Kader gegen Polen

Es bleibt dabei, ich kann mich mit Pia Sundhages und Lillie Perssons Personalpolitik nicht anfreunden und ich verstehe sie auch nicht. Oder, ich beginne sie zu verstehen, halte sie aber teilweise für falsch.

Gestern Nachmittag um 14.00 Uhr gab Sundhage auf einer Pressekonferenz des schwedischen Fußballverbands in Solna den Kader für das am 21.08. in Gdansk stattfindende WM-Qualifikationsspiel gegen Polen bekannt.

Nominiert sind:

Tor: Hedvig Lindahl (Kristianstads DFF), Carola Söberg (Avaldsnes IL/N), Stephanie Öhrström (Bardolino Verona)
Abwehr: Emma Berglund (Umeå IK), Amanda Ilestedt (FC Rosengård), Lina Nilsson (FC Rosengård), Marina Pettersson Engström (KIF Örebro), Linda Sembrant (Montpellier), Sara Thunebro (Eskilstuna)
Mittelfeld und Angriff: Emilia Appelquist (Piteå IF), Kosovare Asllani (PSG), Marija Banusic (Kristianstad), Lisa Dahlkvist (Avaldsnes IL), Hanna Folkesson (Umeå), Malin Diaz Pettersson (Eskilstuna), Antonia Göransson (Vittsjö), Sofia Jakobsson (Montpellier), Emma Lundh (AIK), Lotta Schelin (Lyon), Olivia Schough (Rossiyanka), Caroline Seger (PSG), Therese Sjögran (Rosengård)

Der Kader umfasst 23 Spielerinnen, gegen England zuletzt waren Öhrström, Pettersson Engström, Banusic und Schough nicht dabei. Rausgeflogen aus dem Englandkader sind Magdalena Ericsson, Nilla Fischer (Gesperrt), Fridolina Rolfö, Jenny Hjohlman und Elin Wahlström.

Sundhages und Perssons Ärger nach dem 0:4 gegen England, als die dem Team mangelnden Kampgeist vorwarfen, nach dem Spiel aber „ein sehr gutes Gespräch“ hatten, hat sich also vor allem auf diejenigen ausgewirkt, die gegen England gar nicht gespielt haben. Rolfö und Wahlström durften erstmals schnuppern und sind erst gar nicht wieder dabei. Nun dürfen Banusic und Pettersson Engström wiederkommen, aber es ist mehr als zweifelhaft, ob etwa Marija Banusic nur eine einzige Spielminute bekommen wird. Denn Pia Sundhages Personalpolitik beinhaltet, dass sie junge Spielerinnen mal dazukommen lässt, dann aber wieder mit Arbeitsaufträgen zurückschickt. Sowohl im Fall Rolfö wie auch schon jetzt wieder vorab bei Banusic hat sich die Trainerin kritisch über die Physis der Nachwuchstalente geäußert.

Sonderlich viel Mut zu Neubesetzungen hat Pia Sundhage auch schon nicht als Trainerin der USA gehabt. Christen Press etwa, die ich für eine der weltbesten Stürmerinnen halte, bekam unter Sundhage keine einzige Spielminute und kam dann erst unter dem bereits geschassten Nachfolger Tom Sermanni zum Spiel und erzielte gleich in ihrem ersten Länderspiel zwei Tore. Seitdem ist sie in der Truppe neben Abby Wambach, Sydney Leroux und Alex Morgan nicht mehr wegzudenken.

Pia Sundhage hatte in den Trainingslagern vor der EM jeweils weibliche Persönlichkeiten aus anderen Bereichen dabei, etwa Schauspielerin Inger Nilsson (Pippi Langstrumpf), Skiolympiasiegerin Anja Pärson oder Sängerin Louise Hoffsten oder Hochspringerin Kaisa Bergquist. Sie ist bekanntermaßen immer wieder für einen alten Klassiker auf ihrer abgewetzten akustischen Gitarre gut, aber was Personalentscheidungen angeht, zeigt sie ähnlich viel Loyalität wie ihr Vorgänger Thomas Dennerby zu seinen Favoritinnen.

Sara Thunebros defensive Qualitäten werden mit den Jahren nicht besser, mit Magdalena Ericsson gibt es hier eine 14 Jahre jüngere, interessante Alternative, die man aufbauen sollte, anstatt sie durch Nominierungen und Streichungen, rein und raus, zu verunsichern. Bei der WM in Kanada wird Thunebro nicht unbedingt schneller sein als heute.

Die ständigen Nominierungen von Sofia Jakobsson, Antonia Göransson und Olivia Schough zuungunsten von hochtalentierten Akteuren wie Lina Hurtig, Fridolina Rolfö, Marija Banusic, Jenny Hjohlman sind ebenfalls kaum nachzuvollziehen. Schough, so wird in Spielerkreisen gemunkelt, wird vorwiegend als Spaßmacherin, analog zu Lukas Podolski in der deutschen Männermannschaft, nominiert. Als Stürmerin hatte sie bei ihren letzten beiden Vereinen Bayern München und Kopparberg/Göteborgs FC keinen Stammplatz.

Auch Sofia Jakobssons Karriere ist sichtlich abgebremst. Aus der Überfliegerin der U19-EM 2009, die Schweden damals mit drei Toren im Halbfinale gegen Frankreich ins Finale schoss ist ein Dauertalent geworden, das im Wesentlichen von den nun fünf Jahre alten Meriten lebt. Dennoch kassiert sie Nominierung nach Nominierung.

Antonia Göransson kam in Potsdam kaum aufs Feld in der letzten Saison, weshalb sie auch letztlich nach Vittsjö gegangen ist. Auch ihr ist der Durchbruch in der Natio noch nicht gelungen.

Und so muss Sundhage weiterhin auf die 37-Jährige Therese Sjögran setzen, die jedwede Konkurrenz von Jakobsson, Schough oder Göransson mit der linken Hand lässig abwinken kann, weil sie einfach besser als die Drei ist und inzwischen neben Lotta Schelin zweite Spitze spielt.

Würde es gelingen, Marija Banusic zu entwickeln und zu integrieren, würde Sjögran ins Schwitzen kommen. Denn die weniger als halb so alte Banusic ist eine unglaublich treffsichere Stürmerin mit einem Klasseschuss – rechts wie links. Natürlich muss sie noch dazu lernen, aber die Gelegenheit dazu gibt man ihr bislang nicht. Vielleicht nach der WM.

Und so redet man sich das 0:4 dann doch schön. Man wisse, dass man viel besser sei. Ein schlechtes Spiel mache eine gute Mannschaft nicht vom einen auf den anderen Tag zu einer schlechten. man habe gute Gespräche gehabt. Dabei wurde Schweden dieses Jahr schon vier Mal besiegt, sehr klar durch Frankreich und England und knapp von Japan und Island (!). Und auch die Niederlagen gegen Frankreich und Island waren diskutabel. Frankreich in der Vorsaison und ohne einige Stammspielerinnen, aber man kann sich fragen, warum Sundhage und Persson einen Termin gegen Frankreich akzeptieren, an dem die eigene Mannschaft also quasi mit Ansage durcheinandergewirbelt und abgeschossen wird. Warum das eigene Selbstvertrauen schwächen und das der Französinnen für 2015 aufbauen?

Die WM-Quali wird kein Problem. Bei der WM aber wird es, auch mit Pia Sundhage, wohl kaum eine Medaille geben, wenn den Arrivierten nicht mehr Druck gemacht wird. Vergessen wir nicht, dass es die Leistungsträgerinnen waren, der Kern der Mannschaft, der am Sonntag in Hartlepool untergegangen ist und keine Führungsspielerin hat in irgendeiner Weise das Blatt wenden können. Das ist kein gutes Zeichen.

 

 

 

 

ALGARVE CUP: Schweden oder Japan

Dass die USA in ihrer Gruppe beim Algarve-Cup kaum eine Rolle spielen würden und nach den beiden Begegnungen gegen Japan (1:1) und Schweden (0:1) nur einen von sechs möglichen Punkten auf ihrem Konto haben würden, hätte man trotz der starken Gegner vorher sicher nicht unbedingt geglaubt.

Das Finale können die Spielerinnen um Tom Sermanni nun nicht mehr erreichen, sollte Japan gegen Schweden einen Punkt holen, dann muss ein Sieg gegen Dänemark her, um nicht um den siebten Platz spielen zu müssen, was für die US-Girls, für die immer nur ein Platz zählt, nämlich der ERSTE, schon jetzt eine ziemliche Schmach ist.

Pia Sundhage dagegen könnte mit der schwedischen Mannschaft bei einem Unentschieden gegen Japan das Finale erreichen und dort wohl wieder einmal auf Welttrainerin Silvia Neid und ihre Auswahl treffen.

Gegen die USA überzeugte vor allem Torhüterin Hedvig Lindahl, die nicht nur einen Elfmeter von Abby Wambach hielt, sondern auch weitere gute Chancen des USWNT vereitelte.

Dänemark und Norwegen haben jeweils beide Begegnungen verloren. Die Norwegerinnen unterlagen China mit 0:1 und anschließend Island mit 1:2 und Dänemark, das in der Gruppe mit Schweden, USA und Japan ohnehin Außenseiter war und nach dem Rücktritt von Katrine Pedersen und dem verletzungsbedingten Ausfall von Pernille Harder sowieso Probleme hat, zeigte beim 0:2 gegen Schweden ebenso wie beim 0:1 gegen Japan, das man nach vorne, wie schon bei der EM, kaum etwas bringt. Ohne Harder so gut wie gar nichts.

So können die Isländerinnen mit einem Sieg gegen China sogar das Spiel um Platz drei erreichen – trotz der bitteren, aber standesgemäßen 0:5 Klatsche gegen Europameister Deutschland.

Yael Averbuch im Gespräch: „Das ist wie ein Puzzle“

Yael Averbuch (Foto: marthametz)

Yael Averbuch (Foto: marthametz)

Nach dem gestrigen Supercupfinale sprach ich mit Göteborgs Mittelfeldspielerin Yael Averbuch. Die 26 Jahre alte Averbuch stammt direkt aus New York City und hat in North Carolina studiert und bei den legendären Tar Heels gespielt, jenem Team, das Titel um Titel im amerikanischen Collegefußball sammelt und die absolute Elite darstellt.

Yael, wie hast du das Spiel erlebt?

Die haben uns unerhört unter Druck gesetzt und es ist klar, dass sie ein hervorragendes, offensives Team sind. Ich denke, wir haben ein bisschen Glück gehabt, andererseits aber auch unsere Möglichkeiten ausgenutzt. Wir sind sehr glücklich, dass wir gewonnen haben, aber das ist definitiv ein Qualitätsteam, dass wir da geschlagen haben.

Was sagt das heutige Resultat eine Woche vor dem Start der Liga über Göteborg?

Ich denke, wir hatten schon eine sehr gute Vorbereitung durch die Champions League. Unglücklicherweise sind wir ausgeschieden und haben jetzt gegen ein Team gespielt, das zu den besten´in Europa gehört, es kann kaum eine bessere Vorbereitung geben. Es ist ein gutes Gefühl mit so einem tollen Sieg in die Saison zu gehen.

Du bist in den letzten Wochen sehr viel gereist, hast mit der amerikanischen Mannschaft gegen Deutschland gespielt, mit Göteborg gegen eine französische Spitzenmannschaft und bist jetzt wieder in Schweden. Was bringt das für die Erfahrung?

Ich war sehr beeindruckt von Juvisy. Aber das ist schon sehr interessant. Jedes Team, gegen das ich spiele, in jedem Land hat einen leicht anderen Stil. Das ist wie ein Puzzle. Ich lege die Teile zusammen und ich lerne einfach unglaublich viel. Und jetzt, wo ich in der amerikanischen Nationalmannschaft spiele, hilft das natürlich auch. Ich habe etwas mehr Erfahrung und jedes Mal, wenn wir auf ein europäisches Team treffen, dann kenne ich schon ein paar Gesichter, weiß ungefähr, was uns erwarten wird und fühle mich gut vorbereitet.

In deinem sehr lesenswerten Blog hast du geschrieben, dass der neue US-Trainer Tom Sermanni die Spielweise verändert. Kannst du das nochmal erklären?

Naja, etwas richtig Drastisches hat er noch nicht verändert, das wäre sicher auch nicht gut, in ein siegreiches Team zu kommen und allerhand zu verändern. Das will man auch nicht. Aber er ist langsam dabei, neuen Spielerinnen Chancen zu geben, einigen jungen Spielerinnen, aber auch einigen Spielerinnen, die nah an der Nationalmannschaft dran waren, aber trotzdem nie die Chance bekamen zu spielen. Ich fand, es war sehr interessant, zuletzt ein paar neue Gesichter zu sehen. Das wird sich weiter verändern, wenn auch langsam.

Yael Averbuch, vielen Dank für das Gespräch und eine gute Heimreise nach Göteborg.

Ich danke auch.

 

Die Woche

In der vergangenen Woche ist nicht so viel passiert in Sachen Frauenfußball und Schweden. Ich war drei Tage in München und staunte darüber, dass sich rund neun Millionen Deutsche anschauen wollen, wie ein magersüchtiges Model einen gekochten Kamelpenis isst und große Zeitungen wie BILD (nicht erstaunlich) und SPIEGEL ONLINE (oft SPON genannt) ausführlichst damit beschäftigen, aber das wäre ein anderes Thema für einen anderen Blog.

Pia Sundhage hat hierzulande bald (naja, ich übertreibe) Zlatan Ibrahimovic in Sachen Popularität eingeholt. Zumindest hamstert die bald 53-Jährige einen Preis nach dem anderen ein. Im Januar holte sie sich den Titel beste Frauenfußballtrainerin der Welt der FIFA, Trainerin des Jahres auf der Sportler-des-Jahres-Gala in Schweden und Trainer des Jahres der Nachrichtenagentur TT, Einen Ehrendoktortitel gibt es auch noch in diesem Jahr und wie immer ist Sundhage bescheiden und teilt diesen akademischen Würdentitel „mit allen, die sich wie ich für den Frauenfußball einsetzen“.

Mallbacken, das kleine, aber sympathische Dörfchen, das 2013 wieder in der höchsten Spielklasse anwesend sein wird, dürfte seinen Namen ändern. Auf der Jagd nach Sponsoren hat man mit der Gemeinde Sunne, zu der Mallbacken gehört, Verhandlungen geführt. Sven Eriksson, Boss des Vereins, der 2012 die Söderettan gewann und sich dann im Ausscheidungsspiel gegen Sirius durchsetzte, teilte mit, dass der Name des Vereins wohl Mallbackens IF Sunne lauten werde, wenn die Damallsvenskan beginnt. Dafür lässt die Gemeinde dann eine nicht näher genannte Summe springen.

Der neue US-Trainer Tom Sermanni hätte gerne drei Spielerinnen aus der Damallsvenskan in seinem nächsten Trainingslager gehabt. Da Meghan Klingenberg (Tyresö FF) jedoch verletzt ist, wurden es nur zwei: Erwartungsgemäß Christen Press (ebenfalls Tyresö) und dazu überraschend (weil von Pia Sundhage ignoriert) Mittelfeldspielerin Yael Averbuch von Kopparberg/Göteborgs FC. Die beiden Spielerinnen werden Anfang Februar zum 29-köpfigen Kader Sermannis stoßen, der zwei Spiele gegen Schottland bestreiten soll.Für das erste Spiel am 9. Februar in Jacksonville (Florida) sind übrigens schon 10.000 Karten verkauft. Christen Press wird noch vorher am 2. Februar ihr Debüt für Tyresö gegen den norwegischen Spitzenclub Stabaek geben. Das wird dann mein erstes Spiel in dieser Saison.

Im Kader Sermannis ist die 17-Jährige Torhüterin Jane Campbell von Concorde Fire South die größte Überraschung, auch wenn nicht damit zu rechnen ist, dass Campbell letztlich der Truppe gegen Schottland angehören wird. Denn mit Hope Solo, Ashlyn Harris, Jill Loyden und Nicole Barnhart sind vier etablierte Torfrauen aufgeboten.

Crystal Dunn ist nominiert. Sie gilt als DAS größte Talent im amerikanischen Fußball und studiert noch ein weiteres Jahr in North Carolina. Whitney Engen stößt wieder hinzu, die Abwehrspielerin, die vorletzte Saison ein paar Monate in Tyresö spielte, wird 2013 für den FC Liverpool spielen.

Die schwedische Nationalmannschaft wird am 6. April ein Vorbereitungsspiel gegen Island in Växjö bestreiten. Wie man hörte, wollte der isländische Trainer gerne in Växjö spielen, wo sein Team bei der EURO dann auf Deutschland treffen wird.

Rebecca Johnson, Mittelfeldspielerin mit Vergangenheit bei QBIK, Djurgården und Dalsjöfors hatte ein spektakuläres Jahr 2012. Zuerst ging ihr Verein Dalsjöfors in Konkurs, dann zog sie kurzentschlossen für ein paar Wochen in das isländische Örtchen Akureyri und gewann mit dem Verein Thor K/A ihren ersten Meistertitel. Aber keine Vereine meldeten sich bei ihr. Nach einem Interview mit damfotboll.com vor ein paar Wochen, begann aber das Telefon zu klingeln. Nun kann Johnson aus mehreren Angeboten wählen. Einiges spricht dafür, dass sie sich für Erstligist Jitex entscheiden wird, aber wir werden sehen…

 

 

Aus jeder Lage schießen

 

Christen Press

Christen Press auf dem Tyresövallen im Juni 2012

Vor einer guten Woche habe ich ein wenig über Anja Mittag und ihre Saison geschrieben, nun ist Christen Press an der Reihe.

Die gerade 24 Jahre alt gewordene Stürmerin stammt aus Kalifornien, aus der Nähe von Los Angeles und zum ersten mal wurde ich auf sie aufmerksam, als sie in der WPS bei magicJack spielte, zusammen mit Abby Wambach und Hope Solo. Pro Woche wurde ein Spiel live und gratis im Internet übertragen und meistens war das sonntags um Mitternacht unserer Zeit. Press hat 2011 in 17 Spielen acht Tore geschossen und schnitt damit hervorragend ab, denn Marta, die in ihren drei WPS-Jahren die Torjägerinnenliste in drei verschiedenen Clubs gewann (!), hatte lediglich zwei Tore mehr erzielt.

Aber Christen Press war schon 2011 keine Unbekannte. Sie hatte an der renommierten Stanford University in der Nähe von San Francisco studiert und auch für das Fußballteam gespielt. 2010, in ihrem letzten Jahr an der Uni, gewann sie die sogenannte Hermann-Trophy, den Preis für die beste College-Spielerin in den USA. Vor ihr holten u.a. Christine Sinclair, Anne Mäkinen, Mia Hamm und Kristine Lilly die begehrte Trophäe.

Und für ihr erstes Jahr in der amerikanischen Profiliga wurde sie neben Alex Morgan und Sydney Leroux für den Preis „beste Newcomerin der Liga“ nominiert und irgendwie habe ich immer gedacht, Morgan hätte den Preis bekommen.

Als ich Christen Press am Rande der Fotbollsgalan im November 2012 in Stockholm in der Mixed Zone traf und sie auf einen vereinbarten Fototermin mit Anja Mittag wartete, bemühte ich mich, etwas Small Talk zu machen und sagte, dass ich die Nominierung ganz toll gefunden hatte, dass aber ja Morgan den Preis bekommen hätte.

Sie lächelte: „No, it was actually me, who won the award.“ So kann man ins Fettnäpfchen treten und lernt daraus, beim nächsten Mal alles genauer im Vorfeld zu lesen.

Ein nächstes Mal schien es dann aber doch erst einmal nicht zu geben, denn Christen und ihr Verein Kopparberg/Göteborgs FC trennten sich. Gerne hätte man die schnelle und schussstarke Goalgetterin behalten, die nicht nur 17 Tore in der Liga schoss, sondern auch im Pokalfinale gegen Tyresö (Göteborg gewann 2:1 nach Verlängerung) entscheidenden Anteil daran gehab hatte, die Trophäe in Göteborg behalten. Aber Christen wollte zu den Lagern der amerikanischen Nationalmannschaft, die alle paar Wochen stattfinden, eine Freigabe bekommen und dazu war Göteborg nicht bereit. Was man verstehen kann, denn so hätte die Amerikanerin bei vielen Spielen gefehlt und wäre ständig zwischen USA und Schweden hin- und hergeflogen.

Ende November reiste sie mit ihrer Schwester nach Peru und wanderte in den Anden zur Festung Macchu Picchu und am 27. November schrieb Christen in ihrem Blog: „Jetzt, wo ich an der Peripherie der amerikanischen Nationalmannschaft bin und die Profiliga vor der Tür steht, zögere ich etwas meine persönlichen und  beruflichen Ziele in Schweden aus Angst um meine amerikanischen Fußballträume weiter zu verfolgen. Theoretisch scheint es ein tolles Jahr zu sein, um im Ausland zu spielen, denn es stehen keine großen Turniere für das USWNT an, aber drei Faktoren stören meine Überzeugung: 1) Mit einem neuen Trainer Tom Semanni und einer neuen Leitung scheint das nächste Jahr eines zu werden, dass „neuen“ Spielerinnen die Möglichkeit gibt, gesehen zu werden. 2) Eine starke, eigene Liga ist sehr wichtig für die Entwicklung des Frauenfußballs in den USA, weil es eine Umgebung mit starkem Wettbewerb braucht, in der neue Spielerinnen gesehen werden können und um Plätze im team konkurrieren können. 3) In der neuen Liga zu spielen ist eine Art und Weise, an der wachsenden Bedeutung des Fußballs bei uns Anteil zu nehmen. Ein paar Tage, bevor wir in die Anden aufbrachen, fragte mich jemand, warum ich den Inka-Pfad gehen wolle und ich sagte, dass meine Überlegungen vielleicht klarer würden während der Wanderung.“

So muss es dann gewesen sein, denn im Dezember galt es dann als offenes Geheimnis, dass Press doch nicht in die USA zurückkehren würde, sondern beim schwedischen Meister Tyresö das Dream Team noch weiter verstärken würde.

Ich habe Christen Press bei allen Auswärtsspielen in Stockholm getroffen 2012. Die erste Begegnung war nach dem Spiel gegen Tyresö, das 1:3 verloren ging. Das war kurz vor den Olympischen Spielen in London, wo Press und ihre künftige Mannschaftskameradin Meghan Klingenberg als Reserven von Pia Sundhage nominiert waren. Damals herrschte noch die Vorfreude auf das Olympische Dorf, in dem sie nur wenige Tage verbringen würden, da die USA außerhalb von London den Weg zum Finale finden musste.

Bei allen drei Spielen in Stockholm, von denen zwei verloren gingen, beeindruckte mich Press enorm. Nicht über die gesamte Distanz von 270 Minuten, aber sie ist enorm schnell, hat einen sehr gute Ballannahme und wie mir Vero Boquete über sie sagte: „Mir gefällt, dass sie wirklich aus allen Lagen schießt.“ Und Press‘ Schussversuche sind gut und kommen mit einer blitzschnellen Reaktionszeit. Das macht sie zu einer der besten Stürmerinnen, die derzeit in Europa Fußball spielen. Ausschnitte aus dem Pokalfinale und ein Interview gibt es im verlinkten YouTube-Video weiter unten.

„Ich bin nach Schweden gekommen, um eine bessere Fußballspielerin zu werden,“ sagte sie mir dann später in der Saison am Telefon. „Als ich hierher kam, wusste ich nicht recht, was mich erwarten würde, aber ich muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht war. Meine Mannschaftskameradinnen waren sehr nett und haben mich sofort ins Team aufgenommen. Und als ich mich dann allmählich an die Spiel- und Lebensweise mehr angepasst habe, da bin ich nicht zuletzt als Fußballspielerin doch sehr gewachsen.“

Torbjörn Nilsson, Press Trainer in Göteborg, sagte nach der Verpflichtung der Amerikanerin, er habe sie nicht selber gesehen, aber dieses Mal habe er sich einfach auf Aussagen von Leuten verlassen, die viel vom Fußball verstehen. Für Christen war der Schritt nach Schweden einfach: „Als die WPS ihren Betrieb einstellte, wusste ich, dass ich jetzt ins Ausland gehen wollte. In Frage kamen da vor allem Schweden und auch Deutschland, weil man weiß, das die sehr gujte Ligen haben. Göteborg gefällt mir sehr gut, es ist eine nette Stadt, die Leute sind sehr hilfsbereit und wie ich gern sage, es sind die Leute, die ausmachen, wie ein Ort ist.“

Fahrrad gefahren, wie ihre englische Teamkameradin Anita Asante, ist sie aber nicht in der zweitgrößten Stadt Schwedens. Und sportlich? „Es war eine Saison, in der es rauf und runter ging und uns hat definitiv die Stabilität gefehlt. Jetzt ist es an der Zeit, das die Mannschaft ein Level nach oben kommt, beständiger spielt, um in der nächsten Saison unter die besten Zwei zu kommen,“ sagte Christen Press.

Am Ostermontag wird sie ihr Debüt in einem Wettkampfspiel geben, da geht es beim Supercup ausgerechnet gegen ihre alten Mannschaftskameradinnen.

Freaky Friday: Christen Press und Malin Diaz nach Tyresö

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Christen Press – schnell und schussstark

Heute war was los. Der Transfermarkt in Schweden, der sich schläfrig von einem Jahr ins andere bewegt hatte, bekam auf einmal volle Fahrt.

Christen Press hätte man in Göteborg gerne behalten, kein Wunder, die Amerikanerin gehört zu den besseren Stürmerinnen der Welt und hat in ihrem ersten Jahr in Schweden 17 Tore in der Liga gemacht und im Pokalfinale im Grunde genommen das Spiel entschieden. Auch in der Champions League spielte sie eine wichtige Rolle. Aber Press sagte in den Vertragsverhandlungen, dass sie (wenn sie denn nominiert wird) an den Trainingslagern der USA unter dem neuen Trainer Tom Sermanni teilnehmen möchte und das war Göteborg dann zu viel, so oft will man seine Topstürmerin nicht freigeben.

Dass Press mit Tyresö verhandelte, wusste man schon im Dezember. Heute meldete ihr neuer Verein, dass die Amerikanerin die ohnehin schon starke Truppe von Trainer Tony Gustavsson, der ebenfalls zwei weitere Jahre unterschrieben hat, verstärkt. Hans Löfgren hat in seinem Power-Point-Vortrag vor fünf Jahren den Vereinsforderen den Sieg in der Champions League 2014 versprochen und dementsprechend rüstet man weiter auf.

Nun dürfte es für die beste schwedische Torschützin der Liga, Nationalspielerin Madelaine Edlund, schwer werden, ihren Stammplatz zu behaupten. Aber das zeichnet Vereine wie Tyresö eben auch im negativen Sinn aus. Hier kann (fast) jede von einem auf das andere Jahr von der Stammspielerin zur Reservistin werden.

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Malin Diaz (links) im Zweikampf mit Ali Riley (Malmö)

Keinen Stammplatz in Tyresö dürfte erst einmal die zweite Neuverpflichtung, Malin Diaz, bekommen. Die U19-Europameisterin, die im Finale in der Türkei den entscheidenden Treffer erzielte, gilt als großes technisches Talent im Mittelfeld und hatte bei anderen Clubs der Liga Probetrainingseinheiten absolviert, sich dann aber für den Meister entschieden. Da wird sie wohl die Bank (wenn überhaupt) drücken und bestenfalls 20 Minuten pro Spiel bekommen. Diaz begründete den Wechsel nach Tyresö damit, dass sie im Training mit den besten Spielerinnen Chancen zur Weiterentwicklung sieht. Das kann man verstehen, auch kann sie so daheim bei den Eltern wohnen bleiben, aber eher kann man sich fragen was Tyresö eigentlich mit Malin Diaz will, denn in einem Mittelfeld, in dem Marta, Elaine, Kirsten van de Ven, Caroline Seger, Vero Boquete und Lisa Dahlkvist spielen können, gibt es nun eine siebte Spielerin, die noch sehr viel zu lernen hat, Spielpraxis in einem Mittelklasseverein wäre da sicher besser gewesen – für beide Seiten.

Tom Sermanni übernimmt US-Team

Der amerikanische Fußballverband US Soccer gab am späten Nachmittag bekannt, dass der 58-Jährige Schotte Tom Sermanni Nachfolger von Pia Sundhage als Coach der amerikanischen Nationalmannschaft wird. Sermanni wird am 01.01.2013 den Dienst antreten. Bis dahin wird Jill Ellis die weiteren fünf Spiele der Gold-Tournee coachen.

Tom Sermanni hatte 2007 und 2011 mit Australien jeweils das Viertelfinale der Weltmeisterschaften erreicht und gilt als ein Trainer, der ein Händchen dafür hat, junge Talente schnell in eine Mannschaft zu integrieren.