
Foto: Thomas Rodenbücher (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de)
Schon eine Woche ist es her, dass ich mit Alexandra Popp telefoniert habe. Ein lebendiges Gespräch, das ich gerne mal fortsetzen würde.
Wir begannen beim Finale vor einem Jahr, das Wolfsburg bekanntlich mit 1:0 an der Stamford Bridge gegen den hohen Favoriten Olympique Lyon gewann.
Erinnern Sie sich noch gut an das Endspiel?
„Natürlich erinnere ich mich noch sehr gern an das Finale in London im letzten Jahr,“ erzählt Alexandra.
„Das war ein echtes Highlight meiner bisherigen Karriere. Wir haben eine tolle Mannschaftsleistung gezeigt, im Stadion war eine fantastische Atmosphäre.
Allein mal im Stadion Stamford Bridge zu sein, ist ja schon ein Erlebnis, aber das wir dann da spielen durften, und die Aufmerksamkeit dem Frauenfußball gehörte, das war wirklich großartig.“
Ich war im Stadion und kann mich noch gut an die Überraschung vieler Journalistenkollegen erinnern, die sich wunderten, warum Sie auf einmal auf der linken Abwehrseite spielen. Dabei war das aus meiner Sicht einer der wichtigsten Schlüssel zum Sieg?
„Für mich war das ein kurioses Spiel, weil ich mit einem Bänderriss angetreten bin. Es war vorher fraglich, ob ich überhaupt spielen kann und dann sagte mir der Trainer, dass ich hinten in der Abwehr auf der linken Seite spielen sollte. Gegen Elodie Thomis, die normalerweise über diese Seite kommt.
Gegen die hatte ich schon mal im Halbfinale der Champions League gespielt, als ich noch bei FCR Duisburg war. Es war gut, dass ich ihr in den ersten Zweikämpfen gleich zeigen konnte, wer auf dem Platz an diesem Abend das Sagen hatte. Ich denke, dass ich die Aufgabe gut gelöst habe, auch wenn sie mir dann doch ein paar Mal entwischt ist, weil sie halt so schnell ist.“
Ich habe gelesen, dass der ehemalige tschechische Nationalspieler Pavel Nedved Ihr Vorbild ist. Der spielt ja nicht gerade dieselbe Position. Aber ist er es noch immer?
„Das ist richtig. Pavel Nedved war immer mein Vorbild und ist es auch geblieben. Er war ein überragender Mittelfeldspieler, der seine eigene Spielphilosophie hatte und seinen sehr eigenen Stil. Das hat mir als Jugendliche gefallen.“
Ich denke oft, wenn ich sehe, wie kompromisslos auch mit Gedanke an Ihr eigenes Wohlergehen Sie in bestimmte Situationen hereingehen können, tatsächlich mehr an die grosse Amerikanerin Abby Wambach.
„Das ist nicht das erste Mal, das man mir sagt, dass es Ähnlichkeiten mit Abby Wambachs Spielstil bei mir gibt. Sie ist eine der weltbesten Stürmerinnen, also habe ich nichts dagegen. Ich möchte aber auch eine Stürmerin nennen, von der ich sehr viel gelernt habe und das ist Inka Grings, die jetzt gerade ihre Karriere beendet hat.“
Was wissen Sie (eine Woche vor dem Finale) über den Gegner aus Tyresö?
„Tyresö habe ich noch nicht spielen sehen. Aber wenn man Spielernamen wie Marta, Caroline Seger und Vero Boquete hört, auch Christen Press, dann spricht das schon Bände und sagt, dass da sehr viel individuelle Klasse ist.“
Sie gelten als sehr heimatverbunden und haben lange einen Wechsel gescheut, sind dann nach Wolfsburg gegangen, wo es sehr gut läuft. Können Sie sich langfristig auch mal einen Wechsel ins Ausland vorstellen? Ich las davon, dass es mal ein Angebot aus Schweden gegeben haben soll im Jahr 2012.
„Ja, das ist richtig, das ich mal ein Angebot aus Schweden hatte. Einen Wechsel ins Ausland irgendwann in der Zukunft will ich nicht ausschließen, aber im Moment ist das überhaupt kein Thema für mich. Ich fühle mich hier sehr wohl und kann mit dem VfL Wolfsburg in eine der stärksten Ligen Europas spielen.“