Tot ziens, Kirsten!

26960826710_191c8d2f72_bUnd noch mal ein bisschen persönlich. Kirsten van de Ven hört auf mit dem Fußball. Die 31-Jährige Niederländerin wird ihre Karriere nicht nach der Heim-EM im nächsten Jahr beenden, sondern mit sofortiger Wirkung. Und das ist auch gut so. Und ich werde sie vermissen.

Kirsten traf ich zum ersten Mal vor etwas mehr als sechs Jahren, als es mit Tyresö so richtig los ging. Ich saß mit ihr und der Dänin Line Röddik Hansen in einem Nebenraum der Geschäftsstelle von Tyresö FF und interviewte die beiden Neuzugänge. Es wurden dann fünf Spielzeiten für die Holländerin und wir sind uns oft begegnet auf anderen Fußballplätzen oder eben auf dem Tyresövallen, wenn sie spielte. Zusammen mit einigen der besten Spielerinnen der Welt: Marta, Veronica Boquete, Caroline Seger, Elaine Moura, Christen Press, Ali Krieger, Meghan Klingenberg, Whitney Engen, Ashlyn Harris. Kirsten hat sich auch in diesem grandiosen Team behauptet, saß manchmal auf der Bank, spielte aber auch sehr oft von Anfang an. Sie spielte mit einem überragenden Ehrgeiz, der aus großer Freude am Spiel herrührte.

Unvergesslich bleibt mit das dramatische Spiel zwischen LdB FC Malmö und Tyresö, als Tyresö im letzten Spiel mit einem 1:0 Auswärtssieg durch ein Tor von Madde Edlund schwedischer Meister wurde und den Südschwedinnen den Titel noch aus dem eigenen Stadion entführte.

Als Kirsten Meisterin wurde, feierte sie nicht sofort mit ihren Mannschaftskameradinnen, sondern tröstete erst einmal Malmös Katrin Schmidt, mit der van de Ven in Florida studiert und gespielt hat. Als ich ihr sagte, dass ich das toll fand, sagte Kirsten mit ihrer bekannt heiseren Stimme „Sie ist doch meine Schwester!“ zu mir. Das war schön und ehrlich und ein Grund, warum ich diesen Randsport so sehr mag.

Noch in Tyresö hatte sie in einem Spiel einen Zusammenstoß mit einer Gegnerin. Kopf gegen Kopf. Es ist diese Verletzung, die nun auch zum Ende ihrer Karriere führte. Denn manchmal sind Kopfverletzungen zwar physisch nicht lokalisierbar, nicht nachweisbar, führen aber zu langwierigen Folgen wie auch im Fall der ehemaligen isländischen Nationalspielerin Gudrun Gunnarsdottir, die nach der EM 2009 aufhören musste. Bei Kirsten van de Ven hat ihre Kopfverletzung bisweilen zu Orientierungsproblemen geführt. Als sie nach dem Zusammenbruch Tyresös nach Malmö wechselte, konnte sie auch nicht direkt spielen, später dann mit einem speziellen Stirnband.

Dass sie jetzt aufhört, bedauern alle Fans und es ist schade. Aber es ist auch gut zu wissen, dass sie sich der potentiellen Gefahr eines weiteren Zusammenstoßes nicht mehr aussetzt.Tot ziens, Kirsten! Auf ein Wiedersehen am Rande des Fußballfeldes.

 

 

Eskilstuna das neue Tyresö?

Der schwedische Frauenfußball hat einen neuen Aufsteiger. Vergangenes Jahr war Eskilstuna United in die Damallsvenskan aufgestiegen und sorgte bereits im ersten Jahr für eine ordentliche Leistung, die mit einem am Ende guten siebten Platz belohnt wurde.Man war nicht unbedingt geplant aufgestiegen, hatte dann aber zielstrebig gute Verstärkungen geholt. Sara Thunebro und Annica Svensson wurden schon als Tyresö noch als Spitzenclub existierte dort nicht mehr gebraucht, als man die zukünftigen Weltmeisterinnen Meghan Klingenberg und Ali Krieger geholt hatte. Svensson landete mit einem Exkurs nach Vittsjö in Eskilstuna. Thunebro zog dorthin, weil sie ihren Eltern und ihrer Zwillingsschwester näher sein wollte. Malin Diaz kam ebenfalls aus der Konkursmasse des gescheiterten Stockholmer Vorortclubs und in der Kamerunerin Gaelle Engamanouit landete man einen Glücksgriff. Spätestens seit ihrem Hattrick gegen ein dennoch desolat schwaches Equador bei der WM ist die athletische Stürmerin aus Kamerun auch international ein Begriff. Mit Vaila Barsley und Louise Quinn hatte man bereits in der zweiten Liga ein äußerst kopfballstarkes Innenverteidigerpaar. Zur neuen Saison holte man das ewige Talent Olivia Schough, auch diese Verpflichtung entgegen allen Unkenrufen bislang ein Erfolg. Schough erzielte gestern ein äußerst wichtiges Tor gegen ihren ehemaligen Club Kopparberg/Göteborgs FC.

Ach ja, Eskilstuna gewann 3:1 in Göteborg und steht damit neben Linköping wohl als ernstzunehmender Konkurrent um den Champions-League-Platz für 2016/17 da. Mit 4-2-3 hat sich Göteborg, das wieder einmal ums Gold mitspielen wollte, wohl auch von Rang 2 verabschiedet. Drei Niederlagen und zwei Unentschieden sind eben 13 nicht eingefahrene Punkte, zu viel in einer so kurzen Saison.

KIF Örebro ist trotz des gestrigen Sieges die Enttäuschung der Saison. Der zweite schwedische Champions-League-Teilnehmer der kommenden Saison hatte fast eine komplette Mannschaft abgegeben und viele neue Spielerinnen geholt. Mit Hanna Folkessons Kreuzbandriss verschwand noch vor dem ersten Spiel der wichtigste Neuzugang und auch eine von Pia Sundhages Schlüsselspielerinnen, aber das alleine darf nicht der Grund sein, dass Örebro nun gerade mal zehn Pünktchen aus neun Spielen aufweist. In Umeå, das nach einem kurzzeitigen spielerischen Hoch wieder mal einen neuen Tiefpunkt lieferte, gewann Örebro dank zweier einfacher Torwartfehler von Malin Reuterwall.

Umeå IK – KIF Örebro (0:0) 0:2
Tore: 0:1 Sarah Michael (55.), 0:2 Lisa Dahlkvist (71.)
Zuschauer: 612

Kopparberg/Göteborgs FC – Eskilstuna United (1:3) 1:3
Tore: 1:0 Lieke Martens (10.), 1:1 Olivia Schough (12.), 1:2 Louise Quinn (30.), 1:3 Vaila Barsley (44.)

Tyresö Fotboll AB in großen Schwierigkeiten

meghan

Tyresö (hier Meghan Klingenberg) im freien Fall?

Was für ein Glück, dass man vor zwei Jahren die A-Mannschaft von Tyresö FF wirtschaftlich vom restlichen Verein abgekoppelt hat und die Tyresö Fotboll AB gegründet hat. Denn diese Firma, die das Team des Vizemeisters und Champions-League-Viertelfinalisten betreibt, steckt offenbar nun in sehr ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Aufgedeckt wurde das von der Lokalzeitung Mitt i Tyresö. („Tyresös Frauenmannschaft droht der Gerichtsvollzieher„).

Nach Angaben der Zeitung hat die TFAB (Tyresö Fotboll AB) von der Gemeinde eine einmalige Hilfszahlung von 2,7 Millionen SEK (304 480 €) beantragt, um dringende finanzielle Probleme zu lösen. Am Montag, den 24.02. habe die Gemeinde das aber abgelehnt. Beim Finanzamt hat die TFAB eine Steuerschuld in Höhe von 167.000 €. Die war am 12.02. fällig und ist noch nicht bezahlt.

Weitere 95.000 € Schulden liegen schon beim Gerichtsvollzieher (‚kronofogden‘) und auch der Termin dieser Schuld ist verstrichen. Von dort war zu hören, dass man in Kürze mit einer Untersuchung beginnen werde, inwieweit die Schulden durch Pfändungen eingetrieben werden können.

Der Vorsitzende von Tyresö FF, der gleichzeitig Vorsitzender von Tyresö Fotboll AB ist, Hans Lindberg, sagte der Zeitung, dass die finanziellen Probleme einerseits durch ausgefallene Sponsoreinnahmen und andererseits durch den Bau einer zusätzlichen Tribüne am Tyresövallen zu erklären seien.

Mitt i Tyresö zufolge hat die Gemeinde Tyresö im Rahmen der Überprüfung des Hilfeersuchens der Aktiengesellschaft TFAB die Bücher der Firma durch Revisoren überprüfen lassen. Diese hätten viele Unregelmäßigkeiten gefunden und nach Angaben zweier Quellen, die unabhängig voneinander befragt wurden, belaufen sich die Verbindlichkeiten der Gesellschaft auf 5 Millionen Kronen (564 000 €). „Der Bericht der Revisoren schlug wie eine Bombe ein,“ wird eine anonyme Quelle zitiert. „Das ist eine enorme Suppe und die Lage ist sehr ernst. Ein Rätsel ist, warum die Gesellschaft die Ausgaben nicht schon früher gestoppt hat. Wenn hier keiner mit Geld einsteigt, gibt es einen Konkurs.“

Hans Lindberg hat bestätigt, dass TFAB die Gehälter der Spielerinnen nicht rechtzeitig überweisen konnte, bestreitet aber die Summe von 5 Millionen Kronen.

Inzwischen teilte Tyresö FF auf seiner Facebook-Seite mit, dass man die sogenannte „Rekonstruktion“ der Gesellschaft beantrage. Auch in dieser Erklärung ist wieder von ausgeblieben Sponsoreinnahmen und dem Bau der zusätzlichen Tribüne die Rede. Hinzugefügt wird: „Während des Jahres 2013 verringerten einige größere Sponsoren ihre Zuwendungen und einige Sponsoren entschieden sich, auszusteigen. Diese vermissten Millionen konnte die Gesellschaft während des Jahres nicht mehr ausgleichen.“

Und weiter: „Eine Maßnahme für 2014 war, den Kader zu verringern und die Vertragslage zu analysieren, was in einer wesentlich geringeren Truppe resultierte, gleichzeitig blieb jedoch das Ziel, ein Champions League-Finale zu erreichen.“

Das ist, mit Verlaub gesagt, blanker Unsinn. Nun verkauft man den von der NWSL erzwungenen Abgang von Ali Krieger und Ash Harris ebenso mit Sparmaßnahmen wie den Weggang von Caroline Graham Hansen, Jennifer Hermoso Fuentes und spätestens im Mai Christen Press, Whitney Engen und Meghan Klingenberg.

Um den weiteren Betrieb garantieren zu können, so schließt man in der Mitteilung, beantrage man die Rekonstruktion.

Noch vor einem Jahr kritisierte Hans Lindberg den Topkonkurrenten LdB FC Malmö scharf, weil er sich subventionieren lasse. Tyresö, so Lindberg damals sinngemäß, sei kerngesund und man müsse mit einem subventionierten Gegner konkurrieren, der über seine Verhältnisse lebe und darin noch unterstützt werde. Nun möchte derselbe Lindberg die Hilfe des Steuerzahlers in Anspruch nehmen, um die Champions League gewinnen zu können. Das ist schon etwas absurd.

Tyresö behauptet, man würde sparen und hat, wohl um die Situation wissend, im Januar vier Brasilianerinnen verpflichtet, davon drei Nationalspielerinnen. Hinzu kam die finnische Nationaltorhüterin Tinja-Riikka Korpela.

Die Rekonstruktion, die Tyresö nun beantragt, ist eine mildere Form des Konkurses. Das Unternehmen, dessen Rekonstruktion bewilligt wird, erhält eine Art Verwalter durch das zuständige Gericht. Der Betrieb kann im Rahmen einer Rekonstruktion jeweils immer nur um drei Monate verlängert werden. Danach muss neu geprüft und entschieden werden. maximal kann sich ein Unternehmen ein Jahr lang in diesem Zustand befinden. Während dieser Rekonstruktionszeit darf nicht gepfändet werden, wobei man sich im Falle Tyresös sowieso fragen kann, ob man Spielerinnen wie Marta oder Caroline Seger pfänden kann.

Öffentliche Ankündigungen, dass Frauenfußballvereine in Finanznot sind haben wir in den vergangenen Jahren öfters erlebt. Malmö hat 2012 und 2013 jeweils von einem möglichen Konkurs geredet und hat sich wohl vermutlich nur retten können, in dem man den maroden LdB FC in den FC Rosengård überführt hat. Auch bei KIF Örebro gab es vergangenes Jahr eine dringend benötigte Finanzbeatmung in letzter Sekunde durch die Gemeinde.

In Tyresö geht es durch den Antrag auf Rekonstruktion allerdings schon ein bisschen weiter. Sollte während des nun beginnenden Verfahrens, das wie gesagt maximal ein Jahr dauern darf, zu einem sogenannten „öffentlichen Akkord“ kommen, d.h. sollte es einen speziellen Antrag hierauf geben, der laut Gesetz möglich ist, dann würden die Summen, die TFAB seinen Gläubigern zahlen muss, deutlich reduziert. Es käme zu einem Vergleich. Dessen Folgen allerdings wären hart: Laut den Wettbewerbsbedingungen für 2014 des schwedischen Fußballverband, wird ein Verein, der es zu einem Vergleich kommen lässt, in der kommenden Saison um eine Klasse tiefer gestuft, d.h. schlimmstenfalls könnte ein potentieller Champions-League-Sieger Tyresö FF 2015 in der Elitettan und damit zweiten Liga spielen.

Samba in Tyresö

brasil

Marta wird bei der Integration von vier weiteren Brasilianerinnen eine Schlüsselrolle zukommen

Man hat sich gefragt in den letzten beiden Wochen, was wohl in Tyresö los ist, denn nachdem bekannt wurde, dass alle fünf Amerikanerinnen den Stockholmer Vorort früher (Ashlyn Harris, Ali Krieger)  oder später (Christen Press, Meghan Klingenberg, Whitney Engen) verlassen müssen und dann auch noch andere ausländische Klassespielerinnen wie Kirsten van de Ven (FC Rosengård), Caroline Graham Hansen (Stabæk) und Jennifer Hermoso Fuentes (FC Barcelona) adieu oder besser hej då sagten, sah die Spielertruppe und vor allem auch die Ersatzbank sehr dünn aus bei dem Club, der sich mit einem 7-Jahresplan aus der vierten Liga an die europäische Spitze katapultieren will.

Da war zum einen sicher die falsche Hoffnung, dass man den amerikanischen Verband US Soccer doch irgendwie überzeugen können müsste, dass die US-Girls in Schweden bleiben können, auch noch nach der Champions League. Sowohl Ali Krieger wie Christen Press haben mir gegenüber vorsichtig angedeutet, dass sie gerne länger bleiben würden. Es klappte nicht und US Soccer wollte alle Nationalspielerinnen in der einheimischen NWSL haben.

Van de Ven ist sicher gegangen, weil sie schon letzte Saison immer wieder auf der Bank saß und eigentlich keine Bankspielerin ist. In Rosengård (früher Malmö) sah sie da mit Sicherheit eine längerfristige und bessere Perspektive.

Graham Hansen ging meiner Einschätzung nach, weil sie sich überschätzte und glaubte, sie könne schon fern der Heimat und der Familie im Ausland bestehen. Das klappte nicht und ist ihr auch nicht anzulasten. Vorher kann man das in dem Alter nicht wissen. Ihre Potsdamer Altersgenossin und Landsfrau Ada Stolsmo Hegerberg wirkt da wesentlich abgeklärter und reifer. Heißt nicht, dass aus Graham Hansen nicht doch die ganz Große werden kann, die viele in ihr sehen. Sie muss eigentlich nur noch lernen, ab und zu den Ball auch abzuspielen. Naja und ein bisserl mehr vielleicht, aber vor allem das.

In Tyresö herrschte schon so etwas wie Panik. Denn auf einmal sah es so aus, als ob man Ende Mai nur noch elf Spielerinnen zur Verfügung hätte.

In den USA gab es nichts mehr zu holen, in Deutschland und Frankreich ebensowenig wie in England. Da kamen eigentlich nur noch drei Märkte in Frage: Afrika, Osteuropa oder Brasilien. Und da Tyresö mit Marta schon eine Brasilianerin hat und man sich schon mit ihr und der ehemaligen Spielerin Elaine gern mit Samba-Trommeln anfeuern ließ, wurden die Personalprobleme nun durch ein brasilianisches Quartett gelöst:

Die 24-Jährige Fabiana da Silva Simões ist sicher die bekannteste Spielerin. Sie spielt schon seit 2008 in der Nationalmannschaft und war vergangenes Jahr noch beim russischen Topclub Rossiyanka. Tyresö will Fabiana im rechten Mittelfeld einsetzen.

Tyresö schreibt: „In Fabiana bekommt der Club eine Spielerin, die schon als Traumverpflichtung gesehen werden kann. 23 Jahre alt (!), aber bereits mit Meriten wie wenige in diesem Alter und da Fabiana schon in Europa war und in den USA gespielt hat, ist auch die Sprache kein Problem.“

Die zweite Brasilianerin ist Rilany Aguiar da Silva, sie ist 27 Jahre alt und wird auf einigen Seiten im Internet als Stürmerin geführt. Rilany kommt von Centre Olympico und Tyresö will sie als rechte Außenverteidigerin einsetzen (!). Hans Löfgren schreibt auf der Homepage von Tyresö: „Rilany ist eine ausgeprägte Abwehrspielerin von absoluter Weltklasse.“ Trainer Tony Gustavsson sagt, dass Rilany mit ihren schnellen Füßen, offensiven Läufen (!) an Meghan Klingenberg erinnert.

Die 24 Jahre alte Thaisa De Moraes Rosa Moreno ist erst seit 2013 Nationalspielerin. Sie soll hauptsächlich defensiv eingesetzt werden.

Last but not least kommt die 26-Jährige Mayara da Fonseca Bordin, die auch erst seit letztem Jahr in der Natio spielt. Sie lebte fünf Jahre in den USA und sei deshalb nicht auf dem Schirm in Brasilien gewesen.

Tyresö: Kein Grund zur Unruhe

Tyresö ist seit einigen Tagen das Gesprächsthema im schwedischen Frauenfußball und ich weiß, dass auch beim in den meisten Vereinen wieder aufgenommenen Training eifrig darüber spekuliert wird, was los sein mag in dem Verein, den der Unternehmer Hans Löfgren innerhalb von nur sieben Jahren aus der vierten Liga ins Viertelfinale der Champions-League mit guten Aussichten aufs Finale geführt hat.

Die fünf Amerikanerinnen werden den Verein spätestens nach dem Champions-League-Finale in Lissabon verlassen haben, Ali Krieger und Ash Harris sind schon weg. In den letzten Tagen kam fast jeden Tag eine neue Hiobsbotschaft: Kirsten van de Ven nach Malmö, Caroline Graham Hansen zurück nach Norwegen, Johanna Frisk hört auf und Jennifer Hermoso Fuentes geht nach Barcelona.

Heute schreibt die Zeitung Expressen jedoch, dass es offenbar keinen Grund zur Unruhe gibt. „Wir wussten natürlich seit langem, dass eine solche Situation entstehen können würde. Und wir haben einen Plan, den wir bald vorstellen werden. Ich bin nicht im geringsten nervös,“ sagte der Vereinsvorsitzende Hans Lindberg gegenüber Expressen.

„Natürlich ist Kontinuität wichtig, aber wir werden auch im Sommer eine schlagkräftige Truppe haben,“ verspricht auch Trainer Tony Gustavsson. Kontinuität ist zwar wichtig, aber dennoch geben wir mal insgesamt zwölf Spielerinnen ab? Kein Kommentar. Ich bin gespannt auf den Plan.

 

 

Christen Press: „Gewinnen oder nach Hause“

TFF_JitexEs ist derzeit wenig los im Frauenfußballschweden. Der dicke Rauch nach Zlatan Ibrahimovics Äußerung und vermeintlichen Geringschätzung des Frauenfußballs, den er selbst einige Tage später als unglücklichen Scherz bezeichnete, hat sich erst einmal gelegt. Wir werden sehen, ob die Diskussion beendet ist oder weitergehen wird. Wenn ich beim schwedischen Fußballverband arbeiten würde, würde ich alles daran setzen, im neuen Jahr irgendwann einen Termin hinzubekommen, an dem Ibrahimovic der Frauennationalmannschaft bei einem Training einen Besuch abstattet. Schöne Fotos, ein paar nette Gespräche, Friede, Freude, Eierkuchen, das wäre es. Denn die jetzige Lage nützt keinem. Und ein Besuch mit viel Medienecho wäre eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Wenn kaum etwas passiert, dann ist es schön, wenn Spielerinnen wie Christen Press sich mal in aller Ruhe vor das Laptop setzen und in ihrem Blog schreiben. In ihrem Post „Win Or Go Home!“ hat sie viele Fragen beantwortet, die im letzten Quartal gestellt worden sind. Wer das Original lesen möchte, der findet es hier.

Einen Tag nach ihrem 25. Geburtstag enthüllt Press nun, dass sie Anfang Oktober einen Anruf vom amerikanischen Verband US Soccer bekommen hat. Die Botschaft war, dass sie nach Hause kommen solle. Schließlich hat man aber verhandeln können, dass Press (und andere Amerikanerinnen, also Meghan Klingenberg und Whitney Engen) so lange bleiben dürfen, wie Tyresö FF noch in der Champions League 2013/14 aktiv ist.

Denn man will die Amerikanerinnen in der NWSL haben, der neuen einheimischen Liga, die nur dann bestehen bleiben kann, wenn auch die Spielerinnen der amerikanischen Nationalmannschaft daheim aktiv sind.

Die Quintessenz der Vereinbarung zwischen US Soccer, den Amerikanerinnen und Tyresö FF lautet also nun: „Gewinnt oder kommt nach Hause!“

Da spielt die vermeintlich günstige Auslosung jetzt sicher eine gute Rolle für Press, die betont, wie viel sie in Europa gelernt hat und wie schwer es ihr fallen wird, sich von all den neu gewonnenen Freunden zu verabschieden. Neulengbach im Viertelfinale und möglicherweise Arsenal London, das seit Ende der FA WSL Saison Spielerinnen wie Kim Little und Stephanie Houghton verloren hat, eröffnen Tyresö und Christen Press die große Möglichkeit, tatsächlich am 22. Mai 2014 in Lissabon in dem Finale zu stehen, das Zampano Hans Löfgren 2006 als Ziel seines Projektes ausgegeben hat.

Wobei ich mich eben frage, welche Ziele nach dem 22. Mai 2014 definiert sind, falls der Sieg in der Champions League dann tatsächlich eingefahren sein sollte. Was macht Löfgren, sollte er sein Ziel erreichen?

Tyresö hat die finnische Torhüterin Tinja Riikka Korpela für die nächsten beiden Jahre präsentiert. Aber auch auf den Positionen von Press, Klingenberg und Engen muss es gleichwertigen Ersatz geben, der nach dem 22.05. garantiert, dass Tyresö eine Spitzenmannschaft mit Potential für die Champions League bleibt. Sicher, Madelaine Edlund, die 2012 das Team in Malmö zur Meisterschaft schoss, kehrt zurück nach ihrer Babypause. Aber seien wir ehrlich: Da, wo Weltklassestürmerin Christen Press eine Chance braucht, um ein Tor zu erzielen, braucht Madde Edlund 2,5 Chancen. Gleichwertiger Ersatz ist die 28-Jährige Schwedin nicht.

Whitney Engen ist eine Luxusverstärkung. Für sie muss derzeit eine internationale Klassespielerin wie die Kapitänin der dänischen Nationalmannschaft, Line Røddik Hansen, auf der Bank sitzen. Aber es verschwinden auch Ali Krieger (deren Freundin Ash Harris schon offiziell verabschiedet wurde; sie aber noch nicht) und eben Klingenberg, zwei offensiv extrem starke Defensivspielerinnen. Sara Thunebro hat bereits in Eskilstuna unterschrieben.

Eine mögliche Verstärkung für die Abwehr des schwedischen Vizemeisters wird im Januar in Schweden sein und Tests absolvieren. Die 25-Jährige Kapitänin der Nationalmannschaft Kameruns, Ejangue Siliki, kommt vom russischen Meister Rossiyanka. Aber auch sie ist nicht in der Champions League spielberechtigt, aber da wird ja Klingenberg sein und vielleicht auch Krieger. Siliki hat nicht nur bei Rossiyanka, sondern auch bei Energya Woronezh gespielt und ist seitdem mit Mittelfeldstar Vero Boquete bekannt.

Dennoch: Mit Marta, Caroline Seger, Lisa Dahlkvist und Vero Boquete behält Tyresö sein enorm starkes Mittelfeld. Verlassen hat Kirsten van de Ven den Verein, sie ist aber schon quasi durch Caroline Graham Hansen ersetzt worden. Gerüchte besagen, dass auch Jennifer Hermoso Fuentes Tyresö Richtung Spanien verlassen könnte, ihr Vertrag ist auch noch nicht verlängert worden.

Das Karussell dreht sich in der kleinen Vorortgemeinde von Stockholm.

Ashlyn Harris geht, Carola Söberg bleibt

Carola Söberg (hier beim Training mit der Nationalmannschaft in der Friends Arena, Solna)

Carola Söberg (hier beim Training mit der Nationalmannschaft in der Friends Arena, Solna)

Das Engagement von Keeperin Ashlyn Harris in Tyresö war sehr kurz. Heute teilte der Champions-League-Viertelfinalist mit, dass Ash den Verein verlassen wird und dass Carola Söberg, die nach Harris‘ Ankunft sofort auf die Bank verbannt wurde, ein weiteres Jahr bleibt. Damit steht wohl fest, dass Söberg in den Champions-League-Spielen gegen Neulengbach, möglicherweise Arsenal London und einem möglichen Finale zwischen den Pfosten stehen wird. Denn die neu verpflichtete finnische Nationaltorhüterin Tinja Riikka Korpela ist nicht spielberechtigt für die Champions League in der Saison 2013/14, da sie bereits für LSK Kvinner in der laufenden Runde gespielt hat.

Wenn Harris geht, dürfte auch Ali Krieger nicht mehr nach Tyresö zurückkehren, denn beide Spielerinnen kommen und gehen derzeit im Doppelpack. Tyresö teilte vorige Woche mit, dass man Meghan Klingenberg, Whitney Engen und Torschützenkönigin Christen Press jetzt auf jeden Fall bis zum Ende der CL behalten könne. Jeff Kassouf, amerikanischer Frauenfußballexperte und Betreiber der Seite www.equalizersoccer.com schrieb am Freitag auf Twitter, dass er gehört habe, dass alle drei Spielerinnen spätestens im Juni in der NWSL spielen sollen.

Was bedeutet das dann für den Kader von Tyresö? Madelaine Edlund wird wohl Christen Press ersetzen, obwohl sie lange nicht die enorme Torgefährlichkeit der Amerikanerin hat. Die Schwedin ist eine gute Spielerin, aber Press zähle ich derzeit zu den besten Stürmerinnen der Welt. Ihre Erfolge 2013 auch im US-Team haben wohl entscheidend dazu beigetragen, dass die Liga sie jetzt haben will.

Wie sollen Engen und Klingenberg ersetzt werden? Kehrt die enttäuscht aufgrund geringer Spielzeit nach Vittsjö gegangene Annica Svensson zurück nach Tyresö? Zumal sie ihren Lebensmittelpunkt in Stockholm hat?

Nach Engens Weggang dürfte Line Røddik Hansen wieder einen Stammplatz bekommen. Vermutlich aber auf der linken Abwehrseite, wo ich sie stärker sehe als in der Mitte. Tyresö muss aber vor allem in der Abwehr jemanden verpflichten. Am besten eine Spielerin, die alle Positionen in der Viererkette einnehmen kann.

Sara Thunebro trägt 2014 blau

Wie erwartet gab heute Morgen der Aufsteiger Eskilstuna United bekannt, dass die 34-Jährige Nationalspielerin Sara Thunebro in der nächsten Saison das Team verstärken wird. Thunebro hatte zuletzt in Tyresö vornehmlich auf der Bank gesessen und war von Trainer Tony Gustavsson lediglich immer wieder eingewechselt worden. Stammplätze hatten die Amerikanerinnen Meghan Klingenberg und Ali Krieger auf den Außenbahnen.

Eskilstuna erklärte in einer Pressemitteilung, dass man stolz sei, Thunebro verpflichten zu können und dass die routinierte Abwehrspielerin eine wichtige Rolle auf dem Platz aber auch außerhalb spielen werde, um das Team zum angestrebten Klassenerhalt in der Damallsvenskan zu führen.

Sara Thunebro auf dem Weg zu Eskilstuna?

8729086897_8da11360eb_bSara Thunebro bekam nicht mehr viele Spielminuten, nachdem Tyresö FF nach der Sommerpause die Amerikanerinnen Whitney Engen, Ali Krieger und Ashlyn Harris verpflichtet hatte. Krieger verdrängte Thunebro von ihrem Stammplatz, Harris schmiss Carola Söberg aus der Startformation und selbst Dänemarks Weltklasseverteidigerin Line Røddik Hansen fand sich zugunsten von Whitney Engen in den Champions-League Spielen in Paris und gegen Fortuna Hjørring auf der Bank wieder.

Dass die 34-Jährige Thunebro keinesfalls ans Aufhören denkt, hat sie mehr oder weniger unmissverständlich trotzig ebenso kundgetan wie die zwei Jahre ältere Therese Sjögran. Beide wollen unverdrossen weitermachen.

Aber Sara Thunebro gedenkt offenbar, ihrer Heimat näher zu kommen. Geboren in dem kleinen Städtchen Strängnäs, gut 90 km von Stockholm entfernt, zog sie aus und spielte lange in Stockholm bei Djurgården, dann in Frankfurt und schließlich für Tyresö. Dass jetzt Eskilstuna United in die Damallsvenskan aufgestiegen ist, könnte eine Fügung sein.

Knapp 35 km entfernt von Strängnäs wäre „Thunis“ somit fast zu Hause und überdies in der Stadt, in der auch Zwillingsschwester Johanna wohnt.

Viktor Eriksson, Trainer und Sportchef des Aufsteigers: „Dass, was wir mal als Traumverpflichtung bezeichnet haben, ist auf einmal realistisch. Wir brauchen jetzt nicht mehr dazusitzen und zittern, wenn es um das Wirtschaftliche in Verhandlungen mit Sara Thunebro geht.,“ sagte er der Zeitung Folket.

Hauptsponsor Sparbanken Rekarne hat kürzlich die Zuwendungen für den Meister der Elitettan 2013 vervierfacht: Von in diesem Jahr 67.400 Euro auf mindestens 281.000 Euro im ersten Jahr in der Damallsvenskan. Im Gespräch für den Aufsteiger ist übrigens auch seit längerem die bei Meister LdB FC Malmö aussortierte Kolumbianerin Yoreli Rincon.

Die letzte Runde – Damallsvenskan 2013

Tanz zwischen Göteborg und Sunnanå

Tanz zwischen Göteborg und Sunnanå

Die Saison ist vorbei, zumindest für die Clubs zwischen Platz 3-12. Lediglich Meister LdB FC Malmö und Tyresö FF spielen noch in der Champions League gegen den VfL Wolfsburg und Fortund Hjørring.

Und wie so oft haben letzte Spieltage ihre eigenen Ergebnisse.

In Mallbacken, beim Tabellenvorletzten durften heute Anja Mittag & Co. den Meisterpokal in Empfang nehmen. Mallbacken steigt ab, aber auf dem sehr speziellen Strandvallen in den värmländischen Wäldern, zu dem nur eine Schotterpiste führt, haben die besten drei Teams des Jahres alle Punkte gelassen. Auch Malmö lag zurück, konnte durch Mittag ausgleichen, beim 1:1 blieb es.

Tyresö trat nach der Abwehrschlacht von Paris am Mittwoch beim Tabellendritten Linköping ohne seine Amerikanerinnen Ashlyn Harris, Meghan Klingenberg, Ali Krieger und Christen Press an, ließ darüber hinaus noch Marta zu Hause und Vero Boquete auf der Bank. Die immer noch ganz ordentliche Elf, die dann auf Seriensieger Linköping traf, verlor am Ende deutlich mit 1:4, was den Vorsprung Malmös in der Abschlusstabelle auf sieben Punkte anwachsen ließ.

Selber war ich nach einem Wochenende auf einer Deutschlehrertagung in Göteborg und ging heute Nachmittag zum Valhalla IP, einer älteren Sportanlage unweit des Scandinaviums und sah das letzte Spiel von Torbjörn Nilsson als Trainer. Göteborg spielte gegen den Tabellenletzten Sunnanå, gewann mit 3:0 und beendet die Saison zwar als Vierter, aber unzufrieden mit einem riesigen Abstand zu Meister Malmö. In der zweiten Halbzeit unterhielt ich mich lange mit der englischen Nationalspielerin Anita Asante, die dem Spiel auf Krücken beiwohnte. Anita hat sich im Training einen Knochen im Fuß gebrochen. Gemeinhin wird erwartet, dass die 28-Jährige im kommenden Jahr für Meister Malmö spielen wird. Sie gab mir zwar keine 100%-ige Antwort auf die Frage nach dem Vereinswechsel, aber sagte, dass die meisten in Göteborg nicht damit rechnen würden, dass sie auch 2014 für Göteborg spielen würde. Immer ein Vergnügen, mit der Londonerin zu reden, die tiefe Einsichten und Analysen hat und die ihren Weg zielstrebig und konsequent gegangen ist. Mehr zum englischen Fußball und Anita Asante in einigen Wochen, wenn mein England-Artikel, mit dem ich mich schon gut fünf Monate beschäftigt habe, endlich fertig ist.

Umeå schlug Kristianstad mit 3:1 und sicherte sich damit doch noch Rang fünf und fing KIF Örebro am letzten Spieltag ab. Auch hier verabschiedet man sich von einem Trainer. Joakim Blomqvist verlässt Umeå IK, wie Torbjörn Nilsson mit einem Sieg. Trotz einer mehr als enttäuschenden Saison wird aber Elisabet Gunnarsdottir wohl auf der Bank von Kristianstad sitzen bleiben. Sie, die eigentlih Meister werden wollte mit KDFF, beendet die Saison somit auf Rang 9.

Örebro gab Rang fünf in der letzten Runde ab, nicht unerwartet gewann ein zum Schluss der Saison stabil spielendes Vittsjö GIK mit 3:0.

Und Jitex verabschiedete sich von Trainer Stefan Rehn, der nun doch Nilssons nachfolger beim Lokalrivalen Göteborg wird. Ob Rehn der Richtige ist, bleibt abzuwarten. Symptomatisch, dass er nicht mit einem Sieg geht, sondern mit einem schmeichelhaften Unentschieden, dass Mimmi Löfwenius erst in der 88. Minute rettete. 1:1 gegen Piteå.

Ohne Amis nach Linköping

In der letzten Nacht gab der amerikanische Fußballverband US-Soccer nicht unerwartet bekannt, dass Ali Krieger, Meghan Klingenberg und Christen Press nach dem Champions League Achtelfinale in Paris am Mittwoch direkt nach San Antonio (Texas) reisen werden, um zur amerikanischen Nationalmannschaft zu stoßen, die sich auf das Spiel gegen Australien am kommenden Sonntag vorbeitet (12.30 Ortszeit).

Demnach fehlen die Drei am Sonntag beim letzten, mittlerweile bedeutungslosen Spiel gegen Linköping am Sonntag.

Möglicherweise hat die eine oder andere des Trios damit letzten Samstag ihr letztes Ligaspiel für Tyresö bestritten.

Eine Schottin in Värmland

Hayley Lauder in Tyresö

Hayley Lauder in Tyresö

In der Damallsvenskan spielen auch diese Saison wieder mehr als 60 Ausländerinnen. Viele, wie Nationaltrainerin Pia Sundhage, sind der Meinung, das sei entschieden zu viel und die schwedischen Talente könnten sich nicht richtig entwickeln, weil sie allzu oft ausländische Spielerinnen vor die Nase gesetzt bekommen, die ihnen mögliche Spielpraxis in der ersten Liga wegschnappen.

Andere, zu denen Kristianstads Trainerin Elisabet Gunnarsdottir gehört, sagen, dass ausländische Spielerinnen erstens billiger seien, weil einheimische Talente oft unverhältnismäßig hohe Gehaltsvorstellungen haben und auch Malmös Trainer Jonas Eidevall sagte mir im Frühjahr beim Auftakttreffen, dass die jungen U19-Spielerinnen etwa sehr oft fehlen würden, was bei den meisten Ausländerinnen nicht der Fall wäre.

Am vergangen Sonntag habe ich in Tyresö nach dem Spiel mit der Schottin Hayley Lauder gesprochen. Hayley hat mit 23 Jahren schon einiges an Auslandserfahrung gesammelt. Sie war fünf Jahre bei den Spartans, einem Team aus ihrer Heimatstadt Edinburgh, bevor sie sich dann auf den Weg nach Zypern machte, um bei Apollon Limassol Champions League zu spielen.

„Es war wirklich unglaublich warm da,“ sagt sie lachend, als ich sie darauf anspreche und meine, dass das graue Wetter in Tyresö sie wohl mehr an ihre Heimat erinnern müsse. „Das stimmt, Schweden ist da schon mehr wie Schottland.“

Hayley Lauder spielt bei Mallbacken im linken Mittelfeld, ich habe sie an diesem Sonntag speziell beobachtet, weil wir nach dem Spiel verabredet waren. Mallbacken bekam, wie die meisten Teams, die nach Tyresö kommen, wenig Gelegenheit, ein eigenes Angriffsspiel aufzubauen, die Stärke von Hayley liegt in der Offensive. Da bekam sie es wenige Male mit Ali Krieger zu tun, die bei Tyresö auf der rechten Seite verteidigt bzw. angreift.

In der finnischen Liga verbrachte Hayley Lauder die Saison 2012 und da schoss sie in 26 Spielen immerhin 18 Tore für den Tabellenzweiten des Vorjahres, der sich dieses Jahr bereits die finnische Meisterschatt gesichert hat.

Ob das nicht ein Unterschied sei, ein Jahr bei einem Spitzenteam zu spielen, das meist auf Angriff setzen kann und nun fast eine Saison bei einem Aufsteiger, der sich verzweifelt gegen den Abstieg wehrt?

„Ich wollte wirklich in der Damallsvenskan spielen. Das ist eine der besten Ligen in Europa,vielleicht sogar die Beste. Man sieht das an der Qualität der Spieler, gegen die wir heute in Tyresö gespielt haben. Ich genieße es wirklich, hier in Schweden zu spielen, man kann einfach so viel lernen und auch Erfahrung sammeln. Åland United war ein richtig gutes Team, aber wenn man die Gesamtheit betrachtet, dann hat Schweden ganz klar eine bessere Liga als Finnland.“

Hayley im Duell mit Ali Krieger

Hayley im Duell mit Ali Krieger

Du spielst in der schottischen Nationalmannschaft und ihr wart sehr nah dran, euch für die EURO in diesem Jahr zu qualifizieren. Im entscheidenden Spiel in Spanien, wo die Spanierinnen gewinnen mussten, führtet ihr mit 2:1 in der 89. Minute, um dann doch noch 2:3 zu verlieren.

„In diesem Spiel ist man wirklich durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Mit ein wenig Abstand kann man jetzt sagen, dass wir wirklich ganz nah dran waren und wenn man sieht, wie gut es für Spanien bei der EM lief, dann weiß man vielleicht auch, wozu wir in der Lage sein müssten. Vero Boquete hat damals das Siegtor für Spanien geschossen, die ist in ihren besten Momenten in einer Klasse für sich, auch heute hat sie das wieder für Tyresö gezeigt. Unser nächstes Ziel muss die WM 2015 in Kanada sein. Wir haben eine schwere Gruppe mit Schweden, Polen und Nordirland, aber das Ziel muss die WM sein.“

Es gibt jetzt eine Reihe von Schottinnen im Ausland. Du spielst in Mallbacken, Jane Ross mit viel Erfolg in Vittsjö, Lisa Evans in Potsdam und nicht zuletzt Kim Little in London bei Arsenal. Wie wichtig ist das für die Entwicklung des schottischen Fußballs?

„Naja, man hat jetzt die Augen aufbekommen für Spielerinnen aus Schottland und wir haben bewiesen, dass wir uns in guten Ligen behaupten können. Das wird letztlich nur gut für unsere Nationalmannschaft sein.“

Und die Spiele gegen Schweden?

„Das sind natürlich die Spiele, auf die wir uns am meisten freuen, man will sich immer mit den Besten messen. Auf dem Weg dahin sind wir gezwungen, alle Spiele zu gewinnen. Unsere schwedischen Trainerinnen Anna Signeul und Ann-Helen Grahm wissen natürlich fast alles über die Schwedinnen und das kann nur von Vorteil für uns sein.“

Wie geht die Saison für Mallbacken aus? Ihr seid auf dem Abstiegsplatz, drei Punkte hinter Jitex.

„Die Saison nähert sich jetzt dem Ende, aber wir kämpfen weiter um den Klassenerhalt. Das Heimspiel gegen Sunnanå nächsten Sonntag {lies: heute} müssen wir unbedingt gewinnen.“

Ungewohnte Töne

Normalerweise werden im schwedischen Frauenfußball keine offenen Konflikte ausgetragen. Aber nach dem gestrigen 4:0 gegen Linköping zog Malmös Trainer Jonas Eidevall doch mal einen vom Leder: „Ich bin ein großer Fan des Modells, nach dem wir in Malmö arbeiten. Mit Langfristigkeit verglichen mit der anderen Mannschaft, mit der wir konkurrieren. Die kaufen und holen sich eine Menge Spielerinnen mit kurzfristigen Verträgen. Für mich ist das Zirkus. So arbeiten wie die, so will ich nicht in einem Fußballverein arbeiten.“

Deutliche Worte an Tyresö FF, das derzeit mit kurzfristigen Verträgen Sara Thunebro, Ashlyn Harris, Ali Krieger und bald auch Whitney Engen verpflichtet hat.

ffschweden im Gespräch mit Ali Krieger

Ali Krieger nach dem Spiel gegen Jitex BK

Ali Krieger nach dem Spiel gegen Jitex BK

Nach dem gestrigen Spiel zwischen Tyresö FF und Jitex BK hatte ich Gelegenheit, mich mit Neuzugang Ali Krieger zu unterhalten. Die 29-Jährige amerikanische Nationalspielerin  hat mehrere Jahre beim 1.FFC Frankfurt gespielt, war in der Startformation bei allen sechs Spielen der US-Girls bei der WM 2011 und kam erst letzten Dienstag nach Stockholm, nachdem ihr NWSL-Verein Washington Spirit den achten und letzten Tabellenplatz belegt hatte.

Sollen wir Deutsch oder Englisch sprechen, beginne ich, nachdem ich auf der Seite von US Soccer gelesen habe, dass Ali fließend Deutsch sprechen soll. Wir sprechen tatsächlich Deutsch, eine tolle Erfahrung mit einer US-Amerikanerin und später an diesem Samstag höre ich noch, dass Ali selber froh war, wieder einmal Deutsch sprechen zu können.

Wieso bist du jetzt nach Schweden gekommen?

„Ich wollte wieder guten Fußball spielen, ich wollte wieder in der Champions League spielen und auch hier bei Tony in Tyresö. Als ich verletzt war, war er ja bei der amerikanischen Nationalmannschaft und leider war ich nicht dabei, aber ich habe so viele gute Sachen von ihm gehört, von den Mädels wie Press und Kling(enberg), die haben sehr viel Gutes über ihn gesagt, deshalb wollte ich hierherkommen und die nächsten drei Monate Fußball spielen.“

2012 verletzte sich Ali Krieger bei einem Qualifikationsspiel für Olympia schwer. Kreuzbandriss, Meniskus und einiges mehr, aber nach nur sieben Monaten war sie wieder einsatzbereit. „Am 2. September 2012 habe ich dann wieder mein erstes Spiel gemacht, es war ok, aber ich hatte etwas von meiner Mobilität verloren, auch technisch und taktisch ein bisschen verloren.“

„Es ist toll, hier zu spielen mit dieser Mannschaft, diese Mädels sind echt top. Das ist schon ein großer Unterschied auch zu Washington, wo ich diese Saison gespielt habe, da waren wir Tabellenletzter und hier sind wir mit vorne dabei.“

Warum ist denn Washington eigentlich so weit zurück gewesen in der NWSL? Ihr wart ja klar Tabellenletzter.

„US Soccer (der amerikanische Fußballverband) zahlt ja in der NWSL die Gehälter der amerikanischen Nationalspielerinnen, die haben einen Vierjahresvertrag gemacht und der Verband unterstützt die ganze Liga. Leider haben die Vereine aber nicht so viel Geld, wir können nicht so viele gute Spielerinnen kaufen und deshalb hatten wir viele Rockies, also Anfängerinnen, in Washington hatten wir zehn bis zwölf und dazu 6-7 erfahrene Spielerinnen und das war der Unterschied zwischen uns und den anderen Mannschaften.“

Ali Krieger in ihrem ersten Heimspiel für Tyresö FF

Ali Krieger in ihrem ersten Heimspiel für Tyresö FF

Ich muss zugeben, dass ich in dieser Saison wenig von der NWSL gesehen habe, in der WPS habe ich schon mehr gesehen, ich fand es ehrlich gesagt, nicht so toll.

„Naja, das Spiel ist schon sehr anders in Amerika. Wir rennen zu viel. Wir machen sehr viel Druck und hier hast du ein bisschen Zeit zu spielen, ein, zwei Kontakte.“

Warum ändert sich das denn nie in den USA? Ihr habt die beste Nationalmannschaft der Welt, Torbjörn Nilsson, der Trainer in Göteborg, hat mal gesagt, wenn Amerikanerinnen zu uns kommen, müssen wir denen erst einmal beibringen, dass man nicht nur rauf- und runterrennt, dass es auch manchmal Sinn macht, den Ball zu halten und taktisch zu spielen.

„Das ist auch ein Grund, warum ein paar Spielerinnen nach Europa gekommen sind. Wir wollen einfach anders spielen, wir wollen 1-2 Kontakte und wir wollen uns mit dem Ball gut fühlen. Ich denke, dass wenn du in Europa spielst und dann wieder in die USA gehst und zu den Trainingslagern der Nationalmannschaft kommst, dann fühlst du dich ein wenig anders. Du bist einen Schritt weiter als die anderen.“

Aber braucht ihr denn wirklich Veränderung, ihr seid die Nummer 1, ihr gewinnt die meisten großen Turniere?

„Ja, wir sind so stark. Wir arbeiten einfach so viel auf dem Platz und wir denken immer, das ist unsere Mentalität, dass wir immer gewinnen. Jedes Spiel gewinnen wir. Mit dieser Mentalität verliert man wenig, glaube ich. Aber wir arbeiten zu viel, ich weiß es ehrlich auch nicht. Zum Glück haben wir einen Trainer, der aus Schottland kommt (Tom Sermanni) und auch Pia hatten wir, da hat sich was verändert, als die in den USA waren. Man sieht, dass Pinoe, also Megan Rapinoe ist nach Frankreich gegangen, auch Tobin Heath war da, die wollen guten Fußball spielen, die wollen was ändern.“

Tyresö will euch gerne auch nächstes Jahr behalten heißt es. Geht das überhaupt?

„Wir müssen mal schauen, US Soccer will, dass wir in der NWSL spielen, weil die Liga einfach die Stars braucht, damit die Fans kommen. Wir reden darüber, mal schauen, was raus kommt. Jetzt freue ich mich einfach, hier zu sein und ich spiele einfach Tag für Tag und Woche für Woche.“

Es kann eine sehr schwere Auslosung in der Champions League geben, schlimmstenfalls Olympique Lyon oder Wolfsburg.

„Ja, genau. Aber das ist egal, gegen wen du am Anfang spielst. Alle sind gut und wir sind auch sehr gut, die können auch ein bisschen Angst haben.“

Wird denn die NWSL beständig sein im Gegensatz zu WUSA oder WPS?

„Ich glaube ja, das Entscheidende ist, dass der Verband die Liga unterstützt. Letztes Mal haben wir nichts von den Verbänden bekommen, die Kanadier und Mexikaner sind ja jetzt auch dabei und unterstützen ihre Nationalspielerinnen in der NWSL. Jetzt gibt es ja auch diese salary cap, eine Höchstgrenze für das gesamte Gehalt eines Teams, das liegt glaube ich bei 200.000 Dollar pro Team, das führt auch dazu, dass die europäischen Spielerinnen nicht mehr kommen wollen. Aber wir sind schon professionell, wir trainieren täglich und die jungen Spielerinnen, die nicht so viel Geld verdienen, die arbeiten dann zum Beispiel in Camps.“

„Aber es war toll, was die Zuschauerzahlen anging, wir hatten in Washington immer um die 5.000 und als wir in Portland gespielt haben, waren da 12-13.000 Leute, Stars wie Christine Sinclair und Alex Morgan bringen da viel und Heath seit sie da ist.“

Was war der bislang größte Moment für dich als Fußballspielerin, ich will etwas ganz Bestimmtes hören…

„Als ich diesen Elfmeter gegen Brasilien geschossen habe bei der WM, das war wirklich ein grandioser Moment. Das war Gänsehaut. Wir lagen 1:2 zurück 54 Minuten lang und ich dachte auch schon, ey, das ist jetzt vorbei, aber dann kommt diese geile Flanke von Pinoe und Abby hat das Tor gemacht. Dann gab es Elfmeterschießen und ich habe den entscheidenden Elfer verwandelt. Da habe ich wirklich gar nichts gedacht, ich bin dahin gegangen und hab den Ball reingemacht. Das war ein toller Moment, wirklich.“

Du bist ziemlich viel zwischen den USA und Deutschland hin- und hergependelt eine zeitlang.

„Das war nach der WM. Nach drei Wochen dachte ich, was mache ich denn hier, ich sitze auf dem Sofa, ich will Fußball spielen. Ich muss wieder Spielen und Spaß haben, da bin ich wieder nach Frankfurt gegangen. Ich hab die Mädels vermisst, hatte eine tolle Erfahrung in Deutschland, hatte viele Fans und nach meiner Verletzung passte dann Frankfurt nicht mehr so. Ich war nicht mehr glücklich. Wir hatten drei Trainer innerhalb von ein paar Monaten, da bin ich nach Hause gegangen in die NWSL. Jetzt möchte ich schon bleiben, ob das länger wird, werden wir aber sehen, da muss mit US Soccer verhandelt werden.“

Ali, vielen Dank für das Gespräch.

Tyresö stolpert in Örebro

Dass es nicht leicht ist, in dieser Saison auf KIF Örebro zu treffen, dass sich trotz finanzieller Sorgen und der Abwanderung von Nationalspielerin Marie Hammarström deutlich besser macht als im Vorjahr, ist unbenommen.

7:0 und 5:0 hatte Tyresö letzte Saison gegen KIF gewonnen. Gestern Abend hätte es beinahe eine Niederlage gegeben.

Mit Carola Söberg und Sara Thunebro auf der Bank und den erst am Dienstag in Schweden angekommenen Ashlyn Harris und Ali Krieger auf dem Platz sollte si9ch die Formation weiter der annähern, mit der man die Spiele in der Champions League ab Oktober bestreiten will. Da fehlen erst einmal „nur“ Caroline Hansen und Whitney Engen obwohl Tyresö nach Angaben der Zeitung Uppsala Nya Tidning am 25.08. noch eine neue Ofrfensivspielerin präsentieren wird, nachdem mit Jennifer Egelryd das vorletzte schwedische Talent den Club verlassen hat, um beim Zweitligadritten IK Sirius spielen zu dürfen.

In der ersten Halbzeit schaffte Tyresö so gut wie keine Torchance trotz sehr viel Ballbesitz. Örebro verteidigte intelligent und kompromisslos. Krieger zweikampfstark und Harris selten geprüft. Caroline Seger meinte zur Pause, dass man den Gegner in der zweiten Halbzeit weiter müde machen wolle, aber Ex-Nationalspielerin Sara Larsson konstatierte nach dem Spiel, dass weder sie noch ihre Kameradinnen zur Pause müde gewesen wären.

Am allerwenigsten traf das auf die Nigerianerin Sarah Michael zu. Die schnappte sich in der 75. Minute den Ball in der eigenen Hälfte und lief Richtung Tor von Ashlyn Harris. Aus 18 Metern zog sie dann fulminant mit dem rechten Fuß ab und hämmerte den Ball schnurgerade in den Winkel – 1:0 für KIF Örebro und den Jubel aus Malmö hörte man bis Stockholm – fast.

Tyresö, der millionenschwere Club, der eben in der Sommerpause noch mal vier neue Spielerinnen auf dem Transfermarkt geholt hat, lag zurück und auf einmal gab es einen 3-Punkterückstand auf LdB FC Malmö.

Man forcierte nun, endlich und an der Seitenlinie tanzte ein nervöser Tony Gustavsson entlang, der hektisch Kommentare auf den Platz schrie. Da sah man erstmals den Druck, unter dem Gustavsson in Tyresö stehen muss. Und zehn Minuten später schaffte denn dann auch Lisa Dahlkvist nach einer gelungenen Kombination mit ihrem ersten Saisontreffer den Ausgleich. Zu mehr reichte es nicht. Und nun hat es Malmö in der Hand, Meisterb zu werden und Tyresö verspielt möglicherweise den Titel, weil man glaubte, dass es eh nur noch um die UWCL gehen würde, Spielerinnen ausmusterte und die Neuen sich erst einmal einspielen müssen.