Nur noch ein Wunder

Carmelina Moscato - erstes Spiel, erstes Tor

Nur noch ein Wunder kann die „Unabsteigbaren“ von Hammarby IF DFF retten. Vor 2100 Zuschauern in der LF Arena in Piteå verlor Hammarby zum neunten Mal in dieser Saison. Beide Tore erzielten die kanadischen Neuerwerbungen Piteås Carmelina Moscato und Melissa Tancredi.

Es war von Piteås Seite zum Spiel des Jahres hochstilisiert worden. Und diesen Charakter hatte es auch. Denn Piteå war Zehnter mit acht Punkten und Hammarby Elfter unterhalb der gestrichelten Linie mit vier Punkten. Ein Sieg der Stockholmer Gäste hätte noch mal imminente Gefahr und Hoffnung bedeutet – ein Sieg Piteås in diesem Sechspunkte-Spiel gab die Möglichkeit auf beruhigende sieben Punkte davonzuziehen.

Piteå verstärkt durch seine kanadischen Neuerwerbungen, Hammarby gestärkt durch die Amerikanerin Katie Kelly, die jedoch alles andere als eine Goalgetterin ist. Die Heimmannschaft machte Dampf in den ersten 45 Minuten, kam aber erst in der 50. Minute durch Moscato zum ersten Torerfolg. Hammarby erwachte kurz, die tapfere Leena Puranen konnte nach Flanke von Anna Lindblom den Ausgleich köpfen, aber zehn Minuten vor Schluss wurde wohl der Abstieg besiegelt. Melissa „the tank“ Tancredi brachte Piteå abermals in Führung und schickte Hammarby in eine relativ aussichtlose Situation.

In vier eminent wichtigen Spielen gegen die beiden über der gestrichelten Linie liegenden Clubs holte Hammarby ein Pünktlein beim 0:0 bei Jitex. Die anderen Spiele gingen allesamt verloren.

Nun warten sich langsam steigernde Aufgaben. Sieben Punkte wollen aufgeholt werden. Wir haben hier schon erwähnt, dass Präsidentin Annica Vicander Ende der letzten Zittersaison, als man es irgendwie doch noch schaffte, sagte, dass dies nicht noch einmal passieren sollte, dass man so lange zittern müsse. Nun könnte man ironisch anmerken, dass es zum Zittern gar keinen Anlass mehr geben wird, da man ohnehin keine Chance mehr hat.

Ärgerlich, dass das Team mit seinem tüchtigen Spielerstamm, seiner überragenden Torhüterin Minna Meriluoto, aber auch deren Landsfrau Leena Puranen (immerhin Schützin von 75% aller Hammarby-Tore) von der Vereinsführung allein gelassen wurde. Denn ohne klare Verstärkung war und ist das Unternehmen Klassenerhalt von Anfang an auf verlorenem Posten.

Bitter, denn der Aufstieg 2013 dürfte alles andere als leicht werden, denn in der Norrettan, in die es Hammarby wohl verschlagen wird, wenn kein Wunder geschieht, werden sich zwei aus dem sehr starken Trio AIK, Sundsvall und Sunnanå befinden und nur ein Team steigt auf.

 

Hattrick für Annica Sjölund – Hammarby verliert 1:3 gegen Jitex

Annica Sjölund

Als Trainer muss man immer das Positive formulieren, selbst nach einer Niederlage. Was nehmen wir mit in die weitere Arbeit, ins Training, ins nächste Spiel? Was aber soll einem nach wieder einer Heimniederlage in wieder einem Sechspunktespiel gegen direkte Konkurrenten noch Positives sagen? Vielleicht, dass Leena Puranen in der 92. Minute den ersten Treffer auf heimischem Platz seit sage und schreibe 294 Tagen durch einen sicher verwandelten Elfmeter erzielt hat.

Aber wenn der Gegner halt dreimal so viele Tore macht, dann wartet man weiter auf den ersten Sieg und liebe Leute, spätestens seit heute Nachmittag, 16.50 Uhr mittel- oder nordeuropäischer Sommerzeit ist es bitter ernst für Hammarby.

In den ersten 15 Minuten sah es so aus, als ob die Heimmannschaft von Jitex geradezu überrollt werden würde. Fünf Ecken und drei dicke Chancen und zweimal rettete Minna Meriluoto grandios. Dann glich sich das Spiel etwas mehr aus, es wurde viel im Mittelfeld gekämpft und es gab nur noch wenig Torchancen.

Die Åländerin Annica Sjölund sorgte zu Beginn der zweiten Hälfte schnell für die Entscheidung. Zwei Treffer in der 53. und 59. Minute und niemand konnte ernsthaft mehr glauben, dass Hammarby, das bislang in 990 Minuten zwei Treffer erzielt hatte es nun schaffen würde, in 31 Minuten zwei weitere zu erzielen.

Es gab eine Phase von fünf Minuten nach dem 0:2. Das erinnerte an Wut, an jetzt aber erst recht. Und auf einmal waren 2-3 sehr gute Chancen da und vorübergehend sah die Abwehr von Jitex, gesteuert von Neuzugang und Neukapitänin Petronella Ekroth, aus wie ein Hühnerhaufen. Lina Larsson machte ein Abseitstor, hatte noch eine Chance, danach fiel das Spiel wider in den alten Trott zurück. Mit wenig Torchancen, vielen Zweikämpfen, wobei Jitex die wichtigeren für sich entschied.

Und dann doch noch das Tor. Dass es ein völlig unnötiges Foul an Linda Cedrell geben musste, damit Hammarby endlich mal zu Hause wieder ein Tor schiesst und dass dieses Tor dann bestenfalls Kosmetik sein würde, das ist typisch für diesen Verein 2011. Niemand wollte den Elfer so richtig schiessen, schien es, doch dann nahm sich Leena Puranen den Ball und verwandelte äusserst sicher gegen Jitex neue Torfrau Jenny Olsson (die frühere Nummer 1 war Hals über Kopf in den Ferien nach Island entschwunden).

Aber direkt im Gegenzug vollendete dann Annica Sjölund ihren Hattrick gegen die Zweierkette (!), da Hammarby nun alles aufgemacht hatte, fiel das 3:1 sehr leicht.

Es fällt mir sehr schwer zu glauben, dass die Neuzugänge Katie Kelly und Kaylyn Kyle das Blatt noch einmal wenden können sollen. Schlägt Piteå morgen Djurgården in Stockholm, dann zieht es zappenduster aus. Nach dem 2:0 gegen Kristianstad am 16. Oktober 2010 hatte Vereinsvorsitzende Annica Vicander versprochen, dass die Fans in der neuen Saison nicht noch einmal würden zittern müssen. 294 Tage später sieht es mit drei erzielten und 21 kassierten Toren eher schlimmer aus. Man hat zwar seit 294 Tagen wieder daheim getroffen, wartet aber seit 294 Tagen auf einen Sieg in der Damallsvenskan.

Heute fehlten nicht nur die Langzeitverletzten Mami Yamaguchi und Jessy Sharro, von den neunzehn Spielerinnen aus dem aktuellen Kader waren auch Tempest-Marie Norlin und Helen Nottebrock nicht einsatzfähig. Immerhin konnte Magdalena Ericsson wieder kurz spielen. Was soll man Positives mitnehmen? Kelly Eagan machte heute ihr vielleicht bestes Spiel für ihren Verein. Und Minna Meriluoto kann wie immer mitnehmen, dass sie wieder einmal noch Schlimmeres verhindert hat.

Jitex Trainer Hans Prytz nach dem Spiel: „In der ersten halben Stunde waren wir total überlegen und die hatten Glück, dass die Keeperin mehrfach gerettet hat. Am Ende erleichternd für uns, dass wir es geschafft haben, wir haben in der letzten Zeit hart gearbeitet, aber keinen Erfolg gehabt.“