Banusic und Folkesson gehen

Zwei schwedische Nationalspielerinnen verlassen ihre Vereine. Dass Marija Banusic Kristianstads DFF verlassen würde, war schon im November klar, als Marija über ihr Twitterkonto mitteilte, dass sie nun nach Hause zu ihrer Familie ziehen würde und Kristianstad für alles dankte.

Spekulationen beschäftigten sich deshalb vor allem mit Clubs im Großraum Stockholm, da Banusics Familie in Uppsala lebt. Nun aber folgt die 19-Jährige Torfrau Hedvig Lindahl, die schon vor Weihnachten als Neuverpflichtung von Chelsea-Trainerin Emma Hayes bekanntgegeben wurde.

Gleichzeitig verlässt Yuki Ogimi den Londoner Traditionverein und verstärkt den deutschen Meister und Champions-League-Sieger VfL Wolfsburg. Ogimi ist spielberechtigt für das im März stattfindende Viertelfinale gegen den FC Rosengård und ihre ehemalige Mannschaftskameradin Anja Mittag. Yuki Ogimi verbrachte 1,5 Jahre in London. Schon bei Bekanntgabe des Wechsels nach London hatte es in ihrem Fall Gerüchte gegeben, dass London nur eine Zwischenstation für einen späteren Wechsel nach Wolfsburg sein würde.

Bei wem Nationalspielerin Hanna Folkesson künftig spielen wird, ist indes nicht bekannt. Die 26-Jährige hat der Vereinsführung von Umeå IK lediglich mitgeteilt, dass sie ihren Vertrag nicht verlängern wird.

Schweden unterliegt Japan – USA so schlecht wie nie

Ich bin nicht in Albufeira oder Faro und tagsüber sitze ich denn auch noch im Büro, während an der Algarve der gleichnamige Cup läuft. Ein Unentschieden hätte Schweden am Nachmittag gegen den Weltmeister gereicht und Linda Sembrant hatte die Blaugelben nach einem Freistoß von Therese Sjögran auch in Führung geköpft, aber Ex-Potsdamerin Yuki Ogimi und Ay Miyama drehten das Spiel. Myama verwandelte in der 89. Minute einen berechtigten Handelfmeter gegen die heute im Tor stehende Carola Söberg. Damit steht Japan im Finale gegen Deutschland und Schweden darf um Platz 3 spielen, gegen China, falls es nicht am Abend gegen Island verliert.

Die dicke Überraschung aber ist das 3:5 der USA gegen Dänemark. Da hatte ich den Däninnen nach 0 Toren in zwei Begegnungen noch fortgesetzte Unfähigkeit, das Tor zu treffen, attestiert, was auch schon in Schweden bei der EURO 2013 das Problem gewesen war – und heute antworten sie mir (SMILE). Fünf Mal musste Weltklassetorfrau Hope Solo hinter sich greifen.

Der dänische Fußballverband freut sich und titelt „Historischer Sieg gegen die USA“auf seiner Homepage. Und das mit gutem Recht. Noch NIE vorher hat eine amerikanische Frauenfußballnationalmannschaft in 90 Minuten fünf Gegentore bekommen. Katrine Veje, Nadia Nadim und Simone Boye Sørensen sorgten für eine sensationelle 3:0 Führung zur Halbzeit. Christen Press erzielte den Anschlusstreffer kurz nach der Halbzeit, bevor Dänemark mit Johanna Rasmussen auf 4:1 davon zog. Sydney Leroux verkürzte und Megan Rapinoe gab den US-Girls Hoffnung, wie so oft schon das Unmögliche möglich machen zu können, aber die eingewechselte Karoline Smidt Nielsen konterte den Amerikanerinnen den fünften Gegentreffer rein.

Nach dem abendlichen, ungefährdeten 3:1 der Deutschen gegen Norwegen gibt es nun ein Finale zwischen Deutschland und Japan. Island schlug in allerletzter Minute China mit 1:0 und schaffte den Einzug ins Spiel um Platz 3 gegen Schweden.

Die Enttäuschungen des Turniers sind definitiv der Weltranglistenerste USA, der wohl noch nie so schlecht an der Algarve abgeschnitten hat (ein Pünktchen aus drei Spielen) nund Vizeeuropameister Norwegen, das ALLE drei Spiele verlor.

Vero Boquete: „Schwer, nicht an das Spiel zu denken“

Vero Boquete – eine der weltbesten Mittelfeldspielerinnen

In weniger als 48 Stunden wissen wir, wer schwedischer Meister 2012 ist. Dann ist das mit großer Spannung erwartete „Finale“ zwischen LdB FC Malmö und Herausforderer Tyresö FF zu Ende. Malmös Pressesprecherin Anna Hjertstedt schickte am Nachmittag eine Mail und bat die akkredierten Journalisten und Fotografen um Geduld und Verständnis am Samstag. Es könne eng werden. Statt der üblichen 15 Medienvertreter hätte man bereits 35 akkreditiert. Mit Sicherheit wird der bisherige Zuschauerrekord dieser Saison locker gebrochen. Man rechnet mit 5.000 und mehr.

Kein Wunder, es wird ein Finale geben, das man so schon ganz lange nicht im Frauenfußball Schwedens erlebt hat.

Ich habe mich mit Tyresös spanischer Weltklassespielerin Vero Boquete getroffen. Und mit ihr über ihre letzte Woche geredet, zu der nicht nur die neue Chance auf den Meistertitel in Schweden gehört, sondern eben auch die Erfahrung des entscheidenden EM-Qualifikationsspiels gegen Schottland in der Nähe von Madrid.

Und ich verstehe nicht, warum Vero nicht unter den zehn besten Spielerinnen der Welt von der FIFA nominiert ist. Eine Auswahl, die immer mehr an Glaubwürdigkeit verliert, auch wenn ich in der Liste Homare Sawa sehe, die ein halbes Jahr verletzt war, aber nicht Yuki Ogimi. Aber das ist ein anderes Thema.

Madrid vor einer Woche. Die Spanierinnen waren favorisiert nach dem 1:1 in Glasgow, aber Schottland ging in Führung, Spanien glich aus und Schottland ging in der Verlängerung abermals in Führung. Jetzt mussten aufgrund der Auswärtstorregelung schon mindestens zwei Tore für Spanien her. Der Ausgleich fiel in der 113. Minute. Und dann Elfmeter in der 119. Eine goldene Situation für Vero. Sie lief an, schoss halbhoch und Gemma Fay boxte den Ball aus der linken Ecke zur Seite.

„In dem Augenblick schien mir, als ob mein Herz stehen bleiben würde,“ erzählt Vero Boquete. „Mir gingen in Windeseile Gedanken durch den Kopf. Das nach Elfmeterschießen verlorene Finale der WPS, das wir (Philadelphia Independence) gegen Western New York verloren haben. Andere Spiele,  bei denen ich verloren habe. Und ich dachte, verdammt, schon wieder. Es waren so viele Bekannte, Freunde und Verwandte da. Wir haben weitergespielt wie in Trance und dann in der 122. Minute köpft eine Mitspielerin im Strafraum den Ball zu mir und es ist verrückt, aber ich habe gewusst, das ist dein Ball, er fiel wie in Zeitlupe zu mir herunter und das Gefühl das ich hatte, als der Ball reinging, ist unbeschreiblich. Ich habe wohl noch nie solche Freude empfunden.“

Selber sah ich das Spiel mittels eines schlechten Internetstreams und der spanische Reporter rastete völlig aus: „Gol, gol, gol, gol, gol, gol, gol, gol…. España! España! España! España!…“

Vero erzählt mir, dass viele spanische Zeitungen nicht zuletzt wegen der Dramatik auf den ersten Seiten über das Spiel berichtet haben. Dort, wo man Frauenfußball auf der iberischen Halbinsel nicht oft findet, eigentlich nie.

Am Abend haben sie dann miteinander gegessen, nicht groß gefeiert. Vero musste am nächsten Tag zurück nach Schweden, wo am Samstag der 21. Spieltag mit dem Spiel gegen Jitex für sie anstand.

Ihr wolltet das Spiel gewinnen, klar, und habt ja auch dominiert. Ich hatte trotzdem das Gefühl, dass man da gesehen hat, dass der allerletzte Biss fehlte. Und mir schien, dass ihr euch so verhalten würdet, weil ihr wenigstens im Unterbewusstsein abgeschlossen hattet mit der Meisterschaft?

„Das kann sein. Gesagt hat das niemand. Wir wollten gewinnen und wir haben in der ersten Halbzeit auch völlig dominiert, danach wurden die besser. Aber ich will nicht ausschließen, das es tatsächlich so gewesen sein kann wie du sagst. Immerhin hatte Malmö fünf Punkte vor uns und alle haben wohl damit gerechnet, dass sie in Umeå gewinnen.“

Wo hast du dann am Sonntag das Spiel Umeå – Malmö (das live im TV übertragen wurde) gesehen?

Vero lacht: „Ich habe das überhaupt nicht gesehen. Keine Minute. Erst hinterher habe ich einiges gesehen. Nein, ich wollte und konnte mir das nicht ansehen. Stattdessen bin ich ins Fitnessstudio, alleine. Hatte mein Mobiltelefon abgeschaltet und habe vor mich hin trainiert. Irgendwann dann war Schluss und erst als ich rauskam, habe ich das Telefon angeschaltet und da waren Nachrichten. Und (Caroline) Seger hatte mich angerufen und das macht sie nur, wenn etwas Wichtiges passiert ist. Am Montag, als ich zum Training kam, habe ich in der Umkleide gescherzt und gesagt ‚Schaut mich an, ich bin euer Glückspilz. Bei soviel Glück, wie ich in den letzten vier Tagen hatte, kann uns nichts mehr passieren.‘ Nein, im Ernst, es ist wirklich ein kleines Wunder, das wir jetzt auf einmal aus eigener Kraft Meister werden können.“

Aber Malmö liegt drei Punkte vorn und denen reicht schon ein Unentschieden.

„Ja, aber sie können doch nicht auf ein Unentschieden gegen uns spielen. Ich denke, dass beide Teams gewinnen wollen. Und wer gewinnt, der wird schwedischer Meister und zwar mit Recht. Ich denke, dass wir nach dieser Saison dieses Finale auch verdient haben.“

Dass Tyresö jetzt aufgrund des Fehlens der in den letzten Wochen immer stärker werdenden Ramona Bachmann Favorit sei, lässt die 25-Jährige aus Santiago de Compostela nicht gelten.

„Nein. Wirklich: Wir hätten gerne gesehen, dass Ramona dabei ist. Denn wir alle wünschen uns das bestmögliche aller Spiele. Und es ist für den Frauenfußball in Schweden, aber nicht nur hier, ein tolles Ereignis. Ich bin sicher, eine gute Spielerin wird Ramona ersetzen. Das Spiel fängt bei 0:0 an, einen Favoriten gibt es nicht.“

 

USA gewinnt hochklassiges Finale

Vor einem Jahr wurde Japan Weltmeister nach einem Spiel, das weitgehend von den USA dominiert wurde. Am Donnerstagabend gewann die USA ihre dritte Goldmedaille in Folge bei Olympischen Spielen nach einem 2:1-Sieg in einem Spiel, das weitgehend von Japan dominiert wurde.

Es muss eines der besten Spiele der letzten Jahre gewesen sein. Vielleicht hat Frauenfussball noch nie auf diesem hohen Niveau stattgefunden. Die USA gingen früh in Führung durch Carli Lloyd, die schon vor vier Jahren in Peking im Finale gegen Brasilien den einzigen Treffer markiert hatte Lloyd verwandelte eine fantastische Hereingabe von Alex Morgan, die endgültig auf dem Weg ist, die beste amerikanische Feldspielerin zu werden.

Die USA waren der haushohe Favorit, aber nach dem Führungstreffer verging noch eine Periode von zehn Minuten und Japan wurde immer stärker. Vorne Turbine Potsdams Yuki Ogimi, die ich spätestens nach diesem brillant von ihr gespielten Turnier zu den besten Stürmerinnen der Welt zähle. Ihr Kopfball aus vollem Lauf, den die überragende Hope Solo mit den Fingerspitzen an die Latte lenkte – grossartig. Kein Wunder, dass sie es war, die in der zweiten Halbzeit, nachdem die USA scheinbar alles klar gemacht hatten, als wieder Carli Lloyd traf, dieses Mal mit einem Weitschuss, den Ball nach einer Billardszene ins Tor bugsierte. Yuki steht fast immer goldrichtig, sie ist schnell, technisch, mannschaftsdienlich und hat einen vorzüglichen Instinkt.

Hope Solo – ihre Glanzparaden retteten die USA wieder einmal an diesem Abend vor über 80.000 in Wembley. 80.000 im Stadion und Millionen in aller Welt, die ein Spiel sahen, dass eine Werbung für den Fusball war. Leider nicht ganz auf der Höhe die sonst so souveräne deutsche Schiedsrichterin Bibiane Steinhaus, die in der ersten Halbzeit Japan einen klaren Handelfmeter versagte.

Japan spielte und dominierte, die USA kämpften und retteten sich am Ende sehr glücklich über die Zeit. Der verdiente Olympiasieg eines Teams, das schon im Halbfinale gegen Kanada aufgrund eines unberechtigten Handelfmeters überhaupt noch in die Verlängerung kam. Und trotzdem in jedem Spiel dieses Turniers eine Klasseleistung zeigte.

Bronze holte ebenfalls verdient und unverdient zugleich Kanada. Verdient, weil man im Halbfinale heroisch gegen die übermächtige USA gekämpft hatte, dreimal führte und nur mit Hilfe der Schiedsrichterin geschlagen wurde. Unverdient, weil Frankreich das Spiel um den dritten Platz vollständig dominierte und massenweise Torchancen vergab, während Kanada nur eine einzige hatte – die Diane Mattheson in der 92. Minute nutzte.