Josefine Öqvist glaubt an sich

JosefineAm Sonntag konnte Josefine Öqvist noch nicht beim Spiel ihres neuen Clubs Kristianstads DFF gegen Piteå IF (1:1) dabei sein. Sie leidet noch an einer leichteren Oberschenkelverletzung, die sie sich beim Training mit der Nationalmannschaft vor dem Spiel gegen Island, an dem sie dann auch nicht teilnehmen konnte, zuzog.

Nach einem Jahr Babypause verzögert sich das Comeback also noch ein wenig. Beim Pressetreffen vor knapp einer Woche in Stockholm habe ich „Jossan“ getroffen.

Irgendwie schien Kristianstad die logische Vereinswahl zu sein?

Ja, das war wohl ganz logisch. Kristianstad will sich weiter nach oben orientieren und ich wollte wieder Fußball spielen und das passte auch ganz gut damit zusammen, wo ich wohne. Dann haben wir noch einen guten Babysitter bekommen.

Ist das Leben als Mutter und Fußballprofi stressig? will ich wissen.

Naja, du siehst ja selber. (lacht, ihre Tochter macht auf sich aufmerksam). Man ist immer mit einer Riesenmenge Sachen unterwegs, das Auto ist proppevoll, da ist dann das Training oft eine richtige Entspannung.

Josefine Öqvists Verlobter Stefan Lassen ist Eishockeyprofi in Malmö, betreibt also einen Wintersport, während Öqvist selber eher einen Sommersport betreibt. Ob das denn nicht ideal ist, da kann man wechselweise sich mehr mit dem Kind beschäftigen?

Ja, das ist schon richtig so, allerdings führt es auch dazu, dass wir kaum zusammen freie Tage haben.

Was ist dein Eindruck von Kristianstad?

Das ist ein richtig gutes Team. Offensiv sind wir wirklich sehr gut aufgestellt, aber auch in der Abwehr haben wir gute Spielerinnen dazu bekommen. Die müssen aber erst mal richtig eingespielt sein. Ich denke, wir werden da oben mitspielen und manchmal auch an der Spitze riechen. Es wird auch toll sein, wenn Hedvig Lindahl zurückkommt. Sie beflügelt unser offensives Spiel, sie agiert ja weit draußen und hilft damit, dass die Mannschaft vorne bleibt. Aber auch unsere Nummer 2 Brett Maron hat eine tolle Vorsaison gespielt.

Du wirst wohl mit der erst 17 Jahre alten Marija Banusic spielen. Was kannst du über sie sagen?

Wir können ja nicht verlangen, dass sie schon in jedem Spiel gut sein wird. Aber sie ist eines der größten Talente, das ich je gesehen habe. Sie ist physisch sehr stark, hat eine gute Technik. Wenn die lernt, die Situationen einzuschätzen, wann muss ich den Ball abgeben, wann muss ich ihn halten, dann haben wir eine Weltklassespielerin, so einfach ist das.

Du warst jetzt gerade für die Nationalmannschaft nominiert, dann verletzt. Nur noch drei Monate bis zur EM. Geht das noch?

Ich konnte immerhin trainieren mit der Mannschaft, dann haben die mich nicht im Match gesehen. Aber sie werden mich in der Liga beobachten. Ich glaube, sie haben gesehen, dass ich wieder da bin. Wenn ich wieder für meinen Verein spielen kann, habe ich keinen Grund, unruhig zu sein. Ich glaube an mich. Wenn ich mich für etwas engagiere, dann tue ich das immer mit ganzem Herzen und zu 100%. Ich bin keine, die etwas nur halb macht.

Josefine Öqvist will also unbedingt bei der EM dabei sein. Sie ist mit ihren irrationalen Laufwegen und ihrer Schnelligkeit neben der derzeit überragenden Lotta Schelin die wohl beste schwedische Stürmerin gewesen – vor der Babypause und vor der Verletzung. Ob sie wieder da ist, wird sich in den Wochen, die da kommen, zeigen. Der versammelten Presse erzählte sie am Dienstagvormittag, dass es einen wesentlichen Unterschied zwischen der Öwvist vor und der nach der Babypause gibt: „In der Vorsaison habe ich wirklich aus jeder Chance ein Tor gemacht, so war es vorher nicht.“

Öqvist ist auch in der Öffentlichkeit eine Person, die Interesse weckt, bei den Medien wie beim Publikum. Ob es ihr berühmter Trikottausch nach dem Spiel gegen Nordkorea mit einem deutschen Fan in Augsburg ist, die rote Karte für das Revanchefoul an Sonia Bompastor im Spiel um Platz 3 oder als sie sich vor knapp zehn Jahren für ein sogenanntes Männermagazin auszog: Josefine Öqvist ist immer für eine Überraschung gut.

Sie ist aber auch eine sehr angenehme Gesprächspartnerin. Denn anders als nahezu alle anderen, die man interviewt, stellt sie auch dem Interviewer fragen und sie meint es ehrlich. Wohnst du eigentlich zentral in der Stadt, habe ich sie mal gefragt, als sie noch bei Tyresö spielte. Ja, hier ganz in der Nähe, wo wohnst du denn? Das ist typisch Öqvist. Und ihr Ehrgeiz scheint ungebremst zu sein. Das kann Schweden hoffen lassen. Am 23. Juli wird sie 30 Jahre alt. Vielleicht macht sie sich am Tag danach das schönste Geschenk und schießt ihre Mannschaft noch einmal in ein großes Finale. 2003 hat sie das mit ihrem Tor gegen Kanada schon einmal gemacht.

 

 

Zu viele Ausländerinnen in der Damallsvenskan?

Pia Sundhage hat sich aufgeregt. Das tut sie eigentlich oft und gerne und das macht sie auch sympathisch, das sie Gefühle zeigt und voll bei der Sache ist. Manchmal allerdings frage ich mich inzwischen, ob sie sich nicht ein wenig zurückhalten sollte, zumindest in den Medien.

Denn die schnappen dankbar jede Silbe der angehenden Ehrendoktorin, Gastprofessorin, Frau des Jahres 2012, Welttrainerin des Jahres und was weiß ich nicht noch alles, auf.

Am Donnerstagabend war sie wie ich auf dem Malmö IP und sprach anschließend wie immer frank und frei ins Mikrofon der Reporter von Sydsvenska Dagbladet. Dass sie mal besser nichts gesagt hätte, war ihr dabei aber offenbar schon selber klar, denn: „Das jetzt sollte ich eigentlich nicht sagen,“ begann Sundhage ihre Ausführungen und echauffierte sich darüber, dass sie zu einem Champions-League-Spiel käme und alles, was sie als Nationaltrainerin beobachten könnte, wären drei Spielerinnen bei Malmö und eine Spielerin des Gegners.

In der Tat begann Malmö die Begegnung mit nicht weniger als acht Ausländerinnen: Thora Helgadottir, Ali Riley, Katrin Schmidt, Katrine Veje, Sara Björk Gunnarsdottir, Manon Melis, Ramona Bachmann, Anja Mittag.

Bei Olympique Lyonnais dagegen standen in der Anfangsformation nicht weniger als neun Französinnen und lediglich Lara Dickenmann und Lotta Schelin haben einen ausländischen Pass.

Eines ist klar. Pia Sundhage hat sich nicht darin einzumischen, wie die Vereine ihre Kader bestücken und welchen Pass die Spielerinnen haben. Und wenn sie in dem oben genannten Interview sagt, dass alles noch vor 5-6 Jahren (bevor sie zuerst nach China und dann in die USA ging) anders gewesen wäre, dann muss sie eigentlich besser als viele andere wissen, dass sich Frauenfußball in 5-6 Jahren enorm entwickelt hat und auch weiter entwickeln wird.

„In Lyon werden ausländische Spielerinnen nur dann verpflichtet, wenn ihre Qualität definitiv besser ist als das, was man auf dem franösischen Markt bekommen kann“, schrieb mir gestern ein Fan aus Frankreich via Twitter.

In Schweden, und da hat Sundhage Recht, ist das augenscheinlich nicht der Fall, auch wohl nicht in Deutschland.

Ich habe mir die aktuellen Kader in der Damallsvenskan angesehen und komme auf folgende Liste ausländischer Spielerinnen. Es sind 66 Spielerinnen. Sie verteilen sich auf: 1. Finnland 9, 2. Island, Nigeria, USA je 7, 5. Dänemark, Holland je 5 und auf zwölf weitere Länder. Bei den Vereinen liegt Malmö klar vorn.

10 LdB FC Malmö: Thora Helgadottir, Ali Riley, Paula Radtke, Katrine Veje, Sara Björk Gunnarsdottir, Katrin Schmidt, Yoreli Rincon, Ramona Bachmann, Manon Melis, Anja Mittag

7 Tyresö FF: Line Röddik Hansen, Meghan Klingenberg, Elaine Moura, Kirsten van de Ven, Vero Boquete, Christen Press, Marta

7 KIF Örebro: Stephanie Labbé, Marie-Eva Nault, Susanna Lehtinen, Irena Martinkova, Lucie Martinkova, Sanna Talonen, Sarah Michael

7 Kristianstads DFF: Brett Maron, Sif Atladottir, Nicole Sykes, Gudny Odinsdottir, Margret Lara Vidarsdottir, Johanna Rasmussen, Lorca van de Putte

6 Vittsjö GIK: Lois Geurts, Kendall Fletcher, Ifeoma Dieke, Mandy van den Berg, Kirsty Yallop, Jane Ross

6 Piteå IF: Lydia Williams, Faith Ikidi, Hallbera Gisladottir, Anna Westerlund, June Pedersen, Francesca Ordega

5 Kopparberg/Göteborgs FC: Camille Levin, Anita Asante, Yael Averbuch, Cathrine Dyngvold, Jodie Taylor

4 Linköpings FC: Marianne Gajhede, Renée Slegers, Pernille Harder, Linda Sällström

4 Umeå IK: Katrin Jonsdottir, Ogonna Chukwudi, Rita Chikwelu, Tuija Hyyrynen

4 Sunnanå SK: Carys Hawkins, Helene Ukaonu, Annika Kukkonen, Perpetua Nkwocha

3 Mallbacken: Kaitlynn Fraine, Maija Saari, Hayley Lauder,

3 Jitex BK: Minna Meriluoto, Annica Sjölund, Leena Puranen

Johanna Rasmussen nach Schweden

Die 28-Jährige dänische Weltklassestürmerin Johanna Rasmussen hat ihren Vertrag mit dem amerikanischen Proficlub magic Jack in der WPS im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst und wechselt sofort in die schwedische Damallsvenskan zum Tabellenfünften Kristianstads DFF.

Rasmussen hatte früher bereits für Umeå IK gespielt und ging dann 2010 zusammen mit Ramona Bachmann und Mami Yamaguchi zu Atlanta Beat, während Madelaine Edlund und Elaine Moura von St. Louis Athletica in der WPS verpflichtet wurden.

Von diesen fünf ehemaligen UIK-Spielerinnen, die in die WPS wechselten, ist Johanna Rasmussen nun die fünfte, die wieder nach Schweden zurückkehrt.

Eine mögliche Erklärung für die Auflösung des Vertrags könnte sein, dass Rasmussen in acht Begegnungen lediglich 373 Minuten Spielzeit bekam. Die Konkurrenz bei magic Jack (früher Washington Freedom) im Angriff ist sehr gross. Dort spielen auch Abby Wambach, Lisa DeVanna, Lindsay Tarpley und die neuen Stars Ella Masar und vor allem Christen Press, die hinter Christine Sinclair auf Platz 2 der Torschützenliste der WPS 2011 steht. Rasmussen spielte lediglich in drei von 14 Begegnungen von Anfang an.

Auch die Amerikanerin Brett Maron ist offenbar auf dem Weg zurück nach Schweden. Maron spielte bereits früher schon einmal für Kristianstad und war mit Rasmussen sowohl bei Atlanta Beat wie auch bei magic Jack. Ein Verein konnte der 25-Jährigen allerdings bislang noch nicht zugeordnet werden. Auf der Suche nach einer Torhüterin dürfte vor allem Jitex BK sein, nachdem die isländische Keeperin Sandra den Verein abrupt verlassen hatte.