Pia Sundhage hat sich aufgeregt. Das tut sie eigentlich oft und gerne und das macht sie auch sympathisch, das sie Gefühle zeigt und voll bei der Sache ist. Manchmal allerdings frage ich mich inzwischen, ob sie sich nicht ein wenig zurückhalten sollte, zumindest in den Medien.
Denn die schnappen dankbar jede Silbe der angehenden Ehrendoktorin, Gastprofessorin, Frau des Jahres 2012, Welttrainerin des Jahres und was weiß ich nicht noch alles, auf.
Am Donnerstagabend war sie wie ich auf dem Malmö IP und sprach anschließend wie immer frank und frei ins Mikrofon der Reporter von Sydsvenska Dagbladet. Dass sie mal besser nichts gesagt hätte, war ihr dabei aber offenbar schon selber klar, denn: „Das jetzt sollte ich eigentlich nicht sagen,“ begann Sundhage ihre Ausführungen und echauffierte sich darüber, dass sie zu einem Champions-League-Spiel käme und alles, was sie als Nationaltrainerin beobachten könnte, wären drei Spielerinnen bei Malmö und eine Spielerin des Gegners.
In der Tat begann Malmö die Begegnung mit nicht weniger als acht Ausländerinnen: Thora Helgadottir, Ali Riley, Katrin Schmidt, Katrine Veje, Sara Björk Gunnarsdottir, Manon Melis, Ramona Bachmann, Anja Mittag.
Bei Olympique Lyonnais dagegen standen in der Anfangsformation nicht weniger als neun Französinnen und lediglich Lara Dickenmann und Lotta Schelin haben einen ausländischen Pass.
Eines ist klar. Pia Sundhage hat sich nicht darin einzumischen, wie die Vereine ihre Kader bestücken und welchen Pass die Spielerinnen haben. Und wenn sie in dem oben genannten Interview sagt, dass alles noch vor 5-6 Jahren (bevor sie zuerst nach China und dann in die USA ging) anders gewesen wäre, dann muss sie eigentlich besser als viele andere wissen, dass sich Frauenfußball in 5-6 Jahren enorm entwickelt hat und auch weiter entwickeln wird.
„In Lyon werden ausländische Spielerinnen nur dann verpflichtet, wenn ihre Qualität definitiv besser ist als das, was man auf dem franösischen Markt bekommen kann“, schrieb mir gestern ein Fan aus Frankreich via Twitter.
In Schweden, und da hat Sundhage Recht, ist das augenscheinlich nicht der Fall, auch wohl nicht in Deutschland.
Ich habe mir die aktuellen Kader in der Damallsvenskan angesehen und komme auf folgende Liste ausländischer Spielerinnen. Es sind 66 Spielerinnen. Sie verteilen sich auf: 1. Finnland 9, 2. Island, Nigeria, USA je 7, 5. Dänemark, Holland je 5 und auf zwölf weitere Länder. Bei den Vereinen liegt Malmö klar vorn.
10 LdB FC Malmö: Thora Helgadottir, Ali Riley, Paula Radtke, Katrine Veje, Sara Björk Gunnarsdottir, Katrin Schmidt, Yoreli Rincon, Ramona Bachmann, Manon Melis, Anja Mittag
7 Tyresö FF: Line Röddik Hansen, Meghan Klingenberg, Elaine Moura, Kirsten van de Ven, Vero Boquete, Christen Press, Marta
7 KIF Örebro: Stephanie Labbé, Marie-Eva Nault, Susanna Lehtinen, Irena Martinkova, Lucie Martinkova, Sanna Talonen, Sarah Michael
7 Kristianstads DFF: Brett Maron, Sif Atladottir, Nicole Sykes, Gudny Odinsdottir, Margret Lara Vidarsdottir, Johanna Rasmussen, Lorca van de Putte
6 Vittsjö GIK: Lois Geurts, Kendall Fletcher, Ifeoma Dieke, Mandy van den Berg, Kirsty Yallop, Jane Ross
6 Piteå IF: Lydia Williams, Faith Ikidi, Hallbera Gisladottir, Anna Westerlund, June Pedersen, Francesca Ordega
5 Kopparberg/Göteborgs FC: Camille Levin, Anita Asante, Yael Averbuch, Cathrine Dyngvold, Jodie Taylor
4 Linköpings FC: Marianne Gajhede, Renée Slegers, Pernille Harder, Linda Sällström
4 Umeå IK: Katrin Jonsdottir, Ogonna Chukwudi, Rita Chikwelu, Tuija Hyyrynen
4 Sunnanå SK: Carys Hawkins, Helene Ukaonu, Annika Kukkonen, Perpetua Nkwocha
3 Mallbacken: Kaitlynn Fraine, Maija Saari, Hayley Lauder,
3 Jitex BK: Minna Meriluoto, Annica Sjölund, Leena Puranen