Vor einigen Wochen sprach ich mit Emilia Appelqvist. Heute hat sie mindestens eine Silbermedaille sicher.
Es ist nicht mein Fußball. „Den Bus parken“ wie man hierzulande sagt. Aber nach dem 1:5 gegen Brasilien hat Pia Sundhage die Taktik gewechselt. Gegen stärkere Gegner spielt Schweden seitdem die Taktik, die das Team im Grunde auch schon in der Olympia-Quali im Frühjahr erfolgreich begonnen hat zu entwickeln. Zwei kompakte Viererketten und heute mit Stina Blackstenius eine gefährliche Targetstürmerin vorne. Lotta Schelin spielte überwiegend zweite linke Außenverteidigerin in der zweiten Viererkette.
Brasilien hatte in der ersten Halbzeit 71% Ballbesitz, aber die Schwedinnen kämpften und droschen den Ball weg und waren eine unüberwindliche Wand. Ein doppelter Catenaccio.
Schon 2008 in Peking hatte Pia Sundhage diese Taktik gegen die Brasilianerinnen im olympischen Finale gefahren und mit 1:0 gewonnen. Hope Solo erinnerte vor kurzem daran, stinksauer, dass die Schwedinnen nun dieselbe Taktik anwandten. Sie hätten gespielt wie Feiglinge, sagte Solo. Sundhage erwiderte, darauf angesprochen: „Ich pfeife drauf, was sie sagt. Ich fahre nach Rio und sie fährt nach Hause.“
Nach vier Jahren ist Pia Sundhage doch angekommen. Damit hatte kaum noch jemand gerechnet. Sie kam als Erlöserin nach dem netten und soliden, aber biederen Thomas Dennerby. Sie kam mit Temperament und Charisma. Und änderte dann noch fast gar nichts. Sie hielt an manchen Spielerinnen fest und ließ große neue Talente nicht nachrücken. Oft schrieb ich, dass sie endlich der jungen Generation eine Chance geben müsse. Das schrieben auch andere, sie hörte natürlich nicht auf uns, sie machte ihr Ding und dann kamen auf einmal doch viele junge Spielerinnen nach. Magdalena Eriksson, Fridolina Rolfö, Stina Blackstenius, Jonna Andersson sind da zu nennen.
Sie hielt an Hedvig Lindahl fest, und musste dafür Sofia Lundgren opfern, denn Lindahl will keine unmittelbare Konkurrenz um den Torwartposten. Heute überragte Lindahl, war der sichere Rückhalt und hielt zwei Elfmeter.
Ich habe mit Emilia Appelqvist und Sofia Jakobsson gesprochen, die jetzt die olympische Silbermedaille sicher haben und Gold wollen. Beide sagten mir, dass man Revanche wolle für die WM 2015. Diese Enttäuschung, in Kanada so sang- und klanglos ausgeschieden zu sein, gegen Deutschland mit 1:4, sitzt tief. Aber ich vermute, dass die Mannschaft gerade das jetzt auch nutzt, um sich positiv daraus zu erheben.
Nach dem 3:0 gegen Japan in Kalmar schrieb ich, dass Schweden mit der stärksten Truppe seit 2003 in ein Turnier gehe. Im Turnier dann spielten sie holprig gegen Südafrika (1:0), schwach gegen Brasilien, das entfesselt aufspielte (1:5) und kühl kalkulierend gegen China (0:0), wissend, dass man wenigstens Dritter wird und damit weiterkommt.
Gegen die USA und Brasilien gab es unattraktiven Fußball, aber am Ende Erfolge. Die aus einer sehr starken Mannschaftsleistung resultierten. 240 Minuten lang kämpften die Schwedinnen mit einem Hunger, einem Siegeswillen und hielten sich sklavisch an die ausgegebene Taktik. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Ich bin gespannt, was der Strategin Silvia Neid einfällt, um den schwedischen Catenaccio zu knacken. Überrascht wäre ich nicht, wenn Schweden am Freitag den größten Erfolg seiner Fußballgeschichte feiern sollte. Schaffen sie das mit oder ohne Elfmeter, dann haben sie es auch verdient.
Zehn Minuten vor dem Ende des Spiels gegen China sagte Pia Sundhage zu ihrer Kapitänin Caroline Seger, dass sie mit dem 0:0 zufrieden sei. Dementsprechend hielten sich die Schwedinnen zurück und steuerten als Gruppendritter unweigerlich auf das Spiel gegen Weltmeister und Olympiasieger USA zu. Sportlicher Selbstmord, attestierten viele, inklusive auch mir.
Jetzt kann uns Pia Sundhage anstrahlen. Zum ersten Mal seit Frauenfußball olympisch ist, spielt die USA nicht um Medaillen. Ein Geniestreich der Trainerin, die 2008 und 2012 Giold mit gerade dem heutigen Gegner geholt hatte.
Schweden hatte mehr oder weniger erbärmlich gespielt im Turnier und steigerte sich dann doch um mindestens 100%. Stina Blackstenius brachte Schweden in Führung, Alex Morgan glich aus. Carli Lloyd erzielte ein klares Abseitstor, das nicht gegeben wurde. Lotta Schelin markierte ein ganz klares reguläres Tor, das wegen vermeintlichem Abseits nicht gegeben wurde. Schon deshalb haben die Schwedinnen den Sieg verdient gehabt.
Und wieder einmal war es Lisa Dahlkvist, die gegen Hope Solo einen wichtigen Elfmeter verwandelte, den, der das Tor zu den Medaillen, ja sogar bis um Finale für Schweden weit aufstößt. Aber machen wir uns nichts vor, das konnte Sundhage nicht voraussehen, als sie Seger zehn Minuten vor dem Ende der Partie gegen China um Zurückhaltung nach vorne bat. Oder?
Hope Solo hält nicht hinter den Berg: „Wir waren die bessere Mannschaft und die Schwedinnen spielten wie Feiglinge.“ Sie mag recht haben, aber das klingt natürlich ähnlich der Beschwerde Cristiano Ronaldos gegen Island bei der Männer-EM.
Solo glaubt nicht, dass Schweden sehr weit kommen wird, schon im Halbfinale gegen Brasilien oder Australien sieht sie die Endstation für Sundhages Elf.
Glaubt man der Zeitung Expressen, dann ist Tyresös Trainer Tony Gustavsson einer von zwei Kandidaten für das Amt des Trainers der amerikanischen Frauennationalmannschaft. Die andere Kandidatin wäre demnach die jetzige Interimstrainerin Jill Ellis.
Mehrere Spielerinnen des US-Teams haben sich in den letzten Wochen geäußert. Hope Solo etwa unterstützt Jill Ellis, Alex Morgan sagte Mitte April, dass Gustavsson eindeutig Anteil an der olympischen Goldmedaille von London gehabt habe.
Mir hat der redegewandte Trainer noch im Februar gesagt, dass er es als ein Privileg betrachte, für den amerikanischen Verband gearbeitet haben zu dürfen. Er äußerte sich lyrisch über die professionelle Umgebung und wenn ich jetzt in diesen Tagen an unser Gespräch zurückdenke, dass in der Printausgabe des amerikanischen Our Game Magazine erschienen ist, dann liest sich einiges darin wie der Auszug aus einem Bewerbungsgespräch.
Gustavsson selber hat jetzt gesagt, dass er über seine Zukunft erst nach dem Champions-League-Finale am 22.05. in Lissabon sprechen werde. Bis dahin sei alle Energie und Kraft auf das Ziel Champions League gerichtet. Auch diese Worte werden bei seinem vermutlich neuen Arbeitgeber gut ankommen.
Ich bin nicht in Albufeira oder Faro und tagsüber sitze ich denn auch noch im Büro, während an der Algarve der gleichnamige Cup läuft. Ein Unentschieden hätte Schweden am Nachmittag gegen den Weltmeister gereicht und Linda Sembrant hatte die Blaugelben nach einem Freistoß von Therese Sjögran auch in Führung geköpft, aber Ex-Potsdamerin Yuki Ogimi und Ay Miyama drehten das Spiel. Myama verwandelte in der 89. Minute einen berechtigten Handelfmeter gegen die heute im Tor stehende Carola Söberg. Damit steht Japan im Finale gegen Deutschland und Schweden darf um Platz 3 spielen, gegen China, falls es nicht am Abend gegen Island verliert.
Die dicke Überraschung aber ist das 3:5 der USA gegen Dänemark. Da hatte ich den Däninnen nach 0 Toren in zwei Begegnungen noch fortgesetzte Unfähigkeit, das Tor zu treffen, attestiert, was auch schon in Schweden bei der EURO 2013 das Problem gewesen war – und heute antworten sie mir (SMILE). Fünf Mal musste Weltklassetorfrau Hope Solo hinter sich greifen.
Der dänische Fußballverband freut sich und titelt „Historischer Sieg gegen die USA“auf seiner Homepage. Und das mit gutem Recht. Noch NIE vorher hat eine amerikanische Frauenfußballnationalmannschaft in 90 Minuten fünf Gegentore bekommen. Katrine Veje, Nadia Nadim und Simone Boye Sørensen sorgten für eine sensationelle 3:0 Führung zur Halbzeit. Christen Press erzielte den Anschlusstreffer kurz nach der Halbzeit, bevor Dänemark mit Johanna Rasmussen auf 4:1 davon zog. Sydney Leroux verkürzte und Megan Rapinoe gab den US-Girls Hoffnung, wie so oft schon das Unmögliche möglich machen zu können, aber die eingewechselte Karoline Smidt Nielsen konterte den Amerikanerinnen den fünften Gegentreffer rein.
Nach dem abendlichen, ungefährdeten 3:1 der Deutschen gegen Norwegen gibt es nun ein Finale zwischen Deutschland und Japan. Island schlug in allerletzter Minute China mit 1:0 und schaffte den Einzug ins Spiel um Platz 3 gegen Schweden.
Die Enttäuschungen des Turniers sind definitiv der Weltranglistenerste USA, der wohl noch nie so schlecht an der Algarve abgeschnitten hat (ein Pünktchen aus drei Spielen) nund Vizeeuropameister Norwegen, das ALLE drei Spiele verlor.
In der vergangenen Woche ist nicht so viel passiert in Sachen Frauenfußball und Schweden. Ich war drei Tage in München und staunte darüber, dass sich rund neun Millionen Deutsche anschauen wollen, wie ein magersüchtiges Model einen gekochten Kamelpenis isst und große Zeitungen wie BILD (nicht erstaunlich) und SPIEGEL ONLINE (oft SPON genannt) ausführlichst damit beschäftigen, aber das wäre ein anderes Thema für einen anderen Blog.
Pia Sundhage hat hierzulande bald (naja, ich übertreibe) Zlatan Ibrahimovic in Sachen Popularität eingeholt. Zumindest hamstert die bald 53-Jährige einen Preis nach dem anderen ein. Im Januar holte sie sich den Titel beste Frauenfußballtrainerin der Welt der FIFA, Trainerin des Jahres auf der Sportler-des-Jahres-Gala in Schweden und Trainer des Jahres der Nachrichtenagentur TT, Einen Ehrendoktortitel gibt es auch noch in diesem Jahr und wie immer ist Sundhage bescheiden und teilt diesen akademischen Würdentitel „mit allen, die sich wie ich für den Frauenfußball einsetzen“.
Mallbacken, das kleine, aber sympathische Dörfchen, das 2013 wieder in der höchsten Spielklasse anwesend sein wird, dürfte seinen Namen ändern. Auf der Jagd nach Sponsoren hat man mit der Gemeinde Sunne, zu der Mallbacken gehört, Verhandlungen geführt. Sven Eriksson, Boss des Vereins, der 2012 die Söderettan gewann und sich dann im Ausscheidungsspiel gegen Sirius durchsetzte, teilte mit, dass der Name des Vereins wohl Mallbackens IF Sunne lauten werde, wenn die Damallsvenskan beginnt. Dafür lässt die Gemeinde dann eine nicht näher genannte Summe springen.
Der neue US-Trainer Tom Sermanni hätte gerne drei Spielerinnen aus der Damallsvenskan in seinem nächsten Trainingslager gehabt. Da Meghan Klingenberg (Tyresö FF) jedoch verletzt ist, wurden es nur zwei: Erwartungsgemäß Christen Press (ebenfalls Tyresö) und dazu überraschend (weil von Pia Sundhage ignoriert) Mittelfeldspielerin Yael Averbuch von Kopparberg/Göteborgs FC. Die beiden Spielerinnen werden Anfang Februar zum 29-köpfigen Kader Sermannis stoßen, der zwei Spiele gegen Schottland bestreiten soll.Für das erste Spiel am 9. Februar in Jacksonville (Florida) sind übrigens schon 10.000 Karten verkauft. Christen Press wird noch vorher am 2. Februar ihr Debüt für Tyresö gegen den norwegischen Spitzenclub Stabaek geben. Das wird dann mein erstes Spiel in dieser Saison.
Im Kader Sermannis ist die 17-Jährige Torhüterin Jane Campbell von Concorde Fire South die größte Überraschung, auch wenn nicht damit zu rechnen ist, dass Campbell letztlich der Truppe gegen Schottland angehören wird. Denn mit Hope Solo, Ashlyn Harris, Jill Loyden und Nicole Barnhart sind vier etablierte Torfrauen aufgeboten.
Crystal Dunn ist nominiert. Sie gilt als DAS größte Talent im amerikanischen Fußball und studiert noch ein weiteres Jahr in North Carolina. Whitney Engen stößt wieder hinzu, die Abwehrspielerin, die vorletzte Saison ein paar Monate in Tyresö spielte, wird 2013 für den FC Liverpool spielen.
Die schwedische Nationalmannschaft wird am 6. April ein Vorbereitungsspiel gegen Island in Växjö bestreiten. Wie man hörte, wollte der isländische Trainer gerne in Växjö spielen, wo sein Team bei der EURO dann auf Deutschland treffen wird.
Rebecca Johnson, Mittelfeldspielerin mit Vergangenheit bei QBIK, Djurgården und Dalsjöfors hatte ein spektakuläres Jahr 2012. Zuerst ging ihr Verein Dalsjöfors in Konkurs, dann zog sie kurzentschlossen für ein paar Wochen in das isländische Örtchen Akureyri und gewann mit dem Verein Thor K/A ihren ersten Meistertitel. Aber keine Vereine meldeten sich bei ihr. Nach einem Interview mit damfotboll.com vor ein paar Wochen, begann aber das Telefon zu klingeln. Nun kann Johnson aus mehreren Angeboten wählen. Einiges spricht dafür, dass sie sich für Erstligist Jitex entscheiden wird, aber wir werden sehen…
Vor einer guten Woche habe ich ein wenig über Anja Mittag und ihre Saison geschrieben, nun ist Christen Press an der Reihe.
Die gerade 24 Jahre alt gewordene Stürmerin stammt aus Kalifornien, aus der Nähe von Los Angeles und zum ersten mal wurde ich auf sie aufmerksam, als sie in der WPS bei magicJack spielte, zusammen mit Abby Wambach und Hope Solo. Pro Woche wurde ein Spiel live und gratis im Internet übertragen und meistens war das sonntags um Mitternacht unserer Zeit. Press hat 2011 in 17 Spielen acht Tore geschossen und schnitt damit hervorragend ab, denn Marta, die in ihren drei WPS-Jahren die Torjägerinnenliste in drei verschiedenen Clubs gewann (!), hatte lediglich zwei Tore mehr erzielt.
Aber Christen Press war schon 2011 keine Unbekannte. Sie hatte an der renommierten Stanford University in der Nähe von San Francisco studiert und auch für das Fußballteam gespielt. 2010, in ihrem letzten Jahr an der Uni, gewann sie die sogenannte Hermann-Trophy, den Preis für die beste College-Spielerin in den USA. Vor ihr holten u.a. Christine Sinclair, Anne Mäkinen, Mia Hamm und Kristine Lilly die begehrte Trophäe.
Und für ihr erstes Jahr in der amerikanischen Profiliga wurde sie neben Alex Morgan und Sydney Leroux für den Preis „beste Newcomerin der Liga“ nominiert und irgendwie habe ich immer gedacht, Morgan hätte den Preis bekommen.
Als ich Christen Press am Rande der Fotbollsgalan im November 2012 in Stockholm in der Mixed Zone traf und sie auf einen vereinbarten Fototermin mit Anja Mittag wartete, bemühte ich mich, etwas Small Talk zu machen und sagte, dass ich die Nominierung ganz toll gefunden hatte, dass aber ja Morgan den Preis bekommen hätte.
Sie lächelte: „No, it was actually me, who won the award.“ So kann man ins Fettnäpfchen treten und lernt daraus, beim nächsten Mal alles genauer im Vorfeld zu lesen.
Ein nächstes Mal schien es dann aber doch erst einmal nicht zu geben, denn Christen und ihr Verein Kopparberg/Göteborgs FC trennten sich. Gerne hätte man die schnelle und schussstarke Goalgetterin behalten, die nicht nur 17 Tore in der Liga schoss, sondern auch im Pokalfinale gegen Tyresö (Göteborg gewann 2:1 nach Verlängerung) entscheidenden Anteil daran gehab hatte, die Trophäe in Göteborg behalten. Aber Christen wollte zu den Lagern der amerikanischen Nationalmannschaft, die alle paar Wochen stattfinden, eine Freigabe bekommen und dazu war Göteborg nicht bereit. Was man verstehen kann, denn so hätte die Amerikanerin bei vielen Spielen gefehlt und wäre ständig zwischen USA und Schweden hin- und hergeflogen.
Ende November reiste sie mit ihrer Schwester nach Peru und wanderte in den Anden zur Festung Macchu Picchu und am 27. November schrieb Christen in ihrem Blog: „Jetzt, wo ich an der Peripherie der amerikanischen Nationalmannschaft bin und die Profiliga vor der Tür steht, zögere ich etwas meine persönlichen und beruflichen Ziele in Schweden aus Angst um meine amerikanischen Fußballträume weiter zu verfolgen. Theoretisch scheint es ein tolles Jahr zu sein, um im Ausland zu spielen, denn es stehen keine großen Turniere für das USWNT an, aber drei Faktoren stören meine Überzeugung: 1) Mit einem neuen Trainer Tom Semanni und einer neuen Leitung scheint das nächste Jahr eines zu werden, dass „neuen“ Spielerinnen die Möglichkeit gibt, gesehen zu werden. 2) Eine starke, eigene Liga ist sehr wichtig für die Entwicklung des Frauenfußballs in den USA, weil es eine Umgebung mit starkem Wettbewerb braucht, in der neue Spielerinnen gesehen werden können und um Plätze im team konkurrieren können. 3) In der neuen Liga zu spielen ist eine Art und Weise, an der wachsenden Bedeutung des Fußballs bei uns Anteil zu nehmen. Ein paar Tage, bevor wir in die Anden aufbrachen, fragte mich jemand, warum ich den Inka-Pfad gehen wolle und ich sagte, dass meine Überlegungen vielleicht klarer würden während der Wanderung.“
So muss es dann gewesen sein, denn im Dezember galt es dann als offenes Geheimnis, dass Press doch nicht in die USA zurückkehren würde, sondern beim schwedischen Meister Tyresö das Dream Team noch weiter verstärken würde.
Ich habe Christen Press bei allen Auswärtsspielen in Stockholm getroffen 2012. Die erste Begegnung war nach dem Spiel gegen Tyresö, das 1:3 verloren ging. Das war kurz vor den Olympischen Spielen in London, wo Press und ihre künftige Mannschaftskameradin Meghan Klingenberg als Reserven von Pia Sundhage nominiert waren. Damals herrschte noch die Vorfreude auf das Olympische Dorf, in dem sie nur wenige Tage verbringen würden, da die USA außerhalb von London den Weg zum Finale finden musste.
Bei allen drei Spielen in Stockholm, von denen zwei verloren gingen, beeindruckte mich Press enorm. Nicht über die gesamte Distanz von 270 Minuten, aber sie ist enorm schnell, hat einen sehr gute Ballannahme und wie mir Vero Boquete über sie sagte: „Mir gefällt, dass sie wirklich aus allen Lagen schießt.“ Und Press‘ Schussversuche sind gut und kommen mit einer blitzschnellen Reaktionszeit. Das macht sie zu einer der besten Stürmerinnen, die derzeit in Europa Fußball spielen. Ausschnitte aus dem Pokalfinale und ein Interview gibt es im verlinkten YouTube-Video weiter unten.
„Ich bin nach Schweden gekommen, um eine bessere Fußballspielerin zu werden,“ sagte sie mir dann später in der Saison am Telefon. „Als ich hierher kam, wusste ich nicht recht, was mich erwarten würde, aber ich muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht war. Meine Mannschaftskameradinnen waren sehr nett und haben mich sofort ins Team aufgenommen. Und als ich mich dann allmählich an die Spiel- und Lebensweise mehr angepasst habe, da bin ich nicht zuletzt als Fußballspielerin doch sehr gewachsen.“
Torbjörn Nilsson, Press Trainer in Göteborg, sagte nach der Verpflichtung der Amerikanerin, er habe sie nicht selber gesehen, aber dieses Mal habe er sich einfach auf Aussagen von Leuten verlassen, die viel vom Fußball verstehen. Für Christen war der Schritt nach Schweden einfach: „Als die WPS ihren Betrieb einstellte, wusste ich, dass ich jetzt ins Ausland gehen wollte. In Frage kamen da vor allem Schweden und auch Deutschland, weil man weiß, das die sehr gujte Ligen haben. Göteborg gefällt mir sehr gut, es ist eine nette Stadt, die Leute sind sehr hilfsbereit und wie ich gern sage, es sind die Leute, die ausmachen, wie ein Ort ist.“
Fahrrad gefahren, wie ihre englische Teamkameradin Anita Asante, ist sie aber nicht in der zweitgrößten Stadt Schwedens. Und sportlich? „Es war eine Saison, in der es rauf und runter ging und uns hat definitiv die Stabilität gefehlt. Jetzt ist es an der Zeit, das die Mannschaft ein Level nach oben kommt, beständiger spielt, um in der nächsten Saison unter die besten Zwei zu kommen,“ sagte Christen Press.
Am Ostermontag wird sie ihr Debüt in einem Wettkampfspiel geben, da geht es beim Supercup ausgerechnet gegen ihre alten Mannschaftskameradinnen.
Am Nachmittag lokaler Zeit wurde in den USA jetzt die Verteilung der US-amerikanischen, kanadischen und mexikanischen Nationalspielerinnen auf die acht Mannschaften der NWSL bekanntgegeben. Wie immer hatte man offenbar einen ganzen Katalog von Kriterien erarbeitet, dazu kamen erfreulicherweise auch erstmals Interessen der Spielerinnen, die aber sicher nicht in allen Fällen erfüllt werden konnten.
Das neu gegründete Team der Portland Thorns schießt dabei meiner Meinung nach den Vogel ab. Denn mit Alex Morgan und Christine Sinclair bekommt das Team zwei der allerbesten Stürmerinnen der Welt, die übrigens 2011 schon bei Western New York Flash zusammengespielt haben.
Abby Wambach, die ich mal in Western New York und dann auch in Portland vermutet hatte, wird nun doch für Western New York Flash in Rochester spielen. Da kommt ihre Familie her, auch wenn sie mit ihrer zukünftigen Frau kürzlich erst ein großes Haus in Portland gekauft hat, gibt es noch einmal ein Jahr im Staate New York. Wambach ist eine von nur zwei Amerikanerinnen, die WNYF bekam, die andere ist die zweifache Torschützin des olympischen Finales, Carli Lloyd. Wäre Meghan Klingenberg nicht dieses Jahr in Tyresö, wäre sie wohl die dritte Spielerin in New York gewesen.
Hope Solo wird erwartungsgemäß das Tor der neuen Mannschaft Seattle Reign hüten. Dorthin wird auch Megan Rapinoe gehen, wenn ihre sechs Monate in Lyon vorbei sind.
Die Kanadierin Sophie Schmidt, die gerüchteweise immer noch mit Kristianstad in Verbindung gebracht wurde, wo sie vergangenes Jahr ein paar Wochen spielte, wird nicht in Schweden spielen, sondern für Sky Blue FC in New Jersey.
Nun haben alle Teams 6-7 Spielerinnen und damit den Stamm der Truppe. In der nächsten Woche wird dann das Drafting der College-Spielerinnen stattfinden und ein weiteres Kontingent auf die Teams zukommen.
Die komplette „allocation“-Liste gibt es unter anderem bei Equalizer Soccer auch schon mit ersten Wertungen.
Abküfi nannte man das früher und ich bitte auch gleich um Entschuldigung, aber ich hätte es sonst nicht in eine kurze Überschrift bekommen und außerdem sieht es auch witzig aus…
Auf der Pressekonferenz vor der Verleihung des goldenen Balls sagte Abby Wambach gestern in Zürich, dass sich die gesamte amerikanische Nationalmannschaft (USWNT = United States Women National Team) dazu verpflichtet hätte, in der sich neu gegründeten Profiliga NWSL (= North American Women Soccer League) zu spielen.
Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Megan Rapinoe wurde jetzt auch offiziell als Zugang von Olympique Lyonnais bestätigt, wobei ihr Vertrag aber offenbar nur bis zur Sommerpause (Champions League inklusive) läuft. Meghan Klingenberg und Christen Press spielen bekanntlich für den schwedischen Meister Tyresö FF. Inwieweit die beiden dem Kader von Tom Sermanni angehören, wird man sehen. Beide sind sicherlich Weltklasse und wären in den meisten anderen Ländern gesetzt, aber in den USA hat man bekanntermaßen eine große Auswahl. In der Offensive eben außer und derzeit vor Press wohl Wambach, Alex Morgan und Sydney Leroux, die schon als Wambach-Nachfolgerin gehandelt wird.
Noch aber hat keine der acht Mannschaften, die die neue Liga bilden werden, auch nur eine einzige Spielerin unter Vertrag. Da ist Handlungsbedarf. Übernächste Woche bereits sollen die besten College-Spielerinnen „gedraftet“ werden.
Die Liga wird aus vier alten und vier neuen Teams bestehen. Wobei alt im amerikanischen Sinn sehr relativ ist… Ältestes Team sind demnach die Chicago Red Devils und der Sky Blue FC, die immerhin schon fünf Jahre auf dem Buckel haben. Dazu noch die Boston Breakers und der dreifache amerikanische Meister (in drei verschiedenen Ligen; reif fürs Buch der Rekorde…) Western New York Flash.
Neu gegründet für die Liga wurden der FC Kansas City, Portland Thorns FC, Washington Spirit (nicht Freedom wie ursprünglich angenommen, weil man Angst hatte, dass Freedom-Käufer und magicJack-Besitzer Dan Borislow wieder vor Gericht ziehen könnte) und Seattle Reign. In Seattle im Nordwesten der USA setzte sich dabei Eigentümer Bill Predmore gegen die bereits seit 1970 existierenden Seattle Sounders durch. Die Sounders hatten 2012 noch den zweiten Platz in der E-WSL belegt und Hope Solo, Megan Rapinoe, Alex Morgan und Sydney Leroux hatten für die Sounders gespielt.
Predmore gab der Lokalzeitung Seattle Times ein aufschlussreiches Interview: „Unsere Erwartung ist, dass es hier einen Wettbewerb mit Weltklasseniveau geben wird. Jedes Team wird mindestens drei amerikanische Nationalspielerinnen haben, zwei Kanadierinnen und eine Mexikanerin. Bei einer so kleinen Kerngruppe von acht Mannschaften ist das gleichmäßige Niveau sehr wichtig. Wir glauben auch, dass wir Talente von außerhalb Nordamerika anlocken.“
Bill Predmore erklärte auch, dass einige Spielerinnen wohl wählen würden, wo sie spielen wollen. Gemeinhin wird Abby Wambach etwa in Western New York erwartet, Hope Solo und Sydney Leroux in Seattle, Megan Rapinoe (wenn sie denn kommt, in Portland).
Noch hat die Liga nicht einmal eine eigene Homepage, bei zwei Teams stehen auch die Spielorte noch nicht fest. Aber in den nächsten Wochen wird es vermutlich schnell gehen. Im Wesentlichen wird es in den ersten Jahren (wenn es Jahre werden…) darum gehen, eine stabile Organisation aufzubauen, die man ausbauen kann. Ausbauen zu mehr Teams, von Los Angeles ist wieder die Rede, auch von Hartford in Connecticut. Noch gibt es keine ernst zu nehmenden Gerüchte über eventuelle kanadische Teams, nachdem sich die Vancouver Whitecaps schon vor geraumer Zeit aus den Diskussionen verabschiedet hatten.
44 Sekunden dauerte es, bis die USA im Rahmen ihrer Fan Tribute Tournee mit 1:0 gegen Irland in Führung gingen. Und Torschützin war Alex Morgan, die es wohl verdient hätte, Weltfußballerin des Jahres zu werden, die es aber wohl doch nicht werden wird. 2012 hat Morgan die meisten Tore im US-Team erzielt: beeindruckende 28 Länderspieltore, erfolgreicher innerhalb eines Jahres waren nur Abby Wambach 2004 mit 31 Treffern und ganz vorne Michelle Akers mit schier uneinholbaren 39 Treffern im Jahr 1991.
Das Spiel fand in Glendale im Bundesstaat Arizona statt und immerhin kamen etwas über 11.000, um den 2:0-Sieg zu bejubeln. Den zweiten Treffer erzielte Megan Rapinoe nach 38 Minuten.
Nun stehen noch drei Heimspiele gegen China an (die erste Begegnung ist am 8. Dezember in Detroit, danach geht es weiter nach Houston/Texas und zum Abschluss nach Boca Raton/Florida) und nach zu erwartendenden weiteren drei Siegen ist dann die Tournee beendet.
Erstmals in der Geschichte der amerikanischen Nationalmannschaft wurden innerhalb eines Spiels drei Torhüterinnen eingesetzt: Hope Solo spielte 22 Minuten und wurde dann durch Jill Loyden ersetzt, in den zweiten 45 Minuten spielte Nicole Barnhart. Am beeindruckendsten aber die Leistung der vierten Keeperin auf dem Platz: Emma Byrne von Arsenal London war es allein zu verdanken, dass die USA nur 2:0 gewann. Mit mehreren spektakulären Glanzparaden, unter anderem holte sie einen 30-Meter-Schuss von Carli Lloyd aus dem rechten Winkel, bewahrte sie ihre irische Mannschaft vor einem weiteren Debakel.
Am Donnerstag gab der amerikanische Fußballverband US Soccer bekannt, dass Cheryl Bailey Geschäftsführerin der neuen Profiliga wird, die im nächsten Jahr ihren Betrieb aufnehmen soll. Bailey war von 2007 bis 2011 Managerin der amerikanischen Nationalmannschaft. Die neue Liga, deren Name noch nicht offiziell feststeht, ist nach Angaben der Zeitung Examiner ein Joint Venture der Fußballverbände der USA, Kanadas und Mexikos, wird aber von US Soccer betrieben.
„Cheryl war eine sehr angesehene Mitarbeiterin von US Soccer während ihrer fünf Jahre mit der Nationalmannschaft,“ sagte der Präsident von US Soccer, Suni Gulati, in einer Presseerklärung. „Cheryl war eine von vielen Pionierinnen für die sportlichen Universitätswettbewerbe und war fünf Jahre im inneren Kreis der Nationalmannschaft. Wir sind begeistert, dass wir sie an Bord haben werden.“
Selber sagte Bailey: „Die neue Liga ist ein lebenswichtiger Teil für das weitere Wachstum dieses Sports in den Vereinigten Staaten. Unsere wichtigste Aufgabe wird sein, den Spielerinnen einen Ligabetrieb mit starker Konkurrenz zu ermöglichen, in der sie spielen können und etwas schaffen können, das insbesondere für junge Mädchen ein Ziel werden kann.“
Wie schon früher hier berichtet hat sich US Soccer verpflichtet, die Gehälter von bis zu 24 amerikanischen Nationalspielerinnen in der Liga zu übernehmen. Kanada wird bis zu 16 Spielerinnen finanzieren und Mexiko bis zu 12.
Acht Mannschaften wird es in der neuen Liga geben: Western New York Flash, Boston Breakers, Chicago Red Devils und FC Sky Blue. Diese vier Teams haben alle eine WPS-Vergangenheit. Neu hinzu kommen der FC Kansas City (eine Neugründung), ein neues Team in Washington, D.C., das entgegen erster Meldungen wohl nicht wieder Freedom heißen wird wie sein Vorgänger. Und an der Westküste wird es zwei Teams geben, in Portland und Seattle. Das führt natürlich in einem Land von der Größe der USA zu häufigen weiten Reisen, die Geld verschlingen. Aber da rund 50 Spielerinnen von den Fußballverbänden der USA, Kanadas und Mexikos finanziert werden und dazu noch das Hauptbüro der Liga mit seiner gesamten Infrastruktur durch den amerikanischen Verband bezahlt wird, besteht die Hoffnung, dass das neue Mobil lebensfähiger sein könnte als die WUSA und die WPS.
Die 50 Spielerinnen, die von den Verbänden finanziert werden, sollen in den nächsten Wochen nach Absprachen mit den Spielerinnen, Vereinen und Verbänden verteilt werden.
Victor Montagliani, Präsident des kanadischen Fußballverbands erklärte: „Nachdem klar war, dass Sunil und der amerikanische Verband hier die Führungsrolle übernehmen, sind wir schnell auf den Zug aufgesprungen. Wir sind über diese Entwicklung sehr glükclich. Wir sind Gastgeber der nächsten Weltmeisterschaft 2015 und für uns ist das eine große Möglichkeit, uns auf dieses Ereignis vorzubereiten, dabei wissend, dass unsere Spielerinnen sich in einer hochklassigen Liga darauf vorbereiten können.“
Trotz der Begeisterung in Kanada und Mexiko gibt es aber wie man sieht noch keine Clubs in diesen Ländern. Kanada sei noch nicht so weit, so Montagliani, aber auszuschließen sei nicht, dass es auch in Kanada in Zukunft ein Engagement auf Mannschaftsebene geben werde.
Die amerikanische Nationalmannschaft gewann gestern Abend in Portland gegen Irland mit 5:0 im Rahmen ihrer Celebration-Tour, einer Tournee, die das Team durch verschiedene Teile der USA führt und bei der die Goldmedaillengewinnerinnen von London vorgestellt und gefeiert werden.
Dabei erzielte Alex Morgan, die heute erstmals neben Abby Wambach und Marta unter die drei besten Spielerinnen der Welt von der FIFA nominiert wurde, ihren ersten waschechten Hattrick im geringelten weiß-roten Trikot. Die beiden anderen Treffer besorgte Sydney Leroux.
Schlagzeilen machte wieder einmal Torhüterin Hope Solo. Die spielte eine Halbzeit und wurde wie vereinbart in den zweiten 45 Minuten von Jill Loyden abgelöst. Schlagzeilen produzierte nicht Solo selber, aber ihr frischgebackener Ehemann Jerramy Stevens. Der wurde in Florida wegen des Verdachts des Verstoßes gegen ddie Bewährungsauflagen verhaftet. Stevens hat eine Strafe auf Bewährung wegen eines Cannabis-Vergehens und seine Festnahme in der Nacht vor der Hochzeit mit Hope Solo wegen des Verdachts auf Körperverletzung sorgte jetzt dafür, dass man in Florida der Ansicht ist, der Zweimetermann habe gegen Bewährungsauflagen verstoßen.
Nachdem sie letzte Woche Schlagzeilen wegen ihrer Hochzeit mit dem nicht unumstrittenen Footballspieler Jerramy Stevens machte, der sie in der Nacht vor der Eheschließung misshandelt haben soll, gibt es nun abermals Gerüchte, dass die Amerikanerin auf dem Weg nach Europa sein soll.
Wenn sich das Transferfenster öffnet, so heißt es, wird sich der neue französische Superclub Paris SG auf dem amerikanischen Markt nach Fußballspielerinnen umschauen. Der Verein hat verschiedene arabische Investoren als Besitzer und einer davon, der Geschäftsführer der Agentur BeIN SportJean-Claude Blanc, äußerte sich kürzlich dahingehend, dass das Frauenteam von Paris SG die Speerspitze sein solle, mit der man sich in den USA einen Namen machen will. BeIN Sport gehört der Qatar Investment Agency und dem Nachrichtensender Al-Jazeera.
Hope Solo steht relativ weit oben auf der Wunschliste, ebenso Abby Wambach. Geld ist nicht unbedingt ein Problem in Paris.
Hope Solo schrieb in ihrer Autobiographie, dass es in ihrer Familie keine Happy Endings gäbe. Ich hoffe wirklich nicht, dass sie Recht hat. Am Dienstag hat die 31-Jährige Keeperin der amerikanischen Nationalmannschaft den zwei Jahre älteren American Football Spieler Jerramy Stevens geheiratet.
Um viertel vor vier Uhr morgens wurde die Polizei in Kirkland zu einem Haus beordert wo insgesamt acht Personen miteinander gestritten haben sollen. Die Polizei setzte sich mit mehreren Personen in dem Haus in Verbindung, einige von ihnen sollen berauscht gewesen sein. Die Polizisten fanden eine 31-Jährige Frau (Hope Solo) mit einer Schnittverletzung am Ellbogen, eine 32-Jährige Frau mit einer Hüftverletzung und einen 34-Jährigen Mann mit mehreren Verletzungen vor.
Stevens wurde wegen der Verletzungen bei Hope Solo vorübergehend festgenommen. Stevens und Solo, die seit zwei Monaten ein Paar sind, stritten sich nach Angaben darüber, ob sie künftig in Florida oder in Washington leben sollen.
Nach Angaben der Seattle Times ist Jerramy Stevens schon seit seiner Schulzeit immer wieder mit der Polizei in Berührung gekommen. Zu den Vorwürfen gehörten Körperverletzung, sexuelle Belästigung, Alkohol am Steuer und Verkauf von weichen Drogen.
Trotz der Turbulenzen fand die Hochzeit zwischen Solo und Stevens wenige Stunden später statt. Ein Freund der Familie Solo bezeichnete die Zeremonie als „wunderbar“ auf dem sozialen Netzwerk Twitter.
31 Jahre alt ist die Torhüterin der amerikanischen Nationalmannschaft und hat schon ihre Memoiren geschrieben. Na gut, andere machen das schon mit 21. Hope Solo hat das Buch, das sie zusammen mit der amerikanischen Sportjournalistin Ann Killion gemacht hat, Anfang September veröffentlicht. Es sollte schon vor der Olympiade in London erscheinen, aber angeblich hat Pia Sundhage sich die Veröffentlichung vor dem Turnier verbeten.
Und das kann man auch gut verstehen. Es ist ein gutes Buch, eine beeindruckende Geschichte, die die charismatische, aber auch sehr eigenwillige Weltklassetorfrau aus Richmond im Bundesstaat Washington erzählt. Einiges wusste man schon. „Happy Ends in meiner Familie gibt es nicht,“ sagt sie ziemlich zu Anfang und wenn man nun in epischer Breite liest, wie Solo aufgewachsen ist, dann wundert es nicht, dass am Ende eine starke Persönlichkeit herangereift ist. Obwohl es hätte ganz anders kommen können.
Hope Solos Vater kam immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt, war viele Jahre lang obdachlos, verschwand immer wieder monatelang, einmal jahrelang von der Bildfläche und kam doch immer wieder um seine Tochter Baby Hope, wie er sie nannte, bei Fußballspielen zuzusehen. Die Beziehung zu ihrem Bruder Marcus ist in Kindheit und Jugend ebenfalls nicht einfach, immer wieder kommt es zu Misshandlungen der Kinder untereinander, erst im Erwachsenenalter wird aus den Geschwistern eine starke Einheit. Es ist Marcus, den Hope Solo noch vom Spielfeld aus China nach dem Olympiasieg 2008 anruft (das Telefon hatte sie in einem Handtuch neben dem Tor), eine Geste, die einige Mannschaftskameraden als egoistisch gesehen haben.
Überhaupt, die Mannschaftskameraden. Womit wir beim Thema wären, warum Sundhage natürlich Angst hatte, dass das Buch für Wirbel im Lager der amerikanischen Mannschaft führt. Hope Solo beschreibt ausführlich den Schatten, den die sogenannten 99er (die amerikanische Mannschaft, die 1999 Weltmeister wurde) auf sie geworfen haben. Die Hackordnung in der Mannschaft, in der Hope Solo dann später spielte, wurde von Kristine Lilly, Brandy Chastain und später Abby Wambach bestimmt. Wambach gehört zwar nicht zu den 99ern, solidarisierte sich aber mit ihnen.
2007 bei der WM in China kam es zum Eklat. Solo spielte in der Vorrunde und im Viertelfinale. Vor dem Halbfinale teilte ihr Trainer Greg Ryan mit, dass sie im Halbfinale gegen Brasilien auf der Bank sitzen müsse, weil Brianna Scurry eine bessere Bilanz gegen Brasilien hätte. Die USA verloren das Halbfinale mit 0:4, die WM wurde zum Fiasko. Hope Solo gab einem Journalisten ein Interview nach dem Spiel und kritisierte Ryans Entscheidung, Scurry spielen zu lassen und sagte auch, dass sie zwei der vier Tore verhindert hätte.
Diese unbedachte öffentliche Äußerung wurde zum großen Theater. Hope Solo flog aus der Mannschaft, durfte nicht zum Spiel um Platz 3 mitreisen, nicht mehr mit den anderen Spielerinnen zusammen essen und wurde von Lilly, Wambach & Co. regelrecht gemobbt und aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Lediglich Carli Lloyd habe weiter zu ihre gehalten. In den Monaten nach dem Turnier wurd Ryan entlassen, aber die Mehrheit der Spielerinnen verhielt sich nach wie vor sehr feindlich gegen Hope Solo. Wenn die im Mannschaftshotel einen Fahrstuhl betrat, in dem schon 4-5 andere Spielerinnen waren, verließen die anderen demonstrativ den Fahrstuhl.
Erst Pia Sundhage machte deutlich, dass sie Solo haben will und bereitete ihr den Weg zurück ins Team. Mit Wambach versteht sich Solo inzwischen besser, eine Freundschaft jedoch wird das wohl nie werden, zumal Wambach zu denen gehört haben soll, die vor dem Spiel gegen Brasilien Trainer Ryan nahegelegt hatten, Solo aus dem Team zu nehmen. Nach dem Spiel ging Wambach auf dem Rasen auf Solo zu und sagte „Sorry, Hope. Ich hatte unrecht.“ Hope Solo notiert das geht aber an Wambach vorbei zu ihrer Familie. Zu tief sitzt die Verletzung.
Es ist eine freimütige und offene Lebensbeichte, in der viele Details verraten werden und das idealistische Bild, das sich viele Frauenfußballfans von großen Mannschaften machen, ordentlich zertrümmert wird. In ihren schlimmsten Momenten kommt einem das amerikanische Team lediglich als eine überehrgeizige Ansammlung von gefühllosen Zicken vor.
Dabei ist klar, dass Hope Solo kein einfacher Charakter ist. Sie beschreibt auch die Beziehung zu ihrem langjährigen Freund Adrian – zwei Personen, die sich immer wieder treffen, auch wenn beide andere Partner haben, die nicht voneinander lassen können und doch nicht zueinander finden. Und fragt sich, ob sie die Schwierigkeiten, sich richtig zu binden, von ihrem Vater geerbt hat.
Ein Buch, das sehr gut geschrieben ist von Ann Killion und in dem man den Weg der amerikanischen Nationalmannschaft von 2000-2011 aus der subjektiven Sicht einer ihrer Stars geschildert bekommt. Solo beschreibt auch in sehr positiven Abschnitten ihre Saison beim schwedischen Club Kopparberg/Göteborgs FC, es hat ihr hier sehr gut gefallen, viel besser als bei Olympique Lyon, wo es nur zu einer kurzen Sejour kam.
Solos Geschichte aber macht auch Mut. Es ist die Geschichte einer großen Vater-Tochter-Liebe bei allen Schwierigkeiten. Die Geschichte einer der besten Torhüterinnen aller Zeiten, die hart, sehr hart gearbeitet hat, um dahin zu kommen wo sie ist – u.a., als zweifache Olympia-Siegerin. Ich erkenne auch einiges wieder – die Bereitschaft, die eigene Gesundheit für die Ziele aufs Spiel zu setzen. Monatelang kann Hope Solo nur mit sehr starken Schmerzmitteln das Pochen in ihrer Schulter aushalten. Die Analyse des Scheiterns der WUSA und der WPS ist sehr zutreffend. Ein lesenswertes Buch, das neugierig macht, diesen Menschen einmal zu treffen.
Hope Solo: „Pia hat uns erlaubt, Individuen zu sein, während sie uns zeigte, was ein Team wirklich ausmacht. Sie hat uns zu 2 Gold und 1 Silber geführt UND wir haben wunderschönen Fußball gespielt.“
Sydney Leroux: „Ich hab es geliebt, für Pia zu spielen, auch wenn es für mich kurz war. Sie hat mir die Chance gegeben, Teil eines großen Ganzen zu werden und dafür werde ich ihr immer dankbar sein.“
Alex Morgan: „Was für eine tolle Reise das für mich war in den letzten drei Jahren unter Pia. Vielen Dank, Pia!“
Heather Mitts: „Pia hat uns zu zweimal olympischem Gold und WM-Silber geführt. Der nächste Trainer hat große Fußstapfen, in die er treten muss. Vielen Dank und alles Gute!“
Meghan Klingenberg: „Pia ist eine gute Trainerin und ein noch besserer Mensch. Werde ihr auf ewig dankbar sein, dass sie mir eine Chance gegeben hat.“
Carli Lloyd: „Ich möchte Pia für alles danken, was sie für das Team und für mich getan hat. Sie hat an mich von Tag 1 an geglaubt und mir ermöglicht, als Spielerin zu wachsen.“
Seit ein paar Wochen hält sich das hartnäckige Gerücht, dass Hope Solo möglicherweise für ein paar Spiele zu Tyresö FF stoßen könnte. Sportlich gesehen, könnte Solo sicher im vielleicht alles entscheidenden Spiel gegen LdB FC Malmö Anfang November den Unterschied machen, aber ansonsten kann der Verein mit seiner angestammten Nummer 1, Carola Söberg, sehr zufrieden sein.
Solo aber würde dem Club und seinem ehemaligen Sportchef Hans Löfgren, der weiterhin die Fäden in der Hand hält, einen gigantischen Medienrummel bescheren, was in der Endphase der Meisterschaft zusätzlich Publikum anlocken und auch das Sponsoreninteresse noch einmal steigern würde.
Zwar spielt Solo noch zwei Länderspiele mit den USA am 1. September in Rochester gegen Costa Rica und am 15. September in Carson gegen Australien, aber am 25.09. bei AIK und fünf weiteren Ligaspielen sowie einem zu erwartenden Pokalfinale könnte Hope Solo zwischen den Pfosten stehen.
Immerhin bekäme ich dann vermutlich endlich mein Interview mit ihr…