Farewell, Kelly Smith!

 

32615504050_7233d4783c_zEs gibt wohl keinen Zweifel daran, dass Kelly Smith die bislang beste und wichtigste Fußballspielerin Englands war. Die 38-Jährige hat zwar keine WM, EM oder Olympia gewonnen, aber sie hat zahlreiche englische Meisterschaften mit den Arsenal Ladies gewonnen und immerhin einmal den Women’s Cup.

Im Anschluss an eine Dienstreise in der vorvergangenen Woche hing ich daher noch den Sonntag dran und begab mich mit mehrmaligem Umsteigen verbunden, nach Elstree & Borehamwood, rund 45 Minuten von den zentralen Teilen Londons entfernt, um Kelly Smith’s Abschiedsspiel im Meadows Park zu erleben.

Anfang Februar hatte Smith via Twitter mitgeteilt, dass sie nicht spielen werde am 19.02., dass sie aber ihre AllStar-11 coachen würde. Kelly Smith ist im dritten Monat schwanger. Sie kam dann aber doch und griff akriv ins Geschehen ein…

32842187702_bb95449dd3_zBesonders erfreulich aus meiner Sicht: eiun fantastisches Publikum, bestehend aus fast 2400 Fans, die Kelly einen würdigen Abschied bereiteten. Da war unglaublich viel Wärme und Zuneigung und großer Respekt unter den Fans zu spüren.

Die Arsenal Ladies spielen wie alle FA WSL Teams im Frühjahr 2017 „nur“ den Pokalwettbewerb und bereiten sich ansonsten auf die Umstellung der Saison auf Herbst/Sommer hin, die mit der Saison 2017/18 beginnen wird.

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Heather O’Reilly (links), eine von mehreren US-Stars in der FA WSL 2017

Und Arsenal begann feurig und erstmals mit ihrem Neuzugang Heather O’Reilly, frisch aus den USA importiert. Besonders O’Reilly, aber auch Kapitänin Alex Scott und Neuzugang Kim Little waren immer wieder in Aktion. In Kelly Smith’s Team stand immerhin Englands Nationalmannschaftskapitänin Stephanie Houghton, aber auch Smiths ehemalige Trainerin Hope Powell, , die mit iohren 50 Jahren natürlich nicht mehr ganz Schritt halten kann. Abef darauf kam es an diesem Tag auch nicht an.

 

Arsenal führte in der zweiten Halbzeit mit 2:1, bis sich dann Alex Scott eine Variante einfallen ließ, um Kelly Smith doch noch mal auf das Spielfeld zu locken. Sie sprang einfach im eigenen Strafraum einer Gegnerin vorsichtig, aber deutlich sichtbar in den Rücken und ging zusammen mit ihr zu Boden.

Klarer geht es nicht: Elfmeter!

32616518360_8c18500c68_zDie 2400 im Meadows Park schrien nun: „Kelly! Kelly! Kelly!“ und der Schiedsrichter drückte natürlich beide Augen zu und ließ die Trainerin auf den Platz kommen. Durch ein Spalier, das beide Mannschaften für sie bildeeten, schritt sie zum Punkt und verwandelte zum umjubelten Ausgleich. Später erzählte sie, dass sie sehr nervös gewesen sei, aber Schiedsrichter Howard Webb habe ihr gesagt, falls er nicht reinginge, würde er den Elfmeter wiederholen lassen.

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Kim Little kaum zu stoppen

Am Ende gewann Arsenal dann doch 4:2 und Kelly Smith hielt mit belegter Stimme eine bewegende Ansprache zuerst an die beiden Teams und dann ans Publikum in Boreham Wood. Als ich schon längst wieder im Zug nach London saß, schrieb Kelly Smith immer noch Autogramme und ließe sich mit den Fans fotografieren. Später hörte ich, dass Smith selber überrascht und überwältigt war von der Anteilnahme des Publikums.

 

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Ein großer Nachmittag für eine Große des Frauenfußballs.

Nach dem Spiel hatte ich Gelegenheit mit einer Spielerin aus Kelly SMiths Team zu sprechen, die aber aus Vorsichtsgründen nicht spielen durfte. Anita Asanre vom FC Rosengård hat mit Kelly Smith lange bei Arsenal gespielt und ebenfalls viele Jahre in der englischen Nationalmannschaft. Das Gespräch (auf Englisch) liegt auf YouTube:

 

 

Eine Schottin in Värmland

Hayley Lauder in Tyresö

Hayley Lauder in Tyresö

In der Damallsvenskan spielen auch diese Saison wieder mehr als 60 Ausländerinnen. Viele, wie Nationaltrainerin Pia Sundhage, sind der Meinung, das sei entschieden zu viel und die schwedischen Talente könnten sich nicht richtig entwickeln, weil sie allzu oft ausländische Spielerinnen vor die Nase gesetzt bekommen, die ihnen mögliche Spielpraxis in der ersten Liga wegschnappen.

Andere, zu denen Kristianstads Trainerin Elisabet Gunnarsdottir gehört, sagen, dass ausländische Spielerinnen erstens billiger seien, weil einheimische Talente oft unverhältnismäßig hohe Gehaltsvorstellungen haben und auch Malmös Trainer Jonas Eidevall sagte mir im Frühjahr beim Auftakttreffen, dass die jungen U19-Spielerinnen etwa sehr oft fehlen würden, was bei den meisten Ausländerinnen nicht der Fall wäre.

Am vergangen Sonntag habe ich in Tyresö nach dem Spiel mit der Schottin Hayley Lauder gesprochen. Hayley hat mit 23 Jahren schon einiges an Auslandserfahrung gesammelt. Sie war fünf Jahre bei den Spartans, einem Team aus ihrer Heimatstadt Edinburgh, bevor sie sich dann auf den Weg nach Zypern machte, um bei Apollon Limassol Champions League zu spielen.

„Es war wirklich unglaublich warm da,“ sagt sie lachend, als ich sie darauf anspreche und meine, dass das graue Wetter in Tyresö sie wohl mehr an ihre Heimat erinnern müsse. „Das stimmt, Schweden ist da schon mehr wie Schottland.“

Hayley Lauder spielt bei Mallbacken im linken Mittelfeld, ich habe sie an diesem Sonntag speziell beobachtet, weil wir nach dem Spiel verabredet waren. Mallbacken bekam, wie die meisten Teams, die nach Tyresö kommen, wenig Gelegenheit, ein eigenes Angriffsspiel aufzubauen, die Stärke von Hayley liegt in der Offensive. Da bekam sie es wenige Male mit Ali Krieger zu tun, die bei Tyresö auf der rechten Seite verteidigt bzw. angreift.

In der finnischen Liga verbrachte Hayley Lauder die Saison 2012 und da schoss sie in 26 Spielen immerhin 18 Tore für den Tabellenzweiten des Vorjahres, der sich dieses Jahr bereits die finnische Meisterschatt gesichert hat.

Ob das nicht ein Unterschied sei, ein Jahr bei einem Spitzenteam zu spielen, das meist auf Angriff setzen kann und nun fast eine Saison bei einem Aufsteiger, der sich verzweifelt gegen den Abstieg wehrt?

„Ich wollte wirklich in der Damallsvenskan spielen. Das ist eine der besten Ligen in Europa,vielleicht sogar die Beste. Man sieht das an der Qualität der Spieler, gegen die wir heute in Tyresö gespielt haben. Ich genieße es wirklich, hier in Schweden zu spielen, man kann einfach so viel lernen und auch Erfahrung sammeln. Åland United war ein richtig gutes Team, aber wenn man die Gesamtheit betrachtet, dann hat Schweden ganz klar eine bessere Liga als Finnland.“

Hayley im Duell mit Ali Krieger

Hayley im Duell mit Ali Krieger

Du spielst in der schottischen Nationalmannschaft und ihr wart sehr nah dran, euch für die EURO in diesem Jahr zu qualifizieren. Im entscheidenden Spiel in Spanien, wo die Spanierinnen gewinnen mussten, führtet ihr mit 2:1 in der 89. Minute, um dann doch noch 2:3 zu verlieren.

„In diesem Spiel ist man wirklich durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Mit ein wenig Abstand kann man jetzt sagen, dass wir wirklich ganz nah dran waren und wenn man sieht, wie gut es für Spanien bei der EM lief, dann weiß man vielleicht auch, wozu wir in der Lage sein müssten. Vero Boquete hat damals das Siegtor für Spanien geschossen, die ist in ihren besten Momenten in einer Klasse für sich, auch heute hat sie das wieder für Tyresö gezeigt. Unser nächstes Ziel muss die WM 2015 in Kanada sein. Wir haben eine schwere Gruppe mit Schweden, Polen und Nordirland, aber das Ziel muss die WM sein.“

Es gibt jetzt eine Reihe von Schottinnen im Ausland. Du spielst in Mallbacken, Jane Ross mit viel Erfolg in Vittsjö, Lisa Evans in Potsdam und nicht zuletzt Kim Little in London bei Arsenal. Wie wichtig ist das für die Entwicklung des schottischen Fußballs?

„Naja, man hat jetzt die Augen aufbekommen für Spielerinnen aus Schottland und wir haben bewiesen, dass wir uns in guten Ligen behaupten können. Das wird letztlich nur gut für unsere Nationalmannschaft sein.“

Und die Spiele gegen Schweden?

„Das sind natürlich die Spiele, auf die wir uns am meisten freuen, man will sich immer mit den Besten messen. Auf dem Weg dahin sind wir gezwungen, alle Spiele zu gewinnen. Unsere schwedischen Trainerinnen Anna Signeul und Ann-Helen Grahm wissen natürlich fast alles über die Schwedinnen und das kann nur von Vorteil für uns sein.“

Wie geht die Saison für Mallbacken aus? Ihr seid auf dem Abstiegsplatz, drei Punkte hinter Jitex.

„Die Saison nähert sich jetzt dem Ende, aber wir kämpfen weiter um den Klassenerhalt. Das Heimspiel gegen Sunnanå nächsten Sonntag {lies: heute} müssen wir unbedingt gewinnen.“

Spanien zur EM nach Krimi

In einem fussballerisch gesehen eher schwachen Spiel entstand am Ende grosse Dramatik. In Madrid gewann Spanien mit 3:2 nach Verlängerung und Tyresö FF:s Vero Boquete schoss ihr Land damit erstmals zu einer EURO-Endrunde und das buchstäblich in allerletzter Sekunde.

Als Vero in der 122. Minute die glückliche Führung erzielte, pfiff die deutsche Schiedsrichterin Bibiane Steinhaus gar nicht erst wieder an. Zweimal waren angstfrei aufspielende Schottinnen durch Tore von Emma Mitchell (62.) und Kim Little (98.) in Führung gegangen und sah eigentlich wie der sichere Sieger aus.

Aber Adriana (74.) und Silvia Meseguer (113.) schafften zweimal den Ausgleich. In der vorletzten Minute schien Vero zur tragischen Heldin zu werden. Steinhaus entschied nach einem (wie immer diskutablen) Handspiel im 16er auf Strafstoss und Vero schoss den Ball in die linke Ecke, da tauchte die exzellente Gemma Fay auf und boxte das Ding raus. In der letzten Sekunde sah Fay dann nicht so gut aus und die Rollen wurden vertauscht.

Aber keiner braucht vor Spanien Angst zu haben. Die Mannschaft von Ignacio Quereda hat deutliche Schwächen in der Abwehr und eine Weltklassespielerin macht noch keinen Sommer – auch nicht in Schweden. Vero Boquete treffe ich übrigens nächste Woche wieder zu einem Interview, das dann vor dem Spiel in Malmö (3.11.) hier erscheinen wird.

Mal sehen, ob die Schwedin Anna Signeul nun Trainerin in Schottland bleibt oder ob sie, wie Gerüchte besagen nach Schweden kommt und im Team Pia Sundhage arbeiten wird.