Kader gegen Polen

Es bleibt dabei, ich kann mich mit Pia Sundhages und Lillie Perssons Personalpolitik nicht anfreunden und ich verstehe sie auch nicht. Oder, ich beginne sie zu verstehen, halte sie aber teilweise für falsch.

Gestern Nachmittag um 14.00 Uhr gab Sundhage auf einer Pressekonferenz des schwedischen Fußballverbands in Solna den Kader für das am 21.08. in Gdansk stattfindende WM-Qualifikationsspiel gegen Polen bekannt.

Nominiert sind:

Tor: Hedvig Lindahl (Kristianstads DFF), Carola Söberg (Avaldsnes IL/N), Stephanie Öhrström (Bardolino Verona)
Abwehr: Emma Berglund (Umeå IK), Amanda Ilestedt (FC Rosengård), Lina Nilsson (FC Rosengård), Marina Pettersson Engström (KIF Örebro), Linda Sembrant (Montpellier), Sara Thunebro (Eskilstuna)
Mittelfeld und Angriff: Emilia Appelquist (Piteå IF), Kosovare Asllani (PSG), Marija Banusic (Kristianstad), Lisa Dahlkvist (Avaldsnes IL), Hanna Folkesson (Umeå), Malin Diaz Pettersson (Eskilstuna), Antonia Göransson (Vittsjö), Sofia Jakobsson (Montpellier), Emma Lundh (AIK), Lotta Schelin (Lyon), Olivia Schough (Rossiyanka), Caroline Seger (PSG), Therese Sjögran (Rosengård)

Der Kader umfasst 23 Spielerinnen, gegen England zuletzt waren Öhrström, Pettersson Engström, Banusic und Schough nicht dabei. Rausgeflogen aus dem Englandkader sind Magdalena Ericsson, Nilla Fischer (Gesperrt), Fridolina Rolfö, Jenny Hjohlman und Elin Wahlström.

Sundhages und Perssons Ärger nach dem 0:4 gegen England, als die dem Team mangelnden Kampgeist vorwarfen, nach dem Spiel aber „ein sehr gutes Gespräch“ hatten, hat sich also vor allem auf diejenigen ausgewirkt, die gegen England gar nicht gespielt haben. Rolfö und Wahlström durften erstmals schnuppern und sind erst gar nicht wieder dabei. Nun dürfen Banusic und Pettersson Engström wiederkommen, aber es ist mehr als zweifelhaft, ob etwa Marija Banusic nur eine einzige Spielminute bekommen wird. Denn Pia Sundhages Personalpolitik beinhaltet, dass sie junge Spielerinnen mal dazukommen lässt, dann aber wieder mit Arbeitsaufträgen zurückschickt. Sowohl im Fall Rolfö wie auch schon jetzt wieder vorab bei Banusic hat sich die Trainerin kritisch über die Physis der Nachwuchstalente geäußert.

Sonderlich viel Mut zu Neubesetzungen hat Pia Sundhage auch schon nicht als Trainerin der USA gehabt. Christen Press etwa, die ich für eine der weltbesten Stürmerinnen halte, bekam unter Sundhage keine einzige Spielminute und kam dann erst unter dem bereits geschassten Nachfolger Tom Sermanni zum Spiel und erzielte gleich in ihrem ersten Länderspiel zwei Tore. Seitdem ist sie in der Truppe neben Abby Wambach, Sydney Leroux und Alex Morgan nicht mehr wegzudenken.

Pia Sundhage hatte in den Trainingslagern vor der EM jeweils weibliche Persönlichkeiten aus anderen Bereichen dabei, etwa Schauspielerin Inger Nilsson (Pippi Langstrumpf), Skiolympiasiegerin Anja Pärson oder Sängerin Louise Hoffsten oder Hochspringerin Kaisa Bergquist. Sie ist bekanntermaßen immer wieder für einen alten Klassiker auf ihrer abgewetzten akustischen Gitarre gut, aber was Personalentscheidungen angeht, zeigt sie ähnlich viel Loyalität wie ihr Vorgänger Thomas Dennerby zu seinen Favoritinnen.

Sara Thunebros defensive Qualitäten werden mit den Jahren nicht besser, mit Magdalena Ericsson gibt es hier eine 14 Jahre jüngere, interessante Alternative, die man aufbauen sollte, anstatt sie durch Nominierungen und Streichungen, rein und raus, zu verunsichern. Bei der WM in Kanada wird Thunebro nicht unbedingt schneller sein als heute.

Die ständigen Nominierungen von Sofia Jakobsson, Antonia Göransson und Olivia Schough zuungunsten von hochtalentierten Akteuren wie Lina Hurtig, Fridolina Rolfö, Marija Banusic, Jenny Hjohlman sind ebenfalls kaum nachzuvollziehen. Schough, so wird in Spielerkreisen gemunkelt, wird vorwiegend als Spaßmacherin, analog zu Lukas Podolski in der deutschen Männermannschaft, nominiert. Als Stürmerin hatte sie bei ihren letzten beiden Vereinen Bayern München und Kopparberg/Göteborgs FC keinen Stammplatz.

Auch Sofia Jakobssons Karriere ist sichtlich abgebremst. Aus der Überfliegerin der U19-EM 2009, die Schweden damals mit drei Toren im Halbfinale gegen Frankreich ins Finale schoss ist ein Dauertalent geworden, das im Wesentlichen von den nun fünf Jahre alten Meriten lebt. Dennoch kassiert sie Nominierung nach Nominierung.

Antonia Göransson kam in Potsdam kaum aufs Feld in der letzten Saison, weshalb sie auch letztlich nach Vittsjö gegangen ist. Auch ihr ist der Durchbruch in der Natio noch nicht gelungen.

Und so muss Sundhage weiterhin auf die 37-Jährige Therese Sjögran setzen, die jedwede Konkurrenz von Jakobsson, Schough oder Göransson mit der linken Hand lässig abwinken kann, weil sie einfach besser als die Drei ist und inzwischen neben Lotta Schelin zweite Spitze spielt.

Würde es gelingen, Marija Banusic zu entwickeln und zu integrieren, würde Sjögran ins Schwitzen kommen. Denn die weniger als halb so alte Banusic ist eine unglaublich treffsichere Stürmerin mit einem Klasseschuss – rechts wie links. Natürlich muss sie noch dazu lernen, aber die Gelegenheit dazu gibt man ihr bislang nicht. Vielleicht nach der WM.

Und so redet man sich das 0:4 dann doch schön. Man wisse, dass man viel besser sei. Ein schlechtes Spiel mache eine gute Mannschaft nicht vom einen auf den anderen Tag zu einer schlechten. man habe gute Gespräche gehabt. Dabei wurde Schweden dieses Jahr schon vier Mal besiegt, sehr klar durch Frankreich und England und knapp von Japan und Island (!). Und auch die Niederlagen gegen Frankreich und Island waren diskutabel. Frankreich in der Vorsaison und ohne einige Stammspielerinnen, aber man kann sich fragen, warum Sundhage und Persson einen Termin gegen Frankreich akzeptieren, an dem die eigene Mannschaft also quasi mit Ansage durcheinandergewirbelt und abgeschossen wird. Warum das eigene Selbstvertrauen schwächen und das der Französinnen für 2015 aufbauen?

Die WM-Quali wird kein Problem. Bei der WM aber wird es, auch mit Pia Sundhage, wohl kaum eine Medaille geben, wenn den Arrivierten nicht mehr Druck gemacht wird. Vergessen wir nicht, dass es die Leistungsträgerinnen waren, der Kern der Mannschaft, der am Sonntag in Hartlepool untergegangen ist und keine Führungsspielerin hat in irgendeiner Weise das Blatt wenden können. Das ist kein gutes Zeichen.

 

 

 

 

Schweden unterliegt Japan – USA so schlecht wie nie

Ich bin nicht in Albufeira oder Faro und tagsüber sitze ich denn auch noch im Büro, während an der Algarve der gleichnamige Cup läuft. Ein Unentschieden hätte Schweden am Nachmittag gegen den Weltmeister gereicht und Linda Sembrant hatte die Blaugelben nach einem Freistoß von Therese Sjögran auch in Führung geköpft, aber Ex-Potsdamerin Yuki Ogimi und Ay Miyama drehten das Spiel. Myama verwandelte in der 89. Minute einen berechtigten Handelfmeter gegen die heute im Tor stehende Carola Söberg. Damit steht Japan im Finale gegen Deutschland und Schweden darf um Platz 3 spielen, gegen China, falls es nicht am Abend gegen Island verliert.

Die dicke Überraschung aber ist das 3:5 der USA gegen Dänemark. Da hatte ich den Däninnen nach 0 Toren in zwei Begegnungen noch fortgesetzte Unfähigkeit, das Tor zu treffen, attestiert, was auch schon in Schweden bei der EURO 2013 das Problem gewesen war – und heute antworten sie mir (SMILE). Fünf Mal musste Weltklassetorfrau Hope Solo hinter sich greifen.

Der dänische Fußballverband freut sich und titelt „Historischer Sieg gegen die USA“auf seiner Homepage. Und das mit gutem Recht. Noch NIE vorher hat eine amerikanische Frauenfußballnationalmannschaft in 90 Minuten fünf Gegentore bekommen. Katrine Veje, Nadia Nadim und Simone Boye Sørensen sorgten für eine sensationelle 3:0 Führung zur Halbzeit. Christen Press erzielte den Anschlusstreffer kurz nach der Halbzeit, bevor Dänemark mit Johanna Rasmussen auf 4:1 davon zog. Sydney Leroux verkürzte und Megan Rapinoe gab den US-Girls Hoffnung, wie so oft schon das Unmögliche möglich machen zu können, aber die eingewechselte Karoline Smidt Nielsen konterte den Amerikanerinnen den fünften Gegentreffer rein.

Nach dem abendlichen, ungefährdeten 3:1 der Deutschen gegen Norwegen gibt es nun ein Finale zwischen Deutschland und Japan. Island schlug in allerletzter Minute China mit 1:0 und schaffte den Einzug ins Spiel um Platz 3 gegen Schweden.

Die Enttäuschungen des Turniers sind definitiv der Weltranglistenerste USA, der wohl noch nie so schlecht an der Algarve abgeschnitten hat (ein Pünktchen aus drei Spielen) nund Vizeeuropameister Norwegen, das ALLE drei Spiele verlor.

Aus jeder Lage schießen

 

Christen Press

Christen Press auf dem Tyresövallen im Juni 2012

Vor einer guten Woche habe ich ein wenig über Anja Mittag und ihre Saison geschrieben, nun ist Christen Press an der Reihe.

Die gerade 24 Jahre alt gewordene Stürmerin stammt aus Kalifornien, aus der Nähe von Los Angeles und zum ersten mal wurde ich auf sie aufmerksam, als sie in der WPS bei magicJack spielte, zusammen mit Abby Wambach und Hope Solo. Pro Woche wurde ein Spiel live und gratis im Internet übertragen und meistens war das sonntags um Mitternacht unserer Zeit. Press hat 2011 in 17 Spielen acht Tore geschossen und schnitt damit hervorragend ab, denn Marta, die in ihren drei WPS-Jahren die Torjägerinnenliste in drei verschiedenen Clubs gewann (!), hatte lediglich zwei Tore mehr erzielt.

Aber Christen Press war schon 2011 keine Unbekannte. Sie hatte an der renommierten Stanford University in der Nähe von San Francisco studiert und auch für das Fußballteam gespielt. 2010, in ihrem letzten Jahr an der Uni, gewann sie die sogenannte Hermann-Trophy, den Preis für die beste College-Spielerin in den USA. Vor ihr holten u.a. Christine Sinclair, Anne Mäkinen, Mia Hamm und Kristine Lilly die begehrte Trophäe.

Und für ihr erstes Jahr in der amerikanischen Profiliga wurde sie neben Alex Morgan und Sydney Leroux für den Preis „beste Newcomerin der Liga“ nominiert und irgendwie habe ich immer gedacht, Morgan hätte den Preis bekommen.

Als ich Christen Press am Rande der Fotbollsgalan im November 2012 in Stockholm in der Mixed Zone traf und sie auf einen vereinbarten Fototermin mit Anja Mittag wartete, bemühte ich mich, etwas Small Talk zu machen und sagte, dass ich die Nominierung ganz toll gefunden hatte, dass aber ja Morgan den Preis bekommen hätte.

Sie lächelte: „No, it was actually me, who won the award.“ So kann man ins Fettnäpfchen treten und lernt daraus, beim nächsten Mal alles genauer im Vorfeld zu lesen.

Ein nächstes Mal schien es dann aber doch erst einmal nicht zu geben, denn Christen und ihr Verein Kopparberg/Göteborgs FC trennten sich. Gerne hätte man die schnelle und schussstarke Goalgetterin behalten, die nicht nur 17 Tore in der Liga schoss, sondern auch im Pokalfinale gegen Tyresö (Göteborg gewann 2:1 nach Verlängerung) entscheidenden Anteil daran gehab hatte, die Trophäe in Göteborg behalten. Aber Christen wollte zu den Lagern der amerikanischen Nationalmannschaft, die alle paar Wochen stattfinden, eine Freigabe bekommen und dazu war Göteborg nicht bereit. Was man verstehen kann, denn so hätte die Amerikanerin bei vielen Spielen gefehlt und wäre ständig zwischen USA und Schweden hin- und hergeflogen.

Ende November reiste sie mit ihrer Schwester nach Peru und wanderte in den Anden zur Festung Macchu Picchu und am 27. November schrieb Christen in ihrem Blog: „Jetzt, wo ich an der Peripherie der amerikanischen Nationalmannschaft bin und die Profiliga vor der Tür steht, zögere ich etwas meine persönlichen und  beruflichen Ziele in Schweden aus Angst um meine amerikanischen Fußballträume weiter zu verfolgen. Theoretisch scheint es ein tolles Jahr zu sein, um im Ausland zu spielen, denn es stehen keine großen Turniere für das USWNT an, aber drei Faktoren stören meine Überzeugung: 1) Mit einem neuen Trainer Tom Semanni und einer neuen Leitung scheint das nächste Jahr eines zu werden, dass „neuen“ Spielerinnen die Möglichkeit gibt, gesehen zu werden. 2) Eine starke, eigene Liga ist sehr wichtig für die Entwicklung des Frauenfußballs in den USA, weil es eine Umgebung mit starkem Wettbewerb braucht, in der neue Spielerinnen gesehen werden können und um Plätze im team konkurrieren können. 3) In der neuen Liga zu spielen ist eine Art und Weise, an der wachsenden Bedeutung des Fußballs bei uns Anteil zu nehmen. Ein paar Tage, bevor wir in die Anden aufbrachen, fragte mich jemand, warum ich den Inka-Pfad gehen wolle und ich sagte, dass meine Überlegungen vielleicht klarer würden während der Wanderung.“

So muss es dann gewesen sein, denn im Dezember galt es dann als offenes Geheimnis, dass Press doch nicht in die USA zurückkehren würde, sondern beim schwedischen Meister Tyresö das Dream Team noch weiter verstärken würde.

Ich habe Christen Press bei allen Auswärtsspielen in Stockholm getroffen 2012. Die erste Begegnung war nach dem Spiel gegen Tyresö, das 1:3 verloren ging. Das war kurz vor den Olympischen Spielen in London, wo Press und ihre künftige Mannschaftskameradin Meghan Klingenberg als Reserven von Pia Sundhage nominiert waren. Damals herrschte noch die Vorfreude auf das Olympische Dorf, in dem sie nur wenige Tage verbringen würden, da die USA außerhalb von London den Weg zum Finale finden musste.

Bei allen drei Spielen in Stockholm, von denen zwei verloren gingen, beeindruckte mich Press enorm. Nicht über die gesamte Distanz von 270 Minuten, aber sie ist enorm schnell, hat einen sehr gute Ballannahme und wie mir Vero Boquete über sie sagte: „Mir gefällt, dass sie wirklich aus allen Lagen schießt.“ Und Press‘ Schussversuche sind gut und kommen mit einer blitzschnellen Reaktionszeit. Das macht sie zu einer der besten Stürmerinnen, die derzeit in Europa Fußball spielen. Ausschnitte aus dem Pokalfinale und ein Interview gibt es im verlinkten YouTube-Video weiter unten.

„Ich bin nach Schweden gekommen, um eine bessere Fußballspielerin zu werden,“ sagte sie mir dann später in der Saison am Telefon. „Als ich hierher kam, wusste ich nicht recht, was mich erwarten würde, aber ich muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht war. Meine Mannschaftskameradinnen waren sehr nett und haben mich sofort ins Team aufgenommen. Und als ich mich dann allmählich an die Spiel- und Lebensweise mehr angepasst habe, da bin ich nicht zuletzt als Fußballspielerin doch sehr gewachsen.“

Torbjörn Nilsson, Press Trainer in Göteborg, sagte nach der Verpflichtung der Amerikanerin, er habe sie nicht selber gesehen, aber dieses Mal habe er sich einfach auf Aussagen von Leuten verlassen, die viel vom Fußball verstehen. Für Christen war der Schritt nach Schweden einfach: „Als die WPS ihren Betrieb einstellte, wusste ich, dass ich jetzt ins Ausland gehen wollte. In Frage kamen da vor allem Schweden und auch Deutschland, weil man weiß, das die sehr gujte Ligen haben. Göteborg gefällt mir sehr gut, es ist eine nette Stadt, die Leute sind sehr hilfsbereit und wie ich gern sage, es sind die Leute, die ausmachen, wie ein Ort ist.“

Fahrrad gefahren, wie ihre englische Teamkameradin Anita Asante, ist sie aber nicht in der zweitgrößten Stadt Schwedens. Und sportlich? „Es war eine Saison, in der es rauf und runter ging und uns hat definitiv die Stabilität gefehlt. Jetzt ist es an der Zeit, das die Mannschaft ein Level nach oben kommt, beständiger spielt, um in der nächsten Saison unter die besten Zwei zu kommen,“ sagte Christen Press.

Am Ostermontag wird sie ihr Debüt in einem Wettkampfspiel geben, da geht es beim Supercup ausgerechnet gegen ihre alten Mannschaftskameradinnen.

Wambach: USWNT wird in NWSL spielen

Abküfi nannte man das früher und ich bitte auch gleich um Entschuldigung, aber ich hätte es sonst nicht in eine kurze Überschrift bekommen und außerdem sieht es auch witzig aus…

Auf der Pressekonferenz vor der Verleihung des goldenen Balls sagte Abby Wambach gestern in Zürich, dass sich die gesamte amerikanische Nationalmannschaft (USWNT = United States Women National Team) dazu verpflichtet hätte, in der sich neu gegründeten Profiliga NWSL (= North American Women Soccer League) zu spielen.

Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Megan Rapinoe wurde jetzt auch offiziell als Zugang von Olympique Lyonnais bestätigt, wobei ihr Vertrag aber offenbar nur bis zur Sommerpause (Champions League inklusive) läuft. Meghan Klingenberg und Christen Press spielen bekanntlich für den schwedischen Meister Tyresö FF. Inwieweit die beiden dem Kader von Tom Sermanni angehören, wird man sehen. Beide sind sicherlich Weltklasse und wären in den meisten anderen Ländern gesetzt, aber in den USA hat man bekanntermaßen eine große Auswahl. In der Offensive eben außer und derzeit vor Press wohl Wambach, Alex Morgan und Sydney Leroux, die schon als Wambach-Nachfolgerin gehandelt wird.

Noch aber hat keine der acht Mannschaften, die die neue Liga bilden werden, auch nur eine einzige Spielerin unter Vertrag. Da ist Handlungsbedarf. Übernächste Woche bereits sollen die besten College-Spielerinnen „gedraftet“ werden.

Die Liga wird aus vier alten und vier neuen Teams bestehen. Wobei alt im amerikanischen Sinn sehr relativ ist… Ältestes Team sind demnach die Chicago Red Devils und der Sky Blue FC, die immerhin schon fünf Jahre auf dem Buckel haben. Dazu noch die Boston Breakers und der dreifache amerikanische Meister (in drei verschiedenen Ligen; reif fürs Buch der Rekorde…) Western New York Flash.

Neu gegründet für die Liga wurden der FC Kansas City, Portland Thorns FC, Washington Spirit (nicht Freedom wie ursprünglich angenommen, weil man Angst hatte, dass Freedom-Käufer und magicJack-Besitzer Dan Borislow wieder vor Gericht ziehen könnte) und Seattle Reign. In Seattle im Nordwesten der USA setzte sich dabei Eigentümer Bill Predmore gegen die bereits seit 1970 existierenden Seattle Sounders durch. Die Sounders hatten 2012 noch den zweiten Platz in der E-WSL belegt und Hope Solo, Megan Rapinoe, Alex Morgan und Sydney Leroux hatten für die Sounders gespielt.

Predmore gab der Lokalzeitung Seattle Times ein aufschlussreiches Interview: „Unsere Erwartung ist, dass es hier einen Wettbewerb mit Weltklasseniveau geben wird. Jedes Team wird mindestens drei amerikanische Nationalspielerinnen haben, zwei Kanadierinnen und eine Mexikanerin. Bei einer so kleinen Kerngruppe von acht Mannschaften ist das gleichmäßige Niveau sehr wichtig. Wir glauben auch, dass wir Talente von außerhalb Nordamerika anlocken.“

Bill Predmore erklärte auch, dass einige Spielerinnen wohl wählen würden, wo sie spielen wollen. Gemeinhin wird Abby Wambach etwa in Western New York erwartet, Hope Solo und Sydney Leroux in Seattle, Megan Rapinoe (wenn sie denn kommt, in Portland).

Noch hat die Liga nicht einmal eine eigene Homepage, bei zwei Teams stehen auch die Spielorte noch nicht fest. Aber in den nächsten Wochen wird es vermutlich schnell gehen. Im Wesentlichen wird es in den ersten Jahren (wenn es Jahre werden…) darum gehen, eine stabile Organisation aufzubauen, die man ausbauen kann. Ausbauen zu mehr Teams, von Los Angeles ist wieder die Rede, auch von Hartford in Connecticut. Noch gibt es keine ernst zu nehmenden Gerüchte über eventuelle kanadische Teams, nachdem sich die Vancouver Whitecaps schon vor geraumer Zeit aus den Diskussionen verabschiedet hatten.

Hattrick von Alex Morgan, Hope Solos Ehemann verhaftet

Die amerikanische Nationalmannschaft gewann gestern Abend in Portland gegen Irland mit 5:0 im Rahmen ihrer Celebration-Tour, einer Tournee, die das Team durch verschiedene Teile der USA führt und bei der die Goldmedaillengewinnerinnen von London vorgestellt und gefeiert werden.

Dabei erzielte Alex Morgan, die heute erstmals neben Abby Wambach und Marta unter die drei besten Spielerinnen der Welt von der FIFA nominiert wurde, ihren ersten waschechten Hattrick im geringelten weiß-roten Trikot. Die beiden anderen Treffer besorgte Sydney Leroux.

Schlagzeilen machte wieder einmal Torhüterin Hope Solo. Die spielte eine Halbzeit und wurde wie vereinbart in den zweiten 45 Minuten von Jill Loyden abgelöst. Schlagzeilen produzierte nicht Solo selber, aber ihr frischgebackener Ehemann Jerramy Stevens. Der wurde in Florida wegen des Verdachts des Verstoßes gegen ddie Bewährungsauflagen verhaftet. Stevens hat eine Strafe auf Bewährung wegen eines Cannabis-Vergehens und seine Festnahme in der Nacht vor der Hochzeit mit Hope Solo wegen des Verdachts auf Körperverletzung sorgte jetzt dafür, dass man in Florida der Ansicht ist, der Zweimetermann habe gegen Bewährungsauflagen verstoßen.

Pia Sundhage: Reaktionen auf Twitter

Hope Solo: „Pia hat uns erlaubt, Individuen zu sein, während sie uns zeigte, was ein Team wirklich ausmacht. Sie hat uns zu 2 Gold und 1 Silber geführt UND wir haben wunderschönen Fußball gespielt.“

Sydney Leroux: „Ich hab es geliebt, für Pia zu spielen, auch wenn es für mich kurz war. Sie hat mir die Chance gegeben, Teil eines großen Ganzen zu werden und dafür werde ich ihr immer dankbar sein.“

Alex Morgan: „Was für eine tolle Reise das für mich war in den letzten drei Jahren unter Pia. Vielen Dank, Pia!“

Heather Mitts: „Pia hat uns zu zweimal olympischem Gold und WM-Silber geführt. Der nächste Trainer hat große Fußstapfen, in die er treten muss. Vielen Dank und alles Gute!“

Meghan Klingenberg: „Pia ist eine gute Trainerin und ein noch besserer Mensch. Werde ihr auf ewig dankbar sein, dass sie mir eine Chance gegeben hat.“

Carli Lloyd: „Ich möchte Pia für alles danken, was sie für das Team und für mich getan hat. Sie hat an mich von Tag 1 an geglaubt und mir ermöglicht, als Spielerin zu wachsen.“

 

Zurück aus London – Nachrichten

Zurück aus London, wo wir am Montag ein tolles Halbfinale zwischen Japan und Frankreich gesehen haben. Das Beste: 61.000 Zuschauer zeigten, dass Frauenfussball doch ein Potential hat, auch wenn wir das in unseren heimischen Ligen im Alltagsgeschäft oft nicht so empfinden.

Es gibt allerhand Neues. Man nutzt den Tag des olympischen Finales zwischen Japan und den USA dazu, Ankündigungen und Neuverpflichtungen bekanntzugeben.

1) Es gibt eine neue amerikanische Profiliga 2013. Das ist wohl die wichtigste Nachricht. Bereits im Juli hatte sich eine Gruppe von Vertretern verschiedener Vereine getroffen und den Beschluss gefasst, der nun spruchreif ist und sicher einen Exodus amerikanischer Spielerinnen verhindern wird. Acht Vereine soll das neue Konstrukt haben, darunter die Boston Breakers, Chicago Red Devils und auch die Seattle Sounders, für die in dieser Saison Stars wie Hope Solo, Alex Morgan und Sydney Leroux einige Spiele absolviert haben. Wie die Liga konkret aussehen wird, soll in den nächsten Wochen festgelegt werden. Fünf Teams von der Ostküste und drei von der Westküste werden dabei sein. Weitere Investoren sind willkommen. Bald beginnen die Verhandlungen mit der US Soccer Federation bezüglich der Sanktionierung der neuen Liga.

2) In Schweden verstärkt sich der Tabellenelfte AIK mit der 92-fachen amerikanischen Nationalspielerin Lori Chalupny, die 2008 in Peking Gold mit den USA holte. Mich wundert etwas, dass es keine Stürmerin ist, die AIK holt, aber vielleicht soll Nazanin Vaseghpanah weiter nach vorne rücken, eine Rolle, die si früher schon erfolgreich gespielt hat.

Gestern Abend spielten Djurgården und Linköping in einem Testspiel 3:3. Djurgårdens Trikot mit der Nummer 8 trug die finnische Nationalspielerin Marianne Tolvanen, die eigentlich bei HJK Helsinki unter Vertrag steht. Möglicherweise soll Tolvanen also im Herbst helfen, den Tabellenletzten doch noch zu retten.

Markus Nilsson, erfolgreicher und junger Clubchef bei Aufsteiger Vittsjö GIK steigt aus. Nicht aus Unzufriedenheit, sondern weil man ihm einen Topjob angeboten hat: Nilsson wird Eventchef der EURO 2013, die kommendes Jahr in Schweden ausgetragen wird.

Dänemark und Norwegen verlieren erneut

Am zweiten Spieltag wiederholte sich alles vom ersten: Schweden gewann und die anderen nordischen Länder verloren. Nimmt man das Turnier in Zypern noch dazu, wo die Finninnen auflaufen haben die nordischen Länder in zehn Begegnungen diese Woche zwei Siege und acht Niederlagen eingefangen.

Nun hatten es die Däninnen mit dem Weltmeister und die Norwegerinnen mit dem Vizeweltmeister zu tun und beide verloren nur knapp. Dänemark kassierte das 0:2 gegen Japan erst in der Nachspielzeit, ist weiter ohne Torerfolg. Für Japan trafen Yuka Sugasawa nach 52 Minuten und eben am Ende noch Shinobu Ohno.

Norwegen verlor wie schon gegen Japan auch gegen die USA mit 1:2. Abby Wambach und Sydney Leroux hatten die Führung besorgt, ehe dann Elise Thorsnes in der 93. Minute den Ehrentreffer schoss.  Eli Landsem: „Die USA haben verdient gewonnen. Sie sind ein völlig anderer Gegner als Japan und haben extrem gute physische Voraussetzungen. Gleichzeitig merken wir, dass wir uns ihrem Niveau nähern und dass wir gut mitspielen.“

Schweden gewinnt, Island, Dänemark, Norwegen verlieren

Vier der fünf nordischen Nationalmannschaften halten sich dieser Tage an der Algarve auf, lediglich die Finninnen gingen einen eigenen Weg und buchten das immer stärker werdende Turnier auf Zypern.

Als erstes Team ging Norwegen auf den Platz und Gegner war heute am frühen Nachmittag Weltmeister Japan. Zwar brachte Isabell Herlovsen die Skandinavierinnen in der 20. Minute mit 1:0 in Führung, aber Turbine Potsdams Yuki Nagasato glich in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit aus und Goalgetterin Nahomi Kawasumi vom japanischen Meister INAC Kobe Leonessa schoss in der 66. Minute den Siegtreffer.

Kawasumis Schuss wurde von einer norwegischen Abwehrspielerin unglücklich abgefälscht und Caroline Knutsen hatte keine Chance. „Ich bin der Meinung, dass wir heute mehr verdient gehabt hätten,“ sagte Norwegens Trainerin Eli Landsem nicht ganz unerwartet. Wir sind auf dem richtigen Weg, ein großes Lob an die Mannschaft.“

Island traf auf Europameister Deutschland, das stark ersatzgeschwächt antreten musste. Dennoch gab es fast keine einzige Torchance für die Spielerinnen von der Vulkaninsel. Und beim Treffer des Tages in der ersten Halbzeit bezwang Malmös Anja Mittag Malmös Thora Helgadottir.

Thomas Dennerby war zufrieden, denn der WM-Dritte Schweden besiegte China durch einen späten Treffer von Antonia Göransson mit 1:0. „Ich bin mit dem Sieg zufrieden,“ sagte er, „und über 90 Minuten gesehen, war es auch verdient. China hatte eine gute Phase in der zweiten Halbzeit, aber wir hatten auch ein paar Chancen. Wir haben ein paar technische Fehler gemacht, aber die Saison hat noch gar nicht angefangen, da muss man damit rechnen.“

Erwähnenswert, dass Lotta Schelin ein paar Tage nach ihrem 28. Geburtstag heute ihr 100. Länderspiel absolvierte.

Vizeweltmeister USA deklassierte im vierten Spiel des Tages Dänemark mit 5:0 und unterstrich eindrucksvoll die Ambitionen auf Algarve-Cup und Olympia. Alex Morgan traf zweimal, je einen Treffer erzielten Abby Wambach, Carli Lloyd und Sydney Leroux.

Auch Alex Morgan spielt für Seattle

Alex Morgan

Nach Hope Solo und Sydney Leroux haben die Seattle Sounders nun auch Alex Morgan verpflichten können. Das gab der Verein am Montagabend auf seiner Homepage bekannt. Die Verpflichtung der 22-Jährigen muss noch vom amerikanischen Fußballverband USSF bestätigt werden.

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit konnte Trainerin Amy Carnell sich freudestrahlend äußern: „Alex ist eine Weltklassespielerin, die deutlich reifer ist als ihre 22 Jahre. Ihre fantastische Leistung bei der WM 2011 hat das vorbereitet, was eine aufregende Sounders Frauensaison werden wird.“

In bisher 32 Länderspielen hat Alex Morgan 16 Tore erzielt, war bei der WM nicht Stammspielerin, sondern Joker, schoss aber sowohl im Halbfinale gegen Frankreich wie auch im Finale jeweils ein Tor.

„Ich freue mich sehr, in einer Stadt spielen zu können, die so fußballbegeistert ist. Die Fan-Unterstützung bei den Sounders ist eine der besten der Männerliga, wenn nicht die Beste. Ich kann mir nur vorstellen, wie wohl die Unterstützung für ein professionelles Frauenteam wäre.“

Eines von mehreren Argumenten für Morgans Entscheidung zugunsten Seattles dürfte gewesen sein, dass ihr Freund Servando Carrasco für die Sounders spielt.

Hope Solo nach Seattle und andere WPS-Nachrichten

Eine der wenigen Superstars des Frauenfußballs, die 30-Jährige amerikanische Nationaltorhüterin Hope Solo, hat einen neuen Verein. Gewissermaßen kehrt sie nach Hause zurück. Die in der kleinen Stadt Richland im Bundesstaat Washington geborene Solo spielt in der kommenden Saison für die Seattle Sounders in der zumindest voriges Jahr eher zweitklassigen W-League. Seattle sicherte sich aber nicht nur die Dienste der durch das Programm „Dancing With The Stars“ inzwischen landesweit bekannten Hope, sondern holte sich auch die als Nr 1 beim Drafting im Januar über den Tisch gegangene Sydney Leroux.

„Hope ist zweifelsohne zur Zeit die beste Torhüterin,“ sagte ihre zukünftige Trainerin Amy Carnell der Lokalzeitung Seattle Times.  Die Saison der W-League beginnt im Mai und Carnell sagte, dass Solo und Leroux, die zum Kader der US-Nationalmannschaft für Olympia in London gehören, mindestens drei Testspiele und drei Heimspiele in der W-League für die Seattle Sounders absolvieren würden.

Jeff Kassouf, einer der renommiertesten amerikanischen Frauenfußballjournalisten, hat sich Gedanken über den Verbleib vieler WPS-Spielerinnen gemacht. Da die Kader in Norwegen, Schweden und Finnland weitgehend voll seien, würden es wohl nur wenige schaffen, ein festes Engagement in Übersee zu bekommen, so Kassouf in seinem immer lesenswerten Blog EqualizerSoccer. Da bliebe als Alternative auf dem heimischen US-Markt nur die W-League oder die WPSL-League oder die neugegründete WPSL-Elite-League.

Letztere gründete sich erst nach dem Abbruch der WPS-Saison und besteht noch lediglich aus vier Vereinen: Western New York Flash, FC Indiana, Boston Breakers und Chicago Red Stars. Die WPSL-Elite-Liga könnte ein Konkurrent der WPS werden, denn laut Kassouf hat man bereits die Fühler nach Kalifornien ausgestreckt, wo Orange County Waves und Bay Area Breeze interessiert sind. Vier weitere Teams sollen bis zum Start hinzukommen. Eines davon ist nach Angaben von Equalizer Soccer ASA Chesapeake Charge in Maryland. Nach Angaben des WPSL-Ligamanagers Jerry Zanelli sollen die Budgets der Vereine bei zwischen 200 und 300.000 Dollar liegen. Es gibt kein Gehaltsdach, das durch die Liga gesetzt würde, alle Teams sind selbst verantwortlich, Spielerinnen zu suchen und zu bezahlen. Zanelli glaubt, dass viele WPS-Spielerinnen sich einem der Teams anschließen werden. Die Boston Breakers haben bereits mitgeteilt, dass Katie Schoepfer, Cat Whitehill und Courtney Jones bei ihnen weitermachen werden.

Das vorläufige Ende der WPS bedeutet also nicht zwangsläufig das Ende hochklassigen amerikanischen Vereinsfußballs. Die Ligen formieren sich neu und auch wenn die Boston Breakers und Western New York Flash bei ihrem Beitritt zur WPSL-Elite-League erklärt haben, dass sie im nächsten Jahr wieder in der WPS antreten wollen, weiß niemand, wie sich die anderen Ligen entwickeln. Die WPSL-Elite-League expandiert möglicherweise schon bald in den Süden. Phoenix, Houston und Dallas wurden genannt.

Philadelphias Trainer Paul Riley plant für vereinslose Spielerinnen ein Trainingslager ins Leben zu rufen, weil er fürchtet, dass das Training in den Ausweichligen (W-League, WPSL-League, WPSL-Elite-League) manchmal nur drei Einheiten pro Woche umfassen wird. Danach sollen die Spielerinnen sieben bis acht Mal pro Monat auf höchstem Niveau trainieren können. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, soll das Prinzip sein. Die Offerte wurde per Mail an so gut wie alle Spielerinnen der WPS geschickt.

Trainer werden Riley und sein Assistent Skip Thorpe sein. Die einzigen Kosten für die Spielerinnen seien die Reisekosten zu den Trainingslagern sowie das Essen während der Trainingstage. Das erste Training soll auf der Anlage von Philadelphia Independence stattfinden. Riley bemüht sich noch um Sponsoren, um den bis zu 28 an dem Programm teilnehmenden Spielerinnen auch die Reise- und Essenskosten abnehmen zu können.

Auch der Sky Blue FC, bei dem Skandinavierinnen wie Jessica Landström, Therese Sjögran und die Finnin Laura Österberg Kalmari spielten, wird weiter existieren. Der Verein plant ein zehntägiges Trainingslager in Japan im Sommer und Spiele gegen die Weltmeisterinnen in der japanischen L-Liga.

Währenddessen geht der Rechtsstreit zwischen Dan „The Man“ Borislow und der WPS weiter. Borislows Chefanwalt Louis Ederer verlangt die Herausgabe sämtlicher Dokumente, die zur Einstellung der WPS-Saison 2012 geführt haben. Borislow will bei einer eventuellen Rückkehr der WPS sein Recht durchsetzen, mit magicJack Schaukämpfe gegen WPS-Teams durchzusetzen. Einzelheiten hierzu schreibt ESPN-Kolumnist und Frauenfußballexperte Beau Dure bei ESPN.

Göteborg und Tyresö wollen Marta

Trotz der stolzen Summe von einer Million Dollar für eine Saison, die Martas Agent Fabiano Farah für seine Klientin einfahren will, sind offenbar noch zwei schwedische Vereine im Rennen. Vizemeister Kopparberg/Göteborgs FC und der Verein mit den größten Ambitionen, Tyresö FF.

Die Boulevardzeitung Aftonbladet schreibt in ihrer heutigen Ausgabe, dass Göteborg augenscheinlich das größte Interesse an der Brasilianerin hat während Tyresös Präsident Hasse Lindberg zitiert wird: „Wenn dieses Preisschild wirklich gültig ist, lohnt es sich nicht einmal eine Krone für ein Telefonat auszugeben.“ Sein Göteborger Pendant Peter Bronsman: „Wir sind in einer gewissen Bereitschaft. Aber wir haben einen Gesamtumsatz von sieben Millionen Kronen. Wenn sie diese Summe wirklich haben wollen, dann geht es nicht.“

Alle anderen zehn Vereine sagen eindeutig nein zu der Weltfußballerin. Die Gehaltsvorstellungen liegen jenseits von Gut und Böse. In einer Umfrage, die Aftonbladet bei allen zwölf Clubs gemacht hat, ob die Vereine mit ihrem jetzigen Kader zufrieden sind oder ob sie den Kollaps der WPS nutzen werden, um doch noch die eine oder andere Verpflichtung zu tätigen, kam folgendes heraus:

So gut wie alle Vereine haben erheblich Anfragen aus den USA bekommen. Ein mittlerer Tross möchte sich gerne in Bewegung nach Skandinavien setzen. AIK wäre durchaus noch an einer offensiven Mittelfeldspielerin und/oder einer Stürmerin interessiert. Djurgården sucht in Abwehr, Mittelfeld und Angriff noch, aber die finanzielle Situation setzt deutliche Grenzen, falls nicht Sponsoren eine Spielerin „stiften“. Jitex in Göteborg hat nach der Verpflichtung von Christina Julien den Kader endgültig voll, aber Lokalrivale Göteborg sucht noch Klassespielerinnen vor allem fürs Mittelfeld. Hier könnte Marta landen, Sportchef Lasse Svensson sagt, dass man Spielerinnen suche, die direkt in die Startformation gehen können.

Kristianstads Elisabet Gunnarsdottir ist eigentlich auch zufrieden, aber die neuen Möglichkeiten führen auch die Isländerin in Versuchung. Alle wissen, dass man jetzt auch gute Spielerinnen zum Sonderangebotspreis bekommen kann. Die Entscheidung, ob man noch jemanden holt, soll noch diese Woche fallen und falls es eine positive Entscheidung ist, dann handelt es sich um eine Amerikanerin.

Linköping will noch eine offensive Spielerin. Trainer Jörgen Pettersson spricht davon, dass die Verstärkung jetzt, aber vielleicht auch erst zum Sommer kommen kann. Mit Lisa DeVanna, Linda Sällström und Emma Lundh gibt es in Linköping schon drei starke Stürmerinnen. Aber Pettersson hat die Offensive mit Recht als Problemzone erkannt und will da offenbar richtig aufrüsten und zu starker Konkurrenz im Team kommen.

Malmö will erst einmal den Konkurs abwenden und hat genug mit sich selbst zu tun. Sportchef Niclas Carlnén passt. Piteå ists zufrieden mit seinen drei Torhüterinnen und siebzehn Feldspielerinnen. Umeå und Vittsjö dagegen suchen beide noch. Vittsjö muss sich ordentlich verstärken, wenn man nicht glcieh wieder absteigen will in die neue Superettan. Örebro dagegen sagt, dass der Kader komplett ist und die Ressourcen erschöpft.

Die kommenden vier Wochen werden spannend. In Frage kommen wohl alle Spielerinnen, die nicht Bestandteil des USWNT sind, des erweiterten Kaders der amerikanischen Nationalmannschaft, denn bei denen ist damit zu rechnen, dass sie in den USA vom Verband finanziert werden, um sich optimal auf London 2012 vorzubereiten. Alles andere als Gold wäre eine Enttäuschung, alles andere als Gold dürfte auch das Ende der WPS bedeuten, denn die Liga, die nun sicher nicht nur wegen des Streits mit dem zu Recht unbeliebten Dan Borislow ein Jahr pausiert, braucht den Erfolg bei Olympia als Pausenfüller und Reanimation, um die Anstrengung, 2013 wieder zu spielen, wirklich zum Erfolg zu führen.

Die amerikanische Nationalmannschaft spielt am Samstag gegen Neuseeland. Im Kader (und damit wohl eher unwahrscheinlich für einen Transfer nach Europa) sind 28 Spielerinnen: Yael Averbuch (25), Nicole Barnhart (30), Shannon Boxx (34), Rachel Buehler (26), Lauren Cheney (24), Stephanie Cox (25), Whitney Engen (24), Ashlyn Harris (26), Tobyn Heath (23), Meghan Klingenberg (23), Amy LePeilbet (31), Sydney Leroux (21), Lori Lindsey (31), Carli Lloyd (29), Jill Loyden (26), Kristie Mewis (20), Heather Mitts (33), Alex Morgan (22), Christine Nairn (21), Kelly O’Hara (23), Heather O’Reilly (26), Christie Rampone (36), Megan Rapinoe (26), Amy Rodriguez (24), Becky Sauerbrunn (26), Hope Solo (30), Abby Wambach (31), Keelin Winters (23).

WPS-Kader füllen sich

Am Freitagnachmittag Ortszeit fand in Kansas City das mit Spannung erwartete WPS-Drafting 2012 statt, in dem die vielversprechendsten Spielerinnen der hochklassigen College-Saison hofften, von einem der fünf Clubs (oder Franchises) „einberufen“ (= gedraftet) zu werden.

Zum ersten Mal habe ich mir das Spektakel angesehen und es kam mir vor wie die Live-Sendung eines Brettspiels mit einem Moderatorenpaar, einer Ansagerin und fünf Kandidatentischen. Vorher war festgelegt worden, dass der Vorjahresletzte Atlanta Beat die erste Wahl haben sollte und dass man dann weitermachen würde die Tabelle von hinten aufzurollen. Allerdings hatten einige Vereine untereinander abgemacht, dass einige Positionen vertauscht wurden. Meister Western New York Flash etwa konnte so die Nummer 6, 7 und 8 hintereinander bestimmen. Es mutet alles ein bisschen wie Baseball an, von dem ich leider genausowenig verstehe.

Sydney Leroux (Foto: UCLA)

Die Nummer 1 war schließlich die von allen als Favoritin auf diese Position erwartete Sydney Leroux von der Universität Los Angeles (UCLA). Die 21-Jährige Stürmerin wird also in Atlanta spielen und in einer Angriffsformation mit Christen Press und Kelley O’Hara erscheinen. Das könnte der spannendste All-American Nachwuchssturm seit langem sein. Atlantas Trainer James Galanis: „Das war eine einfache Entscheidung für mich. Sydney Leroux ist eine Spielerin, die schon seit einigen Jahren im Gespräch ist. Sie kommt immer näher an die amerikanische A-Nationalmannschaft heran.“

Stürmerinnen würden gefragt sein, das war in allen Prognosen vorher zu lesen. Und so schnappte sich Sky Blue FC, der Club, der in seiner jungen Geschichte mit Laura Österberg Kalmari, Jessica Landström, Therese Sjögran und nun aktuell auch Manon Melis viele Spielerinnen aus der Damallsvenskan geholt hatte, erwartungsgemäß die Favoritin auf Platz 2, die Stürmerin Melissa Henderson von der Universität Notre Dame, die nicht in Paris, sondern vielmehr in Southbend (Indiana), eine Autostunde südlich´von Chicago liegt.

In etwas mehr als zwei Stunden wurden dann 21 weitere Spielerinnen verteilt. Nennenswert, dass die Gewinnerin des MAC Hermann Award, die US-Mexikanerin Teresa Noyola als Nummer sieben auf der Liste zu Meister Western New York Flash geht. Als insgesamt beste Fußballspielerin wurde allgemein die Torhüterin Bianca Henninger angesehen. Sie ist eines der überragendsten Talente im Tor seit Hope Solo. Henninger wird bei Philadelphia Independence aktiv werden, sie ging aber erst als Nummer 14 über den Ladentisch.

Melissa Henderson (Foto: collegesoccer360.com)

Interessant und gleichermaßen unverständlich für nicht-amerikanische Beobachter, dass die gerade vom FC Bayern München geholte Sarah Hagen als Nummer 5 von Philadelphia gedraftet wurde. Aber hier wird allgemein vermutet, dass es eine Absprache zwischen Hagen und Trainer Paul Riley gibt, dass Hagen nach dem Ende der Bundesligasaison in Philadelphia weitermachen wird. Als sich dann aber Sky Blue als Nummer 9 Ingrid Wells ausgesucht hatte, verstanden selbst eingefleischte Drafter nicht ganz, was dem Team des deutsch.-amerikanischen Rechtsanwalts Thomas Hofstetter da in den Sinn gekommen war. Wells hat für 2012 bis Ende Oktober einen Vertrag bei Göteborg, dem schwedischen Vizemeister. „Das ist, falls sie Heimweh bekommt,“ twitterte mir jemand zu, aber realistischer die dann entstandene Vermutung, dass man die Spielerin, die auch „der kleine General“ genannt wird, schon mal für 2013 reservieren wollte.

Mehr noch als das Draften der jungen Talente interessiert die breite Gemeinde der Frauenfußballfans aber die Frage, was denn wohl mit den Superstars wie Abby Wambach passieren wird. Jeff Kassoufs Seite Equalizer Soccer zitiert die 32-Jährige Weltklassestürmerin mit Äußerungen vom Donnerstag der vergangenen Woche:

„Im Moment ist es wirklich schwer zu sagen, aber ich habe noch keinen Vertrag unterschrieben. Vieles ist aber in Arbeit. Mein Fokus und meine wichtigste Aufgabe ist die Konzentration auf eine olympische Goldmedaille. Mein Körper ist nicht mehr so jung wie vor vier Jahren, ich muss sehr, sehr vorsichtig sein und darauf achten, was ich meinem Körper zumute von jetzt bis nach London. Es könnte ein Szenario geben, in dem ich nicht für eine Profimannschaft spiele vor Olympia, dass ich darauf warte, wie sich mein Körper danach anfühlt.“

Da Wambach aus Rochester im Bundesstaat New York stammt, wo nun mal ausgerechnet der amerikanische Meister spielt, wäre es sehr gut denkbar, dass sich Abby nach den Olympischen Spielen dem WPS-Meister anschließt. Bei einer gerade gewonnenen Goldmedaille wäre das dann sogar ein Scoop allerersten Ranges.

 

Atlanta Beat hat die erste Wahl

Bianca Henninger (Foto: US Soccer Federation), derzeit noch bei den Santa Clara Broncos gilt vielen als Draft der ersten Runde

Eine Woche vor der mit großer Spannung erwarteten DRAFT (dem Auswählen von Spielerinnen) hat die WPS die Reihenfolge bekanntgegeben, in der die fünf Vereine der amerikanischen Profiliga agieren können.

Demnach steht dem Tabellenletzten des Vorjahres, Atlanta Beat, die erste Wahl zu. Es folgen FC Sky Blue, die Boston Breakers und an vierter Stelle abermals Atlanta Beat, da Meister Western New York Flash seinen Platz in Übereinkunft Atlanta überlässt. Danach dann kommt Vorjahresfinalist Philadelphia an die Reihe, bevor New York dann zweimal das Sagen hat.

Insgesamt werden in vier Runden so 23 Spielerinnen vergeben. Das Blog „All White Kit“ favorisiert die U20-Nationalspielerin, Torhüterin Bianca Henninger. Ín der Offensive Melissa Henderson, Sydney Leroux und Sarah Hagen. Im Mittelfeld hieß die Favoritin Ingrid Wells, die aber hat sich gegen die WPS und für die Damallsvenskan entschieden.  Ingrid Wells wird kurz nach dem 19. Januar in Göteborg auftauchen.

Unterdessen hat sich Jeff Kassouf  (Macher der von amerikanischen Spielerinnen gern gelesenen Seite Equalizer Soccer) Gedanken um die Rolle der amerikanischen Nationalspielerinnen in der WPS gemacht. 16 reguläre Spieltage hat die Liga geplant, Vertreterinnen des Nationalteams (USWNT [United States Women National Team] genannt) könnten aufgrund der Vorbereitungen auf bzw Durchführung der Olympiade in London an maximal neun Spielen teilnehmen. Lediglich fünf der gut 20 Spielerinnen des Teams aus dem Vorjahr hätten bei WPS-Clubs unterschrieben. Die beiden Superstars Hope Solo und Abby Wambach wären noch zu haben. Kassouf meint, dass es nicht abwegig sei, zu vermuten, dass die Stars der Nationalmannschaft in dieser WPS-Saison aussetzen. Die Torhüterposten in allen fünf Teams sind mit sehr guten Keeperinnen bereits besetzt. Wambach vermutet Kassouf am ehesten in ihrer Heimatstadt Rochester, zugleich Heimstatt für Meister Western New York Flash. Deren Trainer Aaran Lines hat allerdings erst vor wenigen Tagen behauptet, dass Abby nicht auf dem Radar sei. Einige andere Spielerinnen aus dem USWNT, die bei Pia Sundhage hervorragende Rollen bekamen und wohl wieder bekommen werden, wie etwa die 31-Jährige Lori Lindsey hat bei ihrem Club Philadelphia in der letzten Saison nur 254 Minuten spielen dürfen. Lindsey ist jetzt zu Western New York gewechselt. Da alle Clubs angesichts der aktuellen Situation mit nur fünf Vereinen und den anfangs viel zu hohen Gehältern Sparmaßnahmen angesagt hätten, erscheint es Kassouf auch als unwahrscheinlich, dass die bei Sundhage als erste Wahl durchgehenden Shannon Box (34) und Christie Rampone (36) von WPS-Clubs für teures Geld verpflichtet würden, wo es doch günstigere und jüngere Alternativen en masse gibt.

 

 

 

Pia Sundhage nominiert Ingrid Wells

Ingrid Wells (Foto: Twitter)

Kurz vor Weihnachten hatte Kopparberg/Göteborgs FC die Verpflichtung der 22-Jährigen amerikanischen Mittelfeldspielerin Ingrid Wells bekanntgegeben. Wells war bis dato den meisten von uns in Europa ein eher unbeschriebenes Blatt zumal sie nicht in der WPS gespielt hat sondern für die Jesuitenuniversität Georgetown aus Washington D.C. Dort wurde und wird sie „little General“ genannt.

Nun hat Pia Sundhage den frischgebackenen Schweden-Profi in ihr 29-köpfiges Aufgebot für ein Trainingslager in Carson (Kalifornien) berufen. Hier wird vom 07.-15.01. trainiert, getestet und noch einmal ausgewählt und dann geht es weiter die Küste hoch ins kanadische Vancouver, wo die Olzmpia-Ausscheidung Nord- und Mittelamerikas stattfinden wird. Bis dahin allerdings muss Sundhage ihren Kader auf 20Namen reduziert haben.

Neben Ingrid Wells enthält der US-Kader weitere Spielerinnen von Universitäten – einige dieser Namen dürften am 13.01. in der ersten Draft der WPS 2012 wieder auftauchen: Kristie Mewis (Boston College), Christine Nairn (Penn State) und Sydney Leroux (UCLA).