Frauenfußball – Sport ohne Zuschauer

Djurgårdens Tove Enblom - Abstoß vor gähnend leeren Rängen

Djurgårdens Tove Enblom – Abstoß vor gähnend leeren Rängen

Der Zuschauerschwund in der Damallsvenskan setzt sich fort. Sechs Spiele stehen am Sonntag noch aus, sechs Spiele, in denen es um nichts mehr geht, da alle Entscheidungen gefallen sind.

Malmö ist Meister, Tyresö bekommt den zweiten CL-Platz, Linköping ist Dritter und die Absteiger heißen Mallbacken und Sunnanå.

Nicht unbedingt angetan, um noch einmal extra Zuschauer zu locken.

Der Schnitt nach 21 Spieltagen liegt nun bei bescheidenen 755 Zuschauern pro Begegnung und lediglich Tyresö FF hat noch einen Schnitt, der über 1.000 pro Spiel liegt.

Dabei hatte man hierzulande natürlich gehofft, dass die Europameisterschaft im Sommer einen großen Aufschwung auch für die Liga bedeuten könnte. Ausverkaufte Schweden-Spiele, aber auch ausverkauft bei Spielen wie Deutschland – Norwegen oder Norwegen – Spanien in Kalmar sowie Dänemark – Norwegen in Norrköping.

Dies alles hat keine Fortsetzung gefunden im Alltag der Liga. Im Gegenteil, es sind sogar Zuschauer verschwunden. 836 Zuschauer kamen 2012 im Durchschnitt, in seinem Meisterjahr hatte Tyresö 1998 Zuschauer daheim verglichen mit jetzt nur noch 1235. Mehr als 30% beträgt der Rückgang, obwohl das Team in diesem Jahr in der Champions League spielt.

2011 hatten wir noch 924 Zuschauer pro Spiel, da gab es aber neben Tyresö auch noch sowohl Malmö wie Umeå und Piteå über der 1000er-Grenze. Gegenüber diesem ersten Meisterjahr hat LdB FC Malmö rund 400 Zuschauer verloren – pro Spiel, auch etwa 30%. In beiden Jahren wurde man Meister, es liegt also nicht am fehlenden sportlichen Erfolg. Auch Piteå hat etwa ein Drittel seit 2011 verloren.

Will man mit Statistiken glänzen, kann man immerhin behaupten, dass die Damallsvenskan im Vergleich zu 2010 heute rund 100 Zuschauer mehr pro Spiel hat, denn 2010 war ein trostloses Jahr mit 653 Zuschauern, aber Piteå war nicht erstklassig. Piteå hat in den Jahren darauf, trotz sinkender Zahlen viel dazu beigetragen, den Gesamteindruck noch zu verschönern.

2009 (824), 2008 (892), 2007 (976), 2006 (814), 2005 (1110), 2004 (1127) und 2003 (922) sah es jeweils besser aus.

Faktum ist, dass wir 2013 also den zweitschlechtesten Schnitt der letzten zehn Jahre verzeichnen müssen und das, obwohl sich der Sport weiterentwickelt hat. Hat Frauenfußball auf Vereinsebene in Schweden also doch kein Publikum?

Es sieht immer noch viel besser aus als etwa in Norwegen, wo man schon von einem sehr gut besuchten Spiel sprechen kann, wenn die 200er-Grenze passiert wird. Aber auch in Schweden kommen kaum mehr Leute als die Verwandten, Eltern und Freunde und Bekannten der Spielerinnen. Die Szene ist sehr klein, man kennt sich.

Per Darnell, Generalsekretär des Elitföreningen Damfotboll, der Interessenvereinigung der Clubs der ersten und zweiten Liga, sagte in einem Interview mit der Zeitung Göteborgs Posten, dass man im Grunde genommen ratlos sei. Man wisse einfach nicht, woran es liege. Zuschauerbefragungen werden seit Jahren gemacht, es wird auf den jährlichen Presseauftakttreffen der Damallsvenskan, die ich nun auch schon seit sechs Jahren regelmäßig besuche, immer wieder davon gesprochen, dass man wisse, dass der Durchschnittszuschauer eines Frauenfußball-Erstligaspiels um die 60 und männlich ist.

Die Familien, die so oft anvisiert werden, das klassische Ehepaar mit zwei Kindern, sieht man so gut wie nie in den Arenen. Frauen sollen angelockt werden. Aber wollen Frauen zwischen 18-49, die keine besondere Beziehung zum Frauenfußball haben, wirklich Frauenfußball sehen und wie soll man sie anlocken? Verrückt ist, dass man nicht einmal die Mädchen und Frauen in die Stadien und auf die Sportplätze bekommt, die selber in irgendeiner vierten oder fünften Liga Fußball spielen.

Es gibt ja auch keine wirklichen Vorbilder. Ich habe in den letzten beiden Jahren immer wieder vom Cup Kommunal berichtet, einem Turnier für die besten 16-Jährige Mädchen der jeweiligen geographischen Regionen. Ich traf dort Marija Banusic und dieses Jahr Emma Jansson (Hammarby) und Adelisa Grabus (KIF Örebro). Alle drei habe ich nach ihren Vorbildern gefragt und die Antworten lauten immer Messi, Ronaldo. Nazanin Vaseghpanah, die ehemalige Spielerin von AIK und Hammarby, sagte mir, ihr Vorbild sei Diego Maradona. Nie ist in den vielen Gesprächen auch mit erwachsenen Fußballerinnen mal der Name Mia Hamm, Birgit Prinz oder Hanna Ljungberg gefallen. Die Vorbilder auch der Mädchen sind männlich. Da ist also noch viel zu tun, auch medial.

 

 

 

„Ein ganz spezielles Jahr“ – Meghan Klingenberg im Gespräch

Bei den Olympischen Spielen war sie eine von vier Reserven im amerikanischen Team. Danach kam sie mit Pia Sundhages Assistenztrainer Tony Gustavsson, der Tyresö FF übernahm, nach Schweden und absolvierte acht Meisterschaftsspiele mit ihre´m neuen Verein, an deren Ende der Gewinn der schwedischen Meisterschaft stand.

Ich habe mich mit Meghan Klingenberg über ihre Saison unterhalten. Kannst du erst mal deine Version des Spiels in Malmö geben?

Ich denke, das Spiel war eine unglaubliche Weise, die Saison zu beenden. Für uns als Mannschaft aber auch für die schwedische Liga im Allgemeinen. Das Publikum war unglaublich und während des gesamten Spiels deutlich zu hören und ich denke, sie haben einen Gegenwert für ihr Geld bekommen, egal für wen sie letztlich waren. Das Spiel war sehr emotional, aber ich denke wir haben es gut gemacht, das Spiel kontrolliert so gut es ging. Der Elfmeter hätte uns zerbrechen können, aber wir haben weiter gespielt.

Maddes Tor dann war die reine Freude. Es war gut herausgespielt und wir hatten eine Weile lang ordentlichen Druck gemacht und Madde hat das toll gelöst, sich von ihrer Gegenspielerin zu lösen. Ich liebte ihren Gesichtsausdruck nach dem Tor. Das war eine Mischung aus Freude, Überraschung und Erleichterung.

Meghan Klingenberg und Marta (links) feiern den Meisterschaftsgewinn in Malmö

Der Schlusspfiff dann war aufregend. Aufregung für unsere Mannschaft, unseren Verein, unsere Fans und nicht zuletzt unseren Zeugwart, der immerhin schon 25 Jahre dabei ist.

Meghan Klingenberg hat in der amerikanischen Frauenfußballkaderschmiede North Carolina studiert und für die legendären Tar Heels gespielt. Die haben von 28 NCAA-Meisterschaften 20 für sich entschieden und Stars wie Kristine Lilly und Mia Hamm hervorgebracht. Selber ist sie 1,57 m klein und neben dem Fußball hat sie sehr ernsthaft Taekwondo betrieben, ein Kampfsport, bei dem sie es immerhin zum schwarzen Gürtel dritten Grades gebracht hat. Schwarz ist die Farbe der Meister. Wie kommt man zu so einem Sport?

Meine Eltern haben mich da hingeführt, als ich noch sehr jung war. Ich war schüchtern und nicht sonderlich selbstbewusst. Sie dachten, dass das ein Sport sein könnte, der mir mehr Selbstbewusstsein bringen könnte. Es war wirklich eine der besten Sachen, die sie je für mich getan haben. Abgsehen von all den körperlichen Dingen habe ich Disziplin gelernt und fühlte mich stärker als junges Mädchen. Diese Lektion ist in jedem Alter unbezahlbar.

2011 spielte Meghan für die Boston Breakers und wurde nach Ende der WPS-Saison neben Christen Press, Alex Morgan, Sinead Farrelly und Keelin Winters für den Newcomer (Rookie) der Saison nominiert. Press gewann die Auszeichnung und sie und Klingenberg landeten früher bzw später in Schweden, Winters in Deutschland bei Turbine Potsdam.

Du warst auch in London bei den Olympischen Spielen?

Ja, das war ein sehr spezielles Jahr. Ich hatte Glück, ein Teil so fantastischer Mannschaften sein zu dürfen. Von den Olympischen Spielen träumt man als Kind. Dann wirklich dabei zu sein und auch noch beim Team, das Gold gewinnt, ist etwas Besonderes. Ich hatte bei Olympia eine andere Rolle, ich war die Trainingspartnerin, die sicher stellen musste, dass alle anderen für das jeweils nächste Spiel fit waren. Sie sollten im Training härteren Widerstand haben als in ihren Matches. Obwohl das ein wichtiger Job ist, will man natürlich selber spielen. In Tyresö habe ich mit einigen der besten Spielerinnen zusammen gespielt, mit denen ich je gespielt habe. Dafür bin ich sehr dankbar. Die zwei Siege waren sehr speziell und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich ein Teil davon war.

Kommst du nächstes Jahr zurück?

Das kann ich weder bestätigen noch dementieren. Ich habe es in Schweden genossen und würde sehr gern eine weitere Saison im Ausland spielen. Jetzt aber freue ich mich auf meine Familie und meine Freunde und hoffe, dass die nicht vergessen haben, wie ich aussehe.

In diesem Video von Studio 90, dem offiziellen Kanal des USWNT kann man Meghan Klingenberg sehen, wie sie Taekwondo ausübt.

Teresa Noyola gewinnt MAC Hermann Preis

Teresa Noyola (Foto: worldfootball.net)

MAC Hermann what? mögen die geneigten Frauenfußballfans fragen. Seit 1967 bei den Männern und seit 1988 bei den Frauen verleiht der Missouri Athletic Club alljährlich einen Preis, um den besten Spieler und die beste Spielerin der abgelaufenen Fußballsaison an den Universitäten auszuzeichnen. Die drei für die Endauswahl nominierten werden nach St. Louis eingeladen, wo sie die Trophäe zu Beginn eines neuen Jahres in Empfang nehmen dürfen.

Zum dritten Mal hintereinander geht der Preis nun an eine Spielerin der renommierten Stanford University in Kalifornien. Die 21-Jährige mexikanische Nationalspielerin Teresa Noyola ist die erste Nicht-Stürmerin seit Catherine Reddick (2003), die als beste Spielerin ausgezeichnet wurde. Noyola ist in den USA aufgewachsen und spielte als Juniorin bereits für die U20-Nationalmannschaft der USA. Weil sie dann aber u.a. für Mexikos A-Nationalmannschaft an der WM 2011 in Deutschland teilgenommen hat, gegen England und Japan wurde sie jeweils eingewechselt, kann sie nun nicht mehr für die USA spielen. Ihr Vorbild ist die fünffache Weltfußballerin Marta.

Wenn man einige Preisträgerinnen früherer Jahre sieht, ahnt man, dass der MAC Hermann Preis zukunftsweisend sein kann und man sich den Namen Noyola erst mal merken sollte: Michelle Akers (1988), Kristine Lilly (1991),Mia Hamm (1992/93), Anne Mäkinen (2000), Christine Sinclair (2004/05), Mami Yamaguchi (2007), Christen Press (2010).