Melis geht, van de Ven kommt

Links: Kirsten van de Ven im Spiel gegen Göteborg (rechts Beata Kollmats)

Links: Kirsten van de Ven im Spiel gegen Göteborg (rechts Beata Kollmats)

Nachdem Manon Melis Meister Malmö Richtung Göteborg verlassen wird, kommt nun mit Kirsten van de Ven eine andere niederländische Nationalspielerin nach Skåne. Van de Ven wechselt von CL-Viertelfinalist Tyresö FF zum direkten Konkurrenten und wird damit in Saison 2014 wieder zusammen mit Katrin Schmidt spielen. Schmidt, van de Ven, die Finnin Sanna Talonen (KIF Örebro) und Mami Yamaguchi (früher Umeå und Hammarby) haben vor Jahren zusammen an der Florida State University in Tallahassee studiert und sind sehr gut miteinander befreundet. Mir erzählten sie einmal, dass der Plan wäre, die Karriere des Kleeblatts gemeinsam in Spanien zu beenden.

In Tyresö saß van de Ven im letzten Jahr zunehmend auf der Bank und wurde als Qualitätsjoker eingewechselt. Offenbar war selbst die Aussicht auf ein CL-Viertel- und Halbfinale von der Ersatzbank aus wenig verlockend für die mittlerweile 28-Jährige.

„Nach vier guten Jahren in Tyresö Efter 4 fina år i Tyresö bin ich bereit für eine neue Herausforderung. Malmö ist ein großer Club mit einer erfolgreichen Mannschaft, guten Führungspersönlichkeiten und tollen Fans. Ich freue mich darauf, in Malmö zu spielen und einen weiteren Schritt in meiner Entwicklung zu machen,“ so Kirsten van de Ven auf der Homepage ihres bald neuen Vereins.

Die Niederländerin unterschrieb einen 2-Jahresvertrag.

Halbzeit (9): Umeå IK

Joakim Blomkvist wirkt etwas ratlos

Als ich anfing, über Frauenfußball in Schweden zu schreiben, gab es eine Mannschaft, die alles dominierte: Umeå IK. Sie waren das Maß aller Dinge, sie hatten den „vinnarskalle“, den Sieger(innen)schädel, und setzten sich am Ende immer wieder durch. Manchmal auch schon viel früher mit gehörigem Abstand zum Rest des Feldes, das nur ehrfürchtig und bewundernd gen Norden blicken konnte, immerhin liegt die 100.000-Einwohnerstadt gut 800 km oder eine Flugstunde nördlich von Stockholm.

Damals hieß der Sportdirektor Roland Arnqvist, im Team gab es Spielerinnen wie Malin Moström, Anna Sjöström, Marta, Elaine, Maria Bergkvist und last but not least Hanna Ljungberg.

Das ist noch nicht so furchtbar lange her, aber wenn man UIK nach der Hälfte der Saison an neunter Stelle wiederfindet, dann weiß man, das es bergab gegangen ist. 2009 setzte die große Spielerinnenflucht ein, da verschwanden nach Marta auch Ramona Bachmann, Johanna Rasmussen, Mami Yamaguchi, Madelaine Edlund und Elaine Richtung USA, es gab ein mittelmäßiges Jahr, aber letztes Jahr war Umeå fast bis zum Ende der Saison imstande Meister zu werden. Ramona war zurück in der Stadt, die für sie neben Luzern als zweite Heimat erschien und Umeå spielte unter seinem jungen Trainer Joakim Blomqvist einen herzerfrischenden, attraktiven Fußball.

Zu dieser Saison gingen dann wieder einige. Bachmann wollte CL spielen und folgte dem Lockruf Malmös, Sofia Jakobsson ließ sich im Nordosten Moskaus in Rubel bezahlen und mit Hanna Pettersson verschwand eine weitere Goalgetterin, in diesem Falle nördlich nach Piteå. Und Umeå spielt wieder eine mittelmäßige Saison. Es fing so gut an mit dem 4:1 gegen Vittsjö, dem darauf folgenden Auswärtssieg in Örebro.

Da dachte man, dass man Umeå und seinen vielbeschworenen Kampfgeist wieder einmal unterschätzt hatte. Leider war es nicht so. Die Doppelklatsche am vierten und fünften Spieltag mit dem 1:7 in Malmö und danach daheim 1:5 gegen Tyresö versetzte dem Team einen Schock, von dem es sich nicht mehr erholte. Nach beiden Niederlagen sprach ich mit Kapitänin Emma Berglund, die heute Abend gegen Südafrika wohl von Beginn an für Schweden auflaufen wird, und Emma versicherte mir, dass man diese beiden Spiele abhaken würde und dass man nach vorne blicken würde. Es folgte das 0:1 bei Abstiegskandidat Djurgården.

Lediglich der Sieg bei Kristianstad machte zwischendurch etwas Mut. Absteigen wird Umeå nicht und auch wenn sich von den in der Tabelle weiter zurückliegenden Stockholmer Vereinen AIK und Djurgården einige Hoffnung machen, dass man just Umeå einholen könne, dann denke ich, dass man sich irrt. Das Spielermaterial, wie man so unschön sagt, reicht aus, um in der Damallsvenskan zu bestehen. Vor dem nächsten Jahr wird sich dann jedoch die Frage stellen, wohin Umeå gehen wird bzw. kann. Langfristig bedarf es Investitionen um die Klasse zu erhalten und sich nach oben zu orientieren.

Edwards und Omardottir verstärken Kristianstad

Eigentlich stand ihr Kader ja. Aber seit Ende Januar kamen teilweise bis zu 20 Mails am Tag von Spielerinnen aus der WPS, die gerne in Schweden spielen wollten. Elisabet Gunnarsdottir sagte, dass sie nur ordentliche Verstärkung akzeptieren werde.

Heute Abend gab sie die Verpflichtung von zwei neuen Spielerinnen bekannt. Die eine, die Isländerin Katrin Omarsdottir war schon einmal eine halbe Saison lang da und hatte einen hervorragenden Eindruck hinterlassen, ging dann aber zum Studium in die USA. Die andere wurd amerikanische Meisterin 2011, war U-20-Weltmeisterin und spielte ein paar Wochen lang beim hoffnungslos unterlegenen Absteiger Hammarby DFF, wohl vor allem, weil mit Katrin Schmidt, Mami Yamaguchi, Kirsten van de Ven und Sanna Talonen ehemalige Mitspielerinnen der Florida State University in Schweden waren. Dennoch war es nicht leicht für Edwards umzustellen von jede Woche gewinnen mit Western New York Flash auf jede Woche verlieren mit Hammarby. Heute Abend wurde sie als Neuzugang von Gunnarsdottir präsentiert, die nach eigener Aussage nun süsse Kopfschmerzen bekommen werde beim Problem jedes Wochenende eione Startformation aufzustellen.

 

Teresa Noyola gewinnt MAC Hermann Preis

Teresa Noyola (Foto: worldfootball.net)

MAC Hermann what? mögen die geneigten Frauenfußballfans fragen. Seit 1967 bei den Männern und seit 1988 bei den Frauen verleiht der Missouri Athletic Club alljährlich einen Preis, um den besten Spieler und die beste Spielerin der abgelaufenen Fußballsaison an den Universitäten auszuzeichnen. Die drei für die Endauswahl nominierten werden nach St. Louis eingeladen, wo sie die Trophäe zu Beginn eines neuen Jahres in Empfang nehmen dürfen.

Zum dritten Mal hintereinander geht der Preis nun an eine Spielerin der renommierten Stanford University in Kalifornien. Die 21-Jährige mexikanische Nationalspielerin Teresa Noyola ist die erste Nicht-Stürmerin seit Catherine Reddick (2003), die als beste Spielerin ausgezeichnet wurde. Noyola ist in den USA aufgewachsen und spielte als Juniorin bereits für die U20-Nationalmannschaft der USA. Weil sie dann aber u.a. für Mexikos A-Nationalmannschaft an der WM 2011 in Deutschland teilgenommen hat, gegen England und Japan wurde sie jeweils eingewechselt, kann sie nun nicht mehr für die USA spielen. Ihr Vorbild ist die fünffache Weltfußballerin Marta.

Wenn man einige Preisträgerinnen früherer Jahre sieht, ahnt man, dass der MAC Hermann Preis zukunftsweisend sein kann und man sich den Namen Noyola erst mal merken sollte: Michelle Akers (1988), Kristine Lilly (1991),Mia Hamm (1992/93), Anne Mäkinen (2000), Christine Sinclair (2004/05), Mami Yamaguchi (2007), Christen Press (2010).

 

Die Unabsteigbaren – Hammarby und die Zukunft

Kanalplan - Zuschauer beim Erstligaspiel

Es gibt in Schweden keine stärkere Vereinsmarke als Hammarby. Der Stockholmer Traditionsverein versammelt viele Sportarten unter seinem Dach, Fußball kommt sicher an erster Stelle, aber auch im Handball und im vor allem in Nordeuropa und Russland praktizierten Bandy (einer Art Eishockey mit kleinem Ball auf gefrorenen Fußballfeldern) hat der Club von sich reden gemacht.

Von Beginn an, seit 1988 spielte Hammarby DFF (DFF = Damfotbollsförening) in der Damallsvenskan und vor der Saison 2011 noch hatte Ex-Trainer und heutiger „Experte“ En Perlskog in seiner jährlichen Vorschau für den schwedischen Fußballverband geschrieben, dass „Bajen“, wie die Fans den Verein nennen, nun mal nicht absteigen könne.

In den wenigen Jahren, in denen ich den Frauenfußball in Schweden intensiv verfolgt habe, habe ich im grünweißen Trikot der Stockholmerinnen am alles andere als erstligatauglichen Kanalplan aus Södermalm viele schwedische Nationalspielerinnen spielen und vor allem gehen sehen: Linda Forsberg, Jessica Landström, Louise Fors, Karin Lissel, Annica Svensson. Von Jahr zu Jahr geriet man dem Abrgund näher und hatte eine finanzielle Bilanz, die letztlich zwar geringfügig positiv war, bei Ein- und Ausgaben aber weitgehend stagnierte, während andere Vereine teils deutliche Steigerungen vor allem bei den Sponsoreinnahmen zu verzeichnen hatten.

Nachdem man sich 2010 im allerletzten Spiel dank eines 2:0 über Kristianstad rettete, versprach Vereinsvorsitzende Annika Vikander, dass diese Zitterpartie sich nicht wiederholen solle. Man werde einen Neustart machen, Hammarby solle kontinuierlich der Spitze zugeführt werden. Die Ausgangssituation jedoch war schwierig. Nach einem beispiellosen Krach innerhalb des Teams und mit der Vereinsführung und Trainer Lars Pihl hatten die Spielerinnen Nazanin Vaseghpanah und Daniella Chamoun den Verein noch vor Ende der Saison 2010 verlassen und waren mit der Spielerin Susann Varli zum Lokalrivalen AIK gegangen.

 

Annica Svensson ging von Hammarby zu Tyresö

Kapitänin Annica Svensson, die erstmals in die Nationalelf berufen wurde, sah bei Hammarby keine Zukunft, weil sie natürlich ihren Platz in der Nationalmannschaft behalten und festigen wollte, dies aber nicht zu schaffen können glaubte, wenn sie weiterhin 75% als Krankengymnastin arbeiten müsste. Das aufstrebende Tyresö bot Annica Svensson günstigere, professionelle Konditionen und erhielt die Unterschrift der 27-Jährigen.

Trainer Lars Pihl erhielt keine Verlängerung, geliebt hatten ihn seine Spielerinnen nicht, weil er zu wenig standfest war und gleichzeitig während der Zittersaison 2010 bis auf Keeperin Minna Meriluoto beinahe jede Spielerin jede Position testen líeß. Aber stattdessen holte man den charismatischen Tino Katsoulakis vom Aufsteiger Tyresö FF. Katsoulakis verließ Tyresö, weil er etwas Neues aufbauen wollte, weil ihm die Marke Hammarby zusagte. Und weil er als Trainer weiterhin das Sagen haben wollte, wen er aufstellen durfte und wen er verpflichten wollte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und jetzt kommen die ersten Ungereimheiten. Und Widersprüche. Die Japanerin Mami Yamaguchi wurde verpflichtet. Eine kleine Sensation. Yamaguchi zu Hammarby. War das das erste Zeichen des Aufbruchs in eine neue Zukunft? Der Verpflichtung der technisch ungeheuer versierten Spielerin vom WPS-Club Atlanta Beat mit einer Vergangenheit bei Umeå IK, folgten jedoch eher lauwarme Verpflichtungen durchaus talentierter Spielerinnen, aber die Topnamen vor allem für ganz vorne, wo es schon 2010 am meisten gehapewrt hatte blieben aus.

Beim Presseauftakttreffen im April erzählte mir Tino Katsoulakis noch, dass er dabei sei, Hammarby sein Spiel beizubringen. „Wir wollen den Ball rollen lassen, am Boden, das Spiel machen, die anderen müde machen.“ Das hatte er auch schon in Tyresö mit Erfolg geschafft, in der dritten, in der zweiten und in der ersten Saison in der ersten Liga. Aber dort hatte er genügend Spielerinnen, die diese Idee umsetzen konnte.

Hammarby stieg ab – und zwar sang- und klanglos. Symptomatisch auch das Pokalspiel in Sundsvall. Beim starken Zweitligisten führte man bis zur 80. Minute mit 3:0 – um am Ende mit 3:6 nach Verlängerung zu verlieren. Bitter enttäuschend das 1:8 bei Tyresö, einem Meisterschaftsanwärter, bei dem man sicher mit drei, vier Toren verlieren darf, aber hier mit einer Leistung, die nicht einmal zweitligawürdig war. Nach vorne passierte in dieser Saison so gut wie gar nichts. War es wirklich eine gute Idee, dass Katsoulakis seine ehemalige Spielerin Lina Larsson reaktivierte, die die Tore schießen sollte? Oder war es die Verzweiflungstat eines Trainers, dem man mehr versprochen hatte und der nun mit dem zu Recht kommen musste was er hatte? SIEBEN Tore machte Hammarby in 22 Spielen. Der schlechteste Sturm der Liga.

Woran lag es? Kurz vor Weihnachten traf ich Hammarbys Vorsitzende Annika Vikander.

„In den letzten Jahren standen wir schon jeweils in der unteren Tabellenhälfte. Um sich in der Damallsvenskan zu behaupten, braucht man mehrere Profis in der Truppe und unsere Spielerinnen mussten zumeiste neben dem Fußball arbeiten oder studieren. Wir hatten nicht die finanzielle Ausstattung, um unseren Spielerinnen zu ermöglichen, ganz auf Fußball zu setzen, trotzdem haben wir mehr investiert als 2010. Spielerinnen wie Mami Yamaguchi und Kelly Eagan spielten als Profis, aber insgesamt war unser Kader zu dünn besetzt. Als dann unsere Schlüsselspielerin Mami Yamaguchi zunächst eine Leistenverletzung und dann eine Knieverletzung hatte, wurde es sehr schwer. Am Anfang der Spielzeit hatte sich auch noch Jessy Sharro das Kreuzband gerissen. Selbst unsere Torhüterin Minna Meriluoto war nicht von Verletzungen verschont und fehlte mehrere Spiele lang.“

Annika Vikander schiebt den Abstieg also im Prinzip auf einige Verletzungen und vor allem wohl den weitgehenden Ausfall von Yamaguchi, die letztlich am Knie operiert werden musste und noch ein paar Mal unter starken Schmerzen spielte. In 12 Spielen hatte man ganze drei Tore erzielt und als das Transferfenster im August offen war, rechneten alle Fans, aber auch viele Spielerinnen mit Neuzugängen, die vor allem in der Offensive Schlagkraft bringen würden.

Die erste Verpflichtung war die amerikanische Abwehrspielerin Katie Kelly, dann kam ihre renommierte Landsmännin Becky Edwards vom amerikanischen Meister Western New York, aber auch sie eine Mittelfeldspielerin. Warum keine Stürmerin, fragte ich Annika Vikander?

„Diese Entscheidung wurde nicht vom Vorstand getroffen, sondern von den sportlich Verantwortlichen. Es war wohl so gedacht, dass Becky im Mittelfeld Mami Yamaguchis Rolle übernehmen sollte und Mami dann nach Genesung nach vorn gehen sollte.“

Sollte es so gedacht gewesen sein, wäre es eine abstruse taktische Variante gewesen. Denn Yamaguchi ist ebensowenig Stürmerin wie die von Verletztungen geplagte, hochtalentierte Finnin Leena Puranen, der man diese Rolle immer wieder aufzwingen wollte. Das Duo Edwards – Yamaguchi kam aber nie zu Stande, weil Mamis Knie sich einfach nicht mehr erholte.

Hammarby stieg ab. Der ehemalige Kanzleimitarbeiter Stefan Sanneskär fährt seit Wochen eine polemische Kampagne und fordert den Rücktritt des Vorstands, der den Verein schon weit nach unten gezogen habe und dabei sei, ihn noch weiter zu ruinieren. Stimmt das?

Nach dem Abstieg haben folgende Spielerinnen Hammarby verlassen: Minna Meriluoto, Leena Puranen (beide Jitex), Anna Lindblom, Magdalena Eriksson (beide Djurgården), Matilda Agné (Linköping), Madeleine Tegström (AIK), Rebecca Edwards (zurück zu Western New York Flash), Katrine Petrous (Vasalund), Kelly Eagan, Katie Kelly, Helen Nottebrock, Mami Yamaguchi (noch ohne Verein). Von der Startformation, die am letzten Spieltag, dem 15.10.2011 in Umeå 0:4 verlor, ist nur der Verbleib von Tempest-Marie Norlin im Verein noch ungeklärt.

Damit nicht genug. Mit einem Jugendtrainer verließen 15 Spielerinnen den Verein und schlossen sich Tyresö FF an. Ein beispielloser Vorgang, aber sicher auch eine Geschichte, die keine Freundschaft zwischen Hammarby und Tyresö fördert.

Dazu kommt: Die Saison 2012 in der zweiten Liga Nord wird von entscheidender Bedeutung sein. Denn nur die ersten sechs qualifizieren sich 2013 dann für die neue nationale zweite Liga, die Superettan. Hammarby hat als Neuverpflichtungen bislang Spielerinnen präsentiert, die alle sicher sehr engagiert trainieren werden und ehrgeizig sind, mit denen sich das Team aber alles andere als ein Favorit der zweiten Liga präsentieren dürfte.

Muss ein Verein mit solch einer starken Tradition nach einem Abstieg nicht alles daran setzen, sofort wieder aufzusteigen, fragte ich Annika Vikander?

„Natürlich soll es nicht fünf Jahre dauern, bis wir aufsteigen. Als ich an anderer Stelle von 3-5 Jahren gesprochen habe, meinte ich, dass es so lange braucht, bis man eine Mannschaft und eine Organisation drumherum gebaut hat, die es möglich machen, dass man sich dauerhaft in der ersten Liga etablieren kann. Die Anforderungen an die Organisation sind in den letzten Jahren gestiegen und da haben wir sicher nicht gleichen Schritt mit Clubs wie Piteå oder Tyresö halten können, die jedoch eben nicht in einer Großstadt operieren. Jetzt verlierejn wir zum Beispiel rund 110.000 € Unterstützung durch den EFD (Frauenfußball-Elitenförderungsverband). Wir müssen langfristig arbeiten, haben auch eine Verantwortung gegenüber allen Mädchenmannschaften in unserem Verein.

So wie es momentan ausschaut, wird Hammarby es sehr schwer haben, im nächsten Jahr die Quali für die Superettan zu schaffen. Mit den Aufstiegsfavoriten Sundsvall und Sunnanå kann man schon gar nicht konkurrieren. Es wird wohl wieder um den Klassenerhalt gehen am Kanalplan, dieses Mal jedoch droht der Abstieg in Liga 3, wenn kein Wunder geschieht. ffschweden wird den weiteren Weg des Traditionsvereins verfolgen.

Gameday

Vier Spiele schliessen heute den 13. Spieltag der Damallsvenskan ab. Bis auf eines ausnahmslos wichtige und möglicherweise vorentscheidende Spiele.

Bereits in acht Minuten startet die Begegnung zwischen Jitex und Umeå IK in Mölndal. Jitex hängt noch mit einem halben Bein im Abstiegsstrudel auf Rang 9, ist aber relativ sicher. Umeå dagegen hat nach zwei Unentschieden in Folge gegen den Meister Malmö weiterhin nur ein Pünktchen Rückstand. Will man Meister werden, muss man heute auswärts gewinnen. Effektivität Umeås siegt. ffschweden tippt: 1:3.

Um 16.00 Uhr dann steigt in der LF Arena in Piteå das möglicherweise alles entscheidende Spiel gegen den Abstieg für vor allem Hammarby. Eine Niederlage und man ist mit ziemlicher Sicherheit draussen. Ein Unentschieden wäre auch das eine denkbar schlechte Ausgangsbasis für die letzten neun Spiele. Also muss ein Sieg her. Piteå mit den neuen Kanadierinnen Carmelina Moscato und Melissa Tancredi, Hammarby mit Katie Kelly, aber immer noch ohne Mami Yamaguchi. ffschweden tippt: 2:0.

Um dieselbe Zeit treffen zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen die beiden „isländischen Clubs“ der schwedischen Liga aufeinander. Kristianstad und Djurgården. Die Dänin Johanna Rasmussen debütiert auf Vilans IP, Djurgården ist ein Muster an Effektivität. ffschweden tippt: 2:2.

Last but not least muss Meister Malmö beim Vizemeister Göteborg antreten. Hinspiel 1:1 in Malmö. Gewinnt Malmö, marschiert es wohl wieder Richtung Titel, denn wenn die WPS zu Ende ist kommt Therese Sjögran zurück (heute Abend wichtiges Spiel ihres Vereins Sky Blue gegen Boston) und möglicherweise auch noch Caroline Seger vom Tabellenführer Western New York Flash. Aber Göteborg darf nicht verlieren, sonst ist die Saison endgültig verkorkst. ffschweden tippt: 1:1.

Schaun mer mal. Spielberichte, Ergebnisse usw. heute Abend an dieser Stelle.

Hattrick für Annica Sjölund – Hammarby verliert 1:3 gegen Jitex

Annica Sjölund

Als Trainer muss man immer das Positive formulieren, selbst nach einer Niederlage. Was nehmen wir mit in die weitere Arbeit, ins Training, ins nächste Spiel? Was aber soll einem nach wieder einer Heimniederlage in wieder einem Sechspunktespiel gegen direkte Konkurrenten noch Positives sagen? Vielleicht, dass Leena Puranen in der 92. Minute den ersten Treffer auf heimischem Platz seit sage und schreibe 294 Tagen durch einen sicher verwandelten Elfmeter erzielt hat.

Aber wenn der Gegner halt dreimal so viele Tore macht, dann wartet man weiter auf den ersten Sieg und liebe Leute, spätestens seit heute Nachmittag, 16.50 Uhr mittel- oder nordeuropäischer Sommerzeit ist es bitter ernst für Hammarby.

In den ersten 15 Minuten sah es so aus, als ob die Heimmannschaft von Jitex geradezu überrollt werden würde. Fünf Ecken und drei dicke Chancen und zweimal rettete Minna Meriluoto grandios. Dann glich sich das Spiel etwas mehr aus, es wurde viel im Mittelfeld gekämpft und es gab nur noch wenig Torchancen.

Die Åländerin Annica Sjölund sorgte zu Beginn der zweiten Hälfte schnell für die Entscheidung. Zwei Treffer in der 53. und 59. Minute und niemand konnte ernsthaft mehr glauben, dass Hammarby, das bislang in 990 Minuten zwei Treffer erzielt hatte es nun schaffen würde, in 31 Minuten zwei weitere zu erzielen.

Es gab eine Phase von fünf Minuten nach dem 0:2. Das erinnerte an Wut, an jetzt aber erst recht. Und auf einmal waren 2-3 sehr gute Chancen da und vorübergehend sah die Abwehr von Jitex, gesteuert von Neuzugang und Neukapitänin Petronella Ekroth, aus wie ein Hühnerhaufen. Lina Larsson machte ein Abseitstor, hatte noch eine Chance, danach fiel das Spiel wider in den alten Trott zurück. Mit wenig Torchancen, vielen Zweikämpfen, wobei Jitex die wichtigeren für sich entschied.

Und dann doch noch das Tor. Dass es ein völlig unnötiges Foul an Linda Cedrell geben musste, damit Hammarby endlich mal zu Hause wieder ein Tor schiesst und dass dieses Tor dann bestenfalls Kosmetik sein würde, das ist typisch für diesen Verein 2011. Niemand wollte den Elfer so richtig schiessen, schien es, doch dann nahm sich Leena Puranen den Ball und verwandelte äusserst sicher gegen Jitex neue Torfrau Jenny Olsson (die frühere Nummer 1 war Hals über Kopf in den Ferien nach Island entschwunden).

Aber direkt im Gegenzug vollendete dann Annica Sjölund ihren Hattrick gegen die Zweierkette (!), da Hammarby nun alles aufgemacht hatte, fiel das 3:1 sehr leicht.

Es fällt mir sehr schwer zu glauben, dass die Neuzugänge Katie Kelly und Kaylyn Kyle das Blatt noch einmal wenden können sollen. Schlägt Piteå morgen Djurgården in Stockholm, dann zieht es zappenduster aus. Nach dem 2:0 gegen Kristianstad am 16. Oktober 2010 hatte Vereinsvorsitzende Annica Vicander versprochen, dass die Fans in der neuen Saison nicht noch einmal würden zittern müssen. 294 Tage später sieht es mit drei erzielten und 21 kassierten Toren eher schlimmer aus. Man hat zwar seit 294 Tagen wieder daheim getroffen, wartet aber seit 294 Tagen auf einen Sieg in der Damallsvenskan.

Heute fehlten nicht nur die Langzeitverletzten Mami Yamaguchi und Jessy Sharro, von den neunzehn Spielerinnen aus dem aktuellen Kader waren auch Tempest-Marie Norlin und Helen Nottebrock nicht einsatzfähig. Immerhin konnte Magdalena Ericsson wieder kurz spielen. Was soll man Positives mitnehmen? Kelly Eagan machte heute ihr vielleicht bestes Spiel für ihren Verein. Und Minna Meriluoto kann wie immer mitnehmen, dass sie wieder einmal noch Schlimmeres verhindert hat.

Jitex Trainer Hans Prytz nach dem Spiel: „In der ersten halben Stunde waren wir total überlegen und die hatten Glück, dass die Keeperin mehrfach gerettet hat. Am Ende erleichternd für uns, dass wir es geschafft haben, wir haben in der letzten Zeit hart gearbeitet, aber keinen Erfolg gehabt.“

Halbzeit

Die Hälfte der Saison ist vorbei  Schweden. Mit der 1:4-Heimniederlage von Linköping gegen Tyresö haben nun alle Teams jeweils elf Begegnungen absolviert. Am Samstag geht es schon weiter in einer Liga, die Aufwind verspürt nach dem dritten Platz der Nationalmannschaft bei der WM und in der eine ganze Reihe von Vereinen das am Montag geöffnete Transferfenster ausnützt, um sich vor der Rückrunde, die mit den Spielen gegen die Gegner des 11. Spieltags am Samstag beginnt,

Die Kurzanalyse für alle Vereine:

Sara Björk Gunnarsdottir

Ldb FC Malmö: Trotz der Abgänge von Therese Sjögran (kommt nach der WPS-Saison zurück), Kathryn Gill und Pavlina Scasna weiterhin Spitze. Mit Manon Melis hat man eine der weltbesten Stürmerinnen. Malmö hat nicht nur Geld, sondern macht auch was damit. Exzellentes Scouting: Alle nationalen und internationalen Talente sind gut ausgewählt. Sara Björk Gunnarsdottir und Annika Kukkonen etwa. Jetzt kommt mit der Dänin Katrine Veje ein weiteres Grosstalent und nach dem Ende der WPS wohl auch Caroline Seger.

 

 

Umeå IK: Trainer Blomqvist sprach beim Auftaktmeeting davon, dass Umeå Top 3 sein will. Nach der Hälfte der Saison sind sie zweiter und haben Tuchfühlung nach ganz oben. Mit Ramona Bachmann und Sofia Jakobsson ist der Angriff vielleicht noch einen Tick besser besetzt als bei Malmö. Aber der Gesamtkader spricht für den Meister. Mit Umeå jedoch ist wieder zu rechnen. Tendenz klar positiv. Negativ: Ausmusterung von Anna Paulson, das war taktlos und unnötig.

Sarah Michael (Foto: Mikael Sundberg/Skillnad AB)

KIF Örebro: Der neue Trainer Mikael Fahlén hatte versprochen, dass man endlich mal versuchen wolle, attraktiven Fussball zu spielen. Das hat nicht unbedingt geklappt, am Anfang sah es unverändert aus. Örebro hat seit einigen Jahren eine stabile Truppe, Sara Larsson und Sarah Michael sind hervorragende Neuzugänge. KIF wird ein sehr unangenehmer Gegner bleiben.

Tyresö FF: Ursprünglich mein Meisterschaftsfavorit. Mit einer imponiernden Startformation. Aber man kann Erfolg nicht kaufen und man muss Teams erst einmal einspielen. Hatte ein gefährliches Zwischentief, das wahrscheinlich den Titel gekostet hat. Kann aber nun nach drei Siegen in Folge und 10:1 Toren Richtung Platz 3 marschieren, ohne 100% überzeugt zu haben.Sportchef Hans Löfgren droht abzuheben und wird sicher alles tun, das Team nächste Saison noch einmal deutlich zu verstärken.

Kopparbergs/Göteborg: Viele glaubten, dass Torbjörn Nilssons Team Malmö ernsthaft Konkurrenz machen könnte. Aber ein Fehlstart und zuletzt die Niederlage gegen Örebro haben das verhindert. Auch Göteborg ist weit von den Champions League Plätzen weg, darf aber im Herbst erstmals in der Königsklasse spielen. Verstärkt mit der Norwegerin Ingvild Stensland, die nach Ausflug nach Lyon wieder in ihre zweite Heimat zurückkehrt. Ob sie wieder fit ist, wird sich zeigen.

Kristianstads DFF: Wieder gut gestartet, wieder mit einem Tief ab dem Sommer, aber die Verpflichtung der Schweizerin Sandra Betschart und vor allem der Klassedänin Johanna Rasmussen sollten spielerisch wieder Auftrieb geben für die isländische Filiale in Skåne. Torhüterin Hedvig Lindahl heiratet Ende August und sucht noch Spielideen sowie eine Band, die auf der Hochzeit spielt. Die beiden Fehlgriffe gegen Japan zu kritisieren, findet sie oberflächlich.

Djurgården: Fünf Siege und nichts mit dem Abstieg zu tun. Mit Emma Lundh und Mia Jalkerud ein Sturmduo, das Torinstinkt hat und auch trifft, insgesamt elf Mal bisher. Das ist gut für ein im Prinzip zusammengewürfeltes Team, das von der Vereinsführung nicht strategisch ausgesucht wurde. Dora Maria Larusdottir zieht im Mittelfeld inzwischen die Fäden und Gudbjörg Gunnarsdottir kocht für alle, ist DJ und inzwischen auch Führungsfigur. Mal sehen, ob das Geld reicht. Sicherer Mittelfeldplatz.

Linköpings FC: Achter Platz. Katastrophe. Linköping spielte selbst im  Meisterjahr langweiligen Fussball, aber immerhin erfolgreich. Mit Trainer Pettersson verschwand jedoch der Erfolg. Das Team steht am Scheideweg, denn ie professionelle Organisation und die Investitionen verlangen nach Siegen. Wird weiterdümpeln, aber wenn sich hier nichts ändert, sollte sich die eine oder andere Spielerin mit dem Gedanken tragen, wegzugehen.

Jitex BK: Das die zweite Saison für einen Aufsteiger oft schwieriger ist als die erste, bewahrheitet sich nicht unerwartet bei Jitex. Letzte Saison konnten sie noch viele überraschen mit ihrem geradlinigen, schnörkellosen, kampfbetonten Spiel, in dem die begrenzten spielerischen Möglichkeiten optimal ausgenutzt wurden, dieses Jahr ist das anders. Jitex bleibt aber in der Liga und im Clubhaus sollten sie schon mal nachdenken, was für nächste Saison zu tun ist. Riesentalent: Fridolina Rolfö.

Stephanie Labbé

Piteå IF: Dürfte eigentlich mit seinem Kader nicht da stehen, vier Punkte vor dem Abgrund. Aber die Verletzungen von Keeperin Stephanie Labbé und Faith Ikidi haben das Team verunsichert. Am Sonntag beim Rückspiel bei Djurgården sind mit Melissa Tancredi und Carmelina Moscato zwei weitere kanadische Nationalspielerinnen dabei. Das müsste für den Klassenerhalt reichen.

 

 

 

Mami Yamaguchi

Hammarby DFF: In der schwedischen Frauenfussballszene gelten sie als die Unabsteigbaren. Der von Tyresö gekommene Trainer Tino Katsoulakis wollte ein spielendes Team machen aus den Grünweissen und hat nun doch erkennen müssen, dass alleine der Kampf Punkte bringen kann. Nach vorne noch harmloser als im Vorjahr. Zwei Tore in elf Spielen. Selbst bei Aufsteiger Dalsjöfors konnte man nicht gewinnen. Jetzt wird schnell schnell auf dem Transfermarkt zugeschlagen, aber eher unprofessionell. Das geht nicht gut. Hammarby ist 2012 in der Norrettan trotz einer internationalen Klassetorhüterin wie der Finnin Minna Meriluoto.Sensationsverpflichtung Mami Yamaguchi hätte es bei einem anderen Club vielleicht in die Weltmeistersmannschaft geschafft.

Dalsjöfors GoIF: Nach 2:44 Toren und mit nur einem Punkt aus elf Spielen hoffnungslos am Ende. Das wird nichts mehr, auch wenn wohl schon am Samstag gegen Tyresö Kanadas Erin McLeod im Tor steht und Emily Zurrer neben Alex Singer in der Abwehr. Riesentalent: Mimmi Löfwenius. Aber Dalsjöfors sollte schon mal heimlich für die Söderettan planen.

 

 

 

 

Johanna Rasmussen nach Schweden

Die 28-Jährige dänische Weltklassestürmerin Johanna Rasmussen hat ihren Vertrag mit dem amerikanischen Proficlub magic Jack in der WPS im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst und wechselt sofort in die schwedische Damallsvenskan zum Tabellenfünften Kristianstads DFF.

Rasmussen hatte früher bereits für Umeå IK gespielt und ging dann 2010 zusammen mit Ramona Bachmann und Mami Yamaguchi zu Atlanta Beat, während Madelaine Edlund und Elaine Moura von St. Louis Athletica in der WPS verpflichtet wurden.

Von diesen fünf ehemaligen UIK-Spielerinnen, die in die WPS wechselten, ist Johanna Rasmussen nun die fünfte, die wieder nach Schweden zurückkehrt.

Eine mögliche Erklärung für die Auflösung des Vertrags könnte sein, dass Rasmussen in acht Begegnungen lediglich 373 Minuten Spielzeit bekam. Die Konkurrenz bei magic Jack (früher Washington Freedom) im Angriff ist sehr gross. Dort spielen auch Abby Wambach, Lisa DeVanna, Lindsay Tarpley und die neuen Stars Ella Masar und vor allem Christen Press, die hinter Christine Sinclair auf Platz 2 der Torschützenliste der WPS 2011 steht. Rasmussen spielte lediglich in drei von 14 Begegnungen von Anfang an.

Auch die Amerikanerin Brett Maron ist offenbar auf dem Weg zurück nach Schweden. Maron spielte bereits früher schon einmal für Kristianstad und war mit Rasmussen sowohl bei Atlanta Beat wie auch bei magic Jack. Ein Verein konnte der 25-Jährigen allerdings bislang noch nicht zugeordnet werden. Auf der Suche nach einer Torhüterin dürfte vor allem Jitex BK sein, nachdem die isländische Keeperin Sandra den Verein abrupt verlassen hatte.