Halbzeit (9): Umeå IK

Joakim Blomkvist wirkt etwas ratlos

Als ich anfing, über Frauenfußball in Schweden zu schreiben, gab es eine Mannschaft, die alles dominierte: Umeå IK. Sie waren das Maß aller Dinge, sie hatten den „vinnarskalle“, den Sieger(innen)schädel, und setzten sich am Ende immer wieder durch. Manchmal auch schon viel früher mit gehörigem Abstand zum Rest des Feldes, das nur ehrfürchtig und bewundernd gen Norden blicken konnte, immerhin liegt die 100.000-Einwohnerstadt gut 800 km oder eine Flugstunde nördlich von Stockholm.

Damals hieß der Sportdirektor Roland Arnqvist, im Team gab es Spielerinnen wie Malin Moström, Anna Sjöström, Marta, Elaine, Maria Bergkvist und last but not least Hanna Ljungberg.

Das ist noch nicht so furchtbar lange her, aber wenn man UIK nach der Hälfte der Saison an neunter Stelle wiederfindet, dann weiß man, das es bergab gegangen ist. 2009 setzte die große Spielerinnenflucht ein, da verschwanden nach Marta auch Ramona Bachmann, Johanna Rasmussen, Mami Yamaguchi, Madelaine Edlund und Elaine Richtung USA, es gab ein mittelmäßiges Jahr, aber letztes Jahr war Umeå fast bis zum Ende der Saison imstande Meister zu werden. Ramona war zurück in der Stadt, die für sie neben Luzern als zweite Heimat erschien und Umeå spielte unter seinem jungen Trainer Joakim Blomqvist einen herzerfrischenden, attraktiven Fußball.

Zu dieser Saison gingen dann wieder einige. Bachmann wollte CL spielen und folgte dem Lockruf Malmös, Sofia Jakobsson ließ sich im Nordosten Moskaus in Rubel bezahlen und mit Hanna Pettersson verschwand eine weitere Goalgetterin, in diesem Falle nördlich nach Piteå. Und Umeå spielt wieder eine mittelmäßige Saison. Es fing so gut an mit dem 4:1 gegen Vittsjö, dem darauf folgenden Auswärtssieg in Örebro.

Da dachte man, dass man Umeå und seinen vielbeschworenen Kampfgeist wieder einmal unterschätzt hatte. Leider war es nicht so. Die Doppelklatsche am vierten und fünften Spieltag mit dem 1:7 in Malmö und danach daheim 1:5 gegen Tyresö versetzte dem Team einen Schock, von dem es sich nicht mehr erholte. Nach beiden Niederlagen sprach ich mit Kapitänin Emma Berglund, die heute Abend gegen Südafrika wohl von Beginn an für Schweden auflaufen wird, und Emma versicherte mir, dass man diese beiden Spiele abhaken würde und dass man nach vorne blicken würde. Es folgte das 0:1 bei Abstiegskandidat Djurgården.

Lediglich der Sieg bei Kristianstad machte zwischendurch etwas Mut. Absteigen wird Umeå nicht und auch wenn sich von den in der Tabelle weiter zurückliegenden Stockholmer Vereinen AIK und Djurgården einige Hoffnung machen, dass man just Umeå einholen könne, dann denke ich, dass man sich irrt. Das Spielermaterial, wie man so unschön sagt, reicht aus, um in der Damallsvenskan zu bestehen. Vor dem nächsten Jahr wird sich dann jedoch die Frage stellen, wohin Umeå gehen wird bzw. kann. Langfristig bedarf es Investitionen um die Klasse zu erhalten und sich nach oben zu orientieren.