Halbzeit (1): Tyresö

Marta im Trikot von Tyresö – wohin zeigt der Daumen am Ende?

Halbzeit in der Damallsvenskan. Vor gut einer Woche habe ich eine subjektive Zusammenfassung angekündigt. Im Gegensatz zu anderen Bloggern habe ich es in diesem Jahr unterlassen, eine Schlusstabelle zu tippen. Es endet eben nur peinlich mit in der Regel 2 richtigen und 10 falschen Prognosen. Zwölf Spieltage sind absolviert, es gibt zwei Nachholspiele im Kielwasser der U19-EM in der Türkei. Vom elften Spieltag ist Djurgården – LdB FC Malmö (15.08.) nachzuholen und vom 12. Spieltag dann noch Umeå IK – AIK (16.08.).

Wie ist die Saison bisher gelaufen, wir gehen die Tabelle von oben nach unten durch:

Tyresö FF: Der Goldfavorit steht oben. Ziel erreicht? Malmö ist mit einem Punkt Rückstand Zweiter und hat ein Spiel weniger,  die Führung wackelt also am 15.08., wenn Malmö sein Nachholspiel beim Tabellenletzten Djurgården absolviert.
Mit diesem Kader müsste Tyresö eigentlich nahezu unschlagbar sein. Sicher, es gab eine Reihe von Verletzungen, die Niederländerin Kirsten van de Ven pausierte zuletzt mit ihrer dritten Gehirnerschütterung (!) in dieser Saison ebenso wie die Dänin Line Röddik Hansen. Aber mit dem Samba-Trio Marta, Vero Boquete und Elaine, dazu mit der Schweden Caroline Seger und allen anderen Nationalspielerinnen hätte Tyresö eine Hinrunde spielen müssen, die mit dem 7:0 Heimsieg gegen Örebro so begann, wie man das erwartet hatte. Danach kam Sand ins Getriebe. Der ehemalige Sportchef Hans Löfgren wurde wegen des Kaufes sexueller Dienste zu einer saftigen Geldstrafe verurteilt und auch wenn der 46-Jährige offiziell nichts mehr mit dem Verein zu tun haben soll – glauben tut das niemand, denn Löfgren steht weiterhin auf der „Brücke“ des Vereins, zeichnet die besten Spielerinnen aus, herzt und umarmt seine Mädels und gibt Anweisungen. Beim Spiel gegen Vittsjö Ende Juni war er als „Sportchef“ Tyresös akkrediert und auf Nachfragen der Zeitung Kristianstadsbladet erklärte er, er könne sich gar nicht dran erinnern, wie das mit der Akkreditierung war, gut eine Woche war vergangen…

Trainer Stefan Fredriksson, ein ebenso kompetenter wie sympathischer Fußballlehrer, den ich mehrfach gesprochen habe und wegen seiner verbindlichen Art schätzte, trat von einem auf den anderen Tag zurück. Grund: Er sei nahe an einem Burn-Out, könne die Doppelarbeit als Trainer und Familienvater nicht mehr leisten, ohne dass er Schaden nehmen würde. Offenbar wurde Fredriksson nicht ernst genommen von einer Truppe selbstbewusster und teils ungebändigter Stars.

Wenn Tyresö dieses Jahr nicht Gold gewinnt, dann ist das eine mittlere Katastrophe, denn der Kader muss für den Frauenfußball enormes Geld verschlingen. Geld, dass Ex-Manager Löfgren dank des von ihm ins Leben gerufenen Netzwerks von Sponsoren auftreibt, aber auch das Netzwerk will Resultate sehen.
Spielerisch fehlt der Mannschaft oft die Einheit, da wird überdeutlich, dass es sich um ein Ensemble von hochtalentierten Individualisten handelt, die zusammen wenig miteinander anfangen können. Aber wenn Marta oder Vero zu Dribblings ansetzen oder Seger sich Richtung gegnerisches Tor durchtankt, dann reicht das eben sehr oft. Tyresö hat jetzt zwei seiner eigenen Talente, Helen Eke und Jennifer Egelryd an den finnischen Erstligisten Åland United ausgeliehen, damit die Beiden Spielzeit bekommen. Das ist ein weiterer Punkt, den einige an Tyresö kritisieren: Es sei eine zusammengekaufte Söldnertruppe ohne lokale Verankerung. Das stimmt nicht so ganz, denn heute Abend steht mit Pauline Hammarlund ein eigenes Talent in den Reihen der schwedischen U19, die nach dem EM-Titel in Antalya greift.
Auch wenn vieles im Argen liegt: An Tyresö kommt man nicht vorbei, wenn es um die Vergabe des Meistertitels geht und es ist möglich, dass die Entscheidung am letzten Spieltag in Malmö fällt, dann kommt nämlich Tyresö zu Besuch.

Vittsjö trotzt Tyresö ein Unentschieden ab

Ida Olsson machte ein Riesenspiel gegen Marta

Die Überraschungsaufsteigerinnen von Vittsjö GIK trafen heute auf Tyresö FF. Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren, dass ein Spiel in der Damallsvenskan restlos AUSVERKAUFT war. 2.500 Zuschauer, mehr gegen in die kleine Arena des 1.600-Seelenörtchens in der Nähe von Hässleholm in Skåne nun mal nicht rein. Alle Einwohner plus 900 kamen ins Stadion, naja ein paar sind sicher daheim geblieben. Die Partie wurde im Fernsehen übertragen und am Ende strahlte Vittsjös Trainer Thomas Mårtensson und war hochzufrieden mit dem Ergebnis und der kämpferischen Leistung seiner Mannschaft.

Denn das 1:1 gegen Tyresö, das immerhin mit Spielerinnen wie Marta, Caroline Seger und Vero Boquete angetreten war, ist eine weitere fabelhafte Leistung und bedeutete den 22. Punkt im elften Spiel. Platz drei nach der Hinrunde ist damit unter Dach und Fach, wer hätte das gedacht?

Emma Sjödahl hatte Vittsjö sogar in der 28. Minute in Führung geköpft, obwohl Tyresö, so ehrlich muss man sein, fast über die gesamte Spielzeit dominierte. Aber hinterher sprach man von Effektivität und die ist bei Vittsjö einfach meisterlich. Von den wenigen Chancen nutzte Sjödahl ihre und Nationalspielerin Linda Sembrant sah ebenso alt aus wie zuletzt Alexander Badstuber gegen Mario Balotelli, Sembrant hielt es nicht für nötig mit hochzuspringen, um Sjödahl wenigstens zu irritieren, so konnte diese den Ball wuchtig und unhaltbar für Carola Söberg platzieren.

Erst in der 73. Minute kam eine lange Ecke von Marta zu Lisa Dahlkvist und die konnte mit dem Fuß den Ausgleich erzielen. Marta wurde hervorragend immer wieder gestört von der erst 20-Jährigen Ida Olsson, die gegen die brasilianische Weltfußballerin ein Riesenspiel machte. Ganz ausschalten lässt sich Marta nicht und in der ersten Halbzeit traf sie die Querlatte, aber die 26-Jährige war zeitweise schon sehr genervt vom körperbetonten Spiel Olssons, die sie nicht zur Entfaltung kommen ließ.

Bei aller Überlegenheit konnte Tyresö seine Chancen nicht nutzen und die Mannschaft kommt einem immer wieder vor wie ein Orchester von Individualisten ohne Dirigent. Ob der frühere Co-Trainer Leif Edeborg, der nach dem plötzlichen Rücktritt Stefan Fredrikssons übernommen hatte, auch nach der bald bevorstehenden Sommerpause weiter auf dem Chefsessel sitzen wird, steht noch nicht fest. Tyresö hat möglicherweise zwei wichtige Punkte im kampf um die Meisterschaft verloren. In letzter Sekunde verpasst Lisa Dahlkvist noch den Siegtreffer und so blieb es beim aufgrund der aufopfernd kämpferischen Leistung der Gastgeber nicht unverdienten Unentschieden.

 

Pokal, Runde 3, Teil 2

Dass der schwedische Pokal glanzlos über die Runden gebracht wird, darüber regen sich Frauenfußballfans und -experten schon seit Jahren auf. Umsonst. Vergangenes Jahr wurde das Finale zwischen Kopparberg/Göteborgs FC und Tyresö FF im Fernsehen übertragen, es war sogar hinreichend dramatisch und erst im Elfmeterschießen von der Heimmannschaft (!) gewonnen, aber es kamen dennoch nur 920 Zuschauer. Das nimmt man grad nun gern zum Vergleich, wenn in Köln beklagt wird, dass „nur“ knapp 16.000 den FC Bayern seinen ersten großen Titel gegen bis heute in dieser Saison titellose Frankfurterinnen gewinnen sahen.

Immerhin: Gestern Abend kamen zum Zweitligisten Sirius in Uppsala sage und schreibe 1.526 Zuschauer zum Pokalspiel der dritten Runde. Warum? Marta Vieira da Silva war zu Gast und im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen, die in solchen Begegnungen die Stars auf der Bank sitzen lassen, muss man Tyresö und seinem Trainer Stefan Fredriksson ein Kompliment machen. Zwar ließ auch er Torfrau Carola Söberg, dazu Linda Sembrant, Johanna Frisk und Madelaine Edlund zunächst auf der Bank sitzen und gab den Reserven Jessica Höglander (U19-Nationaltorfrau), Jennifer Egelryd, Pauline Hammarlund (U19-Torschützin beim 1-0 in Västerås, das Deutschland aus der EM kickte) und Helén Eke einen Starteinsatz, aber Superstar Marta spielte von Beginn an und wurde erst nach 75 Minuten vom Feld geholt. Bis dahin war das Spiel aber auch schon gelaufen. Kirsten van de Ven hatte zweimal getroffen und Lisa Dahlkvist ihren ersten Treffer in einem Wettbewerbsspiel für Tyresö erzielt. Da war nur noch Statistik, als am Ende U16-Nationalspielerin Marija Banusic (die ich im Januar traf und deren Talent mich sehr beeindruckte) noch das umjubelte Ehrentor schoss.

Djurgården verbrachte den Abend in Västerås beim Drittligisten Gideonsberg und gewann locker mit 8:0. Torschützen: Mia Jalkerud, Sofia Nilsson (je 2), Madeleine Stegius, Irma Helin, Natalia Rickne, Linda Lundberg. Dort stand Ersatztorfrau Tove Enblom erstmals in einem Wettkampfspiel zwischen den Pfosten.

Jitex gewann 7:0 in Mariestad, einem idyllischen Ort am südlichen Ufer des großen Vänern-Sees. 200 Zuschauer sahen Tore von Annica Sjölund (3), Caroline Lindblad, Kristine Lindblom, Christina Julien und Kristin Karlsson.

Nach drei Niederlagen in Folge gewann Umeå IK sein Auswärtsspiel beim Tabellenführer der zweiten Liga Nord, Sunnanå SK, mit 2:1. Nationalspielerin Emma Berglund brachte Umeå durch einen Foulelfmeter in der zweiten Halbzeit in Führung. Nina Jakobsson glich nach Vorlage von Perpetua Nkwocha aus. Jenny Hjohlman sorgte schließlich für die Entscheidung in der 67. Minute, obwohl Sunnanå durchaus Chancen zum Ausgleich hatte. Die UIK-Spielerinnen, deren bizarre Trikot- oder besser Hosenbodenwerbung ich in einem Ohne-Worte-Post gezeigt habe, feierten den Sieg mit einem Duschwettkampf zwischen Caroline Jönsson und Pernilla Nordlund, deren Siegerin mir aber nicht gemeldet wurde.

Ebenfalls nur 2:1, wenn man so will, siegte der Pokalsieger 2010 KIF Örebro bei Jennifer Meiers früherem Club Bollstanäs SK. Sarah Michael und Marie Hammarström schossen die Tore für die Gäste, den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte Jocelyn Charetteerzielt.

In einem Spiel zweier Drittligisten gewann Torslanda bei Stångenäs mit 5:4.

Und in Stockholm trafen die Traditionsclubs Hammarby und AIK aufeinander. Der Erstligist AIK siegte durch einen Treffer von Clara Markstedt verdient mit 1:0. Allerdings war ein Klassenunterschied weder im Ergebnis noch im Spiel zu bemerken. Der größte Unterschied zwischen beiden Teams schien mir, dass Hammarby, dass eben bis auf die Torhüterin einen völlig neuen Kader hat, sich in allen Mannschaftsteilen noch finden muss. AIK ist da wesentlich weiter. Der Tabellenletzte der Damallsvenskan hatte in Malin Diaz und Elin Bragnum seine besten Spielerinnen. Die früheren Hammarby-Spielerinnen Nazanin Vaseghpanah und Madeleine Tegström wurden eingewechselt.

AIK schlägt sich selbst und Martas Sprache

Marta im Spiel gegen AIK am letzten Samstag

Irgendwo zwischen 5 und 8 zu Null. Das hatte Linköpings Stürmerin Emma Lundh erwartet, mit der ich mich nach dem Spiel unterhielt. Dass Tyresö aber bis 13 Minuten vor Schluss brauchen würde und dazu noch ein Eigentor von Maija Saari, hatte sie genausowenig vorhergesehen wie ich.Es war denn auch alles andere als ein aufregendes und sehenswertes Spiel, dessen Spannung mit zunehmender Spieldauer lediglich in der Frage bestand, ob Tyresö hier sensationelle zwei Punkte abgeben könnte mit seiner Weltklassetruppe gegen AIK:s sehr junge Mannschaft.

AIK spielte mit zwei Viererketten, aber so diszipliniert, dass Marta & Co. nichts Zählbares zustande brachten. Ok, es gab Torchancen, aber die wurden bisweilen leichtfertig versiebt. Und die sonst so explosive Madelaine Edlund wirkte bestens aufgehoben in der Zentralverriegelung der Gäste mit U19-Nationalspielerin Jennie Nordin.

Da kam es dann zu anderen Themen im kühlen Maiwetter. Marta und ihr Verhalten wieder einmal. Die Brasilianerin sah in der 90. Minute die gelbe Karte wegen Meckerns und musste fast gewaltsam von Mannschaftskameradinnen zurückgehalten werden, um nicht weiter zu klagen und dann vielleicht rot von der inkonsequenten Schiedsrichterin Annika Andric zu sehen. Inkonsequent, denn Marta hätte in der Tat rot sehen müssen. Ich finde ihr Verhalten auf dem Platz nicht mehr akzeptabel. Wenn man fotografiert und oft nur wenige Meter entfernt steht, bekommt man einiges mit. Etwa als Marta in der ersten Halbzeit den Linienrichter anschrie: „Was zum Teufel soll das?“ nach dieser die Abseitsfahne gehoben hatte. Oder auch „Halt das Maul!“ zu einem zugegeben wenig geistreichye Schlachtrufe produzierenden AIK-Anhänger.

Der Zuneigung der Fans in Schweden tut all das keinen Abbruch, denn gleichzeitig kann man konstatieren, dass Marta ein Publikumsmagnet ist. Der Zuschauerschnitt in den Spielen, in denen sie, heim wie auswärts zu sehen ist, liegt ein Vielfaches über dem eigentlichen Durchschnitt. Tyresös Trainer Stefan Fredriksson verteidigt seine Spielerin: „Nein, ich sehe das nicht so, das für Marta andere Regeln gelten. Man muss aber auch sagen, dass sie wirklich sehr viel gefoult wird, sie muss mehr einstecken als die meisten anderen und da ist es nur verständlich, wenn sie dann auch darauf reagiert.“

Drei Punkte für Tyresö, am Ende ist nicht mehr wichtig, wie sie zustande gekommen sind. In der Meisterschaft läuft alles immer mehr auf einen Zweikampf zwischen LdB FC Malmö und Tyresö FF hin, die nun beide dieLiga mit ihren 15 Punkten anführen. Malmö hat mehr Tore erzielt, selbst die Tordifferenz ist gleich.

Damallsvenskan 2012

Morgen Mittag mache ich mich auf den Weg nach Tyresö, südöstlich von Stockholm, wo Hans Löfgrens Werk, das er vor gut fünf Jahren begonnen hat, den ersten Schritt seiner Bollendung erleben soll. Von der vierten Liga zum Meistertitel. Damals, so hat er mir einmal erzählt, spielte seine Tochter in einer Jugendmannschaft von Tyresö FF. Er hatte mitbekommen, dass die erste Mannschaft Tyresös gerade abgestiegen war. Und ein Gedanke keimte auf. In den Wochen darauf hat er dann seine legendäre Power-Point-Präsentation geschrieben, ist damit zum Vorstand des Vereins gegangen und hat seinen Plan vorgestellt. Das gerade abgestiegene Team sollte 2012 schwedischer Meister werden und 2014 die Champions League gewinnen.

Wenn man gerade in die vierte Liga abgestiegen ist, hält man solche Pläne und Visionen sicher für Wolkenkuckucksheime. Aber Löfgren kann Leute überzeugen, der Verfein sagte: „Mach mal“ und ernannte den Mittvierziger zum Sportchef. Er besorgte gleich fünf neue Spielerinnen aus der zweiten Liga und die Reise startete. Trainer war damals Tino Katsoulakis, ein Mann der Fußball mit großem Engagement lehrt und der bis heute sehr beliebt bei seinen Spielerinnen ist. Azra Durakovic ist ein großes Stück des Wegs mitgegangen, sie war Mannschaftskapitänin und spielte noch ein Jahr in der erstn Liga, 2010. Dann war sie aber schon nicht mehr gut genug. Und das ist das Traurige an der Erfolgsgeschichte. Von denen, die vor fünf Jahren den rasanten Aufstieg durch das Seriensystem begannen, ist heute keine einzige Spielerin mehr aktiv in der Mannschaft.

Stattdessen Weltklasse und schwedische Spitze: Marta, Vero Boquete, Caroline Seger, Elaine Moura, Kirsten van de Ven, Madelaine Edlund, Lisa Dahlkvist, Line Röddik Hansen, Linda Sembrant, Johanna Frisk, Annika Svensson, Carola Söberg. Das sind schon 12 Namen. Eine aus dieser beeindruckenden Auswahl wird morgen auf der Bank sitzen müssen. Trainer Stefan Fredriksson sagte mir am Dienstag in Göteborg, dass das auch seine Aufgabe sei: „Ich muss vermitteln und erklären, warum einige nicht spielen werden. Aber wir haben auch einen einzigartigen Luxus. Für die Nationalspielerinnen hat eine Saison bis zu 40 Spiele. Es gibt immer Wehwehchen. Wenn mal jemand angeschlagen ist, können wir sie immer fast gleichwertig ersetzen.“

Tyresö ist also der haushohe Favorit auf die Meisterschaft. Und Linköping, das sich so grandios verstärkt hat, wird durch den Kreuzbandriss von Linda Sällström zwar nicht wesentlich schwächer, aber die Alternativen werden geringer für Sportdirektor Jörgen Pettersson. Für Emma Lundh kann die Verletzung Sällströms allerdings den Stammplatz bedeuten. Eine Spielerin, der ich den Durchbruch und eine sensationelle Saison zutraue.

Ich werde jetzt nicht die Vereine der Liga herunterbeten. Malmö und Göteborg heißen die anderen beiden Teams, die es packen könnten, aber wohl eher um Bronze spielen werden. Aber an einem guten Tag können sie fast alle schlagen. Aber da Tyresö nicht nur die beste Spielerin der Welt hat, sondern vielleicht auch die zweit- oder drittbeste in Vero, muss sich schon eine der Beiden verletzen, damit es schief gehen soll. Achillesferse ist die Abwehr, die Vier sind nicht sonderlich schnell, das sind aber eben Manon Melis und Lisa DeVanna. Kriegt die portugiesischstämmige Australierin ihr berüchtigtes Temperament in den Gridd und bildet ein Angriffspaar mit Melis, dann dürfte das eine der besten Sturmreihen der Welt sein. Nicht auszudenken, wie das mit Sällström hätte aussehen können. Tyresös Abwehr wäre schwindlig geworden und hätte hinterhergehechelt.

Wir werden ein großes Mittelfeld haben in dieser Saison. Fünf Vereine: Kristianstad, Umeå, Örebro, Jitex und Piteå. Je nachdem, wer das Puzzle besser hinbekommt, wird vorne landen. Ein bisserl Glück gehört auch dazu und um mit Bernd Schröder zu sprechen: „Fußball ist keine Naturwissenschaft.“

Das Jahr ist wichtig. Nächstes Jahr ist nämlich EURO angesagt in Schweden. Wir müssen alles tun, um eine stabile und gute Zuschauerbasis aufzubauen. Schon wieder macht das Gerede von der besten Liga der Welt die Runde, nachdem Malmö und Göteborg im Viertelfinale der CL Tschüss sagen mussten. Dummes Geschwätt? Mitnichten. Die Saison in Schweden liegt halt so verquer, dass man immer ein Jahr auf die CL-Teilnahme wartet. Jetzt werden wieder Malmö und Göteborg teilnehmen. Beide werden wieder ins Viertelfinale kommen, dann werden wir sehen. Aber die eigentlich aktuellen Topteams Tyresö und Linköping steigen im August 2013 ein, nach der EM. Das ist schon ein verzerrter Wettbewerb. Mal schauen, ob Tyresö dann Lyon Konkurrenz machen kann. Denn die Französinnen holen den Cup i München.

Eine andere Prognose. Die WPS wird nicht mehr zurückkommen, aber trotzdem wird es Profifußball in den USA geben. Fußball ohne Gehirn hat der charismatische Torbjörn Nilsson das genannt. Rauf, runter, rauf, runter, schießenm schießen, schießen. Physisch ist man in den USA auf einem sehr hohen Niveau, Taktisch und vor allem technisch weit hinter Europa zurück, wenn man mal von den privilegierten Spielerinnen des USWNT absieht, der Nationalelf. Aber an Christen Press werden wir unsere Freude haben in Schweden. Habe nie verstannden, warum Pia Sundhage sie nicht auf den vorderen Seiten ihres Notizbuches hatte.

Olympia wird sehr spannend. Es gibt zwei Favoriten. Die USA und Japan. Und in Frankreich einen ernst zu nehmenden Außenseiter. Ich glaube weder an Brasilien noch an Schweden. Obwohl beide den drei Genannten einen Strich durch die Rechnung machen können, wenn diese nicht 100%-ig vorbereitet sind. Leider ist Deutschland nicht dabei, aber man selber seine Chancen auf tölpelhafte Weise versemmelt. Jetzt bomben sich die Deutschen zur EURO und mit jedem Vierer-, Fünfer- und Sechserpack scheinen sie einen Aufschrei auszustoßen, dass man sie nicht vergessen soll. Wird man nicht. Deutschland mit dem neuen Traumduo Anja Mittag und Celia Okoyino da Mbabi ist Topfavorit auf die EURO,

Aber auch nicht bei der U19-EM dabei. Zum ersten Mal. Das Team, das Maren Meinert in Västerås antreten ließ, spielte gef’ällig, überzeugte aber nicht. Schweden ganz anders. Elin Rubensson brachte es auf den Punkt. Wir haben das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht, strahlte die Malmöerin, der Anja Mittag und Katrin Schmidt bei den Deutsch-Hausaufgaben helfen, nach dem Spiel und in freudiger Erwartung einer Reise in die Türkei.

Morgen aber erst einmal geht die Damallsvenskan los, 3.000 werden in Tyresö zur Premiere erwartet.Mehr dazu in etwa 24 Stunden. Ein spannendes Fußballjahr beginnt. Freuen wir uns darauf.