Göteborg und Tyresö wollen Marta

Trotz der stolzen Summe von einer Million Dollar für eine Saison, die Martas Agent Fabiano Farah für seine Klientin einfahren will, sind offenbar noch zwei schwedische Vereine im Rennen. Vizemeister Kopparberg/Göteborgs FC und der Verein mit den größten Ambitionen, Tyresö FF.

Die Boulevardzeitung Aftonbladet schreibt in ihrer heutigen Ausgabe, dass Göteborg augenscheinlich das größte Interesse an der Brasilianerin hat während Tyresös Präsident Hasse Lindberg zitiert wird: „Wenn dieses Preisschild wirklich gültig ist, lohnt es sich nicht einmal eine Krone für ein Telefonat auszugeben.“ Sein Göteborger Pendant Peter Bronsman: „Wir sind in einer gewissen Bereitschaft. Aber wir haben einen Gesamtumsatz von sieben Millionen Kronen. Wenn sie diese Summe wirklich haben wollen, dann geht es nicht.“

Alle anderen zehn Vereine sagen eindeutig nein zu der Weltfußballerin. Die Gehaltsvorstellungen liegen jenseits von Gut und Böse. In einer Umfrage, die Aftonbladet bei allen zwölf Clubs gemacht hat, ob die Vereine mit ihrem jetzigen Kader zufrieden sind oder ob sie den Kollaps der WPS nutzen werden, um doch noch die eine oder andere Verpflichtung zu tätigen, kam folgendes heraus:

So gut wie alle Vereine haben erheblich Anfragen aus den USA bekommen. Ein mittlerer Tross möchte sich gerne in Bewegung nach Skandinavien setzen. AIK wäre durchaus noch an einer offensiven Mittelfeldspielerin und/oder einer Stürmerin interessiert. Djurgården sucht in Abwehr, Mittelfeld und Angriff noch, aber die finanzielle Situation setzt deutliche Grenzen, falls nicht Sponsoren eine Spielerin „stiften“. Jitex in Göteborg hat nach der Verpflichtung von Christina Julien den Kader endgültig voll, aber Lokalrivale Göteborg sucht noch Klassespielerinnen vor allem fürs Mittelfeld. Hier könnte Marta landen, Sportchef Lasse Svensson sagt, dass man Spielerinnen suche, die direkt in die Startformation gehen können.

Kristianstads Elisabet Gunnarsdottir ist eigentlich auch zufrieden, aber die neuen Möglichkeiten führen auch die Isländerin in Versuchung. Alle wissen, dass man jetzt auch gute Spielerinnen zum Sonderangebotspreis bekommen kann. Die Entscheidung, ob man noch jemanden holt, soll noch diese Woche fallen und falls es eine positive Entscheidung ist, dann handelt es sich um eine Amerikanerin.

Linköping will noch eine offensive Spielerin. Trainer Jörgen Pettersson spricht davon, dass die Verstärkung jetzt, aber vielleicht auch erst zum Sommer kommen kann. Mit Lisa DeVanna, Linda Sällström und Emma Lundh gibt es in Linköping schon drei starke Stürmerinnen. Aber Pettersson hat die Offensive mit Recht als Problemzone erkannt und will da offenbar richtig aufrüsten und zu starker Konkurrenz im Team kommen.

Malmö will erst einmal den Konkurs abwenden und hat genug mit sich selbst zu tun. Sportchef Niclas Carlnén passt. Piteå ists zufrieden mit seinen drei Torhüterinnen und siebzehn Feldspielerinnen. Umeå und Vittsjö dagegen suchen beide noch. Vittsjö muss sich ordentlich verstärken, wenn man nicht glcieh wieder absteigen will in die neue Superettan. Örebro dagegen sagt, dass der Kader komplett ist und die Ressourcen erschöpft.

Die kommenden vier Wochen werden spannend. In Frage kommen wohl alle Spielerinnen, die nicht Bestandteil des USWNT sind, des erweiterten Kaders der amerikanischen Nationalmannschaft, denn bei denen ist damit zu rechnen, dass sie in den USA vom Verband finanziert werden, um sich optimal auf London 2012 vorzubereiten. Alles andere als Gold wäre eine Enttäuschung, alles andere als Gold dürfte auch das Ende der WPS bedeuten, denn die Liga, die nun sicher nicht nur wegen des Streits mit dem zu Recht unbeliebten Dan Borislow ein Jahr pausiert, braucht den Erfolg bei Olympia als Pausenfüller und Reanimation, um die Anstrengung, 2013 wieder zu spielen, wirklich zum Erfolg zu führen.

Die amerikanische Nationalmannschaft spielt am Samstag gegen Neuseeland. Im Kader (und damit wohl eher unwahrscheinlich für einen Transfer nach Europa) sind 28 Spielerinnen: Yael Averbuch (25), Nicole Barnhart (30), Shannon Boxx (34), Rachel Buehler (26), Lauren Cheney (24), Stephanie Cox (25), Whitney Engen (24), Ashlyn Harris (26), Tobyn Heath (23), Meghan Klingenberg (23), Amy LePeilbet (31), Sydney Leroux (21), Lori Lindsey (31), Carli Lloyd (29), Jill Loyden (26), Kristie Mewis (20), Heather Mitts (33), Alex Morgan (22), Christine Nairn (21), Kelly O’Hara (23), Heather O’Reilly (26), Christie Rampone (36), Megan Rapinoe (26), Amy Rodriguez (24), Becky Sauerbrunn (26), Hope Solo (30), Abby Wambach (31), Keelin Winters (23).

Ella Masar: Eine Spielerin packt aus (WPS)

Die WPS ist zumindest für 2012 gescheitert, auch wenn heute hier und dort Gerüchte gestreut wurden, das die Eigentümer mit der New Yorker Familie Sahlen an der Spitze nun doch noch die Rettung schaffen würden.

Anlass für die krasse Entscheidung des „Board of governors“, wie das höchste WPS-Organ heißt, war der Rechtsstreit mit magicJack-Eigentümer Dan Borislow. Der hatte vor Jahrefrist das kränkelnde Washington Freedom aufgekauft und schnell in magicJack verwandelt und war mit dem Team nach Boca Raton (Florida) umgezogen.

Bald schon gab es Probleme mit dem neuen Eigentümer. Die Spielergewerkschaft schrieb einen besorgten Brief an die Leitung der Liga und beschwerte sich über Mobbing, darüber, dass Borislow selber die Mannschaft trainierte, obwohl er nicht einmal den niedrigsten Trainerschein hätte. Viele gemeinsame Regeln der Liga hielt der eigenwillige „Dan the man“ nicht ein und am Ende schmiss man ihn und seinen Club raus aus dem kleinen WPS-Kreis.

Nun hat eine ehemalige Spielerin sich geäußert. Nachdem sich etwa Superstar Abby Wambach noch nach der erfolgreichen Olympiaquali in Vancouver positiv zur Person Borislow gemeldet hatte, schrieb gestern Ella Masar einen Blogpost, der sich wie ein Lauffeuer über das Internet verbreitete.

„No More Silence“ (frei: Schluss mit dem Schweigen) hat die inzwischen für den französischen Erstligisten Paris St. Germains spielende 25-Jährige ihren Post genannt.

Auszüge:

Ich erinnere mich noch daran, als ob es gestern gewesen wäre. Es war Mitte Juli und wir saßen in der Umkleide. Dan hatte ein Treffen mit uns vereinbart, um uns die Optionen vorzustellen, die sich angesichts der in dieser Woche erhobenen Beschwerde ergeben würden.

Natürlich kam er nicht. Er hatte seine „Drecksarbeit“ einigen Mädels aus der Mannschaft übertragen und gab uns zwei Alternativen:

1) die Beschwerde abzulehnen und der Liga zu sagen, dass wir hinter ihm stehen

Oder

2) die Beschwerde befürworten, worauf er den Stöpsel aus der Mannschaft rausziehen würde und damit wäre die Saison vorbei

Nebenbemerkung: In diesem Stadium zeigte Dan mit einer Menge von Fingern auf verschiedene Mädchen in der Mannschaft um herauszufinden, wer eigentlich die Beschwerde gestartet hatte. Glücklicherweise für uns hatte er mittlerweile zu viele Spielerinnen verärgert (pissed off) und konnte keine Einzelne mehr herausgreifen. Er hatte einfach zu viele Emails an Spielerinnen geschickt und zu oft verlangt, dass wir ihn „Daddy“ nennen sollen. Ich wünschte ich würde einen Scherz machen.

[….]

Ich sage euch, jede einzelne Frau in dieser Umkleide (an diesem Tag) war früher schon mal zu mir gekommen und hatte gesagt, dass sie nicht mehr zurückkommen würde. Dass KEIN Geld dies wert sei.

Als wir da in der Kabine saßen und unsere Optionen bekommen hatten, und die Angst hatten, dass Dan tatsächlich den Stecker rausziehen könnte und die Liga zum Einzturz bringen würde, hob ich meine Hand und sagte, „Es tut mir leid, ich kann nicht auf Dans Seite sein, egal welche Alternativen es gibt“.

Nicht einmal fünf bis zehn Minuten später hatte ich einen Text bekommen, der sagte, dass ich zwei Optionen hätte:

„Geh nach Hause und lass deine Nase operieren oder du wirst verkauft“.

Ich las den Text meinem Team laut vor und ging aus der Umkleidekabine.

Als nächstes erinnere ich mich daran, dass ich am Strand war und mir die Augen aus dem Kopf weinte. Ja, ich weiß, ich kann melodramatisch sein, aber ich kann das Gefühl, das ich hatte, nicht anders beschreiben. So viele Fragen gingen mir durch den Kopf, so viel Szenarien spielte ich durch, wer hatte mich hintergangen im Team, wer war die Verräterin? Wie konnte so etwas passieren?

[…]

Nebenbei: Meine Nase.

Einen Monat vorher hatte ich einen Tritt gegen die Nase bekommen. Als das Spiel vorbei gewesen war, wusste ich, dass ich das untersuchen lassen musste. Ich sagte es unserem Chiropraktiker, weil Dan nicht an einen Athletiktrainer glaubte, und er sagte, er könne das nicht korrigieren.

Er sagte Dan, dass ich ins Krankenhaus müsse, also setzte mich Dan in sein Auto und sagte, wir würden zum örtlichen Krankenhaus fahren. Lange Geschichte, kurz erzählt, wir kamen nie ins Krankenhaus. Er nahm mich mit zum Abendessen mit seinen „Jungs“ und dann war ich weitere zwei Tage bei ihm, bevor wir die Mädels in Atlantic City trafen.

Einen Monat lang sagte ich ihm, dass meine Nase untersucht werden müsste. Als ich während der WM-Pause in Chicago war, machte ich bei meinem Hausarzt einen Termin, um zu erfahren, was eigentlich kaputt war. Meine Ärztin sagte, ich müsse operiert werden, dass sie aber erst ein Röntgenbild brauchen würde, um den Grad der Verletzung zu sehen.

Als ich Dan anrief, um ihm das zu sagen, sagte er ich bräuchte das nicht, ich solle zurück nach Florida kommen, er würde sich drum kümmern. Es wurde sich NIE darum gekümmert.

Einen Monat später erhielt Ella Masar dann die Freigabe von magicJack und schließlich erhielt sie medizinische Hilfe in Chicago nachdem ihr links Nasenloch eingesackt war. Nach langen Gesprächen mit ihrer Familie bat Ella Dan Borislow um die Freigabe für andere Vereine.

Western New York Flash und Philadelphia Indepence waren interessiert. Aber plötzlich rief Abby Wambach einen Tag vor dem WM-Finale an und sagte Ella Masar, dass Dan Borislow sie zurück haben wolle. Aber Masar wollte nicht. Borislow sagte, entweder würde Ella Masar zurückkommen oder sie sei erledigt.

Nach der WM wird Abby Wambach Trainerin von magicJack. Ella Masar schreibt: Meine Hölle beginnt. Mir ist jetzt klar, das Dan mich nicht zurückhaben wollte, damit ich dem Team helfe. Er wollte mich zurückhaben, um ein Exempel zu statuieren.

Sechs Wochen lang saß Ella Masar, die vorher jedes Match von Anfang an gespielt hatte, auf der Bank und bekam keine einzige Spielminute.

Dan, ich hoffe, du bist jetzt glücklich. Du hast gewonnen. Geld kann Freundschaften kaufen, aber nicht Loyalität. Ich wünschte du könntest sehen, was wirklich passiert ist und was wirklich gesagt wurde, besonders von denen, von denen du geglaubt hast, sie wären auf deiner Seite.

Marta, Manon Melis: Wohin mit allen Spielerinnen nach dem WPS-Aus?

Dass Marta nach drei Jahren WPS wieder Lust auf Schweden hat, pfeifen seit September 2011 die Spatzen von den Dächern. Nun aber, wo die WPS für viele völlig überraschend eine einjährige Pause ankündigt, weil der Rechtsstreit mit Dan Borislow, dem Eigentümer der rausgeschmissenen Franchise magicJack, zu aufwändig und zu teuer ist, stehen auf einmal gut 100 Spielerinnen vor einem Jahr Wettkampfpause.

Etwa 30 von ihnen dürften vom amerikanischen Fußballverband USFF aufgefangen werden und wie ehedem (vor 2009) vom Verband trainiert werden, um im Sommer in London zum zweiten Mal mit ihrer schwedischen Trainerin Pia Sundhage Gold zu holen. Zehn davon scheiden dann bei Nominierung des endgültigen Kaders aus. Es bleiben also etwa 80 Spielerinnen ohne Beschäftigung. Wohin mit ihnen?

Eine von vielen, die heute Abend vermutlich völlig niedergeschmettert ist, dürfte die Holländerin Manon Melis sein. Eine der besten Stürmerinnen der Welt und in den vergangenen Jahren neben Marta die überragende Offensivkraft in der schwedischen Liga. Sie wollte unbedingt nach Amerika, mal was anderes leben und kennen lernen als das kleine, aber liebgewonnene Malmö? Und die holten Ramona Bachmann und Anja Mittag und werden jetzt kaum noch Geld in der Schatulle haben, um Melis zurückzuholen. Melis, die immer für 15-25 Tore pro Saison gut war. „Ich weiß, dass viele der europäischen Spielerinnen in den USA jetzt nach Schweden wollen,“ sagte Therese Sjögran zu Sydsvenska Dagbladet. Jasicher, aber wer hat denn noch Platz im Kader? Und Sjögran, wie viele Europäerinnen spielten denn noch in den USA? Kyah Simon und Tameka Butt sind gerade aus Australien zu den Boston Breakers gestoßen. Man fragt sich, wie das Ganze eigentlich rechtlich aufgestellt ist in den Arbeitsverträgen der Spielerinnen. Kann man so einfach den Spielbetrieb einstellen und wie sind die Verpflichtungen der Clubs gegenüber den Spielerinnen? Vieles werden wir erst in den nächsten Tagen zu wissen bekommen.

In Deutschland macht das Transferfenster heute zu, in Schweden ist es noch zwei Monate offen. Spielervermittler können sich die Hände reiben, ein ganzes Rudel neuer Klientinnen sucht jetzt verzweifelt einen Job. Aber das Problem ist, dass nur wenige Unterschlupf finden, denn die meisten Plätze sind besetzt, die Budgets weitgehend angestrengt und am Ende der Belastbarkeit schon jetzt. Jitex aus Mölndal etwa sagte am Abend, dass man nur bei einem Supersonderangebot einer Spitzenspielerin zuschlagen würde. Eine Verpflichtung stehe noch aus, aber die sei fast fertig verhandelt und hätte nichts mit der WPS zu tun.

Spannende Wochen stehen uns bevor. Bange Wochen für viele junge Frauen, Spitzensportlerinnen, die weiter auf Fußball setzen wollen. Und die amerikanische Liga, wer glaubt, dass sie 2013 wirklich mit deutlich mehr Vereinen zurückkommt, wenn sie nicht mal den Prozess gegen einen spleenigen Exzentriker führen kann?

 

WPS stellt überraschend Spielbetrieb ein – keine Saison 2012

Vor knapp zwei Stunden verbreitete sich die Nachricht auf Twitter wie ein Lauffeuer: Die WPS wird 2012 nicht spielen, der Spielbetrieb wiord abgesagt. Der lange Kampf um die Ausnahmegenehmigung des amerikanischen Fußballverbands Ende letzten Jahres, das mit Bierernst durchgeführte Drafting am Freitag, den 13. (!) Januar: alles umsonst.

Um 19.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit gab die WPS eine Erklärung ab:

„Die WPS gab heute bekannt, dass ihr Aufsichtsrat beschlossen hat, die Saison 2012 einzustellen, um sich auf die Lösung bestehender Rechtsstreitigkeiten zu konzentrieren und die Herausforderungen, der sich die Liga nun stellen muss als Ergebnis eines Zwists mit einem früheren Eigentümer. […] Die WPS hat Pläne, 2013 wieder den Spielbetrieb aufzunehmen und alle fünf jetzigen Eigentümer Atlanta Beat, Boston Breakers, Philadelphia Independence, Sky Blue FC und Western New York Flash werden gemeinsam mit der Geschäftsführerin Jennifer O’Sullivan aktiv bleiben, um sich in diesem Jahr um die Führung der Geschäfte zu kümmern.“

2013 soll die WPS wieder als führende Liga in der Welt wiederauferstehen. Wer glaubt ernsthaft daran? Das vorläufige Ende der zweiten amerikanischen Profiliga für Frauenfußball wird eine Rückkehr schwer machen. Die amerikanische Nationalmannschaft muss schon Gold in London holen, um die Voraussetzungen für einen Hype zu schaffen, der zur Wiedergeburt führen könnte.

Dan Borislow kriegt nun den schwarzen Peter zugeschoben. Der Unternehmer, dessen Club magicJack wegen Nichteinhaltung von Regeln, auf die sich die Eigentümer untereinander verständigt hatten, ausgeschlossen wurde, hatte sauer reagiert und seine Anwälte auf die Liga losgelassen, um sein Team mit solchen Stars wie Hope Solo und Abby Wambach, Megan Rapinoe und Christie Rampone wieder einzuklagen. Dieser Rechtsstreit, der viel Geld kostet, wie die WPS andeutet, hat der Liga nun das Genick gebrochen, zumindest für dieses Jahr.

Mit einem Kompromiss hatte es Borislow schon geschafft, dass magicJack außerhalb der Liga zumindest Schaukämpfe hätte spielen dürfen gegen die anderen Fünf, aber was für ein Gesichtsverlust war das für die WPS? Die ganze Liga wurde somit zu einem Schaukampfgebilde und wenn fünf Teams eine Liga ausspielen und dann auch noch Playoffs, dann mutet das schon etwas lächerlich an, zumal es ja auch keinen Unterbau gibt, keine zweite Liga, in die man absteigen könnte und ïn einem riesigen Land eben nur fünf Clubs, die rund 100 Spielerinnen beschäftigen.

Bevor die Presseerklärung veröffentlicht wurde, hatte die WPS-Führung allen Spielerinnen eine E-Mail geschickt, in der das Ende bzw. die einjährige Pause verkündet wurde. Der Wortlaut der Mail, die Atlanta-Beat-Besitzer Fitz Johnson seinen Spielerinnen schickte, ist auf dem Blog www.allwhitekit.com zu lesen, hier die Übersetzung:

Ladies,

es macht mich tief traurig euch heute informieren zu müssen, dass die Women’s Professional Soccer League die Saison 2012 und den Ligabetrieb eingestellt hat.

Wir hatten uns sehr darauf gefreut, mit jeder einzelnen von euch zusammenzuarbeiten und wissen, dass wir ein tolles Team zusammengestellt hatten. Es ist unglücklich, dass wir nun nicht zusammenarbeiten können, um eine Meisterschaft zu gewinnen. Wir wünschen euch allen Glück bei euren zukünftigen Unternehmungen. Im letzten Jahr hat die Liga große Herausforderungen annehmen müssen, unter anderem einen langgezogenen und teuren Rechtsstreit mit einem früheren Eigentümer. Dies hat Ressourcen abgezogen, die in die Liga hätten investiert werden müssen und hat den Aufsichtsrat zum Handeln gezwungen, die Saison 2012 zu beenden, um die Rechtsstreitigkeiten zu lösen, bevor wir mit den Wettbewerben weiter machen können.

Eine formelle Presseerklärung folgt gegen 1 Uhr am Nachmittag.

Natürlich bin ich da, um Fragen oder Bedenken zu diskutieren, die ihr eventuell habt. Zögert nicht, mich zu kontaktieren.

Best,

T. Fitz Johnson

 

Comeback von magicJack

Nachdem Dan Borislow im letzten Jahr mit seiner Franchise magicJack die WPS  verlassen musste, verklagte der Multimillionär die Liga. Spielerinnen wie Abby Wambach, Hope Solo oder Christie Rampone waren noch ohne Verein.

Gestern nun erklärte sich Dan Borislow damit einverstanden, die Klage zurückzuziehen. Es kam zu einer außergerichtlichen Einigung. magicJack wird offenbar als Team bestehen bleiben, nicht in der WPS spielen, aber Freundschaftsspiele (exhibition matches) gegen die Clubs der WPS spielen.

Solo, Wambach, Rampone und auch Megan Rapinoe werden weiter für magicJack spielen, aber eben nur „Schaukämpfe“.

All das teilte Dan Borislow am Mittwoch per E-Mail mit und gemeldet wurde diese doch sensationelle Nachricht von Jeff Kassouf auf seiner Seite equalizersoccer.com.

Positiv sei, dass der laufende Streit erst einmal beigelegt sei. Negativ jedoch, dass magicJack, mit dem man nicht mehr zusammenarbeiten wollte, nun doch ein Hintertürchen geöffnet bekommt, um wieder in die Liga zurückzukehren.

Der einzige Anlass, warum die WPS es geschafft hat, in die großen US-weiten Medien zu kommen, sei der Streit mit magicJack gewesen, so Kassouf, was dem Fußball nicht unbedingt nutze.

Trouble in paradise – Ärger um magicJack

Wieder mal ein Exkurs in diesem Blog. Es geht nicht um Schweden, sondern um die amerikanische Profiliga WPS. Die Dänin Johanna Rasmussen, das hat ffschweden diese Woche gemeldet, wird schon sehr bald die Fussballschuhe für Kristianstads DFF schnüren, nachdem ihr Vertrag mit magicJack aufgelöst wurde.

Wobei wir beim Thema wären. Sechs Vereine, oder sagen wir ruhig „franchises“ (Filialen) hat die Women’s Professional Soccer League in ihrer dritten Saison. Das ist nicht viel, aber im Laufe der Zeit haben sich Los Angeles Sol, St. Louis Athletics, Chicago Red Devils und FC Gold Pride schon wieder verabschiedet. Die Liga, die stets wachsen sollte, ist in ihrer dritten Saison immer noch im Zwergenstatus.

Im ersten und zweiten Jahr hatte man noch viele Ausländerinnen angeworben, die Brasilianerin Marta kam von Umeå IK und wurde zum Flaggschiff des neuen Versuchs, florierenden Profifussball in den USA aufzubauen. Die Zuschauerzahlen blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück, die Verluste waren weitaus grösser als angenommen. Investoren zogen sich zurück, hatten sich die Finger verbrannt und wollten nicht noch mehr Geld verlieren.

Im dritten Jahr fällt auf, dass in den sechs Filialen der WPS kaum noch Europäerinnen spielen. Es heisst, dass Europäerinnen den Aufwand, den man für sie betreiben muss, nicht wert sind. Viele sind wieder zurück nach Europa gekommen. Es gibt nur noch zwei Braslianerinnen bei Western New York Flash, im ersten Jahr hatte jeder Club zwei Südamerikanerinnen.

Nach der für die USA erfolgreiche WM und der Silbermedaille, nachdem die Medien in den Staaten aufmerksam geworden waren, gab es in den ersten Spielen tolle Zuschauerzahlen, erstmals waren Begegnungen ausverkauft und die Superstars Abby Wambach und Hope Solo wollte man auf einmal live im Stadion sehen.

Das sah gut aus. Aber unter der Oberfläche gärte es und diese Woche bricht der Streit offen aus.

Eigentlich wäre der für amerikanische Verhältnisse schon fast traditionsreiche Verein Washington Freedom (hier wurden die deutschen Steffi Jones und Jennifer Meier 2003 amerikanische Meisterinnen in der WUSA) im letzten Jahr auch in Konkurs gegangen.

Dann kam ein Investor. magicJack ist ein kleines Gerät mit USB-Anschluss, dass man an seinen Computer anschliessen kann. Damit kann man dann im „Voice over IP!-Verfahren in den USA telefonieren. Erfinder und Besitzer des Unternehmens ist Dan Borislow, ein 49-Jähriger Erfinder, Pferdezüchter und mittlerweile eben auch Eigentümer oder Investor eines Frauenfussballfranchiseunternehmens der WPS. Seine Tochter Kylie spielt Fussball und sicherlich auch deshalb stieg er ein, als Washington Freedom die Puste und das Geld ausging und der Club der sich zunächst magicJack’s Washington Freedom nannte, hiess dann nur noch magicJack und die Heimspiele werden längst nicht mehr in Washington, D.C. ausgetragen, das ganze Team zog um nach Boca Raton (Florida), das ist für Dan Borislow dann auch nicht mehr so weit zu den Heimspielen.

Aber die noch junge Geschichte des „Franchises“ magicJack in der WPS ist mit viel Ärger zwischen dem Eigentümer und der Liga beladen. Bereits Mitte Mai gab es eine deutliche Stellungnahme der Liga: magicJack hatte seine ersten drei Heimspiele ausgetragen, ohne einige wesentliche Grundbedingungen, auf die sich alle Franchises vertraglich verpflichtet hatten, zu erfüllen:

  • Ligasponsorenschilder wurden nicht aufgestellt
  • es gab keine Videos von den Spielen
  • Medien hatten keinen Zugang zu den Spielerinnen nach den Matches

Anne-Marie Eileraas, Generalsekretärin der WPS, erklärte: „Als Mr Borisow Anteile an Washington Freedom erwarb, hat er eine Organisation erworben, die Verpflichtungen gegenüber der Liga und ihren Besitzern hat. Die WPS hat dem Team eine Frist gegeben, Optionen und auch Hilfe angeboten, um sicherzustellen, dass die Standards der Liga erfüllt werden. Zu unserer grossen Enttäuschung ist es dem Team nicht gelungen, diese Standards zu erfüllen und statt mit den Partnern daran zu arbeiten, diese Grundvoraussetzungen zu erfüllen, hat es Mr Borisow vorgezogen, öffentliche Äusserungen zu machen, die einen fehlenden Respekt der Wahrheit gegenüber dokumentieren und die den Interessen der Liga schaden.“

Das war schon harter Tobak. Aber Mitte Juni wurde es noch unangenehmer. Da begann nämlich die Direktion der WPS Schritte zu unternehmen, um das Franchise von magicJack mit dem Ende der Saison 2011 abzuschliessen. Borisow hat beschlossen, gegen die WPS vor Gericht zu ziehen. Eine Schlammschlacht hat begonnen, unmittelbar nachdem der Frauenfussball in den USA endlich wieder einmal grössere Aufmerksamkeit bekommen hat.

Dan Borisow ist nicht nur der Besitzer der Mannschaft, er ist auch ihr Trainer. In einer E-Mail von Jennifer Hitchon von der Gewerkschaft der Spielerinnen an die WPS-Chefin Eileraas ist die Rede von Mobbing durch den Trainer, von Drohungen gegen die Spielerinnen und vielem mehr. Seinen Spielerinnen hat er per Mail verboten, Internetdienste wie Twitter aktiv zu verwenden, was ebenfalls gegen die Statuten verstösst. Im Übrigen fehle dem Millionär auch die notwendige Trainerlizenz und die Gewerkschaft fordert die WPS auf, Borislow das Coachen des Teams aufgrund zahlreicher Verstösse gegen Regeln der WPS, aber auch der FIFA zu untersagen. Den kompletten Brief der Gewerkschaft gibt es hier.

Informationen zufolge ist Superstar Hope Solo nach der WM nicht mehr nach Boca Raton zurückgekehrt, der Club hat inzwischen die Kanadierin Karine LeBlanc verpflichtet. Solo laboriert an einer Schulterverletzung, die scheinbar in Florida nicht behandelt werden kann.