Leni Kaurin: Viele Mädchen und Frauen haben sich gemeldet

In einem Interview mit der Zeitung VG hat Leni Larsen Kaurin sich zu weiteren Details geäußert und räumt damit Fragen aus, die sich manchen gestellt haben, die sich detailliert über die Vorfälle beim norwegischen Meister Stabæk informiert haben, gestellt

Darin berichtet Leni etwa, dass sie viele SMS, aber auch E-Mails von ihrem damaligen Trainer Øyvind Eide bekommen hat.

„Das konnte ein Bild von mir und Hanna Sørvaag sein [einer norwegischen Singer/Songwriterin, die vom Typ her Ähnlichkeit mit Leni Kaurin aufweist; ffschweden]. Dazu der Text „Nicht viel zu tun an einem Samstagabend. Ihr seid wie zwei Tropfen Wasser“. Eigentlich ziemlich harmlos. Aber trotzdem ist das ja nichts, was ein Trainer normalerweise macht. Sowas bekam ich um 22.15 Uhr abends. Darauf habe ich nicht geantwortet,“ erzählt die norwegische Nationalspielerin.

Dass Stabæks Sportchef Richard Jansen die unselige Geschenkkarte, auf der Eide Leni Kaurin eine ‚erotische Massage mit Happy End‘ verspricht, verlegt haben will, nimmt Leni Kaurin Jansen übel.

„Was Richard da getan hat, nehme ich sehr ernst. Er sollte Vertrauen ausstrahlen, als ich zu ihm gegangen bin. Ich habe mich ihm offenbart und dann werde ich nicht ernst genommen. Ich habe ihm auch den „Sexgutschein“ gegeben, den ich von Øyvind bekommen habe. Die hat er verschlampt. Das grenzt an Diebstahl. Diese Karte ist mein Eigentum, dafür fehlen mir die Worte. Offenbar hatten die große Angst, dass der Gutschein in den Medien abgedruckt hätte werden können. Viele meiner Freunde haben den gelesen und haben nur den Kopf geschüttelt. Und dann haben sie Witze gemacht… Man macht keine Witze über sowas, wenn man den Hintergrund kennt und Øyvinds Absichten,“ sagte Kaurin im Interview mit VG.

Jansen behauptete, dass er wisse, dass Leni Kaurin ihrem Trainer ein Gegengeschenk gemacht habe, dass auch mit Massage zu tun  haben soll. Stimmt das, wird sie gefragt?

„Das war vor Weihnachten. Wir hatten uns besser kennen gelernt. Er sagte, er habe oft an der Schulterseite Schmerzen. Wir hatten damals einen Chiropraktiker, der Arnt hieß und der mit alternativen Behandlungsformen arbeitete. Es wurde über eine Poliermaschine geredet, die man bei Biltema kaufen konnte. Mehrere kauften so ein Ding. Ich kaufte drei vor Weihnachten. Und da sagte ich, dass ich eine solche im Auto hätte, die er haben könne. Ich sagte nicht, dass es ein Geschenk sei, die lag nur im Karton. Das ist das berühmte „Geschenk“, von dem er sagt, dass ich es ihm gegeben hätte. Natürlich kann man das aus dem Zusammenhang reißen, aber so war es nicht gedacht. Es war ganz einfach eine Art Freundschaftsdienst.“

Eide, so fragt die Zeitung weiter, hätte den Eindruck vermittelt, dass Leni Kaurin und er voneinander fasziniert gewesen seien und auf einem Date waren?

„Das ist das, was ich nicht verstehe. Er hat das der Leitung von Stabæk erzählt. Aber einen Tag später hat er NISO [der Spielergewerkschaft] erzählt, dass er meine Zurückweisung begriffen habe. Ich war nie auf einem Date mit ihm. Ich lernte ihn näher kennen, aber alles passierte als Freunde. Da war ich immer deutlich.“

Auch an dem Abend, als Trainer und Spielerin essen gegangen sind, habe es sich um eib Abendessen unter Freunden gehandelt, so Leni Kaurin. Bei mehreren Gelegenheiten seien auch andere Spielerinnen dabei gewesen.

„Eines Tages sagte er mir, dass er in mich verliebt sei. Ich sagte ihm, dass ich kein Verhältnis mit ihm haben könnte,“ so Kaurin weiter zur Zeitung VG.

Leni erzählte im Gespräch mit der Zeitung auch, dass sie via Facebook viele Nachrichten bekommen habe. Spielerinnen berichten über ähnliche Erfahrungen in anderen, bei manchen handele es sich beinahe um Vergewaltigungen. „Es ist schwer, dazu etwas zu sagen, aber ich habe versucht, zu antworten, so gut es geht,“ berichtet die 32-Jährige weiter. Kaurin sagt auch, dass es deutliche Parallelen zu ihrem Fall gebe. Auch andere Mädchen und Frauen berichten, dass man ihnen nicht geglaubt habe, dass sie teils sogar lächerlich gemacht worden wären. Viele Fälle seien weit schlimmer als ihre eigene Geschichte.

Wie Lisa Marie Woods in ihrem Blog vor mehr als einer Woche die Sache anstoßen würde, davon habe Leni Kaurin nichts gewusst. Sie hätten darüber gesprochen und sie wusste, dass Lisa schreiben würde, aber eben nicht, in welchem Umfang und was genau. Als sie es dann selber las, dachte sie daran, dass es nun wohl an der Zeit wäre, darüber öffentlich zu reden.

Den Leuten, die jetzt sagen, dass Leni Kaurin sich hauptsächlich dafür rächen wolle, weil sie keinen neuen Vertrag bekommen hätte, sagt sie: „Natürlich weiß ich, dass einige Leute so denken. Aber, was ich zu meiner Verteidigung sagen kann, ist, dass ich darüber schon mit Lise Klaveness im Sommer gesprochen habe. Und dann soll das eine Racheaktion sein? Nein, das ist lange vor sich gegangen. Ich habe es fast niemandem erzählt, weil das nun einmal tabubehaftet ist,“ sagt Leni Kaurin im Interview mit VG.

Unterdessen hat Stabæk mit dem Training begonnen. Gestern versuchten mehrere Zeitungen und Medien, mit Trainer Øyvind Eide ein Gespräch zu bekommen, aber er sagte lediglich, dass er nichts zu sagen habe. Als man versucht, ihn nach dem Training zu fotografieren, zog er sich die Kapuze tief ins Gesicht und ging schnell Richtung Kabine. Ingvild Stensland gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. Melissa Wiik sagte, dass sie nichts zu sagen hätte und sagte den Journalisten vor Ort auch noch, dass die Spielerinnen nichts zu der Sache sagen dürften.

Leni Kaurin hatte erwogen, den Verein zu verklagen. Vertreten wird sie in der Angelegenheit durch die Spielergewerkschaft NISO und den Anwalt Eirik Monsen. Der erzählte dem norwegischen Fernsehen NRK am Freitag, dass er Verhandlungen mit dem Club führe. Ob man einen Vergleich mit einer Abfindung verhandele, wollte er jedoch nicht kommentieren. „Wir hatten bis jetzt einen konstruktiven und guten Dialog und ich glaube, dass wir uns einig werden,“ so Monsen. Die Gespräche werden am Wochenende fortgesetzt und nach Meinung Monsens ist es möglich, dass bis Montag eine Einigung erzielt wird.

 

Norwegen: Sexuelle Belästigungen im Frauenfußball

Am Donnerstag hat die norwegische Spielerin Lisa Marie Woods in ihrem Blog einen aufsehenerregenden Post geschrieben. Woods hat früher auch mal zwei Monate bei Turbine Potsdam gespielt und ist derzeit in der australischen Liga.

In ihrem Blog schreibt Lisa Marie aber über Norwegen. Monatelang hat ein Trainer eine mit Woods befreundete Spielerin sexuell trakassiert und ihr in SMS, Mails, Anrufen deutlich gemacht, dass er eine sexuelle Beziehung mit ihr haben will. Als die Spielerin endlich deutlich machte, dass die Verfolgungen aufzuhören haben und sie sonst Konsequenzen ergreifen würde, wurde sie plötzlich auf die Bank gesetzt, bekam kaum noch Spielzeit, obwohl sie auch Spiele für die Nationalmannschaft gemacht hatte und, so Woods, beim letzten großen Event ihr Land vertreten hatte.

Während mehrerer Monate besuchte die Spielerin einen Psychotherapeuten, um mit der Sache emotional klar zu kommen. Erst am Ende der Saison ging die Spielerin zur Vereinsführung und teilte mit, was geschehen war. Während der Saison wollte sie nicht die Stabilität in der Mannschaft gefährden, zumal man Erfolg hatte. Der Club reagierte – gar nicht. Es gab keine Antwort und der Trainer hat immer noch seinen Arbeitsplatz.

„Es geht um einen Mann, der das schon früher gemacht hat und es auch wieder tun wird, da er gezeigt hat, dass er die Grenzen zwischen persönlichem und professionellem Handeln nicht kennt. Was mich erschreckt ist, dass ich weiß, dass dieser Trainer eine 16-Jährige Spielerin entjungfert hat und nach wie vor die Macht ausnutzt, die er als Trainer hat,“ schreibt Lisa Marie Woods.

Und: „Nachdem ich von der Situationen meiner Freundin erfahren hatte, sprach ich mit Mannschaftskameradinnen in der ganzen Welt über das Thema sexuelle Belästigung im Frauensport und zu meiner ignoranten Überraschung gibt es viele Geschichten da draußen. Es ist ein globales Thema, ein Thema, das diskutiert werden muss.“

In Norwegen ist das Thema sofort von allen Medien aufgegriffen worden. Der Chef des norwegischen Fußballverbands hat sich gemeldet. Kjetil Siem: „Das ist völlig unakzeptabel. Wir haben mit Woods geredet, die jetzt mit der betroffenen Spielerin reden wird, damit sie mit uns redet. Es ist wichtig, dass diese Spielerin so schnell wie möglich Hilfe bekommt.“

Die norwegische Zeitung VG berichtet heute, dass der Club angeblich heute eine außerordentliche Sitzung einberufen hat, um über die Angelegenheit zu reden. Zur Zeitung Dagbladet sagte die Sportchefin des norwegischen Fußballverbands, Heidi Støre, dass man sich in der kommenden Woche mit der betroffenen Spielerin treffen wird. Den Trainer habe man nicht kontaktiert: „Nein, das haben wir nicht gemacht, aber wir werden den Club kontakieren und um ein Treffen in der Angelegenheit bitten.“

Solveig Gulbrandsen kommentierte die Angelegenheit für das norwegische Fernsehen: „Das ist sehr traurig. Ich weiß nur wenig darüber, aber es ist traurig für alle Seiten. Eine Sache, die am besten gar nicht entstanden wäre. Es ist wichtig, die Sache von allen Seiten zu beleuchten, um herauszufinden, was am Ende geschehen ist. In der Angelegenheit hat sich ja eine dritte Partei geäußert, man weiß also noch gar nicht, worauf das alles fußt.“

Auch in Schweden ist das Thema aktuell. Das berichtet die Zeitung Aftonbladet in einem Artikel, der sich mit Lisa Marie Woods Blogpost befasst. Magnus Erlingmark, Sprecher des Spieler/Spielerinnenvereins in Schweden berichtet von einem Fall in Schweden, in dem ein Trainer sich an eine Topspielerin herangemacht habe. „Ich habe von mehreren Fällen gehört,“ sagte Erlingmark, „und weiß von wenigstens einem Fall, in dem sich eine Spielerin von ihrem Trainer sexuell belästigt fühlte. In diesem Fall haben wir mit dem Club und der Spielerin geredet. Das Problem hat sich dann gelöst, auf eine gute Weise für alle Parteien.“

Wie sich das gelöst habe, will Aftonbladet wissen? „Es löste sich. Ich will nicht mehr sagen.“

Testspiele am Samstag

Am Samstag spielten schwedische Mannschaften eine Reihe von Testspielen.

Bereits um 11.00 Uhr standen sich KIF Örebro und Djurgården in der Behrns Arena gegenüber. Eine Neuauflage des Pokalfinales von 2010. Örebro dominierte wie Erwarten nach Belieben, erzielte aber lediglich zwei Tore durch die Youngster Moa Narving (19) und Linda Hallin (16). Djurgården sieht vor der neuen Saison recht schwach aus. Zwar hat man sich mit Anna Lindblom gut verstärkt, schwerer wird aber der Verlust von Dora Maria Larusdottir und Emma Lundh werden. Auf beiden Positionen gibt es keinen auch nur annähernd vergleichbaren Ersatz, sondern eine bunte Sammlung junger Spielerinnen,die ihre Feuertaufe erst noch bestehen müssen.

Umeå IK und Sunnanå SK spielen ständig gegeneinander, naja sagen wir öfters. Für beide Teams aus dem Norden ist es auch schwer, ohne längere Reisen machen zu müssen, gute Gegner zu finden. Heute siegte der Erstligist mit 3:2. Jenny Hjohlman, Ogonna Chukwudi und Linda Molin hatten den Gastgeber 3:0 in Führung gebracht, ehe dann gegen Ende Erika Nilsson Waara und Perpetua Nkwocha gute Ergebniskosmetik betrieben. Nächste Woche dürften sich beide Teams wiedersehen beim Norrporten Cup.

Die aus den USA nach Dänemark zurückgekehrte Tiffany Weimer schoss das Tor des Tages als Fortuna Hjörring den schwedischen Goldanwärter Linköpings FC verdient, aber etwas überraschend mit 1:0 schlug. Die Schwedinnen sind allerdings gestern lange mit dem Bus unterwegs gewesen und bleiben noch ein paar Tage in Dänemark. Immerhin hielt Sofia Lundgren einen Elfmeter der Norwegerin Lisa Marie Woods in einer Begegnung, in der die Däninnen tonangebend waren.

Noch ein Spiel mit zwei Teams aus der Damallsvenskan fand statt. Jitex BK besiegte Aufsteiger Vittsjö GIK mit 2:0 nach Toren von Christina Julien und Elin Carlsson. Laut Homepage von Vittsjö eine ausgeglichene Angelegenheit, das habe ich öfter bei Vittsjö gelesen, aber all diese Spiele gehen verloren.

Auf Lidingö bei Stockholm gewann Piteå auch sein zweites Spiel im Trainingslager, dieses Mal 6:0 gegen Zweitligist Bollstanäs SK. Jessica Olovsson 2, Hanna Petterson, Victoria Forsmark und Jennifer Nobis trafen, der sechste Treffer war ein Eigentor. Das erste Spiel hatte Piteå am Mittwoch 3:1 gegen Djurgården gewonnen.

Tyresö will unbedingt Meister werden in diesem Jahr, aber eine meisterliche Berichterstattung auf der eigenen Homepage steht noch aus. Um herauszufinden, wie denn das erste Spiel beim Traningslager von Marta & Co. in der Türkei ausgegangen ist, musste ich meine Norwegischkenntnisse hervorkramen und auf die Seite des gestrigen Gegners Arna-Björnar gehen. 2:1 gewann Tyresö gegen das Team aus der westnorwegischen Stadt Bergen. Dabei verschoss Maren Mjelde in der 72. Minute einen Elfmeter und die große Chance zum Ausgleich für die Norwegerinnen. Wer für Tyresö traf, bleibt ein Geheimnis.