Tyresö Fotboll AB in großen Schwierigkeiten

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Tyresö (hier Meghan Klingenberg) im freien Fall?

Was für ein Glück, dass man vor zwei Jahren die A-Mannschaft von Tyresö FF wirtschaftlich vom restlichen Verein abgekoppelt hat und die Tyresö Fotboll AB gegründet hat. Denn diese Firma, die das Team des Vizemeisters und Champions-League-Viertelfinalisten betreibt, steckt offenbar nun in sehr ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Aufgedeckt wurde das von der Lokalzeitung Mitt i Tyresö. („Tyresös Frauenmannschaft droht der Gerichtsvollzieher„).

Nach Angaben der Zeitung hat die TFAB (Tyresö Fotboll AB) von der Gemeinde eine einmalige Hilfszahlung von 2,7 Millionen SEK (304 480 €) beantragt, um dringende finanzielle Probleme zu lösen. Am Montag, den 24.02. habe die Gemeinde das aber abgelehnt. Beim Finanzamt hat die TFAB eine Steuerschuld in Höhe von 167.000 €. Die war am 12.02. fällig und ist noch nicht bezahlt.

Weitere 95.000 € Schulden liegen schon beim Gerichtsvollzieher (‚kronofogden‘) und auch der Termin dieser Schuld ist verstrichen. Von dort war zu hören, dass man in Kürze mit einer Untersuchung beginnen werde, inwieweit die Schulden durch Pfändungen eingetrieben werden können.

Der Vorsitzende von Tyresö FF, der gleichzeitig Vorsitzender von Tyresö Fotboll AB ist, Hans Lindberg, sagte der Zeitung, dass die finanziellen Probleme einerseits durch ausgefallene Sponsoreinnahmen und andererseits durch den Bau einer zusätzlichen Tribüne am Tyresövallen zu erklären seien.

Mitt i Tyresö zufolge hat die Gemeinde Tyresö im Rahmen der Überprüfung des Hilfeersuchens der Aktiengesellschaft TFAB die Bücher der Firma durch Revisoren überprüfen lassen. Diese hätten viele Unregelmäßigkeiten gefunden und nach Angaben zweier Quellen, die unabhängig voneinander befragt wurden, belaufen sich die Verbindlichkeiten der Gesellschaft auf 5 Millionen Kronen (564 000 €). „Der Bericht der Revisoren schlug wie eine Bombe ein,“ wird eine anonyme Quelle zitiert. „Das ist eine enorme Suppe und die Lage ist sehr ernst. Ein Rätsel ist, warum die Gesellschaft die Ausgaben nicht schon früher gestoppt hat. Wenn hier keiner mit Geld einsteigt, gibt es einen Konkurs.“

Hans Lindberg hat bestätigt, dass TFAB die Gehälter der Spielerinnen nicht rechtzeitig überweisen konnte, bestreitet aber die Summe von 5 Millionen Kronen.

Inzwischen teilte Tyresö FF auf seiner Facebook-Seite mit, dass man die sogenannte „Rekonstruktion“ der Gesellschaft beantrage. Auch in dieser Erklärung ist wieder von ausgeblieben Sponsoreinnahmen und dem Bau der zusätzlichen Tribüne die Rede. Hinzugefügt wird: „Während des Jahres 2013 verringerten einige größere Sponsoren ihre Zuwendungen und einige Sponsoren entschieden sich, auszusteigen. Diese vermissten Millionen konnte die Gesellschaft während des Jahres nicht mehr ausgleichen.“

Und weiter: „Eine Maßnahme für 2014 war, den Kader zu verringern und die Vertragslage zu analysieren, was in einer wesentlich geringeren Truppe resultierte, gleichzeitig blieb jedoch das Ziel, ein Champions League-Finale zu erreichen.“

Das ist, mit Verlaub gesagt, blanker Unsinn. Nun verkauft man den von der NWSL erzwungenen Abgang von Ali Krieger und Ash Harris ebenso mit Sparmaßnahmen wie den Weggang von Caroline Graham Hansen, Jennifer Hermoso Fuentes und spätestens im Mai Christen Press, Whitney Engen und Meghan Klingenberg.

Um den weiteren Betrieb garantieren zu können, so schließt man in der Mitteilung, beantrage man die Rekonstruktion.

Noch vor einem Jahr kritisierte Hans Lindberg den Topkonkurrenten LdB FC Malmö scharf, weil er sich subventionieren lasse. Tyresö, so Lindberg damals sinngemäß, sei kerngesund und man müsse mit einem subventionierten Gegner konkurrieren, der über seine Verhältnisse lebe und darin noch unterstützt werde. Nun möchte derselbe Lindberg die Hilfe des Steuerzahlers in Anspruch nehmen, um die Champions League gewinnen zu können. Das ist schon etwas absurd.

Tyresö behauptet, man würde sparen und hat, wohl um die Situation wissend, im Januar vier Brasilianerinnen verpflichtet, davon drei Nationalspielerinnen. Hinzu kam die finnische Nationaltorhüterin Tinja-Riikka Korpela.

Die Rekonstruktion, die Tyresö nun beantragt, ist eine mildere Form des Konkurses. Das Unternehmen, dessen Rekonstruktion bewilligt wird, erhält eine Art Verwalter durch das zuständige Gericht. Der Betrieb kann im Rahmen einer Rekonstruktion jeweils immer nur um drei Monate verlängert werden. Danach muss neu geprüft und entschieden werden. maximal kann sich ein Unternehmen ein Jahr lang in diesem Zustand befinden. Während dieser Rekonstruktionszeit darf nicht gepfändet werden, wobei man sich im Falle Tyresös sowieso fragen kann, ob man Spielerinnen wie Marta oder Caroline Seger pfänden kann.

Öffentliche Ankündigungen, dass Frauenfußballvereine in Finanznot sind haben wir in den vergangenen Jahren öfters erlebt. Malmö hat 2012 und 2013 jeweils von einem möglichen Konkurs geredet und hat sich wohl vermutlich nur retten können, in dem man den maroden LdB FC in den FC Rosengård überführt hat. Auch bei KIF Örebro gab es vergangenes Jahr eine dringend benötigte Finanzbeatmung in letzter Sekunde durch die Gemeinde.

In Tyresö geht es durch den Antrag auf Rekonstruktion allerdings schon ein bisschen weiter. Sollte während des nun beginnenden Verfahrens, das wie gesagt maximal ein Jahr dauern darf, zu einem sogenannten „öffentlichen Akkord“ kommen, d.h. sollte es einen speziellen Antrag hierauf geben, der laut Gesetz möglich ist, dann würden die Summen, die TFAB seinen Gläubigern zahlen muss, deutlich reduziert. Es käme zu einem Vergleich. Dessen Folgen allerdings wären hart: Laut den Wettbewerbsbedingungen für 2014 des schwedischen Fußballverband, wird ein Verein, der es zu einem Vergleich kommen lässt, in der kommenden Saison um eine Klasse tiefer gestuft, d.h. schlimmstenfalls könnte ein potentieller Champions-League-Sieger Tyresö FF 2015 in der Elitettan und damit zweiten Liga spielen.

Samba in Tyresö

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Marta wird bei der Integration von vier weiteren Brasilianerinnen eine Schlüsselrolle zukommen

Man hat sich gefragt in den letzten beiden Wochen, was wohl in Tyresö los ist, denn nachdem bekannt wurde, dass alle fünf Amerikanerinnen den Stockholmer Vorort früher (Ashlyn Harris, Ali Krieger)  oder später (Christen Press, Meghan Klingenberg, Whitney Engen) verlassen müssen und dann auch noch andere ausländische Klassespielerinnen wie Kirsten van de Ven (FC Rosengård), Caroline Graham Hansen (Stabæk) und Jennifer Hermoso Fuentes (FC Barcelona) adieu oder besser hej då sagten, sah die Spielertruppe und vor allem auch die Ersatzbank sehr dünn aus bei dem Club, der sich mit einem 7-Jahresplan aus der vierten Liga an die europäische Spitze katapultieren will.

Da war zum einen sicher die falsche Hoffnung, dass man den amerikanischen Verband US Soccer doch irgendwie überzeugen können müsste, dass die US-Girls in Schweden bleiben können, auch noch nach der Champions League. Sowohl Ali Krieger wie Christen Press haben mir gegenüber vorsichtig angedeutet, dass sie gerne länger bleiben würden. Es klappte nicht und US Soccer wollte alle Nationalspielerinnen in der einheimischen NWSL haben.

Van de Ven ist sicher gegangen, weil sie schon letzte Saison immer wieder auf der Bank saß und eigentlich keine Bankspielerin ist. In Rosengård (früher Malmö) sah sie da mit Sicherheit eine längerfristige und bessere Perspektive.

Graham Hansen ging meiner Einschätzung nach, weil sie sich überschätzte und glaubte, sie könne schon fern der Heimat und der Familie im Ausland bestehen. Das klappte nicht und ist ihr auch nicht anzulasten. Vorher kann man das in dem Alter nicht wissen. Ihre Potsdamer Altersgenossin und Landsfrau Ada Stolsmo Hegerberg wirkt da wesentlich abgeklärter und reifer. Heißt nicht, dass aus Graham Hansen nicht doch die ganz Große werden kann, die viele in ihr sehen. Sie muss eigentlich nur noch lernen, ab und zu den Ball auch abzuspielen. Naja und ein bisserl mehr vielleicht, aber vor allem das.

In Tyresö herrschte schon so etwas wie Panik. Denn auf einmal sah es so aus, als ob man Ende Mai nur noch elf Spielerinnen zur Verfügung hätte.

In den USA gab es nichts mehr zu holen, in Deutschland und Frankreich ebensowenig wie in England. Da kamen eigentlich nur noch drei Märkte in Frage: Afrika, Osteuropa oder Brasilien. Und da Tyresö mit Marta schon eine Brasilianerin hat und man sich schon mit ihr und der ehemaligen Spielerin Elaine gern mit Samba-Trommeln anfeuern ließ, wurden die Personalprobleme nun durch ein brasilianisches Quartett gelöst:

Die 24-Jährige Fabiana da Silva Simões ist sicher die bekannteste Spielerin. Sie spielt schon seit 2008 in der Nationalmannschaft und war vergangenes Jahr noch beim russischen Topclub Rossiyanka. Tyresö will Fabiana im rechten Mittelfeld einsetzen.

Tyresö schreibt: „In Fabiana bekommt der Club eine Spielerin, die schon als Traumverpflichtung gesehen werden kann. 23 Jahre alt (!), aber bereits mit Meriten wie wenige in diesem Alter und da Fabiana schon in Europa war und in den USA gespielt hat, ist auch die Sprache kein Problem.“

Die zweite Brasilianerin ist Rilany Aguiar da Silva, sie ist 27 Jahre alt und wird auf einigen Seiten im Internet als Stürmerin geführt. Rilany kommt von Centre Olympico und Tyresö will sie als rechte Außenverteidigerin einsetzen (!). Hans Löfgren schreibt auf der Homepage von Tyresö: „Rilany ist eine ausgeprägte Abwehrspielerin von absoluter Weltklasse.“ Trainer Tony Gustavsson sagt, dass Rilany mit ihren schnellen Füßen, offensiven Läufen (!) an Meghan Klingenberg erinnert.

Die 24 Jahre alte Thaisa De Moraes Rosa Moreno ist erst seit 2013 Nationalspielerin. Sie soll hauptsächlich defensiv eingesetzt werden.

Last but not least kommt die 26-Jährige Mayara da Fonseca Bordin, die auch erst seit letztem Jahr in der Natio spielt. Sie lebte fünf Jahre in den USA und sei deshalb nicht auf dem Schirm in Brasilien gewesen.

Tyresö: Kein Grund zur Unruhe

Tyresö ist seit einigen Tagen das Gesprächsthema im schwedischen Frauenfußball und ich weiß, dass auch beim in den meisten Vereinen wieder aufgenommenen Training eifrig darüber spekuliert wird, was los sein mag in dem Verein, den der Unternehmer Hans Löfgren innerhalb von nur sieben Jahren aus der vierten Liga ins Viertelfinale der Champions-League mit guten Aussichten aufs Finale geführt hat.

Die fünf Amerikanerinnen werden den Verein spätestens nach dem Champions-League-Finale in Lissabon verlassen haben, Ali Krieger und Ash Harris sind schon weg. In den letzten Tagen kam fast jeden Tag eine neue Hiobsbotschaft: Kirsten van de Ven nach Malmö, Caroline Graham Hansen zurück nach Norwegen, Johanna Frisk hört auf und Jennifer Hermoso Fuentes geht nach Barcelona.

Heute schreibt die Zeitung Expressen jedoch, dass es offenbar keinen Grund zur Unruhe gibt. „Wir wussten natürlich seit langem, dass eine solche Situation entstehen können würde. Und wir haben einen Plan, den wir bald vorstellen werden. Ich bin nicht im geringsten nervös,“ sagte der Vereinsvorsitzende Hans Lindberg gegenüber Expressen.

„Natürlich ist Kontinuität wichtig, aber wir werden auch im Sommer eine schlagkräftige Truppe haben,“ verspricht auch Trainer Tony Gustavsson. Kontinuität ist zwar wichtig, aber dennoch geben wir mal insgesamt zwölf Spielerinnen ab? Kein Kommentar. Ich bin gespannt auf den Plan.

 

 

Auch Jennifer Hermoso Fuentes verlässt Tyresö

Jennifer Hermoso Fuentes

Jennifer Hermoso Fuentes

Allmählich sollte es mal gut sein. Gestern gab Johanna Frisk wegen chronisch gewordenen Knieproblemen ihren Rücktritt vom Fußball bekannt. Heute meldet die spanische Frauenfußballseite Marca die seit Wochen erwartete Nachricht, dass auch Jennifer Hermoso Fuentes den Vizemeister Tyresö FFverlässt. Nach nur acht Monaten kehrt die Nationalspielerin in ihre Heimat zurück und wird für den FC Barcelona spielen.

Obwohl man mit den drei Amerikanerinnen Christen Press, Whitney Engen und Meghan Klingenberg sowie Caroline Seger, Marta, Vero Boquete und Lisa Dahlkvist für die Champions League noch eine exzellente Startformation aufbieten können wird, sieht es derzeit auf der Bank schon wesentlich dünner aus. Das könnte schon in den Halbfinals ein Problem werden. Nach der Champions League, wenn Press, Engen und Klingenberg mit One-Way-Tickets in die USA reisen, ist dann auch der Champions-League-Platz in der Liga schwer zu erreichen.

Christen Press: „Gewinnen oder nach Hause“

TFF_JitexEs ist derzeit wenig los im Frauenfußballschweden. Der dicke Rauch nach Zlatan Ibrahimovics Äußerung und vermeintlichen Geringschätzung des Frauenfußballs, den er selbst einige Tage später als unglücklichen Scherz bezeichnete, hat sich erst einmal gelegt. Wir werden sehen, ob die Diskussion beendet ist oder weitergehen wird. Wenn ich beim schwedischen Fußballverband arbeiten würde, würde ich alles daran setzen, im neuen Jahr irgendwann einen Termin hinzubekommen, an dem Ibrahimovic der Frauennationalmannschaft bei einem Training einen Besuch abstattet. Schöne Fotos, ein paar nette Gespräche, Friede, Freude, Eierkuchen, das wäre es. Denn die jetzige Lage nützt keinem. Und ein Besuch mit viel Medienecho wäre eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Wenn kaum etwas passiert, dann ist es schön, wenn Spielerinnen wie Christen Press sich mal in aller Ruhe vor das Laptop setzen und in ihrem Blog schreiben. In ihrem Post „Win Or Go Home!“ hat sie viele Fragen beantwortet, die im letzten Quartal gestellt worden sind. Wer das Original lesen möchte, der findet es hier.

Einen Tag nach ihrem 25. Geburtstag enthüllt Press nun, dass sie Anfang Oktober einen Anruf vom amerikanischen Verband US Soccer bekommen hat. Die Botschaft war, dass sie nach Hause kommen solle. Schließlich hat man aber verhandeln können, dass Press (und andere Amerikanerinnen, also Meghan Klingenberg und Whitney Engen) so lange bleiben dürfen, wie Tyresö FF noch in der Champions League 2013/14 aktiv ist.

Denn man will die Amerikanerinnen in der NWSL haben, der neuen einheimischen Liga, die nur dann bestehen bleiben kann, wenn auch die Spielerinnen der amerikanischen Nationalmannschaft daheim aktiv sind.

Die Quintessenz der Vereinbarung zwischen US Soccer, den Amerikanerinnen und Tyresö FF lautet also nun: „Gewinnt oder kommt nach Hause!“

Da spielt die vermeintlich günstige Auslosung jetzt sicher eine gute Rolle für Press, die betont, wie viel sie in Europa gelernt hat und wie schwer es ihr fallen wird, sich von all den neu gewonnenen Freunden zu verabschieden. Neulengbach im Viertelfinale und möglicherweise Arsenal London, das seit Ende der FA WSL Saison Spielerinnen wie Kim Little und Stephanie Houghton verloren hat, eröffnen Tyresö und Christen Press die große Möglichkeit, tatsächlich am 22. Mai 2014 in Lissabon in dem Finale zu stehen, das Zampano Hans Löfgren 2006 als Ziel seines Projektes ausgegeben hat.

Wobei ich mich eben frage, welche Ziele nach dem 22. Mai 2014 definiert sind, falls der Sieg in der Champions League dann tatsächlich eingefahren sein sollte. Was macht Löfgren, sollte er sein Ziel erreichen?

Tyresö hat die finnische Torhüterin Tinja Riikka Korpela für die nächsten beiden Jahre präsentiert. Aber auch auf den Positionen von Press, Klingenberg und Engen muss es gleichwertigen Ersatz geben, der nach dem 22.05. garantiert, dass Tyresö eine Spitzenmannschaft mit Potential für die Champions League bleibt. Sicher, Madelaine Edlund, die 2012 das Team in Malmö zur Meisterschaft schoss, kehrt zurück nach ihrer Babypause. Aber seien wir ehrlich: Da, wo Weltklassestürmerin Christen Press eine Chance braucht, um ein Tor zu erzielen, braucht Madde Edlund 2,5 Chancen. Gleichwertiger Ersatz ist die 28-Jährige Schwedin nicht.

Whitney Engen ist eine Luxusverstärkung. Für sie muss derzeit eine internationale Klassespielerin wie die Kapitänin der dänischen Nationalmannschaft, Line Røddik Hansen, auf der Bank sitzen. Aber es verschwinden auch Ali Krieger (deren Freundin Ash Harris schon offiziell verabschiedet wurde; sie aber noch nicht) und eben Klingenberg, zwei offensiv extrem starke Defensivspielerinnen. Sara Thunebro hat bereits in Eskilstuna unterschrieben.

Eine mögliche Verstärkung für die Abwehr des schwedischen Vizemeisters wird im Januar in Schweden sein und Tests absolvieren. Die 25-Jährige Kapitänin der Nationalmannschaft Kameruns, Ejangue Siliki, kommt vom russischen Meister Rossiyanka. Aber auch sie ist nicht in der Champions League spielberechtigt, aber da wird ja Klingenberg sein und vielleicht auch Krieger. Siliki hat nicht nur bei Rossiyanka, sondern auch bei Energya Woronezh gespielt und ist seitdem mit Mittelfeldstar Vero Boquete bekannt.

Dennoch: Mit Marta, Caroline Seger, Lisa Dahlkvist und Vero Boquete behält Tyresö sein enorm starkes Mittelfeld. Verlassen hat Kirsten van de Ven den Verein, sie ist aber schon quasi durch Caroline Graham Hansen ersetzt worden. Gerüchte besagen, dass auch Jennifer Hermoso Fuentes Tyresö Richtung Spanien verlassen könnte, ihr Vertrag ist auch noch nicht verlängert worden.

Das Karussell dreht sich in der kleinen Vorortgemeinde von Stockholm.

Tschüss, Torbjörn!

TorbjörnNehmen wir es gleich einmal vorweg. Der Mann hat Charisma. Mit ihm verlässt einer der sympathischsten und mit Sicherheit der erfolgreichste ehemalige Fußballprofi die Damallsvenskan.

Torbjörn Nilsson und sein Club Kopparberg/Göteborgs FC gaben heute Nachmittag gemeinsam auf der Webseite des Vereins bekannt, dass nach sechs Spielzeiten Schluss ist für ihn als Cheftrainer.

Nach einer enttäuschenden Rückrunde mit drei Siegen, einem Unentschieden und fünf Niederlagen ist die Luft raus, wie Nilsson selber klug sagte. Möglicherweise hatte er der Mannschaft nichts mehr zu geben, konnte definitiv kein Feuer mehr entzünden.

Aber Personalien fallen einem in Göteborg ein. Christen Press war die ideale Stürmerin für das Spiel Göteborgs. Als einzige Spitze hatte sie den Auftrag „in the deep“ zu gehen, wie Nilsson ihr vergangenes Jahr erklärte. Nach einer akzeptablen Saison, in der man aber weder Malmö noch Göteborg gefährden konnte, ließ es die sportliche Leitung und der Vorstand zu, dass Press dem aggressiven Werbegebaren von Meister Tyresö FF nachgab und den Verein wechselte. Da lockte wohl die Champions League, das Geld und auch die eine oder andere Mitspielerin in Tyresö.

Aber es gab einen Glücksgriff. Von den Birmingham Ladies kam Jodie Taylor, für die meisten ein unbeschriebenes Blatt, eine Spielerin, die dem Nationalkader von Hope Powell in England nicht angehörte. Und Jessica Landström wollte es auch noch einmal wissen und kam von Absteiger Djurgården.

Taylor schlug ein wie eine Bombe. Zehn Tore in zehn Spielen, ein perfekter Ersatz für Press und Taylors Erfolg war gleich mit Landströms Rückkehr auf die Bank – wie schon in Frankfurt. Jodie Taylor war schnell, schussstark, konnte das Spiel lesen und nutzte ihre Chancen. Und wurde nicht für die EURO nominiert. Eine Fehlentscheidung von Powell wie so viele andere, die dann zum kläglichen Ausscheiden Englands bei der EURO führten und zu Powells Abschied nach mehr als 15 Jahren an der Macht im englischen Frauenfußball. Jodie Taylor haute ab. Nach Hause. Sie sagte, sie habe so viel investiert, um in die Nationalmannschaft zu kommen, habe ihr Zuhause, ihre Freunde, sogar eine Beziehung aufgegeben dafür. Zu viel. Torbjörn Nilsson sagte, dass man jemanden, dem es so schlecht wie Taylor gehe, nicht aufhalten könne.

Da blieben Cathrine Dyngvold, Jessica Landström und Olivia Schough. Aber keine konnte Taylor ersetzen. Schough ist ein Wirbelwind auf den Außenpositionen, aber sie ist kein Goalgetter. Jessica Landström fehlt die Technik und Cathrine Dyngvold ist zu langsam. Und so holte man eine Spielerin, die in puncto Schnelligkeit angeblich auch noch nachlegen muss: Andrine Hegerberg und die Art wie dieser Wechsel zustande kam, mit Abschied ohne sich zu verabschieden, einem Testspiel, von dem der alte Verein Turbine Potsdam nichts wusste und einer Bitte um Freigabe 24 Stunden bevor das Transferfenster schloss, war schon kein gutes Zeichen. Am Samstag kann ich mir das alles noch einmal anschauen, dann gastiert Göteborg nach drei Niederlagen in Serie bei Tyresö.

Der Kader von Göteborg besteht nach wie vor aus 15-16 Spielerinnen, zu wenig, um an der Spitze mithalten zu können. In Tyresö sitzen derzeit Sara Thunebro, Kirsten van de Ven, Jennifer Hermoso Fuentes und Malin Diaz auf der Bank und nach der Ankunft Whitney Engens letzte Woche wird wieder eine geopfert werden müssen, möglicherweise Nationalspielerin Linda Sembrandt.

In Göteborg sitzt Jane Törnqvist (ja, genau die) offiziell zumindest auf der Bank, meist jedoch auf der Tribüne. Und unten zwei junge Spielerinnen und Landström.

Sponsor Peter Bronsman hatte Nilsson versprochen, dass der Club investiert, dass man mithalten wolle mit Tyresö und Malmö. Aber er hat seine Millionen dann doch lieber im Tresor gelassen. Das ist schon ein wenig unfair, denn wie ich es verstanden habe, hatte Nilsson gerade unter der Prämisse der Verstärkung für zwei Jahre unterschrieben, von denen er sich nun eines sparen wird.

Ich werde ihn vermissen, den verschmitzten Gentleman, den Mann, der seinerzeit seinen IFK Göteborg zum UEFA-Pokalsieg schoss, im Finale gegen den Hamburger SV. Den Mann, der seine Spielerinnen auch schon mal Samstagabend anrufen konnte, um zu hören wie es ihnen ging. Linnéa Liljegärd hat mir das einmal erzählt. „Das kann schon mal nerven,“ sagte sie lächelnd, „aber es ist eigentlich auch ganz schön, denn er meint es ernst.“

 

 

 

Malmö liegt zweimal zurück, Ilestedt sieht rot und Tyresö verliert

Es war ein verrücktes Spiel vor der Rekordkulisse (für Tyresö) von 2.800 Zuschauern. LdB FC Malmö gewinnt mit 3:2 bei Tyresö FF und hält damit den Zweikampf um die Meisterschaft in Schweden offen. Beide Teams liegen nun punktgleich an der Spitze.

Marta konnte tatsächlich nicht spielen, ihre Rückenprobleme erwiesen sich inzwischen als Bandscheibenvorfall und damit die erste ernste Verletzung für die fünffache Weltfußballerin des Jahres. Möglicherweise fällt sie bis Saisonende aus, möglicherweise ist die in 5-6 Wochen wieder dabei, bei der Bandscheibe kann man keine sicheren Prognosen treffen.

Aber Trainer Tony Gustavsson hatte der Presse nach der knappen Niederlage doch noch ein Zuckerl zu verkünden: Man verstärkt sich noch einmal und zwar mit der amerikanischen Nationalspielerin Ali Krieger, die vom Tabellenletzten der NWSL, den Washington Spirits nach Schweden wechselt. Erst einmal bis zum Ende der Saison.

Krieger ist dann die fünfte Amerikanerin im Kader von Tyresö nach Christen Press, Meghan Klingenberg, Ashlyn Harris und Whitney Engen.

Das Spiel am Tyresövallen fand auch noch statt und in der ersten Halbzeit war das alles andere als Spitzenklasse, auch wenn Hans Löfgren dem Publikum mehrfach mit sich überschlagender Stimme bekanntgab, dass heute 15 Spielerinnen auf dem Platz stehen würden, die an der EM teilgenommen hätten und dass das Garant für absolute Weltklasse am Tyresövallen sei.

Doch Weltklasse sieht anders aus. Malin Levenstad spielte eine kümmerliche Partie, in der ersten Halbzeit war auch Lina Nilsson technisch oft überfordert. Symptomatisch für eine schwache Malmöer Leistung Manon Melis, die nur noch ein Schatten ihrer Selbst ist und die kaum noch etwas von dem Selbstvertrauen übrig hat, das sie einst zur besten Schützin der Liga machte.

Zehn Minuten waren gespielt, da ging ein besseres, weil hungriger auftretendes Tyresö in Führung. Jennifer Fuentes Hermoso zirkelte den Ball von halbrechts in die linke untere Ecke und meiner Meinung nach stand Thora Helgadottir da falsch, aber sie mag den Ball auch spät gesehen habe.

Die ganze erste Halbzeit sah Tyresö souverän und gekont verteidigen gegen unbewegliche Malmöer. Und so begann auch die zweite Hälfte, in der man sich dringend die Auswechslung Elin Rubensson für Manon Melis wünschte. Was kam, war dann Katrin Schmidt für Katrine Veje und die Auswechslung veränderte das Spiel zum Besseren. Da war mehr Gewicht im Mittelfeld an der zentralen Nahtstelle und Tyresö geriet ins Hintertreffen.

Der Ausgleich kam wie aus heiterem Himmel. Anja Mittag bediente Ramona Bachmann, die endlich aufgewacht war aus einem 45-minütigen Dornröschenschlaf und es stand 1:1. Das Spiel schien nun zu kippen, einige Minuten lang, bis, ja bis Malin Levenstad nicht zum ersten Mal in diesem Spiel einen fahrlässigen Fehler machte, Christen Press in hoher Geschwindigkeit sich auf in Richtung Helgadottir machte und von Amanda Ilestedt gestoppt wurde. Gerempelt. Schiedsrichterin Jenny Palmquist nahm die rote Karte schon in zwanzig Meter Entfernung zu Ilestedt aus der Brusttasche und da war Malmö noch zu zehnt.

Freistoß Tyresö. Line Røddik Hansen gelingt ein Volltreffer und Tyresö führt wieder mit einer Frau mehr.

Aber abermals gelingt Malmö der Ausgleich. Bei einem Freistoß von Lina Nilsson steigt Katrin Schmidt hoch und ausgerechnet die Ex-TYresöspielerin befördert den Ball zum 2:2 in der 78. Minute ins Netz. Sechs Minuten später dann ein Bilderbuchangriff von Malmö: Therese Sjögran auf der rechten Seite flankt nach innen zu Anja Mittag, die sofort weiterleitet zu Ramona Bachmann, die sich in hoher Geschwindigkeit dem linken Torpfosten näherte und den Ball dann mit ausgetrecktem Fuß an der nicht gut aussehenden Carola Söberg vorbei zum Siegtreffer für Malmö ins Netz bugsiert.

„In der ersten Halbzeit waren wir sehr passiv und haben die das so machen lassen, wie sie das wollten. In der zweiten Halbzeit haben wir dann einfach wesentlich besseres Pressing gespielt. Naja, und als Amanda dann vom Platz gestellt wurde, da haben wir uns auf eine andere Weise zusammengerissen, wie wir das nicht vorher gemacht haben,“ sagte Therese Sjögran.

„Das bedeutet sehr viel hier heute zu gewinnen und die drei Punkte aufzuholen, denn sechs Punkte wären schon viel gewesen. In diesen Spielen steht immer viel auf dem Spiel, Tyresö ist eine gute Mannschaft und das sind wir auch. Wir haben gesagt, dass wir unser Verteidigungsspiel tief starten wollen und deshalb waren wir passiv. Wir sind einfach besser ins Spiel gekommen. Ich glaube schon, dass uns dieser Sieg Selbstvertrauen gibt für die kommenden Aufgaben“, so Sjögran weiter.