Tyresö: Aus die Maus

Tyresövallen beim CL-Halbfinale. Bald wird die Tribüne abgebaut, war sowieso alles nur provisorisch.

Tyresövallen beim CL-Halbfinale. Bald wird die Tribüne abgebaut, war sowieso alles nur provisorisch.

Tyresö FF hat gestern am späten Nachmittag seine A-Mannschaft im Prinzip aufgelöst und mit sofortiger Wirkung (da der schwedische Fußballverband das im Handumdrehen akzeptiert hat) den Spielbetrieb der Damallsvenskan verlassen. Der Satzung des schwedischen Fußballs gemäß hat dies den Abstieg mindestens bis in die „Division 2“, der vierten Liga, zur Folge. Damallsvenskan – Elitettan – Division 1 – Division 2 und so weiter.

Niemand ist darüber nach den Ereignissen der letzten Monate sonderlich überrascht, auch wenn man vielleicht nicht gedacht hätte, dass sich Hans Lindberg freiwillig (?!?) zurückzieht.

Aber der Donnerstag bot wieder einmal für gewohnt schlechtes Theater, was den Meister von 2012 und Champions-League-Finalisten von 2014 anging.

Kurz vor Mittag die für mich überraschende Nachricht, dass Hans Lindberg tatsächlich im Amtsgericht Nacka aufgetaucht war und einen Antrag auf Fortsetzung der Rekonstruktion der von ihm geführten Tyresö Fotboll AB eingereicht hat. Da gab sich er rüstige Rentner noch trotzig und kämpferisch. Das Nigeria-Projekt (angeblich ist der nigerianische Fußballverband daran interessiert, in Tyresö Mädchen und Jugendtrainer ausbilden zu lassen) sei noch nicht gaaaanz so weit, aber man stehe kurz vor der Unterzeichnung des Vertrags. Und man erwarte noch umgerechnet 200.000 € von der UEFA als Preisgeld für das Erreichen des Champions-League-Finals in Lissabon.

Falls das Gericht dem Antrag nicht stattgebe, so müsse Tyresö Fotboll AB Konkurs anmelden. Das würde aber, so Lindberg, keinesfalls bedeuten, dass Tyresö FF nicht die Saison zu Ende spielen könnte. Das Spielrecht würde den Regeln entsprechend von der Tyresö Fotboll AB an den Verein zurückgehen und der könnte dann mit seinen Juniorinnen sowohl Damallsvenskan wie Champions League spielen.

Ein Horrorszenario, das der 71-Jährige da gewohnt frech den Medienvertretern gegenüber entwarf.

Das Gericht ließ verlauten, dass die Entscheidung über den Rekonstruktionsverlängerungsantrag am kommenden Montag verkündet werden würde.

Zwischendurch unterschrieb dann noch Caroline Seger nun auh offiziell den schon längst bekannten Deal mit Paris Saint-Germains.

Und dann sah jemand gegen 18.00 Uhr auf Tyresös Homepage. Und da teilte der Verein mit (in einer ersten Version datiert auf den 23.05., dem Tag nach dem Champions-League-Finale), dass die Tyresö Fotboll AB die Damallsvenskan mit sofortiger Wirkung verlassen werden.

„Die Entscheidung liegt darin begründet, dass die Firma nicht genügend Spielerinnen hat, um auf eine sportlich gerechte Weise die 15 ausstehenden Spieltage zu absolvieren und dass der Eigentümer der Firma, Tyresö FF, nicht die Absicht hat, Juniorinnen aus den eigenen Reihen auszuleihen,“ schrieb der Verein.

Alle Spielerinnen hätten somit die Möglichkeit, mit anderen Vereinen zu verhandeln. Damit aber sei der Antrag auf Rekonstruktion nicht zurückgezogen, er würde weiterhin aufrechterhalten.

Es kann nur darüber spekuliert werden, was innerhalb weniger Stunden zum Sinneswandel von Lindberg geführt hat, vermutlich hat der schwedische Fußballverband zur Schadensbegrenzung Druck ausgeübt, denn der tiefe Fall von Tyresö ist nichts weniger als ein großer Skandal, der dem Frauenfußball in Schweden tiefen Schaden zugefügt hat.

Die Saison wird nun mit elf Mannschaften fortgesetzt. Wie erwartet. Schon im April beim Presseauftakttreffen tippte ich Tyresö als ersten Absteiger, weil abzusehen war, wie und wann die Reise endet.

Es ist ein unerhörter Skandal, dass man es diesem Konstrukt überhaupt erlaubt hat, ein Champions-League-Finale zu spielen bzw. in die Saison 2014 zu gehen. Mir gehen die Worte von Christen Press nicht aus dem Kopf, als sie mir sagte, dass sie beinahe glauben würde, dass alles so geplant war, dass es bis zum Finale geht und nicht (viel) weiter.

Auch ich habe in den letzten Monaten immer mehr mit diesem Gedanken gespielt. Das Projekt Aufstieg in die erste Liga, Meisterschaft und Champions-League-Finale war die Idee und die Vision des Hans Löfgren, der es mit allen Mitteln erreichen wollte. Danach war nichts mehr geplant in der Power-Point-Präsentation, die dem Verein vor 6-7 Jahren gezeigt wurde. Aus die Maus.

Zu sehr hatte man bereits nach den Sommerferien 2013 die Damallsvenskan vernachlässigt. Etliche Spielerwechsel und Neuzugänge im Herbst 2013: Ashlyn Harris, Alex Krieger, Caroline Graham Hansen zielten darauf ab, das Team für die Champions League zu optimieren. Dass der Abgang vieler arrivierter Spielerinnen das Gefüge durcheinanderbringen würde und den Erfolg in der Meisterschaft gefährden würde, nahm man in Kauf.

„Mein Auftrag ist es, auf allen Ebenen gut abzuschneiden, im Zweifelsfall eber die Champions-League zu priotieren;“ sagte mit Tony Gustavsson vor Beginn der Saison.

Welche Spielerinnen sind jetzt noch übrig?

Line Røddik Hansen wird wohl zum Meister FC Rosengård gehen, sie saß schon am Sonntag auf der Tribüne beim Spiel gegen Göteborg.

Madelaine Edlund wird mit dem Zweitligisten Sunnanå SK in Verbindung gebracht, sie hat selber der Zeitung Norran gesagt, dass sie dort am Dienstag hinreist. Sunnanå ist der Ursprungsverin der 28-Jährigen, hier wohnt auch ihre Familie.

Zu haben sind noch:

Tinja-Riikka Korpela, die finnische Nationaltorhüterin, die einen Zweijahresvertrag hatte und nur einen Monat (!!) Gehalt bekam.

Linda Sembrant, die 27-Jährige Innenverteidigerin und Nationalspielerin hat sich mit konstanten Leistungen nach ihrem Kreuzbandriss wieder in die Auswahl Pia Sundhages zurückgespielt.

Lisa Klinga, 22 Jahre alt, Tyresöer Eigengewächs. Hat unter anderem auch schon für Linköping und Piteå gespielt. Lisa Klinga ist vielfach einsetzbar, gelernte Stürmerin, die aber in letzter Zeit immer wieder in der Defensive außen gespielt hat.

Lisa Dahlkvist, 27 Jahre. Mittelfeldspielerin auch in der Nationalmannschaft. Wechselte mit Linda Sembrant von Göteborg nach Tyresö

Malin Diaz Pettersson, 20 Jahre alt. Kleine, hoch technische Mittelfeldspielerin, die noch an ihrer Physis arbeiten muss, um internationale Topklasse zu haben, die aber ein enormes Spielverständnis mitbringt.

Die drei Brasilianerinnen Thaysa, Mayara und Rilany und deren Landsfrau Fabiana, die aufgrund einer fehlenden Arbeitserlaubnis nicht spielen durfte.

Ungewiss ist noch der Verbleib von Marta, die aber schon längst nicht mehr zur „Firma“ gehörte.

 

 

 

7: Topteams geben Punkte ab

Christen Press holt aus zum Tor des Monats gegen Rosengård (Foto: Anders Henrikson)

Christen Press holt aus zum Tor des Monats gegen Rosengård (Foto: Anders Henrikson)

Der siebte Spieltag der Damallsvenskan markiert das Ende des ersten Drittels der Saison. Und alle Topteams gaben Punkte ab.

Meister Rosengård verlor seinen Auftritt bei Champions-League-Finalist Tyresö FF mit 1:2. Verdienter Sieg der Elf, die zum letzten Mal in dieser Formation zusammen spielte. Marta hat die Mannschaft bereits am Donnerstagabend nach dem Finale verlassen und wird nicht mehr nach Tyresö zurückkehren.

Auf dem Feld standen aber die drei amerikanischen Nationalspielerinnen und Vero Boquete. Rosengård begann stark und nach achtzehn Minuten spielte Ramona Bachmann wunderbar auf Elin Rubensson, die mit einem geraden, strammen Schuss der am Sonntag stehenden Tinja-Riikka Korpela keine Chance ließ. Alles schien seinen Gang zu gehen.

Aber Malmö oder Rosengård kam Sand ins Getriebe. Und Tyresö hatte (doppelte Bedeutung) Christen Press. In der 28. Minute bekam sie einen Ball im Strafraum und machte die schwedische Nationalspielerin Lina Nilsson buchstäblich schwindlig und nass. Mit zwei Körpertäuschungen brachte sie Nilsson wie eine Anfängerin aus dem Glechgewicht und zu Fall und verwandelte trocken aus nun schussfreier Bahn zum Ausgleich.

Zwar blieb Rosengård im Spiel und hatte Chancen, meisterlich sah das aber nicht aus. In der 63. Minute wurde dann Caroline Seger für Malin Diaz ausgewechselt Die Umarmungen zwischen Seger und Diaz und Seger und Trainer Tony Gustavsson ließen mehr auf einen unmittelbar bevorstehnden Abschied schließen, offiziell macht Seger jedoch noch einen Monat weiter.

Immer wieder setzte Christen Press die überforderte Amanda Ilestedt unter Druck, die mehrfach ihre Nervosität zeigte und Fehler machte, die Anita Asante ausbügeln musste. Nilsson hatte bereits in der ersten Halbzeit das Nachsehen gegen die 25-Jährige Amerikanerin gehabt, die sich dann in der 85. Minute einen fantastischen Abgang verschaffte. Anspiel, kurze Wende und dann aus 25 Metern der Schuss in den Winkel. Tony Gustavsson hielt es nicht mehr, er rannte vor Begeisterung die Linie rauf und runter, der Sieg war ihm sehr wichtig in diesem wohl letzten Spiel der dann vielleicht doch besten Mannschaft Schwedens, zumindest an diesem Tag. Hungriger wirkte Tyresö, weil sich Press und Boquete mit einem guten Spiel verabschieden wollten.

Wie es jetzt weitergeht: Mittwoch Pokalviertelfinale gegen Umeå daheim, ohne mindestens fünf Leistungsträgerinnen und vielleichtauch ohne Caroline Seger. Dann Linköping auswärts und dann Nacka – Gerichtstermin. Und wohl das Aus, wenn kein Wunder geschieht und Hans Löfgren mit einem Geldkoffer über die Oberfläche des Mälarsees spazieret kommt.

Seger machte aus ihrem Herzen nach dem Spiel keine Mördergrube und sagte dem Fernsehsender TV4Sport, dass sie sich nun überlegen würde wie es weitergeht. „Wenn du die ganze Zeit für jemanden was tust, der seinerseits nichts für dich tust, dann fängst du an nachzudenken. Seit März kriegen wir kein Gehalt mehr.“

Vor dem Spiel überreichte Präsident Hans Lindberg den Spielerinnen Wimpel und auch hier sagte Seger, dass sie sich bei der Übergabe sehr unwohl gefühlt habe und am liebsten weggegangen wäre. „Fünf Monate lang habe ich nichts von ihm gehört und dann kommt er und will uns Wimpel überreichen.“

Im zweiten Spitzenspiel teilten sich Eskilstuna und Linköping die Punkte und weiter überzeugt der Aufsteiger aus Eskilstuna vor allem mit solider Abwehrarbeit. 1:1 hieß es am Ende vor 1.500 Zuschauern.

Nach dem Sieg bei Abstiegskandidat Jitex gewann AIK am Sonntag auch gegen Piteå. Dieses Mal 2:1 und AIK entfernte sich damit sogar von den Abstiegsplätzen.

Kristianstad schlug Umeå durch einen von Linnéa Liljegärd in der ersten Minute erzielten Treffer mit 1:0.

 

Vor dem Finale 4: Tyresös schuldengepflasterter Weg nach Lissabon

tyresöDer schwedische Rundfunk bringt heute eine 24 Minuten lange Sendung mit dem Titel „Tyresö FF:s skuldkantade väg till Lissabon“ (Übersetzung in der Überschrift). Ein sehr lesenswerter Artikel und eine hörenswerte Sendung.

Leider kann ich das hier nicht en detail beschreiben, man darf nicht eine ganze Sendung übersetzen und es wäre auch sehr zeitaufwändig. Über einiges habe ich hier schon im Blog berichtet in früheren Posts. Aber mir hat es dennoch den Atem verschlagen bei einigen Details, die ich noch nicht wusste.

Die Journalistin Linn Ninzén hat alle Fakten zusammengetragen. Und schildert den Aufstieg, den der Verein durch Hans Löfgren gemacht hat. Und auch den gigantischen Abstieg.

Es heisst immer wieder, dass der Verein Tyresö FF durch de Gründung der Firma Tyresö Fotbolls AB, in der Hans Lindberg der Vorsitzende ist, in beiden also, keinen Verlust gemacht habe. Die Frauenmannschaft sei komplett der neuen Aktiengesellschaft zugeordnet. Damit der Breitensportverein geschützt sei, falls vielleicht einmal etwas passieren würde.

Der Artikel von Nenzén weist nach, dass der Verein eine Million Kronen (ca. 110 000 €) verloren hat, die der Frauentopmannschaft zugeflossen sind. Als Folge hat man den Mitgliederbeitrag im Verein Tyresö FF von 100 auf 200 Kronen verdoppelt.

Löfgren baute auf und zog sich zurück, hatte angeblich dann keine Rolle mehr beim Verein, obwohl er immer auf der Brücke stand, die man kennt, wenn man mal am Tyresövallen war. Er überreichte Blumensträusse an Schiedsrichterinnen, Preise an de besten Spielerinnen von Gast- und Heimmannschaft, verhandelte nach Auskunft von Agenten über neue Spielerinnen, er und niemand anders, hatte aber keine Rolle im Verein.

Seit Januar ist Löfgren bei der Tyresö Fotbolls AB angestellt mit einem Monatseinkommen von 50.000 Kronen (ca. 5.600 €). So viel verdient niemand anders in einem schwedischen Frauenfussballverein, der hinter den Kulissen arbeitet.

Was macht er dafür? „Ich habe eine Sache auf meinen Schultern, mit der ich gearbeitet habe. Da geht es um ein bisschen Verkaufen und Marketing,“ sagte er dem Radio.

Für das „bisschen“ bekam er ein grosszügiges Gehalt. Und seit Tyresö in der Rekonstruktion ist, zahlt man ihm das Gehalt nicht mehr. Nein, da begann ich, zusammen mit vielen anderen Steuerzahlern Schwedens, das Gehalt Löfgrens zu zahlen. Das ist dann schon ein sehr starkes Stück. Denn glaubt man Menschen in Tyresö, dann waren es Lindberg und vor allem Löfgren, die die Tyresö Fotboll AB ins Verderben gestürzt haben. Und dass lässt sich Löfgren jetzt sogar aus Steuergeldern bezahlen.

Was Hans Löfgren denn für sein Geld tue, fragte das Radio den Vorsitzenden Lindberg?

„Er hat im Verkauf des Stockholm Business Network gearbeitet“

Macht er das immer noch?

„Im Moment arbeitet Hans nicht damit. Die Firma ist in einer Verwaltungsphase.“

Aber auf der Homepage des Stockholm Business Network steht er als Hauptverantwortlicher?

„Ja, jo, er hat da eine Verbindung, aber die ist heute rudimentär.“

Was bedeutet das?

„Ein sehr geringer Umfang.“

Arbeitet er gar nicht für Tyresö?

„Jo, er steht auf der Liste der Mitarbeiter“

Ganztags?

„Ja, mehr oder weniger.“

Wie viel verdient Tyresö an diesem Netzwerk?

„Eine Anzahl Kohle. Wir veröffentlichen keine Einzelheiten.“

So der vielsagende Dialog zwischen der Journalistin und dem Vorsitzenden der Tyresö Fotboll AB, Hans Lindberg, über die Beschäftigung des Hans Löfgren.

 

 

 

 

Die UEFA muss agieren

Ich habe keines der drei gestrigen Viertelfinals in der Champions League gesehen. Normalerweise wäre ich am Tyresövallen gewesen und wäre dort Zeuge gewesen, wie das wirtschaftlich angeschlagene und vermutlich nur durch einen noch nicht näher definierten arikanischen Staat und seine Enwicklungshilfe für das arme Schweden zu rettende Tyresö FF den österreichischen Meister SV Neulengbach mit 8:1 düpierte, aber ich befand mich schon auf dem Weg nach Wien und weiter nach Bologna, wo ich dieses Post schreibe.

Auf Twitter konnte ich aber den Stand in den beiden Begegnungen verfolgen. Turbine Potsdam begann nämlich nur eine Viertelstunde später beim italienischen Vertreter ASD Torres und gewann mit 8:0 – auswärts!!

Dass sich der VfL Wolfsburg dann mit einem fast mageren 3:0 gegen den FC Barcelona begnügte, könnte schon fast so gedeutet werden, dass die Wolfsburgerinnen mit angezogener Handbremse spielten, um den europäischen Frauenfussball nicht vollends der Lächerlichkeit preiszugeben.

Bitte nicht falsch verstehen. Tyresö FF, Turbine Potsdam und der VfL Wolfsburg gehören zur europäischen Elite und sind in der Lage, brillanten Fussball zu spielen – aber, es darf doch nicht angehen, dass die europäische Breite im Spitzenfussball aus 5-6 Mannschaften besteht und der Rest lediglich Kanonenfutter ist. Wer sich die Tore anschaut, die Tyresö gestern gegen Neulengbach gemacht hat, fragt sich, ob Neulengbach in der Damallsvenskan bestehen könnte. So schlecht, langsam und steif agieren nicht einmal die Abstiegskandidaten in Schweden. Ähnliches dürfte für Deutschland und Frankreich gelten.

Es müssen dringend Änderungen her: Deutschland, Frankreich und Schweden sollten mindestens jeweils drei Plätze bekommen und die dahinter stehenden Ligen wie England, Russland, Italien, Norwegen jeweils zwei. Dann muss zur nächsten Saison ein Systen her, nachdem die Teams realistisch bis zum Viertelfinale gesetzt werden. Begegnungen wie Olympique Lyonnais – Turbine Potsdam und LdB FC Malmö – VfL Wolfsburg haben in einem Achtelfinale (noch) nichts zu suchen, wenn dann bestenfalls zweitklassige Teams wie Neulengbach und Torres in ein Viertelfinale durchrutschen, in dem sie nicht den winzigsten Hauch einer Chance haben.

Dass Tyresö gestern ein Fest feierte, hinterlässt jedoch einen sehr faden Nachgeschmack, das hat ein Geschmäckle, wie meine süddeutschen Freunde sagen würden.

Eine Mannschaft, die für eine Firma spielt, die derzeit Gehälter nur vom schwedischen Steuerzahler bekommt, die durch den Grössenwahn eines im Hintergrund verschwundenen Zampanos hochgerüstet wurde, obwohl keine wirtschaftliche Grundlage dafür gegeben war, darf nicht die Champions League gewinnen. Hans Löfgren hat das Wunder Tyresö gemacht und sich durch Gründung und Administration des Stockholm Business Networks bis heute eine (weitere) goldene Nase verdient. Das ist sein Verdienst. Aber er hat es zuletzt auch gemacht wider jedwede unternehmerische Vernunft und Verantwortung. Aus welchen Gründen auch immer hat das Finanzamt der Idee mit dem afrikanischen Staat, der Tyresö fördern wird, Glauben geschenkt. Hierzulande (in Schweden) glauben viele, dass nach dem Sieg in der Champions League am 22.05. in Lissabon Schluss ist. Auch hier sollte die UEFA darauf achten, dass solche Modelle nicht Schule machen und gar belohnt werden. Der schwedische Fussballverband hält sich wie erwartet raus und wartet ab,

Tyresö hat 882.000 € Schulden – kommt der Zwangsabstieg?

Marta am Boden. Caroline Seger will helfen. Zusammen verdienen sie 28.000 € im Monat in einem hochverschuldeten Verein

Marta am Boden. Caroline Seger will helfen. Zusammen verdienen sie 28.000 € im Monat in einem hochverschuldeten Verein

Das Amtsgericht in Nacka hat einen Rekonstruktionsverwalter auserkoren, der jetzt dabei ist, die finanzielle Situation der Tyresö Fotboll AB zu untersuchen, die die A-Mannschaft von Tyresö FF betreibt. Hans Ödén heißt der und der Zeitung Expressen sagte Ödén nun, dass sich die Verbindlichkeiten nicht auf die bislang genannten 4,5 Millionen Kronen beschränken, sondern vielmehr 7,8 Millionen (882.000 €) betragen.

Alle Ausgaben, die der Verein während der maximal sechs Monate dauernden Zeit der Rekonstruktion hat, müssen nach den Regeln in bar getätigt werden. Momentan hat man kein Bargeld, Rechnungen sind verschickt und die Tyresö Fotboll AB, deren Vorsitzender Hans Lindberg gleichzeitig auch Vorsitzender des Vereins Tyresö FF ist, hofft, dass die Rechnungen bald bezahlt werden, damit man für das in neun Tagen bevorstehende Heimspiel in der Champions League gegen den SV Neulengbach einkaufen kann.

Hans Löfgren (mit Mütze) bedankt sich mit Blumensträußen bei den Schiedsrichtern nach dem letzten Heimspiel gegen Göteborg im Oktober 2013 - offiziell hat er keine Rolle im Verein

Hans Löfgren (mit Mütze) bedankt sich mit Blumensträußen bei den Schiedsrichtern nach dem letzten Heimspiel gegen Göteborg im Oktober 2013 – offiziell hat er keine Rolle im Verein

Der Mann im Hintergrund, Hans Löfgren, hält sich derweil äußerst bedeckt. Seit seiner im April Verurteilung 2012 für den in Schweden verbotenen Kauf sexueller Dienste, tritt Löfgren in den Medien selten bis gar nicht in Erscheinung. Es ist jedoch in Frauenfußballkreisen in Schweden unstrittig, dass keine Entscheidung in Tyresö ohne Löfgren gefällt wird. Der 48-Jährige ist Gründer und Chef des Stockholm Business Network, einer Wirtschaftsvereinigung, die hinter dem Verein Tyresö FF steht, von der Webseite des Vereins verlinkt ist. Löfgren hat auch nach seinem angeblichen Rückzug weiterhin Verhandlungen mit Spielerinnenagenten geführt, Fanfahnen getragen und verteilt und ist bei jedem Spiel der Mannschaft Regisseur und Strippenzieher. Hans Löfgren müsste jetzt Geld locker machen, die Frage ist, ob ihm das gelingt. Ob er es überhaupt will, nachdem nun wohl allmählich klar wird, dass das große Geld nicht mehr weiter zu verdienen ist?

Die Bestimmungen des schwedischen Fußballverbands sehen vor, dass ein Verein, der im Laufe einer Rekonstruktion die Abschreibung der Schulden beantragt, in der nächsten Saison eine Klasse tiefer spielen muss.

Rekonstrukteur Hans Ödén: „Die werden niemals alle Schulden bezahlen können, es wird wohl auf einen Antrag auf Abschreibung hinauslaufen müssen.“ Behält Odén Recht, muss Tyresö 2015 eine Klasse runter.

Die Verträge von Marta, Veronica Boquete und Caroline Seger laufen bis Ende Juni. Ende Mai, spätestens Ende Mai, verlassen Christen Press, Meghan Klingenberg und Whitney Engen den Verein. Die vier Brasilianerinnen Rilany, Thaysa, Fabiana und Mayara haben zwar alle einen Zweijahresvertrag mit einem monatlichen Gehalt um 3.500 € pro Nase, aber keine einzige von ihnen dürfte den Schritt in die zweite Liga mitmachen.

 

 

Samba in Tyresö

brasil

Marta wird bei der Integration von vier weiteren Brasilianerinnen eine Schlüsselrolle zukommen

Man hat sich gefragt in den letzten beiden Wochen, was wohl in Tyresö los ist, denn nachdem bekannt wurde, dass alle fünf Amerikanerinnen den Stockholmer Vorort früher (Ashlyn Harris, Ali Krieger)  oder später (Christen Press, Meghan Klingenberg, Whitney Engen) verlassen müssen und dann auch noch andere ausländische Klassespielerinnen wie Kirsten van de Ven (FC Rosengård), Caroline Graham Hansen (Stabæk) und Jennifer Hermoso Fuentes (FC Barcelona) adieu oder besser hej då sagten, sah die Spielertruppe und vor allem auch die Ersatzbank sehr dünn aus bei dem Club, der sich mit einem 7-Jahresplan aus der vierten Liga an die europäische Spitze katapultieren will.

Da war zum einen sicher die falsche Hoffnung, dass man den amerikanischen Verband US Soccer doch irgendwie überzeugen können müsste, dass die US-Girls in Schweden bleiben können, auch noch nach der Champions League. Sowohl Ali Krieger wie Christen Press haben mir gegenüber vorsichtig angedeutet, dass sie gerne länger bleiben würden. Es klappte nicht und US Soccer wollte alle Nationalspielerinnen in der einheimischen NWSL haben.

Van de Ven ist sicher gegangen, weil sie schon letzte Saison immer wieder auf der Bank saß und eigentlich keine Bankspielerin ist. In Rosengård (früher Malmö) sah sie da mit Sicherheit eine längerfristige und bessere Perspektive.

Graham Hansen ging meiner Einschätzung nach, weil sie sich überschätzte und glaubte, sie könne schon fern der Heimat und der Familie im Ausland bestehen. Das klappte nicht und ist ihr auch nicht anzulasten. Vorher kann man das in dem Alter nicht wissen. Ihre Potsdamer Altersgenossin und Landsfrau Ada Stolsmo Hegerberg wirkt da wesentlich abgeklärter und reifer. Heißt nicht, dass aus Graham Hansen nicht doch die ganz Große werden kann, die viele in ihr sehen. Sie muss eigentlich nur noch lernen, ab und zu den Ball auch abzuspielen. Naja und ein bisserl mehr vielleicht, aber vor allem das.

In Tyresö herrschte schon so etwas wie Panik. Denn auf einmal sah es so aus, als ob man Ende Mai nur noch elf Spielerinnen zur Verfügung hätte.

In den USA gab es nichts mehr zu holen, in Deutschland und Frankreich ebensowenig wie in England. Da kamen eigentlich nur noch drei Märkte in Frage: Afrika, Osteuropa oder Brasilien. Und da Tyresö mit Marta schon eine Brasilianerin hat und man sich schon mit ihr und der ehemaligen Spielerin Elaine gern mit Samba-Trommeln anfeuern ließ, wurden die Personalprobleme nun durch ein brasilianisches Quartett gelöst:

Die 24-Jährige Fabiana da Silva Simões ist sicher die bekannteste Spielerin. Sie spielt schon seit 2008 in der Nationalmannschaft und war vergangenes Jahr noch beim russischen Topclub Rossiyanka. Tyresö will Fabiana im rechten Mittelfeld einsetzen.

Tyresö schreibt: „In Fabiana bekommt der Club eine Spielerin, die schon als Traumverpflichtung gesehen werden kann. 23 Jahre alt (!), aber bereits mit Meriten wie wenige in diesem Alter und da Fabiana schon in Europa war und in den USA gespielt hat, ist auch die Sprache kein Problem.“

Die zweite Brasilianerin ist Rilany Aguiar da Silva, sie ist 27 Jahre alt und wird auf einigen Seiten im Internet als Stürmerin geführt. Rilany kommt von Centre Olympico und Tyresö will sie als rechte Außenverteidigerin einsetzen (!). Hans Löfgren schreibt auf der Homepage von Tyresö: „Rilany ist eine ausgeprägte Abwehrspielerin von absoluter Weltklasse.“ Trainer Tony Gustavsson sagt, dass Rilany mit ihren schnellen Füßen, offensiven Läufen (!) an Meghan Klingenberg erinnert.

Die 24 Jahre alte Thaisa De Moraes Rosa Moreno ist erst seit 2013 Nationalspielerin. Sie soll hauptsächlich defensiv eingesetzt werden.

Last but not least kommt die 26-Jährige Mayara da Fonseca Bordin, die auch erst seit letztem Jahr in der Natio spielt. Sie lebte fünf Jahre in den USA und sei deshalb nicht auf dem Schirm in Brasilien gewesen.

Schweden 2014: Die Lage im Januar

In 98 Tagen beginnt die neue Saison der Damallsvenskan. Sollte das Wetter so bleiben, wie es derzeit in Süd- und Mittelschweden ist, nämlich schneefrei und außergewöhnlich mild, könnte es erstmals seit vielen Jahren, eine Vorsaison geben, in der z.B. in Stockholm sogar relativ problemlos draußen trainiert werden kann.

Was hat sich bis dato getan in den 12 Vereinen der ersten Liga? Was machen die Absteiger, welche Entwicklungen gibt es in der zweiten Liga?

Das Transferfenster ist geöffnet und mit Sicherheit wird sich der Kader hier und dort noch verändern. Einige Teams sind mehr aktiv gewesen als andere. Hier ist der Zwischenstand und die Vereine sind so sortiert, wie sie nach heutigem Stand und meiner Meinung abschneiden würden, wenn die Saison nächste Woche beginnen würde.

1. FC Rosengård

Nach der zweiten Umbenennung des einstigen Frauenteams von Malmö FF steht der Meister von 2013 mit neuem Sponsor im Rücken äußerst stark da. Die Vereinsführung und Sportchef Niclas Carlnén haben die Strategie, Spielerinnen möglichst langfristig an den Verein zu binden und auch primär nur solche Spielerinnen anzuwerben, die zum Verein und zur Mannschaft passen.

Scouting war schon immer eine Stärke Malmös in den letzten Jahren. Das beste Beispiel hierfür die Isländerin Sara Björk Gunnarsdottir, die mittlerweile Schlüsselspielerin ist. Bei Annika Kukkonen und Katrine Veje hat man sich aber doch offenbar verrechnet. Kukkonen wechselte bereits vorletztes Jahr und Veje musste jetzt gehen, über den Öresund nach Kopenhagen. Auch die Kolumbianerin Yoreli Rincon hat es nicht geschafft, sie war bei Aufsteiger Eskilstuna im Gespräch, hat aber noch keinen neuen Verein. Ihre technischen Finessen konnten nicht die physischen Mängel überdecken.

Mit Kapitänin Malin Levenstad hat eine Führungsspielerin den Verein verlassen. Sie ist zwar nur sechs Monate an Aufsteiger AIK ausgeliehen, aber es ist nicht anzunehmen, dass sie zurückkehrt. Als Innenverteidigerin fehlt es ihr letztlich auch an der internationalen Klasse, die man braucht, um die Champions League zu gewinnen.

Sowohl gegen Olympique Lyon im März 2013 wie gegen den VfL Wolfsburg im Spätherbst war man letztlich chancenlos. Gegen Wolfsburg zwar glücklos, aber eben nach 180 Minuten erfolglos. Um den nächsten Schritt auch international zu machen, holte man sich mit der robusten und spielintelligenten Engländerin Anita Asante eine Spielerin, die nicht nur die Champions League bereits mit dem FC Arsenal gewonnen hat und über große internationale Erfahrung verfügt, sondern auch jemanden, der multifunktionell einsetzbar ist: sowohl im Zentrum der Abwehr wie auch im zentralen defensiven Mittelfeld.

Der Abgang von Manon Melis zum angeblich wesentlich besser zahlenden Ligakonkurrenten Kopparberg/Göteborgs FC könnte die Südschweden mehr schwächen, als man das gemeinhin erwartet. Im erfolgreichen Herbst, in dem Malmö letztlich den Spieß umdrehte und Tyresö den Titel mit deutlichem Abstand wegschnappte, war es immer wieder Melis im Zusammenspiel mit Veteranin Therese Sjögran, die entscheidende Tore schoss.

Man hat jedoch mit Melis‘ Landsfrau Kirsten van de Ven von Gegenspieler Tyresö eine äußerst ehrgeizige Flügelflitzerin mit hoher Sozialkompetenz geholt. 2014 müsste aber auch die Saison von Megatalent Elin Rubensson werden, falls nicht, würde ich der 20-Jährigen raten, sich einen neuen Verein zu suchen, um ihre Begabung nicht zu verschwenden.

Rosengård ist erster Anwärter auf den Meistertitel im neuen Jahr. Der Konkurrent Nummer eins derzeit ist meiner Meinung nach

2. Linköpings FC

Zampano Anders Mäki und Trainer Martin Sjögren haben in Linköping schon letztes Jahr ein kleines Meisterstück vollbracht. Mit Nilla Fischer gab man die teuerste Spielerin mitten in der Saison an den VfL Wolfsburg ab und man merkte es nicht. Denn Linköping siegte sich souverän durch den Herbst und das mit einem äußerst jungen Team, das man auch noch verstärkt hat für dieses Jahr.

Vor zwei Jahren sollte es noch das Geld und die erfahrenen Spielerinnen machen. Lisa DeVanna, Manon Melis, Nilla Fischer und andere tummelten sich in der 100.000-Einwohnerstadt, anderthalb Zugstunden südlich von Stockholm und das Experiment ging in die Hose. Trainer Jörgen Pettersson (vor Sjögren Trainer in Malmö) ging und Sjögren kam, das hatte es genauso schon in Malmö gegeben. Sjögren holte dann auf Anhieb den Titel.

In Linköping schaffte er das zwar nicht, aber sowohl Rosengård wie auch Tyresö haben mit Sicherheit gehörigen Respekt vor den Blauen.

Mäki und Sjögren „sammeln“ offenbar U19-Europameisterinnen. Aus der Mannschaft die 2012 in der Türkei für Schweden Gold holte, spielen jetzt vier in Linköping, nachdem man sich von Jitex Fridolina Rolfö für das offensive Mittelfeld gesichert hat. Sofia Lundgren wird ihre Karriere als Torhüterin wohl nach einem Bandscheibenvorfall beenden. Aufgrund der Ungewissheit ihrer sportlichen Zukunft hatte man der 32-Jährigen auch keinen neuen Vertrag mehr angeboten und sich schließlich die Amerikanerin Katie Fraine von Absteiger Mallbacken geholt. Möglicherweise ist Fraine die beste Torhüterin der Liga. Sollte es der Niederländerin Renée Slegers im Mittelfeld nochmals gelingen, das fortzusetzen, was sie in der zweiten Saisonhälfte geboten hat und Welttalent Pernille Harder sich so weiterentwickeln wie anzunehmen ist, dann ist die Quali für die Champions League im Bereich des Möglichen für Linköping.

3. Tyresö FF

Eine Personalpolitik, die ich nicht verstehe. Fünf Amerikanerinnen hat der Verein um den ehemaligen Assistenztrainer der USA, Tony Gustavsson, geholt. Alle fünf müssen nun spätestens Anfang Juni gehen. Die vielen Wechsel in der zweiten Jahreshälfte 2013 und die Verletzung von Marta haben Tyresö den Titel gekostet und mit dem, was vermutlich nun wieder ansteht, neue Spielerinnen, die sich schnellstens akklimatisieren sollen, wird man es wieder nicht schaffen. Kann es sein, dass sich Fädenzieher Hasse Löfgren zurückzieht, wenn er sein 2006 definiertes Ziel Champions League erreicht hat. Auch die Verträge von Caroline Seger, Vero Boquete und Marta laufen im Juni aus, die Saison geht aber bis Ende Oktober. Mit soviel Unstetigkeit wird nicht mehr als Platz 3 drin sein.

4. Umeå IK

Der neue Trainer Jonas WIkström findet eine reformierte Organisation vor und eine starke Truppe. Umeå musste einsehen, dass die finanziellen Abenteuer des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts nicht mehr möglich waren. Man gab die Devise aus, dass man nun auf einheimische Talente setzen würde.

Umeå steht heute in der Tat da mit sechs Spielerinnen, die entweder in der schwedischen Nationalmannschaft spielen oder aber Lehrgänge bei Pia Sundhage besucht haben. Lina Hurtig ist eines der größten Talente im Lande, von ihr dürfte man sehr viel hören in diesem Jahr. Hanna Folkesson im zentralen Mittelfeld ist eine Arbeitsbiene, die ihresgleichen sucht und wenn Kapitänin Emma Berglund nun nach überstandener Kreuzband-Reha wieder in der Inenverteidigung spielten wird, dann hat Umeå eine äußerst starke zentrale Linie.

5. Vittsjö GIK

Der aus Finnland nach Südschweden ausgewanderte Calevi Hämäläinen stellt mit seinem Unternehmen Wiwood Spanplatten her. Da er aber auch noch fußballverrückt ist, sponsort er den örtlichen Frauenfußballverein Vittsjö GIK. In der ersten Saison noch sensationell guter Aufsteiger hatte man vergangenes Jahr das verflixte zweite Jahr, bedingt unter anderem durch mehrere Verletzungen, kriegte am Ende aber doch noch die Kurve. Für 2014 hat man sich bestens verstärkt.

Göteborg schnappte den Kleinstädtern die holländische Torhüterin Loes Geurts weg. Dafür holte man sich die bessere Minna Meriluoto, ein Gewinn für Vittsjö. Ebenso ist die Schottin Hayley Lauder von Absteiger Mallbacken ein Gewinn. Mit der wohl endlich wieder genesenen Ifeoma Dieke und Goalgetterin Jane Ross bildet Lauder ein schottisches Trio in Skåne.

 

6. KIF Örebro

Lediglich Umeås nigerianisches Mittelfeldas Ogonna Chukwudi steht auf der Liste der Neuzugänge. Im Kader hat sich wenig getan und wenn, wie anzunehmen, die tschechischen Zwillinge Lucia und Irene Martinkova eine weitere Saison in Närke absolvieren, dann sollte einem Platz in der oberen Hälfte nichts entgegen stehen.

 

7. Kopparberg/Göteborgs FC

Die Zwillinge Hammarström haben aufgehört. Olivia Schough geht zum FC Bayern, Yael Averbuch und Anita Asante sind weg – und statt Torbjörn Nilsson sitzt Stefan Rehn auf der Bank, den man vom Lokalkonkurrenten Jitex wegholte. Göteborg hat mehr abgegeben an Kompetenz als es sich bislang geholt hat. Manon Melis steht auf der Habenseite, aber die anderen Neuverstärkungen sind eher solide als überragend. Holländerinnen sind im Gespräch in Göteborg, unter ihnen die Duisburgerin Lieke Martens. Seit mehreren Jahren verspricht Sponsor und Klubboss Peter Bronsman, dass Göteborg sich wieder ganz nach oben orientiert. Aber bislang ist das noch nicht passiert. Eine Melis macht noch keinen Sommer.

 

8. Piteå IF

Nach Jahren mit ausländischen Torfrauen versucht man es endlich mal mit einer einheimischen: Hilda Carlén ist in zwei Schritten von Malmö über Hammarby (Stockholm) nach Norden gezogen.

Das solide Gerüst mit Faith Ikidi in der Abwehr steht. Nach vorne gibt es mit den jungen Schwedinnen Pauline Hammarlund und Jennifer Egelryd zwei interessante Neuverstärkungen, die beide via Tyresö gekommen sind, aktuell aber jetzt aus Linköping und Uppsala.

 

9. Kristianstads DFF

Im Kader von Elisabet Gunnarsdottir, der seit Jahren einzigen Frau auf einer erstklassigen Trainerbank, hat sich kaum etwas getan bisher. Viel weiter nach oben wird es deshalb auch nicht gehen, auch wenn Gunnarsdottir möglicherweise wieder die Meisterschaft als Saisonziel ausgeben wird. Aber ich bin sicher, dass sich hier das Karussell noch drehen wird.

 

10. Eskilstuna United

Der Aufsteiger wird seine erste Saison im Oberhaus spielen und dank der Geldspritze eines lokalen Sponsors, der umgerechnet 280 000 Euro zuschießt, sollte es auch gehen, das Experiment Damallsvenskan.

Ein schönes Stadion am Tunavallen, Sara Thunebro als vermutete Spielführerin und vorne soll die Kamerunerin Gaelle Enganamouit für Furore sorgen, neben der in Malmö einst ausgesiebten Felicia Karlsson.

Das sollte reichen für Jahr 1.

 

11. AIK

Mit Malin Levenstad und Maija Saari hat man sich ein routiniertes Paar in der Innenverteidigung geholt. Aber ist Saari wieder fit nach ihrem Kreuzbandriss, der sie die EM-Teilnahme kostete? Und kann die talentierte, aber verletzungsanfällige Sarah Storck vorne wirklich die Tore machen, die man braucht, um in Liga 1 zu bleiben? Zweifelhaft.

 

12. Jitex BK

In Mölndal im südlichen Göteborg haben sie letztes Jahr versucht, der sturen Gemeinde die Schuld an der Finanzmisere zu geben. Aus Spielerinnenkreisen weiß ich jedoch, dass die Organisation des Vereins viel zu wünschen übrig lässt. Das erklärt die Abgänge von insgesamt 12 Spielerinnen (!`), ein Exodus, den normalerweise nur ein Absteiger erlebt.

Elf neue Spielerinnen hat man jetzt geholt, von denen aber keine (!) aus der Damallsvenskan kommt. Eine aus Island und eine aus Kanada. Neun abewr aus der zweiten Liga Elitettan, durchaus Talente darunter wie Filippa Curmark. Aber das wird vorn und hinten nicht reichen und Jitex wird durchgereicht nach unten

Christen Press: „Gewinnen oder nach Hause“

TFF_JitexEs ist derzeit wenig los im Frauenfußballschweden. Der dicke Rauch nach Zlatan Ibrahimovics Äußerung und vermeintlichen Geringschätzung des Frauenfußballs, den er selbst einige Tage später als unglücklichen Scherz bezeichnete, hat sich erst einmal gelegt. Wir werden sehen, ob die Diskussion beendet ist oder weitergehen wird. Wenn ich beim schwedischen Fußballverband arbeiten würde, würde ich alles daran setzen, im neuen Jahr irgendwann einen Termin hinzubekommen, an dem Ibrahimovic der Frauennationalmannschaft bei einem Training einen Besuch abstattet. Schöne Fotos, ein paar nette Gespräche, Friede, Freude, Eierkuchen, das wäre es. Denn die jetzige Lage nützt keinem. Und ein Besuch mit viel Medienecho wäre eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Wenn kaum etwas passiert, dann ist es schön, wenn Spielerinnen wie Christen Press sich mal in aller Ruhe vor das Laptop setzen und in ihrem Blog schreiben. In ihrem Post „Win Or Go Home!“ hat sie viele Fragen beantwortet, die im letzten Quartal gestellt worden sind. Wer das Original lesen möchte, der findet es hier.

Einen Tag nach ihrem 25. Geburtstag enthüllt Press nun, dass sie Anfang Oktober einen Anruf vom amerikanischen Verband US Soccer bekommen hat. Die Botschaft war, dass sie nach Hause kommen solle. Schließlich hat man aber verhandeln können, dass Press (und andere Amerikanerinnen, also Meghan Klingenberg und Whitney Engen) so lange bleiben dürfen, wie Tyresö FF noch in der Champions League 2013/14 aktiv ist.

Denn man will die Amerikanerinnen in der NWSL haben, der neuen einheimischen Liga, die nur dann bestehen bleiben kann, wenn auch die Spielerinnen der amerikanischen Nationalmannschaft daheim aktiv sind.

Die Quintessenz der Vereinbarung zwischen US Soccer, den Amerikanerinnen und Tyresö FF lautet also nun: „Gewinnt oder kommt nach Hause!“

Da spielt die vermeintlich günstige Auslosung jetzt sicher eine gute Rolle für Press, die betont, wie viel sie in Europa gelernt hat und wie schwer es ihr fallen wird, sich von all den neu gewonnenen Freunden zu verabschieden. Neulengbach im Viertelfinale und möglicherweise Arsenal London, das seit Ende der FA WSL Saison Spielerinnen wie Kim Little und Stephanie Houghton verloren hat, eröffnen Tyresö und Christen Press die große Möglichkeit, tatsächlich am 22. Mai 2014 in Lissabon in dem Finale zu stehen, das Zampano Hans Löfgren 2006 als Ziel seines Projektes ausgegeben hat.

Wobei ich mich eben frage, welche Ziele nach dem 22. Mai 2014 definiert sind, falls der Sieg in der Champions League dann tatsächlich eingefahren sein sollte. Was macht Löfgren, sollte er sein Ziel erreichen?

Tyresö hat die finnische Torhüterin Tinja Riikka Korpela für die nächsten beiden Jahre präsentiert. Aber auch auf den Positionen von Press, Klingenberg und Engen muss es gleichwertigen Ersatz geben, der nach dem 22.05. garantiert, dass Tyresö eine Spitzenmannschaft mit Potential für die Champions League bleibt. Sicher, Madelaine Edlund, die 2012 das Team in Malmö zur Meisterschaft schoss, kehrt zurück nach ihrer Babypause. Aber seien wir ehrlich: Da, wo Weltklassestürmerin Christen Press eine Chance braucht, um ein Tor zu erzielen, braucht Madde Edlund 2,5 Chancen. Gleichwertiger Ersatz ist die 28-Jährige Schwedin nicht.

Whitney Engen ist eine Luxusverstärkung. Für sie muss derzeit eine internationale Klassespielerin wie die Kapitänin der dänischen Nationalmannschaft, Line Røddik Hansen, auf der Bank sitzen. Aber es verschwinden auch Ali Krieger (deren Freundin Ash Harris schon offiziell verabschiedet wurde; sie aber noch nicht) und eben Klingenberg, zwei offensiv extrem starke Defensivspielerinnen. Sara Thunebro hat bereits in Eskilstuna unterschrieben.

Eine mögliche Verstärkung für die Abwehr des schwedischen Vizemeisters wird im Januar in Schweden sein und Tests absolvieren. Die 25-Jährige Kapitänin der Nationalmannschaft Kameruns, Ejangue Siliki, kommt vom russischen Meister Rossiyanka. Aber auch sie ist nicht in der Champions League spielberechtigt, aber da wird ja Klingenberg sein und vielleicht auch Krieger. Siliki hat nicht nur bei Rossiyanka, sondern auch bei Energya Woronezh gespielt und ist seitdem mit Mittelfeldstar Vero Boquete bekannt.

Dennoch: Mit Marta, Caroline Seger, Lisa Dahlkvist und Vero Boquete behält Tyresö sein enorm starkes Mittelfeld. Verlassen hat Kirsten van de Ven den Verein, sie ist aber schon quasi durch Caroline Graham Hansen ersetzt worden. Gerüchte besagen, dass auch Jennifer Hermoso Fuentes Tyresö Richtung Spanien verlassen könnte, ihr Vertrag ist auch noch nicht verlängert worden.

Das Karussell dreht sich in der kleinen Vorortgemeinde von Stockholm.

Göteborg will Tyresö kopieren

Der Netzwerkgedanke, den Zampano Hans Löfgren in Tyresö etablierte, mit dem er im Schneeballsystem immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen, am Ende dann auch große um sich scharte, um aus dem Viertligisten Tyresö den amtierenden schwedischen Meister zu machen, der jetzt nach den Sternen der Champions League greifen will, das Netzwerk ist der Schlüssel des Erfolgs gewesen. Kombiniert mit dem umtriebigen Ehrgeiz des Unternehmers, aus dem Vorortverein, in dem seine Tochter spielte, die beste Mannschaft Europas zu machen.

In Göteborg wollen sie das jetzt nachmachen, schreibt die Internetseite Idrottens Affärer (etwa: Die Geschäfte des Sports). Peter Schramm arbeitet seit Februar für den Verein und offenbar will er ähnliche Strukturen an der Westküste etablieren. Ein Netzwerk aus Unternehmen aus verschiedenen Branchen, das mit dem Verein als der Spinne im Netz beginnt, Geschäftsbeziehungen untereinander zu etablieren.

Schramm allerdings fängt gar nicht erst beim Blumenladen im Einkaufszentrum und dem Fotostudio auf dem Marktplatz an, er will hauptsächlich große Unternehmen engagieren, die einen Umsatz von mindestens 6 Millionen Euro machen.

„Bislang haben wir grünes Licht von 20 Unternehmen bekommen. Unter denen befinden sich fünf gegenwärtige Sponsoren, die zwischen 50 und 500.000 Kronen pro Saison geben. Aber wir haben also 15 weitere Unternehmen, die zu uns kommen wollen.,“ so Schramm zu der Internetseite.

Fußball und Kopparberg/Göteborgs FC wird dabei nur zu einem Vehikel für Geschäftsbeziehungen. Genauso arbeitet Löfgren in Tyresö. Der aber weiß, dass letztlich der sportliche Erfolg und immer neue Ziele auch sein Firmennetzwerk am Leben erhalten und motivieren.

Leider, so Schramm, finden die meisten Spiele am Wochenende statt. Für Netzwerktreffen wäre es Donnerstagabend viel besser. Auch Speeddating zwischen Unternehmen soll es geben, genauso wie in Tyresö.

„20 Unternehmen, das wollen wir 2014 auf 40 verdoppeln“, so Schramm weiter. „Heute haben wir einen Umsatz von rund 1,1 Millionen Euro im Verein, bedeutend weniger als Tyresö und Malmö, aber wir wollen alles tun, um den Abstand zu verringern.“

Vierte Amerikanerin in Tyresö

Meghan Klingenberg, Christen Press, Ashlyn Harris und nun auch (wieder) Whitney Engen. Tyresö FF setzt auf Amerikanerinnen und Nationalspielerinnen müssen sie sein.

Gestern gab der schwedische Meister bekannt, dass die 25-Jährige Innenverteidigerin, derzeit noch in Diensten der Liverpool Ladies nach dem Ende der Saison in der FA WSL (Ende September) zu Tyresö stösst.

Da Linda Sembrandt auf dem Weg zurück nach ihrer Kreuzband-Reha ist und am Mittwoch im Pokal bereits gegen den Drittligisten BK-30 eingewechselt wurde, kann man damit rechnen, dass Tony Gustavsson und Hans Löfgren darauf setzen, dass Sembrandt und Engen erste Wahl in der Mitte sind. Nun hat man gerade den Vertrag mit Sara Thunebro verlängert. Und hat auch noch Line Röddik, Annica Svensson, Karin Lissel und Johanna Frisk in der Abwehr. Vier Defensiv-Damen müssen also auf der Bank sitzen beim Meister, wenn Gustavsson nicht Klingenberg ins rechte Mittelfeld aufrücken lässt, aber da hat sich eigentlich auch Kirsten van de Ven ins Team gespielt.

Für den Trainer eine komfortable Situation, aber ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass Sara Thunebro, Annica Svensson, Frisk und Lissel auf der Bank Platz nehmen müssen und dass man Röddik, Sembrandt, Engen, Klingenberg spielen lässt.

Alle personellen Entscheidungen, so der Club, werden derzeit im Hinblick auf die Champions League gemacht. Man rechnet offenbar kalt damit, dass der Meistertitel 2013 sowieso in Tyresö landen wird. Das Ziel heisst: Lissabon 2014 und Champions-League-Finale und entsprechend steigender Umsatz und steigende Ausschüttung für die Investoren.

 

Elaine nur noch zweitklassig

Elaine Moura an ihrem Arbeitsplatz im zivilen Leben

Elaine Moura an ihrem Arbeitsplatz im zivilen Leben

Die Brasilianerin Elaine Moura gehört zu den am besten trainierten Spielerinnen in der Damallsvenskan. Mit Umeå IK wurde sie mehrfach schwedische Meisterin, ging dann mit Clubkameradin Madelaine Edlund nach Amerika und als ihr Club St. Louis Athletica pleite ging, holte sie Impresario Hans Löfgren zusammen mit Edlund nach Tyresö.

Elaine kann auf nahezu allen Positionen spielen, ich habe sie in der Abwehrmitte gesehen, im Mittelfeld zentral oder auf den Seiten. Nach der umfassenden personellen Aufrüstung, die Löfgren in Tyresö betrieben hat, kam Elaine immer weniger zum Einsatz, oft blieb es beim Warmlaufen.

Da sie aber bereits an ihrer beruflichen Zukunft nach dem Fussball arbeitet, in Stockholm bleiben möchte und dort bei einer Gewerkschaft arbeitet (wo ich sie Anfang letzten Jahres besuchen durfte), wollte die 30-Jährige zwar wieder Spielzeit, andererseits aber nicht die Stadt verlassen.

Und so landet Elaine jetzt beim Tabellenneunten der zweiten Liga Elitettan, Älta IF. Da ist mit Elin Ekblom Bak schon eine weitere Veteranin aus Tyresö. Elaine wird für drei Monate (bis zum Ende der Saison) ausgeliehen, aber die Mitteilung auf der Homepage des schwedischen Meisters klingt schon wie ein Nachruf.

Tyresö wirft den Turbo an

Nachdem es einigermaßen zäh für den schwedischen Meister Tyresö FF begann, glaubten schon viele, dass das Starensemble von Hans Löfgren möglicherweise doch nicht so deutlich den Titel verteidigen können würde. Man dominierte die meisten Spiele, verwertete aber nur ungenügend Chancen und liess gerade deshalb zwei Punkte in Mallbacken liegen.

Ich habe von Anfang an gesagt, dass Tyresö dieses Jahr einen Alleingang machen MUSS. Wo Konkurrent Malmö ein Ensemble internationaler Klassespielerinnen vereint, in dem es mit Anja Mittag auch eine Weltklassespielerin gibt, so besteht das Orchester aus dem Stockholmer Vorort aus einem Haufen Weltstars: Marta, Vero Boquete, Caroline Seger, Christen Press plus internationaler Spitzenspielerinnen. Am letzten Sonntag ist mit dem 10:2 +ber Schlusslicht Sunnanå der Knoten geplatzt. Gestern Nachmittag weihte Jitex BK sein neues Stadion am Åbyvallen ein und es kamen 766 Zuschauer. Das ist zwar doppelt so viel wie normal für Jitex, aber dennoch wenig, wenn man bedenkt, dass man ein neues Stadion zu sehen und den Meister zu Besuch hatte.

Und Tyresö spielte meisterlich. Mit 7:0 gewann das Team von Trainer Tony Gustavsson und die Niederländerin Kirsten van de Ven machte einen Hattrick. Christen Press setzte sich mit zwei weiteren Treffern und jetzt neun (plus eins) Toren an der Spitze der Torjägerliste fest. Tyresö, das ist meine Prognose, wird sich jetzt nicht mehr aufhalten lassen und kann nur dann gefährdet werden, wenn Malmö bis zum Aufeinandertreffen der beiden Topteams am 12. Juni keine Punkte mehr liegen lässt.

Press‘ Nachfolgerin in Göteborg, die Engländerin Jodie Taylor steht mit jetzt sieben Toren auf Platz 2 der Liste. Ihre beiden Treffer gegen Kristianstad waren mitentscheidend für den 4:3 Heimsieg, den Nationalspielerin Marie Hammarström mit ihrem ersten Pflichtspieltor für den neuen Verein sicherte.

Am Sonntag trennten sich die schwach gestarteten Vittsjö und Piteå nicht unerwartet 2:2 unentschieden, wobei Piteås Faith Ikidi erst in der 94. Minute die Niederlage mit ihrem Tor verhinderte.

Umeå besiegte Mallbacken erwartungsgemäß mit 2:0 und ebenfalls nicht überraschend das torlose Unentschieden von Sunnanå gegen Örebro gestern.

Damit steht nur noch das TV-Spiel aus, am Dienstagabend müssen Mittag, Schmidt, Radtke & Co. bei Linköpings FC antreten, keine leichte Aufgabe, bei der aber dennoch drei Punkte Pflicht sind.

Ausgerutscht und Malmö wieder top

Eine schnelle Zusammenfassung der fünf Sonntagsspiele in Runde 6 der Damallsvenskan.

LdB FC Malmö ist wieder Tabellenführer. Mit einem in der Höhe sicher unerwarteten 5:0 gegen Kristianstad im Skåne-Derby arbeitete der Meister von 2010 und 2011 für das Torverhältnis und dank der Tore von Sara Björk Gunnarsdottir und Ramona Bachmann (je 2) sowie Katrine Veje versetzte man den ambitionierten Kristianstädterinnen eine empfindliche Niederlage.

2:0 hatte es zur Halbzeit gestanden, da war Kristianstad durchaus noch im Spiel. Dann setzte Trainerin Elisabet Gunnarsdottir ales auf eine Karte und spielte 3-4-3, was Malmö weitere drei Tore und viel Platz gab.

„Wir machen ein schlechtes Spiel. Es ist nicht akzeptabel, mit fünf Toren zu verlieren. Ich muss die Verantwortung dafür übernehmen, dass wir mit unserer Taktik in der zweiten Halbzeit keinen Erfolg hatten. Malmö hat uns kaputt gelaufen und die fünf Tore verdient,“ zeigte sich Gunnarsdottir immerhin selbstkritisch.

Einziger Lichtblick bei den Gästen: die erst 17-Jährige Marija Banusic, die selbst der Meinung war, dass die Unparteiische ihr einen klaren Elfmeter in der zweiten Halbzeit verweigert hatte.

Der Ausrutscher des Tages, vielleicht der Saison. Trotz einer abernals haushoch überlegenen Statistik kam Tyresö FF nicht über ein 1:1 bei Aufsteiger Mallbacken hinaus. Marta schoss zwar die Führung für den Meister, aber Linda Wallin glich elf Minuten vor Ende aus und dabei blieb es dann.

Tyresös Spielberichterstatter Hans Löfgren wettert über einen Rasen, der seiner Meinung nach in der ersten Liga nicht erlaubt sein dürfte. Und zum dritten mal hintereinander gibt es einen Vorwurf an erneut eine Schiedsrichterin, die einen an Marta verursachten Foulelfmeter nicht gesehen haben soll. In der zweiten Halbzeit dann hat Löfgren noch einen Handelfmeter nicht bekommen und zum vierten Mal hintereinander (!) sagt er, habe man Tyresö Elfmeter verweigert. Da muss dann doch schon fast Methode hinter stecken, wenn es denn wahr wäre.

Immerhin kommt er doch zu der Selbsterkenntnis, dass man so viele Torchancen hatte und nicht nutzte. Tyresö ist jetzt voller Revanchelust und will am Sonntag gegen den zweiten Aufsteiger daheim mehr als 2000 Zuschauer ins eigene Stadion locken.

Dritter ist jetzt – KIF Örebro. Helén Eke schoss schon ihr viertes Saisontor und das reichte zu einem 1:0 in Piteå. Der von vielen als Absteiger getippte Verein wird wohl in der oberen Hälfte zu finden sein.

0:0 spielten Vittsjö und Göteborg, beiden hilft das wenig, ein bisschen vielleicht Vittsjö, dass nach vier Niederlagen in Serie nun immerhin gegen den Pokalsieger zu einem Unentschieden kam. Jessica Landström wieder auf der Bank. Und Göteborg wohl raus aus dem Meisterschaftsrennen. Endgültig.

Unentschieden 1:1 auch die fünfte Begegnung zwischen Jitex und Linköping. Auch Linköping entwickelt sich damit wieder zum Remis-Spezialisten und seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel vor gefühlt 25 Jahren weiß man, dass einen das weit von der Spitze entfernt.

Das Interview der Woche mache ich morgen Abend mit der für Malmö spielenden Sara Björk Gunnarsdottir.

 

Heute Supercup-Finale

Der Supercup ist zwar nur eine sehr konstruierte Geschichte, wo der Meister des Vorjahres auf den Pokalsieger trifft, es wird aber sicher ein reizvolles Spiel werden. Um 16.00 Uhr spielen Tyresö FF und Kopparberg/Göteborgs FC um die Trophäe. ffschweden wird dabei sein, ihr bekommt einen Spielbericht, Bilder und hoffentlich auch ein Interview, anders als letzten Donnerstag, wo Lyon sehr schnell in den Bus verschwand und selbst Lotta Schelin brüsk von Trainer Patrice Lair aus der Pressekonferenz gebellt wurde.

Göteborg hat seine Startelf im Vergleich zum CL-Viertelfinale verändert. Statt Jessica Landström spielt nun die Engländerin Jodie Taylor ganz vorne. Für Anna Ahlstrand kommt Olivia Schough in die Mannschaft. Dennoch ist Göteborg bestenfalls Außenseiter.

Tyresö ist mein Goldfavorrit in diesem Jahr und zwar ganz eindeutig. Hans Löfgren hat systematisch verstärkt und jetzt mit Christen Press (ausgerechnet dem heutigen Gegner abgeluchst) eine der weltweit torgefährlichsten Spielerinnen engagiert. Mit Marta, Vero, Caroline Seger, Lisa Dahlkvist sollte da nichts anbrennen. Möglicherweise wird Tyresö allmählich in Lyons Sphären aufsteigen, wenn es nicht vorher zum wirtschaftlichen Kollaps kommt. Schaun mer mal…

Mein Tip für heute: 3:0.

Tyresö eröffnet Saison in Friends Arena

Am Mittwoch gab Tyresö FF bekannt, dass man einen neuen Sponsor hat, dass Marta bis zum erhofften Champions-League-Sieg 2014 bleibt und dass Madelaine Edlund schwanger ist und die Saison verpasst.

Noch nicht mitgeteilt hat der Verein zwei Nachrichten, die aber schon seit geraumer Zeit durch Tyresö und Stockholm geistern und ich bin auch nicht der Erste, der sie veröffentlicht (auf Deutsch allerdings).

Zum einen wird Tyresö FF sein erstes Saisonspiel 2013 in der Friends Arena bestreiten. Nicht ganz geklärt ist, ob es sich um das Supercup-Finale gegen Pokalsieger Kopparberg/Göteborgs FC handeln wird oder um das erste Ligaspiel gegen Umeå IK.

Zum anderen hat Hans Löfgren wieder eine Rolle im Verein: Er ist Chef der Tyresö FF AB, der neugegründeten Gesellschaft rund um die erste Mannschaft. Nach seiner Sexkaufaffäre im Dezember 2011, für die er im April 2012 verurteilt wurde, war er für einen Monat in der Versenkung (USA) verschwunden, dann aber wieder aufgetaucht und hatte das Ruder wieder übernommen, obwohl der Verein auf hanebüchene Weise stets dementierte, dass Löfgren etwas anderes als ein einfaches Vereinsmitglied sei.