Malmö und Göteborg mühelos weiter

Beide schwedische Clubs haben problemlos in der Champions League das Achtelfinale erreicht. Göteborg besiegte den serbischen Meister Spartak Subotica durch zwei Treffer von Olivia Schough und einen von Christen Press mit 3:0. (Hinspiel 1:0)

Ausschnitte dieser Partie und kurze (schwedischsprachige Interviews mit Olivia Schough und Marlene Sjöberg):

Ohne Thora Helgadottir, Al Riley, Ramona Bachmann, Sara Björk Gunnarsdottir und Anja Mittag gewann Meister Malmö dennoch souverän mit 6:1 gegen den ungarischen Titelträger MTK Budapest (Hinspiel: 4:0).

Elin Rubensson und Sofie Anker-Kofoed trafen je zweimal, Katrine Veje und Christine Örntoft steuerten je einen Treffer bei. Wichtig, dass Malmö seine Kräfte schont, denn am Sonntag geht es in das vermutlich wesentlich schwerere Auswärtsspiel beim CL-Kollegen Kopparberg/Göteborgs FC.

Von den nordeuropäischen Teams erreichten auch Stabaek und Fortuna Hjörring die nächste Runde.

Alle Ergebnisse vom Mittwoch im Überblick:

Turbine Potsdam – Standard Lüttich= 5:0 (Hinspiel 3:1) GESAMT: 8:1
Bröndby IF – Stabaek= 3:3 (Hinspiel: 0:2) GESAMT: 3:5
Lyon – PK 35= 5:0 (Hinspiel: 7:0) GESAMT: 12:0
WFC Malmö – MTK Budapest= 6:1 (Hinspiel: 4:0) GESAMT 10:1
Göteborg – Spartak Subotica= 3:0 (Hinspiel: 1:0) GESAMT: 4:0
Neulengbach – Olimpia Cluj= 2:2 (Hinspiel: 1:1) GESAMT: 3:3
Torres – Apollon= 3:1 (Hinspiel: 3:2) GESAMT: 6:3
Fortuna Hjörring – Glasgow City= 0:0 (Hinspiel: 2:1) GESAMT: 2:1
Verona – Birmingham= 3:0 n.V. (Hinspiel: 0:2) GESAMT: 3:2

Sechs Begegnungen finden morgen statt, eine erst am 11.10. Erwähnenswert sicher, dass drei Begegnungen richtig spannend waren, insbesondere Neulengbach gegen Cluj sowie Veronas Sieg nach Verlängerung gegen die Birmingham Ladies. Bei den Italienerinnen steht mit Stephanie Örnström übrigens eine Schwedin im Tor.

Niclas Carlnén redet (schon wieder) vom Konkurs für LdB FC Malmö

Der Clubchef des zweifachen Meisters LdB FC Malmö Niclas Carlnén gab gestern allenthalben Interviews. Nachdem er bereits im Frühjahr der Öffentlichkeit mitgeteilt hatte, dass Malmö in Konkurs gehen könne, wenn nicht die Gemeinde massiv unterstützen würde, wiederholte der 42-Jährige gestern seine düsteren Prognosen. Es fehlten 1,5 Millionen Kronen (mittlerweile 182.000 €). Bis zur Monatswende Oktober/November hätte man Geld, danach sei Schicht, Ende.

Man habe sich verkalkuliert, mit höheren Zuschauereinnahmen gerechnet, aber es seien nur 900 Zuschauer im Schnitt gekommen, so Carlnén. Auch Sponsoreneinnahmen seien geringer ausgefallen.

Was macht man, wenn man feststellt, dass man weniger Geld hat als erwartet und sich bestimmte Dinge nicht mehr leisten kann? Man spart. Nicht so Carlnén und LdB FC Malmö.

Als sich Verteidigerin Frida Nordin das Kreuzband riss, verpflichtete man im Frühjahr die Neuseeländerin Ali Riley. Als auch noch Therese Sjögran dieselbe schlimme Verletzung ereilte, dauerte es ein paar Wochen, ehe man Lisa Ek aus Göteborg als Neuverpflichtung präsentierte. Verletzte Spielerinnen werden nicht durch den eigenen Kader ersetzt, obwohl man zu jedem Zeitpunkt über die prekäre Lage Bescheid wusste. Das Wettrüsten mit Tyresö, das Malmö als Markführer im schwedischen Frauenfußball gewaltig im Nacken sitzt, geht unverdrossen weiter.

Es könne durchaus sein, dass man Anfang November als frischgebackerner Meister Konkurs anmelden müsse, so Carlnén gestern. Sich von einer oder mehreren der teuren Spielerinnen zu trennen (allein acht Ausländerinnen spielen in Malmö) komme nicht in Frage, denn eventuell könne man ja vielleicht in der CL im Herbst Einnahmen machen. Eventuell und vielleicht.

Das sind Worte, die wir in dieser Saison im schwedischen Frauenfußball gehört haben. Dalsjöfors wollte zurück in die erste Liga und eventuell konnte man vielleicht Geld aus dem allgemeinen Erbfond bekommen.

Malmös Geschäftsgebahren mit der zweiten Konkursandrohung innerhalb von weniger als fünf Monaten ist mehr als unseriös. Wir wollen Meister werden, können das zwar selber nicht finanzieren, nun kommt mal her und gebt uns Geld. Umeå und Djurgården waren die Topvereine in der Damallsvenskan, bis ihnen fast gleichzeitig Geld und Sponsoren abgingen. Umeå ist heute Neunter und Djurgården Zwölfter der Tabelle, aber beide Vereine existieren noch.

Die Spielerinnen werden natürlich darauf angesprochen. Ramona Bachmann sagte gestern, sie würden sich auf das Fußballspielen konzentrieren. Ich hoffe wirklich, dass das eine Äußerung war, die keinen Wahrheitsgehalt hat. Denn die Spielerinnen tragen teilweise auch eine Mitschuld an der Entwicklung im Frauenfußball mit Unwissen über die wirtschaftliche Situation des Clubs und teils (damit ist beileibe nicht Bachmann gemeint) völlig unrealistischen Vorstellungen, was der Verein zahlen kann.

Frauenfußball auf hohem Niveau kostet Geld. Viel Geld. Und vergleichsweise wenig davon kommt zurück. Es ist für die meisten Akteure ein Verlustgeschäft: für die vielen Spielerinnen ohne Nationalmannschaft, die in der höchsten Liga für ein Taschengeld spielen und praktisch alle Abende und Wochenenden opfern. Die Mannschaft als neue Familie. Es ist nicht gewinnbringend für die meisten Trainer, Zeugwarte, Platzwarte und auch nicht für die Sponsoren. Und viel über Frauenfußball wissen, schreiben, interviewen bringt auch wenig bis gar kein Geld, aber wir alle in diesem Geschäft haben viel Freude, sonst wären wir nicht in der einen oder anderen Rolle dabei. Dabei könnte man es belassen.

Aber ohne Geld kein Meistertitel, kein Klassenerhalt. Tyresö holte zur neuen Saison Caroline Seger, Linda Sembrant, Lisa Dahlkvist, Vero Boquete und Marta. Das war eine klare Ansage an Malmö. Das sich nicht hätte leisten können, auf diese Aufrüstung zu antworten. Aber der Ehrgeiz lässt das Blut kochen und die Gedanken an Sicherheit werden zurückgedrängt. Die laufen uns den Rang ab, wenn wir nicht reagieren.

Malmö muss beschlossen haben, alles auf eine Karte zu setzen. Augen zu und durch. Wir versuchen es. Wenn wir gewinnen, kommen vielleicht auch mehr Zuschauer. Wenn wir Losglück haben, kommen wir in der CL weiter. Dalsjöfors findet hier auf einem höheren Niveau statt.

Der ursprüngliche Sponsor und Namensgeber von LdB FC Malmö ist der Unternehmer Kent Widding Persson. Ihm gehörte die Kosmetikmarke LdB, die vor ein paar Jahren den Verein schon einmal vor dem Konkurs rettete, als er als Malmö FF vor dem Ende stand. Widding Persson pumpte Geld in die Organisation, hat aber inzwischen die Marke LdB an den Konzern Cederroth AB verkauft. Der kein so ausgeprägtes Interesse mehr am Frauenfussball hat. Auch das belastet heute den Club. Da steht zwar der Name LdB im Verein, aber LdB ist nicht mehr das goldene Kalb. Schreckt vielleicht auch andere interessierte Sponsoren ab, die ja bereits einen Firmennamen im Vereinsnamen sehen. Hätte HOECHST ein Interesse Bayer Leverkusen zu sponsorn, wenn Bayer sich weitgehend zurückzöge, der Name aber bliebe?

Ein Konkurs von Malmö ein paar Monate vor der EURO 2013 wäre eine Katastrophe für den schwedischen Frauenfußball. Auch darauf spekuliert Niclas Carlnén. Ich glaube nicht, dass er wirklich Ende Oktober zum Amtsgericht Malmö geht und den Konkursantrag einreicht. Alle Fans von Anja Mittag brauchen das nicht zu fürchten. Carlnén schreit nach Geld. Auf diese Weise, weil ihm die Ideen ausgegangen sind und die Hoffnungen sich nicht erfüllt haben. Es waren aber mehr Seifenblasen als Hoffnungen. LdB FC Malmö ruft nach Geld, zum zweiten Mal. Hoffentlich auch zum letzten Mal, denn auch wenn man die Spitzenposition im Frauenfußball nicht verloren hat, hat man mit dem gestrigen Tag eine gute Portion Glaubwürdigkeit verloren.

Malmö holt Riley

Nachdem sich Frida Nordin im ersten Spiel gegen Frankfurt fürden Rest der Saison mit einem Kreuzbandriss verabschieden musste, hat Meister Malmö sich vergangene Nacht mit der neuseeländischen Nationalspielerin Al Riley verstärkt.

„Das passt sehr gut in meine Vorbereitung auf die Olympischen Spiele,“ sagte Riley am Donnerstag der Lokalzeitung Sydsvenska Dagbladet.

Die 24-Jährige, die 2011 für WPS-Meister Western New York Flash spielte, unterschrieb zunächst einen Vertrag bis zur Sommerpause.

Western New York Flash holt WPS-Titel

Als Europäer finde ich das sowieso zumindest merkwürdig. Da spielt man eine Saison mit sechs Teams und 18 Spielen und am Ende hat man einen Ligasieger und einen Zweiten. Western New York Flash gewann vor Philadelphia Independence.

Dann lässt man den Vierten gegen den Dritten ein Qualifikationsspiel darum machen, wer gegen den Zweiten um den Einzug ins Endspiel spielen darf, für das sich der Erste bereits qualifiziert hat. Die jeweils besser plazierte Mannschaft hat immer Heimrecht.

Am Ende standen gestern im WPS-Championship-Spiel in Rochester (New York) der Erste und der Zweite. Wobei man sagen muss, dass Philadelphia gegen die hochkarätige Truppe (Marta, Christine Sinclair und Alex Morgan dürften als Angriff von keinem Verein der Welt zu toppen sein) von Fleischermeister Sahlen ein sehr gutes Spiel machte.

Dennoch, die erste Halbzeit war stellenweise Fussball zum Weggucken. Kaum Torchancen auf beiden Seiten und sehr erfolgreiche Abwehrreihen. Trauriger Höhepunkt und lustig zugleich: Ein Eichhörnchen ohne Eintrittskarte hatte sich auf den Platz begeben und drehte wilde Runden im Strafraum von Philadelphia, das was Marta & Co auch gern getan hätten. Schiedsrichterin Kari Seitz unterbrach die Partie und es dauerte einige Minuten, bis das Tier gefangen und abtransportiert war. Der Stadionsprecher versicherte dem Publikum (10.481 Zuschauer) später, dass es dem Eichhörnchen gut gehen würde.

Grosses Manko für Philadelphia: Bei einem Zusammenstoss mit New Yorks robuster Abwehrspielerin Brittany Bock ging Tasha Kai zu Boden und erholte sich nicht mehr richtig von dieser Aktion, bei der Bock überhart einstieg, aber nicht bestraft wurde. Kai wurde dann später ausgewechselt und ihre Explosivität und ihr aussergewöhnlicher Wille fehlte dem Team von Supertrainer Paul Riley.

In der zweiten Halbzeit dann ein deutlich besseres Spiel. New York ging in Führung durch eine sehenswerte Direktabnahme von Christine Sinclair und lange, lange sah es auch so aus, als ob es dabei bleiben würde. Überragend auf der anderen Seite bei den Gästen: Amy Rodriguez. Sie war ein ständiger Unruhefaktor, erspielte sich mittlere bis hochkarätige Chancen, die sie serienweise versiebte, aber einmal traf sie dann doch: in der 88. Minute, als die New Yorkerinnen sicher schon überlegten wo sie denn feiern gehen sollten.

1:1. Verlängerung. Mit neuerlichen Chancen von Amy Rodriguez („Wir haben Amy drei riesige Chancen serviert und auf diesem Niveau musst du einfach eine davon reinmachen, wenn du das Spiel gewinnen willst. Sie hat keine verwertet und wir haben den Preis dafür bezahlt“, sagte Riley), aber auch einer allmählich müde werdenden Truppe in den grauen (!!??) Trikots und Hosen (naja, man könnte das auch als Silber interpretieren).  Dennoch blieb es ausgeglichen, Marta kam kaum zu direkten Torchancen, auch Alex Morgan und Christine Sinclair wurden sehr gut bewacht. Danesha Adams hätte Philadelphia mit einem Kopfball zum Sieg bringen können, aber Ashlyn Harris war auf der Hut. Beverly Goebel, die für Hammarbys Neuzugang Becky Edwards bei New York gekommen war, traf nach einem Pass von Marta die Querlatte und bekam in der Verlängerung die zweite gelbe und dann eben die rote Karte.

Und dann standen die Torhüterinnen im Mittelpunkt. Elfmeterschiessen. Aber es gab erst einmal nichts zu halten für Nicole Barnhart und Ashlyn Harris. Mit Marta angefangen verwandelten alle mehr oder minder sehr sicher. Und so stand es 5:4 für New York als die Spanierin Laura Del Rio antrat und zum Unglücksraben des Abends wurde, Harris tauchte in der richtigen Ecke auf und der Ligaerste holte auch den Titel.

Zum zweiten Mal hintereinander übrigens. Denn vergangenes Jahr siegte Martas FC Gold Pride (inzwischen in Konkurs) gegen Philadelphia. Lediglich vor zwei Jahren, bei der ersten WPS-Auflage hatte FC Sky Blue den Ligaersten Los Angeles Sol (auch mit Marta) im Finale bezwungen.

Auch interessant, dass bei Western New York nicht weniger als sieben Spielerinnen im Kader standen, die schon vergangenes Jahr mit FC Gold Pride die Liga gewonnen hatten: Marta, Christine Sinclair, Candice Chapman, Al Riley, Becky Edwards (Hammarby kann sich freuen), Kandace Wilson und Brittany Cameron.

Philadelphias Trainer Paul Riley: „Ich kann nicht mehr verlangen. Die Kids waren fantastisch heute Abend. Selbst der Elfmeter, der gehalten wurde, war ein sehr guter Elfer. Der ging genau in die Ecke. Am Ende hat das Team, das sechs Punkte Vorsprung hatte, auch die Meisterschaft gewonnen, also werden wohl alle sagen, dass das ein gerechter Abschluss war.“

Die nächsten Wochen und Monate werden nun zeigen, ob das Finale 2011 das letzte Spiel in der kurzen Geschichte der WPS gewesen ist. Die Liga steckt in Schwierigkeiten, von Anfang an bereits. magicJack möchte man loswerden, die Boston Breakers sind zu verkaufen. Und auch bei den anderen vier Clubs ist besonders wirtschaftlich nicht alles eitel Sonnenschein.

Der Verbleib von Marta ist jetzt wieder offen, denn ihr Dreijahresvertrag mit der Liga läuft aus. Allerdings ist schwer zu sehen, wer ihr ausserhalb der USA 500.000 Dollar pro Saison zahlen würde.