Djurgården mit neuer Hoffnung


Renée Slegers

Lange, lange sah es so aus, als ob Djurgården mehr oder weniger sang- und klanglos den Weg in die neue, einteilige zweite Liga würde antreten müssen. Aber nach zwei Heimsiegen in Folge (3:1 gegen KIF Örebro und 2:0 gegen Tyresö FF) stehen 15 Punkte auf dem Konto der Stockholmerinnen. Vier Punkte davor rangieren plötzlich drei Mannschaften, die noch in den Abstiegskampf einbezogen werden: Piteå IF, Jitex BK und KIF Örebro. Örebro und Piteå spielen Sonntag gegeneinander und werden sich Punkte abnehmen.

Gelegenheit für Djurgården, gegen den jetzt schwächelnden Aufsteiger Vittsjö einen weiteren Schritt auf die drei Teams zu tun. Ich habe mich mit Djurgårdens holländischer Nationalspielerin Renée Slegers getroffen und über die aktuelle Situation, Frauenfußball in Holland, Kreuzbandverletzungen und vieles mehr gesprochen.

Lass uns noch einmal zurückblicken auf euren sensationellen Sieg gegen Tyresö letzten Samstag. Irgendwo hörte ich, dass ihr euch vorgenommen hattet, zu gewinnen?

Nein, so war das nicht. Ich habe auch im Internet gelesen, dass unsere Torhüterin Gudbjörg Gunnarsdottir gesagt haben soll, dass wir Tyresö schlagen werden. Aber wir wissen, dass Tyresö eine wesentlich bessere Truppe hat als wir. Wir haben einfach gesagt, dass wir unser Bestes geben wollen. Alle haben erwartet, dass wir dieses Spiel verlieren. Jeder Punkt ist wichtig in unserer Situation, wir haben drei geholt und das war total verrückt.
Tyresö hat viele Spielerinnen, die sehr gerne dribbeln und wir haben uns darauf konzentriert, dass wir einander helfen, also wenn eine von denen an einer vorbeikam, dann sollte da schon die nächste von uns stehen.

Vor ein paar Wochen wollte ich schon einmal mit Renée sprechen. Damals lehnte sie ab. Das Team stand auf dem letzten Tabellenplatz, mehr oder weniger hoffnungslos und sie sagte, dass sie kaum positive Dinge würde sagen können, deshalb solle ich mich später mal bei ihr melden. Ich erwähnte das in unserem Gespräch, das wir in einem Stockholmer Café führten und fragte die Niederländerin, was sich denn nun eigentlich geändert habe?

Ich glaube, wir haben unsere Sichtweise geändert. Wir wollten immer schönen Fußball spielen, mussten aber einsehen, dass wir so keine Spiele gewinnen können. Jetzt haben wir auch Susan Varli in der Mannschaft. Sie ist jemand, der den Ball halten kann. Wenn wir den Ball nach vorne schlagen, dann kann sie ihn da im Spiel halten oder sogar selber etwas machen.

Renée Slegers im Zweikampf mit Landsfrau Kirsten van de Ven im Spiel gegen Tyresö

Nun spielt ihr am Sonntag gegen Vittsjö? Deine Gedanken zu dem Spiel?

Naja, die haben seit der Sommerpause nicht so viele Punkte gewonnen. Als wir unser Auswärtsspiel da absolviert haben, waren wir besser als die, aber haben verloren. Man muss die ganze Zeit sehr eng bei denen sein. Das haben wir damals nicht gemacht, jetzt aber sind wir als Team viel besser.

Es gab tatsächlich Momente, da dachte Renée Slegers über die nächste Saison nach und dass sie sich vermutlich anders orientieren müsse.

Ich glaube, das ist ganz natürlich. Aber wenn ich bei Djurgården bin, dann ist der Fokus ganz auf das Team eingestellt. Ich bin Fußballspielerin und will mich noch weiterentwickeln.

Mit Sichherheit gehört ein großes internationales Turnier zur Weiterentwiucklung einer Fußballspielerin. Holland hat sich als bester Gruppenzweiter aberals für die EURO qualifiziert, die 2013 in Schweden stattfinden wird.

Als wir gegen Schweden gespielt haben [1:2 in Göteborg], spielten später am Abend Wales und Schottland. Wenn Wales da gewonnen hätte, wären wir schon bester Gruppenzweiter gewesen und hätten eine Party gemacht. Aber nun hat unser Trainer Roger Reijners uns alle nach Hause zu sich eingeladen, da werden wir ein bisschen nach unserem Spiel nächste Woche gegen Frankreich feiern.

Wie denn der holländische Frauenfußball dasteht will ich wissen.

Gerade erst heute morgen rief mich mein Vater an und erzählte, dass in den Medien bei uns immer mehr über Frauenfußball geschrieben wird. Das ist ganz anders als vor ein paar Jahren. Und du hast vielleicht gehört, dass jetzt auch Ajax und PSV mehr in den Frauenfußball investieren wollen und ich glaube, dass das ein sehr wichtiger Schritt ist. Für alle kleinen Mädchen, die irgendwo in Holland Fußball spielen und jetzt träumen, dass sie einmal bei Ajax spielen könnten.

Letztes Mal Halbfinale bei der EURO in Finnland. Wie hoch sind die Erwartungen jetzt?

Ich denke, wir sind Underdogs. Aber Schweden können wir zum Beispiel schlagen, das haben wir in Göteborg gelernt. Deutschland dagegen ist sicher noch ein gutes Stück voraus, da haben wir letztes Jahr 0:5 und vorletztes gar 0:6 verloren. Aber immerhin sind wir jetzt 14. der Weltrangliste.

Wir reden über einen Artikel, den Max Wiman dieser Tage in Sydsvenska Dagbladet geschrieben hat. Während die Männervereine 8,6 Millionen Euro als Startgeld für die Champions League bekommen, erhalten die Frauen 20 000. Da sind wir uns einig, dass zwar ein größerer Unterschied aufgrund des Öffentlichkeitsinteresses berechtigt ist. Aber auch Renée findet, dass die UEFA schon allein aus politischen Gründen mehr in die Entwicklung des Frauenfußballs investieren sollte.

Seit dem Frühjahr ist die 23-Jährige jetzt wieder im Spiel nach einem Kreuzbandriss im vergangenen Jahr. Die hohe Zahl der Kreuzbandrisse in Schweden (16 bislang nur in der Damallsvenskan) kann sie auch nicht erklären. Ich habe von einigen ausländischen Spielerinnen gehört, dass in Schweden mehr mit Maschinen auf Kraft trainiert wird als in den jeweiligen Heimatländern. Das kann Renée Slegers bestätigen. Auch in Holland werden mehr natürliche Übungen gemacht als hier. Ein wesentlicher Grund aber dürfte auch sein, dass die medizinischen Abteilungen im Frauenfußball oftmals lediglich aus einer Person bestehen. Letztlich also wieder eine Frage des Geldes.

Am Sonntag spielt Renée Slegers im Stockholmer Stadion gegen Vittsjö. Das Stadion ist das alte Olympiastadion von 1912 und fasst rund 30.000. Meist sind aber höchstens 500 da. Ist das nicht etwas deprimierend?

Nein, ich spiele da sehr gerne. Es ist ein toller Rasen und ein sehr schönes Stadion. Der Platz aber ist ein bisschen groß.

Das bringt mich auf das abschließende Thema, ob Frauen nicht doch andere Regeln implementieren sollten, um den Fußball attraktiver zu machen. Man hat über kleinere Tore gesprochen, ein Thema allerdings bei dem Torfrauen allergisch werden.

Ich glaube auch nicht, dass kleinere Tore gebraucht werden. Aber ich habe tatsächlich durchaus daran gedacht, dass man den Platz für uns etwas kleiner machen könnte. Das wäre vielleicht eine Option.

Vom Spiel Djurgården – Vittsjö könnt ihr morgen Abend in diesem Blog lesen.

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