Leni Kaurin: Viele Mädchen und Frauen haben sich gemeldet

In einem Interview mit der Zeitung VG hat Leni Larsen Kaurin sich zu weiteren Details geäußert und räumt damit Fragen aus, die sich manchen gestellt haben, die sich detailliert über die Vorfälle beim norwegischen Meister Stabæk informiert haben, gestellt

Darin berichtet Leni etwa, dass sie viele SMS, aber auch E-Mails von ihrem damaligen Trainer Øyvind Eide bekommen hat.

„Das konnte ein Bild von mir und Hanna Sørvaag sein [einer norwegischen Singer/Songwriterin, die vom Typ her Ähnlichkeit mit Leni Kaurin aufweist; ffschweden]. Dazu der Text „Nicht viel zu tun an einem Samstagabend. Ihr seid wie zwei Tropfen Wasser“. Eigentlich ziemlich harmlos. Aber trotzdem ist das ja nichts, was ein Trainer normalerweise macht. Sowas bekam ich um 22.15 Uhr abends. Darauf habe ich nicht geantwortet,“ erzählt die norwegische Nationalspielerin.

Dass Stabæks Sportchef Richard Jansen die unselige Geschenkkarte, auf der Eide Leni Kaurin eine ‚erotische Massage mit Happy End‘ verspricht, verlegt haben will, nimmt Leni Kaurin Jansen übel.

„Was Richard da getan hat, nehme ich sehr ernst. Er sollte Vertrauen ausstrahlen, als ich zu ihm gegangen bin. Ich habe mich ihm offenbart und dann werde ich nicht ernst genommen. Ich habe ihm auch den „Sexgutschein“ gegeben, den ich von Øyvind bekommen habe. Die hat er verschlampt. Das grenzt an Diebstahl. Diese Karte ist mein Eigentum, dafür fehlen mir die Worte. Offenbar hatten die große Angst, dass der Gutschein in den Medien abgedruckt hätte werden können. Viele meiner Freunde haben den gelesen und haben nur den Kopf geschüttelt. Und dann haben sie Witze gemacht… Man macht keine Witze über sowas, wenn man den Hintergrund kennt und Øyvinds Absichten,“ sagte Kaurin im Interview mit VG.

Jansen behauptete, dass er wisse, dass Leni Kaurin ihrem Trainer ein Gegengeschenk gemacht habe, dass auch mit Massage zu tun  haben soll. Stimmt das, wird sie gefragt?

„Das war vor Weihnachten. Wir hatten uns besser kennen gelernt. Er sagte, er habe oft an der Schulterseite Schmerzen. Wir hatten damals einen Chiropraktiker, der Arnt hieß und der mit alternativen Behandlungsformen arbeitete. Es wurde über eine Poliermaschine geredet, die man bei Biltema kaufen konnte. Mehrere kauften so ein Ding. Ich kaufte drei vor Weihnachten. Und da sagte ich, dass ich eine solche im Auto hätte, die er haben könne. Ich sagte nicht, dass es ein Geschenk sei, die lag nur im Karton. Das ist das berühmte „Geschenk“, von dem er sagt, dass ich es ihm gegeben hätte. Natürlich kann man das aus dem Zusammenhang reißen, aber so war es nicht gedacht. Es war ganz einfach eine Art Freundschaftsdienst.“

Eide, so fragt die Zeitung weiter, hätte den Eindruck vermittelt, dass Leni Kaurin und er voneinander fasziniert gewesen seien und auf einem Date waren?

„Das ist das, was ich nicht verstehe. Er hat das der Leitung von Stabæk erzählt. Aber einen Tag später hat er NISO [der Spielergewerkschaft] erzählt, dass er meine Zurückweisung begriffen habe. Ich war nie auf einem Date mit ihm. Ich lernte ihn näher kennen, aber alles passierte als Freunde. Da war ich immer deutlich.“

Auch an dem Abend, als Trainer und Spielerin essen gegangen sind, habe es sich um eib Abendessen unter Freunden gehandelt, so Leni Kaurin. Bei mehreren Gelegenheiten seien auch andere Spielerinnen dabei gewesen.

„Eines Tages sagte er mir, dass er in mich verliebt sei. Ich sagte ihm, dass ich kein Verhältnis mit ihm haben könnte,“ so Kaurin weiter zur Zeitung VG.

Leni erzählte im Gespräch mit der Zeitung auch, dass sie via Facebook viele Nachrichten bekommen habe. Spielerinnen berichten über ähnliche Erfahrungen in anderen, bei manchen handele es sich beinahe um Vergewaltigungen. „Es ist schwer, dazu etwas zu sagen, aber ich habe versucht, zu antworten, so gut es geht,“ berichtet die 32-Jährige weiter. Kaurin sagt auch, dass es deutliche Parallelen zu ihrem Fall gebe. Auch andere Mädchen und Frauen berichten, dass man ihnen nicht geglaubt habe, dass sie teils sogar lächerlich gemacht worden wären. Viele Fälle seien weit schlimmer als ihre eigene Geschichte.

Wie Lisa Marie Woods in ihrem Blog vor mehr als einer Woche die Sache anstoßen würde, davon habe Leni Kaurin nichts gewusst. Sie hätten darüber gesprochen und sie wusste, dass Lisa schreiben würde, aber eben nicht, in welchem Umfang und was genau. Als sie es dann selber las, dachte sie daran, dass es nun wohl an der Zeit wäre, darüber öffentlich zu reden.

Den Leuten, die jetzt sagen, dass Leni Kaurin sich hauptsächlich dafür rächen wolle, weil sie keinen neuen Vertrag bekommen hätte, sagt sie: „Natürlich weiß ich, dass einige Leute so denken. Aber, was ich zu meiner Verteidigung sagen kann, ist, dass ich darüber schon mit Lise Klaveness im Sommer gesprochen habe. Und dann soll das eine Racheaktion sein? Nein, das ist lange vor sich gegangen. Ich habe es fast niemandem erzählt, weil das nun einmal tabubehaftet ist,“ sagt Leni Kaurin im Interview mit VG.

Unterdessen hat Stabæk mit dem Training begonnen. Gestern versuchten mehrere Zeitungen und Medien, mit Trainer Øyvind Eide ein Gespräch zu bekommen, aber er sagte lediglich, dass er nichts zu sagen habe. Als man versucht, ihn nach dem Training zu fotografieren, zog er sich die Kapuze tief ins Gesicht und ging schnell Richtung Kabine. Ingvild Stensland gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. Melissa Wiik sagte, dass sie nichts zu sagen hätte und sagte den Journalisten vor Ort auch noch, dass die Spielerinnen nichts zu der Sache sagen dürften.

Leni Kaurin hatte erwogen, den Verein zu verklagen. Vertreten wird sie in der Angelegenheit durch die Spielergewerkschaft NISO und den Anwalt Eirik Monsen. Der erzählte dem norwegischen Fernsehen NRK am Freitag, dass er Verhandlungen mit dem Club führe. Ob man einen Vergleich mit einer Abfindung verhandele, wollte er jedoch nicht kommentieren. „Wir hatten bis jetzt einen konstruktiven und guten Dialog und ich glaube, dass wir uns einig werden,“ so Monsen. Die Gespräche werden am Wochenende fortgesetzt und nach Meinung Monsens ist es möglich, dass bis Montag eine Einigung erzielt wird.

 

Siri Nordby wütend über Solidaritätserklärung von Stabæk-Spielerinnen

Die ehemalige norwegische Nationalspielerin Siri Nordby (35) hat sich zu der letzten Freitag veröffentlichten Solidaritätserklärung von Ingvild Stensland, Ingrid Hjelmseth, Cathrine Dekkerhus und Trine Rønning geäußert.

„Wenn nur ein Bruchteil von dem stimmt, was gesagt wird, und die Mannschaft einer Spielerin auf diese Art den Rücken zuwendet, muss ich sagen, dass ich ungeheuer froh bin, mein ganzes Leben für einen anderen Club gespielt zu haben,“ so Siri Nordby.

„Diese Erklärung ist das pathetischste, was ich je gelesen habe. Total skandalös,“ schreibt die Norwegerin auf ihrer Facebook-Seite.

 

Der Fall Stabæk

Leni Larsen Kaurin in Kalmar (Juli 2013)

Leni Larsen Kaurin in Kalmar (Juli 2013)

Gestern Morgen veröffentlichte die Lokalzeitung Budstikka, die eine überschaubare Auflage von ca. 23.000 Exemplaren hat und in den an Oslo grenzenden Gemeinden Asker und Bærum erscheint, ein Interview mit der norwegischen Nationalspielerin Leni Larsen Kaurin, in der sie erstmals offen über die Ereignisse des vergangenen Jahres aus ihrer Sicht sprach.

Zur Erinnerung: Kaurins Freundin Lisa Marie Woods hatte in ihrem englischsprachigen Blog aus Australien vor Wochenfrist über eine Spielerin berichtet, die von ihrem Trainer über Monate sexuell belästigt wurde. Selbst ich, der mit dem norwegischen Frauenfußball nicht sonderlich vertraut war, hatte als erste Idee, dass es sich um Kaurin und den norwegischen Meister- und Pokalsieger Stabæk handeln könnte, was sich also gestern bestätigte. In Norwegen muss das ein offenes Geheimnis gewesen sein.

Im folgenden nun eine ausführliche Zusammenfassung des Interviews und der Geschehnisse aus Sicht von Leni Larsen Kaurin.

Warum?

In diesem Blog geht es um Frauenfußball. Vornehmlich aus Schweden, aber nicht zuletzt seit der EM in Schweden 2013 bin ich dem norwegischen Nationalteam näher gerückt, weil wir fast zwei Wochen miteinander Tür an Tür gewohnt bzw. trainiert haben. ALLE Spiele, die ich bei der EM gesehen habe, hatten Norwegen als eines der spielenden Teams. Fünf Mal hatte ich die Gelegenheit in der Mixed Zone mit den norwegischen Spielerinnen zu sprechen, 3-4 mal besuchten wir das Training auf Gröndals IP in Kalmar und hatten angenehme Begegnungen und gute Gespräche.

In diesem Fall, denn es ist einer, ein Fall, den ich Fall Stabæk nennen möchte, geht es aber auch um etwas, das weit über den Fußball hinausgeht. Es geht darum, was sich Frauen in einem Arbeitsverhältnis gefallen lassen müssen und wie Arbeitgeber darauf reagieren, wenn weibliche Arbeitnehmer sexuellen Belästigungen durch leitende Angestellte ausgesetzt sind. Leni Larsen Kaurin hat mir gestern Abend noch einmal persönlich bestätigt, dass genau das eines der zentralen Anliegen ist, warum sie sich an die Öffentlichkeit gewandt hat: Anderen zu zeigen, was nicht erlaubt sein darf und dass man sich wehren muss.

Blenden wir also zurück. Was ist geschehen? Aus der Sicht der 32-Jährigen Spielerin.

Im Sommer 2012 unterschrieb Leni Larsen Kaurin beim Osloer Topclub Stabæk. Trainer war und ist bis heute Øyvind Eide. Von Beginn an habe sich Eide an der neuen Spielerin interessiert gezeigt. Man sah sich täglich auf dem Trainingsplatz und es habe auch sporadischen Kontakt außerhalb des Platzes gegeben. Am Anfang habe die 32-Jährige noch die Aufmerksamkeit und Komplimente, die bekam eher positiv gesehen, aber mit der Zeit hätte das deutlich zugenommen in Form von SMS, E-Mails und handgeschriebenen Notizen.

„Unter anderem bekam ich Links zu der Internetseite von VG [einer norwegischen Boulevardzeitung] und deren Seiten über Sex und Partnerschaft, auf denen Øyvind Model auf mehreren Illustrationsbildern war,“ berichtet Leni Larsen Kaurin gegenüber Budstikka.

Die Bilder des entkleideten Trainers fungierten hier als Illustration zu Artikeln über Sex. (Hier ein Beispiel mit anonymen Personen). Da mag man sich wirklich schon einmal wundern, was das für ein Trainer ist, der mehr oder weniger nackt in solchen Kontexten posiert. Und laut Budstikka erhielt Larsen Kaurin die Mails mit den anzüglichen Links mit der Unterschrift: „med sportslig hilsen Stabæk Fotball, Øyvind Eide, Hovedtrener Stabæk Kvinner“ (Mit sportlichen Grüßen, Stabæk Fußball, Cheftrainer Stabæk Frauen). Schlimmer gehts nimmer.

Kaurin sagt, dass ihr damit klar geworden sei, was der Trainer wolle. Bei einem Restaurantbesuch mit Eide im November 2012 habe die Kellnerin ihr einen Strauß roter Rosen gebracht und gesagt, dass die von Eide seien. „Ich bekam den Eindruck, dass die Kellnerin und die Personen um uns herum das Ganze als Verlobungssituation auffassten, wobei ich mich sehr schlecht fühlte.“

Zusätzlich zu den Blumen bekam Larsen Kaurin an diesem Abend einen Geschenkgutschein von Eide, auf dem er ihr eine „erotische Massage mit Happy End“ versprach, ausgeführt von ihm selber.

Nun begann sie zu überlegen, wie sie mit dieser Situation umgehen könne und müsse. Eide sei trotz allem ihr Trainer gewesen, sagt Kaurin und da sie nicht im geringsten dieselben Absichten wie er hatte, versuchte sie verzweifelt nach der richtigen Art von Reaktion zu suchen, die für alle Seiten den geringsten Schaden verursachen würde.

Genau hier wird der Fall Stabæk typisch. Sehr oft in solchen Situationen versucht das Opfer von exzessiver Verfolgung den Schaden zu minimieren, zum einen aus Selbsterhaltungstrieb und weil man gelehrt wurde, große Konflikte tunlichst zu vermeiden. Zum anderen aber sicher auch, weil man sich schämt, zügig öffentliche Hilfe zu suchen, aus der falschen Überlegung heraus, dass es jemanden geben könnte, der einen für „mitschuldig“ hält. Auch ich habe gestern überlegt, ob nicht an irgendeiner frühen Stelle schon ein deutlicheres Nein oder Absagen statt Zusagen etwa zu einem Abendessen zu Zweit hätten erfolgen können. Hätte man die Entwicklung dann stoppen können? Die Frage mag berechtigt sein, allerdings ist ein wie auch immer geartetes Nein, zu welchem Zeitpunkt auch immer ein NEIN, das man in zwischenmenschlichen Beziehungen zu akzeptieren hat.

Øyvind Eide hat dies offenbar nicht kapiert. Er hat es auch nicht akzeptiert. Der Übungsleiter von Stabæk outet sich aber auch als selbstverliebter Narziss, wenn er Kaurin Internetlinks schickt, auf denen er mehr oder weniger unbekleidet in nachgestellten erotischen Situationen posiert. Eide wollte sich das holen, von dem er überzeugt war, dass es ihm zustand. Und gesellte sich zu der leider nicht kleinen Schar Männer, für die ein weibliches Nein lange erst mal ein Ja ist.

„Das war nur der Auftakt des schlimmen Klimas, das sich entwickelte und das für mich nur schlimmer und schlimmer wurde, weil er einfach nicht nachließ,“ erzählt Leni Larsen Kaurin der ehemaligen Mannschaftskameradin und heutigen Journalistin Ragnhild Gulbrandsen.

Leni begann, auch das wieder typisch und vielerorts nachzulesen, sich Schutzmechanismen auszudenken und zuzulegen. Man vermeidet den Augenkontakt mit dem Chef, den man täglich sehen muss, versucht ihm aus dem Weg zu gehen, um bloß nicht wieder in eine unangenehme Situation zu kommen. „Ich lief umher und musste die ganze Zeit daran denken,“ sagt sie und man kann ihre Qualen und Hölle verstehen, die sie offenbar erst einmal mit niemandem teilen konnte.

„Ich weiß jetzt, dass ich viel früher mit anderen hätte reden müssen,“ sagt sie denn auch, „aber es ist leicht nachher klug zu sein.“

Die EM in Schweden stand vor der Tür. Es gab Ablenkung durch mehrere Lehrgänge und das Turnier, das für die Norwegerinnen bekanntlich sehr positiv verlief.

Nach der EM eskaliert die Situation. Leni hält es nicht mehr aus und geht zu einem Psychologen, der ihr rät, mit dem Trainer zu reden. Aber das kann sie nicht und man kann es ihr auch nicht verdenken. Sie denkt an die Mannschaft, die fast alle Spiele gewinnt, will nicht im Weg sein, denkt selber daran, aufzuhören und weiß nicht, was sie tun soll, zumal die meisten anderen den Trainer mögen, sein wahres Gesicht aber auch nicht kennen.

Sie trifft die falsche Entscheidung und beschließt, hart zu trainieren, den Mund zu halten und irgendwie damit fertig zu werden. Der eitle Øyvind Eide aber akzeptiert scheinbar nicht, abgewiesen worden zu sein. Larsen Kaurin landet im Herbst 2013 immer häufiger auf der Ersatzbank. Im Pokalendspiel gegen Avaldsnes im November wurde sie nicht aufgestellt und nicht einmal eingewechselt.

Leni Larsen Kaurin geht zu Stabæks Sportchef Richard Jansen und erzählt ihm, was geschehen ist.

„Ich wollte ihm eine Erklärung geben, warum ich so in mich gekehrt war und nicht die übliche Gute-Laune-Macherin, die ich früher einmal war.“

Sie erzählt Jansen die ganze Geschichte, zeigt ihm den inzwischen berüchtigten Massagegutschein. Jansen habe sich geschockt gezeigt, glaubt Larsen Kaurin, habe wenig kommentiert. Schon in diesem Gespräch stellt sich aber heraus, dass Eide ihr einen Schritt voraus ist. Richard Jansen erzählt Leni Larsen Kaurin, dass er ein Gespräch mit dem Trainer über sie gehabt habe und dass man gemeinsam beschlossen habe, ihr keinen Vertrag für 2014 anzubieten, da man die Mannschaft gezielt verjüngen wolle. Jansen verspricht ihr jetzt, unter Berücksichtigung des Gehörten noch einmal mit Eide zu sprechen und seine Version zu hören. Larsen Kaurin hört jedoch nichts mehr von Jansen.

Das Opfer sollte also schlicht und einfach weg. Entsorgt werden. Natürlich hat der Verein offiziell erst spät von der Geschichte erfahren. Sicher zu spät. Aber klug ist man leicht hinterher. Da hat Leni Recht. Eide muss das Ganze extrem peinlich gewesen sein. Er wollte Larsen Kaurin haben, die lehnte ihn ab, da machte es keinen Sinn mehr für ihn, die ohnehin sich ablehnend verhaltende Frau um ihn herum zu haben, zumal er sicher ständig befürchtet haben muss, dass sie über seine eher peinlichen, kläglichen und dümmlich-widerlichen Annäherungsversuche (Massagegutschein…) mal etwas zu Mannschaftskameradinnen wie Trine Rønning, Ingrid Hjelmseth oder Ingvild Stensland erzählen. Übrigens sind die alle Drei auch deutlich jenseits der 30 und wenn man die Mannschaft wirklich verjüngen wollte, dann…

Warum sie denn jetzt doch damit an die Öffentlichkeit gehe, fragt Gulbrandsen sie? Und es ist ihre Antwort, die überzeugt und die auch rechtfertigt, dass man auch außerhalb Oslos und Norwegens davon schreibt, liest und darüber spricht.

„Weil ich weiß, dass mein Fall kein Einzelfall ist. […] Auch, weil ich es jüngeren Spielerinnen, die viel mehr zu verlieren haben, leichter machen will, aber auch für die Erhaltung meiner Selbstachtung. […] Ich hoffe auch auf einen größeren Fokus auf dieses Thema in der Sport- und Berufswelt. Man wird unsicher und verletzbar, wenn eine Person mit Macht im Verhältnis zu deiner eigenen Entwicklung, nicht mit sexuellen Annäherungsversuchen aufhört. […] Ein Nein muss ein Nein bleiben, auch dem Chef gegenüber, wenn er oder sie über die Grenze gegangen ist, die man eigentlich nicht überschreiten darf. “

Ihre Zukunft lässt die 32-Jährige in dem Interview noch offen, sagt, sie habe den Kopf noch nicht frei darüber nachzudenken. Um weiterzumachen, müsse man mental und physisch bereit sein. Und da sei sie heute noch nicht.

Die Rolle des Vereins hier ist leider auch typisch, wodurch aus dem Fall Eide der Fall Stabæk wird. Still halten, aussitzen, hoffentlich ist der Sturm bald vorbei. Das Opfer soll verschwinden, bekommt keinen neuen Vertrag. Was die Mannschaft wohl zu einem solch charakterlosen Haufen Funktionäre sagt? Gar nichts? Gibt es einen Maulkorb für Spielerinnen? Oder kümmern die sich nicht, weil nur der Erfolg zählt und Eide hat ja das Double geholt?

Fünf Tage nach dem Blogpost von Lisa Marie Woods schaffte es der norwegische Meister ein kurzes Statement abzugeben. „Kein Kommentar.“ Dabei wurde erst im Herbst 2012 ein Juniorentrainer Stabæks zu sieben Monaten Haft verurteilt, weil er drei Jungs sexuell belästigt hatte.

Diesem Verein darf eigentlich niemand mehr seine Kinder anvertrauen. Man hat nichts gelernt.

Gesagt hat der Beschuldigte erst einmal nichts. Auch auf Anfrage von Budstikka und allen anderen norwegischen Medien.

Heute aber wurde der Druck wohl doch zu groß. Øyvind Eide äußerte sich. Ausgerechnet in der Zeitung, in der er schon als halberotisches Model zu sehen war und ist, VG (= Verdens gang; etwa: Der Lauf der Welt).

Er bedauere den Umgangston, den er mit einer seiner Spielerinnen an den Tag gelegt habe, so Eide. VG schreibt, dass man den Trainer gestern Abend im Schneetreiben getroffen habe, an seiner Seite seien drei Vertreter des Vereins gewesen (die ihn dann wohl gezwungen haben sich zu äußern?!`). Man habe ihm angemerkt, dass er von der Sache tief betroffen sei, er habe müde und kaputt ausgesehen.

Jetzt räumt er Fehler und unpassendes Verhalten ein: „Das war während 2-3 Monaten im Herbst 2012. Ich war fasziniert von einer Spielerin und wir waren vielleicht 3-4 Mal zusammen aus. Während dieser Zeit gab es einen flirtenden Jargon und es gab einen SMS-Austausch, der innerhalb dieses Jargons normal war,“ so Eide gegenüber VG.

„Auch wenn sie de facto älter ist als ich, habe ich damals schlechtes Beurteilungsvermögen an den Tag gelegt in Bezug auf die Rolle in der ich war, und ich bedauere, dass sie all das auf die Art und Weise empfunden hat, in der sie es offensichtlich getan hat,“ so Eide weiter.

Larsen Kaurin ist acht Monate älter als Eide. Und seine Äußerungen klingen auswendig gelernt und die anwesenden Vereinsvorsitzenden haben sie sicher vorher schon mit einem Anwalt abgesprochen. Zumal er jetzt trainerväterlich-scheinheilig sagt: „Es ist natürlich sehr schade, dass sie solche Gefühle hatte. Ich hätte mir gewünscht, dass wir darüber einen Dialog hätten führen können, aber ich habe sie mit meiner Hinwendung nicht erreicht,“ so Eide in Begleitung des Trios. Das Wort Hinwendung hätte er sich sparen können, es kommt sehr doppeldeutig daher.

Aber typischerweise versucht man das Opfer jetzt als ‚Sensibelchen‘ zu diskreditieren, dass alles viel zu sehr ernst genommen habe und dass sich doch mal in einem Vieraugengespräch (nackt, Herr Eide?) hätte artikulieren können.

„Dass sie keinen neuen Vertrag bekommen hat, hat ausschließlich sportliche Gründe,“ so Eide. Er habe nun einmal vier Nationalspielerinnen, die alle jünger seien und Larsen Kaurins Position spielen könnten. „Attraktive Spielerinnen, die damals und jetzt verfügbar waren,“ so Eide und die Doppeldeutigkeit sprüht nur so, aber das mag an der Übersetzung liegen, tatsächlich aber verwendet Eide sowohl das Wort „attraktive“ wie auch „tillgenglig“ (= verfügbar).

Die Geschenkkarte mit dem Gutschein für eine erotische Massage mit Happy End, so Eide, habe er ihr tatsächlich gegeben, aber das sei doch ein Scherz gewesen. Ein Scherz!! Den muss ich mir merken und auch mal benutzen, wenn ich mich alleine mit einer Bekannten in einem Restaurant treffe und ihr durch die Kellnerin rote Rosen überreichen lasse… Jede Frau wird doch schallend lachen über solch kreative Scherze. Ist das norwegischer Humor?

Larsen Kaurin habe ihm übrigens an jenem Abend selber auch ein Geschenk gegeben, als sie gemeinsam das Pizzarestaurant verlassen hätten, so Eide weiter. Und was die leichtbekleideten Bilder in der Zeitung VG angehe, so habe er diese 2004 gemacht und der gesamten Mannschaft gezeigt, da er der Meinung war, dass dies besser sei, als dass es Spielerinnen zufällig herausgefunden hätten, dass er solche Bilder dereinst von sich machen ließ.

Die anwesenden Vorstandsmitglieder räumten im Gespräch mit VG ein, dass Eide tatsächlich einige unkluge Dinge getan habe in jenem Herbst 2012, dass es sich dabei aber keinesfalls um sexuelle Belästigungen gehandelt habe. Der Vorstandsvorsitzende Stabæks, Espen Moe: „Wir hatten ein sehr gutes Treffen mit Leni und sind die Angelegenheit im Detail durchgegangen. Sie hat bei unserem Treffen bestätigt, dass sexuelle Belästigung ein zu starkes Wort wäre, dass es sich mehr um Belästigung gehandelt habe,“ so Moe gegenüber VG.

Leni hat diese angebliche Äußerung gegenüber VG jedoch dementiert.

Stabæk kommuniziert nun also, dass es diese Sache ernst nehme, dass man Respekt für Kaurin habe. Eides Stellung im Verein jedoch ist offenbar ungebrochen.

„Sie müssen die Spielerinnen fragen, aber ich habe das Gefühl, dass ich ihre Unterstützung habe,“ so Øyvind Eide abschließend im Gespräch mit VG.

Und so wird dieser Fall enden, wie es leider zu erwarten war. Der Trainer hat sich ein bisserl blöd verhalten. Und die Frau hat allen Respekt verdient, Frauen fühlen ja nunmal anders als Männer. Irgendwie komisch halt. War doch ein guter Witz mit der erotischen Massage! Und wenn der Trainer sagt, wackel nicht so mit dem Hintern, ich kann mich ja gar nicht konzentrieren, dann muss sich die Spielerin umdrehen und ihn halb amüsiert, halb erotisch hingebungsvoll anschauen. Nee, nee. Allen Respekt verdient, aber immer so empfindlich diese Frauen. Unser Trainer macht weiter, hat doch Erfolg. Und attraktive und verfügbare Spielerinnen gibts auch noch…

Ich wünsche Leni Larsen Kaurin, die ich letzten Sommer kennen gelernt habe, als eine sympathische und bestens trainierte Athletin, dass sie sich erholt von dieser Angelegenheit und dass sie noch ein Jahr dran hängt im Fußball. Nicht unbedingt vielleicht in Norwegen. Ich wünsche mir ein bisschen mehr Zivilcourage von den älteren Spielerinnen von Stabæk, auch weibliche Solidarität, das sie dem Verein sagen, was sie von all dem halten und dass sie sich andere Chefs wünschen als einen halbseidenen Trainer, der angeblich 16-Jährige Spielerinnen entjungfert (ist diese Geschichte jetzt eigentlich ganz vom Tisch?) und anderen erotische Massagen mit Happy-Ending (Was ist das eigentlich? Orgasmus-Garantie?) als Scherz anbietet.

Die stümperhaften Erklärungsversuche im Stabæker Schneetreiben gestern Abend jedenfalls taugen nicht dazu, das zu erreichen, was Stabæk am liebsten will: Weg mit Larsen Kaurin in die Vergessenheit und alles unter den Teppich kehren. Nein, dies ist die mit Abstand schmutzigste und widerlichste Geschichte, die mir bislang im Frauenfußball untergekommen ist.

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PS: Nun haben sich heute auch Stabæks Spielerinnen zu Wort gemeldet. In einer Presseerklärung, unterschrieben vom Spielerinnenrat: Hjelmseth, Rønning, Stensland und Cathrine Dekkerhus.

Die Erklärung im Wortlaut:

„Zuerst ist dies eine schlimme Sache für alle Seiten.

Wir von Stabæk Fußball Frauen sind eine verantwortungsbewusste und erwachsene Spielerinnengruppe und wären selbstverständlich eingeschritten, wenn wir der Auffassung gewesen wären, dass jemand aus der Mannschaft oder jemand anders im Club sexueller Belästigung ausgesetzt gewesen sei.

Wir sind uns einig darin, dass es von Øyvind unpassend war, im Herbst 2012 eine unglückliche Beziehung mit einer unserer Spielerinnen einzuleiten und dies hat er auch vor uns bedauert. Øyvind war Verdächtigungen und Anklagen ausgesetzt, die weit außerhalb der Proportionen dessen liegen, was er tatsächlich getan hat.

Er und unsere sportlichen Leiter haben unsere volle Unterstützung und wir stehen hinter ihren sportlichen Beschlüssen und Entscheidungen.

Jetzt freuen wir uns mit der Saison 2014 in Gang zu kommen, in der viele Herausforderungen auf uns warten.“

Ingvild Stensland, Ingrid Hjelmseth, Trine Rønning, Cathrine Dekkerhus (Spielerrat)

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Übrigens müssen die vier Spielerinnen ihre Presseerklärung in La Manga (Spanien) verfasst haben, denn alle befinden sich schon die ganze Woche mit der norwegischen Nationalmannschaft dort.

Ja, da wird Leni Larsen Kaurin schon nicht einmal mehr namentlich genannt. Der Spielerinnenrat spricht von einem Verhältnis (?), was dann auf Gegenseitigkeit beruht hätte. Ansonsten liest sich der Text so, als sei er von denselben Strategen geschrieben worden, die einige Stunden zuvor noch das Interview Eides gesteuert haben, in der er ja noch die Unterstützung der Spielerinnen erhofft. Jetzt ist sie da. Anders war das auch kaum zu erwarten. Rückgrat wird nicht häufig trainiert. Aber das eigene Wohlergehen ist einem dann doch wichtiger. Und man will noch mal Meister werden und Champions League spielen. Denn man weiß, es gibt „attraktive“ junge Spielerinnen, die „verfügbar“ sind, vielleicht ja sogar gefügig. Da kann man schnell draußen sein. Volles Vertrauen.

Ingrid Hjelmseth holt den Goldball

Ingrid Hjelmseth beim Abschlusstraining vor dem EM-Finale in Solna

Ingrid Hjelmseth beim Abschlusstraining vor dem EM-Finale in Solna

Im 8.600 Zuschauer fassenden Oslo Spektrum fand gestern Abend die Gala der Sportler des Jahres 2013 in Norwegen statt.

Nicht unerwartet gewann die Frauenfußballnationalmannschaft Norwegens, die im Juli 2013 bei der EM in Schweden lediglich gegen Deutschland im Finale 0:1 verloren hatte, den Titel Mannschaft des Jahres.

„Das ist etwas ganz Großes,“ sagte Mannschaftskapitänin Ingvild Stensland. „Wir waren mit einigen anderen Topteams nominiert, demzufolge sind wir sehr dankbar und sehr stolz.“

„Es ist unbeschreiblich, hier zu stehen, was ein Beweis dafür ist, dass wir etwas geschafft haben. Wir haben EM-Silber im Sommer geholt und viele Herzen gewonnen. Nachdem wir ein paar Jahre etwas unter Wert geblieben sind, sind wir zur Spitze zurückgekehrt. Das ist umso beeindruckender, als dass das Niveau des Frauenfußballs gestiegen ist. Ich denke, wir haben uns das verdient,“ so Stensland weiter.

Auch Caroline Graham Hansen (Tyresö FF) war nominiert in der Kategorie „Newcomer des Jahres“, hier ging aber der Preis an den Biathleten Johannes Thingnes Bø.

Erfolgstrainer Evan Pellerud war als Trainer des Jahres aufgestellt, auch hier räumte Biathlon mit Egil Gjelland den Titel ab.

In Norwegen wird der Titel Fußballer des Jahres nicht an die beste Frau und den besten Mann verliehen, sondern nur an eine/n Spieler/in. Die Trophäe, den „Goldball“ holte sich die Torfrau Norwegens Ingrid Hjelmseth.

Die 33-Jährige siegte gegen Solveig Gulbrandsen, Caroline Graham Hansen sowie die Männer Tom Høgli und Stefan Johansen.

„Dieser Abend war wirklich fantastisch,“ so Ingrid Hjelmseth. „Ich war in dieser Kategorie und bei der Mannschaft des Jahres nominiert, hab also ganz gut abgeschnitten. Es war aber nicht erwartet. Die Saison ist toll gelaufen mit Meisterschaft und Pokal für Stabæk und EM-Silber für die Nationalmannschaft. Auch wenn es das Beste war, den Titel Mannschaft des Jahres zu gewinnen, so ist das hier doch das Größte, was man als Einzelspielerin erreichen kann. Ich bedanke mich. Es ist toll, in einer so großen Konkurrenz gewonnen zu haben. Es ist wahnsinnig motivierend, für all die Arbeit, die man macht, geehrt zu werden. Als Mannschaftsspielerin gewinnt man sehr selten allein. Ich möchte mich bei allen Mitspielerinnen und den Serviceteams bei Stabæk und der Nationalmannschaft bedanken. Das ist unglaublich groß.“ so Hjelmseth auf der Bühne von Osl Spektrum gestern Abend.

 

 

Champions League ohne Überraschungen

Die Hauptrunde der Champions League Saison 2012/13 begann am Mittwoch mit insgesamt elf Begegnungen. Im Frauenfußball sind Überraschungen oder gar Außenseitersiege mindestens bis zum Viertelfinale wieder einmal eher nicht zu erwarten. Der schwedische Vizemeister und Pokalsieger (von 2011) Kopparberg/Göteborgs FC gewann sein Auswärtsspiel beim serbischen Meister Spartak Subotica mit 1:0. In einer ausgeglichenen Partie, in der beide Seiten je fünfmal auf das Tor der Gegnerinnen schossen, erzielte die Amerikanerin Camille Levin den Siegtreffer in der 40. Minute. Trainer Torbjörn Nilsson hatte interessanterweise die vor der Sommerpause zurückgetretene Jane Törnqvist im Aufgebot auf der Bank. Törnqvist wurde vorige Woche als neue Co-Trainerin bekanntgegeben, da die Truppe aber nach dem Weggang von Linnéa Liljegärd nach Russland und dem Kreuzbandriss von Sara Lindén arg dezimiert ist, wird Törnqvist möglicherweise öfters die Bank drücken.

Norwegens Meister Röa gewann seinen Auftritt beim kasachischen Vertreter BIIK Shymkent mit 4:0. Shymkent liegt knapp 700 km westlich der ehemaligen Hauptstadt Almaty im Süden des Landes und damit so tief in Zentralasien wie das nur irgend geht, aber da Kasachstan Mitglied der UEFA ist, spielt man in Europa mit und beschert so Besuchern weite Reisen in eine hochinteressante Region. Mit der 28-Jährigen Bruna und der 21-Jährigen Thaynara Lima spielen zwei Brasilianerinnen für die Kasachinnen, dazu die nigerianische Stürmerin Emueje Ogbiagbevha und die Serbin Milica Mijatović  – Frauenfußball auch in Kasachstan scheint sich zu entwickeln.

Für Röa trafen Stine Andreassen (2), Elise Thorsnes und Emilie Haavi.

Wie weit Finnland und seine „naistenliiga“ hinter den besten Teams zurückliegt, zumal fast alle finnischen Nationalspielerinnen in Schweden tätig sind, zeigte heute die 0:7 Heimpleite von Meister PK-35 aus Vantaa gegen den zweimaligen CL-Sieger Olympique Lyon. Laëtitia Tonazzi (2), Wendie Renard, Eugenie Le Sommer, Lara Dickenmann, Amel Majri und Camille Abily schossen die Tore in einer Lehranderthalbstunde, in der die Schussstatistik am Ende 22:1 Torschüsse für die Gäste aufwies.

In einer innernordischen Auseinandersetzung schlug Norwegens Vertreter Stabaek den dänischen Ex-Meister Bröndby mit 2:0. Ingvild Stensland und die gerade erst 17 gewordene Ada Hegerberg schossen die Tore.

Dänemarks Meister Fortuna Hjörring gewann in einem der spannenderen Spiele mit 2:1 bei Glasgow City. Dabei schoss Nationalspielerin Nadia Nadim beide Tore für die Däninnen. Nadim vergab kurz vor der Pause noch einen Strafstoß. Jane Ross erzielte den Anschlusstreffer.

Im sechsten Spiel mit nordeuropäischer Beteiligung kam Islands Meister Stjärnan nicht über ein 0:0 daheim gegen den russischen Vizemeister Zorkij Krasnogorsk hinaus.

Morgen um 18.00 Uhr dann noch LdB FC Malmös erstes Match beim ungarischen Meister MTK Budapest.

Noch einmal alle Ergebnisse auf einen Blick:

FC Zürich – Juvisy (F) 1:1 [Inka Grings schoss den Ausgleich für Zürich]
BIIK Shymkent (Kasachstan) – Röa (N) 0:4
Spartak Subotica (Serbien) – Kopparberg/Göteborgs FC 0:1
Birmingham Ladies – Verona 2:0
Apollon Limassol – Torres (Italien) 2:3 (Hattrick der 37-Jährigen Patrizia Panico)
Olimpija Cluj (Rumänien) – Neulengbach 1:1
PK-35 (Finnland) – Olympique Lyon 0:7
Stabaek (Norwegen) – Bröndby 2:0
FC Barcelona – Arsenal London 0:3
Standard Lüttich – Turbine Potsdam 1:3
Glasgow City – Fortuna Hjörring 1:2
Stjärnan – Zorkij 0:0

 

 

 

 

 

 

Halbzeit (5): Kopparberg/Göteborgs FC

Göteborg etwas ratlos wie hier Anna Ahlstrand beim Spiel gegen Tyresö (1:3)

Ebenso wie Kristianstad, so wollte auch Göteborg in dieser Saison um die Meisterschaft mitspielen. Wie man das in den letzten beiden Jahren auch getan hat. Zwei zweite Plätze und der Pokalsieg im Finale über Tyresö sprachen da für sich, auch wenn man mit Linda Sembrant, Lisa Dahlkvist (beide nach Tyresö) und Ingvild Stensland empfindliche Abgänge zu verzeichnen hatte. Ersetzt wurden die Spielerinnen durch Ingrid Wells, Anita Asante und Christen Press. Wobei man nicht von 1:1 Ersatz sprechen konnte, Press ist Stürmerin, aber nach zehn Toren kann man sie wohl als den spektakulärsten Neuzugang bezeichnen. Sie erzielte gleich beide Tore im ersten Spiel, als man Djurgården mit 2:0 besiegte.

In Runde 3 kam Göteborgs Zug zum Stillstand. Die Heimniederlage gegen Vittsjö. Man hatte Press ziehen lassen, weil die von Pia Sundhage in ein amerikanisches Trainingslager nach Florida gerufen worden war. Und Torbjörn Nilsson saß nicht auf der Bank, er war von einem Hund gebissen worden, offenbar mit so ernsten Folgen, dass er insgesamt zwei Spiele verpasste. Das zweite Spiel wurde jedoch gewonnen. Nach dem überzeugenden 6:0 Auswärtssieg bei KIF Örebro waren alle davon überzeugt, dass Göteborg da oben wieder eine Rolle spielen könnte, obwohl der Kader relativ dünn besetzt war, aber war er das 2011 nicht auch schon gewesen?

Wir haben uns geirrt, denn ähnlich wie Kristianstad gab es bei Göteborg viele Höhen und Tiefen, die Tiefen sind neu bei den meist schwarz gekleideten Westschwedinnen: Immerhin 3:3 gegen Lokalrivale Jitex nach 0:3 Rückstand, danach aber 1:4 Klatsche bei Kristianstad. Am Ende, nach zwölf Spieltagen, kann man mit 11 Punkten Rückstand auf Tyresö und zehn auf Malmö konstatieren, dass ein neuerlicher CL-Platz für 2013/14 undenkbar ist.

Woran liegt das? Göteborg wollte doch spielen wie Barcelona. Neuverpflichtungen nicht blind tätigen wie manch andere, sondern exakt passend zum Team und zur Spielidee. Es liegt nicht an Asante oder Press. Ingrid Wells ist vielleicht jemand, der nicht sonderlich auffällt, sie kam mit vielen Vorschusslorbeeren, wurde im amerikanischen „College“-Fußball der“ kleine General“ genannt und landete weit oben bei den Drafts zur WPS 2012, die sich am Ende als Spiel für die Galerie entpuppt hatten. Aber Wells hat noch einen Weg zu gehen.

Da ist die merkwürdige Vertragspolitik des Vereins. Niemand erhält einen Vertrag, der länger als ein Jahr dauert. Ich habe mal mit Torhüterin Kristin Hammarström darüber gesprochen, aber natürlich fand sie das ganz ok und das sei nun mal so, aber niemand habe wirklich Angst, keinen neuen Vertrag zu bekommen. Und nach den Erfolgen des letzten Jahres soll der Verein ALLEN Spielerinnen einen neuen Vertrag angeboten haben. Während zweier Trainingseinheiten liefen alle mal nacheinander ins Clubhaus und unterschrieben. Torbjörn Nilsson sagte, dass noch nie eine Spielerin ein Vertragsangebot ausgeschlagen hätte, seit er da ist. Immerhin vier Jahre. Aber nun schlugen Sembrant und Dahlkvist das Angebot aus – Tyresö bot einfach wesentlich mehr Geld. Und Stensland wollte aus privaten Gründen in die Heimat zurück.

Dass mit Lisa Ek (Ziel noch unbekannt, aber es ist nicht Potsdam, wie wir mal gemutmaßt haben) und Jane Törnqvist (Rücktritt) nun zwei der wichtigsten Leistungsträgerinnen den Verein inmitten einer Saison verlassen, die nicht gerade einfach verläuft, spricht dafür, dass nicht alles um Kopparberg/Göteborgs FC zum Besten steht. Zwar hat man mit der Amerikanerin Camille Levin gleich Ersatz für Törnqvist geholt, aber Levin hat nicht die Erfahrung und den Pondus der 37-Jährigen Ex-Nationalspielerin. Camille Levin ist auch eine Verpflichtung, wie wir sie bei anderen Vereinen öfters sehen. Sie hat zusammen mit Christen Press an der Stanford Universität gespielt und ist wohl von Press oder denjenigen, die Press empfohlen haben, empfohlen worden. Das ist eine neue, schlechtere Qualität des Scouting bei einem Verein, der gerade so nicht arbeiten wollte. Ich hege keinen Zweifel daran, dass Camille Levin ein großes Talent ist, aber die veränderte Personalpolitik des Vereins Kopparberg/Göteborgs FC spricht dafür, dass die Höhen und Tiefen sich in den zehn Begegnungen nach den Sommerferien fortsetzen werden.

Halbzeit

Die Hälfte der Saison ist vorbei  Schweden. Mit der 1:4-Heimniederlage von Linköping gegen Tyresö haben nun alle Teams jeweils elf Begegnungen absolviert. Am Samstag geht es schon weiter in einer Liga, die Aufwind verspürt nach dem dritten Platz der Nationalmannschaft bei der WM und in der eine ganze Reihe von Vereinen das am Montag geöffnete Transferfenster ausnützt, um sich vor der Rückrunde, die mit den Spielen gegen die Gegner des 11. Spieltags am Samstag beginnt,

Die Kurzanalyse für alle Vereine:

Sara Björk Gunnarsdottir

Ldb FC Malmö: Trotz der Abgänge von Therese Sjögran (kommt nach der WPS-Saison zurück), Kathryn Gill und Pavlina Scasna weiterhin Spitze. Mit Manon Melis hat man eine der weltbesten Stürmerinnen. Malmö hat nicht nur Geld, sondern macht auch was damit. Exzellentes Scouting: Alle nationalen und internationalen Talente sind gut ausgewählt. Sara Björk Gunnarsdottir und Annika Kukkonen etwa. Jetzt kommt mit der Dänin Katrine Veje ein weiteres Grosstalent und nach dem Ende der WPS wohl auch Caroline Seger.

 

 

Umeå IK: Trainer Blomqvist sprach beim Auftaktmeeting davon, dass Umeå Top 3 sein will. Nach der Hälfte der Saison sind sie zweiter und haben Tuchfühlung nach ganz oben. Mit Ramona Bachmann und Sofia Jakobsson ist der Angriff vielleicht noch einen Tick besser besetzt als bei Malmö. Aber der Gesamtkader spricht für den Meister. Mit Umeå jedoch ist wieder zu rechnen. Tendenz klar positiv. Negativ: Ausmusterung von Anna Paulson, das war taktlos und unnötig.

Sarah Michael (Foto: Mikael Sundberg/Skillnad AB)

KIF Örebro: Der neue Trainer Mikael Fahlén hatte versprochen, dass man endlich mal versuchen wolle, attraktiven Fussball zu spielen. Das hat nicht unbedingt geklappt, am Anfang sah es unverändert aus. Örebro hat seit einigen Jahren eine stabile Truppe, Sara Larsson und Sarah Michael sind hervorragende Neuzugänge. KIF wird ein sehr unangenehmer Gegner bleiben.

Tyresö FF: Ursprünglich mein Meisterschaftsfavorit. Mit einer imponiernden Startformation. Aber man kann Erfolg nicht kaufen und man muss Teams erst einmal einspielen. Hatte ein gefährliches Zwischentief, das wahrscheinlich den Titel gekostet hat. Kann aber nun nach drei Siegen in Folge und 10:1 Toren Richtung Platz 3 marschieren, ohne 100% überzeugt zu haben.Sportchef Hans Löfgren droht abzuheben und wird sicher alles tun, das Team nächste Saison noch einmal deutlich zu verstärken.

Kopparbergs/Göteborg: Viele glaubten, dass Torbjörn Nilssons Team Malmö ernsthaft Konkurrenz machen könnte. Aber ein Fehlstart und zuletzt die Niederlage gegen Örebro haben das verhindert. Auch Göteborg ist weit von den Champions League Plätzen weg, darf aber im Herbst erstmals in der Königsklasse spielen. Verstärkt mit der Norwegerin Ingvild Stensland, die nach Ausflug nach Lyon wieder in ihre zweite Heimat zurückkehrt. Ob sie wieder fit ist, wird sich zeigen.

Kristianstads DFF: Wieder gut gestartet, wieder mit einem Tief ab dem Sommer, aber die Verpflichtung der Schweizerin Sandra Betschart und vor allem der Klassedänin Johanna Rasmussen sollten spielerisch wieder Auftrieb geben für die isländische Filiale in Skåne. Torhüterin Hedvig Lindahl heiratet Ende August und sucht noch Spielideen sowie eine Band, die auf der Hochzeit spielt. Die beiden Fehlgriffe gegen Japan zu kritisieren, findet sie oberflächlich.

Djurgården: Fünf Siege und nichts mit dem Abstieg zu tun. Mit Emma Lundh und Mia Jalkerud ein Sturmduo, das Torinstinkt hat und auch trifft, insgesamt elf Mal bisher. Das ist gut für ein im Prinzip zusammengewürfeltes Team, das von der Vereinsführung nicht strategisch ausgesucht wurde. Dora Maria Larusdottir zieht im Mittelfeld inzwischen die Fäden und Gudbjörg Gunnarsdottir kocht für alle, ist DJ und inzwischen auch Führungsfigur. Mal sehen, ob das Geld reicht. Sicherer Mittelfeldplatz.

Linköpings FC: Achter Platz. Katastrophe. Linköping spielte selbst im  Meisterjahr langweiligen Fussball, aber immerhin erfolgreich. Mit Trainer Pettersson verschwand jedoch der Erfolg. Das Team steht am Scheideweg, denn ie professionelle Organisation und die Investitionen verlangen nach Siegen. Wird weiterdümpeln, aber wenn sich hier nichts ändert, sollte sich die eine oder andere Spielerin mit dem Gedanken tragen, wegzugehen.

Jitex BK: Das die zweite Saison für einen Aufsteiger oft schwieriger ist als die erste, bewahrheitet sich nicht unerwartet bei Jitex. Letzte Saison konnten sie noch viele überraschen mit ihrem geradlinigen, schnörkellosen, kampfbetonten Spiel, in dem die begrenzten spielerischen Möglichkeiten optimal ausgenutzt wurden, dieses Jahr ist das anders. Jitex bleibt aber in der Liga und im Clubhaus sollten sie schon mal nachdenken, was für nächste Saison zu tun ist. Riesentalent: Fridolina Rolfö.

Stephanie Labbé

Piteå IF: Dürfte eigentlich mit seinem Kader nicht da stehen, vier Punkte vor dem Abgrund. Aber die Verletzungen von Keeperin Stephanie Labbé und Faith Ikidi haben das Team verunsichert. Am Sonntag beim Rückspiel bei Djurgården sind mit Melissa Tancredi und Carmelina Moscato zwei weitere kanadische Nationalspielerinnen dabei. Das müsste für den Klassenerhalt reichen.

 

 

 

Mami Yamaguchi

Hammarby DFF: In der schwedischen Frauenfussballszene gelten sie als die Unabsteigbaren. Der von Tyresö gekommene Trainer Tino Katsoulakis wollte ein spielendes Team machen aus den Grünweissen und hat nun doch erkennen müssen, dass alleine der Kampf Punkte bringen kann. Nach vorne noch harmloser als im Vorjahr. Zwei Tore in elf Spielen. Selbst bei Aufsteiger Dalsjöfors konnte man nicht gewinnen. Jetzt wird schnell schnell auf dem Transfermarkt zugeschlagen, aber eher unprofessionell. Das geht nicht gut. Hammarby ist 2012 in der Norrettan trotz einer internationalen Klassetorhüterin wie der Finnin Minna Meriluoto.Sensationsverpflichtung Mami Yamaguchi hätte es bei einem anderen Club vielleicht in die Weltmeistersmannschaft geschafft.

Dalsjöfors GoIF: Nach 2:44 Toren und mit nur einem Punkt aus elf Spielen hoffnungslos am Ende. Das wird nichts mehr, auch wenn wohl schon am Samstag gegen Tyresö Kanadas Erin McLeod im Tor steht und Emily Zurrer neben Alex Singer in der Abwehr. Riesentalent: Mimmi Löfwenius. Aber Dalsjöfors sollte schon mal heimlich für die Söderettan planen.