Kopparberg/Göteborgs FC – KIF Örebro 4:1

Im einzigen Samstagsspiel der Damallsvenskan  ein klarer Sieg für den Pokalsieger, 4:1 gegen die Überraschungsmannschaft des Jahres, KIF Örebro. Aber nach dem Bericht von Göteborgs Posten war der Sieg alles andere als klar und besonders das früher für Örebro spielende Zwillingspaar Kristin und Marie Hammarström zeichnete sich mehrfach aus.

Kristin machte mehrere Glanzparaden und Marie schoss das Führungstor, das Sanna Talonen vorübergehend ausglich. Doch dann trafen Anita Asante, Marlene Sjöberg (Elfmeter) und Yael Averbuch für die Göteborgerinnen, bei denen nach langer Zeit mal wieder Jessica Landström von Beginn an auflaufen durfte.

Fussballspielerin keine gute Berufswahl

Das schwedische Radio SR hat sich in einer Reihe von Artikeln mit der wirtschaftlichen Situation von Vereinen und Spielerinnen beschäftigt und kommt zu dem wenig überraschenden Schluss, dass es alles andere als gut aussieht.

Meister Tyresö und Vizemeister Malmö sowie der Tabellendritte Linköping haben mehr Sponsoreneinnahmen als alle anderen neun Vereine der Liga zusammengenommen. Im Ligaschnitt haben 6,5 Spielerinnen pro Mannschaft eine 100%-Stelle, sind also Vollprofis. Während Djurgården nur drei Vollprofis hat (und das mit dem elften und vorletzten Platz bezahlt) hat Meister Tyresö nicht weniger als 16 Vollprofis.

Djurgårdens Präsident Anders Emanuelsson kritisiert den schwedischen Fussballverband und den EFD (Elitföreningen Damfotboll) dafür, dass man die Ökonomie nahezu völlig den Vereinen überlässt.

Dass Fussballspielerin nicht unbedingt die beste Berufswahl für Frauen zwischen 20 und 30 ist, zeigt eine genaue Aufstellung, die SR gemacht hat. Da die Steuererklärungen aller Einwohner des Landes im Prinzip für jedermann einsehbar sind, hat man anhand der Steuererklärungen von 2011 ausgerechnet, was Spielerinnen der Damallsvenskan im Monat verdient haben.

Hier ist die Top 10 Liste aus der Liga (schwedische Kronen/Monat 2011):

1. Marlene Sjöberg (Göteborg) 43 747
2. Nilla Fischer (Linköping) 37 483
3. Madeleine Tegström (AIK) 36 490
4. Camilla Johansson (Piteå IF) 35 005
5. Elaine Moura (Tyresö) 34 733
6. Elin Magnusson (KIF Örebro) 31 961
7. Annica Svensson (Tyresö) 31 527
8. Linda Sembrant (Tyresö) 31 209
9. Lisa Dahlkvist (Tyresö) 30 460
10. Sofia Lundgren (Linköping) 28 636

Zu berücksichtigen ist dabei, dass einige Spielerinnen nebenbei arbeiten (Madeleine Tegström etwa ist Orthopädie-Ingenieurin und dürfte den Grossteil ihres Einkommens aus diesem Job beziehen).

Göteborg holt den Pokal – und Tyresö geht wohl leer aus

Mit einem durchaus verdienten 2:1 nach Verlängerung gewann gestern Abend Kopparberg/Göteborgs FC den schwedischen Pokal 2012 und verteidigte damit seinen Titel gegen denselben Gegner wie im Vorjahr an gleicher Stelle.

Wieder ging es in die Verlängerung. Christen Press hatte hoch konzentriert aufspielende Gastgeberinnen schon in der neunten Minute in Führung gebracht. Die erste Halbzeit endete mit einem klaren Punktsieg Göteborgs, dass vor allem durch exzellente Defensivarbeit bestach. Zwar hatte Tyresö mehr Ballbesitz und durchaus auch Chancen, aber Göteborg hätte etwa durch einen Freistoß von Yael Averbuch auf 2:0 erhöhen können, aber die nach leichten Rückenproblemen zurückgekehrte Carola Söberg rettete das Millionenteam von Hans Löfgren mit einer Glanzparade vor der Vorentscheidung.

Marta erzielte in der zweiten Halbzeit, das ein deutlich stärkeres Tyresö sah, dann mit einem für sie typischen Treffer den Ausgleich, beide Seiten hätten das Spiel entscheiden können. Press und Kirsten van de Ven hatten weitere Möglichkeiten, am Ende gab es aber ein Unentschieden nach 90 Minuten und wie im Vorjahr Verlängerung.

In der brachte Elaine, die nach er Auswechslung von Emilia Appelquist als Innenverteidigerin eingesetzt wurde, Christen Press regelwidrig zu Fall und die insgesamt schlecht, sehr schlecht pfeifende Unparteiische Linn Andersson zeigte auf den Elfmeterpunkt. Eine vertretbare Entscheidung in diesem Fall. Mit einem platzierten Schuss ins linke untere Eck ließ Marlene Sjöberg Söberg keine Chance. Sjöberg war auch die auffälligste Spielerin auf dem Platz. Sie zeigte eine herausragende Leistung in der Abwehr und bereitete Marta einen eher unerfreulichen Abend. Die Brasilianerin meckerte auch immer wieder und beschwerte sich über Schiedsrichterentscheidungen, manchmal zu Recht, aber oft eben auch leider zu Unrecht.

„Ein tolles Gefühl, den Pokal wieder zu gewinnen. Das war ja unser Ziel und wir haben es geschafft,“ sagte Marlene Sjöberg nach dem Spiel zum schwedischen Radio. „Das war ein spezielles Gefühl mit dem Elfmeter. Ich bin ja die Elfmeterschützin der Mannschaft und als wir den Elfer bekamen, habe ich mich nur gefreut. Eine echte Traumsituation, toll. Ich denke wir haben das ganze Spiel wie eine Mannschaft gekämpft. Wir wissen, dass Tyresö individuell so stark ist und dass man die ganze Zeit über sehr aufmerksam sein muss. Aber wir haben wirklich toll gekämpft. Immer wenn sie eine von uns ausgespielt haben, war schon die nächste da und dann so weiter und irgendwann war Schluss.“

„Die haben zwei Tore geschossen und wir eins,“ sagte Tyresös Mittelfeldspielerin Caroline Seger nach dem Spiel auf die Frage warum Göteborg gewonnen hat. „Die haben heute ein sehr gutes Spiel gemacht, aber ich denke das haben wir auch getan. Das war ein Spiel, in dem jeder seine Vorteile hatte. Wir haben bis zur letzten Sekunde gekämpft, dann denke ich, dass wir in den letzten Minuten einen Handelfmeter hätten bekommen müssen, aber da kann man nichts machen. Schade, dass das spielentscheidend ist. Wir sind eine Mannschaft die mit Rückenwind gut spielt und Schwierigkeiten hat, wenn wir Gegenwind bekommen und da haben wir einiges, woran wir arbeiten müssen. Ich glaube, dass viele bei uns frustriert werden und einfach den Kopf hängen lassen, wenn wir Schiedsrichterentscheidungen gegen uns bekommen.“

Marta hingegen übte in einem Interview mit der Zeitung Aftonbladet scharfe Kritik an der Schiedsrichterin. „Wir waren 100mal besser als die. Und die Schiedsrichter dürfen nicht auf einem so niedrigen Niveau pfeifen. Ich bin sehr enttäuscht,“ so Marta nach dem Spiel.

Nun sieht es so aus, als ob das wohl teuerste Team der Liga am Ende der Saison 2012 „lediglich“ die Qualifikation für die Champions League 2013/14 in den Händen halten wird. Die Meisterschaft MUSS LdB FC Malmö mit fünf Punkten Vorsprung bei drei ausstehenden Spielen einfahren, der Pokal wurde gestern Abend wieder im Trophäenschrank in Göteborg eingeschlossen. Mal schaun, wie es am Tyresövallen 2013 weitergeht.

Die Verträge von Elaine, Madelaine Edlund, Annica Svensson und anderen laufen aus. Marta, Caroline Seger, Vero Boquete sind auch nächstes Jahr vertraglich gebunden.

Möglicherweise wird Löfgren versuchen, noch einmal aufzurüsten, um dann das Gold wirklich ganz sicher zu holen und auch perspektivisch die Champions League gewinnen zu können. Man wird wohl versuchen, Meghan Klingenberg zu behalten. Die Amerikanerin hat sich als Glücksgriff erwiesen und die offensiv weniger starke Annica Svensson auf die Bank verdrängt. Im Tor sehen manche Beobachter noch „Luft“, aber Carola Söberg ist aus meiner Sicht eine sehr stabile und sichere Torfrau. Madelaine Edluind hat ihre große Qualitäten, ist sehr laufstark und mannschaftsdienlich, aber sie lässt einfach zu viele Chancen aus. Zwar hat sie elf Tore in der Liga gemacht, aber andere Stürmerinnen in Spitzenvereinen hätten aus den erstklassigen Vorlagen von nicht zuletzt Marta sicher fast doppelt so viele Tore erzielt.

In der Viererkette hat man mit Röddik Hansen und Klingenberg erstklassige Außen, aber in der Mitte könnte man nach dem Kreuzbandriss von Linda Sembrant auch noch jemanden holen. Fraglich ist nur, ob die Sponsoren des geschickt geknüpften Netzwerks weiterhin bereit sind, tief in die Tasche zu greifen, wenn die Titel ausbleiben, mit denen sie ihre Namen verknüpfen wollen.

Malmö und Göteborg mühelos weiter

Beide schwedische Clubs haben problemlos in der Champions League das Achtelfinale erreicht. Göteborg besiegte den serbischen Meister Spartak Subotica durch zwei Treffer von Olivia Schough und einen von Christen Press mit 3:0. (Hinspiel 1:0)

Ausschnitte dieser Partie und kurze (schwedischsprachige Interviews mit Olivia Schough und Marlene Sjöberg):

Ohne Thora Helgadottir, Al Riley, Ramona Bachmann, Sara Björk Gunnarsdottir und Anja Mittag gewann Meister Malmö dennoch souverän mit 6:1 gegen den ungarischen Titelträger MTK Budapest (Hinspiel: 4:0).

Elin Rubensson und Sofie Anker-Kofoed trafen je zweimal, Katrine Veje und Christine Örntoft steuerten je einen Treffer bei. Wichtig, dass Malmö seine Kräfte schont, denn am Sonntag geht es in das vermutlich wesentlich schwerere Auswärtsspiel beim CL-Kollegen Kopparberg/Göteborgs FC.

Von den nordeuropäischen Teams erreichten auch Stabaek und Fortuna Hjörring die nächste Runde.

Alle Ergebnisse vom Mittwoch im Überblick:

Turbine Potsdam – Standard Lüttich= 5:0 (Hinspiel 3:1) GESAMT: 8:1
Bröndby IF – Stabaek= 3:3 (Hinspiel: 0:2) GESAMT: 3:5
Lyon – PK 35= 5:0 (Hinspiel: 7:0) GESAMT: 12:0
WFC Malmö – MTK Budapest= 6:1 (Hinspiel: 4:0) GESAMT 10:1
Göteborg – Spartak Subotica= 3:0 (Hinspiel: 1:0) GESAMT: 4:0
Neulengbach – Olimpia Cluj= 2:2 (Hinspiel: 1:1) GESAMT: 3:3
Torres – Apollon= 3:1 (Hinspiel: 3:2) GESAMT: 6:3
Fortuna Hjörring – Glasgow City= 0:0 (Hinspiel: 2:1) GESAMT: 2:1
Verona – Birmingham= 3:0 n.V. (Hinspiel: 0:2) GESAMT: 3:2

Sechs Begegnungen finden morgen statt, eine erst am 11.10. Erwähnenswert sicher, dass drei Begegnungen richtig spannend waren, insbesondere Neulengbach gegen Cluj sowie Veronas Sieg nach Verlängerung gegen die Birmingham Ladies. Bei den Italienerinnen steht mit Stephanie Örnström übrigens eine Schwedin im Tor.

Die eigenen Gesetze von Derbys

Gibt es nicht so einen alten Spruch, dass Derbys meist andere Gesetze haben, was immer das letztlich bedeuten mag, es soll wohl heißen, dass im Derby die Verhältnisse schon mal umgedreht werden. Klein und groß also.

Mit einem dicken blauen Auge kam der Vizemeister der letzten beiden Jahre davon. Und hat doch daheim fünf Punkte gegen einen Aufsteiger und gegen den vermeintlich schwächeren Lokalrivalen Jitex abgegeben, ist das schon das Aus?  Die Tore für den „Gast“ erzielten allesamt Finninnen. Na gut, Annica Sjölund, deren Bruder Daniel bei Djurgården der bestbezahlte Profi in Schweden ist, kommt von den Åland-Inseln und sieht sich wohl eher als Åländerin, denn als Finnin, aber sie spielt in der Nationalmannschaft in blau-weiß. Und schoss zwei Tore. Dazu gesellte sich noch ein Treffer von Neuzugang Leena Puranen und Göteborg war auf der Verliererstraße.

So schien es, aber auch Aufholjagden haben nun mal eine Geschichte im Fußball, selten im Frauenfußball, aber so war es an diesem lauschigen Abend auf dem Valhalla IP im Herzen Göteborgs. Jane Törnqvist, mit 37 Jahren die älteste Spielerin der Liga, brachte so scheint es den Ehrentreffer, aber dann sorgte ein schneller Doppelschlag durch Marlene Sjöberg und Christen Press noch für den Ausgleich.

3:3 im Göteborger Lokalderby, ein Resultat, das vor dem Spiel Jitex sicher gerne abgeholt hätte, nach dem Spiel aber sicher fast wie eine Niederlage sieht. Dennoch: man muss weiter mit Jitex rechnen, das nun die drei großen Brocken gespielt hat.