Rebecca Spencer: „Wir sind ein sagenhaftes Team“

Birminghams Torfrau Rebecca "Becky" Spencer

Birminghams Torfrau Rebecca „Becky“ Spencer

Eine Spielerin, die mir im Halbfinale von Birmingham in Tyresö besonders imponiert hat, war Torhüterin Rebecca Spencer. Die 23-Jährige U19-Europameisterin von 2009 strahlt die Ruhe und Sicherheit aus, die einer Abwehr Rückhalt gibt und rettete ihre Mannschaft mit mehreren sehenswerten Paraden vor einem frühen Rückstand in der ersten Halbzeit.

Nach dem Spiel habe ich mich mit Becky Spencer unterhalten.

Rebecca, wie hast du das Match erlebt?

„Das war ein hartes Spiel und natürlich haben wir damit gerechnet. Tyresö ist ein brillantes Team. Die haben eine Reihe von ausgezeichneten individuellen Spielerinnen. In der ersten Halbzeit haben wir uns wirklich sehr gut gehalten und das 0:0 gehalten. Ich glaube, dass wir dann in der zweiten Halbzeit nicht genug an uns geglaubt haben. Aber auch als wir 0:1 in Rückstand gerieten, hat das unser Spiel nicht sonderlich beinflusst. Wir hätten ja nur ein einziges Tor machen müssen. Aber wir hatten heute einfach nicht den Glauben an uns selbst. Aber das ist schon ok, denn Tyresö hat natürlich auch fabelhaft gespielt.“

Ihr habt, glaube ich, nur zwei Nationalspielerin, während Tyresö etwa 13-14 Nationalspielerinnen hat?

„Tyresö hat in der Tat eine Mannschaft gespickt mit Nationalspielerinnen. Wir haben auch ein paar, aber man muss sehen, dass das Durchschnittsalter unserer Mannschaft bei ungefähr 21 Jahren liegt. Besonders unsere Abwehr ist sehr jung. Ich glaube, wir hatten eine 20-Jährige, eine 18-Jährige und eine, die erst 16 ist, die haben heute gespielt.“

Wenn man sieht, wie viel junges Talent in eurer Mannschaft steckt, könnte man meinen in Birmingham sieht man einen Teil von Englands Zukunft?

„Hoffentlich, man weißes ja nie. Wir lieben das Spiel und die Titel, um die wir spielen. Wir sind ein tolles Team, haben einen sagenhaften Mannschaftsgeist, wir versuchen wirklich immer alles, aber heute war einfach nicht unser Tag. Wir werden schon wieder aufstehen und werden stark sein, wenn es in der Liga weiter geht.“

Tyresö nach Lissabon

Großer Jubel nach Tyresös 2:0 gegen Birmingham

Großer Jubel nach Tyresös 2:0 gegen Birmingham

Tyresö FF steht erwartungsgemäß im Finale der Champions League. Am Sonntag besiegte das Team von Trainer Tony Gustavsson sicher mit 3:0.

Es war der erwartete Spielverlauf. Tyresö hatte vor etwas mehr als 2100 Zuschauern bei vorsommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein mehr vom Spiel und das über 90 Minuten.

Das Mittelfeld dominierte mit Marta, Vero Boquete, Caroline Seger und Malin Diaz. Vor allem die junge Diaz imponierte als gleichwertig neben den drei Weltklassespielerinnen und dürfte nach dem baldigen Abgang der Drei die wichtigste Mittelfeldspielerin sein, wenn man denn Anfang Juni den möglichen Konkurs noch einmal vermeiden kann.

Aber lassen wir die selbstverschuldeten finanziellen Nöte des Clubs erst einmal an die Seite rücken. Wir kommen darauf zurück.

Tyresö dominierte, machte das Spiel und Birmingham verteidigte sich so gut es ging. Und die Leidenschaft, mit der die Spielerinnen aus der zweitgrößten englischen Stadt kämpften, war beeindruckend. Martas Gegenspielerin war über weite Strecken die 24-Jährige Chelsea Weston und eigentlich hätte ein Duell der Beiden in der 28. Minute das Matchbild verändern müssen. Nachdem Marta und Weston nach einem Zweikampf zu Boden gingen, wollte die Engländerin aufstehen als Marta, noch liegend, nach der Gegnerin trat. Ein sonnenklarer Platzverweis, der möglicherweise Sand ins Getriebe gebracht hätte.

Aber seit Udo Lattek weiß man, dass Elfmeter oder rote Karten nur dann Realität werden, wenn der Schiedsrichter pfeift und das Machtinstrument der italienischen Unparteiischen blieb stumm.

Tyresö hätte das Spiel in der ersten Halbzeit entscheiden müssen, aber Birmingham drosch alles aus dem Strafraum und was die Abwehr nicht rausbrachte, das hielt die exzellente Torfrau Rebecca Spencer. 

Einmal traf Superstar Christen Press mit dem Kopf, aber das Tor wurde wegen Schubsens im Fünfmeterraum nicht gegeben, die Kommandobrücke in Tyresö hatte schon mal den Torknopf gedrückt und den eingespielten Tyresö-Song auf volle Lautstärke laufen lassen.

So ging es in die zweite Halbzeit und als dann ein unberechtigter Handelfmeter gegeben wurde, da rechnete man allenthalben mit dem Führungstor. Aber als ausgerechnet Marta sich den Ball zurecht legte, hatte ich negative Vibes. Wie oft schon hat die Brasilianerin wichtige Strafstöße versemmelt? Auch heute war es nicht anders, gut einen Meter über die Querlatte ballerte die 28-Jährige und spätestens jetzt hätte man nach der alten Fußballweisheit „Wer seine Chancen nicht nutzt….“ argumentieren können.

Nichts da. Marta wurde noch wütender und legte einen Gang zu und das restliche Team besann sich auf die eindringlichen Reden seines Trainers. Gustavsson hatte in allen Besprechungen Geduld gefordert. Es kann lange dauern, aber wir werden Chancen bekommen und früher oder später eine rein machen.

Irgendwann musste bei Birmingham auch die Kraft nachlassen. Malin Diaz fand in der 62. Minute natürlich Christen Press, die den Ball mit fantastischer Annahme mitführte und Sekundenbruchteile später unhaltbar an der herauseilenden Spencer vorbeischob.

Das war eigentlich die Entscheidung. Denn niemand erwartete wohl ernsthaft einen Sturmlauf der großartig diszipliniert spielenden Engländerinnen. Birmingham hatte eine aktuelle Nationalspielerin (Karen Carney) in der Startformation, Tyresö begann das Spiel mit elf aktuellen Nationalspielerinnen aus sechs Ländern.

Christen Press wurde noch einmal von Malin Diaz bedient und es stand 2:0 und als man schon an das Endergebnis glaubte, da stand das Publikum noch einmal auf und feuerte seine Truppe an und Christen Press machte das, was sonst andere für sie tun, sie setzte sich auf der linken Seite durch und passte maßgerecht auf Marta, die das 3:0 Endergebnis feststellte.