Tyresö nach Lissabon

Großer Jubel nach Tyresös 2:0 gegen Birmingham

Großer Jubel nach Tyresös 2:0 gegen Birmingham

Tyresö FF steht erwartungsgemäß im Finale der Champions League. Am Sonntag besiegte das Team von Trainer Tony Gustavsson sicher mit 3:0.

Es war der erwartete Spielverlauf. Tyresö hatte vor etwas mehr als 2100 Zuschauern bei vorsommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein mehr vom Spiel und das über 90 Minuten.

Das Mittelfeld dominierte mit Marta, Vero Boquete, Caroline Seger und Malin Diaz. Vor allem die junge Diaz imponierte als gleichwertig neben den drei Weltklassespielerinnen und dürfte nach dem baldigen Abgang der Drei die wichtigste Mittelfeldspielerin sein, wenn man denn Anfang Juni den möglichen Konkurs noch einmal vermeiden kann.

Aber lassen wir die selbstverschuldeten finanziellen Nöte des Clubs erst einmal an die Seite rücken. Wir kommen darauf zurück.

Tyresö dominierte, machte das Spiel und Birmingham verteidigte sich so gut es ging. Und die Leidenschaft, mit der die Spielerinnen aus der zweitgrößten englischen Stadt kämpften, war beeindruckend. Martas Gegenspielerin war über weite Strecken die 24-Jährige Chelsea Weston und eigentlich hätte ein Duell der Beiden in der 28. Minute das Matchbild verändern müssen. Nachdem Marta und Weston nach einem Zweikampf zu Boden gingen, wollte die Engländerin aufstehen als Marta, noch liegend, nach der Gegnerin trat. Ein sonnenklarer Platzverweis, der möglicherweise Sand ins Getriebe gebracht hätte.

Aber seit Udo Lattek weiß man, dass Elfmeter oder rote Karten nur dann Realität werden, wenn der Schiedsrichter pfeift und das Machtinstrument der italienischen Unparteiischen blieb stumm.

Tyresö hätte das Spiel in der ersten Halbzeit entscheiden müssen, aber Birmingham drosch alles aus dem Strafraum und was die Abwehr nicht rausbrachte, das hielt die exzellente Torfrau Rebecca Spencer. 

Einmal traf Superstar Christen Press mit dem Kopf, aber das Tor wurde wegen Schubsens im Fünfmeterraum nicht gegeben, die Kommandobrücke in Tyresö hatte schon mal den Torknopf gedrückt und den eingespielten Tyresö-Song auf volle Lautstärke laufen lassen.

So ging es in die zweite Halbzeit und als dann ein unberechtigter Handelfmeter gegeben wurde, da rechnete man allenthalben mit dem Führungstor. Aber als ausgerechnet Marta sich den Ball zurecht legte, hatte ich negative Vibes. Wie oft schon hat die Brasilianerin wichtige Strafstöße versemmelt? Auch heute war es nicht anders, gut einen Meter über die Querlatte ballerte die 28-Jährige und spätestens jetzt hätte man nach der alten Fußballweisheit „Wer seine Chancen nicht nutzt….“ argumentieren können.

Nichts da. Marta wurde noch wütender und legte einen Gang zu und das restliche Team besann sich auf die eindringlichen Reden seines Trainers. Gustavsson hatte in allen Besprechungen Geduld gefordert. Es kann lange dauern, aber wir werden Chancen bekommen und früher oder später eine rein machen.

Irgendwann musste bei Birmingham auch die Kraft nachlassen. Malin Diaz fand in der 62. Minute natürlich Christen Press, die den Ball mit fantastischer Annahme mitführte und Sekundenbruchteile später unhaltbar an der herauseilenden Spencer vorbeischob.

Das war eigentlich die Entscheidung. Denn niemand erwartete wohl ernsthaft einen Sturmlauf der großartig diszipliniert spielenden Engländerinnen. Birmingham hatte eine aktuelle Nationalspielerin (Karen Carney) in der Startformation, Tyresö begann das Spiel mit elf aktuellen Nationalspielerinnen aus sechs Ländern.

Christen Press wurde noch einmal von Malin Diaz bedient und es stand 2:0 und als man schon an das Endergebnis glaubte, da stand das Publikum noch einmal auf und feuerte seine Truppe an und Christen Press machte das, was sonst andere für sie tun, sie setzte sich auf der linken Seite durch und passte maßgerecht auf Marta, die das 3:0 Endergebnis feststellte.

 

Karen Carney im Gespräch vor dem Halbfinale

Karen_CarneyMorgen Nachmittag spielt Tyresö FF sein Halbfinale gegen die Birmingham City Ladies und wie immer bei Champions-League-Spielen bittet die UEFA darum, dass beide Teams zu Pressekonferenzen zur Verfügung stehen.

Tyresö machte das bereits am Vormittag und hielt auch ein öffentliches Training ab, Birmingham reiste erst um 11.00 Uhr mitteleuropäischer Ortszeit von London ab und kam demzufolge recht spät im Süden von Stockholm (Regierungsbezirk) an. Man entschied sich sogar, direkt zum Training zu fahren und erst später im Hotel einzuchecken.

Nach einem nicht unerwartet eher lockeren Training, bei dem sich einer der Assistentrainer bei einem Sprint zur Belustigung der Spielerinnen eine Oberschenkelzerrung zuzog, hatte ich dann Gelegenheit, mit der wohl namhaftesten Spielerin Birminghams, der 90fachen englischen Nationalspielerin Karen Carney zu sprechen.

Karen, das Hinspiel konnte ich leider nicht sehen. Kannst du das vielleicht kurz für mich aus deiner Sicht zusammenfassen?

„In der ersten Halbzeit war Tyresö besser als wir, aber ich finde, dass wir in der zweiten Hälfte besser waren. Dann war es ziemlich ausgeglichen und ich denke, dass das 0:0 ein gerechtes Ergebnis war. Die hatten vielleicht ein paar Chancen, die besser als unsere waren, aber insgesamt war es ausgeglichen und daher ging das Ergebnis in Ordnung.“

In der Champions League habt ihr bisher nur in einem Spiel [gegen Zorky beim 5:2] Gegentore bekommen. Das spricht für eine starke Abwehr, obwohl die noch alle jung sind dahinten?

„Ja, wir sind stolz auf unsere Abwehr. Hoffentlich gelingt es uns auch morgen Nachmittag zu Null zu spielen.“

Wie habt ihr euch auf den Kunstrasen hier vorbereitet? Zu Hause habt ihr Naturgras und Tyresö ist immer sehr bewusst, den Kunstrasen als Vorteil darzustellen.

„Wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren. Wir alle wissen, dass wir viel besser spielen können als in der ersten Halbzeit vor einer Woche. Unabhängig davon, auf welchem Boden wir spielen, es geht hier um zwei Mannschaften, die aufeinander treffen und es geht um Herz und Leidenschaft. Wir können nicht den Bodenbelag als Entschuldigung für etwas anführen, hier geht es um Fußball.“

Irgendwelche speziellen Diskussion oder Gedanken darüber, wie ihr Weltstars wie Marta, Caroline Seger und Vero Boquete stoppen könnt?

„Nein, wir spielen unser Spiel. Natürlich haben die Trainer dann taktische und strategische Gedanken, aber es geht in erster Linie wirklich darum, dass wir unser Spiel spielen. Die haben ein paar sehr gute Spielerinnen, aber die haben wir auch. In Birminghams jetziger Lage können wir uns die Topnamen nicht leisten, aber wir arbeiten hart. Gleichzeitig zeigen wir dem Gegner auch den gebotenen Respekt. Aber auf dem Platz geht es nicht darum, welchen Namen du hast, da musst du immer wieder aufs Neue 90 Minuten lang eine gute Leistung bringen.“

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich eigentlich erwartet, heute hier die Arsenal Ladies zu treffen, aber ihr habt sie zweimal geschlagen.

„Wir haben von Anfang an geglaubt, dass wir Arsenal schlagen können und als es dann passierte, war es auch keine Überraschung für uns. Wir wussten, dass wir gewinnen und haben danach auch den Respekt bekommen, den wir uns verdient haben.“

Zuerst wollte sich Karen dann nicht fotografieren lassen, ok, sagte sie, wenn noch jemand drauf ist und da gerade der 29-Jährige Cheftrainer David Parker in der Nähe war (der Jüngste, der je in England die höchste Trainerlizenz erworben hat), kam es zum diesen Post einleitenden Bild. Morgen Abend mehr vom Tyresövallen.