Dass Marta nach drei Jahren WPS wieder Lust auf Schweden hat, pfeifen seit September 2011 die Spatzen von den Dächern. Nun aber, wo die WPS für viele völlig überraschend eine einjährige Pause ankündigt, weil der Rechtsstreit mit Dan Borislow, dem Eigentümer der rausgeschmissenen Franchise magicJack, zu aufwändig und zu teuer ist, stehen auf einmal gut 100 Spielerinnen vor einem Jahr Wettkampfpause.
Etwa 30 von ihnen dürften vom amerikanischen Fußballverband USFF aufgefangen werden und wie ehedem (vor 2009) vom Verband trainiert werden, um im Sommer in London zum zweiten Mal mit ihrer schwedischen Trainerin Pia Sundhage Gold zu holen. Zehn davon scheiden dann bei Nominierung des endgültigen Kaders aus. Es bleiben also etwa 80 Spielerinnen ohne Beschäftigung. Wohin mit ihnen?
Eine von vielen, die heute Abend vermutlich völlig niedergeschmettert ist, dürfte die Holländerin Manon Melis sein. Eine der besten Stürmerinnen der Welt und in den vergangenen Jahren neben Marta die überragende Offensivkraft in der schwedischen Liga. Sie wollte unbedingt nach Amerika, mal was anderes leben und kennen lernen als das kleine, aber liebgewonnene Malmö? Und die holten Ramona Bachmann und Anja Mittag und werden jetzt kaum noch Geld in der Schatulle haben, um Melis zurückzuholen. Melis, die immer für 15-25 Tore pro Saison gut war. „Ich weiß, dass viele der europäischen Spielerinnen in den USA jetzt nach Schweden wollen,“ sagte Therese Sjögran zu Sydsvenska Dagbladet. Jasicher, aber wer hat denn noch Platz im Kader? Und Sjögran, wie viele Europäerinnen spielten denn noch in den USA? Kyah Simon und Tameka Butt sind gerade aus Australien zu den Boston Breakers gestoßen. Man fragt sich, wie das Ganze eigentlich rechtlich aufgestellt ist in den Arbeitsverträgen der Spielerinnen. Kann man so einfach den Spielbetrieb einstellen und wie sind die Verpflichtungen der Clubs gegenüber den Spielerinnen? Vieles werden wir erst in den nächsten Tagen zu wissen bekommen.
In Deutschland macht das Transferfenster heute zu, in Schweden ist es noch zwei Monate offen. Spielervermittler können sich die Hände reiben, ein ganzes Rudel neuer Klientinnen sucht jetzt verzweifelt einen Job. Aber das Problem ist, dass nur wenige Unterschlupf finden, denn die meisten Plätze sind besetzt, die Budgets weitgehend angestrengt und am Ende der Belastbarkeit schon jetzt. Jitex aus Mölndal etwa sagte am Abend, dass man nur bei einem Supersonderangebot einer Spitzenspielerin zuschlagen würde. Eine Verpflichtung stehe noch aus, aber die sei fast fertig verhandelt und hätte nichts mit der WPS zu tun.
Spannende Wochen stehen uns bevor. Bange Wochen für viele junge Frauen, Spitzensportlerinnen, die weiter auf Fußball setzen wollen. Und die amerikanische Liga, wer glaubt, dass sie 2013 wirklich mit deutlich mehr Vereinen zurückkommt, wenn sie nicht mal den Prozess gegen einen spleenigen Exzentriker führen kann?