ffschweden im Gespräch mit: Stephanie Labbé

labbe_stephanie_4415Wenn es nach den Spielerinnen der Damallsvenkan geht, dann ist Stephanie Labbé aus Kanada die beste Torhüterin der Liga 2014. Die Jury der Fotbollsgalan, die überwiegend aus Mitarbeiterinnen des schwedischen Fußballverbands besteht, entschied sich mit Hedvig Lindahl wenig überraschend für eine Spielerin aus dem eigenen Stall. Aber Labbé hatte wesentlichen Anteil daran, dass ihr Verein KIF Örebro sich auf dem zweiten Platz wiederfand, als die Saison abgeschlossen wurde.

In der vergangenen Woche hatte ich Gelegenheit, mich mit der 28-Jährigen Kanadierin ausgiebig zu unterhalten.

Drei Jahre lang spielte „Steph“, wie sie von ihren Freunden und Mannschaftskameradinnen genannt wird, für Piteå IF im hohen Norden und da bin ich Labbé auch zum ersten Mal begegnet, als wir vor dem Spiel gegen KIF Örebro (!) gemeinsam einer Schülerin den ersten Preis in einem Aufsatzwettbewerb überreichten – eine Reise zu einem Sprach- und Fußballcamp nach Deutschland, das mit dem Einlauf der Preisträgerinnen im Berliner Olympiastadion endete, als die WM 2011 eröffnet wurde.

2012 wechselte Stephanie von Piteå zu Örebro. Piteå hatte sich für die Australierin Lydia Wiliams entschieden, die sich gleich in ihrem ersten Spiel das Kreuzband riss. In Stephanie Labbés erstem Ligaspiel für KIF hagelte es eine bittere 0:7-Pleite in Tyresö, dem Team, das alle als Favoriten für die Meisterschaft tippten und für das Marta, Vero Boquete, Caroline Seger, Lisa Dahlkvist und viele mehr spielten. Die ganze Saison 2012 wurde ein Kampf gegen den Abstieg für Örebro, das in den Jahren zuvor immer in der oberen Hälfte rangiert hatte.

Ich habe mich gefragt, inwieweit diese schlimme Niederlage symbolisch und bestimmend für eure Saison 2012 war?

„Nagtürlich war das nicht einfach,“ sagt mir Stephanie Labbé. Als wir miteinander skypen, befindet sie sich gerade in ihrem Heimatort Stony Plain in Alberta, unweit von Edmonton. Jeweils nach Saisonende kehrt Labbé immer zu ihrer Familie zurück.

„Das erste Spiel der Saison so hoch zu verlieren, ist natürlich eine große Enttäuschung, aber auf der anderen Seite ist die Saison auch ziemlich lang und vieles kann sich ändern. Als wir in das Spiel gingen, wussten wir, dass es nicht einfach werden würde, weil die einfach so ein starkes Team hatten. Für mich war es ok, dass das Spiel hinter uns lag, wir versuchten, nicht so sehr daran zu denken.“

Ein anderes Beispiel ist, dass ihr zu Anfang dieser Saison im Pokal bei Meister Rosengård gewonnen habt und die ganze Saison fantastisch verlief, vielleicht ist doch was dran, dass ein erstes Spiel so oder so eine Saison formen kann?

„Ich bin sicher, dass das einen mentalen Effekt haben kann. Du kannst auf der einen Seite einen guten Start haben und dein Selbstvertrauen ist ganz oben oder eben einen schlechten Start und dein Selbstvertrauen sackt runter. Ich finde aber, das wir 2012 eine Menge Probleme hatten: Verletzungen, keine sonderlich gute Bank, Sperren, das waren alles Faktoren, die eine Rollge gespielt haben. Ich finde es ziemlich hart zu sagen, dass das Spiel die ganze Saison dominiert hat. Ich denke, dass es sicher einen Effekt hatte auf uns, aber da war noch vieles andere, mit dem wir in diesem Jahr nicht richtig fertig wurden. In diesem Jahr hatten wir auch Verletzungen und auch Sperren, aber wir hatten eine viel stärkere Bank und Spielerinnen, die von der Bank in die Startelf gehen konnten und trotzdem behielten wir das hohe Niveau und das hatten wir einfach nicht vor zwei Jahren.“

In dieser Saison habt ihr unglaubliche neun Spiele in Serie gewonnen und dabei 21:5 Tore gemacht. Trainer Rickard „Rille“ Nilsson war in allen drei Spielzeiten der Coach. Wie hat er dieses Team gebaut, das mit einer guten Defensive anfing, aber inzwischen auch nach vorne eine starke Spielidee hat.

„Das hat Rickard schon im ersten Jahr versucht, bei uns zu verankern. Und ich glaube, dass es da noch zu schwierig für uns war, das umzusetzen und unsere Identität im Spiel zu finden. Vielleicht haben wir zu viel darüber nachgedacht, was genau er sagte, wir waren nicht in der Lage, auch mal zu improvisieren. In dieser Saison aber haben wir seine Struktur verinnerlicht und wir waren alle imselben Film. Und wenn du erst mal soweit gekommen bist, dann kannst du manchmal auch den Plan verlassen und mehr kreativ werden und deine individuellen Stärken und Schwächen zeigen. Im ersten Jahr waren wir vielleicht zu sehr auf die genaue Taktik fixxiert, so dass wir nicht wir selbst sein konnte.

Rickard hat dieses Team verändert und auch die Mentalität, mit der wir ins Spiel gehen, das ist so anders. In jedem Spiel, das wir heute machen, wissen wir genau, was wir tun müen, wie wir spielen müssen, um das andere Team zu knacken. Er hat wirklich einen tollen Job gemacht und analysiert jeden Gegner für sich.“

Die Truppe von KIF Örebro ist sehr international. Mit Stephanie und der kanadischen Abwehrspielerin Marie-Eve Nault, den finnischen Nationalspielerinnen Susanne Lehtinen, Annika Kukkonen und Sanna Talonen, den tschechischen Zwillingen Irene und Lucie Martinkova und den nigerianischen Spielerinnen Ogonna Chukwudi und Sarah Michael kommen neun von elf Spielerinnen aus der Anfangsformation aus dem Ausland.

Wie siehst du diese internationale Truppe, Stephanie?

„Naja, zunächst mal sprechen wir sehr viel Englisch und das ist natürlich gut für mich,“ lacht die Kanadierin.

„Ich glaube wirklich, dass dieser Mix aus Spielerinnen ein großer Teil des Charakters dieser Mannschaft ist. Wie du gesagt hast, wir haben so viele Nationalspielerinnen und wir haben so einen ungeheuer guten Zusammenhalt dieses Jahr. Ich glaube wirklich, dass alle im selben Film sind und dass wir alle dasselbe wollten. Und alle bringen verschiedene Stile mit. Die beiden Nigerianerinnen zum Beispiel, die spielen einfach anders als alle anderen und das gilt auch für die tschechischen Mädchen. Die spielen ganz anders als alle andern. Ich würde das auch gern über uns Kanadierinnen sagen., Wir spielen anders als die Schwedinnen und zusammen sind wir in der Lage unsere Verschiedenheit dem Team zunutze zu machen.“

Steph rettet vor Göteborgs Sara Lindén

Steph rettet vor Göteborgs Sara Lindén

Die tollen Leistungen Labbés sind in ihrer Heimat nicht unbemerkt vorbeigegangen. Jahrelang „nur“ die Nummer 3 hinter Erin McLeod und Karina LeBlanc ist Stephanie so nah wie noch nie dran an der Startelf Kanadas und das acht Monate vor der WM. Ende Oktober spielte Kanada zweimal daheim gegen Japan und in der zweiten Begegnung gegen den Weltmeister im BC-Park, dem Stadion des WM-Finales in Vancouver (05.07.2015) spielte Labbé von Angfang an.

„Das war ungeheuer für mich gegen Japan von Anfang an spielen zu dürfen, eines der besten Teams der Welt. Das Vertrauen zu erhalten, dieses Spiel zu spielen. Ich denke, ich bin jetzt so gut wie noch nie zuvor und zur Zeit verbessere ich mich enorm und habe sehr viel Selbstvertrauen. Das Vertrauen von anderen auf diesem Level zu bekommen, das ist großartig. Es war fantastisch, da raus zu gehen und gegen die zu spielen. Und ich denke, das ich auch zeigen konnte, wo meine Stärken sind und was ich dem kanadischen Team bringen kann.“

Das Spiel endete 2:3 aus kanadischer Sicht. Zur Zeit wird viel disskutiert über Rasen oder Kunstrasen und mehr als 40 Spielerinnen, darunter Abby Wambach, Lotta Schelin und Anja Mittag, haben einen Aufruf unterschrieben und es läuft sogar eine Klage gegen den kanadischen Staat und die FIFA.

Egal, was du jetzt sagst, wird falsch sein, aber natürlich interessiert mich deine Meinung?

„Das ist wirklich eine sehr heikle Frage,“ sagt Stephanie Labbé. „Natürlich will doch jede Fußballspielerin auf Naturgras spielen, auf einem perfekten Naturrasen. Aber es ist nun mal wie es ist. Ich trainiere und spiele das ganze Jahr auf Kunstrasen, für mich ist das nur eine mögliche Ablenkung von meinem ganz persönlichen Ziel: ich will 2015 bei der WM die Torhüterin der kanadischen Startelf, egal ob ich da auf Naturrasen oder Kunstrasen stehen werde. Für mich ist diese Frage nicht der Fokus. Ich will alles tun, um in die Truppe zu kommen und die Nummer 1 zu werden, auf Naturgras oder nicht, das spielt für mich keine Rolle.“

Wirst du denn auch 2015 wieder für KIF Örebro spielen und sozusagen im Herbst in der Champions League die Früchte dieses Jahres ernten?

„Im Moment habe ich mit niemandem einen Vertrag, ich untersuche meine Möglichkeiten. Es gibt eine Reihe von Angeboten, natürlich würde ich gerne nach Örebro zurückkommen und Champions Leage spielen, zumal ich das immer mal tun wollte. Aber was Spielen vor der WM angeht, sind diese Chancen sehr gering bzw. gleich null. Ich bin in der Form meines Lebens und ich will die Nummer 1 für Kanada sein. Und es geht ja nicht nur darum, dass das eine WM ist, sie ist auch noch in meiner Heimat und das kannst du nur einmal im Leben erleben.“

In Örebro gibt es derweil Gerüchte, dass die zurückgetretene schwedische Nationaltorhüterin Kristin Hammarström ein Comeback machen könnte. Wenn, dann sicher in Örebro wo sie mit ihrem Freund und dem gemeinsamen Kind wohnt.

Als ich Stephanie nach der Wichtigkeit der WM im nächsten Jahr für den kanadischen Frauenfußball frage, träumt sie von einer kanadischen Profiliga: „Ich denke, die WM ist sehr wichtig. Man spürt schon jetzt die Energie, wenn wir unterwegs sind. So viele Leute kommen zu den Testspielen und sagen, dass sie es kaum erwarten können, dass es Juni wird und endlich losgeht. Es ist wirklich unheimlich toll zu sehen, wie die kleinen Kinder zu uns aufschauen und wie begeistert sie von der WM sind. Unser Graswurzel-Förderprogramm ist sehr wichtig für unsere Zukunft. Wie sie da sagen, wir brauchen mehr Christine Sinclairs, die es durch das System schaffen. Ich glaube, dass die WM eine gigantische Plattform für das Jugendprogramm sein wird.“

„Und ich hoffe auch, dass wir in den nächsten drei Jahren in Kanada unsere eigene kanadische Profiliga bekommen werden. Das ist der nächste Schritt und wir brauchen den. Weil wir brauchen, dass die Leute uns täglich oder besser wöchentlich sehen können. Sie müssen unsere Gesichter sehen und unsere Namen hören. Im Moment hören sie, dass wir im Ausland spielen, sie hören, dass wir un der NWSL in den USA spielen. Das reicht aber nicht, um den Sport vollständig zu verinnerlichen. Ich glaube, dass eine eigene Profiliga großartig für unseren Sport wäre.“

Zu guter Letzt. Nach sechs Jahren in Schweden, gibt es etwas, das du in Schweden kennen gelernt hast und ohne dass du nicht mehr sein möchtest?

„Ich will nicht ohne „Fika“ leben. Das ist ganz sicher. Das ist wirklich etwas, das ich liebe, Ich liebe es, dass die Schweden sich am Tag ganz einfach ein wenig Zeit nehmen können, sich hinsetzen und einen Kaffee trinken und miteinander reden. Hier in Kanada läuft das mehr so ‚Ah, du willst einen Kaffee?‘. Und dann gehst du schnell und kaufst dir einen zum Mitnehmen und hetzt zurück zu deiner Arbeit. Ich finde es toll, dass die Schweden einen Schritt zurück machen können und sich eine Stunde oder wie lange es auch dauert Zeit füreinander nehmen, um die Gesellschaft der anderen zu genießen.“

ffschweden im Gespräch: Annika Kukkonen

15371573452_a7bcfa613b_kAls ich zuletzt mit Annika Kukkonen gesprochen hatte, war sie gerade aus Malmö nach Stockholm umgezogen. In Malmö war es ihr nicht gelungen, sich in eine mit Stars gespickte Mannschaft zu spielen, die zudem noch Anja Mittgag und Ramona Bachmann verpflichtet hatte. Bei Djurgården konnte Annika wesentlich mehr Spielzeit sammeln, aber auch sie konnte den Abstieg des ehemaligen Meisters nicht verhindern. Im Jahr darauf spielte sie im nordschwedischen Skellefteå für Sunnanå SK und auch dort hieß es nach einer Saison Abschied nehmen, weil das Team abgestiegen war. Ich erinnere mich noch daran, das ich ihr geraten habe, sich als vierten Verein in Schweden nicht wieder einen potentiellen Absteiger auszusuchen.

Als wir am Mittwochabend ein paar Sätze ausgetauscht haben, stelle ich fest, dass Annika Kukkonen etwas aus Skellefteå mitgenommen hat: eine deutliche dialektale nordschwedische Färbung, Sie lacht, offenbar und natürlich ist das auch anderen aufgefallen. Sie habe auch noch Freunde da, sagte sie mir und bedauerte, dass Sunnanå am Abend ein Nachholspiel gegen Hovås Billdal mit 01 verloren hat und damit wohl endgültig nichts mehr mit dem Aufstieg in die Damallsvenskan zu tun hat.

„Ich habe mich de facto auch in Stockholm und Skellefteå weiterentwickelt,“ sagt Annika auf die Frage, ob sie denn jetzt fußballerisch nach Hause gekommen wäre. „Ich habe sehr viel im Bereich des defensiven Spiels gelernt und gerade da war ich vorher nicht sonderlich gut.“

Es war leicht, sich bei KIF Örebro zu integrieren „Ich bin ja ein ziemlich sozialer Typ und dann ist das auch eine nette Truppe. Vor allem muss ich mich bei der „finnischen Mafia“, Lehtinen und Talonen bedanken, die mir da sehr geholfen haben.“

Auch wenn die Spielerinnen schon vor der Saison wussten, dass sie in einer guten Mannschaft spielen würden, hat wohl kaum jemand von ihnen damit gerechnet, dass sie drei Spiele vor Saisonende mit drei Punkten Vorsprung auf die großen Konkurrenten Kopparberg/Göteborgs FC und Linköpings FC auf dem zweiten Champions-League-Platz stehen.

„Wir haben sehr gute Spielerinnen und es gibt eine gesunde Konkurrenz im Team, was sehr wichtig ist Dann haben ja viele aus der Mannschaft schon mehrere Jahre zusammengespielt, was auch nicht schlecht ist und unser Trainer Richard Nilsson hat das alles sehr klug und geschickt aufgebaut,“ sagt Annika.

Wo die Konkurrenten Stars wie Anja Mittag, Manon Melis oder Pernille Harder haben, die Tore schießen, hat Örebro die immer noch unterschätzte und sehr ruhige Nigerianerin Sarah Michael.

„Als wir unsere tolle Serie hatten und neun Mal hintereinander gewonnen haben, da haben wir unter anderem 2:0 in Göteborg und 4:0 in Linköping gewonnen, das war totaler Wahnsinn,“ sagt Annika Kukkonen und der Stolz schwingt in ihrer Stimme mit.

Am Samstagnachmittag nun steht das kleine „Finale“ an, KIF Örebro empfängt den Dritten aus Göteborg. Sollte Örebro es tatsächlich schaffen zu gewinnen, dann steht das Tor zur Champions League sperrangelweit offen, denn in den letzten beiden Spielen trifft man noch auf Eskilstuna und Absteiger Jitex.

„Naja, Eskilstuna hat schon eine tolle Mannschaft,“ versucht es Annika Kukkonen, selbst wenn wir gegen Göteborg gewinnen sollten, dann ist da noch Eskilstuna,“ sagt sie routiniert um dann zu enden: „Naja, aber gegen Jitex sollten wir dann doch gewinnen, selbst wenn wir schlechter spielen.“

„In den letzten beiden Tagen haben wir doch immer wieder über das Samstagspiel geredet,“ sagt Annika Kukkonen „Ich finde, wenn man bedenkt, dass wir da völlig überraschend stehen, dann liegt der Druck doch eindeutig auf Göteborg.“

Auch das ist natürlich bewusst eingesetzt, um selber möglichst frei aufspielen zu können. Sicher ist der Göteborger Kader namhafter, aber Örebro hat wirklich diese kluge Mischung. Da sind die tschechischen Zwillingsschwestern Irene und Lucie Martinkova, nach der ehemaligen Weltklassestürmerin Pavlina Scasna die Importe zwei und drei aus Prag in Örebro, die besser einchlagen haben, als alle das erwartet haben.

Annikas Vertrag endet mit dieser Saison. Einen Wechsel nach Deutschland schließt sie aus. Obwohl sie damals in der Schule Deutsch als erste Fremdsprache gelernt hat. „Nein, danke!“ sagt sie mir auf Deutsch. Sie fühle sich in Schweden so wohl und könne sich nicht vorstellen, anderso zu spielen. KIF Örebros wirtschaftliche Saison ist nicht die beste und Annika Kukkonen möchte gerne wissen, wer denn alles bleibt. Im Moment spielt sie nur Fußball, aber sie sagt mir, dass sie schon noch etwas anderes brauche. Da ist zwarf das Fernstudium in Finnland, aber Annika Kukkonen möchte gerne neben dem Fußballspielen auch etwas arbeiten, sie habe doch zu viel Freizeit und außerdem sei es gut auch etwas zu haben, dass nicht viel oder gar nichts mit Fußball zu tun hat.

Wir sprechen kurz über das Ausscheiden der Finninnen aus der WM-Qualifikation „Das schmerzt noch immer und ist traurig,“ sagt sie, „gegen Frankreich haben wir am Ende eine tolle Halbzeit gespielt, in der wir bis zur 40.Minute mit 1:0 führten, das war sicher die beste Halbzeit Finnlands, seitdem ich in der A-Nationalmannschaft spiele.“

In Örebro ist Annika Kukkonen Stammspielerin geworden trotz harter Konkurrenz. Sie startete in 13 von 17 Begegnungen und wurde vier Mal eingewechselt. Das macht sic im Mittelfeld zu einem wichtigen Rädchen in einem Getriebe, das alle Gegnerinnen in der Liga stets als unbequem bezeichnen. Örebro ist ein physischer und aggressiver Gegner heißt es oft.

Morgen könnte ein wesentlicher Schritt getan werden, um die jahrelang betriebene Aufbauarbeit mit der Vizemeisterschaft zu krönen.

 

 

Entschieden

Antonia Göransson am Sonntag im Trikot ihres neuen Clubs Vittsjö GIK

Antonia Göransson am Sonntag im Trikot ihres neuen Clubs Vittsjö GIK

Acht Spieltage vor Ende der Damallsvenskan 2014 ist die Meisterschaft zumindest aus meiner Sicht entschieden. Am Dienstagabend gewann Tabellenführer FC Rosengård mit 1:0 beim Zweiten KIF Örebro und sicherte sich damit zunächst einmal einen komfortablen 9-Punkte-Vorsprung vor dem heutigen Gegner, der allerdings ein Spiel weniger hat. Den entscheidenden Treffer erzielte Marta in der 22 Minute nach Vorlage von Ramona Bachmann. Am Ende hätte Rosengård sicher noch einen Treffer machen können, wenn Bachmann oder Anja Mittag mhr Entschlossenheit im Abschluss gezeigt hätten. Das Spiel hätte aber durchaus auch unentschieden enden können. Örebro zeigte, warum es ein unangenehmer Gegner ist und kam auch selber zu einer Reihe von Chancen, obwohl die Nigerianierin Sarah Michael zunächst auf der Bank saß. Julia Spetsmark vertrat Michael 52 Minuten lang ausgezeichnet und sorgte immer wieder für Unruhe.Bei Rosengård wurden wieder Abwehrschwächen deutlich, die im großen internationalen Konzert bestraft würden. Fehler leisteten sich Torhüterin Kathrin Längert, die zur Klasse der im Sommer zurück nach Hause gezogenen Thora Helgadottir noch ein Stück Weg vor sich hat, Line Røddik Hansen, Lina Nilsson und selbst Anita Asante Lediglich Ali Riley war nahezu fehlerfrei. Dabei war es am Ende aber wohl Asante, die den Sieg rettete mit zwei klärenden Aktionen in der zweiten Halbzeit Einmal gegen Sarah Michael, als Michael zu Fall kam. Obwohl Asante wohl den Ball gespielt zu haben scheint, brachte sie die Nigerianerin aber auch ebenso deutlich zu Fall. In jedem zweiten Fall entscheidet ein Schiedsrichter hier auf Strafstoß. Am Ende aber bedeutet das 1:0 aber wohl die Vorentscheidung´. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier noch etwas anbrennen wird und gehe davon aus, dass Rosengård auch theoretisch schon einige Spieltage vor Schluss im Ziel ist.

KIF Örebro aber wird um Platz 2 spielen und hat gute Chancen auf einen Champions League Platz. Mit seinen begrenzten Ressourcen arbeitet Trainer Richard Nilsson optimal. Das Mittelfeldzwillingspaar Irene und Lucie Martinkova aus Tschechien, das schon vergangene Saison nach Schweden kam, ist eine der klügsten Verpflichtungen der letzten Jahre. Stephanie Labbé im Tor ist inzwischen eine Klassetorhüterin, spannend wird ihr Versuch, bei der WM im eigenen Land 2015 die kanadischen Farben zu vertreten. Die Finnin Annika Kukkonen hat nach einigen eher gescheiterten Versuchen in Malmö und bei den Absteigern Djurgården und Sunnanå endlich den richtigen Club gefunden. Und Sanna Talonen und Sarah Michael habe ich schon vor drei Jahren als eines der potentiell besten Stürmerpaare der Liga bezeichnet. Jetzt ist es soweit.

Auch 1:2 ist verloren. Jitex Mölndal BK holte sich im 14. Spiel die 14. Niederlage daheim gegen Aufsteiger Eskilstuna am Dienstagabend.

Bereits am Sonntag gewann Vittsjö im „Spiel um den neunten Platz“ mit 2:0 bei AIK in Solna. AIK, das die Klasse nur erhalten wird, weil Tyresö sich zurückgezogen hat. Jitex ist mit 0 Punkten der unangefochtene Jumbo und könnte tatsächlich einen neuen Minusrekord aufstellen, wenn die restlichen acht Spiele auch noch verloren werden. AIK hat nur in drei von 13 Spielen Tore erzielt und am Sonntag wurde wieder deutlich, wie schwer man sich tut. Da gibt es durchaus einige begabte Spielerinnen und mit Emma Lundh ja eine schwedische und mit Maija Saari eine finnische Nationalspielerin, aber insgesamt reicht der Kader nicht für die erste Liga Dank Tyresö wird man aber dennoch drin bleiben in der Damallsvenskan, was spätestens im nächsten Jahr mit den voraussichtlichen Aufsteigern Mallbacken und Hammarby durchaus zu einem Qualitätsverlust führen könnte.

Vittsjö müsste eigentlich deutlich besser spielen, aber das Team brauchte mehr als eine halbe Stunde, um sich warm zu spielen und leistete sich in der verlängerten Aufwärmphase zahlreiche eklatante Abspielfehler und Missverständnisse. Dabei gibt es mit den drei schottischen Nationalspielerinnen Ifeoma Dieke, Hayley Lauder und Jane Ross wirklich Talente. Ross machte auch das 1:0 per Kopf und Emma Sjödahl ebenfalls mit dem Kopf erzielte den 2:0-Endstand. Antonia Göransson machte vor allem in der zweiten Halbzeit einen guten Eindruck auf der linken Seite, aber die vor zwei Jahren so famos aufspielende Kapitänin Sofie Andersson blieb relativ blass. Im Tor hat man mit der Finnin Minna Meriluoto eine der besten Torhüterinnen der Liga, die in ihrer Karriere mit Umeå Södra, Hammarby, Jitex und jetzt einem eher mediokren Vittsjö immer Vereine weit unter Wert verstärkt hat. Potential ist durchaus da beim Tabellenneunten, aber es wird schwer, sich wirklich nach oben zu verbessern, auch wenn das gut gestartete Piteå jetzt deutlich schwächelt. Am Sonntag leistete man sich daheim in der schwer zu erobendern LF-Arena eine 2:3 Niederlage gegen Kristianstad, für das die zurückgekehrte Amerikanerin Becky Edwards bereits ihren ersten Treffer erzielte.

Sunnanå wird absteigen

Dreieinhalb Spieltage in der Damallsvenskan liegen hinter uns und zumindest die Abstiegsplätze scheinen klar vergeben. Die beiden Aufsteiger Mallbacken und Sunnanå dürften kaum eine Chance haben, auch nur um den Klassenerhalt mitzuspielen.

Zum dritten Mal bekam Sunnanå heute fünf Gegentore. 2:5 Niederlage bei Jitex, das bisher auch nur einen Punkt geholt hatte. Das reicht einfach nicht. Ebensowenig hat Mallbacken bislang den Eindruck erwecken können, erstklassig zu sein. Spielerinnen wie Annika Kukkonen (Sunnanå) und Maija Saari (Mallbacken) können einem Leid tun, sind sie doch vom Regen in die Traufe gekommen.

Kristianstad gewann nicht unerwartet mit 4:1 bei Vittsjö in einem weiteren Skåne Derby. Diese Saison wird es Vittsjö bedeutend schwerer haben, ähnlich zu überraschen wie im Vorjahr. Josefine Öqvist und dreimal Margret Lara Vidarsdottir machten die Tore für die Gäste, die den Dreier auch dringend brauchten, um sich Richtung Spitze zu orientieren.

Spitzenspiel in Göteborg. Nach einer halben Stunde führte der Gastgeber vor nur 741 Zuschauern mit 2:0 gegen den Meister Tyresö FF durch Tore von Jodie Taylor (möglicherweise die „Entdeckung“ der Saison, nicht zuletzt für die englische Nationaltrainerin Hope Powell) und Anita AsanteDann machte Tyresö sehr viel Druck und konnte nach zwei Abwehrfehlern durch Kirsten van de Ven und Christen Press ausgleichen. In der zweiten Halbzeit erwartete man eigentlich, dass Tyresö da weitermachen würde, wo es aufgehört hatte, aber Göteborg hielt dagegen und beide Teams hatten gute Chancen, den Siegtreffer zu erzielen. Defensiv gab es klare Fehler auf beiden Seiten, aber für Tyresö reicht die Defensive, um in der Liga Spitze zu sein. Allerdings scheint mir die Abwehr jetzt verwundbarer zu sein, wo Sara Thunebro auf der linken Abwehrseite spielt und Line Röddik Hansen in die Mitte gestellt wird. Unverständlich, dass man die beste Linksverteidigerin der Liga zugunsten einer schwedischen Nationalspielerin von ihrer Position nimmt.

Bittere Heimpleite für Aufsteiger

Mit einer derben 1:5 Schlappe daheim in Skellefteå begann die Saison für Aufsteiger Sunnanå SK gegen Vittsjö. Dabei erzielte die aus Kristianstad gekommene Elin Nilsen gleich drei Tore und setzte sich an die Spitze der Torjögerliste. Wer in Kristianstad nichts wird oder nicht mehr erwünscht ist, der geht oft nach Vittsjö, das keine 50 km entfernt ist. Und Trainer Thomas Mårtensson macht dann oft aus diesen Spielerinnen Siegerinnen. So ist es ihm schon mit Sofie Andersson gelungen, die bei Elisabet Gunnarsdottir keine Rolle mehr hatte und nun wohl auch mit Nilsen, die schon in der Vorbereitung etliche Tore erzielt hat. Jane Ross und Emma Sjödahl für Vittsjö und Julia Spetsmark für Sunnanå erzielten die übrigen Tore.

Wie schwer es ist, in der Damallsvenskan (wieder) Fuß zu fassen, mussten also die Aufsteiger Mallbacken (0:4 in Örebro) und Sunnanå bitter erfahren. Beide verloren zudem nicht gerade gegen Meisterschaftsaspiranten und das jeweils mit vier Toren Unterschied.

In Skellefteå hatte man der Premiere so entgegengefiebert und gottlob ist der Männereishockey-Verein gerade dabei, das Finale um die schwedische Eishockeymeisterschaft gegen den Rivalen aus Luleå zu gewinnen.

„Wir haben gegen eine bedeutend bessere Mannschaft gespielt,“ fasste Trainer Marti Tikkanen die Klatsche zusammen. „Wir machen zu viele individuelle Fehler und auf diesem Niveau sind die sehr teuer. In den Zweikämpfen sind wir zu zaghaft. Es gibt einen großen Unterschied zur zweiten Liga, wo wir scheinbar noch sind.“

Und die heutige Mannschaftskapitänin Annika Kukkonen fügt hinzu: „Wir müssen wesentlich tougher sein. Ein paar von uns sind einfach zu nett da draußen. Das müssen wir nächstes Mal besser machen. Es ist nicht lustig, einer Mannschaft zu begegnen, die hart spielt.“

Im zweiten Sonntagsspiel kam Kristianstads DFF, das ja Ambitionen auf einen Spitzenplatz hat, zu Hause nicht über ein 1:1 gegen Piteå hinaus. Victoria Forsmark hatte die Gäste in Führung gebracht und Marija Banusic glich mit einem Freistoßtor aus.

 

 

Ruhiger November

Bislang ist es auffallend ruhig im Wechselkarussell der Damallsvenskan. Viele Spielerinnen nutzen die Pause nach der Saison 2012 und reisen nach Thailand, Vietnam oder Ägypten. Dementsprechend ist in der Silly Season noch nicht so viel passiert.

Djurgårdens finnische Nationalspielerin Annika Kukkonen geht nach nur einer Saison und zieht ins kleine Skellefteå, 773 km nördlich von Stockholm gelegen. Nur noch Piteå ist ein wenig weiter im Norden Schwedens gelegen. In Skellefteå ist zwar nicht der Bär los (oder vielleicht doch?), aber Aufsteiger Sunnanå SK rüstet sich nach zwei Jahren Abstinenz für eine weitere Saison im Oberhaus und bislang sieht das gut aus. Wichtig, dass die unverwüstliche Perpetua Nkwocha noch ein Jahr dran hängt.

Katrine Petrous wird Djurgården verlassen, konnte man heute lesen. Auch Gudbjörg Gunnarsdottir wird wohl nach vier Jahren in Stockholm notgedrungen woanders ihre Zelte aufschlagen müssen. Jessica Landström kann kaum in der zweite Liga stürmen, wenn sie ihre Fußballkarriere nicht aufgeben will und um einen Platz in Pia Sundhages Nationalmannschaft konkurrieren will. Auch das spät von AIK gekommene Talent Susan Varli wird wohl anderweitig spielen müssen, wenn sie nicht stagnieren will. U19-Europameisterin Magdalena Ericsson dürfte eine begehrte Beute sein und ihre beste Freundin Anna Lindblom ist zwar privat an Stockholm gebunden, hat aber (eigentlich) zu viel Talent, um hier zu versauern. Islands Nationalmannschaftskapitänin Katrin Jonsdottir wird es mit ihren 35 Lenzen nicht ganz so einfach haben, einen neuen Verein zu finden, aber bei allen Spielerinnen mit EURO-Ambitionen ist die zweite Liga eigentlich keine Alternative.

Hollands Weltklassestürmerin Manon Melis ist derzeit bei ihrem Freund in Groningen, aber ihr Agent verhandelt nach Aussagen von Melis mit Tyresö, Göteborg und Malmö und Insider favorisieren Malmö, jenen Verein bei dem Melis in fünf Spielzeiten 84 Tore schoss. Aber kann sich Malmö auch noch die Holländerin leisten? Zumal Caroline Segerf schon öffentlich erklärt hat, dass sie gerne nach Malmö gehen würde. Aber Tyresös starker Mann Hasse Löfgren lässt Seger wohl nur gehen, wenn er etwas Gleichwertiges bekommt.

Ob Christen Press in Göteborg bleibt, ist noch nicht sicher. Die Amerikanerin könnte eine von 24 Spielerinnen werden, deren Gehalt vom amerikanischen Fußballverband in der sich neu gründenden Liga 2013 gezahlt wird. 24 Amerikanerinnen, 16 Kanadierinnen und 12 Mexikanerinnen sollen jeweils von ihren nationalen Verbänden in der neuen Liga finanziert werden, das würde dann wohl ausschließen, dass namhafte US-Girls nach Europa kommen. Auch für einen Umzug der Kanadierin Christine Sinclaiur dürften die Aktien dann tief fallen.

 

 

 

Das Wunder von Kristianstad blieb aus

In Kristianstad konnte Djurgården das Wunder von Berlin nicht wiederholen. Jetzt kann nur noch eine Steigerung des Begriffes den Traditionsverein vor dem Abstieg retten. Nach 48 Minuten lag Djurgården gegen die Gastgeberinnen von Kristianstads DFF mit 0:3 hoffnungslos zurück.

Emelie Johnsson, Margret Lara Vidarsdottir und Johanna Rasmussen hatten getroffen und als die Niederländerin Renée Slegers den Anschlusstreffer erzielte, schien das eher ein Ehrentreffer zu sein, denn Rasmussen erhöhte kurz darauf auf 4:1.

Djurgården, das schon ab der sechsten Minute Sofia Nilsson durch Anna Lindblom ersetzen musste, warf nun alles nach vorne und kam in der Tat zum Erfolg. Nochmal Slegers und Mia Jalkerud und sieben Minuten vor dem Ende hieß es nur noch 3:4 aus Sicht der Stockholmerinnen, dabei blieb es aber dann.

Der Abstieg dürfte die Konsequenz sein und was dann aus den Schlüsselspielern Gudbjörg Gunnarsdottir, Sofia Nilsson, Katrin Jonsdottir, Renée Slegers, Annika Kukkonen, Jessica Landström und Susan Varli wird, wird man abwarten können. Jonsdottir hat vor kurzem gesagt, dass sie auf jeden Fall die EURO 2013 für Island spielen will. Dazu braucht sie aber dann einen guten Verein. In Stockholm wird sie nicht mehr erstklassig spielen können. Gleiches gilt für Kukkonen und Slegers, die für Finnland und Holland EM spielen wollen. Susan Varli hat kürzlich beim D23-Länderspielsieg gegen Norwegen beide Tore geschossen und dürfte ebenfalls auf sich aufmerksam gemacht haben. Und auch Kapitänin Gunnarsdottir sollte nach vier Jahren Stockholm wohl die Koffer packen, wenn sie sich fußballerisch weiterentwickeln will. Sie ist bei vier Jahren Altersunterschied die designierte Nachfolgerin der Klassetorhüterin Thora Helgadottir in der isländischen Nationalmannschaft.

Landström schießt Tyresö ab

Debriefing nach dem 0:2 bei Djurgården – Marta und Elaine

Es war die wohl größte Überraschung der Saison.Man kann fast das seltsam zu gebrauchende Wort Sensation in den Mund nehmen.

Der haushohe Favorit Tyresö FF verlor am Samstagnachmittag in einem strahlend sonnigen Stadion in Stockholm gegen den Tabellenvorletzten Djurgården mit 0:2 und es sieht ganz so aus, als ob dieses Spiel die Meisterschaft in Schweden entschieden haben könnte.

„Wir haben darüber gesprochen, dass wir Tyresö schlagen werden. Niemand hat an uns geglaubt, aber wir selber haben das wirklich getan,“ so Trainer Patrick Eklöf nach dem Spiel in einer Pressekonferenz, in der vier Vertreter zweier Vereine zwei Journalisten gegenübersaßen. In einem Raum, der sicher 120 – 150 Quadratmeter groß war. Regeln sind Regeln. Der Verband hat den Vereinen mitgeteilt, dass sie Pressekonferenzen abhalten sollen, egal wie viele Medienvertreter anwesend sind. Aber das ist ein anderes Thema.

Djurgården war wirklich bis in die Haarspitzen geladen. Man sieht es auf den Bildern, die ich gemacht habe. Man sah es auf dem Feld, in den Dialogen der Spielerinnen untereinander. Aber Tyresö hatte wesentlich mehr Chancen. Caroline Seger, Marta, Kirsten van de Ven und natürlich immer wieder Madelaine Edlund. Aber die Abwehr kämpfte schon fast heldenhaft. Noch nie habe ich Annika Kukkonen so stark gesehen. Die kleine Finnin stand Marta auf den Füßen, verfolgte sie auf Schritt und Tritt und brachte sie manchmal an den Rand der Verzweiflung. Katrin Jonsdottir brachte ihre Routine aus mehr als 110 Länderspielen für Island in die Waagschale und selbst eine Stürmerin wie Jessica Landström arbeitete defensiv wie selten zuvor.

Apropos, Landström. Selten habe ich die 27-Jährige so gut gesehen wie gestern. Rackerte in der Defensive und warf sich vorne in die Zweikämpfe und – wichtig für eine Stürmerin: Sie schoss die Tore. Caroline Segers Schuss streifte die Querlatte in der 55. Minute, knapp 90 Sekunden später schoss Landström Djurgården in Führung und brachte damit Tyresö in große Verlegenheit. Meist hatte man diese Spiele klar gewonnen, wo man am Anfang Probleme hatte, weil halt alle gegen Tyresö ihr Kämpferherz auspacken. Aber irgendwann ließ die Kraft nach bei den Gegnern. Am Samstag war das anders.

„Wir wussten, dass Tyresö irgendwann einen schlechten Tag haben würde. einen Tag, an dem es bei denen nicht so läuft. Das war heute und wir haben das ausgenutzt,“ so Eklöf weiter nach der Begegnung.

Auf der Tribüne stützte Tyresös starker Mann Hans Löfgren in der letzten halben Stunde seinen Kopf auf die Arme auf und als Jessica Landström in der 71. Minute gar auf 2:0 erhöhte, war dem ehemaligen Sportchef wohl klar, dass man heute drei Punkte liegen lassen würde.

Tony Gustavsson versuchte es. Verordnete der Mannschaft eine Dreierkette, aber Marta handelte sich noch eine gelbe Karte ein, die für sie die Sperre im Match gegen Kristianstad am kommenden Wochenende bedeutet.

Gudbjörg Gunnarsdottir. Eine fehlerlose Leistung der 27-´Jährigen Keeperin, die mit einigen unglaublichen Reaktionen wesentlich Anteil daran hatte, dass Djurgården am Ende gewann.

Jessica Höglander. Im Tor von Tyresö stand die U19-Europameisterin und nicht Stammtorfrau Carola Söberg. Aber an Landströms platzierten Schüssen in die rechte Ecke hätte wohl kaum jemand etwas machen können.

Mit dieser Niederlage ist Tyresös Traum von der Meisterschaft wohl ausgeträumt, vorausgesetzt, dass Malmö am Sonntag in Göteborg gewinnt. Während Djurgården, das alle auf der Absteigerliste hatten nun auf einmal wieder Tuchfühlung nach oben bekommen hat nach seinen Heimsiegen gegen Örebro und Tyresö.

Landströms erster Sieg

Jennie Nordin und Jessica Landström

Im Stockholmer Derby zwischen Djurgården und AIK gab es am Sonntagnachmittag den ersten Sieg für Nationalspielerin Jessica Landström nach ihrer Rückkehr nach Schweden. 0:2, 1:3, 0:11 und nun immerhin ein 2:1, das allerdings auch lebenswichtig war, denn eine Niederlage hätte einen immensen Rückstand auf das rettende Ufer bedeutet.

AIK war für mich leicht favorisiert, denn die Mannschaft hatte besser kombiniert, wie eine Einheit gewirkt in den Begegnungen, in denen ich den Aufsteiger gesehen hatte. Djurgården dagegen hatte kaum Chancen produziert und sah blass aus. Dennoch: mit Landström hat sich etwas verändert. Man setzte auf Offensive und kontrollierte zu Beginn das Spiel. Auffällig im Mittelfeld: Annika Kukkonen. Die Finnin spielte sowohl zentral wie auch zeitweise auf den Flügeln. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Gastgeberinnen vor knapp 700 Zuschauern in Führung gehen würden.

Aber ich hatte die Rechnung ohne den Regen gemacht, der die Bälle schnell und den Rasen rutschig machte. Nach drissig Minuten schoss Nazanin Vaseghpanah aufs Tor, Gudbjörg Gunnarsdottir konnte nur abklatschen und aus gut 14 Metern setzte Susan Varli den Ball ins Tor. Die überraschende Führung für AIK und wer weiß wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn man dieses Resultat hätte mit in die Halbzeit nehmen können. Aber nur wenige Minuten später schon schoss Renée Slegers, erstmals wieder von Anfang an nach ihrem Kreuzbandriss letztes Jahr, den Ausgleich. Als dann in der zweiten Halbzeit AIK streckenweise optisch stärker wurde, ging Djurgården in Führung und gab den Vorteil auch nicht mehr ab: Sofia Nilssons Freistoß wurde länger und länger und rutschte ihrer Namensvetterin Susanne Nilsson im Tor von AIK durch die Hände.

Dioe restliche halbe Stunde sah zwar mehr Ballbesitz der Gäste aber Katrin Jonsdottir in der Abwehr und Jessica Landström vorne retteten das Resultat über die Zeit. Ob es jemandem nutzt, oder ob doch beide Stockholmer Clubs absteigen wird sich zeigen. Es ist fast zu befürchten, denn wie ich im vorigen Post behauptet habe, ist die Mitte sehr breit und unten stehen eben Djurgården und AIK,

Djurgården verliert auch das vierte Spiel

Kosovare Asllani macht das 1:0 für Kristianstad

Es wäre falsch zu sagen, dass die 0:1-Niederlage Djurgårdens gegen Kristianstad eine Überraschung gewesen wäre. Es hätten mehr Tore fallen können. Zum einen vergaben die Gäste eine Reihe von guten Möglichkeiten, zum anderen rettete Gudbjörg Gunnarsdottir wieder einmal in zahlreichen Fällen. Die Abwehr kämpfte teils aufopfernd, am besten wohl auf der rechten Seite Sofia Nilsson, die Johanna Rasmussen beinahe vollständig abmeldete.

Nach vorne aber läuft bei Djurgården rein nichts. Patrick Eklöf arbeitet mit Annika Kukkonen im zentralen Mittelfeld und die Finnin gibt sich redlich Mühe, aber ihr fehlt es auch noch an Routine, um das Spiel in der Hand zu haben. Madeleine Stegius ist definitiv noch zu jung und auch Freja Hellenberg, letztes Jahr noch Abwehrspielerin, wird jetzt aus Spielerinnenmangel vorne eingesetzt, keine gute Idee. Hedvig Lindahl verlebte einen geruhsamen Nachmittag. Djurgården wird immense Probleme haben, die Klasse zu erhalten in diesem Jahr.

Kristianstads Traiuerin Elisabet Gunnarsdottir sagte mir nach der Begegnung: „Ich bin schon etwas erleichtert. Letztes Jahr haben wir hier kastrophal schlecht gespielt. Heute denke ich haben wir das ganze Spiel über dominiert, am EQnde war es dann vielleicht zu stressig. Aber wir waren viel besser und hatten drei Punkte verdient. Vielleicht hätten wir mehr Tore machen müssen. Es entsteht immer etwas Panik, wenn du drei Spiele lang nicht gewinnst. Wir haben in jedem Spiel gut gespielt, auch wenn wir nur einen Punkt gewonnen haben. Jetzt klettern wir etwas in der Tabelle und das ist das, was wir brauchten.“

Russland gewinnt in Eerikkilä

In Eerikkilä hat Finnland eine Fußballhalle mit den Dimensionen eines Fußballplatzes. Dort bereitet sich die Mannschaft oft auf bevorstehende Qualifikationsspiele vor und gestern trug man dort ein Länderspiel gegen Russland aus. Die Russinnen gewannen am Ende 3:1 in einer Begegnung, die Finnland zwar mindestens gleichwertig gestaltete, in der die Gäste aber ihre Chancen klinisch nutzten.

Emmi Alanen wurde schon nach wenigen Minuten von Finnlands Fußballerin des Jahres 2o11 Linda Sällström in Szene gesetzt, aber die russische Keeperin rettete. Die Finninnen dominierte und immer wieder sorgte Sällström für Gefahr und sie war es schließlich auch, die Emmi Alanen zum Führungstor auflegte.

Nach einer halben Stunde wachten die Russinnen auf und in der 39. Minute erzielte Sochneva den Ausgleich. In der zweiten Halbzeit war das Spiel ausgeglichener, Finnlands Coach Andrée Jeglertz brachte mit Jenna Korhonen, Susanne Lehtinen und Sanna Talonen drei neue Spielerinnen in der 55. Minute. Sieben Minuten später kam Olga Danilova frei vor Tiina-Riikka Korpela und brachte die Gäste in Führung.

Wie so oft in Testspielen ging es weniger um das Resultat und es wurde weiterhin fleißig gewechselt. Tiina Saario, Kiia Laine und Maiju Ruotsalainen kamen auch noch aufs Feld und auf der Gegenseite sorgte Shlypina für das entscheidende 3:1.

Finnland spielte in folgender Besetzung:

12 Tinja-Riikka Korpela (K), 3 Tuija Hyyrynen (55. Susanna Lehtinen), 16 Anna Westerlund, 2 Maija Saari, 8 Katri Nokso-Koivisto (55. Jenna Korhonen), 11 Pernilla Nordlund (66. Tiina Saario), 21 Emmi Alanen, 7 Annika Kukkonen, 19 Essi Sainio (55. Sanna Talonen) 13 Leena Puranen (66. Kiia Laine), 18 Linda Sällström (78. Maiju Ruotsalainen).

„Es ist leider ein bisschen typisch für die Phase, in der wir uns befinden zur Zeit,“ sagte Andrée Jeglertz. „Wir spielen sehr gut teilweise, aber wenn wir dann nachlassen, tun wir das zu stark und was ich damit meine ist, dass es zu einfach für den Gegner ist, Chancen zu produzieren und auch Tore zu schießen. Wir müssen besser in den Zweikämpfen werden. Die Russinnen hatten drei bis vier Chancen, wir hatten zehn, aber sie gewinnen. Emmi Alanen hat sehr gut gespielt, auch Annika Kukkonen und Pernilla Nordlund.“

Interview mit Andrée Jeglertz

Halbzeit

Die Hälfte der Saison ist vorbei  Schweden. Mit der 1:4-Heimniederlage von Linköping gegen Tyresö haben nun alle Teams jeweils elf Begegnungen absolviert. Am Samstag geht es schon weiter in einer Liga, die Aufwind verspürt nach dem dritten Platz der Nationalmannschaft bei der WM und in der eine ganze Reihe von Vereinen das am Montag geöffnete Transferfenster ausnützt, um sich vor der Rückrunde, die mit den Spielen gegen die Gegner des 11. Spieltags am Samstag beginnt,

Die Kurzanalyse für alle Vereine:

Sara Björk Gunnarsdottir

Ldb FC Malmö: Trotz der Abgänge von Therese Sjögran (kommt nach der WPS-Saison zurück), Kathryn Gill und Pavlina Scasna weiterhin Spitze. Mit Manon Melis hat man eine der weltbesten Stürmerinnen. Malmö hat nicht nur Geld, sondern macht auch was damit. Exzellentes Scouting: Alle nationalen und internationalen Talente sind gut ausgewählt. Sara Björk Gunnarsdottir und Annika Kukkonen etwa. Jetzt kommt mit der Dänin Katrine Veje ein weiteres Grosstalent und nach dem Ende der WPS wohl auch Caroline Seger.

 

 

Umeå IK: Trainer Blomqvist sprach beim Auftaktmeeting davon, dass Umeå Top 3 sein will. Nach der Hälfte der Saison sind sie zweiter und haben Tuchfühlung nach ganz oben. Mit Ramona Bachmann und Sofia Jakobsson ist der Angriff vielleicht noch einen Tick besser besetzt als bei Malmö. Aber der Gesamtkader spricht für den Meister. Mit Umeå jedoch ist wieder zu rechnen. Tendenz klar positiv. Negativ: Ausmusterung von Anna Paulson, das war taktlos und unnötig.

Sarah Michael (Foto: Mikael Sundberg/Skillnad AB)

KIF Örebro: Der neue Trainer Mikael Fahlén hatte versprochen, dass man endlich mal versuchen wolle, attraktiven Fussball zu spielen. Das hat nicht unbedingt geklappt, am Anfang sah es unverändert aus. Örebro hat seit einigen Jahren eine stabile Truppe, Sara Larsson und Sarah Michael sind hervorragende Neuzugänge. KIF wird ein sehr unangenehmer Gegner bleiben.

Tyresö FF: Ursprünglich mein Meisterschaftsfavorit. Mit einer imponiernden Startformation. Aber man kann Erfolg nicht kaufen und man muss Teams erst einmal einspielen. Hatte ein gefährliches Zwischentief, das wahrscheinlich den Titel gekostet hat. Kann aber nun nach drei Siegen in Folge und 10:1 Toren Richtung Platz 3 marschieren, ohne 100% überzeugt zu haben.Sportchef Hans Löfgren droht abzuheben und wird sicher alles tun, das Team nächste Saison noch einmal deutlich zu verstärken.

Kopparbergs/Göteborg: Viele glaubten, dass Torbjörn Nilssons Team Malmö ernsthaft Konkurrenz machen könnte. Aber ein Fehlstart und zuletzt die Niederlage gegen Örebro haben das verhindert. Auch Göteborg ist weit von den Champions League Plätzen weg, darf aber im Herbst erstmals in der Königsklasse spielen. Verstärkt mit der Norwegerin Ingvild Stensland, die nach Ausflug nach Lyon wieder in ihre zweite Heimat zurückkehrt. Ob sie wieder fit ist, wird sich zeigen.

Kristianstads DFF: Wieder gut gestartet, wieder mit einem Tief ab dem Sommer, aber die Verpflichtung der Schweizerin Sandra Betschart und vor allem der Klassedänin Johanna Rasmussen sollten spielerisch wieder Auftrieb geben für die isländische Filiale in Skåne. Torhüterin Hedvig Lindahl heiratet Ende August und sucht noch Spielideen sowie eine Band, die auf der Hochzeit spielt. Die beiden Fehlgriffe gegen Japan zu kritisieren, findet sie oberflächlich.

Djurgården: Fünf Siege und nichts mit dem Abstieg zu tun. Mit Emma Lundh und Mia Jalkerud ein Sturmduo, das Torinstinkt hat und auch trifft, insgesamt elf Mal bisher. Das ist gut für ein im Prinzip zusammengewürfeltes Team, das von der Vereinsführung nicht strategisch ausgesucht wurde. Dora Maria Larusdottir zieht im Mittelfeld inzwischen die Fäden und Gudbjörg Gunnarsdottir kocht für alle, ist DJ und inzwischen auch Führungsfigur. Mal sehen, ob das Geld reicht. Sicherer Mittelfeldplatz.

Linköpings FC: Achter Platz. Katastrophe. Linköping spielte selbst im  Meisterjahr langweiligen Fussball, aber immerhin erfolgreich. Mit Trainer Pettersson verschwand jedoch der Erfolg. Das Team steht am Scheideweg, denn ie professionelle Organisation und die Investitionen verlangen nach Siegen. Wird weiterdümpeln, aber wenn sich hier nichts ändert, sollte sich die eine oder andere Spielerin mit dem Gedanken tragen, wegzugehen.

Jitex BK: Das die zweite Saison für einen Aufsteiger oft schwieriger ist als die erste, bewahrheitet sich nicht unerwartet bei Jitex. Letzte Saison konnten sie noch viele überraschen mit ihrem geradlinigen, schnörkellosen, kampfbetonten Spiel, in dem die begrenzten spielerischen Möglichkeiten optimal ausgenutzt wurden, dieses Jahr ist das anders. Jitex bleibt aber in der Liga und im Clubhaus sollten sie schon mal nachdenken, was für nächste Saison zu tun ist. Riesentalent: Fridolina Rolfö.

Stephanie Labbé

Piteå IF: Dürfte eigentlich mit seinem Kader nicht da stehen, vier Punkte vor dem Abgrund. Aber die Verletzungen von Keeperin Stephanie Labbé und Faith Ikidi haben das Team verunsichert. Am Sonntag beim Rückspiel bei Djurgården sind mit Melissa Tancredi und Carmelina Moscato zwei weitere kanadische Nationalspielerinnen dabei. Das müsste für den Klassenerhalt reichen.

 

 

 

Mami Yamaguchi

Hammarby DFF: In der schwedischen Frauenfussballszene gelten sie als die Unabsteigbaren. Der von Tyresö gekommene Trainer Tino Katsoulakis wollte ein spielendes Team machen aus den Grünweissen und hat nun doch erkennen müssen, dass alleine der Kampf Punkte bringen kann. Nach vorne noch harmloser als im Vorjahr. Zwei Tore in elf Spielen. Selbst bei Aufsteiger Dalsjöfors konnte man nicht gewinnen. Jetzt wird schnell schnell auf dem Transfermarkt zugeschlagen, aber eher unprofessionell. Das geht nicht gut. Hammarby ist 2012 in der Norrettan trotz einer internationalen Klassetorhüterin wie der Finnin Minna Meriluoto.Sensationsverpflichtung Mami Yamaguchi hätte es bei einem anderen Club vielleicht in die Weltmeistersmannschaft geschafft.

Dalsjöfors GoIF: Nach 2:44 Toren und mit nur einem Punkt aus elf Spielen hoffnungslos am Ende. Das wird nichts mehr, auch wenn wohl schon am Samstag gegen Tyresö Kanadas Erin McLeod im Tor steht und Emily Zurrer neben Alex Singer in der Abwehr. Riesentalent: Mimmi Löfwenius. Aber Dalsjöfors sollte schon mal heimlich für die Söderettan planen.