damfotboll.com hört auf

Mit http://www.damfotboll.com hört heute eine der bekanntesten Frauenfußballseiten der Welt auf. Seit 17 Jahren hat Anette Börjesson die Seite betrieben und hatte dabei Thorsten Frennstedt immer an ihrer Seite. Beide haben Unglaubliches für den Frauenfußball geleistet. Börjesson war 1985 Europameisterin mit Schweden und Frennstedt teilte heute Abend lakonisch mit, dass er nach 47,5 Jahren (!!!!) Frauenfußballjournalismus heute für immer auslogge. Das stimmt traurig.

Selber habe ich für die Seite mehr als neun Jahre geschrieben. Spielberichte, Nachrichten und auch immer wieder Interviews. Das fällt nun weg und dem Frauenfußball in Schweden geht die wichtigste mediale Quelle verloren.

Denn zwar hat sich die Berichterstattung über den Frauenfußball in den letzten siebzehn Jahren enorm verbessert. Aber in Schweden heisst das primär, dass über die Nationalelf berichtet wird. Selbst bei einem so entfernten Turnier wie in Kanada vergangenes Jahr schickt inzwischen jede grosse Zeitung mindestens einen Berichterstatter mit auf den Weg, um über das schwedische Team zu berichten.

Dass dem so ist, daran haben Anette und Thorsten großen Anteil.

Aber schon über die Ligaspiele der Damallsvenskan wird kaum berichtet. Natürlich macht der FC Rosengård immer wieder Schlagzeilen in Sydsvenska Dagbladet, dem regionalen Blatt in Südwestskåne. Aber in Stockholm hat es ein Verein wie Djurgården oder AIK oder Hammarby sehr schwer, in die Presse zu kommen.

Als ich zuletzt beim Spiel gegen Umeå im Stockholmer Stadion war, gab es keine schreibenden Journalisten und mein Versuch, Torhüterin Tove Enblom zu einem kurzen Gespräch zu bewegen, scheiterte daran, dass sie lieber mit ihren Verwandten und Freunden reden wollte. Kein Problem, aber schon ziemlich komisch, auch weil man es gar nicht gewohnt ist, dass da jemand was fragen und dann veröffentlichen will.

In Schweden sind wir dieses Jahr meiner Meinung nach in eine mediale Krise hineingeschlittert, auch weil die Fernsehrechte nicht verkauft werden konnten. Zwar hat der Interessenverein der Liga, der EFD, nun selber die Übertragungen organisiert, aber vie meisten Kommentatoren sind schlecht und auch schlecht vorbereitet. Interviews gibt es keine, weil man halt billig produzieren muss und der Reporter wohl meist in einem Stockholmer Studio sitzt. Da wird einfach weniger kommuniziert als je zuvor.

Und ohne damfotboll wird es zappenduster.

Ich wusste schon gut einen Monat von der bevorstehenden Schliessung und habe mir überlegt, nun auch ein schwedischsprachiges Blog zu schreiben, in dem es dann regelmässig Interviews geben soll. Den Anfang macht ein Gespräch mit Wolfsburgs Neuzugang Sara Björk Gunnarsdottir, die ich vergangene Woche in Eskilstuna traf. Moirgen auf Schwedisch und Sonntag auf Deutsch.

Malmö verliert zum zweiten Mal in acht Tagen und üble Verletzung in Göteborg

In den letzten Tagen bin ich wenig dazu gekommen, hier aktuell zu sein. Zuerst war ich in Kalmar am Dienstag und Mittwoch und durfte unter anderem einen Blick in das völlig zugeschneite Stadion Guldfågeln Arena werfen, das dann im Juli Kalmar Arena heißen muss und in dem Deutschland auf Norwegen treffen wird.

Und am Donnerstag- und Freitagabend war ich auf Konzerten bei The Killers und Villagers, über die ich an anderer Stelle schreiben werde.

Heute dann habe ich Wache ei damfotboll.com geschoben, erstmals eigentlich, da meine Kollegen Thorsten Frennstedt (derzeit krank, gute Besserung!) und Anette Börjesson verhindert waren.

Wache schieben bedeutete heute, dafür zu sorgen, dass wir alle Ergebnisse von Testspielen reinbekommen, an denen Teams aus der Damallsvenskan und der Elitettan beteiligt sind. Und auch die Torschützinnen, was nicht immer einfach ist. Aber da muss ich mich bedanken bei den vielen Spielerinnen, die heute per SMS, Twitter, Facebookmail immer sehr schnell geantwortet haben. Toll! Das war eine neue Erfahrung, die aber wieder mal zeigt, dass der Frauenfußball eine recht kleine Szene ist.

Malmö spielte heute in Frankfurt. Ein echter Test vor dem Algarve-Cup im Vereinstrikot. Denn danach ist dann nur noch wenig Zeit zur Vorbereitung auf das Hinspiel bei Olympique Lyonnais am 20.03., gegen die scheinbar übermächtig starken Französinnen. Die gewannen am Abend ihr Spitzenspiel gegen Paris SG mit 3:0 und Lotta Schelin in Weltklasseform sorgte mit ihren beiden Toren für die Entscheidung.

Frankfurt schlug Malmö mit 2:1. Ich habe nach dem Spiel mit Erling Nilsson, dem Fußballverantwortlichen von Malmö gesprochen und später dann auch mit Anja Mittag. Beide waren zufrieden mit der Leistung. Individuelle Fehler hatten zu den Gegentoren von Kerstin Garefrekes und Tameka Butt geführt. Ramona Bachmann hatte den Anschlusstreffer gemacht und Sara Björk Gunnarsdottir die Latte per Kopfball getroffen. Anja lobte auch die Leistung von Frankfurts Torfrau Desi Schumann, die exzellent gehalten hätte. Erling Nilsson sagte, man habe Chancen gehabt, auszugleichen und sei in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft gewesen. Anja relativierte das etwas, weil sie einräumte, dass Frankfurt auch sicher etwas aus de Rhythmus gekommen wäre, da man oft ausgewechselt habe.

In Göteborg gewann Jitex gegen Falköping mit 5:0 und normalerweise würdet ihr das Ergebnis lediglich oben unter TESTSPIELE 2013 finden, aber in diesem Spiel verletzte sich die neue Außenverteidigerin Linn Andersson von Jitex schwer. Die 24-Jährige ging nach einem Tackling zu Boden und nach Angaben von Zuschauern sowie Mitspielerinnen glaubt man, dass sie sich das Schienbein gebrochen hat. Das Spiel wurde nach 82 Minuten abgebrochen. Die Spielerin durfte nicht weggegtragen werden, sondern wurde vom Platz direkt mit Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht. Unter den ca 20 Zuschauern ging sogar das Gerücht, dass man den Knochen hätte sehen können. Wir wünschen gute Besserung!

Und aus Tyresö noch schnell die Nachricht, dass Donnerstagabendgegner KIF Örebro beim überraschenden 3:3 die tschechischen Zwillinge Irena und Lucie Martinkova einsetzte und beide offenbar einen hervorragenden Eindruck hinterließen. Ich habe mich schon öfter gefragt, warum Vereine nicht häufiger Spielerinnen aus Mittelost- und Osteuropa einladen, denn dort sind einige sehr talentierte, entwicklungsfähige Spielerinnen zu finden. Bei den Martinkovas hat Örebros frühere tschechische Weltklassespielerin Pavlina Scasna Novikova mitgeholfen.