ffschweden im Gespräch mit: Stephanie Labbé

labbe_stephanie_4415Wenn es nach den Spielerinnen der Damallsvenkan geht, dann ist Stephanie Labbé aus Kanada die beste Torhüterin der Liga 2014. Die Jury der Fotbollsgalan, die überwiegend aus Mitarbeiterinnen des schwedischen Fußballverbands besteht, entschied sich mit Hedvig Lindahl wenig überraschend für eine Spielerin aus dem eigenen Stall. Aber Labbé hatte wesentlichen Anteil daran, dass ihr Verein KIF Örebro sich auf dem zweiten Platz wiederfand, als die Saison abgeschlossen wurde.

In der vergangenen Woche hatte ich Gelegenheit, mich mit der 28-Jährigen Kanadierin ausgiebig zu unterhalten.

Drei Jahre lang spielte „Steph“, wie sie von ihren Freunden und Mannschaftskameradinnen genannt wird, für Piteå IF im hohen Norden und da bin ich Labbé auch zum ersten Mal begegnet, als wir vor dem Spiel gegen KIF Örebro (!) gemeinsam einer Schülerin den ersten Preis in einem Aufsatzwettbewerb überreichten – eine Reise zu einem Sprach- und Fußballcamp nach Deutschland, das mit dem Einlauf der Preisträgerinnen im Berliner Olympiastadion endete, als die WM 2011 eröffnet wurde.

2012 wechselte Stephanie von Piteå zu Örebro. Piteå hatte sich für die Australierin Lydia Wiliams entschieden, die sich gleich in ihrem ersten Spiel das Kreuzband riss. In Stephanie Labbés erstem Ligaspiel für KIF hagelte es eine bittere 0:7-Pleite in Tyresö, dem Team, das alle als Favoriten für die Meisterschaft tippten und für das Marta, Vero Boquete, Caroline Seger, Lisa Dahlkvist und viele mehr spielten. Die ganze Saison 2012 wurde ein Kampf gegen den Abstieg für Örebro, das in den Jahren zuvor immer in der oberen Hälfte rangiert hatte.

Ich habe mich gefragt, inwieweit diese schlimme Niederlage symbolisch und bestimmend für eure Saison 2012 war?

„Nagtürlich war das nicht einfach,“ sagt mir Stephanie Labbé. Als wir miteinander skypen, befindet sie sich gerade in ihrem Heimatort Stony Plain in Alberta, unweit von Edmonton. Jeweils nach Saisonende kehrt Labbé immer zu ihrer Familie zurück.

„Das erste Spiel der Saison so hoch zu verlieren, ist natürlich eine große Enttäuschung, aber auf der anderen Seite ist die Saison auch ziemlich lang und vieles kann sich ändern. Als wir in das Spiel gingen, wussten wir, dass es nicht einfach werden würde, weil die einfach so ein starkes Team hatten. Für mich war es ok, dass das Spiel hinter uns lag, wir versuchten, nicht so sehr daran zu denken.“

Ein anderes Beispiel ist, dass ihr zu Anfang dieser Saison im Pokal bei Meister Rosengård gewonnen habt und die ganze Saison fantastisch verlief, vielleicht ist doch was dran, dass ein erstes Spiel so oder so eine Saison formen kann?

„Ich bin sicher, dass das einen mentalen Effekt haben kann. Du kannst auf der einen Seite einen guten Start haben und dein Selbstvertrauen ist ganz oben oder eben einen schlechten Start und dein Selbstvertrauen sackt runter. Ich finde aber, das wir 2012 eine Menge Probleme hatten: Verletzungen, keine sonderlich gute Bank, Sperren, das waren alles Faktoren, die eine Rollge gespielt haben. Ich finde es ziemlich hart zu sagen, dass das Spiel die ganze Saison dominiert hat. Ich denke, dass es sicher einen Effekt hatte auf uns, aber da war noch vieles andere, mit dem wir in diesem Jahr nicht richtig fertig wurden. In diesem Jahr hatten wir auch Verletzungen und auch Sperren, aber wir hatten eine viel stärkere Bank und Spielerinnen, die von der Bank in die Startelf gehen konnten und trotzdem behielten wir das hohe Niveau und das hatten wir einfach nicht vor zwei Jahren.“

In dieser Saison habt ihr unglaubliche neun Spiele in Serie gewonnen und dabei 21:5 Tore gemacht. Trainer Rickard „Rille“ Nilsson war in allen drei Spielzeiten der Coach. Wie hat er dieses Team gebaut, das mit einer guten Defensive anfing, aber inzwischen auch nach vorne eine starke Spielidee hat.

„Das hat Rickard schon im ersten Jahr versucht, bei uns zu verankern. Und ich glaube, dass es da noch zu schwierig für uns war, das umzusetzen und unsere Identität im Spiel zu finden. Vielleicht haben wir zu viel darüber nachgedacht, was genau er sagte, wir waren nicht in der Lage, auch mal zu improvisieren. In dieser Saison aber haben wir seine Struktur verinnerlicht und wir waren alle imselben Film. Und wenn du erst mal soweit gekommen bist, dann kannst du manchmal auch den Plan verlassen und mehr kreativ werden und deine individuellen Stärken und Schwächen zeigen. Im ersten Jahr waren wir vielleicht zu sehr auf die genaue Taktik fixxiert, so dass wir nicht wir selbst sein konnte.

Rickard hat dieses Team verändert und auch die Mentalität, mit der wir ins Spiel gehen, das ist so anders. In jedem Spiel, das wir heute machen, wissen wir genau, was wir tun müen, wie wir spielen müssen, um das andere Team zu knacken. Er hat wirklich einen tollen Job gemacht und analysiert jeden Gegner für sich.“

Die Truppe von KIF Örebro ist sehr international. Mit Stephanie und der kanadischen Abwehrspielerin Marie-Eve Nault, den finnischen Nationalspielerinnen Susanne Lehtinen, Annika Kukkonen und Sanna Talonen, den tschechischen Zwillingen Irene und Lucie Martinkova und den nigerianischen Spielerinnen Ogonna Chukwudi und Sarah Michael kommen neun von elf Spielerinnen aus der Anfangsformation aus dem Ausland.

Wie siehst du diese internationale Truppe, Stephanie?

„Naja, zunächst mal sprechen wir sehr viel Englisch und das ist natürlich gut für mich,“ lacht die Kanadierin.

„Ich glaube wirklich, dass dieser Mix aus Spielerinnen ein großer Teil des Charakters dieser Mannschaft ist. Wie du gesagt hast, wir haben so viele Nationalspielerinnen und wir haben so einen ungeheuer guten Zusammenhalt dieses Jahr. Ich glaube wirklich, dass alle im selben Film sind und dass wir alle dasselbe wollten. Und alle bringen verschiedene Stile mit. Die beiden Nigerianerinnen zum Beispiel, die spielen einfach anders als alle anderen und das gilt auch für die tschechischen Mädchen. Die spielen ganz anders als alle andern. Ich würde das auch gern über uns Kanadierinnen sagen., Wir spielen anders als die Schwedinnen und zusammen sind wir in der Lage unsere Verschiedenheit dem Team zunutze zu machen.“

Steph rettet vor Göteborgs Sara Lindén

Steph rettet vor Göteborgs Sara Lindén

Die tollen Leistungen Labbés sind in ihrer Heimat nicht unbemerkt vorbeigegangen. Jahrelang „nur“ die Nummer 3 hinter Erin McLeod und Karina LeBlanc ist Stephanie so nah wie noch nie dran an der Startelf Kanadas und das acht Monate vor der WM. Ende Oktober spielte Kanada zweimal daheim gegen Japan und in der zweiten Begegnung gegen den Weltmeister im BC-Park, dem Stadion des WM-Finales in Vancouver (05.07.2015) spielte Labbé von Angfang an.

„Das war ungeheuer für mich gegen Japan von Anfang an spielen zu dürfen, eines der besten Teams der Welt. Das Vertrauen zu erhalten, dieses Spiel zu spielen. Ich denke, ich bin jetzt so gut wie noch nie zuvor und zur Zeit verbessere ich mich enorm und habe sehr viel Selbstvertrauen. Das Vertrauen von anderen auf diesem Level zu bekommen, das ist großartig. Es war fantastisch, da raus zu gehen und gegen die zu spielen. Und ich denke, das ich auch zeigen konnte, wo meine Stärken sind und was ich dem kanadischen Team bringen kann.“

Das Spiel endete 2:3 aus kanadischer Sicht. Zur Zeit wird viel disskutiert über Rasen oder Kunstrasen und mehr als 40 Spielerinnen, darunter Abby Wambach, Lotta Schelin und Anja Mittag, haben einen Aufruf unterschrieben und es läuft sogar eine Klage gegen den kanadischen Staat und die FIFA.

Egal, was du jetzt sagst, wird falsch sein, aber natürlich interessiert mich deine Meinung?

„Das ist wirklich eine sehr heikle Frage,“ sagt Stephanie Labbé. „Natürlich will doch jede Fußballspielerin auf Naturgras spielen, auf einem perfekten Naturrasen. Aber es ist nun mal wie es ist. Ich trainiere und spiele das ganze Jahr auf Kunstrasen, für mich ist das nur eine mögliche Ablenkung von meinem ganz persönlichen Ziel: ich will 2015 bei der WM die Torhüterin der kanadischen Startelf, egal ob ich da auf Naturrasen oder Kunstrasen stehen werde. Für mich ist diese Frage nicht der Fokus. Ich will alles tun, um in die Truppe zu kommen und die Nummer 1 zu werden, auf Naturgras oder nicht, das spielt für mich keine Rolle.“

Wirst du denn auch 2015 wieder für KIF Örebro spielen und sozusagen im Herbst in der Champions League die Früchte dieses Jahres ernten?

„Im Moment habe ich mit niemandem einen Vertrag, ich untersuche meine Möglichkeiten. Es gibt eine Reihe von Angeboten, natürlich würde ich gerne nach Örebro zurückkommen und Champions Leage spielen, zumal ich das immer mal tun wollte. Aber was Spielen vor der WM angeht, sind diese Chancen sehr gering bzw. gleich null. Ich bin in der Form meines Lebens und ich will die Nummer 1 für Kanada sein. Und es geht ja nicht nur darum, dass das eine WM ist, sie ist auch noch in meiner Heimat und das kannst du nur einmal im Leben erleben.“

In Örebro gibt es derweil Gerüchte, dass die zurückgetretene schwedische Nationaltorhüterin Kristin Hammarström ein Comeback machen könnte. Wenn, dann sicher in Örebro wo sie mit ihrem Freund und dem gemeinsamen Kind wohnt.

Als ich Stephanie nach der Wichtigkeit der WM im nächsten Jahr für den kanadischen Frauenfußball frage, träumt sie von einer kanadischen Profiliga: „Ich denke, die WM ist sehr wichtig. Man spürt schon jetzt die Energie, wenn wir unterwegs sind. So viele Leute kommen zu den Testspielen und sagen, dass sie es kaum erwarten können, dass es Juni wird und endlich losgeht. Es ist wirklich unheimlich toll zu sehen, wie die kleinen Kinder zu uns aufschauen und wie begeistert sie von der WM sind. Unser Graswurzel-Förderprogramm ist sehr wichtig für unsere Zukunft. Wie sie da sagen, wir brauchen mehr Christine Sinclairs, die es durch das System schaffen. Ich glaube, dass die WM eine gigantische Plattform für das Jugendprogramm sein wird.“

„Und ich hoffe auch, dass wir in den nächsten drei Jahren in Kanada unsere eigene kanadische Profiliga bekommen werden. Das ist der nächste Schritt und wir brauchen den. Weil wir brauchen, dass die Leute uns täglich oder besser wöchentlich sehen können. Sie müssen unsere Gesichter sehen und unsere Namen hören. Im Moment hören sie, dass wir im Ausland spielen, sie hören, dass wir un der NWSL in den USA spielen. Das reicht aber nicht, um den Sport vollständig zu verinnerlichen. Ich glaube, dass eine eigene Profiliga großartig für unseren Sport wäre.“

Zu guter Letzt. Nach sechs Jahren in Schweden, gibt es etwas, das du in Schweden kennen gelernt hast und ohne dass du nicht mehr sein möchtest?

„Ich will nicht ohne „Fika“ leben. Das ist ganz sicher. Das ist wirklich etwas, das ich liebe, Ich liebe es, dass die Schweden sich am Tag ganz einfach ein wenig Zeit nehmen können, sich hinsetzen und einen Kaffee trinken und miteinander reden. Hier in Kanada läuft das mehr so ‚Ah, du willst einen Kaffee?‘. Und dann gehst du schnell und kaufst dir einen zum Mitnehmen und hetzt zurück zu deiner Arbeit. Ich finde es toll, dass die Schweden einen Schritt zurück machen können und sich eine Stunde oder wie lange es auch dauert Zeit füreinander nehmen, um die Gesellschaft der anderen zu genießen.“

Onome Ebi: Türkei – Schweden – Türkei – Schweden- ?

Onome Ebi (Foto: Annika Kukkonen)

Onome Ebi (Foto: Annika Kukkonen)

Nigerianische Fußballspielerinnen haben in der Damallsvenskan eine lange Tradition. Aus keinem afrikanischen Land kommen so viele Legionäre – in der schwedischen Liga hatten wir in dieser Saison acht: Sarah Michael (KIF Örebro), Ogonna Chukwudi, Rita Chikwelu (beide Umeå IK), Faith Ikidi, Fransisca Ordega (beide Piteå IF) und Perpetua Nkwocha, Helen Ukaonu und Onome Ebi (alle Sunnanå SK).

Einige davon sind zentral für das Leistungsvermögen ihrer Mannschaften: Michael schoss vielleicht die beiden spektakulärsten Tore dieser Saison gegen Tyresö und Malmö, Ikidi ist wohl die beste Abwehrspielerin der Liga und Nkwocha und Sunnanå gehören nach fünf Jahren untrennbar zusammen, während Umeås Mittelfeld ohne Chikwelu wesentlich weniger kreativ wäre.

Onome Ebi spielte in den letzten Wochen für Sunnanå, konnte aber ihrer Mannschaft nicht mehr helfen. Zu tief unten stand man bereits, auch wenn Ebi, wie sie von ihren Mannschaftskameraden genannt wird, der Abwehr sichtbar Stabilität gab.

Schwierigkeiten bei der Visumsbeschaffung führten dazu, dass sich die Anreise Ebis um Wochen verzögerte. Nicht ungewöhnlich in Schweden. Vergangene Woche war ich auf einer Lesung der mittlerweile weltberühmten Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie in Stockholm und auch sie berichtete halb amüsiert darüber, dass die schwedischen Behörden ihr ein hohes Maß an Papieren abverlangt hatten, weil man wohl Angst habe, dass Adichie in Schweden bleiben wolle, dabei besuchte sie das Land lediglich drei Tage.

Einen Tag vor ihre Abreise nach Lagos habe ich mich mit Onome Ebi unterhalten. Sie ist 1,79 m groß und spielt hauptsächlich in der zentralen Abwehr und ist sehr kopfballstark.

„Ich habe angefangen, mit Jungs zu Hause in Nigeria zu spielen,“ erzählte sie mir und darin unterscheidet sich ihre Geschichte kaum von den vielen, die ich mittlerweile gehört habe. „Dann habe ich in der nigerianischen Frauenliga gespielt und im Laufe der Jahre auf vielen verschiedenen Positionen, auch im Angriff, aufgrund meiner Größe und meiner Kopfballstärke.“

Nigeria war lange Zeit in Afrika das, was Deutschland in Europa ist: deutlich überlegen und die beste Mannschaft des Kontinents. Bislang hat das bevölkerungsreichste Land Afrikas an jeder WM teilgenommen, sechs Mal seit 1991. Drei Turniere, in den USA 2003, in China 2007 und Deutschland 2011 hat auch Onome Ebi gespielt. 2010 gewann sie mit Afrika die Kontinentalmeisterschaft, international bislang ihr größter Erfolg.

Nach ein paar Spielzeiten in der nigerianischen Liga erhielt sie ein Angebot von Atasehir Belediyesi aus der Türkei. Nicht unbedingt das Land, das man vielleicht erwartet, wenn es um professionellen Frauenfußball geht, aber Ebi gefiel es in der Türkei, das Klima sei ähnlich dem zu Hause und die Bezahlung sei ok gewesen, erzählte sie mir.

Dann kam die erste Zeit in Schweden, der Erstligist Piteå holte sie und Sarah Michael und als der Aufsteiger wieder abstieg, gingen beide zu Djurgården nach Stockholm. Von dort ging es wieder zurück in die Türkei.

„Natürlich ist das Niveau in Schweden wesentlich höher, aber ich habe die Zeit in der Türkei wirklich genossen.“

2012 wurde Ebi zur Mannschaftskapitänin von Atasehir Belediyesi ernannt und holte auch mit ihrem Team die Meisterschaft. Im entscheidenden Spiel, das man mit 7:1 gewann, stellte ihr Trainer sie überraschend ins linke Mittelfeld und Onome Ebi schoss drei Tore.

Man nahm, erfolglos, an der Qualifikation zur Champions League teil und dann, in diesem Sommer, kam ein Anruf aus Schweden. „Ich brauchte einen Wechsel, also ging ich gern nach Schweden, ich wollte auch unbedingt mit Pepe einmal auf Vereinsebene spielen.“

Pepe ist Perpetua Nkwocha, dreifache Fußballerin des Jahres in Afrika und so etwas wie eine lebende Legende.

Und nächste Saison? „Ich weiß noch nicht, es ist noch alles offen, ich möchte aber schon gern in Schweden bleiben,“ so Ebi, die schon auf gepackten Koffern saß, als wir miteinander Ende letzter Woche telefonierten. „Jetzt werde ich erst einmal nach Hause nach Lagos fliegen und mich ausruhen.“

Chukwudi verlässt Umeå, Holmvén übernimmt Jitex und Eidevall spricht wieder von Zirkus

Nachdem es aus beruflichen Gründen ein paar Tage lang ruhig hier war, fasse ich jetzt einiges zusammen, was sich in der vergangenen Woche ereignet hat.

Ogonna Chukwudi verlässt Umeå. Die 25-Jährige nigerianische Mittelfeldspielerin wird in der kommenden Saison Mannschaftskameradin von Sarah Michael bei KIF Örebro. An Michael waren unter anderem Göteborg und Umeå interessiert, die Stürmerin verlängerte aber ihren Vertrag. „Mit ihrer Zweikampfstärke und ihrer Schnelligkeit kann sie uns viel bringen,“ freut sich der künftige Trainer Richard Nilsson.

Nachdem Stefan Rehn Jitex nach zwei Jahren verlässt, wechselt Sportchef Anders Holmvén den Job und wird selber Trainer. Finanziell ist Jitex nach wie vor nicht auf Rosen gebettet. Fridolina Rolfö geht nach Linköping, Kathlene Fernström und Frida Höglund haben verlauten lassen, dass sie den Verein ebenfalls verlassen und zu befürchten ist, dass die eine oder andere noch folgen wird. „Wir sind gezwungen, Talente zu finden. Davon gibt es reichlich in der Elitettan,“ sagt Holmvén. Ein Abstiegskandidat dürfte damit für 2014 bereits leider feststehen.

Meistertrainer Jonas Eidevall hat schon früher das Wort Zirkus benutzt und meinte damit, die kurzfristigen Verpflichtungen amerikanischer Spielerinnen bei Hauptrivale Tyresö. Jetzt benutzte er dasselbe Wort für Linköping, das am letzten Spieltag aus Torhüterinnenmangel von Beginn an Mittelfeldspielerin Petra Larsson ins Tor stellte und dennoch 4:1 gewann. Sofia Lundgren verletzt, Lina Ringshamre ebenso und Briana Davey reiste zu einem Länderspiel ihrer australischen Mannschaft in die USA. „Für mich ist das Zirkus. Die haben zwei Torfrauen und schicken die eine zu einem Länderspiel und als sich dann die andere verletzt, haben sie keinen Ersatz. Genauso mit Tyresö, ich weiß nicht, wie viele Spielerinnen dir vor dem Spiel zu Länderspielen geschickt haben. Solange die Vereine die Liga nicht ernst nehmen, ist es schwer, vom Publikum dasselbe zu erwarten,“ so Eidevall zur Zeitung Expressen. Die Situation des Spiels Linköping – Tyresö erklärt sich daraus, dass für beide Teams der schließliche Tabellenplatz feststand. Es ging um nichts mehr. Linköpings Boss Anders Mäki gab Eidevall Contra: „So ist das nun einmal. Tyresö hatte drei Spielerinnen zu einem Länderspiel abgestellt. Ich halte das für völlig normal. In manchen Clubs setzen wir das Individuum an erste Stelle und auch wir sind so ein Club. Ich weiß nicht mal, wer Eidevall ist, ich habe nie mit dem geredet,“ so Mäki.

 

Theoretisch noch alles drin da unten

Vittsjös Torhüterin Lois Geurts beim Warmmachen vor dem Spiel gegen Djurgården

In einer halben Stunde wird der 20. Spieltag der Liga mit der Begegnung Erster gegen Letzter LdB FC Malmö gegen AIK abgeschlossen, da bleibt nicht viel Zeit, die gestrigen fünf Begegnungen zu summieren.

Hanna Persson, Ersatz für Kristianstads kreuzbandverletzte Nationalkeeperin Hedvig Lindahl, hielt gegen Tyresö FF einige fulminante Schüsse und musste dennoch nach zehn Minutenmit einer Fußverletzung hinkend das Spielfeld verlassen. Reserve? Fehlanzeige. Elisabet Gunnarsdottir entschied, dass Mittelfeldspielerin Katrin Omarsdottir sich mal schnell umziehen musste und das gegen das torgefährlichste Team der Liga. Am Ende gewann Tyresö verdient nach zwei Toren von Kirsten van de Ven mit 2:0 und hielt damit den Kampf um die Meisterschaft einigermaßen offen.

Kristianstads Torwarttrainer Benny Johansson war voll des Lobes über die unfreiwillige Torhüterin Omarsdottir: „Sie hat sich selbst übertroffen. Dass sie das Spiel so gut lesen konnte, war keine Überraschung, aber das Spiel in der Luft war euine große Überraschung. Sie zeigte Mut, Sprungkraft und Timing bei fast allen Ecken und Standards von denen.“ Gleichzeitig äußerte er Mitleid mit Hanna Persson im Interview mit Kristianstadsbladet: „Sie hat lange auf so eine Chance gewartet und dann gleich im dritten Spiel selber verletzt zu werden, das ist bitter.“

Omarsdottir sagte, dass sie lieber im Mittelfeld spiele, aber falls Persson bis zum Ende der Saison ausfiele, würde sie da spielen wo Elisabet Gunnarsdottir sie haben will, notfalls auch im Tor. Wie eine Reihe Zuschauer bereits auf Twitter äußerten, war auch Katrin Omarsdottir der Ansicht, dass die 1:0-Führung Tyresös ein klares Abseitstor war.

Kristianstads Vorsitzender Mikael Forsberg glaubt, dass die Liga am 12. November in Stockholm mit Sicherheit über die angestrengte wirtschaftliche Situation vieler Vereine reden wird. „Dass die Liga in einer Saison, in der wieder viele der besten Spieler der Welt in der Liga spielen Zuschauer verliert, ist beunruhigend. Diesen Trend müssen wir wenden. Wir selber können jetzt auch nur den nächsten Schritt nach oben mit einer breiter angelegten Organisation schaffen,“ so Forsberg.

In Göteborg trennten sich Jitex und Umeå 1:1. Umeå ging durch Ogonna Chukwudi in Führung und Sofia Skog glich wenig später aus. „Dieser Punkt kann wichtig sein,“ sagte Jitex‘ Trainer Stefan Rehn zu Göteborgs Posten. 174 Zuschauer bei Jitex bedeuteten wieder einmal die Minuskulisse der Liga. Jitex spielt und wenig mehr als Eltern, Geschwister und Freunde interessiert es. Schade.

99 Zuschauer zählte ich selber im Stockholmer Olympiastadion, fünf Minuten bevor das Spiel begann. Dabei schien die Sonne, aber das Wetter war sehr wechselhaft in den 90 Minuten, in denen Djurgården seinen dritten Heimsieg in Folge landen wollte. Aber Aufsteiger Vittsjö ging schnell mit 1:0 in Führung durch einen Treffer von Kapitänin Sofie Andersson. Keine sechs Minuten waren gespielt als Danesha Adams gute Vorarbeit leistete und Andersson einen Abpraller verwertete.

Daach hatte es Djurgården sehr schwer, erst in der zweiten Halbzeit kam man in Fahrt und dominierte die Begegnung und es dauerte bis zur 72. Minute, ehe Matilda Rosqvist der Ausgleich gelang. Die abschließende Druckperiode (Jessica Landström kämpfte um jeden Ball in Abwehr und Angriff) brachte dennoch keine klaren Torchancen mehr und der Punktgewinn gegen Vittsjö scheint zu wenig, besonders, wenn man die Punktgewinne der Konkurrenten Jitex und Piteå sieht und das Schlussprogramm von Djurgården und Hauptkonkurrent Örebro.

KIF Örebro kann nicht mehr nur von einer verkorksten Saison sprechen. Sie ist grottenschlecht und völlig misslungen. Früher und das ist höchstens ein Jahr her, konnte sich Örebro einer der besten Abwehrketten der Liga rühmen. Es war schwer gegen KIF Tore zu machen. 2012 aber ist der Tabellenzehnte die Schießbude der Liga mit den meisten Gegentoren. Zwar ging man gestern daheim gegen Mitkonkurrent Piteå (beide 19 Punkte vor dem Spiel) durch Linda Hallin mit 1:0 in Führung, zwar hielt Stephanie Labbé sogar einen Elfmeter von Piteå, aber am Ende stand dann doch 1:2 auf der Anzeigentafel. June Pedersen und Jennifer Nobis wendeten das Blatt und damit dürfte Piteå für dieses Mal gerettet sein. Örebro spielt nun in Göteborg (Djurgården in Kristianstad) und noch daheim gegen AIK (Djurgården gegen Piteå). Das Schlussprogramm verlangt von Djurgården mindestens vier Punkte, um die drei aufholen zu können. KIF Örebro wird wohl mit dem Schrecken davon kommen und Djurgården wird AIK Gesellschaft leisten beim Gang in die neue zweite Liga, die nun wohl Elitettan heißen wird, nachdem man Damettan nur als Arbeitsnamen geoutet hat.

Im Spitzenspiel des Tages schlug Linköping Göteborg mit 3:2. Nur zwei freie Tage zwischen den 120 Minuten Pokalfinale gegen Tyresö waren zu wenig für Göteborg. Aber Linköping ist mit dem neuen Trainer Martin Sjögren zu Saisonende auch gut drauf. Manon Melis schoss die Führung für Linköping und nachdem Christen Press mit zwei Toren das Spiel gedreht hatte, kam dann Lisa DeVanna immer besser in Form Zuerst besorgte die Norwegerin Nora Holstad Berge den Ausgleich und dann gelang DeVanna der Siegtreffer in einer sehenswerten Partie vor 407 (!) Zuschauern. Ein echtes Problem das kaum vorhandene Publikumsintereresse ein Jahr vor der EM. Hier schwant mir nichts Gutes.

 

 

Umeå verliert gegen Kristianstad

Nach dem 0:6 in Tyresö gab es für Rekordmeister Umeå am Donnerstagabend in einem vorgezogenen Spiel des 19. Spieltags ein 0:2 daheim gegen Kristianstad. Susanne Moberg und Margret Lara Vidarsdottir erzielten die Tore für die Gäste, die nun mit Pokalfinalist Kopparberg/Göteborgs FC um Platz 3 streiten.

„Nach den zwei frühen Toren ist es uns nicht gelungen, zurückzukommen. Das war zu schwer für uns,“ sagte Trainer Joakim Blomqvist. Umeå hatte zwar seine Chancen durch Jenny Hjohlman, aber am Ende hatten die Gäste die Nase vorn.

In den abschließenden Spielen fehlen Umeå die beiden Nigerianerinnen Rita Chikwelu und Ogonna Chukwudi, die mit der Nationalmannschaft spielen werden.

Unterdessen bekam Umeås Angreiferin Linda Molin als 15. Spielerin in dieser Saison die Diagnose Kreuzbandriss.

Testspiele am Samstag

Am Samstag spielten schwedische Mannschaften eine Reihe von Testspielen.

Bereits um 11.00 Uhr standen sich KIF Örebro und Djurgården in der Behrns Arena gegenüber. Eine Neuauflage des Pokalfinales von 2010. Örebro dominierte wie Erwarten nach Belieben, erzielte aber lediglich zwei Tore durch die Youngster Moa Narving (19) und Linda Hallin (16). Djurgården sieht vor der neuen Saison recht schwach aus. Zwar hat man sich mit Anna Lindblom gut verstärkt, schwerer wird aber der Verlust von Dora Maria Larusdottir und Emma Lundh werden. Auf beiden Positionen gibt es keinen auch nur annähernd vergleichbaren Ersatz, sondern eine bunte Sammlung junger Spielerinnen,die ihre Feuertaufe erst noch bestehen müssen.

Umeå IK und Sunnanå SK spielen ständig gegeneinander, naja sagen wir öfters. Für beide Teams aus dem Norden ist es auch schwer, ohne längere Reisen machen zu müssen, gute Gegner zu finden. Heute siegte der Erstligist mit 3:2. Jenny Hjohlman, Ogonna Chukwudi und Linda Molin hatten den Gastgeber 3:0 in Führung gebracht, ehe dann gegen Ende Erika Nilsson Waara und Perpetua Nkwocha gute Ergebniskosmetik betrieben. Nächste Woche dürften sich beide Teams wiedersehen beim Norrporten Cup.

Die aus den USA nach Dänemark zurückgekehrte Tiffany Weimer schoss das Tor des Tages als Fortuna Hjörring den schwedischen Goldanwärter Linköpings FC verdient, aber etwas überraschend mit 1:0 schlug. Die Schwedinnen sind allerdings gestern lange mit dem Bus unterwegs gewesen und bleiben noch ein paar Tage in Dänemark. Immerhin hielt Sofia Lundgren einen Elfmeter der Norwegerin Lisa Marie Woods in einer Begegnung, in der die Däninnen tonangebend waren.

Noch ein Spiel mit zwei Teams aus der Damallsvenskan fand statt. Jitex BK besiegte Aufsteiger Vittsjö GIK mit 2:0 nach Toren von Christina Julien und Elin Carlsson. Laut Homepage von Vittsjö eine ausgeglichene Angelegenheit, das habe ich öfter bei Vittsjö gelesen, aber all diese Spiele gehen verloren.

Auf Lidingö bei Stockholm gewann Piteå auch sein zweites Spiel im Trainingslager, dieses Mal 6:0 gegen Zweitligist Bollstanäs SK. Jessica Olovsson 2, Hanna Petterson, Victoria Forsmark und Jennifer Nobis trafen, der sechste Treffer war ein Eigentor. Das erste Spiel hatte Piteå am Mittwoch 3:1 gegen Djurgården gewonnen.

Tyresö will unbedingt Meister werden in diesem Jahr, aber eine meisterliche Berichterstattung auf der eigenen Homepage steht noch aus. Um herauszufinden, wie denn das erste Spiel beim Traningslager von Marta & Co. in der Türkei ausgegangen ist, musste ich meine Norwegischkenntnisse hervorkramen und auf die Seite des gestrigen Gegners Arna-Björnar gehen. 2:1 gewann Tyresö gegen das Team aus der westnorwegischen Stadt Bergen. Dabei verschoss Maren Mjelde in der 72. Minute einen Elfmeter und die große Chance zum Ausgleich für die Norwegerinnen. Wer für Tyresö traf, bleibt ein Geheimnis.