ffschweden im Gespräch mit: June Pedersen

Die LF Arena in Piteå - seit sieben Jahren June Pedersens Zuhause

Die LF Arena in Piteå – seit sieben Jahren June Pedersens Zuhause

Piteå ist die nördlichste Stadt, die in der Damallsvenskan vertreten ist. Um hierhin zu kommen, fliegt man rund eineinhalb Stunden von Stockholm nach Luleå und nimmt dann den Bus, der ein weiteres Stündchen in südlicher Richtung bis Piteå braucht.

Warum viele der nordschwedischen Orte auf -å (Sprich: O wie in Ofen) enden? Weil sie an Flüssen aus dem nordschwedischen Inland entstanden sind. Luleå liegt am Luleälv, Umeå am Umeälv und Piteå am Piteälv. Da gäbe es noch Skellefteå (= hier spielt der Zweitligist Sunnanå SK), das am Skellefteälv liegt…

Fünf Jahre hat Piteå IF nun in der Damallsvenskan gespielt und damit kann man wohl sagen, dass sich die Mannschaft etabliert hat. Zwar in der unteren Hälfte, aber man ist dabei und in letzter Zeit auch nicht mehr wirklich in Abstiegsgefahr gewesen.

Zwei Spielerinnen aus der heutigen Truppe waren schon 2009 dabei, als man erstmals im Oberhaus des Ligasystems spielte: Lena Blomkvist und die Norwegerin June Pedersen. June hat vor ihrem Wechsel nach Umeå immerhin zwei schwedische Meisterschaften mit Umeå IK gewonnen und auch den Women’s Cup. Sie spielte in der großen Mannschaft Umeås mit Marta, Elaine, Malin Moström, Anna Paulson und vielen anderen.

Vor ein paar Tagen habe ich mich mit der 29-.Jährigen Norwegerin unterhalten. June ist in Tromsø, nördlich des Polarkreises geboren und hat nie für einen Verein südlich von Umeå gespielt.

Bist du einfach ein Mensch, der sich im Norden sehr wohl fühlt und nicht viel vom Großstadttrubel hält?

„Ich fühle mich eben sehr wohl in Piteå, auch wenn das im Norden liegt,“ antwortet June und das klingt fast wie eine Entschuldigung. „Auf der anderen Seite liegt Piteå schon ein Stück südlich von Tromsø, wo ich herkomme. Für mich fühlt sich das also nicht so nördlich an hier. Ich mag Piteå als Stadt und auch die Menschen hier und bin sehr zufrieden mit der Mannschaft. Wir sind eine Supertruppe und haben viel Spaß miteinander. Und all das trägt dazu bei, dass man Jahr für Jahr bleibt.“

Selber kann ich mich noch gut an die LF Arena in Piteå erinnern, wo ich 2011 vor dem Spiel gegen KIF Örebro zusammen mit der kanadischen Nationaltorhüterin Stephanie Labbé einer Schülerin einen Preis (eine Reise nach Deutschland) überreichen durfte. Ein spezielles Publikum, sehr nette Leute und eine familiäre Atmosphäre. Stephanie erzählte mir damals, dass die Spielerinnen am Wochenende in der Stadt überall wiedererkannt werden, im kleinen Piteå sind die Spielerinnen kleine Berühmtheiten.

Ihr seid jetzt in der fünften Saison hintereinander in der Liga. Was braucht es, damit ihr die untere Hälfte verlassen könnt und weiter nach oben strebt?

„Wir müssen unseren Plan weiter verfolgen. Müssen unser offensives Spiel weiterentwickeln und einfach noch härter arbeiten. Darüber hinaus kriegen wir natürlich auch mehr Routine und Erfahrung mit jedem Jahr in der ersten Liga. Und das ist gut für die Zukunft.“

Es gibt keine großen Unterschiede im Kader, verglichen mit 2014. Drei Spielerinnen sind gegangen, zwei sind gekommen. Wie siehst du den Kader?

„Ich bin zufrieden. Wir sind eine gute Truppe und haben viel Spaß miteinander und es ist doch ein Vorteil, dass so viele vom letzten Jahr dabei sind, so kann man das Spiel einfacher weiterentwickeln. Die Neuen sind gut reingekommen und haben wirklich gezeigt, dass sie uns etwas geben werden. Es wird sicher keine großen Veränderungen in unserem Spiel geben.“

Immer weniger Mannschaften nehmen sich eine konkrete Platzierung vor, es geht heutzutage meist darum, ein Spiel nach dem anderen zu nehmen und genau das erzählt mir auch June Pedersen,. als ich sie danach frage, ob man denn überlegt habe, welches Ziel man sich nimmt.

Was machst du denn abseits des Fußballs oder bist du Profi?

„Ich arbeite in einem Sportgeschäft und da hauptsächlich mit Vereinen und Unternehmen. Ich entscheide jeweils nach einem Jahr, wie es weitergeht, wir werden also sehen, wie lange ich in Piteå wohne. Aber wie ich dir schon gesagt habe, es geht mir hier richtig gut und so lange man sich als Mensch und Spielerin weiterentwickeln kann, sehe ich keinen Sinn in einem Umzug.“

Im April fängt June Pedersen Saison Nummer 7 in Piteå an. Die Mannschaft hat noch nie mehr als 27 Punkte in einer Saison geholt und am Ende denke ich, dass das doch ein gutes Ziel sein könnte. 28 Punkte oder mehr.

Kurznachrichten

Gegen Lyon meist einen Schritt hinterher - aber Malmö verstärkt sich (noch?) nicht

Gegen Lyon meist einen Schritt hinterher – aber Malmö verstärkt sich (noch?) nicht

Linköpings Torhüterin Sofia Lundgren muss möglicherweise wegen ihres Bandscheibenorfalls operiert werden. „Die Schmerzen sind einfach nicht auszuhalten“, sagte die 30-Jährige der Zeitung Aftonbladet. Wegen der Verletzung hat der Verein die 18 Jahre alte Australierin Brianna Davey verpflichtet.

„Ich habe zu viel geopfert, um in Göteborg professionell Fußball zu spielen,“ sagt die 27-Jährige Engländerin Jodie Taylor in einem Interview mit GT. „Ich wurde nicht für die Nationalmannschaft nominiert. Es ist deprimierend, so viel von seinem Privatleben zu opfern und dann nicht mal für England spielen zu können,“ so die Stürmerin weiter, die ihren Verein Kopparberg/Göteborgs FC während der Saisonpause verlassen hat. „Ich habe meine Beziehung geopfert, hatte finanzielle Probleme und war weg von meinen Freunden. Trotz aller Opfer wurde ich nicht in die Nationalmannschaft geholt und das wird wahrscheinlich auch nie passieren.“ Taylor erwägt, zur kommenden Saison nach Australien zu ziehen. Auch nicht gerade nah zu ihren Freunden.

Während Tyresö FF in der Sommerpause und während des Transferfensters gleich vier neue Spielerinnen (Ashlyn Harris, Whitney Engen, Caroline Graham Hansen und Ali Krieger) verpflichtet hat und dafür ein paar Spielerinnen (angeblich ausdrücklich nur auf deren persönlichen Wunsch) ausgeliehen hat (bin mal gespannt, ob die ein neues Vertragsangebot bekommen), hat Hauptkonkurrent und Spitzenspielsieger LdB FC Malmö sich mit 0 Spielerinnen verstärkt. Angeblich war man aber an der amerkanischen Nationalspielerin Kelley O’Hara sehr interessiert, die aber nur bis zum Ende der Saison kommen wollte, während Malmö auf langfristige Verträge setzt. Anja Mittags Vertragsverlängerung in ihrem 2+1 Vertrag steht unmittelbar bevor. Die 28-Jährige soll allerdings verlangt haben, dass sich der Verein verstärkt, um auch auf europäischer Ebene mitmischen zu können. Beim 0:5 und 0:3 gegen Olympique Lyonnais im Frühjahr war man chancenlos.

In der zweiten Liga, der Elitettan, zeichnet sich nach 17 Spieltagen ab, dass AIK aus Solna und Eskilstuna United Richtung Damallsvenskan marschieren. AIK schlug Lokalrivalen Hammarby mit 2:0 und zerstörte damit wohl endgültig die Träume vom Wiederaufstieg bei den Stockholmerinnen, die nun schon elf Punkte hinter dem Aufstiegsplatz Nummer zwei rangieren, den Eskilstuna einnimmt. Die schlugen Djurgården mit 3:0 und sind damit weiter auf Kurs. Ein schönes Stadion haben sie ja. Einen Aufschwung erlebt derzeit Zweitligaufsteiger Älta IF, am Anfang der Saison noch als erster Absteiger gehandelt. Seit dem Zugang von Elaine (ausgeliehen von Tyresö) gab es einen 4:0 und einen 3:0 Sieg mit Platz 7 als Konsequenz.

 

 

 

Tyresö verleiht drei Spielerinnen

In den vergangenen Wochen wurden schon Lisa Klinga und dann auch Emilia Appelquist an den Tabellenzehnten Piteå IF verliehen. Heute gab der schwedische Meister Tyresö FF bekannt, dass er auch seine Reservetorhüterin Jessica Höglander bis zum Ende der Saison ausleiht – und zwar an den Zweitligisten AIK.

Damit hat Tyresö nur noch eine Torhüterin, nämlich Carola Söberg, man darf gespannt sein, ob da jemand hinzu kommt in den nächsten Wochen, denn wohl kaum werden Bankdrückerinnen wie Elaine oder Annica Svensson künftig die Torwarthandschuhe anziehen wollen.

Damit sind wir auch schon beim Thema Verstärkungen. Das Transferfenster ist ab Montag auf und mit Sicherheit werden einige Clubs hier aktiv werden. Gerade in Tyresö hat ja Sara Thunebro keinen Vertrag mehr. Ob aber die vor einer knappen Saison am Kreuzband verletzte Nationalspielerin Linda Sembrant wieder zurückkommt und vor allem wann, ist noch nicht sicher. Ist Sembrant wieder an Bord, dürfte sie mit Johanna Frisk oder Karin Lissel in der Mitte stehen und außen dann wieder Line Röddik Hansen und Meghan Klingenberg.

Tyresö wird sich möglicherweise auch verstärken, denn das gleich drei jüngere schwedische Spielerinnen den Kader verlassen hat nur einerseits damit zu tun, dass die Drei kaum Spielzeit bekamen. Es erleichtert auch das Budget des ambitionierten Clubs, der 2014 schon das UWCL-Finale in Lissabon zum Ziel erklärt hat.

Und schafft eben Platz für mögliche Verstärkungen.

Ansonsten dürften sich die Abstiegskandidaten intensiv auf dem Markt umschauen, ebenso wie den Aufstieg anstrebende Teams in der Elitettan, für die zwei neue Spielerinnen in einem ansonsten sehr ausgeglichenen Kampf an der Spitze den Unterschied machen könnten. Die kommenden Wochen sind also nicht nur wegen der EURO 2013 interessant.

 

Ein neues Jahr

Elaine_Anja

Brasiliens Nationalspielerin Elaine versucht Anja Mittag den Weg abzuschneiden (Spiel: LdB FC Malmö – Tyresö FF am 03.11.2012)

Das hätte sich Anja Mittag so auch nicht träumen lassen. Vor gut einem Jahr packte sie ihre Siebensachen und machte sich auf nach Malmö, um ihrer Karriere, die durch die Nichtnominierung zur WM 2011 einen herben Knick bekommen hatte, neue Impulse zu geben.

In den Vorbereitungsspielen zeigte die Chemnitzerin mit zweiter Heimat Potsdam, dass mit ihr zu rechnen sein wird und obwohl sie nicht serienweise Tore schoss, sagte ihr neuer Trainer Peter Moberg beharrlich, dass Anja schon noch treffen würde und zwar sehr oft.

Moberg hätte wetten sollen. Am Ende sprangen 21 Tore in 21 Spielen raus. Souveräner Sieg in der Torschützenliste vor einer absoluten Weltklassestürmerin wie Christen Press, die man in Deutschland noch entdecken muss und wird. Das Prädikat „Weltklasse“ wurde mehrfach benutzt, um die Leistungen der 27-Jährigen zu etikettieren und Kristianstads Trainerin, die charismatische Isländerin Elisabet „Beta“ Gunnarsdottir sagte gar: „Anja Mittag ist eine meiner absoluten Lieblingsspielerinnen, eine der intelligentesten Stürmerinnen der Welt.“

Wow. Wer Anja Mittag mal getroffen hat, der weiß, dass sie solches Lob zwar schmeichelt, dass sie es aber auch sehr bescheiden aufnimmt. „Ja, das ist schon schön zu hören,“ sagte sie mir im September, als wir für das Goethe-Institut ein Interview mit ihr drehten, das voraussichtlich im März zu sehen sein wird, als kleines Warm-Up vor der herannahenden Europameisterschaft. „Ja, das ist schon schön zu hören.“ Dem folgt in der Regel dann sofort etwas Relativierendes. Dass es auch andere gäbe, die total gut wären. Nein, Mittag ist nichts Besonderes, sie will es jedenfalls nicht sein und ist es vielleicht auch gerade deswegen. Umeås ehemaliger Trainer Mika Sankari sagte mir mal in einem Interview, dass es für eine Spielerin, die zu den allerbesten der Welt gehören will, neben allem spielerischen Können, neben aller Athletik noch eine Charaktereigenschaft brauche. Auf Schwedisch heißt das „ödmjukhet“ und das ist eine Mischung aus Bescheidenheit, Respekt vor anderen und auch Demut.

Im Oktober habe ich mich noch einmal „offiziell“ mit Anja Mittag unterhalten, ich schrieb an einer Geschichte über die drei besten neuen Spielerinnen der Damallsvenskan. Die beiden anderen waren die vorhin schon erwähnte Christen Press und Tyresös Mittelfeldvirtuosin, die Spanierin Vero Boquete, auch die in Deutschland zu Unrecht zu wenig bekannt, für mich schon heute eine der weltbesten Mittelfeldspielerinnen.

Das Interview, aus dem ich jetzt zitiere, liegt also schon länger zurück, es ist aber nicht weniger aktuell.

Warum sie weg gegangen ist aus Potsdam, wollte ich wissen. „Ich war einfach müde nach zehn Jahren in Potsdam.“ Zehn Jahre in der Tat vom Teenager zur Frau, vom Talent zur arrivierten Nationalspielerin. Man kennt jedes Training schon im Vorfeld, kann den Weg von der Wohnung zum Luftschifffahrthafen schlafwandelnd zurücklegen, hat viele andere kommen und gehen sehn. Hat alles gewonnen, alles gespielt, alles probiert. Das sind meine Worte, meine Überlegungen, nicht ihre.

Die Karriere hatte auch einen Knicks bekommen. Das einst größte Talent im offensiven Bereich im deutschen Fußball spielte immer noch gut, wäre immer noch eine Startspielerin in vielen europäischen Vereinen gewesen. Aber in der Nationalmannschaft etwa kam sie an Birgit Prinz, an Inka Grings einfach nicht vorbei vor der WM 2011. Am Ende flog sie aus dem Kader von Silvia Neid. Ausgerechnet bei der WM zu Hause. Wo man vor allen Freunden, der Familie spielen will, dabei sein will bei diesem Fest, das man nur einmal im Leben erleben kann.

Heute kann sie froh sein, dass sie nicht nominiert wurde. Das bittere Aus gegen Japan blieb ihr erspart. Die verpasste Chance, diese gigantische, verpasste Chance war nicht ihre verpasste Gelegenheit. Andere würden sicher leise Genugtuung empfinden. Selber schuld, wenn ihr mich nicht mitgenommen habt. Jetzt habt ihr den Salat. Nicht Anja Mittag. Das macht eben ihre Größe aus.

Silvia Neid hat sie zurückgeholt. Nach der WM. Nach dem Rücktritt der Unersetzbaren. Nach dem späteren Ausstieg von Inka Grings. Inzwischen bildet sie mit Celia Okoyino da Mbabi das erfolgreichste Angriffspaar seit Jahren, das haben wir letztes Jahr mehrfach gesehen.

Wie ist das neue Leben in Schweden? „Eigentlich gibt es zwischen Schweden und Deutschland keine besonderen Unterschiede,“ sagt Anja mir auf einer Telefonleitung, die mich vermuten lässt, dass sie in Malmö in einem Atomschutzbunker mit eingeschränktem Empfang sitzt. Dabei sind wir beide zu Hause. „Was mich manchmal stört ist der Wind. Der ist hier einfach immer da.“

Stimmt. Der Wind in Malmö. Im September, bei meinem ersten Besuch bei LdB FC Malmö und auch im November, bei der zweiten Reise zum Malmö IP, merke ich das auch. Der Wind vom nahe gelegenen Öresund, der Meeresenge in der Ostsee, auf dren anderer Seite Kopenhagen liegt, ist tatsächlich immer gegenwärtig.

„Die Leute hier sind sehr hilfsbereit und alle sind freundlich,“ erzählt Anja Mittag und fährt fort, dass es ihr auch aufgefallen sei, dass man hier vielleicht Regeln nicht ebenso streng befolgt wie in Deutschland.

Ob denn ihre enormen Erfolge hier in Schweden ein Echo in Deutschland gefunden haben. „Ja, schon. Als ich zur Ebba gewählt wurde {Auszeichnung zur wertvollsten Spielerin der Liga durch den Verein Elitensport Frauenfußball}, da gab es doch einige, die das in Deutschland berichtet haben, unter anderem auch der DFB.“

Das Spiel hier in Schweden, ist das anders? „Oh ja, es ist vor allem viel physischer. Es gibt praktisch kein Spiel mehr, nach dem ich nicht ein paar blaue Flecken irgendwo habe,“ sagt sie und ich erinnere mich, dass mir Ariane Hingst und Nadine Angerer vor ein paar Jahren schon  mal ungefähr das gleiche erzählt haben, als sie für Djurgården spielten.

„Einer der größten Unterschiede, der mir in der Organisation auffällt, ist, dass wir in Deutschland in vielen Teams einfach einen größeren Kader haben. Viele haben ja eine zweite Mannschaft, das gibts hier gar nicht.“ Pokalsieger Kopparberg/Göteborgs FC etwa hat das letzte Drittel der Saison auf dem Zahnfleisch gehend mit 14 Spielerinnen im Kader beendet. Man nahm nur drei Reserven zu einigen Auswärtsspielen mit.

In Malmö ist Anja Mittag in einer hochprofessionellen Umgebung gelandet. Im Mannschaftskader hat sie mit Ramona Bachmann und Katrin Schmidt zwei Spielerinnen mit derselben Muttersprache, das erleichtert den Einstieg, selbst dann, wenn man Profi ist.

Und nun die EURO in Schweden. Wie sie denn ihre Chancen sieht, im Kader von Silvia Neid zu stehen? Sie lacht und sagt, dass sie dass keineswegs für selbstverständlich hält, dass sie alles auf sich zukommen lässt und sich aber in jedem Fall auf das EM-Turnier freut.

In Stockholm holte sie sich dann alle beiden Preise ab, für die sie nominiert war. Irgendwie typisch. Nach dem ersten Preis traf ich sie backstage, wo die Spielerinnen sich Journalisten stellen müssen, wir unterhielten uns etwas, bis ich sagte, ich glaub du musst wieder raus, denn gleich wird schon wieder was verliehen. Nö, wir können doch noch n bisschen reden, meinte sie. Und ich sah noch mal aufs Programm. Nein, das steht jetzt ist die Verleihung des Preises für die wichtigste Spielerin der Saison. Sie ging wieder in die Halle und kam gerade an ihrem Platz an, als ihr Name aufgerufen wurde.

Zugänge und Abgänge (Stand: 05.01.2013)

So allmählich füllen sich die Kader der Vereine in der Damallsvenskan. Es ist Zeit für einen ersten Überblick. Hier kommen die 12 Teams der Saison 2012 plus die beiden Neulinge.

Tyresö FF

Zugänge: Christen Press (Kopparberg/Göteborgs FC), Malin Diaz (AIK)

Abgänge: Helén Eke (Verein steht noch nicht fest)

Kommentar: Erstmals auf seiner Reise von der vierten Liga zum Meistertitel gibt es in Tyresö keine wesentlichen Personalwechsel. Marta, Vero Boquete, Caroline Seger hatten allesamt laufende Verträge auch für 2013, obwohl es um Marta wieder einmal Wechselgerüchte gab und auch noch gibt. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass die Brasilianerin Tyresö in diesem Jahr verlässt. Für die USA ist ihr Marktwert nicht groß genug und keiner der neuen Vereine könnte sie mit den erlaubten Budgets bezahlen. Christen Press wird den Stammplatz von Madelaine Edlund gefährden. Sowohl deren wie Elaines auslaufender Vertrag wurde verlängert. Tyresö ist ein Topteam mit erstklassigen Alternativen auf der Bank. Auch Meghan Klingenberg hat verlängert. Wunschelf (Linda Sembrant in der Reha nach Kreuzbandriss):

Carola Söberg, Meghan Klingenberg, Johanna Frisk, Karin Lissel, Line Röddik Hansen, Lisa Dahlkvist, Caroline Seger, Vero Boquete, Marta, Kirsten van de Ven, Christen Press.

Bank: Annica Svensson, Elaine, Malin Diaz, Madelaine Edlund, Jessica Höglander.

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LdB FC Malmö

Zugänge: Yoreli Rincon (XV de Piracicaba), Zecira Musovic (Stattena), Manon Melis (Linköping)

Abgänge: Emma Wilhelmsson (Jitex), Christina Öyangen Örntoft (Bröndby), Hilda Carlén (noch unbekannt)

Kommentar: Nach der finanziellen Rettung durch Milliardär Dan Olofsson nimmt auch Malmö Kurs auf den Meistertitel. Die Liga wird (wenn sich nichts wesentlich ändert) zu einem Zweikampf Malmö – Tyresö werden, in dem Tyresö abermals klarer Favorit ist, trotz der Verpflichtung von Melis. Rincon überrascht, riskant, eine 19-Jährige Kolumbianerin zu integrieren. Die 1,54 m kleine Filigrantechnikerin wurde mit Marta verglichen, muss das aber noch beweisen. Malmö hat aber immer gut eingekauft…

Voraussichtlich:

Thora Helgadottir, Lina Nilsson, Malin Levenstad, Amanda Ilestedt, Ali Riley, Sara Björk Gunnarsdottir, Therese Sjögran, Ramona Bachmann, Elin Rubensson, Anja Mittag, Manon Melis.

Reserve:

Zecira Musovic, Frida Nordin, Katrin Schmidt, Katrine Veje, Yoreli Rincon, Sofi Anker Kofoed.

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Linköpings FC

Zugänge: Lina Rinshamre (Sundsvalls DFF), Magdalena Ericsson (Djurgården), Stina Blackstenius (Vadstena GoIF), Renée Slegers (Djurgården), Emma Lennartsson (IFK Norrköping)

Abgänge: Manon Melis (LdB FC Malmö), Lisa DeVanna (Perth Glory), Emma Lundh (noch unbekannt, Hammarby?), Karen Bardsley (Lincoln LFC), Louise Fors (Western Sydney Wanderers, ab Frühjahr FC Liverpool Ladies), Nora Holstad Berge (Arna-Björnar), Matilda Agné (Hammarby DFF), Ingrid Schjelderup (Vålerenga), Josefine Alfsson (Kisa BK)

Kommentar: Linköping beendet nach einem Jahr seinen Versuch, mit Tyresö und Malmö zu konkurrieren und hat Sparmaßnahmen eingeführt. Neun Spielerinnen verlassen den Verein und fünf kommen neu hinzu, im Gespräch ist immer noch AIK:s U19-Europameisterin Jennie Nordin. Mit Ringshamre und Ericsson hat man zwei weitere junge Europameisterinnen verpflichtet. Linda Sällström, die gegen Ende der Saison noch gehen wollte (Jitex war eine Option), bleibt nun doch, vermutlich, weil die Konkurrenz in der Offensive nach ihrer Rehazeit nach dem Abgang von DeVanna, Melis und Lundh deutlich entspannter geworden ist. Linköping ist auch immer noch das bessere Team. Wichtig, dass Trainer Martin Sjögren zwei weitere Jahre bleibt.

Voraussichtlich:

Sofia Lundgren, Maja Krantz, Nilla Fischer, Charlotte Rohlin, Jessica Samuelsson, Marianne Gajhede Knudsen, Renée Slegers, Petra Larsson, Pernille Harder, Jonna Andersson, Linda Sällström.

Hier und bei den weiteren Clubs erspare ich mir die potentielle Bankbesetzung, da lediglich Malmö und Tyresö um die Meisterschaft spielen werden.

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Kopparberg/Göteborgs FC

Zugänge: Jessica Landström (Djurgården), Marie Hammarström (KIF Örebro), Cathrine Dyngvold (Klepp),

Abgänge: Christen Press (Tyresö FF), Ingrid Wells (noch unbekannt)

Göteborg wollte eigentlich angreifen. Dann kam der Abgang von Press dazwischen. Tyresös Zampano Hans Löfgren schnappte die Amerikanerin den Göteborgern vor der Nase weg. Landström ist vom Typ her kein Press-Ersatz, aber sie ist eine Kämpfernatur mit einer enormen fysischen Kraft. Dennoch muss sich das Angriffsspiel ändern. Torbjörn Nilsson hat seinen Trainervertrag um 2 Jahre verlängert, weil ihm versichert wurde, dass die Mannschaft sukzessiv verstärkt wird. Mindestens eine Klassespielerin muss noch kommen.

Voraussichtlich: Kristin Hammarström, Catrine Johansson, Anna Ahlstrand, Stina Segerström, Camille Levin, Yael Averbuch, Anita Asante, Johanna Almgren, Olivis Schough, Cathrine Dyngvold, Jessica Landström.

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Kristianstads DFF

Zugänge: Josefine Öqvist (vereinslos), Marija Banusic (IK Sirius), Brett Maron (Valur), Elin Borg (AIK)

Abgänge: Elin Nilsen (Vittsjö), Katrin Ómarsdóttir, Becky Edwards (beide unbekannt), Emelie Johnsson (Borens IK),  Moa Pettersson (Wä IF), Anna Persson (Glimåkra IF), Lisa Petersson, Julia Molin (AIK)

Auf den Plätzen 5-12 und bei den Aufsteigern erspare ich mir die mögliche Aufstellung am ersten Spieltag. Maron wird sicher in den ersten Monaten im Tor stehen, da Hedvig Lindahl in der Reha nach dem Kreuzbandriss ist. Trainerin Beta Gunnarsdottir ist wie immer super ambitioniert und will sicher Meister werden. Mit der Verpflichtung von Banusic ist ihr ein Coup gelungen. Für mich das größte Talent im schwedischen Fußball VOR der allenthalben gepriesenen Lina Hurtig (Umeå). Dass Josefine Öqvist letztlich der Offensive maßgebliches Gewicht verleihen wird, steht außer Frage. Kristianstad hat jetzt den drittbesten Angriff der Liga.

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Vittsjö GIK

Zugänge: Elin Nilsen (Kristianstad), Jane Ross (Glasgow City)

Abgänge: Emma Kullberg (Umeå Södra), Josefine Mårtensson (Glimåkra IF)

Das zweite Jahr ist immer das Schwerste. Das wird auch für Sensationsaufsteiger Vittsjö GIK gelten. Niemand hätte das Team aus Skåne auf Rang 6 erwartet. Die Verpflichtung von Jane Ross deutet eventuell darauf hin, dass Danesha Adams geht. Die Amerikanerin war sehr wichtig. Möglich, dass Vittsjö, wie immer, von Beta Gunnarsdottir geschasste Spielerinnen überimmt. Becky Edwards?

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Umeå IK

Zugänge: Hanna Folkesson (AIK)

Abgänge: Erica Carlén (Morön)

Wenig passierte in Umeå. Keeperin Caroline Jönsson hat ihr Karriereende zur Saisonmitte angekündigt. Da braucht es Ersatz.

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Piteå IF

Zugänge: Clara Markstedt (AIK), Johanna Andersson (Assi)

Abgänge: Camilla Johansson, Jessica Olovsson (unbekannt), Ann-Mari Dovland (Klepp), Jennifer Nobis (Karriereende)

Piteå hat zwar die beste Torschützin Nobis durch Clara Markstedt ersetzt, aber es fehlt an einer weiteren offensiven Spielerin, die dem Angriff mehr Durchschlagskraft verleiht. Faith Ikidi hat ihren Vertrag bis einschließlich 2015 verlängert, eine finanzielle Deckung dafür gibt es noch nicht.

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Jitex BK

Zugänge: Emma Wilhelmsson (LdB FC Malmö)

Abgänge: Katri Nokso-Koivisto (LSK Kvinner), Nanna Jansson (Hovås Billdal), Caroline Lindblad (unbekannt)

Jitex wird weder schwächer noch stärker.

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KIF Örebro

Zugänge: Fehlanzeige

Abgänge: Marie Hammarström (Kopparbergs/Göteborg FC), Emelie Lundberg (Eskilstuna United), Hanna Ågren-Åhbom, Nina Fellbrant,  Fanny Persson (hören auf), Edda Garðarsdóttir,  Ólína Viðarsdóttir (beide zurück nach Island, , Linda Fransson (noch nicht klar)

Das sieht wieder nicht gut aus für Örebro, das erhebliche finanzielle Probleme hat.

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Sunnanå SK

Zugänge: Anikka Kukkonen (Djurgården), Hanna Glas (Sundsvalls DFF),  Carys Hawkins (Perth Glory

Abänge: Anna Bodén (Morön),  Yanru Zhang (China)

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Mallbacken

Zugänge: Sarah Bergman, Emmie Johansson (beide QBIK), Maija Saari (AIK), Hayley Lauder (Åland United)

Abgänge: Anna Arnfeldt (Karriereende)

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Djurgården

Abgänge: Gudbjörg Gunnarsdottir, Mia Jalkerud, Freja Hellenberg (alle Avaldsnes IL), Jessica Landström (Göteborgs FC), Renée Slegers (Linköping), Anna Lindblom (Hammarby), Katrine Petrous, Natalia Rickne, Annika Kukkonen (Sunnanå), Katrin Jonsdottir, Caroline Frånberg.

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AIK

Zugänge: Lisa Pettersson, Julia Molin (beide Kristianstad)

Abgänge: Maija Saari (Mallbacken), Elin Borg (Kristianstad), Nazanin Vaseghpanah (hört auf), Hanna Folkesson (Umeå), Malin Diaz (Tyresö), Clara Markstedt (Piteå), Lori Chalupny (unbekannt)

Freaky Friday: Christen Press und Malin Diaz nach Tyresö

cp

Christen Press – schnell und schussstark

Heute war was los. Der Transfermarkt in Schweden, der sich schläfrig von einem Jahr ins andere bewegt hatte, bekam auf einmal volle Fahrt.

Christen Press hätte man in Göteborg gerne behalten, kein Wunder, die Amerikanerin gehört zu den besseren Stürmerinnen der Welt und hat in ihrem ersten Jahr in Schweden 17 Tore in der Liga gemacht und im Pokalfinale im Grunde genommen das Spiel entschieden. Auch in der Champions League spielte sie eine wichtige Rolle. Aber Press sagte in den Vertragsverhandlungen, dass sie (wenn sie denn nominiert wird) an den Trainingslagern der USA unter dem neuen Trainer Tom Sermanni teilnehmen möchte und das war Göteborg dann zu viel, so oft will man seine Topstürmerin nicht freigeben.

Dass Press mit Tyresö verhandelte, wusste man schon im Dezember. Heute meldete ihr neuer Verein, dass die Amerikanerin die ohnehin schon starke Truppe von Trainer Tony Gustavsson, der ebenfalls zwei weitere Jahre unterschrieben hat, verstärkt. Hans Löfgren hat in seinem Power-Point-Vortrag vor fünf Jahren den Vereinsforderen den Sieg in der Champions League 2014 versprochen und dementsprechend rüstet man weiter auf.

Nun dürfte es für die beste schwedische Torschützin der Liga, Nationalspielerin Madelaine Edlund, schwer werden, ihren Stammplatz zu behaupten. Aber das zeichnet Vereine wie Tyresö eben auch im negativen Sinn aus. Hier kann (fast) jede von einem auf das andere Jahr von der Stammspielerin zur Reservistin werden.

Diaz_Riley

Malin Diaz (links) im Zweikampf mit Ali Riley (Malmö)

Keinen Stammplatz in Tyresö dürfte erst einmal die zweite Neuverpflichtung, Malin Diaz, bekommen. Die U19-Europameisterin, die im Finale in der Türkei den entscheidenden Treffer erzielte, gilt als großes technisches Talent im Mittelfeld und hatte bei anderen Clubs der Liga Probetrainingseinheiten absolviert, sich dann aber für den Meister entschieden. Da wird sie wohl die Bank (wenn überhaupt) drücken und bestenfalls 20 Minuten pro Spiel bekommen. Diaz begründete den Wechsel nach Tyresö damit, dass sie im Training mit den besten Spielerinnen Chancen zur Weiterentwicklung sieht. Das kann man verstehen, auch kann sie so daheim bei den Eltern wohnen bleiben, aber eher kann man sich fragen was Tyresö eigentlich mit Malin Diaz will, denn in einem Mittelfeld, in dem Marta, Elaine, Kirsten van de Ven, Caroline Seger, Vero Boquete und Lisa Dahlkvist spielen können, gibt es nun eine siebte Spielerin, die noch sehr viel zu lernen hat, Spielpraxis in einem Mittelklasseverein wäre da sicher besser gewesen – für beide Seiten.

Der Vergleich: Malmö – Tyresö (Abwehr)

Tyresös dänische Nationalspielerin Line Røddik Hansen

Die BILD-Zeitung hatte immer vor großen Spielen den Mann gegen Mann – Verleich und kam dann zu einem Ergebnis, welches Team besser ist. Wir machen das auch mal vor dem großen Spiel zwischen LdB FC Malmö und Tyresö FF. Das Ergebnis nimmt in keinem Fall das Ergebnis von Samstag vorweg:), denn Fußball bleibt ein Mannschaftssport, bei dem das Zusammenwirken entscheidet.

Tor. Thora Helgadottir – Carola Söberg. Punkt für Malmö. 1:0

Beide Teams haben sehr gute Torhüterinnen und Carola Söberg in Tyresö wird oft unterschätzt, aber die Isländerin in Malmö gehört wohl derzeit zu den 3-5 besten Torhüterinnen der Welt, was sie eindrucksvoll in Umeå unter Beweis stellte, wo Malmö auch hätte verlieren können, wenn Helgadottir (Schwester von Ex-Malmö-Stürmerin Asthildur Helgadottir) nicht Glanzparaden gezeigt hätte.

Lina Nilsson – Meghan Klingenberg. Punkt für Tyresö. 1:1.

Klingenberg kam nach Olympia zu Tyresö und verdrängte Nilssons Nationalmannschaftskonkurrentin Annica Svensson problemlos von dieser Position., Die kleine Amerikanerin ist stark in der Defensive, schnell und bringt viel nach vorn und ist auch noch direkt torgefährlich. Fraglich nur, ob sie Samstag hier oder im Mittelfeld spielen wird, wo sie auch schon agierte.

Amanda Ilestedt – Karin Lissel. Punkte für Malmö. 2:1

Das ist keine leichte Entscheidung, denn Tyresös Abwehr hat die wenigstens Gegentreffer und wie Söberg wird auch Lissel unterschätzt. Aber Ilestedt ist wohl die Abwehrspielerin der Zukunft und für mich jetzt schon besser als Malin Levenstad, die neben ihr in Malmö spielt.

Malin Levenstad Annica Svensson. Unentschieden. 2,5:1,5

Keine Ahnung, wer am Samstag neben Karin Lissel bei Tyresö in der Innenverteidigung spielt. Hier hat Tyresö Personalprobleme. Linda Sembrandt ausgefallen mit Kreuzbandriss, Johanna Frisk seit Wochen verletzt, soll jetzt wieder fit sein. Trainer Tony Gustavsson hat in den letzten beiden Spielen sowohl Svensson wie auch Line Röddik Hansen auf der Position getestet. Auch Emilia Appelqvist spielte hier schon und natürlich auch Allrounderin Elaine (auch verletzt). Sollten weder Frisk noch Elaine verfügbar sein, würde ich hier eher Svensson hinstellen, um nicht auf die offensive Kraft Röddik Hansens zu verzichten. Levenstad und Svensson sind beide etwas kurzgewachsen für eine Abwehrspielerin in der Mitte, aber nicht zu unterschätzen. Svensson machte bei ihrem früheren Verein Hammarby oft Kopfballtore.

Ali Riley – Line Röddik Hansen. Punkt für Tyresö. 2,5:2,5

Die Neuseeländerin bei Malmö ist eine Klasseverteidigerin. Keine Frage. Aber Line Röddik Hansen ist Weltklasse und zwar in der ganzen Saison schon und meine Favoritin auf den Titel „Beste Abwehrspielerin 2012“, ¨für den sie völlig zu Recht nominiert ist. Zusammen mit Marta bildet Line die wohl gefährlichste linke Flanke Europas.

Göteborg holt den Pokal – und Tyresö geht wohl leer aus

Mit einem durchaus verdienten 2:1 nach Verlängerung gewann gestern Abend Kopparberg/Göteborgs FC den schwedischen Pokal 2012 und verteidigte damit seinen Titel gegen denselben Gegner wie im Vorjahr an gleicher Stelle.

Wieder ging es in die Verlängerung. Christen Press hatte hoch konzentriert aufspielende Gastgeberinnen schon in der neunten Minute in Führung gebracht. Die erste Halbzeit endete mit einem klaren Punktsieg Göteborgs, dass vor allem durch exzellente Defensivarbeit bestach. Zwar hatte Tyresö mehr Ballbesitz und durchaus auch Chancen, aber Göteborg hätte etwa durch einen Freistoß von Yael Averbuch auf 2:0 erhöhen können, aber die nach leichten Rückenproblemen zurückgekehrte Carola Söberg rettete das Millionenteam von Hans Löfgren mit einer Glanzparade vor der Vorentscheidung.

Marta erzielte in der zweiten Halbzeit, das ein deutlich stärkeres Tyresö sah, dann mit einem für sie typischen Treffer den Ausgleich, beide Seiten hätten das Spiel entscheiden können. Press und Kirsten van de Ven hatten weitere Möglichkeiten, am Ende gab es aber ein Unentschieden nach 90 Minuten und wie im Vorjahr Verlängerung.

In der brachte Elaine, die nach er Auswechslung von Emilia Appelquist als Innenverteidigerin eingesetzt wurde, Christen Press regelwidrig zu Fall und die insgesamt schlecht, sehr schlecht pfeifende Unparteiische Linn Andersson zeigte auf den Elfmeterpunkt. Eine vertretbare Entscheidung in diesem Fall. Mit einem platzierten Schuss ins linke untere Eck ließ Marlene Sjöberg Söberg keine Chance. Sjöberg war auch die auffälligste Spielerin auf dem Platz. Sie zeigte eine herausragende Leistung in der Abwehr und bereitete Marta einen eher unerfreulichen Abend. Die Brasilianerin meckerte auch immer wieder und beschwerte sich über Schiedsrichterentscheidungen, manchmal zu Recht, aber oft eben auch leider zu Unrecht.

„Ein tolles Gefühl, den Pokal wieder zu gewinnen. Das war ja unser Ziel und wir haben es geschafft,“ sagte Marlene Sjöberg nach dem Spiel zum schwedischen Radio. „Das war ein spezielles Gefühl mit dem Elfmeter. Ich bin ja die Elfmeterschützin der Mannschaft und als wir den Elfer bekamen, habe ich mich nur gefreut. Eine echte Traumsituation, toll. Ich denke wir haben das ganze Spiel wie eine Mannschaft gekämpft. Wir wissen, dass Tyresö individuell so stark ist und dass man die ganze Zeit über sehr aufmerksam sein muss. Aber wir haben wirklich toll gekämpft. Immer wenn sie eine von uns ausgespielt haben, war schon die nächste da und dann so weiter und irgendwann war Schluss.“

„Die haben zwei Tore geschossen und wir eins,“ sagte Tyresös Mittelfeldspielerin Caroline Seger nach dem Spiel auf die Frage warum Göteborg gewonnen hat. „Die haben heute ein sehr gutes Spiel gemacht, aber ich denke das haben wir auch getan. Das war ein Spiel, in dem jeder seine Vorteile hatte. Wir haben bis zur letzten Sekunde gekämpft, dann denke ich, dass wir in den letzten Minuten einen Handelfmeter hätten bekommen müssen, aber da kann man nichts machen. Schade, dass das spielentscheidend ist. Wir sind eine Mannschaft die mit Rückenwind gut spielt und Schwierigkeiten hat, wenn wir Gegenwind bekommen und da haben wir einiges, woran wir arbeiten müssen. Ich glaube, dass viele bei uns frustriert werden und einfach den Kopf hängen lassen, wenn wir Schiedsrichterentscheidungen gegen uns bekommen.“

Marta hingegen übte in einem Interview mit der Zeitung Aftonbladet scharfe Kritik an der Schiedsrichterin. „Wir waren 100mal besser als die. Und die Schiedsrichter dürfen nicht auf einem so niedrigen Niveau pfeifen. Ich bin sehr enttäuscht,“ so Marta nach dem Spiel.

Nun sieht es so aus, als ob das wohl teuerste Team der Liga am Ende der Saison 2012 „lediglich“ die Qualifikation für die Champions League 2013/14 in den Händen halten wird. Die Meisterschaft MUSS LdB FC Malmö mit fünf Punkten Vorsprung bei drei ausstehenden Spielen einfahren, der Pokal wurde gestern Abend wieder im Trophäenschrank in Göteborg eingeschlossen. Mal schaun, wie es am Tyresövallen 2013 weitergeht.

Die Verträge von Elaine, Madelaine Edlund, Annica Svensson und anderen laufen aus. Marta, Caroline Seger, Vero Boquete sind auch nächstes Jahr vertraglich gebunden.

Möglicherweise wird Löfgren versuchen, noch einmal aufzurüsten, um dann das Gold wirklich ganz sicher zu holen und auch perspektivisch die Champions League gewinnen zu können. Man wird wohl versuchen, Meghan Klingenberg zu behalten. Die Amerikanerin hat sich als Glücksgriff erwiesen und die offensiv weniger starke Annica Svensson auf die Bank verdrängt. Im Tor sehen manche Beobachter noch „Luft“, aber Carola Söberg ist aus meiner Sicht eine sehr stabile und sichere Torfrau. Madelaine Edluind hat ihre große Qualitäten, ist sehr laufstark und mannschaftsdienlich, aber sie lässt einfach zu viele Chancen aus. Zwar hat sie elf Tore in der Liga gemacht, aber andere Stürmerinnen in Spitzenvereinen hätten aus den erstklassigen Vorlagen von nicht zuletzt Marta sicher fast doppelt so viele Tore erzielt.

In der Viererkette hat man mit Röddik Hansen und Klingenberg erstklassige Außen, aber in der Mitte könnte man nach dem Kreuzbandriss von Linda Sembrant auch noch jemanden holen. Fraglich ist nur, ob die Sponsoren des geschickt geknüpften Netzwerks weiterhin bereit sind, tief in die Tasche zu greifen, wenn die Titel ausbleiben, mit denen sie ihre Namen verknüpfen wollen.

Tyresö – bester Angriff, beste Abwehr

Meghan Klingenberg gelang mit dem 4:0 ihr erstes Tor für Tyresö

5:0 gewann Tyresö am Abend bei KIF Örebro und marschiert damit weiter Richtung Finale gegen Malmö am 3. November. Aber während Malmö am Samstag große Probleme mit Jitex hatte und erst in der Nachspielzeit zum 2:0 kam, war Tyresös Spiel in der zweiten Halbzeit wieder einmal hochklassig.

In der ersten Halbzeit allerdings sorgte eine Szene für große Aufregung: Sarah Michael war durch Richtung Tyresös Tor als sie von hinten von Emilia Appelquist zu Fall gebracht wurde. Kein schlimmes Foul, aber eine Notbremse. Und die Regel sagt eigentlich, dass es in so einem Fall ROT geben muss. Aber Annica Andric gehört leider nicht zu den besseren Schiedsrichterinnen der ersten Liga, sie hat sogar bei vielen Spielerinnen einen ausgesprochen schlechten Ruf. Und dem wurde sie wieder einmal gerecht. Der Linienrichter winkte wild mit seiner Flagge, Andric lief zu ihm und beriet sich fast eine Minute lang, ließ sich von ihm die Sünderin zeigen, da sie die Situation offenbar überhaupt nicht gesehen hatte. Und zeigte Appelquist – gelb.

Offenbar hat sich die Unparteiische nach dem Spiel bei Spielerinnen von Örebro für ihre katastrophale Fehlentscheidung entschuldigt – was die Sache eigentlich noch schlimmer macht.

Fast im Gegenzug zeigte sich Marta wieder einmal als die wertvollste Spielerin der Liga. Ihr exakter Pass auf Caroline Seger brachte das 1:0. Martas zwölfter (!) Assist in dieser Saison.

Statt 0:1 oder nur noch mit zehn Spielerinnen lag Tyresö nun vorn und ging mit der Führung in die Pause. Trainer Tony Gustavsson nahm zu Beginn der zweiten Hälfte Kirsten v an de Ven und die Sünderin Appelquist raus und brachte Linda Sembrant und Elaine. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Auf Tyresös Bank saßen zu Beginn mit Sembrant, Elaine und der ohnehin nach Meghan Klingenbergs zur zweiten Wahl gewordenen Annica Svensson drei A-Nationalspielerinnen und zwei U19-Europameisterinnen.

Tyresö kam aggressiver und entschlossener aus der Pause und das Spiel geriet zur Show. Zweimal Marta, Meghan Klingenberg und Madelaine Edlund erhöhten mühelos auf 5:0, Örebro hatte nichts mehr entgegenzusetzen. Während Tyresö nun mit 49:10 Toren sowohl den besten Sturm wie auch die beste Abwehr hat, bleibt Örebro Zehnter und nur noch Djurgården hat zwei Tore mehr reinbekommen als man selber. Von den 42 Gegentoren gingen 12 auf das Konto von Tyresö, das ja das Hinspiel 7:0 gewonnen hatte.

Tyresö legt nach

Line Röddik Hansen schießt das 1:0 für Tyresö

Keine Blöße gab sich Tyresö FF gegen Linköpings FC. Die Gäste hatten vor über 2.000 Zuschauern nicht den Hauch einer Chance am Tyresövallen und verloren durch Tore von Line Röddik Hansen, Caroline Seger und Marta, alle in der ersten Halbzeit, mit 0:3. Es hätte wesentlich schlimmer kommen können, aber Tyresö tat in der zweiten Hälfte nur noch das Notwendige, um die drei Punkte ohne Reibungsverlust einzufahren.

Seitdem der neue Trainer Tony Gustavsson im Amt ist hat Tyresö somit in fünf Pflichtspielen fünf Siege und 24:5 Tore eingefahren. Und während Malmö eigentlich immer durch Tore von Ramona Bachmann und Anja Mittag gewinnt (so war es beim 5:3 in Linköping und 3:0 in Kristianstad) sind die Torschützen bei Tyresö sehr gleichmäßig verteilt.

Dabei gibt es in der Abwehr durchaus Probleme, durch Verletzungen. Heute spielten Karin Lissel und Emilia Appelquist in der Mitte. Johanna Frisk ist immer noch verletzt, auch Linda Sembrant fiel wieder aus. Das Mittelfeld allerdings mit Elaine, Lisa Dahlkvist, Caroline Seger, Vero Boquete und Marta dürfte allerdings einer der besten Mannschaftsteile in einer europäischen Vereinsmannschaft sein und steht weder Lyon noch Frankfurt in irgendetwas nach. Auf der rechten Abwehrposition kam heute Meghan Klingenberg zum Einsatz, die Annica Svensson auf die Bank verdrängt hat. Und Klingenberg ist auch die bessere Wahl, schneller, beweglicher und auch noch aggressiver als die schwedische Nationalspielerin, die nun ebenso zweite Wahl ist wie die holländische Klassespielerin Kirsten van de Ven. Um den Betriebsfrieden aufrech zu erhalten, wurden beide in der enttäuschenden zweiten Halbzeit eingewechselt.

Apropos enttäuschend. Linköping enttäuschte auf der ganzen Linie. Nilla Fischer, die gegen andere Gegner noch eine gute Rolle in der ungewohnten Innenverteidigungsposition gespielt hatte, wurde heute von Marta und Vero aufgezeigt, wie unbeweglich sie ist. Als Rammbock im defensiven Mittelfeld ist sie besser geeignet, aber durch die vielen Verletzungen bei Linköping (Charlotte Rohlin, Linda Sällström, Tilda Heimersson) müssen Positionen geändert werden. Auf der Bank starteten heute Lisa DeVanna und Emma Lundh, die beide nicht mannschaftsdienlich genug gespielt haben. Beide kamen rein, DeVanna vergab die beste Chance mit einem Distanzschuss übers Tor. Auf das Tor von Carola Söberg, die wohl NICHT von Hope Solo ersetzt werden wird, kam ein einziger Schuss. Über fehlende Arbeit beklagen konnte sich indes nicht Sofia Lundgren, die beim ersten Tor von Röddik nicht gut aussah, dafür aber in der zweiten Halbzeit eine Glanzparade gegen einen Schuss von Marta zeigte. Tyresö hätte hier durchaus 5, 6:0 gewinnen können, wenn man nur gewollt hätte. Alles läuft auf den abschließenden Showdown in Malmö hinaus. Siegen beide Teams weiter bis dahin, muss Tyresö am 3. November in Malmö gewinnen und wird schwedischer Meister. Meiner Meinung nach ist die gesammelte individuelle Klasse Tyresös größer. Denn in Malmö sitzen noch keine schwedischen Nationalspielerinnen auf der Bank.

Tyresö holt Meghan Klingenberg

Für die entscheidenden Spiele um die schwedische Meisterschaft zwischen Tyresö FF und Titelverteidiger LdB FC Malmö hat sich Herausforderer Tyresö nun noch die Dienste der amerikanischen Nationalspielerin Meghan Klingenberg gesichert. Klingenberg war eine von vier Reservistinnen im amerikanischen Team während der olympischen Spiele in London und wurde nach Angaben Tyresös vom neuen Trainer (Assistenztrainer während der Olympiade) Tony Gustavsson ganz gezielt ausgewählt.

Als man Klingenberg verpflichtete, seien sowohl Elaine wie auch Kirsten van de Ven verletzt gewesen. Zwar sind beiden nun wieder fit, aber mit der Verpflichtung Klingenbergs werde die Konkurenz im Training noch größer, was nur zu begüßen sei, so der Verein. Meghan Klingenberg spielte zuletzt für Western New York Flash und kann sowohl in der Abwehr wie im Mittelfeld auf den Außenpositionen eingesetzt werden.

Halbzeit (9): Umeå IK

Joakim Blomkvist wirkt etwas ratlos

Als ich anfing, über Frauenfußball in Schweden zu schreiben, gab es eine Mannschaft, die alles dominierte: Umeå IK. Sie waren das Maß aller Dinge, sie hatten den „vinnarskalle“, den Sieger(innen)schädel, und setzten sich am Ende immer wieder durch. Manchmal auch schon viel früher mit gehörigem Abstand zum Rest des Feldes, das nur ehrfürchtig und bewundernd gen Norden blicken konnte, immerhin liegt die 100.000-Einwohnerstadt gut 800 km oder eine Flugstunde nördlich von Stockholm.

Damals hieß der Sportdirektor Roland Arnqvist, im Team gab es Spielerinnen wie Malin Moström, Anna Sjöström, Marta, Elaine, Maria Bergkvist und last but not least Hanna Ljungberg.

Das ist noch nicht so furchtbar lange her, aber wenn man UIK nach der Hälfte der Saison an neunter Stelle wiederfindet, dann weiß man, das es bergab gegangen ist. 2009 setzte die große Spielerinnenflucht ein, da verschwanden nach Marta auch Ramona Bachmann, Johanna Rasmussen, Mami Yamaguchi, Madelaine Edlund und Elaine Richtung USA, es gab ein mittelmäßiges Jahr, aber letztes Jahr war Umeå fast bis zum Ende der Saison imstande Meister zu werden. Ramona war zurück in der Stadt, die für sie neben Luzern als zweite Heimat erschien und Umeå spielte unter seinem jungen Trainer Joakim Blomqvist einen herzerfrischenden, attraktiven Fußball.

Zu dieser Saison gingen dann wieder einige. Bachmann wollte CL spielen und folgte dem Lockruf Malmös, Sofia Jakobsson ließ sich im Nordosten Moskaus in Rubel bezahlen und mit Hanna Pettersson verschwand eine weitere Goalgetterin, in diesem Falle nördlich nach Piteå. Und Umeå spielt wieder eine mittelmäßige Saison. Es fing so gut an mit dem 4:1 gegen Vittsjö, dem darauf folgenden Auswärtssieg in Örebro.

Da dachte man, dass man Umeå und seinen vielbeschworenen Kampfgeist wieder einmal unterschätzt hatte. Leider war es nicht so. Die Doppelklatsche am vierten und fünften Spieltag mit dem 1:7 in Malmö und danach daheim 1:5 gegen Tyresö versetzte dem Team einen Schock, von dem es sich nicht mehr erholte. Nach beiden Niederlagen sprach ich mit Kapitänin Emma Berglund, die heute Abend gegen Südafrika wohl von Beginn an für Schweden auflaufen wird, und Emma versicherte mir, dass man diese beiden Spiele abhaken würde und dass man nach vorne blicken würde. Es folgte das 0:1 bei Abstiegskandidat Djurgården.

Lediglich der Sieg bei Kristianstad machte zwischendurch etwas Mut. Absteigen wird Umeå nicht und auch wenn sich von den in der Tabelle weiter zurückliegenden Stockholmer Vereinen AIK und Djurgården einige Hoffnung machen, dass man just Umeå einholen könne, dann denke ich, dass man sich irrt. Das Spielermaterial, wie man so unschön sagt, reicht aus, um in der Damallsvenskan zu bestehen. Vor dem nächsten Jahr wird sich dann jedoch die Frage stellen, wohin Umeå gehen wird bzw. kann. Langfristig bedarf es Investitionen um die Klasse zu erhalten und sich nach oben zu orientieren.

Im Gespräch: Christen Press

Christen Press

Auf die Begegnung mit der schnellen Stürmerin aus Palos Verdes hatte ich mich gefreut. Seit ich Christen Press letztes Jahr bei Spielen der WPS, die live im Internet übertragen wurden, gesehen hatte, halte ich sie für eine der talentiertesten Stürmerinnen im Frauenfußball. Der Wechsel der 23-Jährigen nach Schweden und zu Kopparberg/Göteborgs FC kam dann etwas überraschend, vor allem weil Göteborg sich nur sehr selten in letzter Zeit international nach neuen Spielerinnen umgeschaut hatte.

Nach dem Spiel von Göteborg bei Tyresö FF vor gut drei Wochen war es dann so weit. Christen hatte überraschend auf der Bank gesessen und da ich annahm, sie sei verletzt gewesen und deshalb erst in der zweiten Halbzeit zum Einsatz gekommen, ging die erste Frage um ihr Wohlbefinden: „Danke, mir geht es gut,“ sagte sie, „es war Torbjörns Entscheidung, dass ich heute auf der Bank sitzen sollte, ich bin topfit.“

Es war das erste Mal, dass Press auf der Bank saß, in davor zehn Spielen hatte sie zehn Tore geschossen und sich somit auf den zweiten Platz der Torjägerliste hinter Anja Mittag festgesetzt. Das Spiel ging mit 1:3 verloren, der Fehler war ein taktischer, nicht dass die Amerikanerin auf der Bank gesessen hatte, sondern, dass man nach einer 1:0 Führung auf einmal glaubte, man könne mit Tyresö mitspielen, was Marta und Elaine mit drei brasilianischen Toren für den Stockholmer Vorortverein bestraften.

Christen, du bist von Pia Sundhage als eine von vier Reservistinnen in das Aufgebot für die Olympischen Spiele geholt worden. Wie ist das?

„Ich hatte ja keine Erfahrung im Kontext der amerikanischen A-Nationalmannschaft vor diesem Jahr, also bin ich sehr froh darüber, dass ich jetzt als Reservistin dabei sein darf. Das wird ein tolles Erlebnis werden, bei der Olympiade dabei zu sein. Alles andere, ob ich wirklich da spielen werde, liegt in der Hand des Schicksals. Falls ich nicht spielen werde, wird es eine wichtige Erfahrung sein, die ich mit in die Zukunft nehme.“

In Göteborg ist es sehr gut gelaufen. Wie resümierst du die erste Halbzeit deiner ersten Saison in Schweden?

„Ich habe hier sehr viel gelernt, als Fußballspielerin wie auch als Mensch. Ich habe jede einzelne Sekunde genossen, freue mich aber jetzt auch ein wenig darauf, bis zu den Olympischen Spielen eine Pause zu haben.“

In Tyresö waren Christens Eltern zu Besuch und die Familie verbrachte noch einige Tage in Schweden, bevor die Stürmerin dann nach Middlesbrough ins erste Trainingslager reiste. Morgen geht es weiter nach Glasgow, wo die USA am 25.07. im Hampden Park ihr erstes Spiel gegen den WM-Vierten Frankreich bestreiten.

Als ich das Gespräch auf die Zukunft des US-amerkanischen Profifußballs nach dem Ende der WPS lenken wollte, bekam ich leider nur noch sehr kurze, einsilbige Antworten. Das mag daran liegen, dass Press 2011 zwar sehr gut spielte, aber eben auch beim skandalumwitterten Club von Dan Borislow aktiv war, der am Ende einer von vielen Ursachen war, warum die Liga letztlich scheiterte. Das interessierte mich jedoch nicht (mehr), aber die ehemaligen magicJack-Spielerinnen sind vorsichtig.

Christen sagte, sie sei davon überzeugt, dass der amerikanische Fußballverband (US Soccer) sich dafür einsetzen werde, dass es einen guten professionellen Unterbau unterhalb des Nationalteams gäbe. Danach verschwand sie Richtung Umkleide. In der zweiten Saisonhälfte wird es mit Sicherheit noch das eine oder andere Tor der Kalifornierin geben und die Torjägerliste dürfte sich zu einem Vierkampf zwischen Anja Mittag, Christen Press sowie Manon Melis und Marta entwickeln.

Halbzeit (1): Tyresö

Marta im Trikot von Tyresö – wohin zeigt der Daumen am Ende?

Halbzeit in der Damallsvenskan. Vor gut einer Woche habe ich eine subjektive Zusammenfassung angekündigt. Im Gegensatz zu anderen Bloggern habe ich es in diesem Jahr unterlassen, eine Schlusstabelle zu tippen. Es endet eben nur peinlich mit in der Regel 2 richtigen und 10 falschen Prognosen. Zwölf Spieltage sind absolviert, es gibt zwei Nachholspiele im Kielwasser der U19-EM in der Türkei. Vom elften Spieltag ist Djurgården – LdB FC Malmö (15.08.) nachzuholen und vom 12. Spieltag dann noch Umeå IK – AIK (16.08.).

Wie ist die Saison bisher gelaufen, wir gehen die Tabelle von oben nach unten durch:

Tyresö FF: Der Goldfavorit steht oben. Ziel erreicht? Malmö ist mit einem Punkt Rückstand Zweiter und hat ein Spiel weniger,  die Führung wackelt also am 15.08., wenn Malmö sein Nachholspiel beim Tabellenletzten Djurgården absolviert.
Mit diesem Kader müsste Tyresö eigentlich nahezu unschlagbar sein. Sicher, es gab eine Reihe von Verletzungen, die Niederländerin Kirsten van de Ven pausierte zuletzt mit ihrer dritten Gehirnerschütterung (!) in dieser Saison ebenso wie die Dänin Line Röddik Hansen. Aber mit dem Samba-Trio Marta, Vero Boquete und Elaine, dazu mit der Schweden Caroline Seger und allen anderen Nationalspielerinnen hätte Tyresö eine Hinrunde spielen müssen, die mit dem 7:0 Heimsieg gegen Örebro so begann, wie man das erwartet hatte. Danach kam Sand ins Getriebe. Der ehemalige Sportchef Hans Löfgren wurde wegen des Kaufes sexueller Dienste zu einer saftigen Geldstrafe verurteilt und auch wenn der 46-Jährige offiziell nichts mehr mit dem Verein zu tun haben soll – glauben tut das niemand, denn Löfgren steht weiterhin auf der „Brücke“ des Vereins, zeichnet die besten Spielerinnen aus, herzt und umarmt seine Mädels und gibt Anweisungen. Beim Spiel gegen Vittsjö Ende Juni war er als „Sportchef“ Tyresös akkrediert und auf Nachfragen der Zeitung Kristianstadsbladet erklärte er, er könne sich gar nicht dran erinnern, wie das mit der Akkreditierung war, gut eine Woche war vergangen…

Trainer Stefan Fredriksson, ein ebenso kompetenter wie sympathischer Fußballlehrer, den ich mehrfach gesprochen habe und wegen seiner verbindlichen Art schätzte, trat von einem auf den anderen Tag zurück. Grund: Er sei nahe an einem Burn-Out, könne die Doppelarbeit als Trainer und Familienvater nicht mehr leisten, ohne dass er Schaden nehmen würde. Offenbar wurde Fredriksson nicht ernst genommen von einer Truppe selbstbewusster und teils ungebändigter Stars.

Wenn Tyresö dieses Jahr nicht Gold gewinnt, dann ist das eine mittlere Katastrophe, denn der Kader muss für den Frauenfußball enormes Geld verschlingen. Geld, dass Ex-Manager Löfgren dank des von ihm ins Leben gerufenen Netzwerks von Sponsoren auftreibt, aber auch das Netzwerk will Resultate sehen.
Spielerisch fehlt der Mannschaft oft die Einheit, da wird überdeutlich, dass es sich um ein Ensemble von hochtalentierten Individualisten handelt, die zusammen wenig miteinander anfangen können. Aber wenn Marta oder Vero zu Dribblings ansetzen oder Seger sich Richtung gegnerisches Tor durchtankt, dann reicht das eben sehr oft. Tyresö hat jetzt zwei seiner eigenen Talente, Helen Eke und Jennifer Egelryd an den finnischen Erstligisten Åland United ausgeliehen, damit die Beiden Spielzeit bekommen. Das ist ein weiterer Punkt, den einige an Tyresö kritisieren: Es sei eine zusammengekaufte Söldnertruppe ohne lokale Verankerung. Das stimmt nicht so ganz, denn heute Abend steht mit Pauline Hammarlund ein eigenes Talent in den Reihen der schwedischen U19, die nach dem EM-Titel in Antalya greift.
Auch wenn vieles im Argen liegt: An Tyresö kommt man nicht vorbei, wenn es um die Vergabe des Meistertitels geht und es ist möglich, dass die Entscheidung am letzten Spieltag in Malmö fällt, dann kommt nämlich Tyresö zu Besuch.

Im Gespräch: Anita Asante

Anita Asante nach dem Spiel in Tyresö vor einer Woche

Anita Asante ist 27 Jahre alt und spielt seit 2012 für den schwedischen Champions-League-Teilnehmer Kopparberg/Göteborgs FC. Sie ist auch Mitglied der englischen Nationalmannschaft und wird Großbritannien bei den Olympischen Spielen in London ab dem 25.07. vertreten.

Mehr als 50 Länderspiele hat Asante absolviert und neben den beiden Londoner Größen Arsenal und Chelsea hat sie auch in den USA als Profi für die Chicago Red Devils, Sky Blue FC und St. Louis Athletica gespielt. Sie ist also schon herumgekommen in der Welt, eine Globetrotterin in Sachen Fußball.

Nach dem Spiel bei Tyresö FF vor einer Woche habe ich mich mit Anita unterhalten.

Du wirst Schweden schon bald verlassen?

Ja, am Freitag fliege ich. Ich werde die Mannschaft treffen am Sonntag. Zum ersten Mal haben wir eine Mannschaft für Großbritannien, da sind zwar viele Engländerinnen, aber immerhin auch zwei Schottinnen und zwei Waliserinnen im Aufgebot.

Gegen wen spielt ihr in eurer Gruppe und wie siehst du die Gegner?

In unserer Gruppe spielen wir gegen Neuseeland, Kamerun und Brasilien. Ich denke, das ist eine schwere Gruppe. Die Leute sagen, dass Brasiien wahrscheinlich unser stärkster Gegner sein wird. Gegen Neuseeland haben wir ein paar Mal gespielt und wissen, dass die richtig gut sind. Über Kamerun weiß ich nicht so viel. Unser Ziel wird sein, die Gruppe zu überstehen und das Viertelfinale zu erreichen.

Spielt ihr alle Begegnungen in London?

Nein, wir spielen unsere ersten beiden Spiele in Cardiff und dann geht es ab nach London zum letzten Spiel. Wir freuen uns sehr. Das ist ein Megaevent, es ist in London, es gibt nichts Besseres. Wir sind eine Fußballnation, alle sind ganz verrückt nach unseren beiden Teams.

Was hörst du so aus London, ist die Stimmung schon aufgeheizt?

Die haben so viel Werbung gemacht für Olympia. Der Fackellauf ist ein Erfolg, das olympische Dorf sieht toll aus. Leider wohnen wir da nur vor unserem letzten Spiel gegen Brasilien. Soweit ich weiß, ist das ausverkauft im Wembley Stadion, eine Veranstaltung mit zwei Spielen, wir und danach die Männer.

Drei Monate in Schweden. Wie gefällt es dir?

Die Zeit in Schweden habe ich bislang wirklich genossen. Es ist eine neue Erfahrung, eine neue Art des Trainierens und Spielens. Es ist immer gut, sowas zu deinem Repertoire hinzu zu fügen. Es erhöht mein Wissen und meine Kenntnis über das Spiel. Ich hoffe jetzt, dass ich eine tolle Olympiade habe und dann komme ich zurück und will meinem Team helfen.

Wenn ich es richtig sehe, hast dun in sehr vielen Orten gelebt und gespielt. Wie ordnest du da Göteborg ein?

In den USA habe ich mit Sky Blue die Meisterschaft gewonnen 2009. Dann hatte ich eine kurze Zeit in St. Louis, bis das Team aufgelöst wurde, da habe ich zum Beispiel auch mit Elaine zusammengespielt. Wir hatten da auch einen brasilianischen Trainer, das war auch eine neue Erfahrung (lacht), ein anderer Stil.
Göteborg ist Klasse. Da kann ich überall mit dem Fahrrad hinfahren, das kannst du in London nicht machen. Eine kleine Stadt, man kommt gut zurecht. Die Leute sind sehr hilfsbereit. Mir gefällt es sehr gut da.

Anita, vielen Dank für das Gespräch und viel Glück in London!

Ich danke auch, bye.