Halbzeit (6): Linköpings FC

Louise Fors – einst Schwedens talentiertester Linksfuß – im Augenblick ein Stück weg von der Nationalmannschaft

Als Linköping am zweiten Spieltag Tyresö durch einen Treffer von Emma Lundh besiegte, glaubten viele Experten, dass ihre Prognose aufgehen würde. Dass Linköping nach zwei mittelmäßigen Jahren wieder anknüpfen können würde an die Erfolge des Jahres 2009, als man Meisterschaft und Pokal holte und man Umeå IK von der Spitze ablöste.

Gleich drei Personen mit Trainerlizenz arbeiten um die Mannschaft herum: Trainer Jörgen Pettersson war zum Sportdirektor ernannt worden und auf der Bank, da saßen nun der ehemalige Göteborger Assistenztrainer Christian Andersson und die Amerikanerin Denise Reddy. Reddy kam von den Chicago Red Stars, hatte aber mehrere Jahre in Schweden gespielt und spricht fließend Schwedisch.

Auf Spielerseite hatte lediglich Tyresö vergleichbar mit Linköping aufgerüstet: Manon Melis, Emma Lundh, Lisa DeVanna, Nilla Fischer, Matilda Agné waren gekommen. In der Vorsaison erst einmal ein Schock: Stürmerin Linda Sällström zog sich beim Länderspiel ihres finnischen Teams gegen die Slowakei einen Kreuzbandriss zu. „Das hat uns aus dem Gleichgewicht gebracht. Bevor Linda ausfiel, waren die Rollen alle irgendwie verteilt, danach verbreitete sich Unsicherheit,“ sagte mir eine Spielerin.

Unsicherheit, die sich auch in Ergebnissen niederschlug. Unentschieden gegen Umeå und AIK und eine Klatsche bei Sensationsaufsteiger Vittsjö. Es kam noch schlimmer: Im Heimspiel gegen KIF Örebro am 10. Mai verletzte sich Kapitänin und Abwehrbollwerk Charlotte Rohlin. Nach sechs Minuten musste sie vom Feld – Diagnose: Kreuzbandriss. Saison und Olympia waren gelaufen, die 31-Jährige vergoss bittere Tränen.

Linköping dümpelte in der Tabelle langsam tiefer und erreichte seinen Tiefpunkt Ende Mai, als man beim heutigen Tabellennachbarn Göteborg noch dazu in einem live auf TV4 Sport übertragenen Match mit 6:0 abgefertigt und gedemütigt wurde. Endlich gab es Konsequenzen. Der Vorstand mit dem starken Mann Anders Mäki sah die Ursachen in der Trainerkonstellation. Christian Andersson wurde auf die Tribüne verbannt, Denise Reddy verschwand völlig und Jörgen Pettersson machte sich wieder auf der Bank breit. Er krempelte nicht viel um, aber er beorderte Nilla Fischer vom Mittelfeld in die Innenverteidigung. Das ehemalige Prunkstück des Clubs, die Innenverteidigung war nach Rohlins Ausscheiden nicht mehr wiederzuerkennen gewesen, was nicht zuletzt die sechs Gegentore von Göteborg bloßgelegt hatten. Fischer wollte eigentlich offensiver Fußball spielen als in Malmö und war deswegen nach Linköping gekommen, fügte sich aber der Situation entsprechend. Was Erfolg hatte. Nach zwei Pettersson-Spielen auf der Bank standen 15:1 Tore und sechs Punkte auf der Habenseite. Auf das 11:0 gegen Djurgården gehen wir später noch ein, wenn Djurgården hier an der Reihe ist.

Und dann ist Sommerpause. Linköping hat sich gefangen, Zumindest Melis und Emma Lundh treffen das Tor, während Lisa DeVanna sich noch etwas in Zurückhaltung übt. Und dann geht Jörgen Pettersson. Man wolle ihm keine Steine in den Weg legen und nun sei eine tolle Möglichkeit aufgetaucht und da könne der Verein doch nicht… – man kennt das Blahblah von solchen Presserklärungen. Fakt ist, dass Jörgen Pettersson nun den abstiegsbedrohten Männerzweitligisten IFK Värnamo in seiner Heimatstadt übernimmt und dass der schon geschasste Christian Andersson wieder das Ruder übernimmt.

Insofern darf man sehr gespannt sein, ob Linköping jetzt den Auifwärtstrend beibehält oder wieder in die unsicheren Gewässer steuert, die dem Meisterschaftsmitanwärter (vor der Saison) eine mögliche CL-Teilnahme im nächsten Jahr schon verhagelt haben. Im August kommt mit der Dänin Pernille Harder noch eines der größten Talente im europäischen Fußball nach Östergötland. Ein Signal für die in der Reha gut vorankommende Linda Sällström und deren Verbleib 2013? Wie auch immer, die Konkurrenz offensiv wird sehr groß sein. Am 26.08. kommt Malmö nach Linköping, spätestens dann werden wir sehen.

Jörgen Pettersson verlässt Linköping

Linköpings FC teilt auf seiner Webseite mit, dass sein Manager und Cheftrainer Jörgen Pettersson den Verein mit sofortiger Wirkung verlassen wird. Er hat ihn eigentlich schon verlassen, denn offenbar ist das erste Training mit Petterssons neuem Verein IFK Värnamo in der zweiten Liga der Männer schon absolviert.

„Für Jörgen tauchte eine neue Möglichkeit abseits des Frauenfußballs auf und weil sein Vertrag weniger als ein halbes Jahr weitergelauifen wäre, hat sich der Klub entschlossen, seinem Wunsch zu entsprechen,“ so Klubdirektor Anders Mäki.

Ab sofort ist damit wieder Christian Andersson zuständig, den man aufgrund des schlechten Saisonstarts vor wenigen Wochen ins zweite Glied zurückbeordert hatte. Andersson wird das Training ab dem 23.07. leiten. In seiner Stellungnahme sagte Mäki auch, dass man bald schon einen neuen Aisstenztrainer präsentieren werde.

Jörgen Petterson neuer (und alter) Cheftrainer in Linköping

Gestern habe ich Jörgen Pettersson noch bei Tyresös Spiel gegen Djurgården gesehen und natürlich mutmaßten wir, dass er vielleicht das Amt des bei Tyresö unter mysteriösen Umständen zurückgetretenen Stefan Fredriksson übernehmen könnte.

Aber heute meldet die Zeitung Östgöta Correspondenten, dass Pettersson schon heute das Amt des Cheftrainers übernommen hat. Petterson war Trainer in Linköping bis Ende letzter Saison und arbeitete seit Januar lediglich als Sportchef. Nun rückt der bisherige neue Cheftrainer Christian Andersson ins zweite Glied. Für die bislang ebenfalls als Trainerin arbeitende Amerikanerin Denise Reddy ist wohl kein Platz mehr bei dem Club, der als Meisterschaftsfavorit in die Saison gegangen war und trotz starken Kaders nur vier Punkte vor den Abstiegsrängen stand, bis man jetzt also die Notbremse zog.

Weder Reddy noch Andersson waren beim heutigen 4:1-Sieg gegen Piteå im Stadion, berichtet die Zeitung weiter. „Wir sind uns aber einig mit Christian, dass er an der Seite Jörgens weiterarbeiten wird,“ sagte der starke Mann des Vereins, der Vorsitzende Anders Mäki. „Dagegen haben wir aber noch keine Übereinkunft mit Denise erzielt, wir hoffen aber, dass wir sie mit einer anderen Rolle im Verein halten können,“ so Mäki weiter.

Jörgen Pettersson zu der neuen Lage: „Wir haben nicht das aus dem Team bekommen, was wir uns vorgestellt haben, aber ob das an der Organisation lag oder an den vielen Verletzungen und den Spielerinnen, das werden wir analysieren. Aber jetzt machen wir erst einmal in der neuen Form weiter.“

Linköping tief in der Krise

Als Meisterschaftsfavorit in die Saison gegangen, liegt Linköping nach einer desolaten Leistung am Dienstagabend lediglich auf dem neunten Platz.

Man verlor die Hängepartie gegen Pokalsieger und Vizemeister Kopparberg/Göteborgs FC mit sage und schreibe 0:6.

Petra Larsson, Mittelfeldspielerin von Linköping, brachte es nach dem Spiel auf den Punkt. „Wir standen einfach nicht als Team auf dem Platz.“ Christen Press, die pfeilschnelle Amerikanerin, schoss drei Tore und liess die sonst so sichere Abwehr von Linköping ein ums andere Mal aussehen wie eine Jugendauswahl. Die drei weiteren Treffer erzielten Lisa Ek, Linnéa Liljegärd und Sara Lindén. 

In Linköping sollte man möglichst bald darüber nachdenken, ob das Trainergespann Christian Andersson und Denise Reddy in der Lage ist, aus diesem Haufen Individualisten eine Mannschaft zu machen. Sportchef Jörgen Pettersson wird nun auch im dritten Jahr in Linköping erfolglos bleiben, nachdem er zuvor schon jahrelang in Malmö den Titeln nur hinterhergehechelt war. Die Leistung des Teams am Dienstagabend war völlig indiskutabel.

Vittsjö stürmt Tabellenspitze

Nilla Fischer hatte sich ihre Rückkehr nach Vittsjö sicher anders vorgestellt. Vor zwölf Jahren hatte sie da zuletzt gespielt, heute kehrte sie mit dem zugegeben schlecht gestarteten Meisterschaftsanwärter Linköping  zurück in das 1600-Seelendorf. Wegen ihr hatte man gar einen Topspielzuschlag erhoben – 40 Kronen mehr für Erwachsene und 40 Kronen für Kinder, die in sieben anderen Heimspielen der Saison freien Eintritt haben.

Vittsjö hatte nach der Auftaktniederlage gegen Umeå nacheinander AIK, Göteborg und Piteå geschlagen und vieles sprach heute dafür, dass sich das teure Linköping zusammenreissen würde. Aber Charlotte Rohlins Gehirnerschütterung und die Ladehemmung bei den Topstürmerinnen waren auch nicht von der Hand zu weisen.

Vittsjö spielt auf einer Woge des Erfolgs und wie Sofie Andersson heute sagte: „Wir haben ein wenig Glück gehabt, das wir so gut gestartet sind, denn die noch unerfahrenen Spielerinnen sind gar nicht zum Nachdenken gekommen, sie gehen raus und machen ihr Spiel und jetzt mit immer mehr Selbstvertrauen.“

Sofie hat auch im zwanzigsten Ligaspiel hintereinander getroffen. In der 77. Minute leitete sie den, darf man noch sensationell sagen?, 3:0 Sieg gegen Linköping ein. Den Gegner ergriff nach Anderssons sechstem Saisontreffer endgültig die Panik eines völlig verkorksten Saisonstarts. Das Trainerduo Christian Andersson und Denise Reddy brachte die offenbar angeschlagene Manon Melis für Lisa DeVanna rein und Vittsjö konterte Linköping eiskalt aus. Zweimal kam Danesha Adams zum Zug und auf einmal hieß es 3:0 für den Fußballzwerg, den alle als Absteiger gesehen haben und der nun bereits 11 Punkte Vorsprung auf die beiden Abstiegsplätze hat.

Die Schussstatistik ging mit 12:5 an Vittsjö, die Ecken mit 7:3. Schon gegen Göteborg hatte Vittsjö diese Statistiken dominiert, die einen gewissen Eindruck geben.

„Man muss froh sein, so lange es dauert. Das Märchen geht weiter,“ strahlte Mannschaftskapitänin Sofie Andersson.

Umeå IK – Vittsjö GIK= (3:1) 4:1, AIK – Piteå= (0:1) 0:3, Kristianstad – Linköping= (0:0) 1:1,

Keine Probleme hatte Umeå IK mit Aufsteiger Vittsjö. Nach neun Minuten verwandelte die finnische Nationalspielerin Tuija Hyyrynen einen Freistroß direkt und Hyyrynen war es auch, die zum 2:0 durch Emmelie Konradsson ebenfalls mit einem Freistoß auflegte. Da war eine halbe Stunde gespielt. Vittsjö stand relativ hoch und bereitete Umeå damit durchaus Probleme. Vorne hatte man aber nur die Torschützenkönigin der zweiten Liga Süd Sofie Andersson, denn Neuzugang Danesha Adams hatte noch keine Arbeitserlaubnis und durfte demzufolge nicht spielen auf dem Gammliavallen, pardon in der T3-Arena.

Linda Molin erzielte das 3:0 und noch vor der Halbzeit gelang dann Sofia Andersson der erste Treffer von Vittsjö in der Damallsvenskan. Die 16-Jährige Lina Hurtig kam rein und schoss das 4:1 für Umeå in einer flotten Begegnung.

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Während Marta & Co. in Tyresö ihr Debut gaben, waren nur etwas mehr als 300 Zuschauer ins 30 km entfernte Solna gekommen, um sich die Heimpremiere von Aufsteiger AIK anzuschauen, den viele als Absteiger Nummer 1 sehen. Die aus Tyresö gekommene Mannschaftskapitänin Sofie Persson markierte in der siebten Minute den ersten Treffer der Damallsvenskan 2012. Ein Eigentor nach Flanke von Jennifer Nobis und in der Nachspielzeit die aus Umeå gekommene Hanna Pettersson sorgten für einen glatten 3:0-Sieg von Piteå, den Beobachter allerdings als leicht schmeichelhaft schilderten, zumindest zu hoch, da AIK doch eine gute Leistung gezeigt habe. Dennoch zeigt das Ergebnis, dass es sehr schwer werden wird, die Klasse zu erhalten.

Am zweiten Spieltag treffen beide Aufsteiger in Vittsjö aufeinander.

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Das einzige Spiel, in dem es keinen klaren Sieger gab, sondern ein Unentschieden hätte beinahe einen Sieger gehabt. Wenn nicht Manon Melis in der 91. Minute für den Ausgleich für Meisterschaftsmitfavorit Linköping gesorgt hätte. Kristianstads Trainerin Elisabet Gunnarsdottir dürfte sich sehr geärgert haben. Elin Nilsen hatte die Gastgeber vor 800 Zuschauern in Führung gebracht. Lob an Linköping, das Trainerreaktionen auf seiner Homepage hat.

LFC-Trainer Christian Andersson: „Mit dem Spiel als solchem sind wir nicht zufrieden. Kristianstad spielte auf eine Weise, die uns sehr gestört hat und uns ist es nicht gelungen, uns aus dieser Spielweise zu befreien. Die haben viele Leute nach vorne gebracht und wir haben keine Ordnung in unsere Offensive bekommen. Teilweise war der Abstand zwischen den Mannschaftsteilen zu groß, aber es war schön den Ausgleich zu bekommen, das ist wichtig für die Moral des Teams.“

Linköping holt den Pokal

Louise Fors (Foto: Linköpings FC)

Linköpings FC hat den Växjö Cup 2013 gewonnen. Das Turnier weist in seinem Titel darauf hin, dass Växjö 2013 einer der Austragungsorte der Euro 2013 sein wird. Im Finale siegte der in den letzten Wochen durch mehrere Personalverstärkungen zum Mitfavoriten auf die Meisterschaft aufgestiegene Verein gegen Vizemeister und Pokalsieger  Kopparberg/Göteborgs FC souverän mit 2:0.

Linda Sällström brachte Linköping mit einem sehenswerten Schuss in den Winkel des von Kristin Hammarström gehüteten Tores in Front und Linksfüßlerin Louise „Lollo“ Fors legte mit einem Freistoß noch in der ersten Halbzeit nach. Die 22-Jährige wurde auch zur besten Spielerin des Matches ernannt. Auf der Homepage des Vereins gibt Jörgen Pettersson den Trainerkommentar stellvertretend für seine beiden Kollegen Christian Andersson und Denise Reddy ab: „Wir haben gestern eine tolle Moral bewiesen, hart gearbeitet, aber nicht gut gespielt. Ich fand es toll, dass wir wieder ins Spiel zurückgefunden haben. Heute haben wir sehr gut gespielt, vor allem in der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel nach Hause geholt und denen nicht mehr viele Chancen gegeben.“

Dritter in Växjö wurde Tyresö FF, das dem Gastgeber Östers beim 9:0 nie eine Chance ließ. Hier wurde die Spanierin Vero Boquete, die einen Treffer erzielte, zur Spielerin des Tages gekürt. Dreimal traf Emilia Appelquist, Caroline Seger erzielte zwei Treffer, Kirsten van de Ven, Pauline Hammarlund und Line Röddik Hansen erzielten die übrigen Tore.