
Annica Sjölund
Als Trainer muss man immer das Positive formulieren, selbst nach einer Niederlage. Was nehmen wir mit in die weitere Arbeit, ins Training, ins nächste Spiel? Was aber soll einem nach wieder einer Heimniederlage in wieder einem Sechspunktespiel gegen direkte Konkurrenten noch Positives sagen? Vielleicht, dass Leena Puranen in der 92. Minute den ersten Treffer auf heimischem Platz seit sage und schreibe 294 Tagen durch einen sicher verwandelten Elfmeter erzielt hat.
Aber wenn der Gegner halt dreimal so viele Tore macht, dann wartet man weiter auf den ersten Sieg und liebe Leute, spätestens seit heute Nachmittag, 16.50 Uhr mittel- oder nordeuropäischer Sommerzeit ist es bitter ernst für Hammarby.
In den ersten 15 Minuten sah es so aus, als ob die Heimmannschaft von Jitex geradezu überrollt werden würde. Fünf Ecken und drei dicke Chancen und zweimal rettete Minna Meriluoto grandios. Dann glich sich das Spiel etwas mehr aus, es wurde viel im Mittelfeld gekämpft und es gab nur noch wenig Torchancen.
Die Åländerin Annica Sjölund sorgte zu Beginn der zweiten Hälfte schnell für die Entscheidung. Zwei Treffer in der 53. und 59. Minute und niemand konnte ernsthaft mehr glauben, dass Hammarby, das bislang in 990 Minuten zwei Treffer erzielt hatte es nun schaffen würde, in 31 Minuten zwei weitere zu erzielen.
Es gab eine Phase von fünf Minuten nach dem 0:2. Das erinnerte an Wut, an jetzt aber erst recht. Und auf einmal waren 2-3 sehr gute Chancen da und vorübergehend sah die Abwehr von Jitex, gesteuert von Neuzugang und Neukapitänin Petronella Ekroth, aus wie ein Hühnerhaufen. Lina Larsson machte ein Abseitstor, hatte noch eine Chance, danach fiel das Spiel wider in den alten Trott zurück. Mit wenig Torchancen, vielen Zweikämpfen, wobei Jitex die wichtigeren für sich entschied.
Und dann doch noch das Tor. Dass es ein völlig unnötiges Foul an Linda Cedrell geben musste, damit Hammarby endlich mal zu Hause wieder ein Tor schiesst und dass dieses Tor dann bestenfalls Kosmetik sein würde, das ist typisch für diesen Verein 2011. Niemand wollte den Elfer so richtig schiessen, schien es, doch dann nahm sich Leena Puranen den Ball und verwandelte äusserst sicher gegen Jitex neue Torfrau Jenny Olsson (die frühere Nummer 1 war Hals über Kopf in den Ferien nach Island entschwunden).
Aber direkt im Gegenzug vollendete dann Annica Sjölund ihren Hattrick gegen die Zweierkette (!), da Hammarby nun alles aufgemacht hatte, fiel das 3:1 sehr leicht.
Es fällt mir sehr schwer zu glauben, dass die Neuzugänge Katie Kelly und Kaylyn Kyle das Blatt noch einmal wenden können sollen. Schlägt Piteå morgen Djurgården in Stockholm, dann zieht es zappenduster aus. Nach dem 2:0 gegen Kristianstad am 16. Oktober 2010 hatte Vereinsvorsitzende Annica Vicander versprochen, dass die Fans in der neuen Saison nicht noch einmal würden zittern müssen. 294 Tage später sieht es mit drei erzielten und 21 kassierten Toren eher schlimmer aus. Man hat zwar seit 294 Tagen wieder daheim getroffen, wartet aber seit 294 Tagen auf einen Sieg in der Damallsvenskan.
Heute fehlten nicht nur die Langzeitverletzten Mami Yamaguchi und Jessy Sharro, von den neunzehn Spielerinnen aus dem aktuellen Kader waren auch Tempest-Marie Norlin und Helen Nottebrock nicht einsatzfähig. Immerhin konnte Magdalena Ericsson wieder kurz spielen. Was soll man Positives mitnehmen? Kelly Eagan machte heute ihr vielleicht bestes Spiel für ihren Verein. Und Minna Meriluoto kann wie immer mitnehmen, dass sie wieder einmal noch Schlimmeres verhindert hat.
Jitex Trainer Hans Prytz nach dem Spiel: „In der ersten halben Stunde waren wir total überlegen und die hatten Glück, dass die Keeperin mehrfach gerettet hat. Am Ende erleichternd für uns, dass wir es geschafft haben, wir haben in der letzten Zeit hart gearbeitet, aber keinen Erfolg gehabt.“