Rosengård marschiert durch

Mit einem überzeugenden 4:2 Sieg gegen Umeå IK tat Rosengård am Sonntag einen weiteren Schritt in Richtung Titelgewinn bzw. Titelverteidigung. Anja Mittag erzielte dabei ihren neunten Saisontreffer. Der Vorsprung des Meisters beträgt nunmehr sechs Punkte auf den Zweiten Örebro, der am Montagabend ein schweres Auswärtsspiel bei Linköpings FC hat. Im Prinzip scheint es nur noch Spannung um den zweiten Platz in der Champions League zu geben. Der bald scheidende Trainer Jonas Eidevall war mit der ersten Halbzeit seiner Mannschaft außerordentlich zufrieden und sprach von der besten Halbzeit in den zweieinhalb Jahren, seit er in Malmö arbeitet. Katrin Schmidt erzielte das zweite Tor für Rosengård.

Aus mehreren Quellen verlautet, dass der Wechsel von Antonia Göransson von Turbine Potsdam zum FC Rosengård nur noch eine Formsache sein soll. Göransson hatte kaum noch spielen dürfen und bekanntlich und verständlich will Pia Sundhage in der Nationalmannschaft auf Spielerinnen setzen, die in ihren Vereinen regelmäßig zum Einsatz kommen. Göranssons Verpflichtung wäre im Kontext der Kopfprobleme zu sehen, die Rosengårds Neuzugang Kirsten van de Ven schon seit mehr als einem Jahr begleiten. Nach zwei leichten Gehirnerschütterungen in ihrer Zeit in Tyresöhat die sympathische Niederländerin immer wieder Probleme.

Lina Nilsson, Außenverteidigerin in Diensten von Rosengård, musste ihre Teilnahme an den kommenden Länderspielen gegen Schottland und die Färöer-Inseln verletzungsbedingt absagen. Sie wird ersetzt durch Annica Svensson (Eskilstuna), die erstmals nach mehr als einem Jahr wieder Berücksichtigung bei Sundhage findet.

Englands neuer Trainer Mark Simpson hat überraschend Anita Asante aus seinem Kader gestrichen. Das regte Jonas Eidevall dermaßen auf, dass er Simpson anrief. „Anita ist eine der besten Innenverteidigerinnen in Europa. Ich habe Simpson kontaktiert und wir hatten ein gutes Gespräch. Dann ist es natürlich seine souveräne Entscheidung, aber ich glaube, zukünftig hat er einen besseren Überblick,“ so Eidevall zu Sydsvenska Dagbladet.

Eidevall selber wird seine sportliche Zukunft in dieser Woche bekanntgeben, gestern sagte er, dass der Trainer, den er ersetzen wird, noch nicht Bescheid wisse, dass er seinen Job verlieren wird. Ui.

Eskilstuna gewann das Spiel der Aufsteiger erwartungsgemäß sicher mit 3:0 gegen AIK auf dem heimischen Tunavallen vor mehr als 3.000 Zuschauern. Eskilstuna muss schon in der Liga bleiben, damit der Zuschauerdurchschnitt aufpoliert wird.

Und am Samstag trennten sich im Skåne-Derby Kristianstad und Vittsjö 0:0 unentschieden. Eigentlich sogar ein Lokalderby, denn viele Spielerinnen von Vittsjö wohnen im größeren, aber immer noch nett provinziellen Kristianstad.

 

 

 

 

Jonas Eidevall hat gekündigt

Es war eine große Überraschung für Vorstand und Spielerinnen – am Samstag hat Rosengårds Meistertrainer Jonas Eidevall gekündigt; bereits Anfang Juli wird er den Verein verlassen. Sportchef Erling Nilsen erzählte der Zeitung Sydsvenska Dagbladet, dass Eidevall ihm am Samstag unterrichtet hätte, dass er von einer Vertragsklausel Gebrauch machen möchte.

Das brachte Nilsen etwas in Verlegenheit, denn  am Wochenende war Tyresös dänisch Nationalspielerin Line Røddik Hansen zu Gast wegen eines offenbar unmittelbar bevorstehenden Engagements (da die Spielerinnen Tyresös seit Januar kein Geld mehr vom Verein bekommen, können sie ihre Verträge nach Gewerkschaftsauskunft als gegenstandsls betrachten). Nilsen saß am Sonntag mit Røddik auf der Tribüne und die Dänin fragte ihn, was denn Trainer Eidevall von ihr halten würde. Es sei blöd gewesen, aber er hätte Røddik nichts sagen dürfen, weil man die Veröffentlichung der Kündigung für Montag geplant hatte und weil die Spielerinnen auf dem Feld nichts davon wussten.

Wohin es den höchst ehrgeizigen 31-Jährigen zieht, wollte und konnte er noch nicht bekanntgeben. Hier wird spekuliert, dass er nach „Europa“ gehen könnte, wo es eine andere Saison gibt als in Schweden. Möglich aber auch, dass er zu einem Männerverein in Schweden wechseln wird.

Rosengård und Göteborg

Paula Radtke im Gespräch mit ffschweden (Foto: Anders Henrikson)

Paula Radtke im Gespräch mit ffschweden (Foto: Anders Henrikson)

Wenn man nach nur einem Spieltag eine Tendenz erkennen kann, was natürlich NICHT der Fall ist, aber wenn, nur mal angenommen, dann hießen die Favoriten der Saison 2014 eindeutig FC Rosengård und Kopparberg/Göteborgs FC.

Rosengård (zum letzten Mal: früher LdB FC Malmö) ging als Erster ins Rennen, auswärts bei Aufsteiger AIK und für schwedische Verhältnisse zur ungewöhnlich frühen Stunde: 12.30 Uhr Anstoß. Grund: AIKs Männermannschaft war um 15.00 Uhr in der gut einen Kilometer entfernten Friends Arena angesetzt gegen Örebro und man wollte sich nicht im Wege stehen bzw. hoffte, dass ganz Fußballverrückte zuerst zu den Frauen und dann zu den Männern gehen würden. Naja, so ganz haute das dann doch nicht hin: 466 sahen die Frauen 0:4 gegen Rosengård verlieren und 15 873 (34 mal so viel) sahen das 1:1 der Männer gegen Örebro.

Anja Mittag, Sarah Mellouk, Ramona Bachmann und Paula (Kathleen) Radtke schossen die Tore für den Meister, der sich noch besser einspielen muss, da war vieles noch nicht überzeugend, nicht ineinander verzahnt, aber die überragenden Einzelpielerinnen kriegen es dann doch irgendwie hin und zwar so, dass man sich nie fragte, ob hier etwas anderes als die gesetzte Auswärts-2 herauskommen könnte.

Später hatte es das umgekrempelte Göteborg auswärts mit Vittsjö zu tun, schon schwieriger die Aufgabe und die von Malmö nach Göteborg gewechselte Manon Melis schickt mit ihrem Hattrick zu Beginn eine Ansichtskarte nach Malmö. Natürlich ist der Wechsel von der einen (Melis) zur anderen (van de Ven) in Malmö nicht einfach nur ein Wechsel, sondern eine Schwächung. Nicht weil van de Ven keine gute Fußballerin wäre oder es an Ehrgeiz mangeln ließe. Aber Melis ist halt Weltklasse, wenn sie gut drauf ist und bei Kirsten van de Ven weiß man momentan nicht einmal, wann sie spielen kann. Statt einer Klassebank mit Spielerinnen wie Katrine Veje oder Yoreli Rincon setzt man jetzt auf eigene Talente und das mag richtig sein. Sarah Mellouk, gerade erst 15 Jahre und acht Monate alt, deutete das an. Spielte von Beginn und machte ein Kopfballtor und hatte ein paar gute Szenen. Auch Anja Mittag, Therese Sjögran und Paula Radtke gefielen, Thora Helgadottir gab bei den wenigen Bällen Rückhalt und Anita Asantes Zweikampfstärke wird Rosengård noch viel Freude machen, auch wenn AIK:s talentierte Ex-Malmöerin Sarah Storck ihr wenigstens einmal ganz schön auf der Nase herumtanzte, also bildlich gesprochen.

Neunationalspielerin Emma Lundh sah das alles von der Tribüne aus. Knieprobleme. „Ich bin magnetgeröngt worden, kriege das Ergebnis morgen. Irgendwas knackt im Meniskus,“ sagte mir die Stürmerin nach dem Spiel. Auch die Routine von Maija Saari, der Mannschaftskapitänin der finnischen Nationalmannschaft wird AIK neben Malin Levenstad gut tun. Aber eben erst in einem Monat.

„Teilweise waren wir nur zu zehnt beim Training und haben mit ein paar Jungs aufgefüllt,“ erzählte mir Paula Radtke nach dem Spiel. „Jetzt sind endlich alle wieder von ihren Nationalmannschaften zurück, das merkte man heute schon, dass die Abstimmung noch nicht da ist.“

Dass 79,5% der Experten Rosengård als Meister sehen, belastet Radtke nicht: „Das war ja schon letztes Jahr bei Tyresö so. Göteborg und Linköping ist das natürlich schon Recht, dass wir die Favoriten sind und sie so den Druck von sich nehmen können.“

Ob man sich denn bei vier Spielerinnen mit Muttersprache Deutsch auch mal auf Deutsch unterhalte, will ich noch wissen.

„Hast du was gehört vom Spielfeld?“ fragt Paula zurück. „Manchmal rufen wir uns tatsächlich auch auf dem Platz was auf Deutsch zu, das ist ja dann schon fast Geheimsprache. Aber bei uns wird meist Schwedisch gesprochen. Ab und an erklärt der Trainer auch mal was auf Englisch.“

Sie hat ihren Platz gefunden, die Deutsche, die vom USV Jena kam. Anfangs waren viele, auch ich skeptisch, ob Paula Radtke sich beim schwedischen Topclub würde durchsetzen können, aber sie zeichnet sich durch hohe Professionalität aus und ist sehr flexibel einsetzbar, was natürlich ein großes Plus für Trainer Eidevall ist.

Göteborg und Rosengård führen die Tabelle an nach den ersten fünf Spielen. Mehr zu den anderen drei Begegnungen in einem späteren Post heute.

 

 

Trainerstimmen zum Fall Tyresö

Elisabet Gunnarsdottir gibt Tyresö 2-3 Monate

Elisabet Gunnarsdottir gibt Tyresö 2-3 Monate

Nicht jeder antwortete so cool wie der Trainer des FC Rosengård, Jonas Eidevall, der über Twitter verlautbarte, dass die Zeitung Aftonbladet ihn wegen der Tyresö-Affäre angerufen hätte und ihn nach seiner Meinung befragt habe. Eidevall muss geantwortet haben, dass ihn das weniger interessiere als das Haltbarkeitsdatum seiner Milch im Kühlschrank. Hat er das aus einem Film, den ich noch nicht kenne? Im Ernst, lieber Jonas, falls du das hier lesen solltest, so ganz nehme ich dir das nicht vorhandene Interesse an DEM Thema im schwedischen Frauenfußball nicht ab. Sei’s drum.

Vittsjös Trainer Thomas Mårtensson hatte sich bereits gestern im Lokalblatt Norra Skåne geäußert und gefordert, dass der schwedische Fußballverband Tyresö noch vor dem Start der Serie aus der Liga entfernen müsse.

Viktor Eriksson trainiert den Aufsteiger Eskilstuna, der erst gestern mit 0:2 im Pokal gegen Tyresö unterlag. Er sagt zu Aftonbladet: „Um die Lizenz, in der Elite zu spielen, gibt es ein Regelwerk. Ich denke, dass das Regelwerk angewendet werden sollte, dafür gibt es ja einen Grund. Das wird zu einer Form von wirtschaftlichen Doping.“

Die einzige Frau unter elf Männern, seit Jahren ist das die Isländerin Elisabet „Beta“ Gunnarsdottir. Die Trainerin von Kristianstads DFF sagt: „Wenn die nicht in zwei, drei Monaten bezahlen können, sollen sie absteigen. Ich sehe absolut keinen Sinn darin, dass die Spiele absolvieren können und ihre Spielerinnen nicht bezahlen können. Da kann ich mir doch jetzt auch Spielerinnen holen, die ich nicht zu bezahlen gedenke, nur um zu gewinnen.“

Umeås neuer Trainer Jonas Wikström zu der Boulevardzeitung: „Die Regeln sind deutlich, es gelten dieselben Dinge wie in einem Fußballspiel. Es gibt Regeln und dann sollen sie auch befolgt werden.“

Martin Sjögren ist mit dem LdB FC Malmö 2010 schwedischer Meister geworden und trainiert inzwischen Linköpings FC. Ein Team, das vor allem mit jungen, hochtalentierten Spielerinnen versucht, langfristig etwas aufzubauen, ohne sich massiv zu verschulden.

Sjögren zu Aftonbladet: „Man kann nicht so weitermachen, als ob nichts passiert´wäre. Es geht hier um Moral und Ethik. Wenn man weiß, dass man mit fast acht Millionen im Minus liegt und dann noch mehrere Neuverpflichtungen tätigt, dann ist das kein ethisches Handeln.“

Die anderen Trainer der Liga haben sich sehr vorsichtig oder aber wie Eidevall sehr cool und scheinbar desinteressiert geäußert. Lediglich AIK:s Mattias Eriksson schließt einen Abstieg für Tyresö aus: „Es wäre komisch, wenn die aus der Serie genommen werden. Mir fällt es schwer, das zu glauben.“ Ob es denn nicht ungerecht sei, dass der Ligakonkurrent Spielerinnen gekauft habe, die man sich nicht leisten könne, wird Eriksson gefragt und er antwortet Aftonbladet: „Nein, das ist nicht ungerecht. Eine schlechte wirtschaftliche Situation ist etwas, das alle Mannschaften treffen kann.“

Am Donnerstag findet vor dem Amtsgericht Nacka eine Versammlung der Gläubiger statt. Am Abend sollte man schon wieder mehr wissen.

Rosengård verliert erstes Pflichtspiel

Der FC Rosengård (früher LdB FC Malmö) hat das erste Pflichtspiel seiner Frauenfußballgeschichte gestern Nachmittag überraschend verloren.

Auf dem heimischen Malmö IP verlor der schwedische Meister im Achtelfinale des schwedischen Pokals 2013/14 mit 1:2 gegen KIF Örebro und schied damit vorzeitig aus.

Sanna Talonen hatte die Gäste in Führung gebracht und die neue Mannschaftskapitänin, die Isländerin Sara Björk Gunnarsdottir, in der zweiten Halbzeit den Ausgleich erzielt. In der Nachspielzeit leistete sich dann Elin Rubensson einen fatalen Rückpass, der für die trotz Knieproblemen spielende Thora Helgadottir gedacht war, aber bei Sarah Michael landete, die leichtfüßig Helgadottir umrundete und zum 2:1 Sieg einschob.

„Da haben wir das Spiel nicht verloren,“ sagte Trainer Jonas Eidevall nach der Partie der Zeitung Sydsvenska Dagbladet, „Es ist leicht, auf den einfachen Fehler am Ende des Spiels zu zeigen, aber wir haben den Sieg schon in der ersten Halbzeit verpasst, wo wir völlig von der Rolle waren.“

Ramona Bachmann spielte erst in der zweiten Halbzeit, ansonsten war Rosengård in Bestbesetzung.

„Ramona hat im letzten Monat zwei Mal trainiert. Ein ganzes Spiel hätte sie nicht durchgehalten. Und weil das ein Pokalspiel warm, war es mir lieber, sie am Ende des Spiels dabei zu haben, falls es eine Verlängerung gegeben hätte,“ erklärte Eidevall das Fehlen seiner Topspielerin.

Für KIF Örebro war dieses Spiel nach mehreren klaren Niederlagen in Testspielen zuvor das erste Spiel, in dem die beiden Kanadierinnen Stephanie Labbé und Marie-Eve Nault wieder dabei waren.

Im ersten Achtelfinalspiuel am Freitagabend gewann Kristianstads DFF loker mit 6:1 beim Zweitligisten Hovås Billdal. Susanne Moberg (3), Mia Carlsson (2) und Linnéa Liljegärd schossen die Tore für den Erstligisten.

Zlatan II – Zur Stellung des Frauenfußballs in Schweden, Reaktionen und Gedanken

Das Interview Zlatan Ibrahimovics mit dem unkritischen Reporter von Expressen war von langer Hand geplant. Das wissen wir heute. Der schwedische Fußballkönig hatte sich unmittelbar nach der „Autoaffäre“ bereits maßlos darüber aufgeregt, dass man seinem Mannschaftskameraden Anders Svensson den Abschied vermieste und auch darüber, dass Mitarbeiter des schwedischen Fußballverbands, darunter sein engster Vertrauter beim SvFF, wegen der tolpatschigen und ignoranten Vorgehensweise in der Live-Sendung des TV4 kritisiert wurden.

Und wie schon damals im Getto von Rosengård in der nicht einfachen Kindheit gelernt, stellte sich Ibrahimovic wie ein Alfarüde vor sein Rudel, vor seine Gang. Man kennt dieses Verhalten von ihm auch auf dem Platz. Oft ist er vom Platz geflogen und auch die eigenen Mannschaftskameraden haben bisweilen die Leader-Eigenschaften des 32-Jährigen Schweden zu spüren bekommen. Nach einem Spiel seines AC Mailand 2011 trat er seinem Mitspieler Antonio Cassano „scherzhaft“ gegen den Kopf, als dieser sich mit einem Reporter unterhielt. Mit dem amerikanischen Abwehrspieler Oguchi Onyewu kam es, ebenfalls in Mailand, aber 2010, zu einem Faustkampf während des Trainings, als Ibrahimovis Onyewu mit ausgestreckten Beinen angrätschte. Marco Rossi (Bari) und Salvatore Aronica (Neapel) haben Faustschläge des Stürmers abbekommen, die jeweils zu roten Karten führten.

In Schweden hat das dem Ansehen des Nationalmannschaftskapitäns nicht im Geringsten geschadet. Er dürfte der mit Abstand populärste Besitzer eines schwedischen Passes sein. Seine Autobiographie „Ich, Zlatan“ hat nicht nur den majestätischen Titel, sie wurde auch innerhalb weniger Monate zum meistverkauften Buch in der Geschichte des Königreichs, erfolgreicher als alle Wallander-Krimis oder Stieg-Larsson-Geschichten.

Die schwedischen Medien begleiten jeden Schritt und auch jeden Tritt (das klingt jetzt irgendwie doppeldeutig) von Ibrahimovic mit ehrfürchtigem Staunen und beten ihn an. Die Zeitung Sydsvenska Dagbladet, die viel auch über den Frauenfußball und über den örtlichen Verein LdB FC Malmö (bald schon FC Rosengård, Ibrahimovics ureigenes Revier) berichtet, hat auf ihrer Internetseite unterhalb des Ressorts SPORT weitere Unterabteilungen wie MALMÖ FF, LdB FC und eben auch ZLATAN. Vor ein paar Jahren war ich auf der Fußballgala, die damals noch nicht in Ericsson Globe, sondern im kleineren Hovet stattfand und interviewte die Preisträgerinnen, Sara Thunebro, Therese Sjögran (!) und andere. Eine eifrige Reporterin von Aftonbladet stürmte hinter jedem Preisträger her und fragte nichts Persönliches, sondern wollte von allen jeweils ihre beste Zlatan-Erinnerung haben.

All das steigt zu Kopf. Dazu fließen jeden Monat 1,5 Millionen € netto auf die Konten des 32-Jährigen und wohin er auch kommt, empfängt man den bekennenden Katholiken ihn mit göttlicher Verehrung. Wer würde da nicht größenwahnsinnig werden?

In Europa vergleiche man ihn mit Messi und Ronaldo, aber wenn er nach Hause komme, werde er nach Lotta Schelin gefragt. Da müsse man sich doch schämen.

Der schwedische Fußballverband hat sich inzwischen gemeldet, nachdem sich erst einmal am gestrigen Tag viele, viele Journalisten und Spielerinnen gemeldet haben. Der Vorsitzende von SvFF, Karl-Erik Nilsson, gab seiner eigenen Homepage ein Interview, in dem er sagte, dass jeder Spieler das Recht auf freie Meinungsäußerung hätte. Man müsse das Interview aber auch genau lesen und da hätte sich Ibrahimovic doch immerhin mit großem Respekt vor den Leistungen der Frauen geäußert. Der Verband sei für Gleichberechtigung, aber jeder dürfe sagen, was er will. Da kuscht sogar der Verbandspräsident, aber von dem schwachen Nilsson konnte man auch nichts anderes erwarten. Immerhin hat die, mit heutigem Blick, schwachsinnige Idee des Verbands, Svensson ein Auto zu schenken, erst zu all dem geführt. Aber die Probleme liegen tiefer, die Autoaffäre ist nur der äußere Auslöser. Hier geht es um das Denken unter der Oberfläche und die ganze Diskussion zeigt nur, dass der schwedische Fußballverband in seinen Machtpositionen im Grunde genommen ebenso denkt wie Ibrahimovic. Frauenfußball wird primär gefördert, weil es eine starke öffentliche Meinung gibt, die das verlangt. Es ist politisch korrekt. Geliebt wird der Sport in den Chefetagen der Verbandsoberen aber nicht.

Pia Sundhage sagte schon am vorgestrigen Abend zum schwedischen Fernsehen.

„Das ist wirklich schade und schadet dem schwedischen Fußball, wenn sich ein Mannschaftskapitän so ausdrückt. Es zeigt auch, dass es im männlichen Wertekanon des Fußballs Mängel gibt.“

Nilla Fischer, Spielerin in Diensten des VfL Wolfsburg, tweetete: „Gehört zum Dümmsten, was ich je gelesen habe.“

Differenziert und klug äußerte sich Malmös junger Meistertrainer Jonas Eidevall in einem Interview mit Sydsvenska Dagbladet. Er attestierte dem schwedischen Fußballverband grundsätzliche Probleme und hob das Thema auf eine höhere Ebene.

„Fügt man das, was Zlatan als Nationalmannschaftskapitän gesagt hat, mit anderen Ereignissen zusammen, bekommt man den Eindruck, dass das, was außerhalb des Fußballplatzes geschieht, für den Verband bedeutungslos ist. Wie Nationalspieler auch außerhalb des Platzes agieren und was sie sagen, hat eine immense Bedeutung für die Zukunft des schwedischen Fußballs.“

Eidevall nennt die Nominierungen der Spieler Alexander Gerndt und Miiko Albornoz in die Männernationalmannschaft. Gerndt wurde 2012 wegen schwerer Körperverletzung begangen an seiner Ex-Frau rechtskräftig verurteilt, Albornoz erst in diesem Jahr wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen.

„Der Nationaltrainer [Erik Hamrén] weist lediglich darauf hin, dass die Beiden nominiert werden können und dass das Einzige wäre, was zählt. Ich bin gegen Strafen auf Lebenszeit und auch Spieler, die Dinge gemacht haben, die nicht in Ordnung sind, sollen in der Nationalmannschaft spielen können. Aber Dinge unter den Teppich kehren und jeder Diskussion ausweichen, ist eine ganz andere Sache. Man muss aber darüber reden, um zu zeigen, für welche Werte der schwedische Fußball steht.“

„Der Verband muss deutlicher werden und sagen, für welche Werte schwedischer Fußball steht. Und kann man sich diesen Werten nicht anschließen, ja dann bin ich sehr skeptisch, ob man dafür geeignet ist, in der schwedischen Nationalmannschaft zu spielen.“

Ibrahimovic Angriff auf den Frauenfußball und als solcher muss das Interview aufgefasst werden, ist so fatal und destruktiv, weil er vom größten Vorbild dieses Sports kommt. Man mag sich fragen, warum der arrogante Macho Ibrahimovic vom Großteil einer ansonsten aufgeklärten und gleichberechtigt tuenden Bevölkerung wie ein kleines Kind verehrt wird, aber so ist es. Ibrahimovic gibt zehntausenden Jugendlichen nun das Signal, dass Mädchenfußball weniger wert ist. Mit seinen dummen, aber kalkulierten Äußerungen wirft er den Frauenfußball und seine Entwicklung in den Köpfen vieler Kinder und Jugendlicher um Jahre zurück. Zumindest war das sein Anliegen.

Auf dieser Spur auch der Kommentar von TV4 Sportchef Emir Osmanbegovic: „Das Schlimmste an Zlatans Äußerungen ist, dass sie als Wahrheit von hunderttausenden von Jungs aufgefasst werden, die ihn als Vorbild haben.“

Aftonbladets Robert Laul bezeichnete das Angebot Ibrahimovics den Frauen ein von ihm signiertes Fahrrad zu schenken und dass das völlig ausreiche als „höhnische Arroganz“.

Nicht unterschlagen werden sollte jedoch, dass erwartungsgemäß die Kommentarfelder bei einigen Artikeln überquellen von Hohn, Spott und Verachtung gegen den Frauenfußball. Das Thema wird uns weiterbeschäftigen, in anderer Form, aber es kommt wieder, leider.

 

 

Therese Sjögran kritisiert Schiedsrichter

Einen Tag nach der mehr als fragwürdigen Schiedsrichterinnenentscheidung von Katalin Kulcsár aus Ungarn, Elfmeter für Wolfsburg gegen Malmö nach einem völlig normalen Zweikampf zu geben – ein Elfmeter der möglicherweise das Aus für Malmö bedeutet, kritisiert Malmös Mittelfeldspielerin Therese Sjögran in einem Interview mit der Zeitung Expressen: „Wenn weibliche Schiedsrichter in Europa nicht gut genug sind – weshalb müssen wir dann weibliche Schiedsrichter haben?“

Mit diesem Interview spricht Sjögran ein Tabuthema an. Denn viele Vertreter, die den Frauenfußball zu fördern glauben, sprechen sich grundsätzlich für weibliche Schiedsrichter aus, sehen das als einen Akt notwendiger Gleichberechtigung.

„Malin geht genau richtig in den Zweikampf hinein,“ beschrieb Trainer Jonas Eidevall die gestrige Szene. „Aber anstatt belohnt zu werden, wird sie bestraft.“

„Champions League ist das größte, was du spielen kannst,“ so Sjögran zu Expressen. „Und dann hast du da Schiedsrichterinnen, die einfach nicht das Niveau haben. Die besten Schiedsrichter sollen die besten Turniere pfeifen. Unabhängig vom Geschlecht.“

Und Mannschaftskameradin Manon Melis fügte hinzu: „Mir ist es scheißegal, ob eine Frau pfeift oder ein Mann. Das Wichtigste ist, dass es ein guter Schiedsrichter ist.“

Ich habe im Laufe der Jahre mit vielen Spielerinnen über diese Frage gesprochen und noch niemanden unter den Aktiven getroffen, der Sjögran oder Melis widersprechen würde. Im Gegenteil: Einige haben sich eher für männliche Schiedsrichter ausgesprochen.

Das ist aber leider in Funktionärskreisen alles andere als populär, ein Thema, das tunlichst nicht diskutiert wird. Dem Frauenfußball erweist man damit einen Bärendienst, wenn man nicht auf seine Spielerinnen hört.

 

Chukwudi verlässt Umeå, Holmvén übernimmt Jitex und Eidevall spricht wieder von Zirkus

Nachdem es aus beruflichen Gründen ein paar Tage lang ruhig hier war, fasse ich jetzt einiges zusammen, was sich in der vergangenen Woche ereignet hat.

Ogonna Chukwudi verlässt Umeå. Die 25-Jährige nigerianische Mittelfeldspielerin wird in der kommenden Saison Mannschaftskameradin von Sarah Michael bei KIF Örebro. An Michael waren unter anderem Göteborg und Umeå interessiert, die Stürmerin verlängerte aber ihren Vertrag. „Mit ihrer Zweikampfstärke und ihrer Schnelligkeit kann sie uns viel bringen,“ freut sich der künftige Trainer Richard Nilsson.

Nachdem Stefan Rehn Jitex nach zwei Jahren verlässt, wechselt Sportchef Anders Holmvén den Job und wird selber Trainer. Finanziell ist Jitex nach wie vor nicht auf Rosen gebettet. Fridolina Rolfö geht nach Linköping, Kathlene Fernström und Frida Höglund haben verlauten lassen, dass sie den Verein ebenfalls verlassen und zu befürchten ist, dass die eine oder andere noch folgen wird. „Wir sind gezwungen, Talente zu finden. Davon gibt es reichlich in der Elitettan,“ sagt Holmvén. Ein Abstiegskandidat dürfte damit für 2014 bereits leider feststehen.

Meistertrainer Jonas Eidevall hat schon früher das Wort Zirkus benutzt und meinte damit, die kurzfristigen Verpflichtungen amerikanischer Spielerinnen bei Hauptrivale Tyresö. Jetzt benutzte er dasselbe Wort für Linköping, das am letzten Spieltag aus Torhüterinnenmangel von Beginn an Mittelfeldspielerin Petra Larsson ins Tor stellte und dennoch 4:1 gewann. Sofia Lundgren verletzt, Lina Ringshamre ebenso und Briana Davey reiste zu einem Länderspiel ihrer australischen Mannschaft in die USA. „Für mich ist das Zirkus. Die haben zwei Torfrauen und schicken die eine zu einem Länderspiel und als sich dann die andere verletzt, haben sie keinen Ersatz. Genauso mit Tyresö, ich weiß nicht, wie viele Spielerinnen dir vor dem Spiel zu Länderspielen geschickt haben. Solange die Vereine die Liga nicht ernst nehmen, ist es schwer, vom Publikum dasselbe zu erwarten,“ so Eidevall zur Zeitung Expressen. Die Situation des Spiels Linköping – Tyresö erklärt sich daraus, dass für beide Teams der schließliche Tabellenplatz feststand. Es ging um nichts mehr. Linköpings Boss Anders Mäki gab Eidevall Contra: „So ist das nun einmal. Tyresö hatte drei Spielerinnen zu einem Länderspiel abgestellt. Ich halte das für völlig normal. In manchen Clubs setzen wir das Individuum an erste Stelle und auch wir sind so ein Club. Ich weiß nicht mal, wer Eidevall ist, ich habe nie mit dem geredet,“ so Mäki.

 

Achtes Gold für Malmö – Stimmen

Zum achten Mal hat Malmö die Meisterschaft gewonnen, fünf Mal siegte man als Malmö FF und nach der Umbenennung gewann dann drei Mal LdB FC. Und nächstes Jahr heißt man FC Rosengård.

„Jetzt empfinde ich nur Freude, große Freude,“ sagte Trainer Jonas Eidevall dem schwedischen Radio. „In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel einfach nur abgespielt, ohne Absicht, aber es kam einfach so. Am meisten bin ich damit zufrieden, dass wir dem Druck so gut Stand gehalten haben. Wir führten hochverdient mit 2:0, gewinnen die Meisterschaft und spielen unser Spiel.“

Tora Helgadottir ist Garant im Tor Malmös. 14 von 22 Spielen spielte man zu Null. „Das ist schon verrückt. Seit ich hierher gekommen bin, waren wir nicht in der Nähe dieser Zahl. Heute hatten wir bei Ecken und Freistößen etwas Probleme, aber das liegt daran, dass es so nass ist. Man hat nicht immer sehr viel zu tun bei so einem Team, aber mit den Leuten hier wird es dir trotzdem nie langweilig. Wir gewinnen, weil wir alle hart für die anderen arbeiten, wir sind ein Team.“

„Es ist ein tolles Gefühl. Das ganze Jahr arbeitet man hart für so einen Moment und ihn dann erleben zu können, das ist einfach großartig. Heute Abend werden wir ein wenig Feiern und Spaß haben, aber wir nehmen es dennoch ruhig, denn am Mittwoch haben wir noch einmal Champions League,“ sagte Ramona Bachmann.

Tyresös Trainer Tony Gustavsson: „Ich gratuliere Malmö und ziehe meinen Hut. Zehn Spiele hintereinander zu gewinnen nach der Sommerpause, da muss man einfach die Größe haben, zu gratulieren. Wir waren zwölf Minuten davon entfernt, alles in unseren Händen zu haben, so ist Fußball. Wir führten mit 2:1 gegen Malmö zwölf Minuten vor Schluss, hatten darüber hinaus noch eine Spielerin mehr auf dem Feld. Hätten wir das gehalten, hätten wir die gleiche Punktzahl gehabt und das bessere Torverhältnis vor dem letzten Spieltag. Natürlich ist das frustrierend, alles in eigener Hand gehabt zu haben zwölf Minuten vor Schluss. Weder für Malmö noch für Tyresö geht es um Damallsvenskan oder Champions League, es geht um Damallsvenskan UND Champion League, so ist das für uns. Die zwölf Minuten gegen uns, als sie es geschafft haben aus dem 1:2 aus ihrer Sicht ein 3:2 zu machen waren völlig entscheidend. Letztes Jahr hatte Malmö aus 20 Spielen sechs Punkte mehr als wir, aber wir haben beide Spiele gegen die gewonnen und hatten das bessere Torverhältnis. Nein, die 12 Minuten tun weh, aber aller Respekt für Malmö,“ sagte Gustavsson in einem Interview mit SR Radiosporten.

 

 

LdB FC Malmö – Schwedischer Meister 2013

Amanda Ilestedt setzt sich den goldenen Hut auf

Amanda Ilestedt setzt sich den goldenen Hut auf

Vor einem Jahr fast, am 3. November 2012, verlor Malmö seinen Titel im eigenen Stadion gegen den direkten Konkurrenten Tyresö FF.

Heute holte sich LdB FC Malmö den Titel an gleicher Stelle zurück. Nach dem 2:0 gegen Umeå setzten sich die Spielerinnen die in Schweden traditionellen goldenen Hüte auf und ließen den Sekt spritzen. Manon Melis und Sara Björk Gunnarsdottir schossen beide Tore bereits in der ersten Halbzeit.

Erstmals gewannen damit auch gleich drei deutsche Spielerinnen den Meistertitel in Schweden: Anja Mittag, Katrin Schmidt und Kathleen „Paula“ Radtke. Für Mittag und Schmidt sicherlich eine besondere Genugtuung. Anja verschoss vor einem Jahr gegen Tyresö den Elfmeter, der ihre Mannschaft auf den Weg hätte bringen können und Katrin wurde vor zwei Jahren von Tyresö für nicht mehr gut genug befunden und mehr oder weniger ausgemustert zugunsten von Lisa Dahlkvist.

Schmidt hatte nun wesentlichen Anteil daran mit ihrem unermüdlichen Einsatz im zentralen defensiven Mittelfeld. Eine Ballgewinnerin, deren Rolle oft und meistens unterschätzt wird.

Natürlich ist Malmös offensives Spiel das Aushängeschild. Entscheidend für die Siegesserie im Herbst, dass Manon Melis in Gang kam. Auch ich hatte die Niederländerin schon im Frühjahr kritisiert, gefordert, dass Trainer Jonas Eidevall sie mal auf die Bank setzt, denn sie fand nicht hinein in das Zusammenspiel mit Anja Mittag und Ramona Bachmann. Ganz anders im Herbst, in dem Melis‘ Tore lebenswichtig für Malmö waren. Die Niederländerin profitierte aber sicher auch von der Rückkehr Therese Sjögrans in die Stammformation. Sjögran und Melis kennen sich bestens aus den Jahren vor Melis Wechsel nach Linköping.

 

Malmö bald gegen Wolfsburg

Nach dem gestrigen 3:1 beim (noch)norwegischen Meister Lilleström SK nach Toren von Therese Sjögran, Manon Melis und Ramona Bachmann ist der wohl baldige schwedische Meister fast ebenso sicher im Achtelfinale gegen den Titelverteidiger im Wettbewerb wie die Wolfsburgerinnen nach dem schon eher (für den Wettbewerb) peinlichen 14:0 in Estland.

„Sie haben in den ersten zehn Minuten richtig gut gespielt und hohes Pressing ausgeübt. Als wir dann unser Zuspiel unter Kontrolle bekamen, haben wir sie allmählih zurückgedrängt und als wir dann in die Tiefe gespielt haben, lief es richtig gut,“ fasste Malmös Trainer Jonas Eidevall zufrieden zusammen.

„Ein tolles Resultat. Vor dem Spiel habe ich gesagt, es wäre gut, wenn wir ein Ergebnis bekommen würden, das sie zwingt, in Malmö zu gewinnen. Das 3:1 zwingt sie, drei Tore zu machen. So ist es noch besser.“

Beim Rückspiel kommende Woche kann Malmö schon als frisch gebackener schwedischer Meister einlaufen, falls man am Sonntag auch zu Hause gegen Umeå IK wenigstens ein Unentschieden holen sollte.

Eine Schottin in Värmland

Hayley Lauder in Tyresö

Hayley Lauder in Tyresö

In der Damallsvenskan spielen auch diese Saison wieder mehr als 60 Ausländerinnen. Viele, wie Nationaltrainerin Pia Sundhage, sind der Meinung, das sei entschieden zu viel und die schwedischen Talente könnten sich nicht richtig entwickeln, weil sie allzu oft ausländische Spielerinnen vor die Nase gesetzt bekommen, die ihnen mögliche Spielpraxis in der ersten Liga wegschnappen.

Andere, zu denen Kristianstads Trainerin Elisabet Gunnarsdottir gehört, sagen, dass ausländische Spielerinnen erstens billiger seien, weil einheimische Talente oft unverhältnismäßig hohe Gehaltsvorstellungen haben und auch Malmös Trainer Jonas Eidevall sagte mir im Frühjahr beim Auftakttreffen, dass die jungen U19-Spielerinnen etwa sehr oft fehlen würden, was bei den meisten Ausländerinnen nicht der Fall wäre.

Am vergangen Sonntag habe ich in Tyresö nach dem Spiel mit der Schottin Hayley Lauder gesprochen. Hayley hat mit 23 Jahren schon einiges an Auslandserfahrung gesammelt. Sie war fünf Jahre bei den Spartans, einem Team aus ihrer Heimatstadt Edinburgh, bevor sie sich dann auf den Weg nach Zypern machte, um bei Apollon Limassol Champions League zu spielen.

„Es war wirklich unglaublich warm da,“ sagt sie lachend, als ich sie darauf anspreche und meine, dass das graue Wetter in Tyresö sie wohl mehr an ihre Heimat erinnern müsse. „Das stimmt, Schweden ist da schon mehr wie Schottland.“

Hayley Lauder spielt bei Mallbacken im linken Mittelfeld, ich habe sie an diesem Sonntag speziell beobachtet, weil wir nach dem Spiel verabredet waren. Mallbacken bekam, wie die meisten Teams, die nach Tyresö kommen, wenig Gelegenheit, ein eigenes Angriffsspiel aufzubauen, die Stärke von Hayley liegt in der Offensive. Da bekam sie es wenige Male mit Ali Krieger zu tun, die bei Tyresö auf der rechten Seite verteidigt bzw. angreift.

In der finnischen Liga verbrachte Hayley Lauder die Saison 2012 und da schoss sie in 26 Spielen immerhin 18 Tore für den Tabellenzweiten des Vorjahres, der sich dieses Jahr bereits die finnische Meisterschatt gesichert hat.

Ob das nicht ein Unterschied sei, ein Jahr bei einem Spitzenteam zu spielen, das meist auf Angriff setzen kann und nun fast eine Saison bei einem Aufsteiger, der sich verzweifelt gegen den Abstieg wehrt?

„Ich wollte wirklich in der Damallsvenskan spielen. Das ist eine der besten Ligen in Europa,vielleicht sogar die Beste. Man sieht das an der Qualität der Spieler, gegen die wir heute in Tyresö gespielt haben. Ich genieße es wirklich, hier in Schweden zu spielen, man kann einfach so viel lernen und auch Erfahrung sammeln. Åland United war ein richtig gutes Team, aber wenn man die Gesamtheit betrachtet, dann hat Schweden ganz klar eine bessere Liga als Finnland.“

Hayley im Duell mit Ali Krieger

Hayley im Duell mit Ali Krieger

Du spielst in der schottischen Nationalmannschaft und ihr wart sehr nah dran, euch für die EURO in diesem Jahr zu qualifizieren. Im entscheidenden Spiel in Spanien, wo die Spanierinnen gewinnen mussten, führtet ihr mit 2:1 in der 89. Minute, um dann doch noch 2:3 zu verlieren.

„In diesem Spiel ist man wirklich durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Mit ein wenig Abstand kann man jetzt sagen, dass wir wirklich ganz nah dran waren und wenn man sieht, wie gut es für Spanien bei der EM lief, dann weiß man vielleicht auch, wozu wir in der Lage sein müssten. Vero Boquete hat damals das Siegtor für Spanien geschossen, die ist in ihren besten Momenten in einer Klasse für sich, auch heute hat sie das wieder für Tyresö gezeigt. Unser nächstes Ziel muss die WM 2015 in Kanada sein. Wir haben eine schwere Gruppe mit Schweden, Polen und Nordirland, aber das Ziel muss die WM sein.“

Es gibt jetzt eine Reihe von Schottinnen im Ausland. Du spielst in Mallbacken, Jane Ross mit viel Erfolg in Vittsjö, Lisa Evans in Potsdam und nicht zuletzt Kim Little in London bei Arsenal. Wie wichtig ist das für die Entwicklung des schottischen Fußballs?

„Naja, man hat jetzt die Augen aufbekommen für Spielerinnen aus Schottland und wir haben bewiesen, dass wir uns in guten Ligen behaupten können. Das wird letztlich nur gut für unsere Nationalmannschaft sein.“

Und die Spiele gegen Schweden?

„Das sind natürlich die Spiele, auf die wir uns am meisten freuen, man will sich immer mit den Besten messen. Auf dem Weg dahin sind wir gezwungen, alle Spiele zu gewinnen. Unsere schwedischen Trainerinnen Anna Signeul und Ann-Helen Grahm wissen natürlich fast alles über die Schwedinnen und das kann nur von Vorteil für uns sein.“

Wie geht die Saison für Mallbacken aus? Ihr seid auf dem Abstiegsplatz, drei Punkte hinter Jitex.

„Die Saison nähert sich jetzt dem Ende, aber wir kämpfen weiter um den Klassenerhalt. Das Heimspiel gegen Sunnanå nächsten Sonntag {lies: heute} müssen wir unbedingt gewinnen.“

Ungewohnte Töne

Normalerweise werden im schwedischen Frauenfußball keine offenen Konflikte ausgetragen. Aber nach dem gestrigen 4:0 gegen Linköping zog Malmös Trainer Jonas Eidevall doch mal einen vom Leder: „Ich bin ein großer Fan des Modells, nach dem wir in Malmö arbeiten. Mit Langfristigkeit verglichen mit der anderen Mannschaft, mit der wir konkurrieren. Die kaufen und holen sich eine Menge Spielerinnen mit kurzfristigen Verträgen. Für mich ist das Zirkus. So arbeiten wie die, so will ich nicht in einem Fußballverein arbeiten.“

Deutliche Worte an Tyresö FF, das derzeit mit kurzfristigen Verträgen Sara Thunebro, Ashlyn Harris, Ali Krieger und bald auch Whitney Engen verpflichtet hat.

Tyresö wohl ohne Marta

Tyresö muss im morgigen Spitzenspiel der Damallsvenskan wohl ohne die fünffache Weltfußballerin Marta gegen LdB FC Malmö antreten. Das sagte Trainer Tony Gustavsson in einem Interview mit dem schwedischen Radio. Marta leide noch immer unter den Rückenproblemen, die schon vergangene Woche nach dem Aufwärmen dazu geführt hatten, dass die Brasilianerin nicht gegen Kristianstad antreten konnte.

Malmö kommt mit seiner besten Mannschaft nach Stockholm. Trainer Jonas Eidevall: „Wir werden zwei Mannschaften sehen, die den Ball haben wollen und starkes Pressing machen werden. Das gibt einen Stellungskrieg und am Ende gewinnt die Mannschaft, die mehr Disziplin hat,“ so Eidevall.

Malmö: Sieg im Spitzenspiel

Um das inzwischen auf 23 Punkte vorausgeeilte Tyresö auch nur annähernd gefährden zu können und die am 12.06. angesetzte Spitzenbegegnung wirklich zum Höhepunkt der Vorrunde zu machen, gab es von Beginn an keine andere Alternative für LdB FC Malmö, als gegen Pokalsieger Kopparberg/Göteborgs FC sozusagen volle Kanne zu spielen.

Zumal man am letzten Spieltag beim 1:3 in Linköping eine peinliche Pleite hatte einstecken müssen. Malmös junger Trainer Jonas Eidevall zog eine harte personelle Konsequenz: Sündenbock und Mannschaftskapitänin Malin Levenstad ist nicht nur out im Nationalmannschaftskader von Pia Sundhage, auch Eidevall setzte seine Spielführerin auf die Bank und ließ stattdessen Amanda Ilestedt und Kathleen Radtke in der Innenverteidigung auflaufen.

Auf der Bank auch Therese Sjögran. Die 182fache Nationalspielerin wil nach Kreuzbandriss in ihrem 37. Lebensjahr noch unbedingt zur EM, aber Eidevall entschied sich abermals gegen Sjögran und gab ihr elf Minuten am Ende der Begegnung. Aber beim Expertentalk am Rande der Fernsehübertragung des Spiels gestern war herauszuhören, dass man gemeinhin doch mit einer Nominierung Sjögrans für das Spiel am 19.06. in Stockholm gegen Brasilien rechnet. Merkwürdigerweise muss man sagen, denn dass eine Spielerin, die in der Liga keine 90 Minuten spielen darf, weil andere stärker sind, nun die Personalprobleme der Nationalmannschaft lösen soll erscheint mir bei aller Leistungen Sjögrans in der Vergangenheit doch etwas zweifelhaft. Aber Johanna Almgren fällt aus für die EM und mit einem Mal fällt allen auf, dass man denselben Spielertypen, den Sofia Jakobsson, Antonia Göransson, Kosovare Asllani repräsentieren offenbar in Hülle und Fülle hat, während jemand fehle, die den Ball halten könne. Nicht gut genug für Malmös Startelf mit den acht Ausländerinnen, aber gut genug für Schweden, das Europameister werden will, ist aber trotz allem ein Paradox für mich.

Zwei Ausländerinnen herrschen in Malmös Mittelfeld und sie sorgten gestern auch für den furiosen Auftakt in den ersten 20 Minuten der Partie. Malmö druckvoll, schnell und engagiert wie noch nie in dieser Saison. Man wollte die Scharte von Linköping auswetzen, das war klar. Katrin Schmidt gewann beinahe jeden Zweikampf und zusammen mit Sara Björk Gunnarsdottir leistete sie Kärrnerarbeit. Silvia Neid liest leider nicht dieses Blog, ansonsten sollte sie schnell noch einmal nach Malmö reisen, um sich Schmidt anzusehen, die ist in Topform und eine der besten Mittelfeldspielerinnen der Liga. Und Gunnarsdottir, gestern Abend trotz ihrer erst 21 Jahre Mannschaftskapiänin machte auch das 1:0 in der neunten Minute, nach einem mustergültigen Angriff und einem trockenen Schuss in die rechte Ecke von Nationalkeeperin Kristin Hammarströms Tor.

Aber Göteborg stellte um, von 4-4-2 auf 4-5-1, Fuchs Torbjörn Nilsson holte Olivia Schough zurück ins Mittelfeld und bekam so ein Gegengewicht zu Malmös bis dahin drückender Überlegenheit im zentralen Mittelfeld zustande. Schnelle Bälle auf die flinke Jodie Taylor sorgten immer wieder für Gefahr. Jessica Landström übrigens ist nun auch in Göteborg (ähnlich wie früher in Frankfurt) eine Bankspielerin geworden, sie hat auch nicht mehr (?) die Klasse, die Taylor einbringt, die technisch und läuferisch deutliche Vorteile hat.

Es gab kein zweites Tor in der ersten Halbzeit für Malmö und so bestätigten sich meine Erwartungen, dass Göteborgs Zeit nun gekommen war kurz nach dem Seitenwechsel, als Jodie Taylor wieder einmal geschickt wurde und aus halbrechter Position schoss und lobbte, ein Treffer, bei dem Islands Nationalkeeperin Thora Helgadottir wieder einmal alt aus sah. Wieder einmal, denn auch gegen Linköping hatte die Weltklassefrau nicht so ganz stabil ausgeschaut. Wütend und schuldbewusst kickte Helgadottir das Leder auch Richtung Mittellinie nach dem Ausgleich – sie hatte falsch gestanden.

Im Nachhinein  sagte Torbjörn Nilsson, das seine Mannschaft nach dem Ausgleich etwas überheblich geworden sei, man habe geglaubt, dass man nun die Punkte zwei und drei einsacken würde und sich Leichtsinnsfehler erlaubt. Gleichzeitig weckte der Ausgleich aber auch Malmö auf. Eine gefährliche Kombination, die durch Treffer von Ramona Bachmann und Anja Mittag zum äußerst wichtigen 3:1-Heimsieg führte.

Malmö gewinnt also und in einer Woche um 19.20 Uhr kommt Meister Tyresö nach Malmö. Vor einem Jahr entschied sich in dieser Begegnung die Meisterschaft, das könnte wieder so sein, falls Tyresö in Malmö gewinnen kann. Wir aber können uns wirklich auf diese Begegnung freuen, die alle Chancen hat, zum Classico der schwedischen Frauenliga zu werden.

Noch ein wichtiges Thema, das sich im gestrigen Spiel manifestierte. 645 Zuschauer bei einem Spitzenspiel an einem schönen Vorsommerabend sind zu wenig. Viel zu wenig, obwohl das Spiel live von TV4 Sport übertragen wurde. Linda Wijkström, Generalsekretärin des Elitfföreningen Damfotboll (EFD; der Zusammenschluss aller Erst- und Zweitligavereine zur Entwicklung des Frauenfußballs) sagte dazu vor einigen Wochen, dass das wirklich bedauerlich sei, dass aber auch gleichzeitig Frauenfußball in den sozialen Medien wesentlich häufiger Thema sei als noch vor drei Jahren.

Da werden Äpfel mit Birnen oder eher noch Mandarinen verglichen, denn die Vereine haben letztlich nichts davon, dass die Zahl der Twitter- und Facebook-Nutzer weiter steigt und somit auch die Erwähnung des Sports in diesen Gratisforen. Die Spielerinnen wollen doch vor Publikum spielen und nicht vor Häusern, die in den letzten Jahren immer leerer werden. Bislang jedenfalls hat man wenig davon, dass der Frauenfußballinteressierte 2013 offenbar irgendwo mit einem Smartphone sitzt und Tormeldungen auf Twitter retweetet. Nicht nur Malmö hat Zuschauer verloren. Tyresö, das ja nicht nur den Meistertitel verteidigen will, sondern auch die Champions League 2014 in Lissabon einsacken will, hatte vor der Saison gewohnt lauthals verkündet, dass man den Zuschauerschnitt jetzt Richtung 2.000 entwickeln werde. Hans Löfgren hatte gelegentlich sogar das Gerücht gestreut, man werde zum ersten Saisonspiel in die Friends Arena (Auftragungsort des EM-Finals 2013 mit einem maximalen fassungsvermögen von rund 52.000) ausweichen. Bei drei von fünf Heimspielen gab man die offizielle Zuschauerzahl unter 1.000 an und man hat die 1.500er-Marke noch nicht überschritten. Inoffiziell sind es oft weniger Zuschauer als gemeldet, da muss es Dunkelziffern geben, das sagen alle, die regelmäßig Spiele besuchen, ob in Tyresö oder anderswo.

Das Ganze spielt sich aber eben 35 Tage vor dem ersten Spiel der EURO 2013 ab, Italien trifft in Halmstad auf Finnland. Am selben Tag wird dann Schweden gegen Dänemark in Göteborg spielen, diese Begegnung ist ausverkauft, aber meine Befürchtung ist, dass die Spiele ohne schwedische Beteiligung eher spärlich besucht werden, obwohl man offenbar und angeblich schon jetzt mehr Tickets abgesetzt hat, als ie EURO 2009 in Finnland Zuschauer hatte. Sorgenkind dabei ist die Gruppe in Linköping und Norrköping, in der Frankreich, Englan, Russland und Spanien spielen, Länder, die zumindest bislang noch keine Tradition darin haben, dass Fans ihren Mannschaften nachreisen.

Der Liga jedoch hat das Megaevent noch gar nichts gebracht, beinahe im Gegenteil. Man bleibt zu Hause und facebookt oder twittert. Im Vergleich zu 2005 haben wir mehr als 25% Zuschauer verloren.