ffschweden im Gespräch: Annika Kukkonen

15371573452_a7bcfa613b_kAls ich zuletzt mit Annika Kukkonen gesprochen hatte, war sie gerade aus Malmö nach Stockholm umgezogen. In Malmö war es ihr nicht gelungen, sich in eine mit Stars gespickte Mannschaft zu spielen, die zudem noch Anja Mittgag und Ramona Bachmann verpflichtet hatte. Bei Djurgården konnte Annika wesentlich mehr Spielzeit sammeln, aber auch sie konnte den Abstieg des ehemaligen Meisters nicht verhindern. Im Jahr darauf spielte sie im nordschwedischen Skellefteå für Sunnanå SK und auch dort hieß es nach einer Saison Abschied nehmen, weil das Team abgestiegen war. Ich erinnere mich noch daran, das ich ihr geraten habe, sich als vierten Verein in Schweden nicht wieder einen potentiellen Absteiger auszusuchen.

Als wir am Mittwochabend ein paar Sätze ausgetauscht haben, stelle ich fest, dass Annika Kukkonen etwas aus Skellefteå mitgenommen hat: eine deutliche dialektale nordschwedische Färbung, Sie lacht, offenbar und natürlich ist das auch anderen aufgefallen. Sie habe auch noch Freunde da, sagte sie mir und bedauerte, dass Sunnanå am Abend ein Nachholspiel gegen Hovås Billdal mit 01 verloren hat und damit wohl endgültig nichts mehr mit dem Aufstieg in die Damallsvenskan zu tun hat.

„Ich habe mich de facto auch in Stockholm und Skellefteå weiterentwickelt,“ sagt Annika auf die Frage, ob sie denn jetzt fußballerisch nach Hause gekommen wäre. „Ich habe sehr viel im Bereich des defensiven Spiels gelernt und gerade da war ich vorher nicht sonderlich gut.“

Es war leicht, sich bei KIF Örebro zu integrieren „Ich bin ja ein ziemlich sozialer Typ und dann ist das auch eine nette Truppe. Vor allem muss ich mich bei der „finnischen Mafia“, Lehtinen und Talonen bedanken, die mir da sehr geholfen haben.“

Auch wenn die Spielerinnen schon vor der Saison wussten, dass sie in einer guten Mannschaft spielen würden, hat wohl kaum jemand von ihnen damit gerechnet, dass sie drei Spiele vor Saisonende mit drei Punkten Vorsprung auf die großen Konkurrenten Kopparberg/Göteborgs FC und Linköpings FC auf dem zweiten Champions-League-Platz stehen.

„Wir haben sehr gute Spielerinnen und es gibt eine gesunde Konkurrenz im Team, was sehr wichtig ist Dann haben ja viele aus der Mannschaft schon mehrere Jahre zusammengespielt, was auch nicht schlecht ist und unser Trainer Richard Nilsson hat das alles sehr klug und geschickt aufgebaut,“ sagt Annika.

Wo die Konkurrenten Stars wie Anja Mittag, Manon Melis oder Pernille Harder haben, die Tore schießen, hat Örebro die immer noch unterschätzte und sehr ruhige Nigerianerin Sarah Michael.

„Als wir unsere tolle Serie hatten und neun Mal hintereinander gewonnen haben, da haben wir unter anderem 2:0 in Göteborg und 4:0 in Linköping gewonnen, das war totaler Wahnsinn,“ sagt Annika Kukkonen und der Stolz schwingt in ihrer Stimme mit.

Am Samstagnachmittag nun steht das kleine „Finale“ an, KIF Örebro empfängt den Dritten aus Göteborg. Sollte Örebro es tatsächlich schaffen zu gewinnen, dann steht das Tor zur Champions League sperrangelweit offen, denn in den letzten beiden Spielen trifft man noch auf Eskilstuna und Absteiger Jitex.

„Naja, Eskilstuna hat schon eine tolle Mannschaft,“ versucht es Annika Kukkonen, selbst wenn wir gegen Göteborg gewinnen sollten, dann ist da noch Eskilstuna,“ sagt sie routiniert um dann zu enden: „Naja, aber gegen Jitex sollten wir dann doch gewinnen, selbst wenn wir schlechter spielen.“

„In den letzten beiden Tagen haben wir doch immer wieder über das Samstagspiel geredet,“ sagt Annika Kukkonen „Ich finde, wenn man bedenkt, dass wir da völlig überraschend stehen, dann liegt der Druck doch eindeutig auf Göteborg.“

Auch das ist natürlich bewusst eingesetzt, um selber möglichst frei aufspielen zu können. Sicher ist der Göteborger Kader namhafter, aber Örebro hat wirklich diese kluge Mischung. Da sind die tschechischen Zwillingsschwestern Irene und Lucie Martinkova, nach der ehemaligen Weltklassestürmerin Pavlina Scasna die Importe zwei und drei aus Prag in Örebro, die besser einchlagen haben, als alle das erwartet haben.

Annikas Vertrag endet mit dieser Saison. Einen Wechsel nach Deutschland schließt sie aus. Obwohl sie damals in der Schule Deutsch als erste Fremdsprache gelernt hat. „Nein, danke!“ sagt sie mir auf Deutsch. Sie fühle sich in Schweden so wohl und könne sich nicht vorstellen, anderso zu spielen. KIF Örebros wirtschaftliche Saison ist nicht die beste und Annika Kukkonen möchte gerne wissen, wer denn alles bleibt. Im Moment spielt sie nur Fußball, aber sie sagt mir, dass sie schon noch etwas anderes brauche. Da ist zwarf das Fernstudium in Finnland, aber Annika Kukkonen möchte gerne neben dem Fußballspielen auch etwas arbeiten, sie habe doch zu viel Freizeit und außerdem sei es gut auch etwas zu haben, dass nicht viel oder gar nichts mit Fußball zu tun hat.

Wir sprechen kurz über das Ausscheiden der Finninnen aus der WM-Qualifikation „Das schmerzt noch immer und ist traurig,“ sagt sie, „gegen Frankreich haben wir am Ende eine tolle Halbzeit gespielt, in der wir bis zur 40.Minute mit 1:0 führten, das war sicher die beste Halbzeit Finnlands, seitdem ich in der A-Nationalmannschaft spiele.“

In Örebro ist Annika Kukkonen Stammspielerin geworden trotz harter Konkurrenz. Sie startete in 13 von 17 Begegnungen und wurde vier Mal eingewechselt. Das macht sic im Mittelfeld zu einem wichtigen Rädchen in einem Getriebe, das alle Gegnerinnen in der Liga stets als unbequem bezeichnen. Örebro ist ein physischer und aggressiver Gegner heißt es oft.

Morgen könnte ein wesentlicher Schritt getan werden, um die jahrelang betriebene Aufbauarbeit mit der Vizemeisterschaft zu krönen.

 

 

Chukwudi verlässt Umeå, Holmvén übernimmt Jitex und Eidevall spricht wieder von Zirkus

Nachdem es aus beruflichen Gründen ein paar Tage lang ruhig hier war, fasse ich jetzt einiges zusammen, was sich in der vergangenen Woche ereignet hat.

Ogonna Chukwudi verlässt Umeå. Die 25-Jährige nigerianische Mittelfeldspielerin wird in der kommenden Saison Mannschaftskameradin von Sarah Michael bei KIF Örebro. An Michael waren unter anderem Göteborg und Umeå interessiert, die Stürmerin verlängerte aber ihren Vertrag. „Mit ihrer Zweikampfstärke und ihrer Schnelligkeit kann sie uns viel bringen,“ freut sich der künftige Trainer Richard Nilsson.

Nachdem Stefan Rehn Jitex nach zwei Jahren verlässt, wechselt Sportchef Anders Holmvén den Job und wird selber Trainer. Finanziell ist Jitex nach wie vor nicht auf Rosen gebettet. Fridolina Rolfö geht nach Linköping, Kathlene Fernström und Frida Höglund haben verlauten lassen, dass sie den Verein ebenfalls verlassen und zu befürchten ist, dass die eine oder andere noch folgen wird. „Wir sind gezwungen, Talente zu finden. Davon gibt es reichlich in der Elitettan,“ sagt Holmvén. Ein Abstiegskandidat dürfte damit für 2014 bereits leider feststehen.

Meistertrainer Jonas Eidevall hat schon früher das Wort Zirkus benutzt und meinte damit, die kurzfristigen Verpflichtungen amerikanischer Spielerinnen bei Hauptrivale Tyresö. Jetzt benutzte er dasselbe Wort für Linköping, das am letzten Spieltag aus Torhüterinnenmangel von Beginn an Mittelfeldspielerin Petra Larsson ins Tor stellte und dennoch 4:1 gewann. Sofia Lundgren verletzt, Lina Ringshamre ebenso und Briana Davey reiste zu einem Länderspiel ihrer australischen Mannschaft in die USA. „Für mich ist das Zirkus. Die haben zwei Torfrauen und schicken die eine zu einem Länderspiel und als sich dann die andere verletzt, haben sie keinen Ersatz. Genauso mit Tyresö, ich weiß nicht, wie viele Spielerinnen dir vor dem Spiel zu Länderspielen geschickt haben. Solange die Vereine die Liga nicht ernst nehmen, ist es schwer, vom Publikum dasselbe zu erwarten,“ so Eidevall zur Zeitung Expressen. Die Situation des Spiels Linköping – Tyresö erklärt sich daraus, dass für beide Teams der schließliche Tabellenplatz feststand. Es ging um nichts mehr. Linköpings Boss Anders Mäki gab Eidevall Contra: „So ist das nun einmal. Tyresö hatte drei Spielerinnen zu einem Länderspiel abgestellt. Ich halte das für völlig normal. In manchen Clubs setzen wir das Individuum an erste Stelle und auch wir sind so ein Club. Ich weiß nicht mal, wer Eidevall ist, ich habe nie mit dem geredet,“ so Mäki.

 

Sara Larsson operiert – drei Monate Pause

Sara Larsson

KIF Örebros schwedische Nationalspielerin Sara Larsson ist an der Ferse operiert worden und muss ca. drei Monate pausieren, wird damit also den Anfang der Saison im April verpassen. „Natürlich ist das unheimlich schade. Wenn alles gut verläuft, können wir Anfang Mai wieder mit Sara rechnen,“ sagte Örebros neuer Trainer Richard Nilsson der Lokalzeitung Nerikes Allehanda. Dem Bericht der Zeitung zufolge zeigt sich Nationaltrainer Thomas Dennerby optmistisch: „Hysén hat nach der letzten Saison eine ähnliche OP gehabt und war schon im Januar bei der Wintertournee der Männer wieder dabei, es gibt also Hoffnung. Aber das setzt natürlich voraus, dass es auf dem Weg der Genesung keine Rückschläge gibt,“ so Dennerby zur schwedischen Nachrichtenagentur TT.

Sara Larsson hat in den nächsten Tagen zu Hause immerhin Gesellschaft. Wie der Verein auf seiner Homepage schrieb, wird die heute aus Kanada eingetroffene Torhüterin Stephanie Labbé ein paar Tage bei Larsson wohnen, bis die Kanadierin ihre Wohnung beziehen kann.