Halbzeit (4): Kristianstads DFF

Kosovare Asllani im limegrünen Auswärtstrikot von KDFF beim Spiel gegen Djurgården

„Wir wollen Meister werden.“ Diese Worte vom Medienauftakt in Göteborg hingen Trainerin Elisabet Gunnarsdottir lange nach. Denn die Saison begann für Kristianstads DFF alles andere als erfreulich. Unglücklich ist wohl eher zutreffend. Aber die Worte waren auch etwas vermessen, denn ökonomisch kann KDFF nicht mithalten mit den beiden Giganten Tyresö und LdB FC Malmö.

Zunächst einmal verletzte sich die Amerikanerin Becky Edwards. Der Neuzugang aus New York sollte im Mittelfeld für Dampf sorgen, aber Edwards fiel gleich in der Vorsaison für mehrere Wochen aus und wurde schnell durch einen Kurzzeitvertrag mit der kanadischen Nationalspielerin Sophie Schmidt ersetzt, die den Verein inzwischen schon wieder verlassen hat. Unglücklich auch der Start der Saison. Auf dem heimischen  Vilans IP gab es zur Premiere „lediglich“ ein 1:1 gegen Meisterschaftsfavorit Linköpings FC. Bis in die Nachspielzeit hatte Kristianstad durch einen Treffer von Elin Nilsen mit 1:0 geführt und das Spiel bestimmt – in der 91. Minute glich Manon Melis aus. Ein Spiel dauert eben 90 Minuten plus Nachspielzeit in der Aktualisierung eines Sepp-Herberger-Zitats.

Der Schock saß tief und irgendetwas lief dann doch nicht so rund, denn dem 2:5 bei Meisterschaftsanwärter Malmö folgte ein 1:3 daheim gegen ein solide spielendes Jitex. Mit nur einem Punkt aus drei Spielen konnte man die hochtrabenden Pläne von der Meisterschaft gleich einmotten. Aber der Witzbold, der in dieser Saison den Spielplan der Liga gemacht hat und zu verantworten hat, meinte es gut mit KDFF.

Im Wonnemonat Mai musste das Team alle drei Auswärtsspiele in Stockholm absolvieren. Da entwickelte sich eine Routine. Übernachtung in einem günstigen Hotel an der Europastraße 4 im Stockholmer Vorort Skärholmen, Besuch der Restaurantabteilung eines schwedischen Möbelhauses gegenüber und ab zum Spiel. Gesagt, getan und drei Besuche in Stockholm führten zu neun Punkten. Wobei der Sieg bei Tyresö FF vielleicht der kostbarste war.

Natürlich lag es nicht an den Routinen, aber Fußballspielerinnen neigen zu Aberglauben und ich wette, dass es beim nächsten Spiel in der Hauptstadt dieselben Routinen geben wird. Es lag daran, dass Kosovare Asllani der Wechsel von Linköping nach Kristianstad sehr gut getan hat. Asllani erstickte im engen Korsett des Jörgen Pettersson, der ihr eine klare Rolle zugetan hatte, die sie nicht erfüllte. Darüber hinaus gilt Pettersson als ein Trainer, der seine Spielerinnen eng an der Leine führte. Imperfekt ist angesagt, da Pettersson inzwischen den Frauenfußball verlassen hat und den abstiegsbedrohten Männerzweitligisten IFK Värnamo betreut.

Asllani blühte auf, sie schoss wichtige Tore, die in Stockholm wichtige Punkte brachten. Elisabet Gunnarsdottir vertraut der hochtalentierten 22-Jährigen, die letztes Jahr nicht in dem WM-Kader von Thomas Dennerby kam, aber dafür in den Kader der in einer Woche (und einem Tag) beginnenden olzmpischen Spiele in London.

Nach vier Siegen in Folge gab es gegen Umeå noch einen empfindlichen Heimdämpfer, aber vor dem Beginn der Rückrunde sieht das isländische Team (neben der Trainerin gehören Sif Atladottir, Gudny Björk Odinsdottir und Katrin Omarsdottir zum Kader; möglich auch die Rückkehr der kurzzeitigen Potsdamerin Margret Lara Vidarsdottir und 2013 der Abwehrspielerin Hallbera Gisladottir) sgtark aus und dürfte in jedem Fall um einen der Plätze drei und vier spielen. Die 3 hat Gunnarsdottir sicher im Visier, denn die ehrgeizige Trainerin wurmt sicher, dass Kristianstad-Ableger Vittsjö GIK (mit vielen ehemaligen KDFF-Spielerinnen sowie Trainer) drei Punkte vor ihr den dritten Platz hält.

Verkehrte Vorzeichen

KIF Örebro war noch bis vergangenes Jahr der Inbegriff der langweiligen Stabilität. Solider Fußball war das Markenzeichen der Mannschaft, die einst von Pia Sundhage und dann von dem vergangenes Jahr tödlich verunglückten Richard Holmlund betreut wurde. Solide, unspektakulär. Als noch Sanna Valkonen das Kommando in der Abwehr hatte, war man fast unüberwindbar. Auich Marina Pettersson Engström verschaffte sich diesen Ruf, schaffte es gar bis in den erweiterten Kreis der Nationalmannschaft. Im Mittelfeld rackert wie eh und je die robuste Marie Hammarström. Die Schweden letztes Jahr eine Bronzemedaille besorgte mit ihrem beherzten Schuss gegen Frankreich in Sinsheim.

Piteås Legionäre dagegen waren letztes Jahr nicht so erfolgreich wie die Vereinsführung sich das erträumt hatte. Zwar hatte man den besten Publikumsschnitt mit über 1700, am Ende gab es nur Rang 10. Und der Trainer wurde geschasst und neue Legionäre geholt, andere ausgetauscht. Aus Umeå kam Hanna Pettersson und die traf heute zweimal und legte ein Tor für Josefin Johansson auf. Piteå siegt problemlos mit 3:0 und schiesst Örebro damit unerwarteterweise erst einmal in den Tabellenkeller, drei Punkte über dem Abstiegsplatz.

Zugänge aus Island und den Niederlanden

Hallberá Gisladottir

An Isländerinnen herrscht in der schwedischen Liga kein Mangel. In Malmö, Örebro, Kristianstad und bei Djurgården war 2011 jeweils mehr als eine Spielerin von der Lavainsel aktiv. Und es gibt immer noch welche, die noch nie in Schweden gespielt haben. Aber es werden weniger. Hallbera Gisládottir wurde schon mit Meister LdB FC Malmö und KIF Örebro in Verbindung gebracht, geht aber nun zum stetig aufrüsten Publikumsmeister nach Piteå.

Die 25-Jährige spielt in der isländischen Nationalmannschaft auf der linken Außenbahn, Sportchef Leif Strand gab allerdings bekannt, dass man Hallbera vor allem als offensive linke Außenverteidigerin geholt habe. Mit der Verpflichtung von Gisladottir ist Piteås Kader nun komplett für die Saison 2012, erklärte Strand. 17 Feldspielerinnen und drei Torhüterinnen. Der Sportchef sieht eine große Konkurrenz um die Startformationsplätze voraus und glaubt, dass das Team nun nicht mehr so verletzungsanfällig sei wie im Vorjahr.

Mit der Australierin Lydia Williams im Tor, der Isländerin Hallbera Gisladottir, der Nigerianerin Faith Ikidi, der US-Amerikanerin Jennifer Nobis, den Norwegerinnen June Pedersen und Ann-Mari Dovland sowie der Finnin Anna Westerlund hat Piteå nicht weniger sieben Ausländerinnen im Kader. Abgesehen von der beinahe völlig naturalisierten Pedersen, die schon einige Jahre in Umeå gespielt hat, sind ausländische Spielerinnen in der Regel teurer, weil man ihnen mehr (auch finanziell) unter die Arme greifen muss, um sie zu versorgen.

Dass das immer nicht so einfach ist, zeigt ein anderer Artikel auf der Homepage von Piteå. Da bittet nämlich eine Marianne Fors um Spenden zugunsten der Damenmannschaft. Es geht nicht so sehr um Geld, sondern um gebrauchte Fernseher, Möbel, Fahrräder und Küchenausstattung. Immerhin holt der Verein die Spende ab.

Von Nord nach Süd. Vittsjö GIK:s Kader kam mir bei einer früheren Betrachtung in diesem Blog als sehr zweitligabetont vor. Jetzt hat man sich unter der Woche die Unterstützung einer Nationalspielerin gesichert. Mit der 25-Jährigen holländischen Nationaltorfrau Loes Geurtz hat man immerhin nun eine sehr erfahrene Spielerin zwischen den Pfosten Geurtz hat nicht nur in den heimischen Niederlanden sondern auch in den USA (College Soccer in Illinois) und Deutschland (Heike Rheine) gespielt und bringt die Routine von mehr als 40 Länderspielen mit nach Schweden. Bis zum 31. Januar und dem Schließen des Transferfensters der FIFA sollte Vittsjö sich aber noch mehr verstärken, um eine Chance zu haben.