Liga verstärkt. Das wird nicht reichen, sagten ALLE Experten, inklusive meiner Wenigkeit und machten Daumen runter beim Presseauftakt im April. Es sah nicht so gut aus, aber besser als erwartet, als die Olympiapause begann, dann holte jemand die Ghanaerin Elisabeth Addo und die Amerikanerin Tiffany Weimer und mit den Beiden lief es prächtig, nicht zuletzt für die von allen Vereinen begehrte Malawierin Tabitha Chawinga, die innerhalb von zwei Jahren von der dritten in der ersten Liga aufgestiegen war und selbst dort angekommen nun immerhin noch beeindruckende 15 Tote schoss. Nicht auszudenken, wie viel Mal sie für einen Topclub getroffen hätte. Chawinga spielt mit grosser physischer Stärke, Schnelligkeit mit einem unbändigen Zug um Tor. Als ich sie in Kvarnsveden im Sommer erstmals live spielen sah beschäftige sie trotz der 0:4 Niederlage gegen Rosengård immer wieder Nationalspielerinnen wie Emma Berglund und Amanda Ilestedt aufs Äusserste.

Kristianstad hatte am Ende Glück und rettete sich mit 1,5 blauen Augen vor dem Abstieg. Das Geld fehlt in der kleinen Stadt.

Runter dagegen muss der einst so glorreiche Umeå IK nach skandalösen Turbulenzen. Der Vereinsvorsitzende entliess das komplette Trainerteam gegen den Willen der Spielerinnenm wurde deshalb enorm kritisiert und trat deshalb wenig später selber zurück. Selbst ohne diese Differenzen hatte Umeå zu wenig Ressourcen, um eins schlagkräftiges Team auf den Plat zu stellen. Und mit Hanna Folkesson uynd Jenny Hjohlman waren zwei der gedachten Leistungsträgerinnen fast die ganze Saison verletzt. Bitter.

Am Montag steigt die Gala des Fussballs im Stockholmer Ericsson Globe und da bietet sich die Gelegenheit, mit den Preisträgerinnenzu sprechen. Haushohe Favoritin auf den „Diamantenball“ als Fussballerin des Jahres dürfte Chelsea Ladies Torfrau Hedvig Lindahl sein. Zum zweiten Mal in Folge, aber nach den geretteten Elfern bei der Olympiade wohl kaum zu übergehen. Es sei denn, man entscheidet sich für die zweifache Elfersiegerschützin Lisa Dahlkvist. 

Mitten in der Saison entschied sich Anette Börjesson nach 20 (!!!) Jahren die Seite http://www.damfotboll.com nicht länger zu betreiben.  Für den frauenfussball in Schweden ein grosser Verlust, denn nach wie vor berichten die Mainstreammediuen in erster Linie über die Nationalmannschaft, die Champions League und den Kampf um die Meisterschaft. Ansonsten bin ich ziemlich allein auf weiter Flur, wenn ich etwa Spiele in Stockholm besuche. Deshalb blogge ich seit dem 1. Juli auch auf Schwedisch und versuche, mit Spielerinneninterviews ein wenig dazu beizutragen, dass die Lücke gefüllt wird.

Seit dem 1. Juli gab es längere Interviews mit Marianne Gajhede KnudsenKristine MindeOlga Ekblom, Magdalena Ericsson, Mimmi Larsson, Irma Helin, Denise Sundberg, Zecira Musovic, Sofia Jakobsson, Emilia Appelqvist, Claudia Neto, Sara Björk Gunnarsdottir und Nora Holstad BergeLeider habe  ich es wegen hoher Arbeitsbelastung nicht geschafft, die Gespräche auch auf Deutsch zu veröffentlichen.

 

 

 

 

Lotta über Menstruation, Siegtor in der 91.

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Lotta Schelin (Foto: Anders Henrikson)

Lotta Schelin ist eine der großen Persönlichkeiten des internationalen Frauenfußballs. Wer sie schon einmal getroffen hat, wird mir zustimmen, dass sie die wesentlichen Charaktereigenschaften eines Vorbilds auf beste Weise vereint: Sie ist eine herausragende Sportlerin, sympathisch, offen für Anliegen von Fans und Journalisten und sie steht für Werte ein: für Gleichberechtigung und gegen Rassismus um nur zwei Dinge zu nennen.

Jetzt versucht sie, ein bislang tabuisiertes Thema ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Lotta Schelin will, dass man endlich offen darüber spricht, wie die Menstruation Sportlerinnen beeinflusst, will, dass endlich eine ernstzunehmende Forschung in Gang gesetzt wird, die analysiert, ob etwa das Verletzungsrisiko steigt, wenn Frauen während ihrer Menstruation gleichermaßen hart trainieren und spielen wie außerhalb dieser Tage.

„Man glaubt immer, dass das privat ist, dass man sich selber darum kümmern muss, aber Tatsache ist, dass es uns extrem beeinflusst,“ sagt die 32-Jährige Weltklassestürmerin in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen SVT.

„Man forscht über alle möglichen Dinge bei Spitzensportlern, man will alles wissen und macht Herzuntersuchungen, Blutproben usw. Aber kein einziges Mal hat man meine Menstruation untersucht und festgestellt, wie sie mich beeinflusst. Wenn mal jemand nicht zum Training kommt, heisst es oft, sie hat Bauchschmerzen.“

Schelin findet, dass etwa die Nationalmannschaft auf Reisen alles dabei hat, Kaugummi, Nasentropfen, Verbandszeug, das einzige, was nicht im Mannschaftsgepäck ist, sind Binden und Tampons.

Hätten Männer Menstruation, da ist Lotta sich sicher, wäre dieser physiologische Zustand bereits bis ins Kleinste erforscht worden. Insofern sieht die gebürtige Stockholmerin, die in Göteborg aufgewachsen ist, das Thema auch als Gleichberechtigungsfrage und möchte eine Diskussion anstoßen. Es ist ihr gelungen, da alle großen Zeitungen das Interview aufgreifen und andere Sportlerinnen, etwa die Boxerin Klara Svensson sich ebenfalls dazu äußern und Schelin loben und sich bei ihr bedanken, dass sie dieses Tabuthema aus der Schamgefühlecke holt, aus einer Ecke, in die es nicht hingehört.

Lotta sagt, dass ihre eigene Menstruation nicht sonderlich stark sei, aber dennoch würde sie an ein, zwei Tagen im Monat davon ganz klar beeinflusst.

Wir bleiben bei Lotta Schelin, kommen aber zum Geschehen in der Liga zurück. In der 91. Minute erzielte Lotta Schelin am Mittwoch das Siegtor für ihren FC Rosengård gegen Kopparberg/Göteborgs FC. Nochmal Glück gehabt kann man da sagen, andernfalls wäre Linköping potentiell vier Punkte davon gezogen, denn die Frauschaft aus Östergötland gab sich beim 4:0 gegen das wohl dem Abstieg geweihten Umeå keine Blöße. Dabei hatte Rosengård großes Glück, dass Schiedsrichterin Pernilla Larsson Elfmeter für Rosengård gab, als Marta in der 40. Minute Beata Kollmats in deren Strafraum (!) anrempelte und dabei selber aus dem Gleichgewicht geriet. Eine krasse Fehlentscheidung, die auf den TV-Bildern überdeutlich zu erkennen ist. Am Ende gewann Rosengård mit 2:1 durch einen unberechtigten Elfer und ein Tor in der Nachspielzeit. Das Glück des Tüchtigen?!

Ansonsten setzt sich die obere Hälfte der Tabelle immer weiter von der unteren ab. Jetzt sind es fünf Punkte, die den Sechsten Göteborg vom Siebten Vittsjö trennen. Am Sonntag geht es schon weiter, bevor die Schwedinnen dann in die Länderspielpause gehen.

En detail mal wieder vom Mittwochabend:

Kristianstads DFF – KIF Örebro (2:1) 2:2
Tore: 1:0 Jenny Danielsson (21.), 2:0 Johanna Rasmussen (27.), 2:1 Julia Spetsmark (39.), 2:2 Melissa Tancredi (46.)

Umeå IK – Linköpings FC (0:2) 0:4
Tore: 0:1 Stina Blackstenius (15.), 0:2 Renée Slegers (25.), 0:3, 0:4 Pernille Harder (52., 75.)

Kvarnsvedens IK – Eskilstuna United (1:0) 1:1
Tore: 1:0 Meghan Toohey (26.), 1:1 Mimmi Larsson (50.)

FC Rosengård .- Kopparberg/Göteborgs FC (1:0) 2:1
Tore: 1:0 Marta (Foulelfmeter, 40.), 1:1 Elin Landström (80.), 2:1 Lotta Schelin (91.)

Piteå IF – Vittsjö GIK (0:0) 2:1
Tore: 1:0 Elin Bragnum (48.), 2:0 Felicia Karlsson (58.), 2:1 Anna Hjälmkvist (94.)

Mallbackens IF Sunne – Djurgården (0:1) 0:3
Tore: 0:1 Hanna Lundqvist (32.), 0:2 Johanna Rytting Kaneryd (64.), 0:3 Madeleine Stegius (85.)

Die Tabelle:

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In der Torschützenliste sieht es derweil so aus: Pernille Harder 17, Stina Blackstenius (beide Linköping) 15, Marta 11, Ella Masar 10, Lieke Martens (alle Rosengård) 8, Tabitha Chawinga (Kvarnsveden), Pauline Hammarlund (Göteborg), Mia Jalkerud (Djurgården), Mimmi Larsson (Eskilstuna) alle je 7 Tore.

Der Zuschauerschnitt beträgt nach 15 Runden (bei einem Nachholspiel) 814 Zuschauer. Die Tendenz ist leicht steigend. Das liegt meiner Einschätzung nach weniger an der olympischen Silbermedaille, sondern vielmehr daran, dass zB Linköping jetzt die 100e0er-Marke im Schnitt passiert hat, weil das Publikum in der Stadt allmählich mitbekommt, dass da eine Meisterschaft möglich ist.

 

 

Ausrutscher

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Djurgården ist die positive Überraschung der ersten Saisonhälfte

Lotta Schelins erstes Ligaspiel nach acht Jahren bei Olympique Lyon, der besten Frauenfußballmannschaft der Welt, war sowohl erfolgreich wie auch ein Ausrutscher,. Beim Heimspiel gegen Djurgården gab es ein glückliches 2:2 durch einen Treffer von Schelin in der 90. Minute.

Djurgården kann man getrost als die positive Überraschung der ersten Saisonhälfte bezeichnen. Kompaktes Abwehrspiel, wenn sie nach vorne gehen , dann glkeich mit mehreren im gegnerischen Strafraum. Katrin Schmidt, die beste Mittelfeldspielerin Europas, die nicht in einer Nationalmannschaft spielt, dominierte für Djurgården – bei Rosengård macht sich das Fehlen von Sara Björk Gunnarsdottir arg bemerkbar.

Immerhin hat Rosengård die Neuverpflichtung des Jahres in seinen Reihen – die Amerikanerin Ella McLeod Masar, die ihren zehnten Saisontreffer erzielte. Hat Linköping jetzt einen entscheidenden Vorteil? Mal sehen, ob sie alle Spielerinnen behalten können und ob es ihnen gelingt, nach der Pause in Göteborg zu gewinnen. Zwei Ja auf diese Frage und Linköping hat Anfang Oktober den Gewinn der Meisterschaft beim Heimspiel gegen Rosengåtd in der Hand. Yuerst aber gibt es Ende August schon mal das Pokalendspiel zwischen beiden Teams in Malmö.

FC Rosengård – Djurgården (0:1) 2:2
Tore: 0:1 Mia Jalkerud (22.), 1:1 Ella McLeod Masar (63.), 1:2 Emilia Appelqvist (67.), 2:2 Lotta Schelin (90.)

1800 Zuschauer waren eine neue Bestmarke für Rosengård, die meisten kamen sicher um L8 zu sehen. Der Schnitt liegt jetzt bei 790 Zuschauern, seit zehn Jahren ein stetes Auf und Ab.

Die Tabelle:

  1. FC Rosengård               42:7 35
  2. Linköpings FC              38:10 34
  3. Eskilstuna                     17:12 19
  4. Piteå IF                           14:19 18
  5. Göteborg                       17:12 17
  6. Djurgården                   18:18 17
  7. Örebro                            14:19 14
  8. Vittsjö                            12:23 12
  9. Kvarnsveden                13:26  9
  10. Mallbacken                  15:29 9
  11. Umeå                              12:27 9
  12. Kristianstad                  9:19  8′

 

Torschützenliste: 1. Pernille Harder 13, 2. Stina Blackstenius 11, 3. Marta, Ella McLeod Masar je 10, 5. Mia Jalkerud 7, 6. Tabitha Chawinga, Natasa Andonova, Kristine Minde, Pauline Hammarlund alle 6, 10. Mimmi Larsson 5.

 

Damallsvenskan 2016 – der Tipp

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Zwei Spielerinnen, die auch 2016 von sich reden machen dürften: Natalie Björn (hier noch AIK, jetzt Eskilstuna United) und Natasa Andonova (FC Rosengård)

Der FC Rosengård ist auch 2016 Topfavorit auf den Meistertitel in Schweden. Während der Saison 2015 gingen Anja Mittag und Ramona Bachmann, aber der übrig gebliebene Stamm plus die neu geholten Gaelle Engamanouit, Natasa Andonova und Lieke Martens geben der Mannschaft dennoch ausreichend Spitzenkompetenz, um mehr oder minder einsam an der Spitze zu kreisen. Zu rechnen ist überdies damit, dass Star Caroline Seger nach dem Ende der Saison in Frankreich zum FC Rosengård hinustösst, wo nicht nur die besten Rahmenbedingungen herrschen, sondern mit Therese Sjögran auch Segers BFF als Sportchefin tätig ist. Ausserdem lebt die Familie der 30-Jährigen unweit von Malmö.

Ich sehe nur ein Team, das Rosengård herausfordern kann und das ist der Vorjahresvierte Linköpings FC. Dort ist zwar die legendäre Charlotte Rohlin in Fussballerinnenrente gegangen, sie wird aber problemlos ersetzt durch Magdalena Ericsson. Die 22-Jährige, die in der Nationalmannschaft Linksverteidigerin spielt, wird von Coach Martin Sjögren (bester Trainer der Liga?) in die Mitte neben der routinierten Dänin Janni Arnth eingesetzt. Sjögren hat sich entschieden, auf 4-3-3 als Spielsystem zu setzen. Im Angriff haben die jungen Pernille Harder, Fridolina Rolfö und Stina Blackstenius bereits in den Testspielen ordentlich hingelangt und selbst als Rolfö wegen Verletzung ausfiel, sorgte die Norwegerin Kristine Minde für Torjubel. Im Mittelfeld hat man mit der filigranen Technikerin Claudia Neto und Renée Slegers zwei exquisite Spielerinnen. Linköping wird Zweiter und erreicht sein Saisonziel Champions League.

Platz drei geht an den Viemeister von 2015. Eskilstuna United hat etliche Schlüsselspielerinnen durch Karriereende (Petra Larsson und Sofie Persson) verloren und die Kamerunerin Gaelle Engamanouit an den schärfsten Konkurrenten Rosengård. Aber Coach Victor Ericsson hat interessante Neuverpflichtungen geholt. Vor allem Marija Banusic könnte bei ihm den Durchbruch schaffen. Er hat bereits Olivia Schough zu neuen Karrierehöhen verholfen. Ausserdem holte Ericsson zwei AIK-Talente mit Petra Andersson und Natalie Björn. Björn habe ihm am meisten imponiert, sie sei schon jetzt eine Führungsspielerin, sagte Ericsson am Rande des Medienauftaktes der Damallsvenskan. Dennoch reicht das „nur“ zu Platz 3.

Dahinter wird es schwierig. Der Vorjahresdritte Piteå IF hat Pauline Hammarlund an Göteborg abgeben müssen, Hanna Pettersson og sich bei einem der ersten Trainings einen neuerlichen Kreuzbandriss zu. Aber mit Felicia Karlsson könnte Piteå einen Glücksgriff getan haben. Die vielleicht schnellste Stürmerin der Liga (Linda Sällström?) hat einen Durchbruch längst verdient und könnte ihn bei Stellan Carlsson schaffen, der schon Hammarlund und Emilia Appelqvist veredelt hat. Ich sehe Piteå knapp auf Platz vier vor Kopparberg/Göteborgs FC, das immer um den Titel mitspielen will, sich dann aber doch nicht entsprechend verstärkt. Die Niederländerinnen Manon Melis, Lieke Martens und Danielle van de Donk haben den Club verlassen, mit Pauline Hammarlund und Elin Landström hat man zwei grosse Talente geholt. Das Team ist jünger und wieder wird es nicht für die Champions League reichen. Platz 5. Sollte Lotta Schelin zurückkehren, wie Gerüchte besagen, dann könnte sie Göteborg doch noch ein wenig weiter nach oben bringen, aber wohl kaum in die Champions League.

Vittsjö GIK hat sich nach zwei mittelmässigen Spielzeiten enorm verstärkt. Mit Katie Fraine holte man die beste Torhüterin der Liga aus Linköping und die Nigerianerin Ngozi Okobi wirbelte bei der WM in Kanada 2015 die schwedische Abwehr nach Belieben durcheinander. Schaun mer mal, ob sie das auch in der Liga schaffen wird. Hinzu kamen eine weitere Nigerianerin, die Finnin Emmi Alanen und die physisch starke Clara Markstedt. Platz sechs sollte keine Utopie sein, wenn das Trainerduo unter der Führung von Thomas Mårtensson das Team zügig einspielen kann.

Für KIF Örebro bleibt dann nur Rang 7 übrig. Hanna Folkesson absolvierte 2015 kein einziges Spiel für den ehemaligen Vizemeister und Lisa Dahlkvist verliess ihren Mutterclub, um mit Caroline Seger wesentlich lukrativer das PSG-Mittelfeld zu bespielen. Ende des Jahres hagelte es Rücktritte. Elin Magnusson, Sanna Talonen und Susanna Lehtinen hingen die Fussballschuhe an den Nagel und werden enorm fehlen. Das Gefüge im Team verändert sich. Hinzu kommt, dass die Nigerianerin Sarah Michael einen Kreuzbandriss erlitt und man deshalb schnell die 34-Jährige Melissa Tancredi aus Kanada holte. Interessant zu sehen wird, inwieweit Mittelfelddiamanttalent (ein neues Wort…) Michelle De Jongh weiter von sich reden machen wird. Ein Interview mit ihr kommt in der nächsten Woche.

Achter in der Liga ist dann die einstige Fussballgrossmacht Umeå IK, die längst auf dem Boden der finanziellen Realitäten angekommen ist. Immerhin konnte man Nationalspielerin Jenny Hjohlman behalten und auch Supertalent Lina Hurtig. Letztere ist allerdings noch verletzt, aber zu mehr als Platz acht reicht das nicht. Zu unbeständig war das Team 2015, was der mangelnden Routine und auch der fehlenden Breite im Kader geschuldet ist.

Elisabet Gunnarsdottir ist schon im achten Jahr Trainerin von Kristianstads DFF und gestern hat ihr Team ganz gut ausgeschaut bei Meister Rosengård, was allerdings an einer eher indiskutablen Leistung der Gastgeber in Malmö lag. Die finanziellen Probleme haben Gunnarsdottir zu einer erheblichen Verjüngung des Kaders gezwunfen, mehr als Platz neun ist damit leider nicht drin.

Aufsteiger Djurgården schafft es trotz interessanter Neuverpflichtungen nur knapp, in der Liga zu bleiben. Gegen Linköping erlitt man eine knallende 1:6-Niederlage, es hätte auch zweistellig ausgehen können und ich sah nur wenig Erstklassiges. Die Paraden von Gudbjörg Gunnarsdottir, die wieder dabei ist. Die Innenverteidigerinnen Sheila van den Bulk und Petronella Ekroth sind solide, aber nicht erstklassig. Das ist dafür das zentrale Mittelfeld mit Emilia Appelqvist und Katrin Schmidt. Vorne sollen Mia Jalkerud, Alexandra Höglund und Madeleine Stegius alles richten, verstärkt durch die Portugiesin Carolina Mendes. 

Mallbacken schaffte es letztes Jahr um Haaresbreite, ein Tor besser als Hammarby, die Klasse zu erhalten. In diesem Jahr hat man Mimmi Larsson an Eskilstuna abgeben müssen. Die Neuverpflichtungen, u.a. mit Kirsty Yallop aus Vittsjö sind solide, aber es reicht leider nicht aus. Möglich wird es, wenn man es schafft, zu Hause den Heimvorteil mehrfach zu nutzen. Ein Spiel in Mallbacken ist etwas Besonderes, das haben mir schon viele Spielerinnen anderer Clubs erzählt.

Kvarnsveden hatte kein Geld, nach dem Aufstieg etablierte Spielerinnen aus der ersten Liga zu holen. Stattdessen gab es nur vier Neue aus der Elitettan. Superstar Tabitha Chawinga, die das Team mit ihren 42 Toren in 26 Spielen fast im Alleingang nach oben schoss, alleine kann es auch nicht richten. Chawinga wird sowieso heiss begehrt von allen anderen Clubs sein. Die 20-Jährige Malawierin hat sich dennoch 25 Tore zum Ziel gesetzt. Schafft sie das, dann hat Kvarnsveden eine Chance. Aber woher sollen die Bälle kommen?

Also, noch einmal zusammengefasst:

  1. FC Rosengård
  2. Linköpings FC
  3. Eskilstuna United
  4. Piteå IF
  5. Kopparbergs/Göteborg FC
  6. Vittsjö GIK
  7. KIF Örebro
  8. Umeå IK
  9. Kristianstads DFF
  10. Djurgården
  11. Mallbacken
  12. Kvarnsveden