Anja Mittags Debüt in Malmö – kalter Nachmittag auf Platz 10

Wegen der fortgesetzt kalten Witterung musste das Spiel zwischen Meister LdB FC Malmö und Kristianstad vom Malmö IP auf den Nebenplatz Nummer 10 verlegt werden. Ramona Bachmann war noch nicht einsatzfähig, sie laboriert an einer am Freitag erlittenen Verletzung, aber Anja Mittag und Katrin Schmidt gaben ihr Debüt beim 2:1-Sieg des Meisters über den Tabellensiebten der vergangenen Saison.

„Es war dramatisch im Training am Freitagnachmittag. Wir glaubten, dass es ernster sei als es dann eigentlich war. Es handelt sich um eine ordentliche Verstauchung des einen Fußes, sie muss drei bis vier Wochen pausieren. Es spricht aber nichts dagegen, dass die im Champions-League-Viertelfinale gegen Frankfurt spielen wird,“ sagte Malmös Trainer Peter Moberg der Lokalzeitung Sydsvenska Dagbladet

Die 21-Jährige Schweizerin beobachtete das Spiel aus einem Auto und sah, dass die Gäste eine starke erste Halbzeit spielten und durch Neuzugang Kosovare Asllani mit 1:0 in Führung gingen. Nach einigen Umstellungen in der zweiten Halbzeit dann konnte Malmö das Blatt wenden. Emma Wilhelmsson glich aus und ein Eigentor brachte den Sieg für Malmö.

„Anja ist eine Torjägerin, das wird sie noch zeigen. Außerdem spielt sie andere frei. In der zweiten Halbzeit zeigte sie hohe Klasse. Was Katrin Schmidt angeht, so können wir sie noch besser einsetzen. In der zweiten Halbzeit agierte sie gut in den Zweikämpfen,“ so Moberg weiter.

Caroline Seger unterschreibt in Tyresö

Die Kapitänin der schwedischen Frauenfußballnationalmannschaft Caroline Seger unterschrieb gestern im Rahmen einer Pressekonferenz in Tyresö einen Zweijahresvertrag mit dem Club. Sie wird in den Spielzeiten 2012 und 2013 für den frisch gebackenen Pokalfinalisten spielen.

Tyresö (= Hans Löfgren) macht es gerne spannend und hat eine Vorliebe für theatralische Gesten. Nachdem der Verein am letzten Sonntag mit Whitney Engen („Defender of the year“ 2011 in der WPS) bereits einen hochklassigen Neuerwerb vorstellte – Engen spielt bis Ende Oktober in Tyresö) lud man abermals die gesamte Medienlandschaft nach Tyresö ein und buchte das in kommunaler Regie geführte Kino Forellen für den Event.

Es wäre die größte Verpflichtung in der Geschichte des Clubs, eine der besten zehn Spielerinnen der Welt, eine der allerbesten auf ihrer Position. Welche Position wollte man nicht verraten.

Die Fernsehrechte an der Damallsvenskan liegen bei TV4. Dessen Fußballseite www.fotbollskanalen.se hatte schon gegen 11 Uhr morgens in einem Artikel verbreitet, dass die Neuverpflichtung Caroline Seger sei. Das glaubten nicht alle, da Seger ja erst vor einer Woche für den Rest der Saison bei Hauptkonkurrent LdB Malmö unterschrieben hatte. Aber mit dieser Veröffentlichung war die Bombe eigentlich geplatzt.

Das US-amerikanische OurGameMagazine twitterte eine Viertelstunde vor Beginn der Pressekonferenz, dass Seger einen 2-Jahresvertrag unterschreiben werde. Das Magazin unterhält gute Beziehungen zu Caroline Segers Agenten.

Löfgren versuchte es spannend zu machen und tatsächlich wussten die meisten Spielerinnen von Tyresö FF, die sich gerade auf das Pokalhalbfinale gegen KIF Örebro vorbereiteten nur, dass eine spektakuläre Neuverpflichtung bekanntgegeben werden würde, aber nicht wen ihr Sportchef durch die schwarzen Vorhänge auf der Bühne des Kinos spazieren lassen würde.

Caroline Seger sagt, dass ihre berufliche Zukunft nach dem Fußballspielen der entscheidende Grund für sie war, nach Tyresö zu kommen. Sie interessiere sich für die Themen Mode, Medien und selbständiges Unternehmertum und für all diese Themen hat Hans Löfgren für Caroline Seger Arrangements getroffen. Eine Zusammenarbeit mit der Zeitung AFTONBLADET, eine Kooperation mit einer Modefirma in Stockholm und Kurse zum Thema „Eigene Firma“ sind fest geplant. Die Zukunft von Caroline Seger ist nicht gesichert, aber alles ist auf einem guten Weg.

„Im April habe ich auf dem Presseauftakt der Liga gesagt, dass Tyresö drei Weltklassespielerinnen verpflichten wird, Caroline Seger ist die erste davon,“ so Hans Löfgren.

In Malmö stieß die Neuigkeit gestern offenbar nicht auf Begeisterung. Trainer Martin Sjögren, der schon am Sonntag mit Caroline Seger gegen Piteå spielen will, bezeichnete die Situation als merkwürdig. Denn Seger spielt zuerst für Malmö, u.a. auch gegen deren Mitkonkurrent Tyresö (schon am 10. September). Wenn es schlecht für Tyresö ausschaut, was die Champions-League-Quali angeht, wäre es gut für Seger (2012), wenn sie gegen Tyresö schlecht spielt. Aber solche Gedanken weist die 26-Jährige natürlich weit von sich: „Ich bin Profi und das sind auch meine zukünftigen Mannschaftskameradinnen in Malmö. Ich glaube nicht, dass man mir dort mein zukünftiges Engagement in Tyresö übel nehmen wird.“

In Tyresö wird diese Verpflichtung natürlich den internen Konkurrenzdruck erhöhen. Da Caroline Seger im zentralen Mittelfeld gesetzt sein dürfte, wird eine der beiden gegenwärtigen Stammspielerinnen zumindest die Position wechseln müssen, schlimmstenfalls die Ersatzbank drücken und möglicherweise den Verein verlassen: Elin Ekblom Bak und Katrin Schmidt dürften die Verpflichtung deshalb auch als Signal verstehen.

Gepflegte Langeweile im Stadion

Madelaine Edlund

Entweder war ich gestern Abend nicht in Fussballstimmung oder (was wahrscheinlicher ist) es war wirklich das langweiligste Fussballspiel dieser Saison. Tyresö gewann mit 3:0 bei Djurgården vor 1326 Zuschauern, der besten Kulisse für Djurgården seit 2008.

Vor dem Spiel hatte Djurgården ein Seminar über Frauenfussball und seine Entwicklung in Schweden veranstaltet, das kostete 300 Kronen Eintritt und dafür gab es Kaffee und „bullar“, das schwedische Wort für Teilchen. Naja so ungefähr jedenfalls. In der Halbzeitpause, als ich mir meinen wohlverdienten Becher Kaffee holte, strömten die Teilnehmer des Seminars mit den beiden Referenten Thomas Dennerby und Ann-Helen Grahm in den Presseraum und der 51-Jährige Dennerby wäre locker als Sohn der meisten Teilnehmer durchgegangen. Ok, ich übertreibe ein bisschen.

Dafür sassen ganz viele Mädchen auf der Tribüne, so viele wie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr. Sie erklären wohl auch letztlich die hohe Zuschauerzahl.

Dafür widmeten sich die meisten von ihnen allerdings auch nicht dem Geschehen auf dem wie immer wie geleckt aussehendem Rasen des Stockholmer Olympiastadions von 1912. Dazu war das Spiel einfach zu einseitig und leider auch zu schlecht.

Djurgården hielt so lange mit, bis Tyresö dann irgendwann für seine Geduld belohnt wurde und Madelaine Edlund in der 29. Minute den Ball nach einer Flanke von Kirsten van de Ven reinköpfte. Danach gab ed noch ein kurzes Aufbäumchen, bis dann zehn Minuten darauf Karin Lissel den Ball ins Tor drückte. Zuvor hatten serienweise Djurgårdenspielerinnen den Ball im Strafraum verpennt und einfach nur zugeschaut, bis Lissel dann die Fussspitze hinhielt. Ein veritabler Abwehrfehler. Es hätte noch mehr Tore geben können, aber Djurgårdens Gudbjörg Gunnarsdottir stand wie immer sicher und zeigte gute Reflexe.

In der zweiten Halbzeit wartete ich vergeblich auf das Pfeifkonzert der 1326. Nicht mal ein Buhruf. Aber im Frauenfussball sind alle immer nett. Und die meisten hatten eh keinen Eintritt bezahlt. Ausserdem stellte ich fest, dass viele gar nicht auf das Spiel achteten, sondern sich angeregt über irgendetwas ganz anderes unterhielten. Kinder spielten auf den Rängen.

Tyresö tat nur noch das Notwendige um das Spiel zu kontrollieren und alle Djurgårdenversuche wurden im Keim erstickt. Dazu auf beiden Seiten zahllose Fehlpässe und unzählige Einwürfe weil der Ball ständig ins Aus gebolzt wurde. Katrin Schmidt erbarmte sich in der 76. Minute des Publikums und spielte zwei Gegnerinnen aus und schob das Leder hinter Gugga zum 3:0 ins Tor. Wenigstens etwas.

Nun liegt der Aufstreber vier Punkte hinter dem Führungsduo, bestehend aus Malmö und Umeå. Allerdings ist das Offensivspiel zu einförmig, um die Topteams wirklich schlagen zu können. Immer lange Bälle auf Josefine Öqvist, die dann ihren Gegnerinnen wegsprinten soll. Und in der Mitte wird Madelaine Edlund gesucht, die sich durchtanken kann. Das ist gut und reicht für die meisten Gegner, aber nicht für die Goldmedaille. Kirsten van de Ven ist eine exzellente Offensivspielerin, sie kommt aber im Tyresö 2011 immer nur ganz kurzfristig zur Geltung, hat eigentlich keine wesentliche Rolle mehr wie vergangenes Jahr, als Öqvist noch nicht da war. Vereinswechsel 2012?

Um wirklich um die Meisterschaft mitspielen zu können, muss das Team sich wohl doch noch einmal verstärken. Hans Löfgren träumt seit langem von Marta in Tyresö. Eine Louisa Necib im Mittelfeld würde es auch schon tun. Denn da wo Elin Ekblom Bak unbestritten rackert, sich die Hacken abläuft und ständig ihren Gegnerinnen am Trikot oder an der Hose zupft, ist das zwar gute Mittelfeldarbeit, es ist solide und nicht immer anständig, es ist aber alles andere als kreativ und überraschend. Es ist nicht brillant, sondern Maloche. Dieses Moment von Kreativität und Brillanz aber fehlt dem Spiel von Tyresö.

Tyresö Dritter nach viertem Sieg in Folge

Tyresös Sportchef Hans Löfgren ist sowas wie das Mädchen für alles bei seinem Verein. Und schreibt demnach natürlich auch die Spielberichte auf der Homepage des Clubs. Die sind so abgefasst, als ob er selber da unten mitspielt. Wie heute (gestern) beim Spiel in Borås gegen Aufsteiger Dalsjöfors:

„Die erste Halbzeit ist ok, auch wenn wir zu wenige heisse Chancen produzieren. Wir sind da und sorgen stets für Unruhe und in der zwölften Minute glauben sicher alle, dass Katrin das 0-1 macht, aber der Torwart reagiert und macht eine Idiotenparade.“ Idiotenparade gibt zwar selbst auf Schwedisch keinen Sinn, aber man ahnt, wie der 45-Jährige mitfiebert.

Zur Halbzeit steht es 0:0, danach dann setzt sich das auf allen Positionen besser besetzte Team durch. Tore von Katrin Schmidt, Madelaine Edlund, Elaine und Josefine Öqvist. Tyresö gewinnt zum vierten Mal hintereinander und kommt mit 14:1 Toren und 12 Punkten aus diesen Begegnungen jetzt auf Platz drei, noch ein gutes Stück hinter den führenden Teams aus Malmö und Umeå. Immerhin war Tyresö FF mein Meisterschaftsfavorit vor der Saison, weil ich die Startformation für die beste der Liga hielt.