Göteborg nach Nilsson

Wird Olivia Schough 2014 einer der letzten Stars in Göteborg sein?

Wird Olivia Schough 2014 einer der letzten Stars in Göteborg sein?

Torbjörn Nilsson hat Kopparberg/Göteborgs FC nach sechs Jahren verlassen, mit Stefan Rehn übernimmt ein weiterer, ehemaliger Spieler des IFK Göteborg der Stadt bestes Frauenteam.

Aber wohin geht die Reise? Zweimal holte Nilsson den Pokal, dieses Jahr noch den Supercup nach einem dramatischen Elfmeterschießen in Tyresö. Der Vorsitzende des Vereins, Peter Bronsman, ist gleichzeitig Boss des erfolgreichen Brauereiunternehmens Kopparberg. War mal Weltmarktführer im Export von Cider. Gelder sind vorhanden.

Aber sie werden nicht notwendigerweise in den Verein investiert. Das ist bestenfalls halbherzig, was man an der Westküste macht. Torbjörn Nilsson wurde versprochen, dass man investieren würde, um mit Tyresö und Malmö mitzuhalten, um ihn zu einer Unterschrift unter einen 2-Jahresvertrag zu bewegen.

Christen Press war eine Neuverpflichtung, die viele 2012 nicht kannte, die aber in der Liga für Furore sorgte und entscheidend beitrug, dass Göteborg auch im vergangenen Jahr noch zumindest zeitweise mithalten konnte mit den beiden Giganten der Liga.

Aber wie schon Nationalspielerin Olivia Schough mir vor wenigen Wochen in Tyresö frustriert nach dem 1:4 sagte: „Wir haben einfach keine Breite im Kader. Wir sind zu wenige.“ Manchmal saßen bei Göteborg nur drei Spielerinnen auf der Bank bei Auswärtsspielen und manchmal war eine davon noch die längst zurückgetretene Jane Törnqvist. 

Nun geht mit Anita Asante der letzte Star und in einem Interview mit der Zeitung Expressen sagten die beiden Nationalspielerinnen Kristin und Marie Hammarström, dass sie nicht mehr hinterherlaufen wollen. Sie verlangen Investitionen oder aber sie überlegen, ihre Karrieren zu beenden.

Bronsman sagt, dass Asante gegangen sei, weil sie unbedingt Champions League spielen wollte. Die Engländerin ist jedoch weit klüger. Mir sagte sie in Göteborg, dass der Entschluss Göteborg zu verlassen aufkeimte, als der Verein Christen Press mehr oder weniger sang- und klanglos von Tyresö abwerben ließ. Anita verstand, dass Göteborg nicht mehr mit den beiden Topteams mithalten wollte oder konnte.

Yael Averbuch wird mit ziemlicher Sicherheit 2014 wieder in der NWSL spielen. Damit geht eine weitere wichtige Spielerin. Mit Cathrine Dyngvold und Jessica Landström wurden zwei Spielerinnen verpflichtet, die nicht ansatzweise das brachten, was man sich erhofft hatte. Und die mitten in der Saison unter merkwürdigen Umständen verpflichtete Andrine Hegerberg besitzt nicht entfernt die Schnelligkeit ihrer kleinen Schwester Ada, ist für einen Topverein viel zu langsam.

Wird Göteborg investieren?

„Einfache Antwort, ja. Wir werden in der nächsten Saison ein größeres Spielerinnenbudget haben, aber wir werden nicht unsere finanzielle Basis gefährden. Stefan wird jetzt besonders wichtig, da er die Spielerinnen finden muss, die er haben will. Gleichzeitig soll er einen Kern aufbauen, der schon in der Mannschaft ist. Wir werden auch längerfristige Verträge mit Spielerinnen machen,“ sagt Bronsman, der bislang lediglich 1-Jahresverträge mit allen Spielerinnen abschloss. Ausnahmen waren Asante und Averbuch, die jeweils 1,5 Jahre bekamen, weil sie mitten in einer Saison kamen.

Versprochen haben Sportchefs und Präsidenten von Frauenfußballvereinen schon sehr viel, seit ich den Sport verfolge, aber selten wurde das letztlich auch umgesetzt. In Göteborg jedenfalls steht ein enormer Wechsel an vor der kommenden Saison.

Tschüss, Torbjörn!

TorbjörnNehmen wir es gleich einmal vorweg. Der Mann hat Charisma. Mit ihm verlässt einer der sympathischsten und mit Sicherheit der erfolgreichste ehemalige Fußballprofi die Damallsvenskan.

Torbjörn Nilsson und sein Club Kopparberg/Göteborgs FC gaben heute Nachmittag gemeinsam auf der Webseite des Vereins bekannt, dass nach sechs Spielzeiten Schluss ist für ihn als Cheftrainer.

Nach einer enttäuschenden Rückrunde mit drei Siegen, einem Unentschieden und fünf Niederlagen ist die Luft raus, wie Nilsson selber klug sagte. Möglicherweise hatte er der Mannschaft nichts mehr zu geben, konnte definitiv kein Feuer mehr entzünden.

Aber Personalien fallen einem in Göteborg ein. Christen Press war die ideale Stürmerin für das Spiel Göteborgs. Als einzige Spitze hatte sie den Auftrag „in the deep“ zu gehen, wie Nilsson ihr vergangenes Jahr erklärte. Nach einer akzeptablen Saison, in der man aber weder Malmö noch Göteborg gefährden konnte, ließ es die sportliche Leitung und der Vorstand zu, dass Press dem aggressiven Werbegebaren von Meister Tyresö FF nachgab und den Verein wechselte. Da lockte wohl die Champions League, das Geld und auch die eine oder andere Mitspielerin in Tyresö.

Aber es gab einen Glücksgriff. Von den Birmingham Ladies kam Jodie Taylor, für die meisten ein unbeschriebenes Blatt, eine Spielerin, die dem Nationalkader von Hope Powell in England nicht angehörte. Und Jessica Landström wollte es auch noch einmal wissen und kam von Absteiger Djurgården.

Taylor schlug ein wie eine Bombe. Zehn Tore in zehn Spielen, ein perfekter Ersatz für Press und Taylors Erfolg war gleich mit Landströms Rückkehr auf die Bank – wie schon in Frankfurt. Jodie Taylor war schnell, schussstark, konnte das Spiel lesen und nutzte ihre Chancen. Und wurde nicht für die EURO nominiert. Eine Fehlentscheidung von Powell wie so viele andere, die dann zum kläglichen Ausscheiden Englands bei der EURO führten und zu Powells Abschied nach mehr als 15 Jahren an der Macht im englischen Frauenfußball. Jodie Taylor haute ab. Nach Hause. Sie sagte, sie habe so viel investiert, um in die Nationalmannschaft zu kommen, habe ihr Zuhause, ihre Freunde, sogar eine Beziehung aufgegeben dafür. Zu viel. Torbjörn Nilsson sagte, dass man jemanden, dem es so schlecht wie Taylor gehe, nicht aufhalten könne.

Da blieben Cathrine Dyngvold, Jessica Landström und Olivia Schough. Aber keine konnte Taylor ersetzen. Schough ist ein Wirbelwind auf den Außenpositionen, aber sie ist kein Goalgetter. Jessica Landström fehlt die Technik und Cathrine Dyngvold ist zu langsam. Und so holte man eine Spielerin, die in puncto Schnelligkeit angeblich auch noch nachlegen muss: Andrine Hegerberg und die Art wie dieser Wechsel zustande kam, mit Abschied ohne sich zu verabschieden, einem Testspiel, von dem der alte Verein Turbine Potsdam nichts wusste und einer Bitte um Freigabe 24 Stunden bevor das Transferfenster schloss, war schon kein gutes Zeichen. Am Samstag kann ich mir das alles noch einmal anschauen, dann gastiert Göteborg nach drei Niederlagen in Serie bei Tyresö.

Der Kader von Göteborg besteht nach wie vor aus 15-16 Spielerinnen, zu wenig, um an der Spitze mithalten zu können. In Tyresö sitzen derzeit Sara Thunebro, Kirsten van de Ven, Jennifer Hermoso Fuentes und Malin Diaz auf der Bank und nach der Ankunft Whitney Engens letzte Woche wird wieder eine geopfert werden müssen, möglicherweise Nationalspielerin Linda Sembrandt.

In Göteborg sitzt Jane Törnqvist (ja, genau die) offiziell zumindest auf der Bank, meist jedoch auf der Tribüne. Und unten zwei junge Spielerinnen und Landström.

Sponsor Peter Bronsman hatte Nilsson versprochen, dass der Club investiert, dass man mithalten wolle mit Tyresö und Malmö. Aber er hat seine Millionen dann doch lieber im Tresor gelassen. Das ist schon ein wenig unfair, denn wie ich es verstanden habe, hatte Nilsson gerade unter der Prämisse der Verstärkung für zwei Jahre unterschrieben, von denen er sich nun eines sparen wird.

Ich werde ihn vermissen, den verschmitzten Gentleman, den Mann, der seinerzeit seinen IFK Göteborg zum UEFA-Pokalsieg schoss, im Finale gegen den Hamburger SV. Den Mann, der seine Spielerinnen auch schon mal Samstagabend anrufen konnte, um zu hören wie es ihnen ging. Linnéa Liljegärd hat mir das einmal erzählt. „Das kann schon mal nerven,“ sagte sie lächelnd, „aber es ist eigentlich auch ganz schön, denn er meint es ernst.“

 

 

 

Champions League ohne Überraschungen

Die Hauptrunde der Champions League Saison 2012/13 begann am Mittwoch mit insgesamt elf Begegnungen. Im Frauenfußball sind Überraschungen oder gar Außenseitersiege mindestens bis zum Viertelfinale wieder einmal eher nicht zu erwarten. Der schwedische Vizemeister und Pokalsieger (von 2011) Kopparberg/Göteborgs FC gewann sein Auswärtsspiel beim serbischen Meister Spartak Subotica mit 1:0. In einer ausgeglichenen Partie, in der beide Seiten je fünfmal auf das Tor der Gegnerinnen schossen, erzielte die Amerikanerin Camille Levin den Siegtreffer in der 40. Minute. Trainer Torbjörn Nilsson hatte interessanterweise die vor der Sommerpause zurückgetretene Jane Törnqvist im Aufgebot auf der Bank. Törnqvist wurde vorige Woche als neue Co-Trainerin bekanntgegeben, da die Truppe aber nach dem Weggang von Linnéa Liljegärd nach Russland und dem Kreuzbandriss von Sara Lindén arg dezimiert ist, wird Törnqvist möglicherweise öfters die Bank drücken.

Norwegens Meister Röa gewann seinen Auftritt beim kasachischen Vertreter BIIK Shymkent mit 4:0. Shymkent liegt knapp 700 km westlich der ehemaligen Hauptstadt Almaty im Süden des Landes und damit so tief in Zentralasien wie das nur irgend geht, aber da Kasachstan Mitglied der UEFA ist, spielt man in Europa mit und beschert so Besuchern weite Reisen in eine hochinteressante Region. Mit der 28-Jährigen Bruna und der 21-Jährigen Thaynara Lima spielen zwei Brasilianerinnen für die Kasachinnen, dazu die nigerianische Stürmerin Emueje Ogbiagbevha und die Serbin Milica Mijatović  – Frauenfußball auch in Kasachstan scheint sich zu entwickeln.

Für Röa trafen Stine Andreassen (2), Elise Thorsnes und Emilie Haavi.

Wie weit Finnland und seine „naistenliiga“ hinter den besten Teams zurückliegt, zumal fast alle finnischen Nationalspielerinnen in Schweden tätig sind, zeigte heute die 0:7 Heimpleite von Meister PK-35 aus Vantaa gegen den zweimaligen CL-Sieger Olympique Lyon. Laëtitia Tonazzi (2), Wendie Renard, Eugenie Le Sommer, Lara Dickenmann, Amel Majri und Camille Abily schossen die Tore in einer Lehranderthalbstunde, in der die Schussstatistik am Ende 22:1 Torschüsse für die Gäste aufwies.

In einer innernordischen Auseinandersetzung schlug Norwegens Vertreter Stabaek den dänischen Ex-Meister Bröndby mit 2:0. Ingvild Stensland und die gerade erst 17 gewordene Ada Hegerberg schossen die Tore.

Dänemarks Meister Fortuna Hjörring gewann in einem der spannenderen Spiele mit 2:1 bei Glasgow City. Dabei schoss Nationalspielerin Nadia Nadim beide Tore für die Däninnen. Nadim vergab kurz vor der Pause noch einen Strafstoß. Jane Ross erzielte den Anschlusstreffer.

Im sechsten Spiel mit nordeuropäischer Beteiligung kam Islands Meister Stjärnan nicht über ein 0:0 daheim gegen den russischen Vizemeister Zorkij Krasnogorsk hinaus.

Morgen um 18.00 Uhr dann noch LdB FC Malmös erstes Match beim ungarischen Meister MTK Budapest.

Noch einmal alle Ergebnisse auf einen Blick:

FC Zürich – Juvisy (F) 1:1 [Inka Grings schoss den Ausgleich für Zürich]
BIIK Shymkent (Kasachstan) – Röa (N) 0:4
Spartak Subotica (Serbien) – Kopparberg/Göteborgs FC 0:1
Birmingham Ladies – Verona 2:0
Apollon Limassol – Torres (Italien) 2:3 (Hattrick der 37-Jährigen Patrizia Panico)
Olimpija Cluj (Rumänien) – Neulengbach 1:1
PK-35 (Finnland) – Olympique Lyon 0:7
Stabaek (Norwegen) – Bröndby 2:0
FC Barcelona – Arsenal London 0:3
Standard Lüttich – Turbine Potsdam 1:3
Glasgow City – Fortuna Hjörring 1:2
Stjärnan – Zorkij 0:0

 

 

 

 

 

 

Linnéa Liljegärd verlässt Göteborg

2009 gewann Linnéa Liljegärd mit acht Toren Vorsprung die Torjägerliste der Damallsvenskan. Sie hatte 22-mal getroffen und lag damit vor Spielerinnen wie Ramona Bachmann (damals Umeå) und Victoria Svensson (Djurgården). Die letzte Saison lief nicht so gut für die heute 23-Jährige und auch in diesem Jahr saß sie immer wieder mal auf der Bank.

Gestern nun wurde mitgeteilt, dass Liljegärd mit sofortiger Wirkung Göteborg verlässt und sich dem russischen Meister Rossiyanka anschließt. Dort, eine knappe Stunde nordöstlich von Moskau, wird Liljegärd Mannschaftskameradin von Sofia Jakobsson, die zuletzt unter anderem bei LdB FC Malmö sowie Turbine Potsdam im Gespräch gewesen sein soll.

„Das wird ein fantastisches Abenteuer werden. Da konnte ich einfach nicht nein sagen,“ so Linnéa zur lokalen Göteborgs Posten.

Erst gestern habe ich mich noch mit einer Spielerin darüber unterhalten, dass es im Frauenfußball kaum jemals Ablösesummen gibt und Spielerinnen (leider) nicht aus bestehenden Verträgen freigekauft werden. Rossiyanka hat Liljegärd aus dem Vertrag in Göteborg herausgekauft, „Ich will nicht über die Summe sprechen. Aber der Club hat Linnéa herausgekauft und für uns ist das das größte Geschäft, seit Lotta Schelin nach Lyon gegangen ist“, so Göteborgs Präsident Peter Bronsman.

„Alles ging sehr schnell.Rossiyanka hat vor ein paar Wochen Kontakt mit mir aufgenommen und da habe ich noch drüber gelacht. Aber am Samstag passte auf einmal alles,“ sagt Liljegärd.

Schon nächste Woche wird die Stürmerin ihre Sachen packen und nach Moskau ziehen. „Ich hoffe, dass das hier ein Schritt auf dem Weg zurück sein kann. Weil ich in Göteborg meist auf der Außenposition im Mittelfeld spielen musste, konnte ich nicht mehr um einen Platz als Stürmerin in der Nationalmannschaft konkurrieren. Aber der deutsche (?!) Trainer von Rossiyanka hat mich ein paar Jahre lang beobachtet und will mich als Stürmerin verwenden,“ so Liljegärd weiter zu Göteborgs Posten. Der Vertrag läuft 1 + 1 Jahre.

Göteborg hat somit innerhalb dieser Saison drei Spielerinnen verloren: Liljegärd, Jane Törnqvist (Rücktritt vom Leistungssport) und Lisa Ek (LdB FC Malmö). Hinzu kommt noch der Kreuzbandriss von Stürmerin Sara Lindén vergangene Woche. Mit dem Abgang von Linnéa Liljegärd wurde aber auch ein Neuzugang vermeldet. Ab Januar 2013 steht die Norwegerin Cathrine Dyngvold für zwei Jahre unter Vertrag. Die Laufzeit deutet an, dass der Verein offenbar seine frühere Policy aufgegeben hat, wonach alle Spielerinnen immer nur einen Einjahresvertrag bekommen. Dyngvold ist 23 Jahre alt und kommt vom norwegischen Erstligisten Klepp IL und hat dort bislang 13 Tore geschossen.

Jetzt geht’s wieder los – vor dem 13. Spieltag

In gut zwei Stunden mache ich mich auf den Weg nach Soina zum Spiel AIK – Kopparberg/Göteborgs FC in der Damallsvenskan. Nachdem zwei Nachholspiele (Djurgården-Malmö 1:2, Umeå – AIK 3:1) am Mittwoch und Donnerstag absolviert wurden, steht nun nach der langen Sommer- und Olympiapause der 13. Spieltag der Damallsvenskan bevor. Eine vorläufige Zusammenfassung der Saison für jeden einzelnen Verein habe ich bereits gegeben.

Malmö spielt heute zum zweiten Mal innerhalb von fünf Tagen gegen Djurgården, dieses Mal daheim und wohl wieder mit Anja Mittag, die mir gestern noch am Telefon sagte, dass ihrem Einsatz wohl nichts im Wege stehen wird. In der Truppe für das Spiel steht auch Gudbjörg Gunnarsdottir, deren Schulter nach dem unglückseligen Zusammenprall mit Landsfrau Sara Björk Gunnarsdottir (keinesfalls ihre Schwester, der Name ist in dieser Generation häufig auf Island) zwar unerhört wehtat, die aber offenbar das Wohl der Mannschaft über das eigene Wohlergehen steht. Aus diesem Holz sind wohl Sieger geschnitzt, obschon ich das für unvernünftig halte, denn die drei Punkte bleiben so oder so in Malmö.

KIF Örebro wäre das Team auf Platz 10, das sowohl AIK wie auch Djurgården „angreifen“ müssten. Vier Punkte gutmachen und noch einen mehr, um dem Abstieg doch noch zu entgehen. Für Örebro beginnt die gefühlte Rückrunde in Kristianstad bei noch einer Gunnarsdottir, nämlich Trainerin Elisabet. Deren Team spielt sehr launisch und hat es nicht geschafft, ein gleichbleibendes Niveau nach oben oder unten zu erreichen. Das muss die größte Kritik an Gunnarsdottir sein, denn selber wollte Beta ganz hoch hinaus. Das Potential ist zweifelsfrei hoch und Kristianstads Ziel dürfte Platz 3 sein, denn Malmö und Tyresö werden weiter enteilen. Ein Spiel, in dem alles möglich ist, aber am wahrscheinlichsten scheint dann doch ein Heimsieg auf Vilans IP.

Offen ist wohl auch Jitex – Linköping. Das geht schon um 15 Uhr los und heute Morgen war auf Twitter zu lesen, dass Linköping ohne Nilla Fischer kommen muss, deren Wehwehchen von der Olympiade doch langwieriger sind als gehofft. Das ist natürlich ein herber Verlust, denn der Defensivbereich hatte sich gerade mit Fischers Rücktritt von Mittelfeld in die Abwehr stabilisiert. Jitex kommt mit einem Sieg gegen Göteborg (Freundschaftsspiel 1:0) und einem Pokalsieg in Piteå nach Verlängerung (3:2) mit einer ordentlichen Portion Kampfesmut, was gerade beim wohl physischsten aller Teams in der ersten Liga dem Gegner zu denken geben sollte. Alles drin mit leichter Tendenz zu Jitex aufgrund des Fischer-Fehlens.

AIK – Göteborg. Vermutlich stehen fünf Amerikanerinnen auf dem Feld, wenn Lori Chalupny (AIK) und Yael Averbuch (Göteborg) ihre Arbeitserlaubnis bekommen haben. Averbuch tweetete gestern, dass sie spielen werde. Es wird sehr schwer für den Vorletzten, auch wenn Lisa Ek und Jane Törnqvist nicht mehr für Göteborg spielen. Ob Chalupny die Chancenhäufigkeit erhöhen kann und man endlich Tore, Tore schießt mit einem ansonsten hochtalentierten und jungen Team wird sich zeigen. Nach dem sang- und klanglosen 1:3 in Umeå am Donnerstag bin ich sehr skeptisch. Alles spricht für Göteborg.

Tyresö empfängt morgen den Aufsteiger Vittsjö und das ist dann die Liga-Premiere für den neuen Trainer Tony Gustavsson, der die letzten Monate als Pia Sundhages Assistent der amerikanischen Nationalelf verbracht hat. Vermutlich deshalb hat er auch die Handynummern aller amerikanischer Olympiasiegerinnen. Denn es geht das Gerücht, Tyresö und sein inzwischen unsichtbarer Zampano Hans Löfgren hätten noch einen Mediencoup für den Herbst vor. Von Hope Solo oder Abby Wambach ist die Rede. Das kann ein Körnchen Wahrheit enthalten, kann aber auch ein geschickt lanciertes Gerücht sein, um klar zu machen, dass es KEINEN Namen mehr gibt, der nicht für Tyresö in Frage käme. Die amerikanischen Frauen jedenfalls müssen ja noch die äusserst wichtige Victory-Tour spielen, in der es am 1. September in Abbys Heimatstadt Rochester gegen Costa Rica geht (11 000 Tickets sind schon weg) und am 16. September dann in Carson (Kalifornien) gegen Australien. Danach gibt es in Schweden nur noch sechs Spieltage.

Dienstag schliesst das Nordderby Umeå – Piteå die 13. Runde ab. Wir können einen heissen Kampf vor vielen Zuschauern erwarten. Ausgang offen.

Malmö, Göteborg und Jitex im Halbfinale

Am Sonntag schon erreichte LdB FC Malmö durch einen knappen 1:0-Sieg über Umeå IK das Halbfinale des schwedischen Pokals. Die 17 Jahre alte Sofie Anker Kofoed erzielte den einzigen Treffer des Spiels. Ramona Bachmann wurde geschont und offenbar hat sich Anja Mittag leicht verletzt, denn sie fehlt heute Abend in der Truppe die Malmö nach Stockholm geschickt hat zum Nachholspiel gegen Djurgården. Ebenfalls nicht dabei Al Riley.

In Piteå kam es, wieder mal, zu einem spannenden Spiel gegen Jitex aus Mölndal bei Göteborg. Zwar sorgten Josefine Johansson und Hanna Pettersson für eine schnelle 2:0-Führung der Gastgeberinnen nach nur elf Minuten, aber der Anschlusstreffer von Elin Karlsson kurz vor der Pause war ungeheuer wichtig für die Gäste, die vor der Sommerpause eine Niederlagenserie hatten. Elin Sandgren schoss in der 64. Minute den Ausgleich und in der sechsten Minute der Verlängerung gelang Leena Puranen der Siegtreffer für die Gäste, die im Halbfinale in zwei Wochen auf den Sieger der heutigen Begegnung zwischen Zweitligatabellenführer Mallbacken und Tyresö treffen werden.

Auf Meister Malmö trifft im Halbfinale Pokaltitelverteidiger Kopparbergs/Göteborg. Nach den Abgängen von Lisa Ek und Jane Törnqvist vor der Sommerpause setzte man sich überraschend deutlich mit 3:0 gegen Kristianstad durch. Zweimal Christen Press und Linnéa Liljegärd die Tore für den Gastgeber, bei dem die neuen Amerikanerinnen Camille Levin und Yael Averbuch noch nicht zum Einsatz kamen.

Halbzeit (5): Kopparberg/Göteborgs FC

Göteborg etwas ratlos wie hier Anna Ahlstrand beim Spiel gegen Tyresö (1:3)

Ebenso wie Kristianstad, so wollte auch Göteborg in dieser Saison um die Meisterschaft mitspielen. Wie man das in den letzten beiden Jahren auch getan hat. Zwei zweite Plätze und der Pokalsieg im Finale über Tyresö sprachen da für sich, auch wenn man mit Linda Sembrant, Lisa Dahlkvist (beide nach Tyresö) und Ingvild Stensland empfindliche Abgänge zu verzeichnen hatte. Ersetzt wurden die Spielerinnen durch Ingrid Wells, Anita Asante und Christen Press. Wobei man nicht von 1:1 Ersatz sprechen konnte, Press ist Stürmerin, aber nach zehn Toren kann man sie wohl als den spektakulärsten Neuzugang bezeichnen. Sie erzielte gleich beide Tore im ersten Spiel, als man Djurgården mit 2:0 besiegte.

In Runde 3 kam Göteborgs Zug zum Stillstand. Die Heimniederlage gegen Vittsjö. Man hatte Press ziehen lassen, weil die von Pia Sundhage in ein amerikanisches Trainingslager nach Florida gerufen worden war. Und Torbjörn Nilsson saß nicht auf der Bank, er war von einem Hund gebissen worden, offenbar mit so ernsten Folgen, dass er insgesamt zwei Spiele verpasste. Das zweite Spiel wurde jedoch gewonnen. Nach dem überzeugenden 6:0 Auswärtssieg bei KIF Örebro waren alle davon überzeugt, dass Göteborg da oben wieder eine Rolle spielen könnte, obwohl der Kader relativ dünn besetzt war, aber war er das 2011 nicht auch schon gewesen?

Wir haben uns geirrt, denn ähnlich wie Kristianstad gab es bei Göteborg viele Höhen und Tiefen, die Tiefen sind neu bei den meist schwarz gekleideten Westschwedinnen: Immerhin 3:3 gegen Lokalrivale Jitex nach 0:3 Rückstand, danach aber 1:4 Klatsche bei Kristianstad. Am Ende, nach zwölf Spieltagen, kann man mit 11 Punkten Rückstand auf Tyresö und zehn auf Malmö konstatieren, dass ein neuerlicher CL-Platz für 2013/14 undenkbar ist.

Woran liegt das? Göteborg wollte doch spielen wie Barcelona. Neuverpflichtungen nicht blind tätigen wie manch andere, sondern exakt passend zum Team und zur Spielidee. Es liegt nicht an Asante oder Press. Ingrid Wells ist vielleicht jemand, der nicht sonderlich auffällt, sie kam mit vielen Vorschusslorbeeren, wurde im amerikanischen „College“-Fußball der“ kleine General“ genannt und landete weit oben bei den Drafts zur WPS 2012, die sich am Ende als Spiel für die Galerie entpuppt hatten. Aber Wells hat noch einen Weg zu gehen.

Da ist die merkwürdige Vertragspolitik des Vereins. Niemand erhält einen Vertrag, der länger als ein Jahr dauert. Ich habe mal mit Torhüterin Kristin Hammarström darüber gesprochen, aber natürlich fand sie das ganz ok und das sei nun mal so, aber niemand habe wirklich Angst, keinen neuen Vertrag zu bekommen. Und nach den Erfolgen des letzten Jahres soll der Verein ALLEN Spielerinnen einen neuen Vertrag angeboten haben. Während zweier Trainingseinheiten liefen alle mal nacheinander ins Clubhaus und unterschrieben. Torbjörn Nilsson sagte, dass noch nie eine Spielerin ein Vertragsangebot ausgeschlagen hätte, seit er da ist. Immerhin vier Jahre. Aber nun schlugen Sembrant und Dahlkvist das Angebot aus – Tyresö bot einfach wesentlich mehr Geld. Und Stensland wollte aus privaten Gründen in die Heimat zurück.

Dass mit Lisa Ek (Ziel noch unbekannt, aber es ist nicht Potsdam, wie wir mal gemutmaßt haben) und Jane Törnqvist (Rücktritt) nun zwei der wichtigsten Leistungsträgerinnen den Verein inmitten einer Saison verlassen, die nicht gerade einfach verläuft, spricht dafür, dass nicht alles um Kopparberg/Göteborgs FC zum Besten steht. Zwar hat man mit der Amerikanerin Camille Levin gleich Ersatz für Törnqvist geholt, aber Levin hat nicht die Erfahrung und den Pondus der 37-Jährigen Ex-Nationalspielerin. Camille Levin ist auch eine Verpflichtung, wie wir sie bei anderen Vereinen öfters sehen. Sie hat zusammen mit Christen Press an der Stanford Universität gespielt und ist wohl von Press oder denjenigen, die Press empfohlen haben, empfohlen worden. Das ist eine neue, schlechtere Qualität des Scouting bei einem Verein, der gerade so nicht arbeiten wollte. Ich hege keinen Zweifel daran, dass Camille Levin ein großes Talent ist, aber die veränderte Personalpolitik des Vereins Kopparberg/Göteborgs FC spricht dafür, dass die Höhen und Tiefen sich in den zehn Begegnungen nach den Sommerferien fortsetzen werden.

Göteborger Personalien: Levin kommt, Ek geht

Camille Levin (Foto: collegesoccer360.com)

Nachdem sie ihren bevorstehenden Umzug nach Schweden zui Kopparberg/Göteborgs FC schon per Twitter sopät vorgestern Abend mitgeteilt hatte und sich das dann in Eile verbreitete, konnte Göteborgs Sportchef Peter Bronsman nicht anders als zu verkünden, dass nach der gherade begonnenen Sommeropause die 22-Jährige Amerikanerin Camille Levin  den Kader von Göteborg verstärken wird. Levin kommt von derselben renommierten Stanford Unioversity wie Stürmerin Christen Press. Sie gehörte schon zum Kader US-amerikanischer Jugendnationalmannschaften und spielte in den letzten beiden Jahren als rechte, offensive Außenverteidigerin.

„Cammi“, wie sie genannt wird, soll nach Angaben der Göteborger Homepage vor allem die kürzlich zurückgetretene 37-Jährige Jane Törnqvist ersetzen. Damit erhielten die Spekulationen, dass sich die Ex-Duisburgerin Annike Krahn auf dem Weg nach Schweden befände, einen Dämpfer.

Auf zwei Zeilen teilt der Verein auch mit, dass sich die 29-Jährige Mittelfeldspielerin Lisa Ek entschlossen habe, ihren Vertrag nicht zu verlängern. Wobei man sich fragt, was für Verträge Göteborg eigentlich macht, die mitten in der Saison enden (Törnqvist, Ek). Gerüchte platzieren Lisa Ek in Deutschland, gerade Turbine Potsdam könnte eine Spielerin des Typs Jennifer Zietz nach dem Kreuzbandriss der Kapitänin dringend gebrauchen.

Von verschiedenen Seiten war Lisa Ek wegen ihrer hervorragenden Leistungen in der Saison 2011 und auch bislang in diesem Jahr im Kontext mit der Nationalmannschaft Schwedens in Verbindung gebracht worden, Thomas Dennerby aber hielt an seinen treuen Spielerinnen fest.

Marta überragt und Tyresö bleibt oben

Lisa Dahlkvist, Linda Sembrant und Anita Asante

Am Dienstag begann mit dem TV-Spiel Tyresö FF – Kopparbergs/Göteborgs FC die Rückrunde der Damallsvenskan. Der zwölfte Spieltag wird am Mittwoch mit vier Begegnungen fortgesetzt und dann geht es in die Sommer- und Olympiapause. Lediglich das Spiel Umeå IK – AIK findet dann erst Mitte August statt, da AIK derzeit vier Spielerinnen bei der U19-EM in der Türkei hat.

In der ersten Halbzeit hatte Tyresö die besseren Chancen, aber Göteborg ging durch Sara Lindén in Führung. Und Tyresö zeigte sich auch nicht als Mannschaft, sondern – wieder einmal – als ein Haufen von Individualistinnen. Die Spielphilosophie scheint oft darin zu bestehen, dass Vero Boquete und Marta den Ball bekommen sollen, manchmal auch Caroline Seger und dann soll halt durch ihre individuelle Klasse etwas passieren. Boquete und Marta tanken sich manchmal dank ihrer Technik durch, Seger aufgrund ihrer Kraft. Dennoch – gegen die meisten Gegner reicht das ja. Man kann damit Meister werden.

Göteborg führte zur Pause, hatte den Ball in der ersten Halbzeit auch streckenweise gut in den eigenen Reihen gehalten und über weite Strecken ein organisiertes Spiel des Gegners verhindern können.

In der zweiten Halbzeit dann ließ Torbjörn Nilsson seine Mannschaft weiter vorne spielen, wurde er übermütig? Jedenfalls hatten vor allem die brandgefährlichen Marta und Vero wesentlich mehr Raum und das wurde Göteborg in der 54. und 57. Minute zum Verhängnis. Zuerst kam Marta über die linke Seite und setzte sich mit Technik und Geschwindigkeit durch und bezwang Kristin Hammarström mit einem strammen Flachschuss ins rechte untere Eck. Danach dann eine brillante Kombination, an der Vero, Marta und Emilia Appelkvist beteiligt waren, ehe Elaine Moura das Leder in die Maschen hämmerte. Das ging einfach zu schnell für Göteborg und Tyresö stand dann in den zweiten 45 Minuten eher als Team auf dem Platz. Eine Niederlage heute wäre fatal gewesen, denn Malmö liegt schon zwei gefühlte Punkte voraus, das nachzuholende Auswärtsspiel bei Djurgården darf für den Meister nicht mehr als eine Formsache sein.

Nach der Führung brachte Torbjörn Nilsson dann endlich Christen Press. Ich fragte, die Amerikanerin nach dem Spiel, wie es ihr gehen würde. „Gut, danke,“ sagte sie etwas verständnislos. Ebenso verständnislos war ich, dass Nilsson offenbar aus taktischen Gründen seine stärkste Waffe (10 Saisontore) auf der Bank gelassen hatte. „Nein, nein, ich bin nicht verletzt,“ lächelte sie und muss wohl gesehen haben, wie mir da beinahe die Kinnlade herunterfiel.

Press kam nach einer Stunde und sorgte auch gleich für Unruhe, aber da Tyresö das Spiel jetzt im Griff hatte und die Heimmannschaft sich zusammengerissen hatte, bekam das Spiel einen neuen Touch. Und es hatte eben Marta. Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen scheint die Brasilianerin endlich wieder yur Höchstform aufzulaufen. Noch eine typische Einzelaktion auf dem linken Flügel führte zum entscheidenden 3:1. Vero Boquete zauberte noch dann und wann gegen Göteborgerinnen auf Flächen irgendwo zwischen Briefmarke und Kanaldeckel, allerdings ohne zählbaren Erfolg. Und am Ende verabschiedete sich Göteborg aus dem Reigen der CL-Kandidaten. Mit nun elf Punkten Rückstand auf Tyresö ist da in zehn verbleibenden Spielen wohl nichts mehr aufzuholen.

Nach dem Spiel sprach ich mit Christen Press und Anita Asante. Später in dieser Woche kommen die Texte zu diesen Gesprächen, die sich um eine Zwischenbilanz nach vier Monaten Schweden und einer Vorschau auf Olympia drehten.

Jane Törnqvist beendete ihre Karriere (ffschweden berichtete), noch nichts wurde über ihre Nachfolge bekannt. Gemeinhin wird vermutet, dass bald der Wechsel der deutschen Nationalspielerin Annike Krahn nach Schweden verkündet wird.

Jane Törnqvist sagt Tschüss

Normalerweise beendet man seine Karriere am Ende einer Saison. Nicht so Jane Törnqvist. Die 37-Jährige Innenverteidigerin von Vizemeister Kopparberg/Göteborgs FC spielt am Mittwoch daheim gegen AIK und dann nächste Woche auswärts in Tyresö, danach ist dann Schluss.

Dann hat sie 368 Spiele in der Damallsvenskan gespielt. Bei 22 Spielen pro Saison sind das imponierende 16,7 komplette Spielzeiten. Törnqvist spielte 109 mal für die schwedische Nationalmannschaft und erzielte elf Tore. Ihr größter EQrfolg war die Vizeweltmeisterschaft mit Schweden 2003 in den USA. Lange Jahre spielte sie bei Djurgården in der Innenverteidigung als der Stockholmer Club noch eine der ersten Adressen für Frauenfußball in Schweden war.

2005, nachdem Djurgården das Finale im UEFA Women’s Cup gegen Turbine Potsdam verloren hatte, sollte die in Manila geborene Schwedin angeblich zu Bernd Schröders Truppe wechseln, was sie jedoch abstritt. Der KICKER hatte Törnqvist schon in seine Saisonvorschau 2005/06 aufgenommen. Man habe miteinander geredet, es sei jedoch nie zu einem konkreten Angebot gekommen, so Törnqvist damals.

2008 als man damit rechnete, dass Jane Törnqvist eventuell die Schuhe an den Nagel hängen würde, wechselte sie nach Göteborg, wo sie bis heute unverzichtbar ist, was ihren Abschied mitten in der Saison zur Sommerpause hin etwas unverständlich macht.

Die eigenen Gesetze von Derbys

Gibt es nicht so einen alten Spruch, dass Derbys meist andere Gesetze haben, was immer das letztlich bedeuten mag, es soll wohl heißen, dass im Derby die Verhältnisse schon mal umgedreht werden. Klein und groß also.

Mit einem dicken blauen Auge kam der Vizemeister der letzten beiden Jahre davon. Und hat doch daheim fünf Punkte gegen einen Aufsteiger und gegen den vermeintlich schwächeren Lokalrivalen Jitex abgegeben, ist das schon das Aus?  Die Tore für den „Gast“ erzielten allesamt Finninnen. Na gut, Annica Sjölund, deren Bruder Daniel bei Djurgården der bestbezahlte Profi in Schweden ist, kommt von den Åland-Inseln und sieht sich wohl eher als Åländerin, denn als Finnin, aber sie spielt in der Nationalmannschaft in blau-weiß. Und schoss zwei Tore. Dazu gesellte sich noch ein Treffer von Neuzugang Leena Puranen und Göteborg war auf der Verliererstraße.

So schien es, aber auch Aufholjagden haben nun mal eine Geschichte im Fußball, selten im Frauenfußball, aber so war es an diesem lauschigen Abend auf dem Valhalla IP im Herzen Göteborgs. Jane Törnqvist, mit 37 Jahren die älteste Spielerin der Liga, brachte so scheint es den Ehrentreffer, aber dann sorgte ein schneller Doppelschlag durch Marlene Sjöberg und Christen Press noch für den Ausgleich.

3:3 im Göteborger Lokalderby, ein Resultat, das vor dem Spiel Jitex sicher gerne abgeholt hätte, nach dem Spiel aber sicher fast wie eine Niederlage sieht. Dennoch: man muss weiter mit Jitex rechnen, das nun die drei großen Brocken gespielt hat.

Traumstart für Anja Mittag

Im ersten Wettkampfspiel für ihren neuen Verein LdB FC Malmö konnte Anja Mittag am Sonntagnachmittag beinen Einstand nach Maß feiern. Denn die 26-Jährige gebürtige Chemnitzerin schoss Malmö in der 88. Minute zum Sieg im schwedischen Supercup-Finale gegen Vizemeister und Pokalsieger Kopparberg/Göteborgs FC.

Das Spiel der beiden besten schwedischen Vereine 2011, die am Mittwoch in der Champions League ausgeschieden waren, wurde vor bescheidenen 311 Zuschauern auf dem Malmö IP und dem Publikum des Fernsehsenders TV4 Sport gespielt. Bei traumhaften Vorfrühlingswetter hätte die Begegnung mehr Publikum in der Arena verdient gehabt.

Mannschaftlich geschlossener wirkte lange Zeit der Gast aus Göteborg, der in Abwehr und Mittelfeld gefällig spielte, mehr Ballbesitz hatte, nach vorne aber recht einfallslos lange Bälle auf die schnelle Christen Press spielte, die in ihrer besten Szene von halbrechter Position aus den Pfosten traf.

Malmö hatte durchweg die besseren Chancen, ein eingespieltes Kollektiv ist das aber noch nicht, da wirkten die Göteborgerinnen besser aufgestellt. Dennoch: Anja Mittag hätte in der ersten Halbzeit das Tor machen müssen, als sie eine Hereingabe von rechts aus 5-6 Metern auf den Kasten zog, aber Kristin Hammarström rettete mit einem brillanten Reflex.

Die Führung für die Gäste in der zweiten Halbzeit kam dennoch wie aus heiterem Himmel, denn es war einer jener seltenen Vorstöße die nicht auf Christen Press getimt waren. Olivia Schough flankte von links und Lisa Ek erzielte die Führung unhaltbar für Thora Helgadottir mit einem herrlichen Flugkopfball. Im Frauenfußball eine eher seltene Torkategorie.

Die Wende resultierte dann aus zwei individuellen Fehlern. Zum einen ein schlampiger Pass einer Abwehrspielerin, den sich Ramona Bachmann schnappte, die dann mit viel Enerie unwiderstehlich an Jane Törnqvist und Stina Segerström vorbeizog und den Ball schräg links in die Ecke schoss.

Und das Siegtor von Anja Mittag dann als Kristin Hammarström zu weit vor dem Kasten stand und Anja mit einem gefühlvollen Schlenzer die 311 Zuschauer, das Fernsehpublikum, die Akteure und mich vor einer Verlängerung bewahrte. Ich musste nämlich noch einkaufen und hatte schon zeitlichen Stress auf mich zukommen sehen.

„Wir haben hier unten noch nie gewonnen,“ sagte Torbjörn Nilsson, Trainer von Kopparberg/Göteborgs FC. „Wir sind schon ausgespielt worden, das war heute nicht der Fall. Wir waren nahe an einer Verlängerung und hatten selber auch Chancen auf das 2:1. Jetzt müssen wir unsere Wunden nach diesen Spielen lecken und schauen, dass wir ein gutes Gefühl bekommen.“

 

Torbjörn Nilsson nicht zu schlagen

Anders Nord & Torbjörn Nilsson (Foto: Kopparberg/Göteborgs FC)Vergleiche zwischen Männern und Frauen sind im Frauenfußball tabu, heißt es immer. Das stimmt nur bedingt, denn man kann schon das eine oder andere mit vielen Spielerinnen diskutieren, wenn sie wissen, dass man ihnen und ihrem Sport wohlgesonnen ist und man es ernst mit ihnen meint. Aber man sagt nicht, dass sie mal gegen die Männer von XYZ aus der 5. Liga spielen sollen und dass sie dann keine Chance hätten.

Nein, Frauen können nicht gegen Männer antreten.

Beim Trainingslager des schwedischen Vizemeisters Kopparberg/Göteborgs FC taten sie es dann doch und waren chancenlos. Während ihres einwöchigen Aufenthalts in der Türkei wird nicht nur Fußball sondern in der Freizeit auch Tennis gespielt. Es geht um Teambuilding. Und die nicht mehr ganz so jungen Trainer Torbjörn Nilsson und Anders Nord schlugen zunächst Kristin Hammarström und Jane Törnqvist mit 6:1, danach dann sogar Beata Kollmats und Olivia Schough mit 6:0 und posierten anschließend so cool wie man mit 50+ noch aussehen kann für die Homepage des Vereins.