Kurznachrichten

Gegen Lyon meist einen Schritt hinterher - aber Malmö verstärkt sich (noch?) nicht

Gegen Lyon meist einen Schritt hinterher – aber Malmö verstärkt sich (noch?) nicht

Linköpings Torhüterin Sofia Lundgren muss möglicherweise wegen ihres Bandscheibenorfalls operiert werden. „Die Schmerzen sind einfach nicht auszuhalten“, sagte die 30-Jährige der Zeitung Aftonbladet. Wegen der Verletzung hat der Verein die 18 Jahre alte Australierin Brianna Davey verpflichtet.

„Ich habe zu viel geopfert, um in Göteborg professionell Fußball zu spielen,“ sagt die 27-Jährige Engländerin Jodie Taylor in einem Interview mit GT. „Ich wurde nicht für die Nationalmannschaft nominiert. Es ist deprimierend, so viel von seinem Privatleben zu opfern und dann nicht mal für England spielen zu können,“ so die Stürmerin weiter, die ihren Verein Kopparberg/Göteborgs FC während der Saisonpause verlassen hat. „Ich habe meine Beziehung geopfert, hatte finanzielle Probleme und war weg von meinen Freunden. Trotz aller Opfer wurde ich nicht in die Nationalmannschaft geholt und das wird wahrscheinlich auch nie passieren.“ Taylor erwägt, zur kommenden Saison nach Australien zu ziehen. Auch nicht gerade nah zu ihren Freunden.

Während Tyresö FF in der Sommerpause und während des Transferfensters gleich vier neue Spielerinnen (Ashlyn Harris, Whitney Engen, Caroline Graham Hansen und Ali Krieger) verpflichtet hat und dafür ein paar Spielerinnen (angeblich ausdrücklich nur auf deren persönlichen Wunsch) ausgeliehen hat (bin mal gespannt, ob die ein neues Vertragsangebot bekommen), hat Hauptkonkurrent und Spitzenspielsieger LdB FC Malmö sich mit 0 Spielerinnen verstärkt. Angeblich war man aber an der amerkanischen Nationalspielerin Kelley O’Hara sehr interessiert, die aber nur bis zum Ende der Saison kommen wollte, während Malmö auf langfristige Verträge setzt. Anja Mittags Vertragsverlängerung in ihrem 2+1 Vertrag steht unmittelbar bevor. Die 28-Jährige soll allerdings verlangt haben, dass sich der Verein verstärkt, um auch auf europäischer Ebene mitmischen zu können. Beim 0:5 und 0:3 gegen Olympique Lyonnais im Frühjahr war man chancenlos.

In der zweiten Liga, der Elitettan, zeichnet sich nach 17 Spieltagen ab, dass AIK aus Solna und Eskilstuna United Richtung Damallsvenskan marschieren. AIK schlug Lokalrivalen Hammarby mit 2:0 und zerstörte damit wohl endgültig die Träume vom Wiederaufstieg bei den Stockholmerinnen, die nun schon elf Punkte hinter dem Aufstiegsplatz Nummer zwei rangieren, den Eskilstuna einnimmt. Die schlugen Djurgården mit 3:0 und sind damit weiter auf Kurs. Ein schönes Stadion haben sie ja. Einen Aufschwung erlebt derzeit Zweitligaufsteiger Älta IF, am Anfang der Saison noch als erster Absteiger gehandelt. Seit dem Zugang von Elaine (ausgeliehen von Tyresö) gab es einen 4:0 und einen 3:0 Sieg mit Platz 7 als Konsequenz.

 

 

 

WPS-Kader füllen sich

Am Freitagnachmittag Ortszeit fand in Kansas City das mit Spannung erwartete WPS-Drafting 2012 statt, in dem die vielversprechendsten Spielerinnen der hochklassigen College-Saison hofften, von einem der fünf Clubs (oder Franchises) „einberufen“ (= gedraftet) zu werden.

Zum ersten Mal habe ich mir das Spektakel angesehen und es kam mir vor wie die Live-Sendung eines Brettspiels mit einem Moderatorenpaar, einer Ansagerin und fünf Kandidatentischen. Vorher war festgelegt worden, dass der Vorjahresletzte Atlanta Beat die erste Wahl haben sollte und dass man dann weitermachen würde die Tabelle von hinten aufzurollen. Allerdings hatten einige Vereine untereinander abgemacht, dass einige Positionen vertauscht wurden. Meister Western New York Flash etwa konnte so die Nummer 6, 7 und 8 hintereinander bestimmen. Es mutet alles ein bisschen wie Baseball an, von dem ich leider genausowenig verstehe.

Sydney Leroux (Foto: UCLA)

Die Nummer 1 war schließlich die von allen als Favoritin auf diese Position erwartete Sydney Leroux von der Universität Los Angeles (UCLA). Die 21-Jährige Stürmerin wird also in Atlanta spielen und in einer Angriffsformation mit Christen Press und Kelley O’Hara erscheinen. Das könnte der spannendste All-American Nachwuchssturm seit langem sein. Atlantas Trainer James Galanis: „Das war eine einfache Entscheidung für mich. Sydney Leroux ist eine Spielerin, die schon seit einigen Jahren im Gespräch ist. Sie kommt immer näher an die amerikanische A-Nationalmannschaft heran.“

Stürmerinnen würden gefragt sein, das war in allen Prognosen vorher zu lesen. Und so schnappte sich Sky Blue FC, der Club, der in seiner jungen Geschichte mit Laura Österberg Kalmari, Jessica Landström, Therese Sjögran und nun aktuell auch Manon Melis viele Spielerinnen aus der Damallsvenskan geholt hatte, erwartungsgemäß die Favoritin auf Platz 2, die Stürmerin Melissa Henderson von der Universität Notre Dame, die nicht in Paris, sondern vielmehr in Southbend (Indiana), eine Autostunde südlich´von Chicago liegt.

In etwas mehr als zwei Stunden wurden dann 21 weitere Spielerinnen verteilt. Nennenswert, dass die Gewinnerin des MAC Hermann Award, die US-Mexikanerin Teresa Noyola als Nummer sieben auf der Liste zu Meister Western New York Flash geht. Als insgesamt beste Fußballspielerin wurde allgemein die Torhüterin Bianca Henninger angesehen. Sie ist eines der überragendsten Talente im Tor seit Hope Solo. Henninger wird bei Philadelphia Independence aktiv werden, sie ging aber erst als Nummer 14 über den Ladentisch.

Melissa Henderson (Foto: collegesoccer360.com)

Interessant und gleichermaßen unverständlich für nicht-amerikanische Beobachter, dass die gerade vom FC Bayern München geholte Sarah Hagen als Nummer 5 von Philadelphia gedraftet wurde. Aber hier wird allgemein vermutet, dass es eine Absprache zwischen Hagen und Trainer Paul Riley gibt, dass Hagen nach dem Ende der Bundesligasaison in Philadelphia weitermachen wird. Als sich dann aber Sky Blue als Nummer 9 Ingrid Wells ausgesucht hatte, verstanden selbst eingefleischte Drafter nicht ganz, was dem Team des deutsch.-amerikanischen Rechtsanwalts Thomas Hofstetter da in den Sinn gekommen war. Wells hat für 2012 bis Ende Oktober einen Vertrag bei Göteborg, dem schwedischen Vizemeister. „Das ist, falls sie Heimweh bekommt,“ twitterte mir jemand zu, aber realistischer die dann entstandene Vermutung, dass man die Spielerin, die auch „der kleine General“ genannt wird, schon mal für 2013 reservieren wollte.

Mehr noch als das Draften der jungen Talente interessiert die breite Gemeinde der Frauenfußballfans aber die Frage, was denn wohl mit den Superstars wie Abby Wambach passieren wird. Jeff Kassoufs Seite Equalizer Soccer zitiert die 32-Jährige Weltklassestürmerin mit Äußerungen vom Donnerstag der vergangenen Woche:

„Im Moment ist es wirklich schwer zu sagen, aber ich habe noch keinen Vertrag unterschrieben. Vieles ist aber in Arbeit. Mein Fokus und meine wichtigste Aufgabe ist die Konzentration auf eine olympische Goldmedaille. Mein Körper ist nicht mehr so jung wie vor vier Jahren, ich muss sehr, sehr vorsichtig sein und darauf achten, was ich meinem Körper zumute von jetzt bis nach London. Es könnte ein Szenario geben, in dem ich nicht für eine Profimannschaft spiele vor Olympia, dass ich darauf warte, wie sich mein Körper danach anfühlt.“

Da Wambach aus Rochester im Bundesstaat New York stammt, wo nun mal ausgerechnet der amerikanische Meister spielt, wäre es sehr gut denkbar, dass sich Abby nach den Olympischen Spielen dem WPS-Meister anschließt. Bei einer gerade gewonnenen Goldmedaille wäre das dann sogar ein Scoop allerersten Ranges.