Vermischtes

Schnee liegt in Schweden. Seit gut einer Woche ist es wieder schwieriger geworden, draußen zu trainieren, was normalerweise in dieser Jahreszeit für die meisten Vereine, zumal im Norden, sowieso nicht geht.

Ein paar Kurznachrichten:

Zlatan Ibrahimovic und Pia Sundhage haben sich bei der Verleihung des Ballon D’Or am Montag in Zürich kurz unterhalten. Dabei soll Sundhage den 32-Jährigen Superstar, der zuletzt despektierliche Bermerkungen über den Frauenfußball gemacht hatte, zum Länderspiel Schwedens am 8. Februar gegen Frankreich in der Nähe von Paris ein. Ibrahimovic antwortete, dass er kommen würde, wenn er nicht durch Termine verhindert sei. Man darf also gespannt sein. Damit wird mein alter Vorschlag also aufgegriffen:). Sicher die beste Möglichkeit, die unselige „Fahrrad“-Geschichte ad acta zu legen. Ibrahimovic und sein Management täten klug daran, sich den Termin freizuschaufeln.

Das kürzlich ausgefallene Trainingslager der schwedischen Nationalmannschaft aufgrund des Boykotts von zehn der zwölf Vereine der Damallsvenskan hat am Freitag zu einem Treffen zwischen Vertretern des schwedischen Fußballbundes SvFF und EFD (der Interessenorganisation der ersten und zweiten Liga) geführt. In sehr salbungsvollen Worten beiderseits, die ich den Lesern hier ersparen möchte, weil sie vom gemeinsamen Willen, dem schwedischen Fußball zu dienen getragen sind und abzielen, jedwede Missverständnisse künftig zu vermeiden und Friede, Freude, Eierkuchen usw., erklärte man einander die Freundschaft, Loyalität und Hingebung. Ergebnis: Alle für 2014 geplanten Trainingslager sollen stattfinden.

Die Tschechin Lucie Martinkova, in Diensten von KIF Örebro, wurde auf der Fußballgala im heimischen Prag zum zweiten Mal hintereinander als Tschechiens Fußballerin des Jahres ausgezeichnet.

Im dritten Jahr hintereinander wird über LdB FC Malmös (jetzt: FC Rosengård) Steuerschuld von rund 700.000 € gesprochen, die der neue Verein übertragen bekommen hat. Das könnte Rosengård in arge Not bringen, aber offenbar kann man diese Summe immer wieder ein Jahr aufschieben, so dass wir 2015 im Jänner sicher wieder eine Notiz hierzu finden werden…

Morgen, Montag, fliegt die Mannschaft von Linköpings FC zu einem außergewöhnlich weit entfernten Trainingslager nach Thailand. Man wird dort u.a. auch auf die thailändische Nationalmannschaft treffen. Es gibt Schlimmeres.

Wenn der schwedische Meister FC Rosengård am 1. Februar zu Gast beim Champions-League-Viertelfinalisten Turbine Potsdam (Achtung, Potsdam-Fans: Gelegenheit, Anja Mittag mal wieder bei euch zu sehen) sein wird, könnte es sein, dass im Tor der Schwedinnen die 18-Jährige Kroatin Doris Bacic stehen wird. Denn sowohl die Nummer 1 Thora Helgadottir und die Nummer 2 Zecira Musovic sind noch angeschlagen. Bacic kommt vom englischen Topclub Arsenal Ladies, wo sie fast gar nicht eingesetzt wurde.

 

 

Zlatan Ibrahimovic: „Es war ein Scherz“

Nach drei Tagen intensiver Medien- und Blogdebatte in Schweden und Artikeln in ausländischen Zeitungen vom Guardian bis zur Augsburger Allgemeinen meldete sich heute der Weltstar persönlich zu Wort.

Über seine persönliche App für Smartphones, IPad und anderen Tablets, mit der man sich stets darüber informieren kann, was der Meister denkt und tut, verlautete Zlatan Ibrahimovic, dass die Sache mit dem Fahrrad ein Scherz zwischen ihm und dem Reporter gewesen sei. Er bleibe dabei, dass er die Medien für die Berichterstattung über das an Anders Svensson versprochene Auto kritisiere, er habe aber nie die Absicht gehabt, die Frauennationalmannschaft Schwedens herabzusetzen oder gar zu demütigen. Er respektiere die großen Leistungen der schwedischen Frauenfußballnationalmannschaft und er habe leider nicht geahnt, dass das unschuldige Fahrrradzitat zu so großen Schlagzeilen führen würde.

Damit wäre dann alles erledigt? Wohl kaum. Denn so richtig wird das dem 32-Jährigen Weltklassestürmer von Paris Saint-Germains kaum jemand abnehmen.

Jennifer Wegerup, ehemalige schwedische Klassespielerin und heute Sportreporterin bei der Boulevardzeitung Aftonbladet schreibt einen interessanten Kommentar hierzu in der heutigen Ausgabe. Sie kennt Ibrahimovic seit zehn Jahren, hat ihn immer wieder getroffen und interviewt. Es sei sehr ungewöhnlich, schreibt sie, dass Ibrahimovic zu eigenen Äußerungen in die Defensive geht. Das zeige, dass ihn der Wirbel überrascht hat und ihm wohl auch geraten wurde, sich dazu möglichst moderat und fast entschuldigend zu äußern.

Zlatan Ibrahimovic habe in den zehn Jahren ihrer Bekanntschaft Wegerup niemals in irgendeiner Weise schlecht oder herablassend behandelt. Als Frau in der Welt des Sportjournalismus begegne man sehr oft urmännlichen Klischees und sei oft sexuellen Belästigungen ausgesetzt. Das finge damit an, so Wegerup, dass Spieler einem ihre Zimmernummer geben und männliche Kollegen sagen, dass „richtige Frauen“ nicht als Sportreporter arbeiten würden. Ibrahimovic aber habe sich immer korrekt verhalten.

Einmal, bei einem Interview in Paris, habe Zlatan zu ihr gesagt: „Die Leute verstehen oft nicht, wenn ich einen Witz mache, über die Jahre bin ich oft missverstanden worden.“

Aber, so Wegerup: „Aber das bedeutet nicht, dass er sagen kann, was er will. Mit der Rolle, die er als Kapitän der Nationalmannschaft hat, folgt auch Verantwortung sowie Erwartungen und Forderungen und dass weiß er sehr wohl.“

Dass Verbandspräsident Karl-Erik Nilsson sich mit einer butterweichen Erklärung, deren Kernaussage „Jeder Spieler darf sagen, was er will“ herausredet, wundert Wegerup nicht. Nilsson und der Verband hätten panische Angst, dass der letzte Spieler von internationaler Klasse nach einem Verweis die Nationalmannschaft boykottieren könnte. Dadurch würde man Millionen an Einnahmen verlieren.

Anette Börjesson, Herausgeberin von MARTA fotbollsmagasin und www.damfotboll.com schrieb gestern Abend in einem Kommentar auf der Internetseite, dass sie sich bei Zlatan Ibrahimovic bedanken möchte. Unter der Überschrift „Danke, Zlatan!“ schreibt Börjesson, dass es ein Verdienst des 32-Jährigen sei, dass er ihr klargemacht habe, dass keine der Errungenschaften des Frauenfußballs selbstverständlich sei. Dass es sein Verdienst sei, deutlch gemacht zu haben, wie es wirklich um die Situation des Frauenfußballs aber auch von Frauen im Allgemeinen im ausgehenden jahr 2013 bestellt sei. Und dass klar werde, dass mit diesem Interview im Expressen eigentlich der Kampf wieder von vorn beginne.

Pia Sundhage sagte im Sommer in einem ansonsten eher schwachen Dokumentarfilm über die Entwicklung des Frauenfußballs in Schweden, dass man nicht nachlassen dürfe. In dem Moment, in dem wir es für selbstverständlich halten, dass wir Mädchen- und Frauenmannschaften haben, dass wir nicht erst spät abends trainieren dürfen, dann, wenn die Jungs und Männer fertig sind, in dem Moment, in dem wir uns zurücklehnen und uns ausruhen auf dem, was wir erreicht haben, in diesem Augenblick wird es Kräfte geben, die uns all das wieder wegnehmen wollen, so Sundhage im Frühjahr 2013. Wie Recht sie doch hat.

 

Zlatan II – Zur Stellung des Frauenfußballs in Schweden, Reaktionen und Gedanken

Das Interview Zlatan Ibrahimovics mit dem unkritischen Reporter von Expressen war von langer Hand geplant. Das wissen wir heute. Der schwedische Fußballkönig hatte sich unmittelbar nach der „Autoaffäre“ bereits maßlos darüber aufgeregt, dass man seinem Mannschaftskameraden Anders Svensson den Abschied vermieste und auch darüber, dass Mitarbeiter des schwedischen Fußballverbands, darunter sein engster Vertrauter beim SvFF, wegen der tolpatschigen und ignoranten Vorgehensweise in der Live-Sendung des TV4 kritisiert wurden.

Und wie schon damals im Getto von Rosengård in der nicht einfachen Kindheit gelernt, stellte sich Ibrahimovic wie ein Alfarüde vor sein Rudel, vor seine Gang. Man kennt dieses Verhalten von ihm auch auf dem Platz. Oft ist er vom Platz geflogen und auch die eigenen Mannschaftskameraden haben bisweilen die Leader-Eigenschaften des 32-Jährigen Schweden zu spüren bekommen. Nach einem Spiel seines AC Mailand 2011 trat er seinem Mitspieler Antonio Cassano „scherzhaft“ gegen den Kopf, als dieser sich mit einem Reporter unterhielt. Mit dem amerikanischen Abwehrspieler Oguchi Onyewu kam es, ebenfalls in Mailand, aber 2010, zu einem Faustkampf während des Trainings, als Ibrahimovis Onyewu mit ausgestreckten Beinen angrätschte. Marco Rossi (Bari) und Salvatore Aronica (Neapel) haben Faustschläge des Stürmers abbekommen, die jeweils zu roten Karten führten.

In Schweden hat das dem Ansehen des Nationalmannschaftskapitäns nicht im Geringsten geschadet. Er dürfte der mit Abstand populärste Besitzer eines schwedischen Passes sein. Seine Autobiographie „Ich, Zlatan“ hat nicht nur den majestätischen Titel, sie wurde auch innerhalb weniger Monate zum meistverkauften Buch in der Geschichte des Königreichs, erfolgreicher als alle Wallander-Krimis oder Stieg-Larsson-Geschichten.

Die schwedischen Medien begleiten jeden Schritt und auch jeden Tritt (das klingt jetzt irgendwie doppeldeutig) von Ibrahimovic mit ehrfürchtigem Staunen und beten ihn an. Die Zeitung Sydsvenska Dagbladet, die viel auch über den Frauenfußball und über den örtlichen Verein LdB FC Malmö (bald schon FC Rosengård, Ibrahimovics ureigenes Revier) berichtet, hat auf ihrer Internetseite unterhalb des Ressorts SPORT weitere Unterabteilungen wie MALMÖ FF, LdB FC und eben auch ZLATAN. Vor ein paar Jahren war ich auf der Fußballgala, die damals noch nicht in Ericsson Globe, sondern im kleineren Hovet stattfand und interviewte die Preisträgerinnen, Sara Thunebro, Therese Sjögran (!) und andere. Eine eifrige Reporterin von Aftonbladet stürmte hinter jedem Preisträger her und fragte nichts Persönliches, sondern wollte von allen jeweils ihre beste Zlatan-Erinnerung haben.

All das steigt zu Kopf. Dazu fließen jeden Monat 1,5 Millionen € netto auf die Konten des 32-Jährigen und wohin er auch kommt, empfängt man den bekennenden Katholiken ihn mit göttlicher Verehrung. Wer würde da nicht größenwahnsinnig werden?

In Europa vergleiche man ihn mit Messi und Ronaldo, aber wenn er nach Hause komme, werde er nach Lotta Schelin gefragt. Da müsse man sich doch schämen.

Der schwedische Fußballverband hat sich inzwischen gemeldet, nachdem sich erst einmal am gestrigen Tag viele, viele Journalisten und Spielerinnen gemeldet haben. Der Vorsitzende von SvFF, Karl-Erik Nilsson, gab seiner eigenen Homepage ein Interview, in dem er sagte, dass jeder Spieler das Recht auf freie Meinungsäußerung hätte. Man müsse das Interview aber auch genau lesen und da hätte sich Ibrahimovic doch immerhin mit großem Respekt vor den Leistungen der Frauen geäußert. Der Verband sei für Gleichberechtigung, aber jeder dürfe sagen, was er will. Da kuscht sogar der Verbandspräsident, aber von dem schwachen Nilsson konnte man auch nichts anderes erwarten. Immerhin hat die, mit heutigem Blick, schwachsinnige Idee des Verbands, Svensson ein Auto zu schenken, erst zu all dem geführt. Aber die Probleme liegen tiefer, die Autoaffäre ist nur der äußere Auslöser. Hier geht es um das Denken unter der Oberfläche und die ganze Diskussion zeigt nur, dass der schwedische Fußballverband in seinen Machtpositionen im Grunde genommen ebenso denkt wie Ibrahimovic. Frauenfußball wird primär gefördert, weil es eine starke öffentliche Meinung gibt, die das verlangt. Es ist politisch korrekt. Geliebt wird der Sport in den Chefetagen der Verbandsoberen aber nicht.

Pia Sundhage sagte schon am vorgestrigen Abend zum schwedischen Fernsehen.

„Das ist wirklich schade und schadet dem schwedischen Fußball, wenn sich ein Mannschaftskapitän so ausdrückt. Es zeigt auch, dass es im männlichen Wertekanon des Fußballs Mängel gibt.“

Nilla Fischer, Spielerin in Diensten des VfL Wolfsburg, tweetete: „Gehört zum Dümmsten, was ich je gelesen habe.“

Differenziert und klug äußerte sich Malmös junger Meistertrainer Jonas Eidevall in einem Interview mit Sydsvenska Dagbladet. Er attestierte dem schwedischen Fußballverband grundsätzliche Probleme und hob das Thema auf eine höhere Ebene.

„Fügt man das, was Zlatan als Nationalmannschaftskapitän gesagt hat, mit anderen Ereignissen zusammen, bekommt man den Eindruck, dass das, was außerhalb des Fußballplatzes geschieht, für den Verband bedeutungslos ist. Wie Nationalspieler auch außerhalb des Platzes agieren und was sie sagen, hat eine immense Bedeutung für die Zukunft des schwedischen Fußballs.“

Eidevall nennt die Nominierungen der Spieler Alexander Gerndt und Miiko Albornoz in die Männernationalmannschaft. Gerndt wurde 2012 wegen schwerer Körperverletzung begangen an seiner Ex-Frau rechtskräftig verurteilt, Albornoz erst in diesem Jahr wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen.

„Der Nationaltrainer [Erik Hamrén] weist lediglich darauf hin, dass die Beiden nominiert werden können und dass das Einzige wäre, was zählt. Ich bin gegen Strafen auf Lebenszeit und auch Spieler, die Dinge gemacht haben, die nicht in Ordnung sind, sollen in der Nationalmannschaft spielen können. Aber Dinge unter den Teppich kehren und jeder Diskussion ausweichen, ist eine ganz andere Sache. Man muss aber darüber reden, um zu zeigen, für welche Werte der schwedische Fußball steht.“

„Der Verband muss deutlicher werden und sagen, für welche Werte schwedischer Fußball steht. Und kann man sich diesen Werten nicht anschließen, ja dann bin ich sehr skeptisch, ob man dafür geeignet ist, in der schwedischen Nationalmannschaft zu spielen.“

Ibrahimovic Angriff auf den Frauenfußball und als solcher muss das Interview aufgefasst werden, ist so fatal und destruktiv, weil er vom größten Vorbild dieses Sports kommt. Man mag sich fragen, warum der arrogante Macho Ibrahimovic vom Großteil einer ansonsten aufgeklärten und gleichberechtigt tuenden Bevölkerung wie ein kleines Kind verehrt wird, aber so ist es. Ibrahimovic gibt zehntausenden Jugendlichen nun das Signal, dass Mädchenfußball weniger wert ist. Mit seinen dummen, aber kalkulierten Äußerungen wirft er den Frauenfußball und seine Entwicklung in den Köpfen vieler Kinder und Jugendlicher um Jahre zurück. Zumindest war das sein Anliegen.

Auf dieser Spur auch der Kommentar von TV4 Sportchef Emir Osmanbegovic: „Das Schlimmste an Zlatans Äußerungen ist, dass sie als Wahrheit von hunderttausenden von Jungs aufgefasst werden, die ihn als Vorbild haben.“

Aftonbladets Robert Laul bezeichnete das Angebot Ibrahimovics den Frauen ein von ihm signiertes Fahrrad zu schenken und dass das völlig ausreiche als „höhnische Arroganz“.

Nicht unterschlagen werden sollte jedoch, dass erwartungsgemäß die Kommentarfelder bei einigen Artikeln überquellen von Hohn, Spott und Verachtung gegen den Frauenfußball. Das Thema wird uns weiterbeschäftigen, in anderer Form, aber es kommt wieder, leider.

 

 

Anja Mittag spielt ab 2014 für den FC Rosengård

Nein, keine Angst. Anja Mittag und alle anderen Spielerinnen, die der schwedische Meister 2013 gegenwärtig unter Vertrag hat, werden auch 2014 noch in Malmö wohnen, trainieren und spielen. Aber auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstagabend wurde die Fusion oder besser Verschmelzung von LdB FC Malmö in den FC Rosengård endgültig beschlossen.

2016, so die Ambition, will man in Malmö die beste Frauenfußballmannschaft Europas haben. In den Vorstand gewählt wurde im Übrigen auch die ehemalige Nationalspielerin Karolina Westberg, die in Umeå ihre größten Erfolge feierte, aber aus Malmö stammt.

In welchem Trikot der FC Rosengård 2014 auflaufen wird, bleibt noch abzuwarten. Die neuen Vereinsfarben jedenfalls sind rot und blau.

Bis zuletzt hatte es intensive Diskussionen gegeben, ob es möglich sei, dass der Verein den Stadtnamen Malmö im Vereinsnamen behält, etwa FC Rosengård Malmö. Rosengård ist ein Stadtteil in Malmö, der in Schweden ein Synonym für die multikulturelle Gesellschaft ist. Ca. 85% der rund 20.000 Einwohner haben Migrationshintergrund. Lediglich 39% der Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren sind berufstätig. Prominentester Bewohner von Rosengård war der schwedische Weltklassespieler Zlatan Ibrahimovic.

Die Vertreter des FC Rosengård aber setzten sich bei der schließlichen Namensvergabe durch. Bis auf Weiteres wird FC Rosengård auch auf dem Malmö IP trainieren und spielen, der bis gestern Nachmittag noch Heim des historischen LdB FC Malmö war, der selber erst fünf Jahre vorher aus dem Frauenteam von Malmö FF entstanden war.

Lotta Schelin ist Fußballerin des Jahres in Schweden

Montagabend versammelte sich die schwedische Fußballelite wieder im Stockholmer Ericsson Globe, um in der Livesendung von TV4 die offiziellen Preise an die besten Spieler und Spielerinnen des Jahres zu überreichen.

Ramona Bachmann bekam zum zweiten Mal nah 2011 die Auszeichnung als wertvollste Spielerin der Liga. Seinerzeit noch als Spielerin von Umeå IK, heute Morgen im Frühstücksfernsehen als Vorabappetithapperl auf die Abendgala dann schon merkwürdigerweise den vielleicht wichtigsten Preis, bei dem man sowohl schwedische wie internationale Spielerinnen nominieren kann.

Lotta Schelin wurde gleich zu Beginn etwas überraschend als beste Stürmerin ausgezeichnet, ein Preis, bei dem ich Christen Press favorisiert hatte. Aber Schelins Saison als Torschützenkönigin der französischen Liga, Champions League Finale und Torschützenkönigin der EM (wenn auch mit Toren gegen vermeintlich leichte Gegner)  wog bei der rein schwedischen Jury natürlich stärker. Auch eine verdiente Siegerin, keine Frage.

Erwartungsgemäß wählte die Jury um Pia Sundhage Nilla Fischer zur besten Abwehrspielerin des Jahres, zumal es ja gerade Sundhage war, die Fischer auf diese Position beordert hatte. Die Neu-Wolfsburgerin dankte ihrer Familie, ihrer Frau und auch Linköpings Charlotte Rohlin, die eine Art Mentorin bei der zu Beginn nicht gerade freiwilligen Umschulung gewesen ist.

Jonas Eidevall erhielt den Preis als bester Trainer für seine Meisterleistung auf der ersten Cheftrainerstelle in Malmö gleich Tyresö den Titel abzuluchsen und den Kronprinzessin-Victoria-Pokal wieder nach Malmö zu holen.

Da fast ohne Konkurrenz teilten Sundhage & Co. den Preis als „Durchbruch“ der Saison an ihre Nationalspielerin Jessica Samuelsson aus.

Und ins Tor stellte die Jury erwartungsgemäß Islands Nummer 1 Thora Helgadottir, die in Malmö 14 mal ohne Gegentor blieb. Die bedankte sich beim Trainer, der die Mannschaft viel besser gemacht habe und bei ihrer Viererkette, die manchmal herbe Kritik bekommen hätte, aber wenn man 14 mal zu 0 spielt und nur 13 Gegentore bekommt, dann zeige das doch, das auf sie Verlass sei.

Peinlich wurde es, als dem männlichen Rekordnationalspieler Anders Svensson von einem Sponsor via Fußballverband ein Auto als Geschenk dafür gegeben wurde, Therese Sjögran aber, die 30 Länderspiele mehr als Svensson hat, nicht einmal einen Blumenstrauß bekam. In einem Land, das sich selbst immer das gleichberechtigste Land der Welt nennt, kein Ruhmesblatt und auf Twitter brach dann auch ein zahmer Shitstorm los.

Als dann der Preis „Diamantbollen“ anstand, also Schwedens Fußballerin des Jahres ausgezeichnet werden sollte, wurde es spannend. Denn nicht wenige hatten Nilla Fischer als Konkurrentin von Lotta Schelin heraufbeschworen. Aber als Anja Gatu, Sportchefin bei Sydsvenska Dagbladet die Begründung vorlas, war der letzte Satz klar: „Der diamantene Ball 2013 geht an Lotta Schelin.“ Für die 29-Jährige Göteborgerin in Diensten von Olympique Lyonnais ist es insgesamt das vierte Mal und das dritte Mal hintereinander.

Zum achten Mal hintereinander gewann anschließend Zlatan Ibrahimovic den goldenen Ball als Fußballer des Jahres.

 

Die Woche

In der vergangenen Woche ist nicht so viel passiert in Sachen Frauenfußball und Schweden. Ich war drei Tage in München und staunte darüber, dass sich rund neun Millionen Deutsche anschauen wollen, wie ein magersüchtiges Model einen gekochten Kamelpenis isst und große Zeitungen wie BILD (nicht erstaunlich) und SPIEGEL ONLINE (oft SPON genannt) ausführlichst damit beschäftigen, aber das wäre ein anderes Thema für einen anderen Blog.

Pia Sundhage hat hierzulande bald (naja, ich übertreibe) Zlatan Ibrahimovic in Sachen Popularität eingeholt. Zumindest hamstert die bald 53-Jährige einen Preis nach dem anderen ein. Im Januar holte sie sich den Titel beste Frauenfußballtrainerin der Welt der FIFA, Trainerin des Jahres auf der Sportler-des-Jahres-Gala in Schweden und Trainer des Jahres der Nachrichtenagentur TT, Einen Ehrendoktortitel gibt es auch noch in diesem Jahr und wie immer ist Sundhage bescheiden und teilt diesen akademischen Würdentitel „mit allen, die sich wie ich für den Frauenfußball einsetzen“.

Mallbacken, das kleine, aber sympathische Dörfchen, das 2013 wieder in der höchsten Spielklasse anwesend sein wird, dürfte seinen Namen ändern. Auf der Jagd nach Sponsoren hat man mit der Gemeinde Sunne, zu der Mallbacken gehört, Verhandlungen geführt. Sven Eriksson, Boss des Vereins, der 2012 die Söderettan gewann und sich dann im Ausscheidungsspiel gegen Sirius durchsetzte, teilte mit, dass der Name des Vereins wohl Mallbackens IF Sunne lauten werde, wenn die Damallsvenskan beginnt. Dafür lässt die Gemeinde dann eine nicht näher genannte Summe springen.

Der neue US-Trainer Tom Sermanni hätte gerne drei Spielerinnen aus der Damallsvenskan in seinem nächsten Trainingslager gehabt. Da Meghan Klingenberg (Tyresö FF) jedoch verletzt ist, wurden es nur zwei: Erwartungsgemäß Christen Press (ebenfalls Tyresö) und dazu überraschend (weil von Pia Sundhage ignoriert) Mittelfeldspielerin Yael Averbuch von Kopparberg/Göteborgs FC. Die beiden Spielerinnen werden Anfang Februar zum 29-köpfigen Kader Sermannis stoßen, der zwei Spiele gegen Schottland bestreiten soll.Für das erste Spiel am 9. Februar in Jacksonville (Florida) sind übrigens schon 10.000 Karten verkauft. Christen Press wird noch vorher am 2. Februar ihr Debüt für Tyresö gegen den norwegischen Spitzenclub Stabaek geben. Das wird dann mein erstes Spiel in dieser Saison.

Im Kader Sermannis ist die 17-Jährige Torhüterin Jane Campbell von Concorde Fire South die größte Überraschung, auch wenn nicht damit zu rechnen ist, dass Campbell letztlich der Truppe gegen Schottland angehören wird. Denn mit Hope Solo, Ashlyn Harris, Jill Loyden und Nicole Barnhart sind vier etablierte Torfrauen aufgeboten.

Crystal Dunn ist nominiert. Sie gilt als DAS größte Talent im amerikanischen Fußball und studiert noch ein weiteres Jahr in North Carolina. Whitney Engen stößt wieder hinzu, die Abwehrspielerin, die vorletzte Saison ein paar Monate in Tyresö spielte, wird 2013 für den FC Liverpool spielen.

Die schwedische Nationalmannschaft wird am 6. April ein Vorbereitungsspiel gegen Island in Växjö bestreiten. Wie man hörte, wollte der isländische Trainer gerne in Växjö spielen, wo sein Team bei der EURO dann auf Deutschland treffen wird.

Rebecca Johnson, Mittelfeldspielerin mit Vergangenheit bei QBIK, Djurgården und Dalsjöfors hatte ein spektakuläres Jahr 2012. Zuerst ging ihr Verein Dalsjöfors in Konkurs, dann zog sie kurzentschlossen für ein paar Wochen in das isländische Örtchen Akureyri und gewann mit dem Verein Thor K/A ihren ersten Meistertitel. Aber keine Vereine meldeten sich bei ihr. Nach einem Interview mit damfotboll.com vor ein paar Wochen, begann aber das Telefon zu klingeln. Nun kann Johnson aus mehreren Angeboten wählen. Einiges spricht dafür, dass sie sich für Erstligist Jitex entscheiden wird, aber wir werden sehen…

 

 

Manon Melis nach Malmö

Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, bei einer Pressekonferenz heute Abend im Malmöer Stadtteil Rosengård tauchte sie dann auf: Manon Melis wird nach einem Jahr Abwesenheit (Linköping) in der kommenden Saison wieder das Trikot von LdB FC Malmö tragen und an der Seite von Ramona Bachmann und Anja Mittag dann wohl eine der stärksten Angriffsformationen im europäischen Fußball zieren.

In Malmö hat sie sich fünf Jahre lang wohl gefühlt, dann wollte sie nach USA und hatte schon beim FC Sky Blue unterschrieben, aber die WPS wurde abgesagt und schließlich abgeschafft und als ihr Ex-Trainer Jörgen Pettersson aus Linköping anrief, da folgte sie dem Ruf und spielte bei den Blauen aus Östergötland eine Saison, die gleich zu Anfang verkorkst wurde und am Ende noch einen dritten Platz ergab.

Noch eine Spielerin, so sagte Malmös Präsident Håkan Wifvesson werde in der kommenden Saison das Trikot Malmös tragen und auch hier vermuten Insider, dass es irgendwie auf Caroline Seger hinauslaufen wird, die zwar noch in Tyresö unter Vertrag steht, die aber unbedingt nach Malmö will, wo sie Familie, Freunde und die große Liebe hat. Was Tyresös starker Mann Hans Löfgren dafür bekommt, wird man sehen, aber auch hier gibt es Vermutungen, die aber noch nicht einmal spruchreif sind.

Die eigentliche Sensation aber, dass die Pressekonferenz im Stadtteil Rosengård stattfand. Hier wuchs Superstar Zlatan Ibrahimovic auf in einem Stadtteil, der in ganz Schweden Synonyom ist für eine nicht immer gelungene Integrationspolitik. LdB FC Malmö will mit dem FC Rosengård fusionieren, einen neuen Namen könnte die Mannschaft dann haben, falls man im März gegen Olympique Lyon ausscheiden sollte. Falls man den Schelin-Club schlagen sollte, müsste man auch als LdB FC in die neue Saison starten.

Da ist noch vieles unklar nach der heutigen Pressekonferenz, aber offenbar hat man neues Geld besorgt, mit dessen Hilfe auch Melis verpflichtet werden konnte. Die Männermannschaft von Rosengård, derzeit noch in der vierten Liga soll allmählich in die zweite Liga Superettan geführt werden, gaben die beiden Vorsitzenden heute Abend bekannt. Und bald finden Sonderhauptversammlungen der Vereine statt, auf denen die Fusion weiter vorangetrieben werden soll. Plötzlich und unerwartet kann man das nennen, aber es ist vonseiten LdBs sicher der Versuch, die Frauenmannschaft langfristig auf wirtschaftlich sichere Füße zu stellen.

 

Annike & Zlatan = sant?

Nein, keine Angst. Sie sind kein Paar. Annike Krahn, deutsche Nationalspielerin, und Zlatan Ibrahimovic, Schwedens Superstar, könnten sich aber bald kennen lernen, denn vermutlich werden beide im Herbst für den selben Verein spielen. Vielleicht drücken sie dann gemeinsam die Schulbank und lernen Französisch.

Genug der Scherze. Annike Krahn wechselt wohl doch nicht zum schwedischen Erstligisten Kopparberg/Göteborgs FC, deren Abwehrproblem soll ja, wie wir berichteten, die Amerikanerin Camille Levin lösen. Kann man dem ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten und Medienmogulen Silvio Berlusconi glauben. dann hat er am Donnerstagabend nach einer viertstündigen Verhandlung Zlatan Ibrahimovic an den französischen Erstligisten Paris St. Germains verkauft und den brasilianischen Abwehrrecken Thiago Silva noch dazu.

Keine 24 Stunden später wurde auch Annike Krahn mit dem sowohl im Herren- wie im Damenbereich aufstrebenden Club in Verbindung gebracht. Seit einer Saison spielt bereits die hochtalentierte US-Angreiferin Ella Masar für den Hauptstadtverein. Die Costa Ricanerin Shirley Cruz wechselt von Lyon nach Paris und Anfang Juni wurden gleich drei Stars der besten europäischen Mannschaft, Olympique Lyon, mit Paris in Verbindung gebracht: Sandrine Bretigny, Abwehrgigantin Laura Georges und Mittelfeldstar Louisa Necib. Bretigny jedoch wechselt zum Dauerfavoriten 1.FFC Frankfurt in die Bundesliga, ob es Georges zurück nach Paris verschlägt (sie begann ihre Karriere hier, spielt aber seit acht Jahren in Lyon) und sie Necib ins Schlepptau nimmt, werden wir sehen.

Die französische Fauenfußballseite Footofemin jedenfalls vermeldet den Wechsel der Duisburgerin von der Ruhr an die Seine. Die französischen Kollegen berufen sich auf eine Quelle in Deutschland, nach der Krahn zu Beginn der Woche bei der abschliessenden ärztlichen Untersuchung in Paris war und von dort grünes Licht kam.