Algarve

Unter der Woche hat Pia Sundhages Assistentin Lillie Persson in Abwesenheit der Chefin den Kader für den alsbald in Portugal auszuspielenden Algarve-Cup bekanntgegeben.

Die schwedische Mannschaftsführung setzt auf albewährte Kräfte:

Tor: Hedvig Lindahl, Carola Söberg, Stephanie Öhrström

Abwehr: Nilla Fischer, Amanda Ilestedt, Emmelie Konradsson, Lina Nilsson, Charlotte Rohlin, Jessica Samuelsson, Linda Sembrant, Sara Thunebro

Mittelfeld und Angriff: Emilia Appelqvist, Kosovare Asllani, Lisa Dahlkvist, Hanna Folkesson, Antonia Göransson, Sofia Jakobsson, Emma Lundh, Elin Rubensson, Lotta Schelin, Olivia Schough, Caroline Seger, Therese Sjögran

Ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft hat am selben Tag Josefine Öqvist erklärt. Die 30-Jährige will sich mehr um ihre Tochter kümmern und setzt daher nur noch auf das Spiel mit ihrem Verein SC Montpellier.

Eine ehemalige Nationalspielerin ist schwanger und verpasst deshalb die kommende Saison. Stina Segerström, die 31-Jährige Abwehrspielerin von Kopparberg/Göteborgs FC, erwartet ihr erstes Baby. Herzlichen Glückwunsch!

 

Gegen Frankreich

Am 08.02. wird die schwedische Nationalmannschaft ihr erstes Länderspiel im neuen Jahr bestreiten. Gegner außerhalb von Paris ist Frankreich.

In Abwesenheit von Cheftrainerin Pia Sundhage, die in den USA eine zweimonatige Gastprofessur wahrnimmt (sie wird zum Algarve-Cup wieder beim Team sein) benannte Co-Trainerin Lillie Persson folgenden Kader für das Frankreich-Spiel:

Tor: Hedvig Lindahl, Carola Söberg, Stephanie Öhrström

Abwehr: Magdalena Ericsson, Nilla Fischer, Amanda Ilestedt, Emmelie Konradsson, Charlotte Rohlin, Sara Thunebro

Mittelfeld & Angriff: Kosovare Asllani, Lisa Dahlkvist, Hanna Folkesson, Antonia Göransson, Emma Lundh, Lina Hurtig, Elin Rubensson, Olivia Schough, Lotta Schelin, Caroline Seger, Therese Sjögran, Josefine Öqvist.

Zurückgekehrt ist Carola Söberg. Im Tor gibt es nach dem Bandscheibenvorfall von Sofia Lundgren und dem Rücktritt von Kristin Hammarström Besetzungsprobleme und die nicht gerade stabile Hedvig Lindahl ist nun wieder die Nummer 1.

Die wieder genesene Emma Berglund wurde noch nicht berücksichtigt, ebensowenig Tyresös Linda Sembrant, die in der Champions League schon starke Spiele im Herbst gemacht hat.

Im Angriff darf man gespannt sein, ob Persson Supertalent Lina Hurtig testen wird. Die neuerliche Nominierung von Emma Lundh zeigt, dass das als schwierig geltende ewige Talent Lundh offenbar beim letzten Lehrgang überzeugt hat. Die mittlerweile 24-Jährige verfügt über eine manchmal geniale Spielintuition, hat aber den Durchbruch immer noch nicht geschafft.

 

Peinliche Absage

Es ist eine bittere Niederlage für Pia Sundhage. Zehn Vereine der Damallsvenskan weigerten sich, ihre Nationalspielerinnen für das in Växjö geplante Trainingslager abzustellen. Der Zeitraum 12.-16.01. ist zwar ein sogenanntes FIFA-Fenster, aber da Schweden kein Länderspiel bestreitet, können die Vereine der charismatischen Trainerin ihre Zusage verweigern, was sie also auch taten.

Dagegen hatten Turbine Potsdam, der VfL Wolfsburg, BV Cloppenburg, Bayern München, Olympique Lyonnais und Paris Saint-Germains ihre Spielerinnen bereits freigestellt. Lotta Schelin, Kosovare Asllani, Nilla Fischer und Co. wären also gekommen, aber Emmelie Konradsson, Malin Reuterwall, Elin Rubensson und Co. wurde es verboten.

Was für ein Gesichtsverlust für Pia Sundhage. Man kann sich fragen, was diesen tiefen Graben verursacht hat, der offenbar zwischen der Führung der Nationalmannschaft, deren erste Vertreterin die zweifache Olympiasiegertrainerin ist, und den Vereinen der Liga besteht? Denn dies schadet dem Ansehen des schwedischen Fußballs, keine Frage und man fragt sich, wie die weitere Zusammenarbeit zwischen Pia Sundhage und „ihren“ Trainern in der Heimat verlaufen soll.

Der Verband ergab sich heute und sagte das Trainingslager aufgrund des Boykotts ab. Nationalmannschaftschefin Marika Domanski Lyfors: „Es wäre nicht richtig, die ausländischen Spielerinnen zu einem Lehrgang einzubestellen, an dem dann praktisch keine einheimischen Spielerinnen teilnehmen.“

Und Pia Sundhages Assistentin Lillie Persson: „Dieser Lehrgang sollte einigen Spielerinnen die Möglichkeit geben, sich mit den allerbesten zu messen. Spielerinnen, die es bislang nicht geschafft hatten, in eine 18er-Formation hereinzukommen, die wir zu Länderspielen nominieren. Darüber hinaus war der Lehrgang als wichtiger fysiologischer Test im Hinblick auf die WM 2015 geplant.“

Der nächste Lehrgang findet nun vom 6.-9. Februar in Stockholm (Bosön) statt. Sicherheitshalber hat man nun schnell ein Auswärts-Länderspiel (Gegner wird noch bekanntgegeben) vereinbart, um nicht eine neuerliche Blamage hinnehmen zu müssen.

Alle gegen Sundhage

Vom 12.-16. Januar hat der schwedische Fußballverband den ersten Lehrgang für die A-Nationalmannschaft angesetzt. In Abwesenheit von Cheftrainerin Pia Sundhage, die eine Gastprofessur in den USA wahrnimmt, wird Assistentin Lillie Persson Lehrgangsleiterin sein. Insgesamt 65 Tage wollen Sundhage und Persson 2014 mit ihren Nationalspielerinnen verbringen, um das Team zu schweißen, das bei der WM 2015 in Kanada um die Medaillen mitspielen soll.

Die Vereine sind alles andere als begeistert und nach Angaben von Anders Nilsson, Blogger bei der Boulevardzeitung Aftonbladet, sieht es so aus, als ob die Spielerinnen von Meister FC Rosengård (früher LdB FC Malmö), Linköpings FC und Umeå IK nicht zum Lehrgang nach Växjö fahren dürfen.

Damit wären zehn der insgesamt 25 nominierten Spielerinnen aus dem Rennen: Malin Reuterwall, Magdalena Ericsson, Amanda Ilestedt, Emmelie Konradsson, Lina Nilsson, Charlotte Rohlin, Hanna Folkesson, Therese Sjögran, Lina Hurtig und Elin Rubensson.

„Unser Ziel ist, das Regelwerk zu befolgen und die Spielerinnen lediglich von den von der FIFA bestimmten Spielterminen freizugeben,“ wird Rosengårds Sportchef Niclas Carlnén zitiert. Es gehe nicht darum, dass man gegen die Nationalmannschaft sei, so Carlnén weiter, aber es müsse ein besseres Gleichgewicht geben und man müsse die Belastung für die Spielerinnen zu gewissen Zeiten verringern.

Nilson behauptet in seinem Blog ebenfalls, dass zehn der zwölf Vereine der Damallsvenskan einen Brief an Fußballchefin Marika Domanski Lyfors geschrieben hätten, in dem sie mitteilen, ihre Spielerinnen lediglich zu den von der FIFA bestimmten Terminen freigeben wollen.

westAls ich gestern auf Twitter etwas provokant fragte, ob man sich nicht mehr an der Nationalmannschaft orientieren müsse, da die Öffentlichkeit die Spiele der Nationalmannschaft verfolgt, aber kaum jemand zur Damallsvenskan gehe, antwortete mir Umeås Sportchef Niklas Westman: „Meinst du das Ernst? Sollen die Clubs der Damallsvenskan den Spielerinnen Gehälter zahlen für eine Menge Fysio-Tests im Januar?“.

Das zeigt, dass es auch noch um etwas anderes geht als Ruhe für die Spielerinnen. Westman bringt das finanzielle Argument ins Spiel. Wenn die Nationalmannschaft die Spielerinnen 65 Tage lang im Jahr in Beschlag nehmen will, dann zahlen die Vereine etwas mehr als zwei Monatsgehälter trotz Abwesenheit ihrer besten Mitarbeiterinnen.

Aber ist nicht eine Möglichkeit, die Publikumsmisere der letzten Jahre, in denen die Liga Zuschauer in großem Maße verloren hat, anzugehen, die Nationalmannschaft noch opulärer zu machen? Oder geht Frauenfußball und großes Publikum vielleicht nur im Rahmen von Länderwettbewerben und großen internationalen Meisterschaften zusammen?

Könnte nicht ein amerikanisches Modell, in dem der Fußballverband zumindest ansatzweise die Gehälter seiner 25 wichtigsten Spielerinnen übernimmt und damit auch das Recht hat, die Spielerinnen zu Lehrgängen einzuberufen eine interessante Variante sein?

Oder wollen wir im Klein-Klein weiterwurschteln und uns auch in drei Jahren noch darüber ärgern, dass zu den meisten Spielen höchsten fünfhundert Zuschauer kommen, wenn man dann auch noch den Zeugwart, alle Spielerinnen und Ordner mitgezählt hat?

In jedem Fall scheint Pia Sundhage mit ihrem Team allmählich die Grenzen von dem zu erreichen, was die Vereine mit ihr bereit sind, mitzumachen. Das ist für den schwedischen Fußball kaum eine gute Entwicklung.

Das Argument Carlnéns, dass die Spielerinnen nicht mehr belastet werden können, verfängt doch auch nicht. Die Damallsvenskan hat 22 Spiele. Die Spielzeit dauert sieben Monate, davon ist ein guter Monat spielfrei. Auch hier muss man darüber nachdenken, ob man den Spielbetrieb nicht ausdehnt, zum Beispiel im März beginnt und im November aufhört. Wir reden hier über hauptamtlich vergütete Spielerinnen, die zwar nicht viel Geld verdienen, aber im Wesentlichen doch Profis sind. Und die sind sozusagen ein halbes Jahr auf der Bühne, während sie den Rest des Jahres auf mehr schlecht als recht beleuchteten Trainingsplätzen für das andere halbe Jahr üben und infolgedessen von der Öffentlichkeit, die letztlich die notwendige Lebensnahrung (Geld) zuführen soll, nicht wahrgenommen wird.

Statt zumindest neues Denken zu ermöglichen, verschanzen sich die Clubs, deren Zuschauerränge immer leerer werden, aber lieber hinter dem Argument, dass die Spielerinnen bitte vor allem und in erster Linie ihnen gehören. Ist das der Weg in die Zukunft?

 

 

Wieder mal auf Bosön

Die schwedische Nationalmannschaft beendet das Jahr 2013 nicht mit Qualifikationsspielen zur WM, sondern mit einem ausgiebigen Trainingslager, seit einigen Jahren auch gerne Lehrgang genannt, auf Bosön in der Nähe von Stockholm.

Recht abgeschieden von der Öffentlichkeit, die dennoch zugelassen wäre, lässt es sich hier, in einem der Leistungszentren des schwedischen Spitzensports arbeiten. In der „Vinnarhallen“ (Siegerhalle) gibt es einen vollgroßen, überdachten Kunstrasenplatz.

Pia Sundhage und ihre Assistentin Lillie Persson, in der Öffentlichkeit treten die Beiden in skandinavischer Eintracht immer mehr als nahezu gleichberechtigtes Team auf, hatten 28 Spielerinnen eingeladen, von denen eine ganze Reihe abgesagt, eine ganze Reihe nachnominiert wurden.

Kristin und Marie Hammarström waren im ersten Kaderentwurf dabei, beendeten dann aber, wie sich das für eineiige Zwillinge gehört, am selben Tag ihre Karrieren.

Abgesagt haben auch Charlotte Rohlin, Elin Rubensson, Josefine Öqvist, Carola Söberg, Marija Banusic und Josefin Johansson.

Auf Bosön dabei sind jetzt:

Hedvig Lindahl (Kristianstads DFF), Malin Reuterwall (Umeå IK), Stephanie Öhrström (Bardolino Verona)

Mia Carlsson (Kristianstads DFF), Magdalena Ericsson Linköpings FC), Nilla Fischer (VfL Wolfsburg), Amanda Ilestedt (LdB FC Malmö), Elin Landström (Umeå IK), Lina Nilsson (LdB FC Malmö), Marina Pettersson Engström (KIF Örebro), Sara Thunebro (vereinslos)
Petra Andersson (AIK), Emilia Appelqvist (Piteå IF), Kosovare Asllani (Paris SG), Lisa Dahlkvist(Tyresö FF), Hanna Folkesson (Umeå IK), Antonia Göransson (Turbine Potsdam), Jenny Hjohlman, Lina Hurtig (beide Umeå IK), Sofia Jakobsson (BV Cloppenburg), Emmelie Konradsson (Umeå IK), Emma Lundh (AIK), Elin Magnusson (KIF Örebro), Lotta Schelin (Olympique Lyonnais), Olivia Schough (Kopparberg/Göteborgs FC), Caroline Seger (Tyresö FF), Therese Sjögran (LdB FC Malmö).

 

Schwedens Kader – wenig Überraschungen

Therese Sjögran, Fußballerin des Jahres 2010 (Archivbild)

Therese Sjögran, Fußballerin des Jahres 2010 (Archivbild)

Beim großen chinesischen Automobilhersteller Volvo (die einstmals urschwedische Automarke gehört der chinesischen Zhejiang Geely Holding Group) in Göteborg gab Pia Sundhage in einer vom EM-Fernsehsender TV4 übertragenen Sendung ihren 23-köpfigen Kader für die EURO 2013 bekannt.

Zwei Überraschungen:

Die 36-Jährige Rekordnationalspielerin Therese Sjögran wurde nominiert, obwohl sie an keinem einzigen Lehrgang Sundhages teilgenommen hat und ihr letztes Länderspiel absolvierte Sjögran am 31.03.2012 in Malmö gegen Kanada. In der Damallsvenskan sitzt die Mittelfeldspielerin unter ihrem sechs Jahre jüngeren Trainer Jonas Eidevall auf der Bank und kam in den elf Spielen dieser Saison bislang auf 238 Minuten Spielzeit, einmal immerhin sogar 41 Minuten beim 2:2 in Piteå.

Wenn Hanna Folkesson und Johanna Almgren sich im Vorfeld der EM nicht verletzt hätten, wäre es wohl nicht zu dieser Nominierung gekommen, aber sie ist schon bemerkenswert. Noch zum Brasilien-Lehrgang hatte Sundhage die beiden Supertalente Lina Hurtig und Marija Banusic eingeladen, die zusammen zwei Jahre jünger sind als Sjögran.

Elin Rubensson, 20 Jahre alte Mittelfeldspielerin und Angreiferin vom selben Verein LdB FC Malmö, wurde von Sundhage zwar gegen die Schweiz im Oktober 2012 noch nominiert, dann aber ausgemustert. Zu Thomas Dennerbys Zeiten hatten noch alle, die etwas auf sich hielten die Nominierung Rubenssons gefordert. Zuletzt beim 2:2 Malmös gegen Tyresö kam die U19-Europameisterin in der zweiten Halbzeit ins Spiel und machte von Beginn an durch glänzende Aktionen auf sich aufmerksam.

Statt der Zukunft wurde die Vergangenheit gewählt, eine Nominierung der einen Monat jüngeren Victoria Sandell Svensson oder der fast zwei Jahre jüngeren Hanna Ljungberg wäre fast ebenso konsequent gewesen. Und warum nicht auch die ein halbes Jahr jüngere Hanna Marklund?

Es ging allerdings hier um den letzten Platz, sagte Sundhage, man habe sich erst am Tag vorher entschieden, dabei ist das nicht unbedingt glaubwürdig, da sich das Gerücht schon lange hartnäckig hielt und auch ehemalige Mitstreiterinnen und jetzt objektive (?) TV-Expertinnen wie Malin Swedberg und Frida Östberg die Nominierung erwarteten bzw. massiv forderten. Die Szene ist klein…

Pia Sundhages Begründung: „Therese hat massenhaft Erfahrung von großen Turnieren, das gab am Ende den Ausschlag. Sie ist die einzige Spielerin im Kader, die nicht viel in ihrem Verein gespielt hat, also so gesehen kann man das möglicherweeise als Risiko ansehen, weil wir nicht wissen, wie sie im Spiel aussieht. Ich erwarte von ihr, dass sie vom ersten Aufwärmen bis zum letzten alles gibt.“ klingt nicht sehr überzeugend.

Überraschung zwei ist Jenny Hjohlman, die talentierte Stürmerin von Umeå IK mit Vergangenheit beim jetzigen Zweitligaschlusslicht Sundsvalls DFF. Die hat noch nie für Schweden gespielt und getreu dem Motto, wat jeht mich denn mein Jequatsche von jestern an (Altkanzler Adenauer) nimmt Pia Sundhage die 24-Jährige mit. Denn sie hatte erst vvor Wochenfrist gesagt, dass niemand, der noch nicht für Schweden gespielt hätte, mit zur EM komme. Aber Hjohlman kann ja Anfang Juni gegen England in Stenungssund bei der Generalprobe ein paar Minuten bekommen.

Der Kader:

Tor: Kristin Hammarström, Sofia Lundgren, Hedvig Lindahl

Abwehr: Jessica Samuelsson, Lina Nilsson, Stina Segerström, Nilla Fischer, Charlotte Rohlin, Sara Thunebro, Amanda Ilestedt

Mittelfeld: Caroline Seger, Lisa Dahlkvist, Antonia Göransson, Therese Sjögran, Elin Magnusson, Olivia Schough, Marie Hammarström, Emmelie Konradsson, Josefine Öqvist.

Angriff: Lotta Schelin, Kosovare Asllani, Sofia Jakobsson, Jenny Hjohlman

 

Brasilien-Kader: Ohne Sjögran, aber mit Hurtig & Banusic

Pia Sundhage überrascht auch 20 Tage vor der Benennung des 23-Spielerinnenkaders für die EURO 2013. Heute gab die Trainerin Schwedens ihr Aufgebot für das Länderspiel gegen Brasilien am 19.06. bekannt und da wo viele die 36-Jährige Therese Sjögran erwartet hätten, nominierte Sundhage stattdessen zwei Spielerinnen, die zusammen jünger sind als die Rekordnationalspielerin: Lina Hurtig (Umeå) und Marija Banusic (Kristianstad), beide 17 Jahre alt und wohl die größten Talente im offensiven Bereich seit vielen Jahren, stehen erstmals im Aufgebot der Welttrainerin. Damit hatte wohl kaum noch jemand vor der EM gerechnet.

Raus ist Tyresös Torfrau Carola Söberg, die monatelang im Kader war, aber nun wohl endgültig für die rückkehrende Hedvig Lindahl weichen muss. Zurück auch Routinier Stina Segerström in der Innenverteidigung.

Hier alle 23 Namen:

Tor: Kristin Hammarström, Hedvig Lindahl, Sofia Lundgren

Abwehr: Nilla Fischer, Amanda Ilestedt, Lina Nilsson, Charlotte Rohlin, Jessica Samuelsson, Stina Segerström, Sara Thunebro

Mittelfeld & Angriff: Kosovare Asllani, Marija Banusic, Lisa Dahlkvist, Antonia Göransson, Marie Hammarström, Lina Hurtig, Sofia Jakobsson, Emmelie Konradsson, Elin Magnusson, Lotta Schelin, Olivia Schough, Caroline Seger, Josefine Öqvist.

 

Startelf gegen Norwegen – EM ohne Folkesson und Almgren

Für das morgige Länderspiel gegen Norwegen in Linköping sickerte die Startformation schon einige Stunden vorher an die Abendzeitung Aftonbladet durch, so dass man sich fragen kann, wie viele Personen die Aufstellung kannten und wer schließlich aus dem Leitungsteam von Pia Sundhage oder aus dem Kreis der Spieler der Presse das Papier steckte.

Schweden beginnt mit: Kristin Hammarström, Sara Thunebro, Charlotte Rohlin, Nilla Fischer, Jessica Samuelsson, Marie Hammarström, Caroline Seger, Antonia Göransson, Emmelie Konradsson, Kosovare Asllani, Lotta Schelin.

Diese Startformation wird derjenigen, die am 10. Juli die EM gegen Dänemark in Göteborg beginnen wird, schon sehr nahe kommen. Auf der Torwartposition scheint sich Sundhage für Kristin Hammarström zu entscheiden. Das Innenverteidigerpaar mit Rohlin und Fischer ist ebenso gesetzt wie Sara Thunebro auf links. Rechts wird morgen wieder Jessica Samuelsson getestet, die 21-Jährige hat nach der tollen Leistung gegen Malmö am Dienstag eventuellö bessere Chancen als Malmös Lina Nilsson. Samuelsson gehört in jedem Fall die Zukunft und auch auf links wird wohl nach der EM früher oder später die nun ebenfalls in Linköping spielende Stockholmerin Magdalena Eriksson eine Chance bekommen, dann könnte das komplette Abwehrquartett aus Linköping bei Sundhage auftreten.

Im Mittelfeld muss die normalerweise angestammte Lisa Dahlkvist aus Tyresö morgen erst mal auf der Bank beginnen. Co-Trainerin Lillie Persson hat bei der Vorstellung der Startelf gesagt, dass man sih von Marie Hammarström und Caroline Seger abwechselnd Arbeit in Defensive und Offensive erwartet und dass vor allem Seger mehr nach hinten arbeiten soll als in den letzten Begegnungen.

Asllanik und Schelin scheinen ebenso gesetzt zu sein wie Potsdams Antonia Göransson und kann sich Umeås Konradsson morgen beweisen, dann sind auch ihre Chancen gestiegen.

Zwei Spielerinnen sind aus den Überlegungen Pia Sundhages ganz herausgefallen. Eine erst heute: Hanna Folkesson aus Umeå riss sich beikm Training ein Band im Knie und fällt für mindestens sechs Wochen aus. Schon etwas länger wissen wir, dass auch Göteborgs Johanna Almgren auf die EM verzichten muss. Damit fallen gleich zwei Spielerinnen aus dem Mittelfeld aus, was die Chancen von Spielerinnen wie Carina Holmgen und Elin Magnusson erhöhen dürfte, die spät in den Kader kamen.

Von Kristianstads Trainerin Elisabet Gunnarsdottir sicherte auch durch, dass Sundhage die erst 17 Jahre alte Stürmerin Marija Banusic in den Kader gegen Norwegen nachnominieren wollte, aber auch Banusic fällt aufgrund einer Verletzung für ein paar Wochen aus.

Lotta 2 – Island 0

Nur 2412 Zuschauer in der Myresjöhus Arena in Växjö sahen am späten Samstagnachmittag einen nie gefährdeten 2:0-Sieg Schwedens gegen ein Island, das es sehr schwer haben wird, bei der EM im Sommer auch nur einen einzigen Punkt zu gewinnen.

Beide Tore schoss die oft in Nationalmannschafts-Zusammenhängen in Frage gestellte Lotta Schelin in einer Art und Weise, die ihre Weltklasse unterstreicht und mehr erhoffen lässt für das gross Fest im Sommer.

Dabei war das Spiel ansonsten über weite Strecken ein effektives Schlafmittel. Die
Schwedinnen taten sich in den ersten 45 Minuten schwer, obwohl die den Gegner beherrschten. Zu langsam und unbeweglich agierten die Schülerinnen von Pia Sundhage, da war wenig davoin zu merken, dass diese Mannschaft hier vor eigener Kulisse in nur drei Monaten den Titel holen will.

Island hatte in den 90 Minuten nicht einmal eine einzige Torchance. Die Offensivkräfte verloren so gut wie jedes Laufduell gegen die schwedischen Abwehrspielerinnen, die selber auch nicht unbedingt zu den schnellsten der Welt zählen.

Als in der 46. Minute dann Emmelie Konradsson für die sehr formschwankende, heute wieder mal unsichtbare, Lisa Dahlkvist kam, tat sich schon etwas. Es war auch Konradsson, die zu Lottas 1:0 auflegte. Trotz der beiden Treffer der Lyon-Angreiferin war eine Spielerin aus Paris die Beste auf dem Platz: Kosovare Asllani zeigte wieder einmal, dass sie sich verändert hat, enormen EInsatzwillen an den Tag legt und dazu eben auch sehr kreativ ist. In den letzten fünf Minuten machte Asllani Platz für Chelsea Ladies Neuzugang Sofia Jakobsson und auch diese Einwechslung tat nochmal gut, denn hochmotiviert war Jakobsson noch an drei Torchancen beteiligt und eben auch am 2:0 durch Lotta Schelin, die damit ihren 51. Länderspieltreffer markierte.

Schelin war in der anschliessenden Pressekonferenz selbstbewusst und zufrieden, Sundhage kritischer. Aber Recht hatten beide irgendwo. Schelin, die sagte, man habe den Gegner beherrscht und sicher gewonnen, mehr braucht es ja wirklich nicht und auch Sundhage, die sich mehr erhofft hatte und vor allem in der ersten Halbzeit unzufrieden war. Immerhin so Sundhage, sei nun klar, dass Marie Hammarström, die nach Konradssons Einwechslung ins zentrale Mittelfeld wechselte eine Alternative in der Mitte sei.

Publikumsmässig sah man, dass Schweden noch einiges tun muss, damit die EM auch in den weniger attraktiven Spielen akzeptablen Besuch hat. Denn 2412 mit der eigenen Mannschaft sind eine erschreckend schwache Kulisse.

Umeå IK stark beim 1:1 in Tyresö

Malin

Umeås Keeperin Malin Reuterwall hat das Nachsehen bei Lisa Dahlkvists Schuss 1-1

Es war das erste Heimspiel von Marta 2013, es war der mit Spannung erwartete Gastauftritt der erst 1995 geborenen Norwegerin Caroline Graham Hansen, die Tyresö derzeit testet. Aber das 1:1 vom schwedischen Meister Tyresö FF gegen Umeå IK war vor allem eine beeindruckende Demonstration der Gäste.

Sicher, die haben mit Emmelie Konradsson, Emma Berglund und Hanna Folkesson immerhin drei Spielerinnen in Pia Sundhages Algarve-Kader, aber Tyresö hat die geballte Übermacht von zahlreichen Nationalspielerinnen, einige davon zur absoluten oder erweiterten Weltklasse gehörend.

Die ersten Minuten gehörten Tyresö und vor allem die gerade 18 Jahre alt gewordene Norwegerin wollte sich von ihrer besten Seite zeigen, und das obwohl Cheftrainer Tony Gustavsson heute mit Abwesenheit glänzte und von Assi Leif Edeborg vertreten wurde. Im Publikum u.a. Pia Sundhage und Tyresös verletzte Stars Kirsten van de Ven, Christen Press und Carola Söberg.

Graham Hansen brillierte in ein paar Szenen auf rechts. Die Norwegerin ist beidfüßig, sehr technisch und hat einen beeindruckenden Antritt und gutes Spielverständnis. Viele bezeichnen sie als das größte Talent des norwegischen Fußballs seit vielen Jahren.

Aber je länger das Spiel dauerte, desto besser wurde Umeå, desto besser auch Graham Hansens Gegenspielerin in der ersten Hälfte, Elin Landgren, selber erst 21 Jahre alt.

Der Führungstreffer durch Konradsson in der neunten Minute kam noch wie eine kalte Dusche, danach hätte man erhöhen können und traf auch zum 2:0 durch Jenny Hjohlman, aber dieser Treffer wurde wegen einer Abseitsstellung nicht gegeben.

Tyresö kämpfte sich zurück, traf durch Lisa Dahlkvist zum Ausgleich und schien nun auch das Kommando endgültig zu übernehmen, aber dann war Pause und in der zweiten Halbzeit war Umeå einen Tick besser, hätte in der 54. Minute Elfmeter bekommen müssen, als Hjohlmann im Strafraum von Elaine zu Boden gezogen wurde. Und hatte weitere Chancen durch u.a. Lina Hurtig. Es blieb aber beim alles in allem durchaus gerechten 1:1, ein Ergebnis, das natürlich vor allem Umeå als Positivum mitnehmen kann, das für Tyresö ein Warnsignal sein sollte. Denn eindeutig war es Umeå, das mehr wollte und die Koordination in Tyresös Abwehr, vor allem zentral, sah heute nicht so gut aus.

Interviews nach dem Spiel waren leider nicht drin. Ich hätte gern etwas länger mit Umeå-Spielerinnen gesprochen, aber wie mir Emma Berglund sagte, müsse man schon bald wieder zum Flughafen. Man war eine Stunde vor dem Spiel angekommen und wollte eine halbe Stunde nach Abpfiff schon wieder zurück, um ins eine Stunde nördlich gelegene Umeå nach Hause zu fliegen.

Mit Umeå wird in der kommenden Saison zu rechnen sein. Nicht als Topteam, das werden wieder nur Tyresö und Malmö sein, aber in der oberen Hälfte müsste dieses starke Team landen können. Wie es dem Club gelungen ist, gute Talente selber zu entwickeln (Beispiel: Konradsson) oder andere Talente an sich zu binden (Beispiel: Hurtig), das ist beeindruckend. Trainer Joakim Blomkvist macht im dritten Jahr exzellente Arbeit in Umeå. Man darf darauf gespannt sein, wie sich das Team bei der Premiere der Damallsvenskan präsentieren wird. Dann geht es auswärts gegen – Tyresö FF.

Sundhages Algarve-Kader

Rubensson

Nachdenklich – Elin Rubensson ist nicht im Algarve-Kader von Pia Sundhage

Pia Sundhage hat mehrere Monate lang mit der schwedischen Nationalmannschaft Lehrgänge durchgeführt. Einige Namen fehlten, einige neue kamen hinzu. Gespielt wurde monatelang nur gegen Jungenmannschaften. Bald geht es an die Algarve zum Traditionsturnier im portugiesischen Frühjahr und da stehen dann vier Länderspiele auf dem Programm, man spielt gegen China (06.03.), Island (08.03.) und gegen Olympiasieger USA (11.03.) sowie gegen einen noch unbekannten Gegner (je nachdem wo man in der eigenen Gruppe landet) am 13. März.

Hier ist der heute in der EURO2013-Stadt Norrköping bekannt gegebene Kader:

Tor: Kristin Hammarström, Sofia Lundgren, Carola Söberg

Abwehr: Emma Berglund, Nilla Fischer, Malin Levenstad, Lina Nilsson, Jessica Samuelsson, Annica Svensson, Sara Thunebro

Mittelfeld und Angriff: Johanna Almgren, Kosovare Asllani, Lisa Dahlkvist, Hanna Folkesson, Antonia Göransson, Marie Hammarström, Carina Holmberg, Sofia Jakobsson, Emmelie Konradsson, Susanne Moberg, Lotta Schelin, Olivia Schough, Caroline Seger.

Mit Folkesson, Holmberg und Schough enthält der Kader drei potentielle Debütantinnen. Etwas überraschend nicht dabei sind Malmös junge U19-Europameisterinnen Elin Rubensson und Amanda Illestedt. Meine Spekulation: Entweder will Malmö sie vor dem CL-Viertelfinale gegen Lyon extra schonen oder aber sie sind nicht mehr aktuell, weil Oldtimer wie Charlotte Rohlin und Therese Sjögran nach ihren Kreuzbandverletzungen auf dem Weg zurück sind.

Schaut man sich die Vereinsbilanz an, dann sind die 23 Spielerinnen aus insgesamt beeindruckenden zwölf Vereinen. Jeweils vier Spielerinnen kommen von Pokalsieger Kopparberg/Göteborgs FC (K Hammarström, M Hammarström, Almgren und Schough) und Meister Tyresö (Söberg, Svensson, Dahlkvist und Seger). Fünf (Jakobsson, Thunebro, Asllani, Schelin und Göransson) spielen im Ausland.

Die älteste Spielerin im Kader ist Frankfurts Abwehrspielerin Sara Thunebro (33) und die jüngste Jessica Samuelsson (21) aus Linköping. Das Team hat ein Durchschnittsalter von 26,3 Jahren beim Start des Turniers. Sechs Spielerinnen (K Hammarström, M Hammarström, Lundgren, Söberg, Svensson, Thunebro) sind über 30 Jahre alt.

Lotta Schelin: „Für mich hat sich nichts verändert“

Lotta_09022013

Lotta Schelin

Ich komme noch einmal zurück auf den letzten Samstag und meinen ersten Besuch in der Friends Arena. Hier wird am 28.07.2013 um 16.00 Uhr das Endspiel der EURO 2013 gestartet und hier hat Pia Sundhage am 09.02. zum ersten Mal ein Training angesetzt.

Jonas Nystedt, Pressechef des schwedischen Fußballverbands, ist da. Bevor die Nationalmannschaft einmarschiert, um sich zunächst mit Mädchen von Danderyds SK und dann mit uns Journalisten zu unterhalten, geht Jonas umher und fragt, mit wem wir reden wollen. Emma Berglund, Emmelie Konradsson, sagt Blogautor Anders Nilsson. Jonas notiert schnell auf einem behelfsmäßigen Zettel. „Elin Rubensson und Amanda Ilestedt, am liebsten beide zusammen,“ sagt Alva Nilsson, die wie ich für damfotboll.com schreibt.

Jonas schreibt weiter, sieht mich an. „Lotta Schelin“, sage ich. Jonas schreibt nicht, murmelt etwas wie „die kommt ja sowieso“.

Lotta Schelin ist der unumstrittene Star dieses 22 Personen umfassenden Kaders. Die anwesenden Mädchen von Danderyds SK wollen alle ein Foto mit der 28-Jährigen Fußballerin des Jahres haben, sie bekommen es auch. Lotta lächelt. Lotta schreibt. Lotta posiert. Für jedes der Kinder hat sie ein freundliches Wort, einen Klaps auf den Rücken, eine Geste.

„Hast du Instagram,“ fragt eine 12-Jährige und Lotta lacht, es ist ein offenes, ehrliches Lachen. „Nein, das hab ich nicht,“ sagt sie. „Haben wir nicht vorhin schon ein Bild zusammen gemacht,“ fragt sie zwei Mädchen mit denen sie in die Hocke geht und Wange an Wange posiert. Es ist eh egal, sie lässt sich nochmals fotografieren, inzwischen scheinen alle Kinder in diesem Land IPhones zu haben. Instagram sowieso. Und so erscheinen vermutlich innerhalb weniger Minuten etliche Lotta-Bilder im Internet. Auf Instagram, Facebook und sonstwo.

Pia Sundhage hat in den Wochen und Monaten nach ihrer Amtsübernahme das Land im Sturm erobert. Sie hat so gut wie alle erdenklichen Preise gewonnen, ist nebenbei auch noch Welttrainerin des Jahres geworden und ihr Charisma füllt auch die Halle, in der wir uns an diesem Samstag mit der Nationalelf Schwedens aufhalten. Pia hat offen und deutlich immer wieder in der Öffentlichkeit ihre Erwartungen an Lotta Schelin formuliert. Nicht nur im direkten Gespräch, sondern eben auch in Interviews in Printmedien, im Radio, im Fernsehen. Lotta ist der Star der Mannschaft, so Sundhage. Sie muss liefern. Sie muss Spiele entscheiden. Ich erwarte noch mehr von ihr.

An diesem Samstag sind immerhin gut 25 Akteure versammelt. Aber es ist das Charisma von Pia Sundhage, das den Raum füllt. Und das von Lotta Schelin. Mit einem Mal geht mir auf, das da zwei wahrlich große Persönlichkeiten sind in einem Team, zu dem viele gehören.

An diesem Samstag bin ich zur Friends Arena gekommen, weil ich mit Lotta Schelin über die Erwartungen an sie reden will. Wie sie damit klar kommt. Deshalb lasse ich sie nicht aus den Augen, als Funktionäre am anderen Ende des Saals mit ihren Presseerklärungen beginnen.

Wir werden lediglich maximal 15 Minuten haben mit der Mannschaft, bis das Training beginnt. „Verwaltet irgend jemand deine Interviews,“ frage ich sie vorsichtig. „Sprich mit ihm da,“ sagt Lotta und deutet auf einen Pressevertreter des Verbands. Der weiß es selber nicht so genau, sein Notizbuch ist in beeindruckender Weise mit Krakeleien gefüllt.

Schelin geht mit einer anderen Spielerin in die Arena. Übrig bleiben die anderen, die zu Interviews abkommandiert sind. Rubensson, Berglund, Caroline Seger, Sara Thunebro.

Dann ist der offizielle Teil 1 vorbei und wir dürfen die Spielerinnen sprechen, aber Lotta ist noch im Stadion. Als sie dann kommt, bin ich sofort da, aber dann sagt der neue Pressemann, dass sich die Spielerinnen uns erst einmal vorstellen sollen. Im Halbkreis stellen sie sich auf und Lotta beginnt. „Ich heiße Lotta Schelin und bin Stürmerin.“ Und auf der anderen Seite des Halbkreises endet es mit „Ich bin Pia Sundhage, ich bin die Trainerin der schwedischen Frauenfußballnationalmannschaft.“

Da sind ein paar, die auch zu Schelin wollen, aber ausnahmsweise bin ich mal penetranter und schneller. Wäre auch blöd gewesen, wenns jetzt doch nicht geklappt hätte.

Lotta, du bist schon so etwas wie der Star der Mannschaft. Alle Kinder wollen dein Autogramm, wollen mit dir fotografiert werden.

Naja, ich weiß nicht. Ich schreibe Autogramme für alle, die eins haben wollen, antwortet Lotta Schelin ganz Schwedisch bescheiden. Mir ist klar, dass ihr auch meine nächste Frage nicht gefallen wird.

Wie gehst du damit um, dass Pia Sundhage dich bei jeder Gelegenheit in den Vordergrund stellt und so klare Erwartungen auch öffentlich formuliert?

Was soll ich sagen? Ich bin wie immer. Etwas trotzig klingt die Antwort auf die Frage, die sie sicher nicht zum ersten Mal hört. Ich glaube, dass ich auch schon vorher eine ziemlich klar definierte Rolel hatte, für mich hat sich nichts verändert. Ich weiß, was ich kann und das versuche ich so gut wie möglich zu tun.

Naja, dass das alles jetzt auch ganz öffentlich an dich herangetragen wird durch Pia?

Aber was soll sich denn da verändern? Es gibt überhaupt keinen Grund etwas zu ändern. Sie darf doch machen und sagen, was sie will und mit „sie“ meint sie die Trainerin Sundhage aber wir sind nun mal elf Spielerinnen auf dem Platz und x Spielerinnen auf der Bank. Wir haben immer von der Mannschaft gesprochen. Ich denke, dass das das Wichtigste ist. Natürlich gibt es immer eine Zahl x von Spielerinnen, die eine mehr hervortretende Rolle haben. Das kaufe ich ab, aber das ist nichts Neues, so war das auch vorher. Der einzige Unterschied ist, dass Pia klarer ist, und Klarheit ist immer gut. Sie weiß, was sie will und sie weiß auch, was sie von jeder einzelnen Spielerin will.

Du bist jetzt seit 3-4 Jahren in Lyon. Es ist schon mein fünftes Jahr, korrigiert sie mich. Oh, mein Gott ja, die Zeit vergeht. Lotta lacht, sie wird jetzt entspannter, bilde ich mir ein. Hat dich die Zeit in Frankreich verändert, nicht nur im Hinblick auf den Fußball, sondern mehr auf das Land bezogen?

Darüber könnten wir sehr lange reden. Klar, dass mich diese Zeit verändert hat. Man entwickelt sich als Mensch, als Spielerin, wenn man ins Ausland zieht. Ich spiele in einem fantastischen Team mit vielen, vielen Weltklassespielerinnen. Das bewirkt, das man sich auch auf einem bestimmten Niveau befindet. Dann haben wir auch einen Trainer, der sehr hohe Ansprüche stellt und der viel von uns will.

Am 28. März wirst du in Malmö spielen, das ist wohl das erste Vereinsspiel auf schwedischem Boden für dich, seit du Schweden verlassen hast?

In meinem zweiten Jahr spielten wir gegen Umeå, aber im Rückspiel war ich verletzt, du hast also Recht. Das wird toll. Wir haben ein gutes Selbstvertrauen und wir brauchen vor nichts Angst zu haben. Natürlich ist Malmö eine supergute Mannschaft. Aber ich denke, dass wir trotzdem leicht favorisiert sind, wir müssen jedoch in beiden Spielen 100% geben.

Sicher. Wie soll eine Mannschaft, die zweimal in Serie die Champions League gewonnen hat und die sich gerade noch mal eben mit Weltstars wie Shinobu Ohno und Megan Rapinoe verstärkt hat, nicht favorisiert sein.

Ihr habt in der Liga aus 14 Spielen 14 Siege und 90:4 Tore. Sehr überlegen, beginne ich.

Dazu kannst du ein Tiorverhältnis von 39:1 in der Champions-League Saison 2011/12 legen, ergänzt Lotta Schelin. Das sagt etwas über unser Team, nicht alles über die französische Liga, die ist sicher nicht gleichmäßig stark, absolut nicht, aber das ist schwer für mich zu beurteilen, weil wir einfach eine so unglaublich gute Mannschaft sind. Wir lassen es nie zu, uns zu entspannen und das kann dann dazu führen, das manche Spiele 10:0 enden.

Wenn man all das addiert, kommt man auf 129:5 Tore in Meisterschaft und Champions League und auch in der mit zwei Runden gestarteten Saison hat man gegen den finnischen Meister PK-35 und den russischen Vizemeister Zorkij insgesamt weitere 23:0 Tore produziert.

Ist es eigentlich wirklich immer noch gleich spannend, in dieser Mannschaft zu spielen, wenn man allen anderen so überlegen ist? Vermisst du nicht manchmal die engen Spiele mit knappen Siegen oder Niederlagen?

Ich kriege diese engen Spiele doch und ich habe eine faszinierende Trainingsumgebung mit allen Möglichkeiten. Da gibt es für mich nichts, über das ich nachdenken müsste. Wir sind eine der besten Mannschaften der Welt.

Ganz schließt sie eine Rückkehr nach Schweden nicht aus und ich denke mir, dass ich spätestens dann wieder mal mit Lotta Schelin reden will, dann mit mehr Zeit und darüber, wie Frankreich auf sie gewirkt hat, welche Dinge sie dort schätzen gelernt hat und wie sich die Wahlheimat vom Leben in Göteborg unterscheidet. Sie hat ja selber gesagt, dass sie dazu viel zu sagen hätte, denke ich, als ich zum ersten Mal die Treppen der Friends Arena hochsteige zu den Presseplätzen, um mir das Training anzuschauen.

Pia Sundhage reduziert von 28 auf 23

Olivia_Schough

Olivia Schough (Göteborg) immer noch dabei – sie könnte die eigentliche Überraschung im Kader Pia Sundhages werden

Waren im Januar noch 28 Spielerinnen in einem erweiterten Kreis beim Trainingslager im Leistungszentrum auf Bosön, so werden es vom 9.-14. Februar nur noch 23 sein. Der Kreis wird enger und die EURO rückt näher.

Mit dabei: Olivia Schough aus Göteborg, die unter Vorgänger Thomas Dennerby kein einziges Mal nominiert wurde. Die 21-Jährige wurde bei der Bekanntgabe des Kaders von Sundhage speziell erwähnt: „Jetzt bin ich sehr gespannt, welche Spielerinnen in diesem Lager bereit sind, den nächsten Schritt zu machen. Olivia Schough zum Beispiel hat ein gutes Spielverständnis, exzellente Ballannahme und lässt andere gut aussehen,“ so Sundhage auf der Homepage des schwedischen Fußballverbands SvFF.

Die Nominierungen.

Tor: Kristin Hammarström, Sofia Lundgren, Carola Söberg

Abwehr: Emma Berglund, Nilla Fischer, Amanda Ilestedt, Lina Nilsson, Jessica Samuelsson, Annica Svensson, Sara Thunebro

Mittelfeld: Johanna Almgren, Kosovare Asllani, Lisa Dahlkvist, Antonia Göransson, Marie Hammarström, Carina Holmberg, Emmelie Konradsson, Susanne Moberg, Caroline Seger

Angriff: Sofia Jakobsson, Elin Rubensson, Lotta Schelin, Olivia Schough.

Im Vergleich mit der 28er-Gruppe von Mitte Januar sind Malin Levenstad, Hanna Folkesson, Malin Diaz, Lina Hurtig und Julia Spetsmark nicht mehr dabei. Überraschend ist das höchstens bei Levenstad, die anderen vier Spielerinnen bekamen wohl ein Lob durch die Nominierung und die anderen etwas mehr Druck im Training.

Ebenfalls nicht dabei sind Madelaine Edlund und Stina Segerström, die ihre Nominierung im Januar wegen Verletzungen abgesagt hatten. Beide sind damit möglicherweise endgültig aus dem Rennen um einen Platz bei der EURO. Edlund wird bei ihrem Verein Tyresö FF überdies um ihren Stammplatz bangen müssen, jetzt wo man Christen Press hat.

Die beiden Routiniers Charlotte Rohlin und Therese Sjögran versuchen sich unterdessen, nach ihren Kreuzbandverletzungen wieder heranzuarbeiten. Chancenlos sind sie nicht, aber es dürfte schwer werden, sehr schwer, denn Pia Sundhage scheint nur eines zu bewerten: die aktuelle Leistung.

Die Nummer 1 im Tor, sagt sie, ist noch nicht gefunden. Alle drei Keeperinnen haben noch die Chance. Rechtzeitig vor der EM werde sie sich entscheiden, aber momentan sei eben keine deutlich besser als die anderen.

 

Pia Sundhage überrascht

Na endlich. Nachdem das erste Aufgebot für das Länderspiel gegen die Schweiz eher enntäuschend war, ist die 28 Frauen starke Truppe, die Pia Sundhage für ein Trainingslager auf Bosön in der Nähe von Stockholm nominiert hat mit einigen Überraschungen gespickt.

Dabei ist die größte Überraschung sicher Mittelfeldspielerin Carina Holmberg. Die 29-Jährige war zuletzt zwei Jahre in der zweiten Liga aktiv bei Aufsteiger Sunnanå und wird erst nächstes Jahr wieder erstklassigen Fußball spielen. Holmberg hat auch bislang sehr wenig Berührung mit dem Fußballverband SvFF, lediglich einmal war sie in der U19, aber das ist schon mehr als zehn Jahre her. Allerdings wurde Carina Holmberg diese Saison zur wertvollsten Spielerin der zweiten Liga Nord gewählt.

Eine weitere Überraschung ist U19-Europamneisterin Malin Diaz. Die 18-Jährige erinnert an den spanischen Fußball nicht nur wegen ihres Namens, sondern vor allem aufgrund ihrer technischen Spielweise. Physisch sehen viele Diaz noch als steigerungsfähig. Aber nun wird Malin Diaz ebenso eine Woche mit den arrivierten Spielerinnen unter Sundhage trainieren wie auch Göteborgs Olivia Schough. Eine dritte Überraschung – die Göteborgerin war zwar in der D23-Auswahl, aber stand sicher bei vielen nicht auf dem Schirm für die A-Mannschaft.

Linköpings junge Außenverteidigerin Jessica Samuelsson sehen viele als eine Zukunftslösung, sie hatte zwar schon ein Länderspiel unter Dennerby, ist aber jetzt nach längerer Pause wieder dabei.

Hier sind alle 28 Namen:

Kristin Hammarström, Sofia Lundgren, Carola Söberg

Emma Berglund, Emmelie Konradsson, Amanda Ilestedt, Sara Larsson, Malin Levenstad, Lina Nilsson, Jessica Samuelsson, Stina Segerström, Annica Svensson, Sara Thunebro

Johanna Almgren, Kosovare Asllani, Lisa Dahlkvist, Nilla Fischer, Antonia Göransson, Marie Hammarström, Sofia Jakobsson, Caroline Seger, Malin Diaz, Carina Holmberg, Olivia Schough

Madelaine Edlund, Jessica Landström, Susanne Moberg, Elin Rubensson

Nicht dabei Lotta Schelin, die mit Olympique Lyon eine Japan-Tournee macht.

 

Die Hand Bachmanns

Inzwischen ist LdB FC Malmö wohl bereits in Malmö gelandet. Eine knappe Stunde nach Spielschluss ging eine Maschine von Umeå nach Süden, mit an Bord der noch amtierende schwedische Meister LdB FC Malmö. Ramona Bachmann hat sich möglicherweise während des Fluges still in eine Ecke verkrochen. Denn Bachmann schaffte es, mit selten gesehener Gedankenlosigkeit, sowohl in der ersten wie in der zweiten Halbzeit jeweils eine völlig berechtigte gelbe Karte wegen eindeutig absichtlichen Handspiels zu sehen. Schon die erste Karte führte dazu, dass die Schweizerin beim abschließenden Spiel gegen Tyresö in Malmö gesperrt ist. Die zweite zu Beginn von Halbzeit 2 führte dazu, dass Malmö, gerade durch einen Kopfball von Emmelie Konradsson mit 0:1 in sensationellen Rückstand gegangen in der letzten halben Stunde mit 10 gegen 11 den Ausgleich und womöglich Siegtreffer jagen musste.

Am Ende waren die Spielerinnen des Meisters ausgepumpt und am Ende der Kräfte und mehr als der 1:1 Ausgleich durch Elin Rubensson nach glänzender Vorarbeit von Anja Mittag gelang nicht mehr.

Das bedeutet, dass die von wohl allen erwartete dritte Meisterschaft in Folge wieder offen ist., Drei Punkte Vorsprung hat Malmö zwar auf das Tyresö mit Marta und Vero, aber die Startruppe aus dem südlichen Stockholmer Vorort hat ein um 14 Tore besseres Torverhältnis und kann also mit einem Sieg in Malmö (Samstag, 13.00 Uhr) auf den letzten Metern der Zielgeraden doch noch vorbeiziehen.

Aber das ist nicht nur Bachmann geschuldet. Umeå machte ein sehr gutes Spiel, war noch von Caroline Seger in einem Interview übel dafür gescholten wurden, dass man den beiden nigerianischen Mittelfeldspielerinnen Ogonna Chukwudi und Rita Chikwelu die Abreise zu den Afrika-Meisterschaften erlaubt hatte. Seger hielt das für unfair und disqualifizierte sich selber am meisten mit diesem Zwischenruf.

Malmö versemmelte eine Reihe von Chancen in Umeå und auf der anderen Seite allerdings hielt Thora Helgadottir serienweise gute Chancen von Umeå mit beeindruckenden Paraden. Sicher dürfte sein, wem der Titel Torhüterin des Jahres gebührt. Ebenso sicher dürfte Ramona Bachmann jegliche Anwärterschaft auf den Titel „wertvollste Spielerin“ für den sie ja nominiert ist und quasi Titelverteidigerin ist, verspielt haben. Denn ein MVP lässt sich kaum durch doppeltes Handspiel vom Platz stellen und fügt somit seinem Team im Spiel und in der nächsten Woche großen Schaden zu. Am Ende hätte Malmö Elfmeter bekommen müssen, als in der 93. Minute Katrin Schmidt grob umgestoßen wurde, aber die Schiedsrichterin traute sich nicht, die Meisterschaft durch einen berechtigten Elfmeterpfiff zu entscheiden. Damit war auch sie fehl am Platze.

„Natürlich sind wir unerhört enttäuscht. Wir haben in der letzten halben Stunde alles getan, was möglich war,“ sagte Trainer Peter Moberg. „Wir spielen jetzt erst mal Champions League am Mittwoch und dann sehen wir weiter. Wir haben eine gute Ausgangsposition, die Liga zu gewinnen, denn wir führen mit drei Punkten Vorsprung.“