Alle gegen Pia – da bleibt sie

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Lillie (links) und Pia bleiben – gegen den Willen aller Vereine der ersten Liga

Ich verstehe es immer noch nicht. Der schwedische Fußballverband SvFF hat den Vertrag mit Pia Sundhage um ein Jahr bis 31.12.2017 verlängert. Am gleichen Tag wurde bekannt, dass alle 12 Vereine der Damallsvenskan auf einer Konferenz des EFD, des Spitzenfußballvereins des Frauenfußballs, alle 12 haben gegen eine Vertragsverlängerung gestimmt.

Da aber der Interessenverein nur eine von sieben Stimmen im SvFF hat, ging diese Abstimmung dann mit 6:1 für die Vertragsverlängerung aus.

Spielerinnen haben sich bei Olympia, aber auch in den vergangenen Wochen immer wieder für eine Vertragsverlängerung Sundhages ausgesprochen. Allerdings – wenn man mich fragt, ob ich finde, dass mein Chef gehen soll und ich weiß, dass er sehr gute Chancen hat zu bleiben, was werde ich öffentlich sagen? Er soll gehen? Das wäre beruflicher Selbstmord. Dann werde ich eben nicht mehr aufgestellt. Wenn Emma Berglund die Verdienste der Trainerin hervorhebt und dann sagt, dass sie bleiben soll, dann fällt mir auf, dass Berglund vor allem lobt, dass Sundhage den Fußball in die Zeitungen, ins Radio, ins Fernsehen bringt. Dass sie dafür sorgt, dass Frauenfußball ein Thema ist. Über die Trainerin Sundhage sagt Berglund fast gar nichts, scheints. Aber wer weiß, vielleicht hat der Kollege von Expressen das auch weggelassen.

Heute Morgen las ich, dass die Weltfußballerin des Jahres 2015, Carli Lloyd ihre Memoiren veröffentlicht hat. Unter dem Titel When Nobody Was Watching (Als niemand zusah) ist das Buch seit Montag zu haben. Darin erzählt sie, dass die Spielerinnen des amerikanischen Nationalteams in einer Telefonkonferenz 2012 entschieden, dass sie sich bei Verbandspräsident Sunil Gulati melden um ihm mitzuteilen, dass die Spielerinnen wollen, dass Pia Sundhage NICHT weitermacht, trotz zweier olympischer Goldmedaillen. Man fragt sich warum?

Der Bruch mit den schwedischen Vereinen hat viele Gründe, die meisten dürften im Verborgenen bleiben. Bekannt ist, dass die Vereine sauer sind, dass Sundhage immer wieder angeschlagene Spielerinnen eingesetzt hat, die dann in noch schlechterem Gesundheitszustand zurückkamen. Ganz aktuell Pauline Hammarlund. Bekannt ist, dass Sundhage versucht hat, Einfluss zu nehmen, dass manche Spielerinnen im Club dieselbe (andere) Position spielen sollten wie in der Nationalmannschaft. Stefan Rehn hatte damals nur gelacht, als Pia ihn aufforderte, Elin Rubensson als Abwehrspielerin einzusetzen. Die Vereine zahlen die Gehälter, das ist anders als in den USA.

Kritisch auch, dass es manche Spielerinnen gibt, an denen die Trainerin mit Vasallentreue festhält, obwohl die Leistungen einfach nicht erstklassig sind. „Kannst du mir bitte erklären, warum Olivia Schough in der Nationalmannschaft spielt?“, fragte mich einmal eine andere Nationalspielerin. Ich konnte es nicht.

Die Trainerin kann sich nicht auf ein System festlegen, sie wechselt unentwegt und probiert ständig Neues aus. Taktisch gesehen bringt es ebenfalls wenig Neues. Die Defensivtaktik bei Olympia, die am Ende die Silbermedaille brachte – nach Angaben des schwedischen Bloggers Johan Rydén ist die Taktik nicht von der Cheftrainerin gekommen, sondern von der Mannschaft, die nach dem 1:5 gegen Brasilien meuterte.

Wenn einem so der Gegenwind ins Gesicht bläst, 0:12 ist ein vernichtendes Urteil der wichtigsten Partner, dann würde ich meinen Hut nehmen. Das Trio Marika Domanski Lyfors, Pia Sundhage und Lillie Persson macht weiter. Möglicherweise auch, weil wenn eine geht, alle gehen müssten und weil es jobmässig kaum Alternativen gibt. Dass dabei die Meinung der ;Liga nichts zählt sagt mir, dass es auch im nächsten Jahr kaum eine gute Kommunikation zwischen Nationalmannschaft und Vereinen geben wird.

Schweden schlägt Welt- und Olympiasieger USA

Zehn Minuten vor dem Ende des Spiels gegen China sagte Pia Sundhage zu ihrer Kapitänin Caroline Seger, dass sie mit dem 0:0 zufrieden sei. Dementsprechend hielten sich die Schwedinnen zurück und steuerten als Gruppendritter unweigerlich auf das Spiel gegen Weltmeister und Olympiasieger USA zu. Sportlicher Selbstmord, attestierten viele, inklusive auch mir.

Jetzt kann uns Pia Sundhage anstrahlen. Zum ersten Mal seit Frauenfußball olympisch ist, spielt die USA nicht um Medaillen. Ein Geniestreich der Trainerin, die 2008 und 2012 Giold mit gerade dem heutigen Gegner geholt hatte.

Schweden hatte mehr oder weniger erbärmlich gespielt im Turnier und steigerte sich dann doch um mindestens 100%. Stina Blackstenius brachte Schweden in Führung, Alex Morgan glich aus. Carli Lloyd erzielte ein klares Abseitstor, das nicht gegeben wurde. Lotta Schelin markierte ein ganz klares reguläres Tor, das wegen vermeintlichem Abseits nicht gegeben wurde. Schon deshalb haben die Schwedinnen den Sieg verdient gehabt.

Und wieder einmal war es Lisa Dahlkvist, die gegen Hope Solo einen wichtigen Elfmeter verwandelte, den, der das Tor zu den Medaillen, ja sogar bis um Finale für Schweden weit aufstößt. Aber machen wir uns nichts vor, das konnte Sundhage nicht voraussehen, als sie Seger zehn Minuten vor dem Ende der Partie gegen China um Zurückhaltung nach vorne bat. Oder?

Hope Solo hält nicht hinter den Berg: „Wir waren die bessere Mannschaft und die Schwedinnen spielten wie Feiglinge.“ Sie mag recht haben, aber das klingt natürlich ähnlich der Beschwerde Cristiano Ronaldos gegen Island bei der Männer-EM.

Solo glaubt nicht, dass Schweden sehr weit kommen wird, schon im Halbfinale gegen Brasilien oder Australien sieht sie die Endstation für Sundhages Elf.

Alex Morgan und Christine Sinclair nach Portland

Am Nachmittag lokaler Zeit wurde in den USA jetzt die Verteilung der US-amerikanischen, kanadischen und mexikanischen Nationalspielerinnen auf die acht Mannschaften der NWSL bekanntgegeben. Wie immer hatte man offenbar einen ganzen Katalog von Kriterien erarbeitet, dazu kamen erfreulicherweise auch erstmals Interessen der Spielerinnen, die aber sicher nicht in allen Fällen erfüllt werden konnten.

Das neu gegründete Team der Portland Thorns schießt dabei meiner Meinung nach den Vogel ab. Denn mit Alex Morgan und Christine Sinclair bekommt das Team zwei der allerbesten Stürmerinnen der Welt, die übrigens 2011 schon bei Western New York Flash zusammengespielt haben.

Abby Wambach, die ich mal in Western New York und dann auch in Portland vermutet hatte, wird nun doch für Western New York Flash in Rochester spielen. Da kommt ihre Familie her, auch wenn sie mit ihrer zukünftigen Frau kürzlich erst ein großes Haus in Portland gekauft hat, gibt es noch einmal ein Jahr im Staate New York. Wambach ist eine von nur zwei Amerikanerinnen, die WNYF bekam, die andere ist die zweifache Torschützin des olympischen Finales, Carli Lloyd. Wäre Meghan Klingenberg nicht dieses Jahr in Tyresö, wäre sie wohl die dritte Spielerin in New York gewesen.

Hope Solo wird erwartungsgemäß das Tor der neuen Mannschaft Seattle Reign hüten. Dorthin wird auch Megan Rapinoe gehen, wenn ihre sechs Monate in Lyon vorbei sind.

Die Kanadierin Sophie Schmidt, die gerüchteweise immer noch mit Kristianstad in Verbindung gebracht wurde, wo sie vergangenes Jahr ein paar Wochen spielte, wird nicht in Schweden spielen, sondern für Sky Blue FC in New Jersey.

Nun haben alle Teams 6-7 Spielerinnen und damit den Stamm der Truppe. In der nächsten Woche wird dann das Drafting der College-Spielerinnen stattfinden und ein weiteres Kontingent auf die Teams zukommen.

Die komplette „allocation“-Liste gibt es unter anderem bei Equalizer Soccer auch schon mit ersten Wertungen.

Noch ein Sieg

44 Sekunden dauerte es, bis die USA im Rahmen ihrer Fan Tribute Tournee mit 1:0 gegen Irland in Führung gingen. Und Torschützin war Alex Morgan, die es wohl verdient hätte, Weltfußballerin des Jahres zu werden, die es aber wohl doch nicht werden wird. 2012 hat Morgan die meisten Tore im US-Team erzielt: beeindruckende 28 Länderspieltore, erfolgreicher innerhalb eines Jahres waren nur Abby Wambach 2004 mit 31 Treffern und ganz vorne Michelle Akers mit schier uneinholbaren 39 Treffern im Jahr 1991.

Das Spiel fand in Glendale im Bundesstaat Arizona statt und immerhin kamen etwas über 11.000, um den 2:0-Sieg zu bejubeln. Den zweiten Treffer erzielte Megan Rapinoe nach 38 Minuten.

Nun stehen noch drei Heimspiele gegen China an (die erste Begegnung ist am 8. Dezember in Detroit, danach geht es weiter nach Houston/Texas und zum Abschluss nach Boca Raton/Florida) und nach zu erwartendenden weiteren drei Siegen ist dann die Tournee beendet.

Erstmals in der Geschichte der amerikanischen Nationalmannschaft wurden innerhalb eines Spiels drei Torhüterinnen eingesetzt: Hope Solo spielte 22 Minuten und wurde dann durch Jill Loyden ersetzt, in den zweiten 45 Minuten spielte Nicole Barnhart. Am beeindruckendsten aber die Leistung der vierten Keeperin auf dem Platz: Emma Byrne von Arsenal London war es allein zu verdanken, dass die USA nur 2:0 gewann. Mit mehreren spektakulären Glanzparaden, unter anderem holte sie einen 30-Meter-Schuss von Carli Lloyd aus dem rechten Winkel, bewahrte sie ihre irische Mannschaft vor einem weiteren Debakel.

Am Donnerstag gab der amerikanische Fußballverband US Soccer bekannt, dass Cheryl Bailey Geschäftsführerin der neuen Profiliga wird, die im nächsten Jahr ihren Betrieb aufnehmen soll. Bailey war von 2007 bis 2011 Managerin der amerikanischen Nationalmannschaft. Die neue Liga, deren Name noch nicht offiziell feststeht, ist nach Angaben der Zeitung Examiner ein Joint Venture der Fußballverbände der USA, Kanadas und Mexikos, wird aber von US Soccer betrieben.

„Cheryl war eine sehr angesehene Mitarbeiterin von US Soccer während ihrer fünf Jahre mit der Nationalmannschaft,“ sagte der Präsident von US Soccer, Suni Gulati, in einer Presseerklärung. „Cheryl war eine von vielen Pionierinnen für die sportlichen Universitätswettbewerbe und war fünf Jahre im inneren Kreis der Nationalmannschaft. Wir sind begeistert, dass wir sie an Bord haben werden.“

Selber sagte Bailey: „Die neue Liga ist ein lebenswichtiger Teil für das weitere Wachstum dieses Sports in den Vereinigten Staaten. Unsere wichtigste Aufgabe wird sein, den Spielerinnen einen Ligabetrieb mit starker Konkurrenz zu ermöglichen, in der sie spielen können und etwas schaffen können, das insbesondere für junge Mädchen ein Ziel werden kann.“

Wie schon früher hier berichtet hat sich US Soccer verpflichtet, die Gehälter von bis zu 24 amerikanischen Nationalspielerinnen in der Liga zu übernehmen. Kanada wird bis zu 16 Spielerinnen finanzieren und Mexiko bis zu 12.

Acht Mannschaften wird es in der neuen Liga geben: Western New York Flash, Boston Breakers, Chicago Red Devils und FC Sky Blue. Diese vier Teams haben alle eine WPS-Vergangenheit. Neu hinzu kommen der FC Kansas City (eine Neugründung), ein neues Team in Washington, D.C., das entgegen erster Meldungen wohl nicht wieder Freedom heißen wird wie sein Vorgänger. Und an der Westküste wird es zwei Teams geben, in Portland und Seattle. Das führt natürlich in einem Land von der Größe der USA zu häufigen weiten Reisen, die Geld verschlingen. Aber da rund 50 Spielerinnen von den Fußballverbänden der USA, Kanadas und Mexikos finanziert werden und dazu noch das Hauptbüro der Liga mit seiner gesamten Infrastruktur durch den amerikanischen Verband bezahlt wird, besteht die Hoffnung, dass das neue Mobil lebensfähiger sein könnte als die WUSA und die WPS.

Die 50 Spielerinnen, die von den Verbänden finanziert werden, sollen in den nächsten Wochen nach Absprachen mit den Spielerinnen, Vereinen und Verbänden verteilt werden.

Victor Montagliani, Präsident des kanadischen Fußballverbands erklärte: „Nachdem klar war, dass Sunil und der amerikanische Verband hier die Führungsrolle übernehmen, sind wir schnell auf den Zug aufgesprungen. Wir sind über diese Entwicklung sehr glükclich. Wir sind Gastgeber der nächsten Weltmeisterschaft 2015 und für uns ist das eine große Möglichkeit, uns auf dieses Ereignis vorzubereiten, dabei wissend, dass unsere Spielerinnen sich in einer hochklassigen Liga darauf vorbereiten können.“

Trotz der Begeisterung in Kanada und Mexiko gibt es aber wie man sieht noch keine Clubs in diesen Ländern. Kanada sei noch nicht so weit, so Montagliani, aber auszuschließen sei nicht, dass es auch in Kanada in Zukunft ein Engagement auf Mannschaftsebene geben werde.

Pia Sundhage: Reaktionen auf Twitter

Hope Solo: „Pia hat uns erlaubt, Individuen zu sein, während sie uns zeigte, was ein Team wirklich ausmacht. Sie hat uns zu 2 Gold und 1 Silber geführt UND wir haben wunderschönen Fußball gespielt.“

Sydney Leroux: „Ich hab es geliebt, für Pia zu spielen, auch wenn es für mich kurz war. Sie hat mir die Chance gegeben, Teil eines großen Ganzen zu werden und dafür werde ich ihr immer dankbar sein.“

Alex Morgan: „Was für eine tolle Reise das für mich war in den letzten drei Jahren unter Pia. Vielen Dank, Pia!“

Heather Mitts: „Pia hat uns zu zweimal olympischem Gold und WM-Silber geführt. Der nächste Trainer hat große Fußstapfen, in die er treten muss. Vielen Dank und alles Gute!“

Meghan Klingenberg: „Pia ist eine gute Trainerin und ein noch besserer Mensch. Werde ihr auf ewig dankbar sein, dass sie mir eine Chance gegeben hat.“

Carli Lloyd: „Ich möchte Pia für alles danken, was sie für das Team und für mich getan hat. Sie hat an mich von Tag 1 an geglaubt und mir ermöglicht, als Spielerin zu wachsen.“

 

Der dritte Versuch – Profiliga in den USA

Sie haben sich den richtigen Tag ausgesucht. Am Tag des olympischen Finales zwischen den USA und Japan gab der Manager der Boston Breakers, Michael Stoller, bekannt, dass man 2013 wieder eine Profiliga in den USA starten werde.

In der Tat wurde der Sieg des USWNT (United States Women National Team) in den USA medial gebührend gefeiert. Die New York Times publizierte einen langen Spielbericht, die Live-Übertragung wude von 4,35 Millionen Zuschauern auf dem Sportkanal von NBC gesehen und sorgte damit für einen neuen Rekord. Selbst die Live-Sendung der Stanley-Cup-Eishockey-Finals 2009 und 2010 hatte weniger Zuschauer auf dem Network als das gestrige Frauenfussballspiel. 1,5 Millionen Internet-Livestreams wurden auf der NBC-Seite registriert – damit sorgten Solo, Morgan, Lloyd & Co. für einen neuen Rekord und hatten mehr Klicks als das 100-m-Finale mit Usain Bolt oder das gehypte Mannschaftsfinale im Kunstturnen der Frauen.

Ohne diesen neuerlichen Erfolg der USA wäre es sicher schwer gewesen, überhaupt wieder von einer Profiliga zu sprechen. Doch wie sieht das Konstrukt aus, dass gestern der Öffentlichkeit präsentiert wurde?

Fünf Teams stehen hinter der von Stoller publizierten Erklärung: Boston Breakers, Chicago Red Devils, Sky Blue sowie ein neu gegründetes Team in Seattle, also nicht die Sounders, bei denen Solo, Morgan und Sydney Leroux für diese Saison in einzelnen Spielen zur Verfügung standen. Das fünfte Team wird nicht genannt. Insgesamt ist von acht Franchises die Rede, wobei wenigstens ein Weiteres an der Westküste entstehen soll.

„Wir betonen, dass dies kein Wettbewerb gegen irgendeine der zur Zeit bestehenden Ligen ist. Es ist aber ein bedeutsamer Schritt auf eine andere Wettbewerbsebene und zu professionellen Strukturen. Es soll Teams ermöglicht werden, daran teilzuhaben oder auch auf die vorige Ebene zurückzukommen, falls sie eine Pause von höheren Ausgaben und stärkeren Wettbewerbsstrukturen brauchen,“ schreibt Michael Stoller.

Eines der wichtigsten Ziele, die genannt werden, ist, den Spielerinnen der amerikanischen Nationalmannschaft zu ermöglichen, auf einem professionellen Niveau zu spielen und sich zu entwickeln.
Das Interesse an ausländischen Stars dürfte, anders als bei der WPS-Gründung 2008/09 relativ gering sein. Man hat festgestellt, dass Ausländerinnen teuer sind und auf dem heimischen Markt nicht die Popularität erreichen wie die Stars der amerikanischen Nationalmannschaft. Ein Exodus aus Deutschland oder Schweden wird also nicht stattfinden, wohl aber vielleicht die eine oder andere amerikanische oder kanadische Spielerin, die in Europa aktiv ist, zurück auf den Heimatkontinent kehren, weil man dort nun auch wieder professionell spielen können soll.

Arnim Whistler, Besitzer der Chicago Red Devils, sagte, dass die neue Liga eine inklusive und keine exklusive Angelegenheit sein werde. Damit ist gemeint, dass man bal Mindestanforderungen an eine Mitgliedschaft definieren wird und alle Teams aus anderen, schon existierenden Ligen, die diese Anforderungen erfüllen, können sich beteiligen.

Vieles ist noch offen, ffschweden wird die weitere Entwicklung in den kommenden Wochen und Monaten verfolgen und im Blog darüber berichten.

 

Sundhage oder Dennerby?

In Schweden gibt es die Debatte schon ein ganzes Jahr und eine überwältigende Mehrheit der am Frauenfussball interessierten will, dass Pia Sundhage die schwedische Nationalmannschaft vor der EURO 2013 übernimmt. Und dass Thomas Dennerby aufhört.

Vergangenes Jahr, als die US Soccer Federation ihren Vertrag mit Sundhage um vier weitere Jahre verlängern wollte, lehnte die Schwedin ab. Nach so vielen Jahren im Ausland (China und USA) wolle sie nun wirklich endlich wieder in ihrer Heimat leben und arbeiten.

Der Vertrag der charismatischen Trainerin läuft im November aus, der Vertrag von Thomas Dennerby mit dem schwedischen Fussballverband geht bis Ende Dezember.

Karl-Erik Nilsson, der Vorsitzende des schwedischen Fussballverbands, hat unter der Woche in einem Interview mit der Zeitung Aftonbladet die Tür für Sundhage geöffnet und die für Dennerby scheint sich nach sieben Jahren zu schliessen.

Sieben Jahre hat Dennerby die schwedische Mannschaft betreut, sein grösster Erfolg die Bronzemedaille bei der WM 2011 in Deutschland. Doch die Spielerinnen gehen allmählich etwas auf Distanz. Lotta Schelin wirkte schon nach dem Kanada-Soiel in der Vorrunde (2:2) frustriert und klagte darüber, dass sie vorne ganz allein sei. Deutlicher wurde sie nach dem Ausscheiden gegen ihre französischen Vereinskameradinnen. 4-2-3-1 sei zu unflexibel gespielt worden, wenn der Gegner Druck mache, dann bekäme sie einfach keine Bälle mehr. Das war vorsichtige Kritik Richtung Trainerteam Dennerby / Ann-Helen Grahm, die stur an einem System festhielten.

Viel deutlicher wurde Caroline Seger am Tag nach dem Aus im Viertelfinale. Es sei Zeit für einen Trainerwechsel nach sieben Jahren. Dennerby habe das getan, was zu tun gewesen sei, aber nun seien auch mal neue Ideen gefragt.

Dabei müsste ein neuer Trainer gerade Spielerinnen wie Seger entweder neu motivieren oder auch einfach mal auf die Bank setzen. Die ehemalige Mannschaftskapitänin hat immer wieder mal zehn erstklassige Minuten, verschwindet dann aber in der Regel für eine gute Stunde in die Anonymität. Überhaupt wäre mehr Konkurrenzdruck gefragt. Logisch, dass Hedvig Lindahl ihren Platz als unumstrittene Nummer 1 im Tor räumen muss unter einem neuen Trainer. Trotz eklatanter Fehler in nahezu jedem Turnier bekam Lindahl immer wieder die Rolle der Nummer 1. Vermutlich wagte Dennerby nicht, der nicht unproblematischen Keeperin (bei Linköping und Göteborg wollte man sie jeweils nicht mehr haben) zu sagen, dass sie mindestens auf die Bank gehört.

Im Mittelfeld sind Spielerinnen wie Seger, Lisa Dahlkvist, Marie Hammarström und Nilla Fischer gesetzt gewesen und verkörpern eher den robusten schwedischen Spielstil. Was in Schweden unter Dennerby überhaupt nicht funktioniert, ist die schnelle Transition von den Jugendnationalmannschaften in die A-Mannschaft. Als sich Charlotte Rohlin und Sara Larsson aufgrund von Verletzungen von Olympia verabschieden mussten, rückten mit Emma Berglund und Linda Sembrant zwar gute Reservistinnen nach, aber Dennerby fehlte immer der Mut, wenigstens in den zahlreichen Vorbereitungsspielen einmal junge Nachwuchsspielerinnen zu nominieren, um auf die Arrivierten mehr Druck zu machen: Jennie Nordin, Amanda Ilestedt, Jessica Samuelsson in der Abwehr, Elin Rubensson und Malin Diazsollten in etwas weniger als einem Jahr unter vermutlich Pia Sundhage wenigstens im Gespräch sein.

Schon nach der EM 2009 soll gegen Dennerby aus Spielerinnenkreisen gemeutert worden sein. Man war bei der EM in Finnland gegen Norwegen klar ausgeschieden und der Spielerrat schrieb einen Brief an die stellvertretende Vorsitzende des Fusballverbands Susanne Erlandsson. Und bekam keine Antwort. Und schrieb noch einen Brief. Während der WM 2011, so behauptet ein Insider, hätte ein Kern der Mannschaft sich selber vor den Spielen zusammengesetzt und taktische Details ohne den Trainer besprochen und festgelegt. Harter Tobak, wenn das stimmen sollte.

Aber die voraussichtliche Nachfolgerin Pia Sundhage ist bei allem Respekt, den man vor ihr hat, auch keine Wunderheilerin. Mit der chinesischen Mannschaft ist sie an der Seite von Marika Domanski-Lyfors 2007 bei der WM gescheitert. Das lag wesentlich auch an dem Aufeinanderprallen der Kulturen der schwedischen demokratischen Mannschaftsführung und den anderen Vorstellungen des chinesischen Fussballverbands.

Als man Sundhage dann in die USA holte, wo sie mit den Boston Breakers den Meistertitel gewann, erhielt sie zu Recht den Traumjob im Frauenfussball. Und bedankte sich mit einer Silbermedaille bei der WM 2011 sowie zwei olympischen Goldmedaillen. Aber – bei der US Soccer Federation handelt es sich auch um eine Organisation, die den Frauenfussball ganz hoch ansiedelt und die eine hervorragende Struktur mit allen notwendigen Ressourcen anbietet. Darüber hinaus ist Frauenfussball in den USA vergleichsweise hoch angesehen und es gibt ein schier unerschöpfliches Reservoir an hervorragenden Spielerinnen und Talenten.

In Schweden ist das alles eine Nummer kleiner, der Verband ist in Wirklichkeit auch nicht so sehr am Frauenfussball interessiert, er generiert ja auch (fast) kein Geld.

Gestern Abend stand Pia Sundhage nach dem Spiel und der Siegerehrung alleine auf dem Rasen des Wembley-Stadions als ihre Spielerinnen Hope Solo, Alex Morgan, Carli Lloyd, Megan Rapinoe und Abby Wambach ausgelassen feierten und sich von Zuschauern fotografieren liessen.

Was ihr in diesem stillen Moment durch den Kopf gegangen sei, wollten Journalisten später von ihr wissen: „Ich habe mir selber klar gemacht, dass wir im Wembley-Stadion sind. Dass wir das Finale gespielt haben und die Spielerinnen ihr Gold gewonnen haben. Es ist schwer, das auf Englisch, selbst auf Schwedisch zu erklären. Ich hab auch gedacht, dass wir ein Teil einer richtig grossen Sache im Frauenfussball waren. Und dass wir nur der Anfang von etwas ganz Fantastischem sind.“

 

Schweden gewinnt, Island, Dänemark, Norwegen verlieren

Vier der fünf nordischen Nationalmannschaften halten sich dieser Tage an der Algarve auf, lediglich die Finninnen gingen einen eigenen Weg und buchten das immer stärker werdende Turnier auf Zypern.

Als erstes Team ging Norwegen auf den Platz und Gegner war heute am frühen Nachmittag Weltmeister Japan. Zwar brachte Isabell Herlovsen die Skandinavierinnen in der 20. Minute mit 1:0 in Führung, aber Turbine Potsdams Yuki Nagasato glich in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit aus und Goalgetterin Nahomi Kawasumi vom japanischen Meister INAC Kobe Leonessa schoss in der 66. Minute den Siegtreffer.

Kawasumis Schuss wurde von einer norwegischen Abwehrspielerin unglücklich abgefälscht und Caroline Knutsen hatte keine Chance. „Ich bin der Meinung, dass wir heute mehr verdient gehabt hätten,“ sagte Norwegens Trainerin Eli Landsem nicht ganz unerwartet. Wir sind auf dem richtigen Weg, ein großes Lob an die Mannschaft.“

Island traf auf Europameister Deutschland, das stark ersatzgeschwächt antreten musste. Dennoch gab es fast keine einzige Torchance für die Spielerinnen von der Vulkaninsel. Und beim Treffer des Tages in der ersten Halbzeit bezwang Malmös Anja Mittag Malmös Thora Helgadottir.

Thomas Dennerby war zufrieden, denn der WM-Dritte Schweden besiegte China durch einen späten Treffer von Antonia Göransson mit 1:0. „Ich bin mit dem Sieg zufrieden,“ sagte er, „und über 90 Minuten gesehen, war es auch verdient. China hatte eine gute Phase in der zweiten Halbzeit, aber wir hatten auch ein paar Chancen. Wir haben ein paar technische Fehler gemacht, aber die Saison hat noch gar nicht angefangen, da muss man damit rechnen.“

Erwähnenswert, dass Lotta Schelin ein paar Tage nach ihrem 28. Geburtstag heute ihr 100. Länderspiel absolvierte.

Vizeweltmeister USA deklassierte im vierten Spiel des Tages Dänemark mit 5:0 und unterstrich eindrucksvoll die Ambitionen auf Algarve-Cup und Olympia. Alex Morgan traf zweimal, je einen Treffer erzielten Abby Wambach, Carli Lloyd und Sydney Leroux.

Göteborg und Tyresö wollen Marta

Trotz der stolzen Summe von einer Million Dollar für eine Saison, die Martas Agent Fabiano Farah für seine Klientin einfahren will, sind offenbar noch zwei schwedische Vereine im Rennen. Vizemeister Kopparberg/Göteborgs FC und der Verein mit den größten Ambitionen, Tyresö FF.

Die Boulevardzeitung Aftonbladet schreibt in ihrer heutigen Ausgabe, dass Göteborg augenscheinlich das größte Interesse an der Brasilianerin hat während Tyresös Präsident Hasse Lindberg zitiert wird: „Wenn dieses Preisschild wirklich gültig ist, lohnt es sich nicht einmal eine Krone für ein Telefonat auszugeben.“ Sein Göteborger Pendant Peter Bronsman: „Wir sind in einer gewissen Bereitschaft. Aber wir haben einen Gesamtumsatz von sieben Millionen Kronen. Wenn sie diese Summe wirklich haben wollen, dann geht es nicht.“

Alle anderen zehn Vereine sagen eindeutig nein zu der Weltfußballerin. Die Gehaltsvorstellungen liegen jenseits von Gut und Böse. In einer Umfrage, die Aftonbladet bei allen zwölf Clubs gemacht hat, ob die Vereine mit ihrem jetzigen Kader zufrieden sind oder ob sie den Kollaps der WPS nutzen werden, um doch noch die eine oder andere Verpflichtung zu tätigen, kam folgendes heraus:

So gut wie alle Vereine haben erheblich Anfragen aus den USA bekommen. Ein mittlerer Tross möchte sich gerne in Bewegung nach Skandinavien setzen. AIK wäre durchaus noch an einer offensiven Mittelfeldspielerin und/oder einer Stürmerin interessiert. Djurgården sucht in Abwehr, Mittelfeld und Angriff noch, aber die finanzielle Situation setzt deutliche Grenzen, falls nicht Sponsoren eine Spielerin „stiften“. Jitex in Göteborg hat nach der Verpflichtung von Christina Julien den Kader endgültig voll, aber Lokalrivale Göteborg sucht noch Klassespielerinnen vor allem fürs Mittelfeld. Hier könnte Marta landen, Sportchef Lasse Svensson sagt, dass man Spielerinnen suche, die direkt in die Startformation gehen können.

Kristianstads Elisabet Gunnarsdottir ist eigentlich auch zufrieden, aber die neuen Möglichkeiten führen auch die Isländerin in Versuchung. Alle wissen, dass man jetzt auch gute Spielerinnen zum Sonderangebotspreis bekommen kann. Die Entscheidung, ob man noch jemanden holt, soll noch diese Woche fallen und falls es eine positive Entscheidung ist, dann handelt es sich um eine Amerikanerin.

Linköping will noch eine offensive Spielerin. Trainer Jörgen Pettersson spricht davon, dass die Verstärkung jetzt, aber vielleicht auch erst zum Sommer kommen kann. Mit Lisa DeVanna, Linda Sällström und Emma Lundh gibt es in Linköping schon drei starke Stürmerinnen. Aber Pettersson hat die Offensive mit Recht als Problemzone erkannt und will da offenbar richtig aufrüsten und zu starker Konkurrenz im Team kommen.

Malmö will erst einmal den Konkurs abwenden und hat genug mit sich selbst zu tun. Sportchef Niclas Carlnén passt. Piteå ists zufrieden mit seinen drei Torhüterinnen und siebzehn Feldspielerinnen. Umeå und Vittsjö dagegen suchen beide noch. Vittsjö muss sich ordentlich verstärken, wenn man nicht glcieh wieder absteigen will in die neue Superettan. Örebro dagegen sagt, dass der Kader komplett ist und die Ressourcen erschöpft.

Die kommenden vier Wochen werden spannend. In Frage kommen wohl alle Spielerinnen, die nicht Bestandteil des USWNT sind, des erweiterten Kaders der amerikanischen Nationalmannschaft, denn bei denen ist damit zu rechnen, dass sie in den USA vom Verband finanziert werden, um sich optimal auf London 2012 vorzubereiten. Alles andere als Gold wäre eine Enttäuschung, alles andere als Gold dürfte auch das Ende der WPS bedeuten, denn die Liga, die nun sicher nicht nur wegen des Streits mit dem zu Recht unbeliebten Dan Borislow ein Jahr pausiert, braucht den Erfolg bei Olympia als Pausenfüller und Reanimation, um die Anstrengung, 2013 wieder zu spielen, wirklich zum Erfolg zu führen.

Die amerikanische Nationalmannschaft spielt am Samstag gegen Neuseeland. Im Kader (und damit wohl eher unwahrscheinlich für einen Transfer nach Europa) sind 28 Spielerinnen: Yael Averbuch (25), Nicole Barnhart (30), Shannon Boxx (34), Rachel Buehler (26), Lauren Cheney (24), Stephanie Cox (25), Whitney Engen (24), Ashlyn Harris (26), Tobyn Heath (23), Meghan Klingenberg (23), Amy LePeilbet (31), Sydney Leroux (21), Lori Lindsey (31), Carli Lloyd (29), Jill Loyden (26), Kristie Mewis (20), Heather Mitts (33), Alex Morgan (22), Christine Nairn (21), Kelly O’Hara (23), Heather O’Reilly (26), Christie Rampone (36), Megan Rapinoe (26), Amy Rodriguez (24), Becky Sauerbrunn (26), Hope Solo (30), Abby Wambach (31), Keelin Winters (23).